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Erster Kontakt - und die Folgen
Bitte habt etwas Mitleid, das ist die erste Story, die ich jemals verfaßt habe. Entstanden ist sie irgendwann im Zeitraum 1977-1979 (Ich war somit ca. 15 Jahre alt). Damals noch auf einer alten Schreibmaschine getippt. Irgendwann habe ich sie dann EDV-mäßig erfaßt, dabei aber nichts (wirklich gar nichts!) verändert. Sie sollte den Urzustand behalten.
Diese Story hat Wilfried Hary als Entrée zu dem neuen Heftroman ad astra 26 ausgewählt. - Auf die Reaktionen bin ich gespannt.
Jetzt geht es los:
***
Das Telefon schrillte laut. Norman King vergrub seinen Kopf in den Kissen, um den Ton nicht hören zu müßen. Das war natürlich nutzlos, er war nun einmal wach und daran ließ sich nichts mehr ändern.
Bevor er abhob warf er noch einen Blick auf die Uhr. Es war vier Uhr fünfundzwanzig Lunarzeit. Wenn man es für wichtig genug erachtete ihn, den Chief Constable Norman King, um seinen wohlverdienten Schlaf zu bringen, mußte es sich um etwas sehr wich-tiges handeln.
Er hob ab. "King."
"Chief, sie müßen sofort kommen. Es gab da eine Explosion in Trakt Alpha und..."
King unterbrach den Sprecher. "Nun mal langsam. Wer ist dort überhaupt und wo ist Constable Baxter?"
"Hier ist Barlow, Sir. Ihr Stellvertreter ist an der Unglücksstelle, Sir."
"Gut Barlow. Jetzt erzählen sie mir mal der Reihe nach was eigentlich passiert ist."
"Ja, äh... sofort Sir. Es war um viertel nach vier, Sir, als auf einmal die Alarmsirenen zu klingeln begannen und die automatischen Schotte sich schloßen um den Luftaustritt zu verhindern. Haben sie denn nichts gehört, Sir?"
"Meine Räume sind schallisoliert," erklärte King. "Fahren sie fort."
"Wie ich schon sagte, Sir, der Grund dafür war eine Explosion in Trakt Alpha..."
"Entschuldigen sie bitte, daß ich sie schon wieder unterbreche Barlow, aber Trakt Alpha sind doch die Laboratorien von Professor Binder, nicht wahr?"
"Jawohl, Sir. Genau die sind explodiert und bitte begeben sie sich jetzt dorthin, der Constable erwartet sie am Eingang zu Trakt Alpha und..."
"Ja, ja,schon gut. Sagen sie Baxter Bescheid, daß ich in fünf Minuten bei ihm bin." Mit diesen Worten legte King auf und schnallte den Riemen, der verhinderte, daß er nachts aus dem Bett fiel, los.
Vier Minuten später lief er durch verschiedene Korridore zum Eingang von Trakt Alpha. Dort hatten sich inzwischen an die fünfzig Menschen eingefunden, hauptsäch-lich die Wissenschaftler die hier in der Nähe ihrer Laboratorien wohnten. Constable Baxter versuchte, mit Hilfe von zwei Polizisten die Wissenschaftler vom Trakt Alpha zurückzuhalten, als er King sah.
"Chief, sagen sie doch bitte den Leuten, daß sie zurückgehen sollen, ich habe wohl nicht genug Autorität um mich durchzusetzen."
King fand, daß Baxter noch nie so schlecht ausgesehen hatte wie heute. Er kam der Bitte nach. "Würden sie bitte zurücktreten," sagte er mit befehlsgewohnter Stimme. "Wir können nichts unternehmen wenn sie uns den Weg versperren." Das sahen die Leute ein und zogen sich zurück.
"Sir, das Labor von Professor Binder ist explodiert und..."
"Barlow hat mich bereits informiert Constable. Wo ist der Professor?"
