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Erwachen

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15.04.2022
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Erwachen

Es riecht nach Holz. Ich mag den Geruch von Holz. Ich finde ihn irgendwie beruhigend. Langsam fülle ich meine Lungen mit der wohlriechenden Luft. Das Geräusch, das dabei entsteht, ist das einzige in der vorherrschenden Stille. Mein Kopf fühlt sich seltsam an, doch das dumpfe Gefühl scheint aus weiter Ferne zu kommen. Es existiert nicht. Es gibt nur den gleichmäßigen Luftstrom durch meine Lungen und den Duft nach Holz. Die Luft, mit ihrem herrlichen Geruch. Die von dem gleichmäßigen Atem zerrissene und doch ungestörte Stille. Ein pochender Schmerz in meinem Hinterkopf. Nein. Nur die Luft. Der Geruch nach Holz scheint langsam nachzulassen, die Luft stickiger zu werden. Doch das ist nicht wichtig. Ich versuche mich zu entsinnen, was stattdessen wichtig ist. Meine Gedanken fließen zäh wie Honig. Ich möchte schneller zu denken, doch je mehr ich mich anstrenge desto eher scheinen die Gedanken mir zu entschlüpfen.

Wie in einem Stundenglas dringen die Erinnerungen Körnchen für Körnchen zu mir durch. Eine Feier. Es hat eine Feier gegeben. Vor meinem Auge flackern Bilder eines Blockhauses in Kopfschmerzen-bereitender Geschwindigkeit vorbei, als würden sie mit einem alten Videoprojektor an meine Netzhaut projiziert. Wieder ein dröhnender Schmerz in meinem Hinterkopf. Ich versuche die jüngsten Erinnerungen zu ordnen, doch es will mir nicht gelingen. Es ist, als versuchte ich ein vornüber geneigtes Bücherregal einzuräumen. Nach langem Überlegen kommt mir der Gedanke, dass ein hölzernes Blockhaus wohl den Duft erklären würde.

Verzweifelt versuche ich, mir als nächstes meiner näheren Umgebung bewusst zu werden. Dunkelheit. Wieso ist es dunkel? Es müsste nicht dunkel sein. Wenn ich meine Augen öffnete, dann könnte die Dunkelheit schwinden. Und was dann? Was ist so schlecht an der Dunkelheit? Ich kann nichts sehen. Stück für Stück erkämpfe ich mir die Gedanken, bis ich schließlich den Entschluss fasse, meine Augen zu öffnen. Ich kann spüren wie sich die Muskeln in meinem Gesicht straffen, wie sie sich zusammenziehen, in dem verzweifelten Versuch, die unendlich schweren Vorhänge von meinen Augen zu heben. Es kostet mich immense Kraft, und ich brauche einen Moment, um zu realisieren, dass meine Lider inzwischen schon geöffnet sind. Doch wie kann das sein? Nichts hat sich verändert. Ich blicke in die Finsternis und blinzle. Meine Augen drohen wieder zu zufallen, doch ich kämpfe dagegen an. Schließlich übermannt mich doch die Erschöpfung und meine Augen klappen wieder zu. Langsam atme ich aus. Was macht es schon, dass meine Augen wieder geschlossen sind? Ich kann ja ohnehin nichts sehen.Ich merke, wie mir das Atmen langsam schwerer fällt. Doch was könnte ich schon dagegen tun?Ich wandle eine Weile durch meine bescheidene Gedankenwelt wie durch Nebel, der zu dicht ist um ihn zu durchblicken. Von unendlich weit weg dringt schließlich ein Gefühl zu mir. Erinnerungen folgen. Erinnerungen, dieses Gefühl schon einmal erlebt zu haben. Ich brauche eine kurze Ewigkeit, bis ich feststelle, dass ich soeben meinen Zeh bewegt habe. Sobald mir dieser Gedanke gekommen ist, erscheint es mir lächerlich, dass ich darauf nicht schon früher gekommen bin. Nachdem ich das nun einmal begriffen habe, brechen die Erinnerungen nur so über mich herein. Ich kenne Zehen, Füße, Beine. Ich kenne Arme, Hände, Finger. Ich versuche einiges davon zu bewegen, doch mein Körper will mir noch immer nicht recht gehorchen. Mit den Erinnerungen an meinen Körper, kehren auch die Schmerzen zurück. Ein dumpfes Pochen in meinem Hinterkopf. Es kommt mir bekannt vor, ich vermag jedoch nicht zu sagen woher. Außerdem noch ein unangenehmes Ziehen im Rücken. Die Euphorie, die Kontrolle über all die möglichen und unmöglichen Teile meines Körpers wiedererlangt zu haben, wird getrübt. Warum habe ich mich nicht mit dem wohligen Duft nach Holz zufriedengeben können? Ich verharre eine Weile in der Hoffnung, die unangenehmen Gefühle mögen noch nachlassen. Doch ich warte vergebens.

Erneut beginne ich, meine Zehen zu bewegen. Es fühlt sich großartig an, so viel Macht zu haben, doch in mir drängt sich das Gefühl auf, irgendetwas zu übersehen. Ich stelle fest, dass der Nebel aus meinem Kopf noch nicht gänzlich verschwunden zu sein scheint. Nach einer Weile gehorchen mir meine Zehen immer besser, und auch die Fußgelenke ziehe ich probehalber an. Gleich darauf beginnt der gleichmäßige Klang meines Atmens sich zu beschleunigen, und ich kann spüren, wie mir die Kontrolle über meine Gedanken entgleitet und ich in die Dunkelheit abzudriften drohe. Verzweifelt kämpfe ich dagegen an, öffne meine Augen und versuche den unangenehmen Schmerz im Hinterkopf weitestgehend zu ignorieren, der mit neuerlicher Intensität meinen Schädel schier zu sprängen droht.

