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Erziehung, die fruchtet

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28.11.2006
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Erziehung, die fruchtet

Seit 14 Jahren bin ich Erziehungsberechtigter eines Sohnes, der mir alles andere als Freude bereitet. Ich kann es mir nicht erklären, wieso und weshalb uns der Lümmel missraten ist, aber ich vermute mal, meine Frau ist schuld. Statt dem Jungen eine vernünftige Erziehung zu gewähren, ist sie durchgängig damit beschäftigt, sich selbst zu verwirklichen. Ihre ganze Liebe und Zuneigung gilt unseren drei Zwergpudeln, die sie den lieben langen Tag verhätschelt und für „Deutschland sucht den Superhund“ präpariert. Dass ich dabei zu kurz komme, ist nicht weiter tragisch, da ich mir meine Streicheleinheiten anderweitig suche, doch unser Oskarchen kommt damit offensichtlich nicht klar. Dabei haben wir ihm alles in den Hintern geblasen, was ein Kind zum Gedeihen benötigt. Von der Flimmerkiste bis zum Laptop, vom i-pod bis zum Mountainbike, kein Wunsch bleibt unerfüllt. Er trägt Markenklamotten und sein Taschengeld entspricht dem Einkommen eines Hartz-IV-Empfängers.
Doch was macht der Knabe? Statt sich ordentlich zu benehmen, schwänzt er die Schule, beschimpft seine Lehrerin als Hure und verkauft Haschisch an seine Klassenkameraden. In der Nachbarschaft ist er als Anstifter von Gewalttaten verschrien, vor dem sich nicht nur die anderen Kinder fürchten, sondern auch die Erwachsenen. Die Dame vom Jugendamt meint, bei dem Jungen sei Hopfen und Malz verloren.
Das wollte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen. Die Gewissheit, dass seine Mutter schon länger, wenn nicht sogar von Anfang an, mit der Erziehung überfordert ist, zwang mich zum Handeln. Wer nicht hören will, der muss eben fühlen, und eine Lektion war längst überfällig.
Aber wie macht man aus einem verwahrlosten Analphabeten einen geraden, halbgebildeten Menschen, der der Gesellschaft nützlich ist?
Ins Internat stecken? Zu spät. Zum Barras zwingen? Zu früh.
Ich muss zugeben, Oskar ist für sein Alter in Teilbereichen des alltäglichen Lebens durchaus fit und gewissenlos wie ein Alter, und seine frühreife Neigung zu Lug und Trug ist erschreckend stark ausgeprägt. Sein Lieblingswort ist „scheißegal“, und das ist die Schwachstelle, an der man ihn packen kann.

Mein Plan war im Grunde leicht illegal und mehr als unfair, aber was macht man nicht alles, um seinem Kind eine ordentliche Zukunft zu geben. Die Vorbereitungen liefen dann auch recht schnell an, und nach wenigen Tagen waren alle Maßnahmen getroffen, um den Jungen ein für allemal vom falschen Weg abzubringen.
Es war an einem Montag, Oskar schwänzte mal wieder die Schule, als das eintrat, das sein Leben zum Wohle aller veränderte. Dass die Polizei gleich ein Sondereinsatzkommando schickte, um den Knaben abzuholen, war zwar ein wenig übertrieben, aber effektvoll. Die SEK-Beamten waren nicht gerade zimperlich, als sie unser Oskarchen aus dem Bett zerrten und in Handschellen legten. Aber alles Heulen und Geschreie half nicht, hilflos musste er mitansehen, wie die Polizisten sein Zimmer auf den Kopf stellten und das ans Tageslicht förderten, weshalb sie gekommen waren. Das, was sie nach und nach auf dem Teppich ausbreiteten, hätte jeden erwachsenen Bürger für Jahrzehnte ins Zuchthaus mit anschließender Sicherheitsverwahrung gebracht. Nur so viel: Neben einem Sortiment harter und weicher Drogen, das mir ein befreundeter Zöllner von der holländischen Grenze mitgebracht hat, wurde eine nicht unerhebliche Menge verschreibungspflichtiger Medikamente gefunden. Zudem habe ich eine scharfe Schusswaffe, diverse Hieb-und Stichwaffen, eine Hakenkreuzfahne, 10.000 Flugblätter, in denen zu Amokläufen in Schulen aufgerufen wird, und etliche Raubkopien illegaler Computerspiele platziert. Um die Sache wasserdicht zu machen, zog man noch einen Rollkoffer unter dem Bett hervor, in dem sich eine gefüllte Propangasflasche und eine deutsche Ausgabe des Koran befand.
Ja, und das war’s dann. Unser Oskarchen wurde abgeführt, ein paar Monate den Amerikanern überlassen, und schließlich in die Justizvollzugsanstalt gesteckt, wo er bis zum 21. Lebensjahr eine satte Jugendstrafe absitzen wird. Und das ist auch gut so, denn dort hat der Junge eine Zukunft. Wie es aussieht, wird er einen Schulabschluss machen, eine Lehrstelle antreten und mit Bodybuilding seinen Körper stählen. Dass mein Sohn andere Insassen sexuell missbraucht und auch schon mal zu Tode quält, stört mich weniger und zeigt, dass er sich durchzusetzen versteht und soziale Kompetenz entwickelt.