"Er war zur Zeit der Explosion in seinem Labor, Sir!"
"Was genau ist denn nun explodiert, der ganze Trakt oder nur ein Labor?"
"Es scheint der ganze Trakt zu sein, Sir, denn diese Tür hier ist so verbogen, daß sie sich nicht öffnen läßt. Außerdem funktioniert keine der Kameras mehr, die in den Laboratorien installiert sind."
"Das heißt also, daß wir von hier nicht in das Labor hineinkommen."
"Ja, wir können nur über die Mondoberfläche zum Zweiteingang gehen und versuchen von dort einzudringen."
"In Ordnung. Baxter und Monty, sie beide begleiten mich. Seller, sie bleiben hier und bewachen diesen Eingang. Los beeilen wir uns, vielleicht befindet sich der Professor in einem Raum, der noch unbeschädigt ist."
Auf dem Weg zur Schleuse verfluchte King die Ingenieure, die die ganze Forschungs-station Luna II mit nur zwei Ausgängen versehen hatten. Den einen an dem Platz, den man so hochtrabend Raumhafen nannte und den anderen, eine ganze Wegstunde ent-fernt, in der Bergflanke, in der sich Trakt Alpha befand.
Auf dem Weg dorthin ließ sich King die ganze Sache noch einmal durch den Kopf gehen. Das Labor von Professor Binder war explodiert und der Professor war wahr-scheinlich tot. Flüchtig kam ihm der Gedanke, daß ein Mondbeben dei Explosion verursacht haben könnte, aber er verwarf ihn sofort, da er viel zu unwahrscheinlich war. Vielleicht war es ein Sabotageversuch einer fremden Macht. Den Russen und Chinesen war auf diesem Gebiet allerhand zuzutrauen.
Norman King wurde aus seinen Grübeleien abrupt herausgerissen. "Noch fünf Minu-ten bis zum Laboreingang Sir." Die Stimme kam über Helmfunk.
Das Mondmobil hielt vor den Schleusentüren. Selbst King konnte mit einem Blick erkennen, daß für den Professor alle Hilfe wohl zu spät kam. In der Bergflanke klaff-ten riesige Löcher und verschiedene Ausrüstungsgegenstände lagen verstreut herum. Die Schleusentüren, das an sich schwächste Glied in der Kette der Sicherheitssysteme, schiene als einzige heil geblieben zu sein.
"Ich werde allein nachsehen ob der Professor sich evtl. doch noch in einen luftdichten Raum retten konnte, obwohl ich das nicht glaube. Sie begeben sich erst einmal nicht in die Gefahr dort verschüttet zu werden. Die Decke sieht nicht mehr sehr solide aus. Wenn ich Hilfe brauchen sollte werde ich sie rufen. Alles klar?"
In Ordnung Sir." Die beiden waren froh sich nicht in das Labor begeben zu müßen.
Der Einstieg in das Labor gestaltete sich schwieriger als King sich das gedacht hatte. Überall hatte die Explosion scharfe Kanten hinterlassen, die seinen Raumanzug leicht zerschneiden konnten.
"Ich bin jetzt im Schleusenraum und mache mich auf die Suche nach dem Professor."
King begab sich nach einer kurzen Pause in das Labor Professor Binders. Dort sah er sich um. Auf dem Boden hinter dem Schreibtisch lag der alte Mann. Nach einer kur-zen Untersuchung stellte King fest, daß der Professor allerdings nicht erstickt war. Das kleine rote Loch in der Stirn bewies dem Polizisten, daß der Professor erschoßen wor-den war. Plötzlich nahm King im Spiegel an der gegenüberliegenden Wand eine Be-wegung wahr. Er drehte sich um und blickte in eine Pistolenmündung. Ein halb unter einem Schrank begrabener Mann richtete die Pistole auf King.
"Nehmen sie die Hände hoch Mister."