Eine Weile lang starre ich in die Schwärze, ehe ich meine Lider wieder sinken lasse. Langsam hebe ich meinen Unterarm. Mein Atem beschleunigt sich nicht merklich, ich werde wahrlich immer besser. Als meine Hand gegen etwas hartes stößt erschrecke ich so heftig, dass sie ziellos herab fällt und erneut auf etwas hartes aufschlägt. Der Schmerz durchzuckt mich plötzlich, ich kann eine Schweißperle spüren, die mich lieblich an der Wange zu kitzeln scheint. Ich beginne mühsam meine Augen zu öffnen, kann jedoch genau so wenig erkennen wie zuvor und lasse sie deshalb wieder zu klappen. Das Pochen in meinem Hinterkopf wird stärker und ich bin zunehmend verwirrt. Es kommt mir vor, als würde die Luft immer schlechter werden, doch das liegt vermutlich nur an der Anstrengung. Bei meinem nächsten Versuch, die Hand zu heben schaffe ich es, sie oben zu halten. Es fühlt sich hart an. Und rau. Langsam streiche ich mit der Hand hin und her, bemüht, die Kontur mit dem Finger so gut wie möglich zu erfassen. Als mir die Kraft ausgeht, lasse ich den Unterarm langsam sinken, um meine müden Muskeln zu entspannen. Langsam merke ich, wie sich eine Erinnerung anbahnt. Irgendein Gedanke, irgendeine Idee die mein Problem lösen oder wenigstens erklären würde. Irgendetwas mit dem Geruch. Ich kann ihn spüren, ich kann den Gedanken förmlich vor mir sehen, doch ich vermag nicht ihn zu ergreifen, obwohl es so einfach zu sein verspricht. Es ist frustrierend. Irgendetwas mit dem stickigen Geruch, der noch immer an Holz erinnert. Holz. Das ist es! Ich liege auf Holz! Ich weiß weder, woher die Erinnerung stammt, noch, wie sie mir weiterhelfen wird. Und dennoch fühlt es sich wie ein Erfolgserlebnis an. Erneut hebe ich die schmerzende Hand. Ich streiche über die Raue Oberfläche und spüre wie sich meine Gesichtsmuskulatur anspannt, um ein schwaches Lächeln anzudeuten, ob der Erkenntnis, tatsächlich über Holz zu streichen. Anstatt meine Hand nun auf dem direktesten Weg wieder sinken zu lassen, bewege ich sie nun zur Seite und taste um mich herum die Umgebung ab. Meine Schulter beginnt schon bald zu schmerzen und meine Lungen ringen nach Luft. Meine Atmung geht schnell und stoßweise, und ich kann das drängend scheinende Pochen in meiner Brust immer deutlicher spüren. Mit meiner anderen Hand taste ich nun ebenfalls an dem rauen Holz entlang in die Höhe. Die schnellere Atmung scheint mir Energie und Klarheit zu verleihen, und dennoch kann ich die Lungen nicht voll kriegen.

Noch eine Weile taste ich ziellos in der Dunkelheit umher, bevor ich glaube die Form erschlossen zu haben: Dicht neben mir gehen Wände zu beiden Seiten steil nach oben, wo einige Handbreit über mir waagerecht eine Beschränkung zu sein scheint. Ich überlege, kann mir jedoch keinen Reim auf die Form machen. Meine Lungen lechzen nach Luft, was ich in kurzen Abständen einsauge scheint nicht mehr zu genügen. Meine Handflächen werden feucht von Schweiß, und ohne den konkreten Grund dafür zu kennen, kann ich eine Angst in mir aufsteigen spüren. Langsam beginne ich zu begreifen wie das alles zusammen passt, doch der Nebel um meine Gedanken, der sich zuletzt gelichtet hat, scheint sich wieder zusammen zu brauen. Es macht mich verrückt. Es gibt ein Wort, das ich jetzt unbedingt brauche, ich weiß es. Ich bin mir nicht sicher was es ausdrückt, doch ich weiß das Wort verschafft mir Klarheit. Meine Lungen ziehen sich schmerzhaft zusammen, so als könnten sie keine Luft mehr bekommen. Ich kann meine Brust spüren, wie sie sich hebt und senkt, in dem verzweifelten Versuch, meine Lungen mit Luft zu füllen. Endlich blitzt das Wort aus einer weit entfernten Erinnerung auf. Sarg. Ich bin in einem Sarg. Das ist es. Und noch während ich begreife, was das bedeutet, werde ich unglaublich müde und ich merke wie meine Gedanken abdriften. Der letzte Gedanke, den ich fassen kann, ist Erleichterung, dass ich nicht länger im Nebel des Unverständnisses wandle und zugleich auch Bedauern, dass dies nun für immer mein letzter Gedanke gewesen sein wird.