 

Hallo Zensora,

die Idee im Prinzip hat mir ganz gut gefallen, aber ich denke, es hätte noch eine pointiertere Umsetzung sein dürfen. Ich hätte es z.B., grad, wenn ich das Ende deiner Story betrachte, gut gefunden, wenn du dich auf das Wesentliche konzentriert hättest und das wäre gewesen, dass dieser Vater nur darauf achtet, dass sein Sohn den Schulabschluss macht. Wie ist ihm egal. Dementsprechend sollte er sich auch nur darüber aufregen, dass sein Sohn dealt, weil ihn diese Tätigkeit vom Schulabschluss abhält. Verstehste was ich meine?

Das müsste innerhalb der Geschichte deutlicher werden und den letzten Satz hätte ich dann als Knall so geschrieben:

"Dass Oskar andere Insassen sexuell missbraucht und auch schon mal zu Tode quält, stört mich weniger, denn er beweist, dass er sich durch zu setzen weiß und soziale Kompetenz entwickelt. Hauptsache er macht seinen Schulabschluss."


Was mich sehr gestört hat war der Anfang. Du schreibst und schreibst und die eigentliche Story beginnt erst sehr spät. Dabei willste doch im Grunde nur einleitend darauf hinweisen, dass ein verzogener Bengel vom Vater erzogen wird und, da Vater im Grunde seines Herzens nicht einen Deut besser ist, fällt der Apfel halt nicht weit vom Stamm. :D
Ich würde das alles schwerstens zusammen kürzen oder mich fragen, ob man nicht gleich mit der Story beginnen sollte und zur Not zum besseren Verständnis was dazu tut.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Zensora,

Montainbike
Mountainbike

ein paar Monate den Amerikanern überlasse
Wieso wird er den Amerikanern überlassen. Sagt man das so, oder steh ich gerade auf dem Schlauch.

satte Jugendstrafe abbrummen wird.
absitzen. Man kann zwar jemandem eine Strafe aufbrummen, aber nicht selbst eine abbrummen...

Auch mir gefällt die Idee und satirisch ist die Geschichte mMn auch. Es hätte schon noch ein wenig mehr sein können, doch ich fand sie auch so ganz nett.

Den Pointenvorschlag von Lakita fand ich auch gut, so hat die Geschichte einen schöne Knall am Ende.

lg neukerchemer

 

Liebe Lakita, lieber Neukerchemer,

herzlichen Dank für die hilfreiche Kritik.

Bis bald

Zensor(a)

 

Hallo und Willkommen!

Auch meiner Meinung nach eine nette Idee, die weiter ausgeführt werden müsste. Die Steigerung zum Ende hin ist schon recht gut, nur fehlt ein bisschen was, was dorthin führt.

Und Stilistisch gibt's nichts zu meckern.

@neukerchemer: Ich vermute mal, die Erwähnung der Amis hat folgenden Grund: Dinge arabischer Herkunft -> Terrorverdächtiger -> CIA-Verhör (im Sinne einer großen Terrorbekämpferfamilie)

wieder @Zensora: Da die Erwähnung der Amis in der Geschichte eigentlich ein bisschen unpassend ist, solltest du vielleicht ein wenig vorsichtiger mit der o.g. Assoziation sein.

Beste Grüße

Nothlia

 

Hallo Zensora

Die Geschichte hat mir echt gut gefallen. Eine echte Satire.

Sein Lieblingswort ist "scheißegal", und das ist die Schwachstelle, an der man ihn packen kann.
Wie uncool. Das geht eindeutg schlimmer. Also, streng dich an!

Cu J:cool:

 
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Erziehung, die fruchtet (überarbeitete Version)

auch die überarbeitete Version gehört ins erste Posting, es sei denn, die ursprüngliche bleibt dort stehen.

Lieben Gruß, sim

 
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Hallo Lakita,

könntest Du meine Gimpelei rückgängig machen?

Danke

Zensora

 

Ich fand die Geschichte etwas zu lasch, da kann man mehr draus machen. Übel aufgestoßen ist mir der letzte Satz:

"Dass mein Sohn andere Insassen sexuell missbraucht und auch schon mal zu Tode quält, stört mich weniger und zeigt, dass er sich durchzusetzen versteht und soziale Kompetenz entwickelt."

Das klingt für mich wie hingeklatscht und sieht mehr nach purer Effekthascherei aus, nach dem Motto Schreib ich zum Schluß noch was derbes, ist ja immerhin eine Satire.Nicht, das ich Gewalt als Stilmittel doof finde, bei mir poltert es ja auch mal ganz schön.

Fazit: Naja, geht so.

Schön' Gruß, Angrynowaka

P.S.: Was ist Barras?

@neukerchemer: So, jetzt habe ich auch mal wieder kritisert.

 

lakita schrieb:
...Was mich sehr gestört hat war der Anfang. Du schreibst und schreibst und die eigentliche Story beginnt erst sehr spät. ..

Hello zensora,

lakitas Kritik schliesse ich mich an, angesichts des Vorgeplänkels ist die dann kommende 'Geschichte' zu kurz.

Dies hat mir gut gefallen:

'...aber ich vermute mal, meine Frau ist schuld.':D

Vielleicht hättest Du die Selbstverwirklichung noch ein wenig ausführen können, vielleicht lernt sie gewaltfreies Töpfern?

Viele Grüsse vom gox

 

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