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Erste Liebe
Aufgeregt sitze ich nun hier, knete mir die Finger vor Nervosität, zupfe meine Kleidung zurecht.
Ich habe Herzklopfen, mein Mund und mein Hals sind ganz trocken. In der Ferne höre ich Stimmengewirr, Gelächter und leise Musik.
Seit Tagen, nein seit Wochen schon habe ich diesem Moment entgegen gefiebert, mich vorbereitet auf die richtigen Worte, auf die richtige Kleidung, das richtige Auftreten. Fragen über Fragen waren mir durch den Kopf gegangen: Wie stelle ich es richtig an? Was wird begeistern? Was dahin schmelzen lassen? Bin ich überhaupt gut genug?
Viel Zeit des Wartens ist bereits verstrichen, wenig Zeit bleibt.
Ich richte meinen Blick an das andere Ende des Raumes. Dort steht sie. Lässig an die Wand gelehnt. Sie ist so wunderschön. Es wäre ein leichtes einfach hinüber zu gehen und doch zögere ich.
Mittlerweile hört man nur noch Musik, das Gelächter und Gemurmel ist verstummt. Gerade vernehme ich Mozart, Zeit für mich meinen ganzen Mut zusammen zu nehmen.
Ein letztes mal schaue ich an mir herunter, ob alles da sitzt, wo es hingehört, ziehe mein Hemd zurecht, atme tief ein und schnell wieder aus. Beruhigend soll das sein, habe ich gelesen. Momentan bin ich aber alles andere als ruhig.
Dann endlich gebe ich mir einen Ruck und gehe auf sie zu. Noch immer lehnt sie an der Wand, mit der Rückseite zu mir gekehrt.
Ich strecke die Hand nach ihr aus, berühre sie vorsichtig und sanft – so wie beim aller ersten mal als ich ihr begegnet bin. Ich streiche ihr vor Verzückung über den Kopf, lasse meine Hand hinunter wandern zu ihrem Hals. So schön und so glatt. Meine Fingerspitzen fahren weiter hinunter, hinab zu ihrem Bauch. Ich schließe die Augen, fange an zu Träumen. Wie oft waren wir bereits zusammen? Wie oft hat sie bereits auf meinem Schoß gelegen?
Es war nicht immer leicht, manchesmal hat es viel Geduld, Nerven und Tränen gekostet. Aber auch Freude gebracht, Lächeln, herzhaftes Lachen, Schmetterlinge im Bauch. Wir zwei, wir sind ein Team geworden. Ein Team wie es schöner nicht sein kann. Ein Tag ohne sie? Ich kann es mir nicht mehr vorstellen. Und heute - heute ist unser großer Tag.
Mozart verstummt. Es ist soweit.
Meine Hand wandert wieder höher, ich greife erst behutsam und dann fest zu, meine Finger schließen sich um ihren Hals. Sie gibt keinen Laut von sich. Erleichtert atme ich aus um dann direkt wieder vor Nervosität zu zittern.
Ich drehe mich um, öffne die Augen und sehe einen roten Vorhang. Er tut sich auf. Vor uns ein Meer von Augen, erwartungsvoll nur auf uns zwei gerichtet, die Spannung füllt den Raum. Ich spüre wie ein Lächeln über mein Gesicht gleitet, höre wie mein Atem über meine Lippen streift, schließe die Augen erneut, konzentriere mich nur auf uns zwei und fange an zu spielen. Die Menge lauscht gespannt und ich bin einfach nur in meinem Element... ihre Saiten zwischen meinen Fingern, ihren Klang in meinen Ohren... meine erste Liebe, meine wunderschöne, hölzerne Gitarre.