 

Hallo Astraios,
ich bin noch ganz neu hier und habe mir eben deine Geschichte durchgelesen. Ich fand sie gut, sehr spannend geschrieben, sodass ich weitergelesen habe, weil ich wissen wollte wie es ausgeht. Ein paar Sachen will ich anmerken:

- Ich weiß nicht warum, aber ich hatte direkt am Anfang schon den Verdacht, dass da jemand lebendig begraben ist. Wahrscheinlich der Titel in Kombination mit dem Einstieg. Vielleicht willst du den Leser noch ein bisschen auf eine falsche Fährte locken? Dann hat das Ende noch mehr Kraft.
- Ich würde sparsamer mit so starken Worten wie "unendlich" umgehen. An einer Stelle im Text, kommt unendlich 2x hintereinander. Das nimmt dem Wort irgendwie die Stärke...
- Ich würde vielleicht noch etwas persönliches von der Person miteinfädeln, vielleicht eine letzte schöne Erinnerung? Das hinterlässt beim Leser dann ein besseres Gefühl. So war ich jetzt ein wenig unzufrieden, weil der letzte Gedanke der Person, der Sarg war...

Aber danke für die Geschichte :) Vielleicht liest du dir mal meine durch?

 

Ich weiß nicht warum, aber ich hatte direkt am Anfang schon den Verdacht, dass da jemand lebendig begraben ist. Wahrscheinlich der Titel in Kombination mit dem Einstieg. Vielleicht willst du den Leser noch ein bisschen auf eine falsche Fährte locken? Dann hat das Ende noch mehr Kraft.
Ja, mit dem Titel bin ich auch noch nicht 100% zufrieden, momentan mangelt es mir aber an alternativen Ideen. Für den Einstieg werde ich mir mal Gedanken machen...

Ich würde sparsamer mit so starken Worten wie "unendlich" umgehen.
Danke. Das zweite "unendlich" ist jetzt "immens". Das passt vom Sinn her mMn zwar nicht 100%ig, aber du hast Recht, die Wiederholung ist unschön.

Ich würde vielleicht noch etwas persönliches von der Person miteinfädeln, vielleicht eine letzte schöne Erinnerung? Das hinterlässt beim Leser dann ein besseres Gefühl.
Ou, bei sowas bin ich gar nicht gut... Aber ja, ich werde mir mal was überlegen...

Vielen Dank für das Feedback, das war wirklich hilfreich!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Astraios
hat mir ganz gut gefallen deine Geschichte. Auch wenn recht schnell klar war, dass sich die Person vermutlich in einem Sarg befindet. Ansonsten ist mir aufgefallen, dass du (bis auf wenige Ausnahmen) eine ganz angenehme, etwas angestaubte (positiv gemeint) Sprache verwendest. Für deinen Einstand hier hat mir das wirklich ganz gut gefallen!
Nun aber noch zu etwas Kritik. Zwei Dinge haben mich an deinem Text gestört. Die Länge und die für ich als Leser nicht nachvollziehbare Verwirrung des Protagonisten.
Länge: Ich finde, du könntest deinen Text ein gutes Stück kürzen, ohne dabei an Intensität einzubüßen. Im Gegenteil. Gerade im letzten Drittel zieht es sich doch merklich. Also Mut zur Streichung! Ich denke, dass dein Text davon profitieren würde.
Verwirrung: Mir als Leser wird nicht klar, warum die Person so eine massive Verwirrung an den Tag legt. Im Prinzip wäre das nicht schlimm, wenn du das irgendwann aufklären würdest. Du deutest es ja an (Schmerzen am Kopf usw.). Aber mir reicht das nicht aus. Teilweise führt das zu einzelnen Passagen (unten vermerkt), die für mich dann schwer nachvollziehbar sind. Hier würde ich vielleicht noch mal dran arbeiten. Insgesamt fehlt mir auch die Panik der Person. Irgendwie bleibt sie die ganze Zeit seltsam distanziert und ruhig. Oder um es anders zu sagen: die Furcht des Titels fehlt mir.
Aber insgesamt gerne gelesen! Danke dir dafür. Und es sind ja auch nur Vorschläge meinerseits. Vielleicht hilft es dir ja und du entscheidest, was du von meinen Anmerkungen übernehmen möchtest.

Viele Grüße
Habentus


Ich finde ihn irgendwie beruhigend.
Finde, das kannst du streichen.
doch ich versuche das Gefühl zu ignorieren.
Warum versucht die Person AKTIV das Gefühl zu ignorieren. Also im Bewusstsein ein Warnsignal des Körpers auszublenden. Das war für mich nicht schlüssig. Besser wäre es vielleicht, wenn das unbewusst geschieht.
desto eher scheinen die Gedanken mir zu entschlüpfen. Nach und nach scheinen einige Gedanken sich fassen zu lassen.
Dopplung

Ich wandle eine Weile in meiner bescheidenen Gedankenwelt, welche in Honig gegossen scheint.
Die Formulierung finde ich ein wenig drüber.
als ich plötzlich meine Augen mit ungeahnter Geschwindigkeit und Energie aufschlage.
Wie stelle ich mir das vor? Finde die Formulierung unpassend.
Als mir die Kraft aus geht
Ich glaube: ausgeht

doch ich vermag nicht ihn zu ergreifen
Formulierung
Doch es fühlt sich großartig an solch große Fortschritte zu machen.
Klar kann ich verstehen. Aber großartig? Ich finde das u passend. Weil ich mir vorstelle, dass die Person so langsam Panik bekommt. Da fühlt sich dann selbst so ein Erfolg nicht mehr großartig an, denke ich.
Meine Lungen zeihen sich schmerzhaft zusammen
ziehen
Endlich blitzt das Wort auf. Sarg. Ich bin in einem Sarg.
Auch wenn du dir für meinen Geschmack vorher zu viel Zeit lässt, geht mir das an dieser Stelle dann fast zu schnell ...