King antwortete nicht sofort, sagte aber dann: "Wenn sie mich erschießen hilft ihnen das auch nicht weiter, also geben sie mir jetzt ihre Waffe. Dann helfe ich ihnen."
"Hören sie mir erst einmal zu. Ihre Leute können uns nicht hören, ich habe diesen Raum abgeschirmt. Sie werden mir jetzt helfen hier herauszukommen ohne inhaftiert zu werden. Das ist nämlich lebenswichtig für sie und mich."
"Warum für mich?"
"Weil ich verhindern muß, daß sie verbreiten daß ich hiergewesen bin."
"Wer sind sie überhaupt?"
"Das tut nichts zur Sache. Sie brauchen nur zu wissen, daß ich von weit herkomme und schnell hier wegmuß."
Bei diesen Worten bemerkte King die ungewöhnliche Hautfarbe des Mannes, sie war tiefrot. Nach einer Schrecksekunde fragte King: "Sie sind nicht von der Erde?"
"Nein."
"Warum haben sie das Labor gesprengt und den Professor getötet?"
"Das tut nichts zur Sache."
"Meinen sie, daß ich ihnen helfe, wenn sie mir nicht erzählen welchen Sinn das ganze hier hat?"
"Also gut. Ich bin von meiner Rasse ausgesandt worden um zu verhindern, daß unreife Rassen, wie ihr eine seid, zu den Sternen vorstoßen, wo sie nur Verderben über die Völker der Galaxis bringen würden.
Professor Binder war dabei den überlichtschnellen Antrieb zu erfinden. Die Grundla-gen hatte er schon lange erarbeitet, aber vor kurzem gelang ihm der Durchbruch. Wenn ihr Menschen diesen Antrieb bekommen würdet, würdet ihr einen neuen Krieg in der Galaxis entfachen und um das zu verhindern bin ich hier.
Ich wollte die Aufzeichnungen des Professors stehlen und dann das Labor sprengen, so daß der Verdacht auf eine fremde irdische Macht fallen würde. Niemand wäre dabei zu schaden gekommen, aber kurz nachdem ich die Bombe gelegt hatte kam der Professor mit einer Pistole in der Hand hier hereingestürzt und bedrohte mich damit. Es kam zu einem Handgemenge und ein Schuß löste sich. Der Professor war sofort tot. Ich war so erschüttert darüber ein intelligentes Lebewesen getötet zu haben, daß ich so lange hierblieb, bis die Bombe explodierte und ich verschüttet wurde.
Das ist meine Geschichte und jetzt helfen sie mir bitte hier heraus."
"Sie haben also den Professor getötet um uns Mörder der Galaxis daran zu hindern zu den Sternen zu fliegen? Mir scheint, daß ihre Rasse auch nicht besser ist als meine."
Während dieser Worte schob sich King langsam an den Außerirdischen heran und trat nach der Pistole. Dabei löste sich ein Schuß, der den Raumanzug des Außerirdischen aufriß. King versuchte sofort den Anzug abzudichten, gab es aber bald auf.
Dann nahm er die Aufzeichnungen des Professors an sich. Auf dem Weg nach draußen überlegte er sich was damit nun zu tun sei. War der Mensch reif genug zum Kontakt mit fremden Rassen?
Auf seinem Heimatplaneten gab es noch immer Mord, Unterdrückung und Kriege. King könnte die Papiere und den Körper des Außerirdischen vernichten. Aber war die Tat des Außerirdischen nicht eine Art Kriegserklärung?
Wäre es nicht besser Raumschiffe zu bauen, auf fernen Planeten unter fremden Son-nen Kolonien zu gründen und diesen Außerirdischen zu zeigen, daß sie dem Men-schen nicht als Feind gegenüberzutreten brauchten?
Sie könnten sich freiwillig von einigen Planeten zurückziehen. Aber wenn sie den Krieg haben wollten sollten sie ihn haben!
Chief Constable King entschied sich für die Sterne!
Der Außerirdische hatte Recht gehabt!