 

Hallo @Habentus
vielen Dank für die hilfreiche Rückmeldung!
An der Länge werde ich dann nochmal arbeiten. Die Verwirrung gefällt mir eigentlich, aber ich werde mir dann wohl noch was einfallen lassen müssen um sie zu erklären...

die Furcht des Titels fehlt mir.
Das würde ich dann vermutlich auch mit der Verwirrung erklären, aber unabhängig davon bin ich nach wie vor auf der Suche nach einem anderen Titel.

Viele Grüße
Astraios

 

Hallo Astraios,

Danke für deinen Text! Ich fand ihn gleich sehr spannend!
Nach einer Weile bin ich aber etwas rausgekommen, da es sich für mich zu sehr wiederholt hat. Da hätt ich mir noch was anderes gewünscht. Die Verwirrung finde ich super und sehr authentisch. Ich muss nachher nochmals lesen, vielleicht hab ich da losgelassen, wo Klarheit aufkam, aber dann wieder verschwand. Da schliess ich mich Habentus an mit der Idee einer Erinnerung. Etwas Konkretes zwischendurch hätte mir geholfen, die Konzentration zu halten. Vielleicht das Bild der Situation unmittelbar davor. Etwas zum Festhalten, was aber tatsächlich ja noch mehr Verwirrung auslösen kann. Damit könntest du auch von der Fährte Sarg ablenken. (wobei du das am Schluss dann vermutlich doch erklären musst) Ich dachte erst an einen Unfall, aber mir ist dazwischen auch der Film "Buried" (Hammer Film übrigens, spielt komplett in einem Sarg) in den Sinn gekommen. Ich finde diese Auflösung wirklich gut, aber noch mehr Überraschungseffekt wär natürlich toll. Schön auch, mit diesem Wort, das die Protagonistin weiss und nicht findet.

Hier noch ein bisschen was Konkretes aus meiner reinen Subjektivität:

t. Meine Gedanken fließen zäh wie Honig. Ich versuche schneller zu denken, doch je mehr ich mich anstrenge desto eher scheinen die Gedanken mir zu entschlüpfen. Nach und nach scheinen einige Gedanken sich fassen zu lassen.
dreimal Gedanke. Vielleicht einmal mit "Wörter" ersetzten?
Ich war auch etwas durch den Honig irritiert. Zäh wie Honig? oder klebrig? oder süss?

Warum habe ich mich nicht mit dem wohligen Duft nach Holz zufriedengeben können? Warum habe ich so viel überlegen müssen? Ic
Mir gefällt der erste Satz sehr gut. Ich würde den zweiten streichen, zumal mir "überlegen müssen" irgendwie als unpassende Beschreibung erscheint.
. Doch ich warte vergebens. Dann beginne ich, erneut meine Zehen zu bewegen. Es fühlt sich großartig an, so viel Macht zu haben, do
Ohne Dann, gleich mit Ich oder erneut beginnend fände ich stärker
und ich kann spüren, wie mir die Kontrolle über meine Gedanken entgleitet und in die Dunkelheit abdriftet. Ich weiß nicht, wie lange es her ist, seit ich das letzte Mal einen Gedanken gefasst habe, als ich plötzlich meine Augen mit ungeahnter Geschwindigkeit und Energie aufschlage. Ich bin beeindruckt. Als ich nur die schwarze Leere sehe, kehrt die Erinnerung zurück und ich lasse die Lieder wieder sinken. Langsam hebe ich meinen Unterarm. Mein Atem beschleun
Ich glaube hier, war ich nicht mehr voll drin. Da ist es mir zu diffus, zu viel hin und her.

Erneut muss ich lächeln, als ich merke, dass ich mein eigenes Bein erreicht habe.
hm.. passt das wirklich? Mir gefällt die Situationskomik darin, aber lächeln scheint mir zu banal in der Situation. Vielleicht ein "fast muss ich über mich selber lachen" oder sowas.

d dennoch kann ich die Lungen gar nicht voll genug kriegen.
impliziert für mich das Gegenteil. Da ist plötzlich massig Luft, aber dennoch kann ich die Lungen gar nicht voll genug kriegen. Wenn du "gar" und "genug" streichst würde meiner Meinung nach passen.

Mir gefällt es, dass du zum Schluss eben nicht Panik und Angst gehst, sondern direkt in die Ohnmacht. Allerdings bricht sich das etwas mit dem Wort Bedauern. hm.. find ich aber auch schön. Vielleicht noch einen starken Schlusssatz? Das Bedauern ist ja dann doch sowas wie ein klitzekleines Aufbäumen. Mit einem Schlusssatz, der dieses Bedauern gleich wieder im Keim erstickt. Bald schon verschlingt mich die Dunkelheit voll und ganz oder irgendetwas, dann wär das für mich runder.

Kürzen fänd ich auch gut. Auf jeden Fall dranbleiben! Lohnt sich, echt ein toller Text, gute Idee, schön beschrieben!

Herzlich, Akelei

 

Hallo @Akelei,
Danke für dein Feedback! Ich werde mir die einzelnen Punkte nochmal genauer vornehmen und gucken, was ich noch ändern kann.

Mal was Anderes: Ich bin ja noch ziemlich neu hier, ist es üblich, dass man bei Änderungen am Text diesen auch auf Wortkrieger.de bearbeitet? Mir ist bei einer Überarbeitung aufgefallen, dass diese gar nicht kenntlich gemacht wird. Geht dadurch nicht etwas Authentizität verloren?

Liebe Grüße
Astraios

 

Hallo Astraios,
Bin selbst auch eher neu hier.
Ich denke die Authentizität geht nicht verloren, wenn du bei der Überarbeitung authentisch bleibst. Also nur das verbesserst, was sich für dich wirklich als Verbesserung anfühlt.
Ich verstehe dein Bedenken, vermutlich schreibst du wie ich intuitiv?
Hab beim Überarbeiten auch jeweils die Sorge, dass es dann zu konstruiert wird, hab aber gemerkt, dass wenn ich mich auf den Prozess einlasse und mir treu bleibe, tatsächlich viel Gutes dabei entstehen kann. ;-)
Schade finde ich, dass Überarbeitungen selten nochmals gelesen werden, zumindest nicht von denselben. Da frag ich mich dann jeweils auch, ob ich es nicht doch verschlimmbessert habe...
Drum einmal mehr, nehmen was sich stimmig anfühlt und den Rest so lassen. ?

 

So, jetzt bin ich endlich mal zum Überarbeiten gekommen...
@Marys_Bücherwald @Habentus und @Akelei nochmals vielen Dank für die vielen Vorschläge und für die Kritik. Ich habe versucht so viel wie möglich umzusetzen und trotzdem irgendwie dem ursprünglichen Text bzw. meinen Vorstellungen davon treu zu bleiben.
Ich hoffe ich habe es jetzt nicht allzu sehr verschlimmbessert, ich würde mich natürlich auch freuen, wenn ihr nochmal drüber gucken wollt...

 
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Hallo @Astraios ,

ganz herzlich willkommen hier im Forum! :gelb:

Ich finde richtig gut, dass du deinen Text überarbeitet hast und dass du auch schon einen Komm zu einem Fremdtext dagelassen hast - mach das ruhig mehr, davon lernst du nämlich selbst. Ggfs. sogar mehr als der Ersteller. Bei anderen Texten sehen wir nämlich viel leichter, was uns nicht gefällt und was man vielleicht besser machen könnte.

Die erste Version hiervon kenne ich nicht - ich hatte reingeclickt, aber auch nach ein paar Zeilen und schnellem Runterscrollen zur Bestätigung wieder raus. Grund (das kannst du als neues Mitglied nicht wissen, außer, du hättest schon länger inaktiv mitgelesen): Horror-tag + Titel + einer unbestimmten, klaustrophobischen o.ä. Situation im Dunklen ergibt nur zwei Plots:
- lebendig begraben
- von einem Killer im Keller gefangengehalten
Beide enden meist mit jemands Tod. Ich bin schon bissl länger dabei und hab Dutzende - gefühlt wirklich Hunderte - solcher Geschichten gesehen (haben auch so circa immer dieselbe Länge = wenig Charakterisierung, wenig Ausarbeitung, reines inneres Erleben oder aber ein ausgebreiteter Mord). Das kann man schon inflationär nennen - ebenso wie Einsteigertexte zum Thema Suizid = Freiheit.

Das Problem bei deinem Plot ist eben, dass es eine Pointengeschichte ist, deren Pointe aber so wahnsinnig schnell offensichtlich wird. Und wenn dann alles über diese - vermeintliche - Spannung aufgezogen wird, bleibt dem Leser nix anderes, das ihn fesselt, interessiert. Dazu müsste es schon eine extreme - ich sag mal - stilistische Perfektion und Schönheit haben, was aber am Anfang meist noch nicht so gut gelingt (dazu ist eben Textarbeit wichtig: Überarbeiten, da bist du auf einem guten Weg).

Ich mag den Geruch von Holz. Ich finde ihn irgendwie beruhigend. Langsam fülle ich meine Lungen mit der wohlriechenden Luft
Du hast hier nicht - wie sonst - die Angst in den Vordergrund gestellt, sondern versuchst, den Leser in die Irre zu führen, das ist an sich keine schlechte Idee. Aber du hast ja Horror / Spannung getaggt. Wenn mir dann ein Erzähler so betont einen 'beruhigenden Holzgeruch' auch noch zusammen mit einem omniösen 'irgendwie' unter die Nase reibt, muss ich das einfach als Finte sehen. Und was bleibt dann? Sarg.
Ich mag Holzgeruch (Harz) auch super gern, aber es ist als Einstieg einfach zu offensichtlich gemacht.
Das Geräusch, das dabei entsteht, ist das einzige in der vorherrschenden Stille.
Gerne ein bissl auf Präzision achten, und dann lieber kürzer als wortreich. Sowas wie (auch nicht schön, aber so die Richtung): Nur mein Atmen [oder: das Geräusch meines Atmens] durchbricht die Stille.
Das Geräusch, das entsteht = klar entsteht es, sonst kann man es nicht hören.
Wenn Stille (vor)herrscht, gibt es eigentlich gar kein Geräusch.
Das ist schade, weil es einfach so aussieht, als ob der Ersteller fuzzy-logic das erstbeste Wort genommen hat, das ihm durch den Kopf zuckte. Das sollte nicht sein und war vermutlich nicht mal so.
Mein Kopf fühlt sich seltsam an, doch das dumpfe Gefühl scheint aus weiter Ferne zu kommen. Es existiert nicht.
Das ist nun ganz falsch: Das Gefühl kommt vielleicht aus weiter Ferne, aber eigentlich ist es eh nicht da. Das 'scheint' tut nix zur Sache, wird auch zu oft im Horror genutzt *) und hat eigentlich eh eine andere Verwendung: scheinen vs. anscheinend.
Wenn du nicht gerade gekonnt Absurdes schreibst (also als Genre), sind solche faktischen Widersprüche eher verwirrend, weil es so einfach als Szene / Aussage keinen Sinn ergibt.

*) Ich mache Lovecraft-Übersetzungen dafür verantwortlich, so wie von dieser Passage, das da ist aber im Original sehr geschickt aufgezogen:
And as I looked, a certain object crossed or seemed to cross that dark rectangle burning into my brain a momentary conception of nightmare which was all the more maddening because analysis could not shew a single nightmarish quality in it.
H. P. Lovecraft: "The Shadow Over Innsmouth"

ehe ich meine Lieder wieder sinken lasse.
Lieder senkt man nicht, sondern singt sie. ;)

Eininge Absätze würden dem Text guttun - obwohl das eigentlich schön dem Prinzip Form Follows Function gehorcht -, aber es ist schwer lesbar. Da du ja nicht eigentlich einen Switch von Figuren-Fokus, Dialog oder Settings / erzählter Zeit hast, am besten dort, wo du eine kleine Gedankenpause siehst. Vier bis sechs wären schon gut.

Geh den Text ruhig noch 20-30 Mal in Ruhe durch, dafür ist die geringe Länge sehr praktisch. Vielleicht an diesem Punkt zu schwer, das im Nachinein zu lösen, aber vielleicht fällt dir was ein, das dem Leser ein Incentive gibt, selbst wenn er erkennt, was da gespielt wird: Erinnernugen z.B., die dann vielleicht auf eine - richtige oder falsche - Fährte führen, warum er da im Grab liegt. Also ein Plot, dem man folgen kann - momentan ist das mehr eine lange Kette von Sinneseindrücken und Körperzuständen. Bleib dran, es wird sich lohnen. :)

Herzliche Grüße,
Katla

 

Wow, vielen Dank für die Kritik.

ich bin schon bissl länger dabei und hab Dutzende solcher Geschichten gesehen
Ouh, das tut mir Leid, dass meine Geschichte ähnlich unkreativ und vorhersehbar ist. Ich bin tatsächlich ziemlich neu beim Schreiben (genau genommen war das hier die erste Kurzgeschichte die ich jemals geschrieben habe) und probiere gerade mit Schreibstil etc. ziemlich viel herum, beim Inhalt lasse ich mich dann oft von Klassikern inspirieren.
Du hast hier nicht die Angst in den Vordergrund gestellt, sondern versuchst, den Leser in die Irre zu führen, das ist an sich keine schlechte Idee. Aber du hast ja Horror / Spannung getaggt. Wenn mir dann ein Erzähler so betont einen 'beruhigenden Holzgeruch' unter die Nase reibt, muss ich das einfach als Finte sehen. Ich mag Holzgeruch (Harz) auch super gern, aber es ist als Einstieg einfach zu offensichtlich gemacht.
Eigentlich hatte ich da weniger daran gedacht, den Leser großartig "auszutricksen", sondern wollte eher einen schönen Einstieg schaffen und vor allem damit anfangen, was jemand, der aufwacht in so einer Situation vielleicht als erstes wahrnehmen und denken könnte.
Gerne ein bissl auf Präzision achten, und dann lieber kürzer als wortreich. Sowas wie (auch nicht schön, aber so die Richtung): Nur mein Atmen [oder: das Geräusch meines Atmens] durchbrach die Stille.
Das Geräusch, das entsteht = klar entsteht es, sonst kann man es nicht hören.
Wenn Stille (vor)herrscht, gibt es eigentlich gar kein Geräusch.
Das ist wohl eine persönliche Schwäche von mir... Ich formuliere gern unnötig viel aus, damit ein (für mein Empfinden) möglichst runder Klang entsteht. Aber ich werde in Zukunft mehr darauf achten...
Das ist nun ganz falsch: Das Gefühl kommt vielleicht aus weiter Ferne, aber eigentlich ist es eh nicht da. Das 'scheint' tut nix zur Sache, wird auch zu oft im Horror genutzt *) und hat eigentlich eh eine andere Verwendung.
Wenn du nicht gerade gekonnt Absurdes schreibst (also als Genre), sind solche faktischen Widersprüche eher verwirrend, weil man jetzt nicht weiß, was da eigentlich Sache ist.
Ups, das ist wohl eine etwas kantige Stelle, wo alte- und überarbeitete Version nicht ganz zueinander passen. (In der ursprünglichen Fassung hat der Protagonist versucht, das Gefühl zu ignorieren/leugnen)
Inwiefern wird 'scheint' zu oft verwendet? Ich habe das auch recht reichlich genutzt, ich finde es hilfreich wenn man mit der Psyche und den Empfindungen des Protagonisten spielt, anstatt klare Aussagen zu treffen. Habe ich es falsch verwendet?
Lieder senkt man nicht, sondern singt sie. ;)
Pardon, schon korrigiert...
Eininge Absätze würden dem Text guttun
Auch das habe ich jetzt einfach mal nach Gutdünken eingefügt...

Darf ich fragen, wie deine Meinung zu dem Text abseits der unoriginellen Handlung ist? Wie gesagt, versuche ich primär am Schreibstil etc. zu arbeiten...

 
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Darf ich fragen, wie deine Meinung zu dem Text abseits der unoriginellen Handlung ist? Wie gesagt, versuche ich primär am Schreibstil etc. zu arbeiten...
Das mag jetzt komisch klingen, aber ich würde dir raten, den "Stil" erstmal völlig zu vernachlässigen. Denn letztlich besteht der aus:
- Aktiv abrufbarem Wortschatz = Vokabular
- Syntax: Welche Optionen stehen dir aktiv zur Verfügung, deine Worte im Satz anzuordnen bzw. Sätze zu verknüpfen?
- Register-Sicherheit: Kannst du genau sagen, in welches Register ein Wort einzuordnen ist und ggfs., wie weit du damit spielen kannst? -> latschen - gehen - schreiten etc. Passt da flanieren rein, oder ist das schon ein anderer Kontext - eher was mit Spazierengehen? (Hier denke ich z.B., dass du schon genug Sicherheit besitzt.)
- Individueller Beobachtungsgabe (was dir auch in der Realität auffällt, wie du das einordnest und wie du das für dich emotional-intellektuell siehst)
- Präzision = Du kannst (zumindest mit wenigen Ausreißern) das ausdrücken, was du ausdrücken möchtest.

An deinem Wortschatz kannst du arbeiten, indem du Wortfelder erstellst (also nicht lesen, das bringt nur passiven Wortschatz, was natürlich auch nicht schlecht ist): Synonyme frei Hand, dann erst online schauen. Und gucken, ob die Worte echt genau dasselbe sagen.

Deine Beobachtungsgabe kannst du schulen, indem du Gegenstände / Panoramen tatsächlich (zeichnerisch) skizzierst, oder indem du im Alltag besondere Szenen / Anblicke ganz genau beschreibst - erst mal nicht im Hinblick auf eine Verwendung in einem Text und viel zu detailliert. Sowas auf 50% oder 20% des Textes kürzen und sehen, was so wichtig ist, dass es nicht gestrichen werden kann. Kämpfe um jedes einzelne Wort, gib dir zur Not (das mache ich z.B.) eine Zeichenzahl, die du imaginär überschritten hast: Also sagen wir bei einem 20.000 Zeichen-Text kürze 1.800 Zeichen raus und wenn das gut geht, noch mal 2.000 ... usw.

Wenn du Beobachtungen anstellst, die ganz individuell sind und du setzt die in eine sehr präzise Sprache, wobei dir ein größtmögliches aktives Vokabular zur Verfügung steht, wird sich ganz automatisch dein "Stil" entwickelt haben. Möglicherweise so stark, dass dein Text schon nach zwei, drei Sätzen erkennbar von dir sein muss.

Dadurch, dass es bei dir momentan keinen Plot gibt, keine Charakterisierung und keine sprachliche Präzision, kann ich dazu gar nix sagen. Das wird schnell kommen, je mehr du dich mit dem Schreiben beschäftigst und einen kritischen Blick auf deine Texte wirfst. Mit "Stil" anzufangen, ist mAn das Pferd von hinten aufzuzäumen.

Geh doch mal auf: Plot und Figur.
Weniger direkt vermittelte Innensicht, sondern die Innensicht / Empfindungen vermittelt über das, was die Figur tut, sagt und nur ganz nebenher denkt. Das kann man sich nämlich als Leser dann selbst erschließen, und das ist spannender.

Mein unasked-for-advice wäre: Nimm dir zwei Hauptkritikpunkte aus den Komms hier. Ich hab die anderen nicht gelesen, also von mir: Plot & Charakter.
Schreib eine Geschichte, bei der das im Vordergrund steht und missachte Unterpunkte. Nimm das Thema, das du hier im Auge hattest, vllt. 'Ausgeliefertsein, Isolation und Vergeblichkeit' (?), nur in einem anderen Setting, das Interaktionen möglich macht. Dann stell die ein und gucke, was für Kritik kommt. Nimm dir wieder die ein, zwei Hauptpunkte, verbesser die und ignoriere alles andere. Wichtig: Mach keine 'Fehler' zweimal. Bei Text #5 müsstest du so automatisch (naja ... :-) nach eben dieser Arbeit) eine große Verbesserung sehen. Ich denke, du hast enorm gute Voraussetzungen, vllt. benötigst du auch nur bissl Orientierung, wie du beginnst, an Texten zu arbeiten.

Ist sicher auch Geschmackssache, aber ich nehme mal ein Bsp:
"Der Regen schraffierte die Nacht."
(Antoine Volodine: Mevlidos Träume)
Das kann man nicht mehr kürzen, ohne eine Info zu verlieren. Es leistet:
- Tageszeit
- Umweltbedingungen (Wetter)
- Verortung im Raum und Bewegung über das 'schraffieren', das einen heftigen, schräg einfallenden Regen beschreibt und über den notwendigen Kontrast sogar eine Lichtquelle impliziert, ohne die das so nicht zu sehen wäre.
- Es schafft Atmosphäre dadurch, dass kein Erzähler und keine Figur hervortritt (Sowas Diffus-Langweiliges wie: "Ich sah zu, wie der Regen in langen Streifen vom Himmel / aus den Wolken fiel.")
- Es sagt sogar, dass der Beobachter nicht selbst im Regen steht, weil er das so nicht beobachten könnte - er muss also auktorial-außenstehend sein oder aber irgendwo innen am Fenster / geschützt stehen.
- Nichts wird doppelt gesagt, jede Info kommt nur einmal (da sehe ich die stärksten Defizite bei dir, ist aber einfach Übungssache).
- Zudem ist es extrem speziell, ohne absurd konstruiert zu wirken, und schon hast du: Stil.

P.S.
Das Problem momentan ist, dass du einen Text hast, der beinahe vollständig aus Sensorik und Beschreibungen des Körperzustandes besteht - dafür ist mAn der Text viel zu lang. Bis auf das Setting (Sarg) und die Situation (lebendig begraben) ist ja nichts von Beobachtungen / Empfindungen abweichend, die wir selbst im Alltag haben könnten. Das finde ich jetzt nicht so prickelnd - anders wäre es, wenn man was zu rätseln hätte, etwas Neues läse und am Ende als Belohnung eine unerwartete Auflösung bekäme (die jetzt nicht total aus der Luft gegriffen sein sollte, natürlich).

Ist jetzt auch nicht das Gelbe vom Ei, aber mal als Bsp.: Du nimmst als Limit 50% der Zeichenzahl des Textes oben, also Flash Fiction. Dann denkst du dir eine Lebensform aus, die eine etwas andere Biologie hat als die menschliche / säugetierartige. Beschreibe die Angst und das Atmen (Atmen-Wollen ...), das Nicht-wissen-wo und das Eingesperrtsein als Negatives, und dabei auch etwas Neugieriges (der Holzgeruch, wobei das Wesen vllt. nicht weiss, dass es "Holz" ist, sondern es nur so beschreibt, dass der Leser es mitbekommt) als Positives - das dann bissl so wie bei deiner Idee.
Dann kann man rätseln, um was es genau geht. Merkt durch die biologische Funktion, dass es um keinen Menschen und kein (Säuge)Tier geht. Vllt. gäbe das bissl Spannung. Am Ende könnte klarwerden (das ginge wohl nur durch Erzählerwechsel, nicht so ideal, aber wenn ohne Infodump gelöst, könnte es okay sein), dass sich alles auf einem anderen Planeten abspielt, der Prota ein Alien ist, das von einer Expedition in Gefangenschaft von Menschen geriet. Sie haben das in einer Transportbox eingesperrt und wollen es im Labor des Raumschiffes lebendig sezieren - weil sie nicht den Eindruck haben, das Wesen könnte Schmerz / Angst empfinden, so wie Menschen es bei Fischen, Wirbellosen etc. lange dachten und teils heute noch denken.
Das ist jetzt nur ne Idee zur Verdeutlichung, wie man sowas schreiben kann, aber dabei dem Leser was Neues bieten und vllt. (durch die Recherche zu Biologie / Körperfunktionen, die man dann abändern könnte, sodass sie immer noch real wirkten, sogar selbst was lernen) und dann noch am Ende eine Kleinigkeit aussagen. Wie gesagt: nur ein Beispiel, aber vllt. öffnet das Ideen für eigene Wege, sowas anders zu lösen.

Inwiefern wird 'scheint' zu oft verwendet? Ich habe das auch recht reichlich genutzt, ich finde es hilfreich wenn man mit der Psyche und den Empfindungen des Protagonisten spielt, anstatt klare Aussagen zu treffen. Habe ich es falsch verwendet?
Hm, wie meinst du "inwiefern zu oft"? Also, zu oft ist zu oft. ;)
Es gibt so einen Spruch: Nur die Sonne scheint. Wenn etwas irgendwie scheint, sieht es erst so aus, ist aber belegbar nicht so. Und das bemerkt der Erzähler dann auch selbst. Meist wird es falsch verwendet bei Stellen, an denen der Erzähler eigentlich von vorn herein weiß, wie es ist. Es schien, als ob sie einen Hut tragen würde. Und dann trägt sie auch wirklich einen, und nicht drei aufgetürmte blutige Skalps übereinander, wie man Minuten später bei besserer Beleuchtung erkennt. Dann ist das scheint inkorrekt. Bzw. sollte man dazu eh nix schreiben, sondern die Sache sagen, wie sie ist: Sie trug einen Hut. Fertig.

Warum sollte der Erzähler keine klaren Aussagen treffen? Vor allem, wenn man da als Leser noch beschummelt wird, ist Gedräue nicht so arg interessant (außer, man kann das so wie Lovecraft, der damit - bissl meta - spielt). Ggfs. muss man die Fakten im Kopf nachjustieren und das sind immer Stellen, bei denen man aus dem Text fliegt.

Wenn etwas irgendwie wirkt, aber dann doch vermutlich nicht so ist, nimmt man anscheinend = offenbar. In dem Moment weiß es der Erzähler selbst nicht besser (vllt., wenn im Rückblick erzählt wird und später erst gesagt werden konnte, wie die Situation wirklich war; oder wenn es Dinge sind, die sich nicht feststellen lassen).

An den allermeisten Stellen sind das eh nur Füllsel und bringen dem Text nix.

Das sind meine 5 cents, andere mögen dir natürlich ganz anderes raten.
Herzlichst, Katla

 

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