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Erste Liebe

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26.08.2010
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Erste Liebe

Nach der Arbeit gehe ich noch auf ein Bier zu Phil. Er ist Brauer und hat immer zwei, drei Kästen in seiner Küche. Das Bier ist ungekühlt, er findet nur Anfänger trinken ihr Bier kalt. Nach einer Weile wühlt er einen Stapel Fotos aus der Kommode. Längst vergangene Parties, blasse Gesichter neben umgestürzten Bongs, Leute die aussehen als gehörten sie dringend ins Krankenhaus. Er öffnet eine Bildertasche und nach zehn oder zwanzig Londoner Sehenswürdigkeiten taucht ein Foto von Eva und mir auf. Wir sitzen Rücken an Rücken auf dem Stockbett der Kabine. Ich wusste nicht einmal, dass Phil den Moment fotografiert hatte. Ich bin noch ein Kind auf dem Bild. Damals war ich vierzehn, aber sehe aus wie acht oder neun. Eva dagegen wirkt wie eine junge Frau, dabei war sie selbst erst zwölf. Ihre Augen blicken an der Kamera vorbei und sie lächelt nicht. Trotzdem sieht sie süß aus mit ihren braunen Augen, braunen Haaren und einem viel zu weiten Leinenoberteil.

Die Rückfahrt, Dover – Rotterdam dauerte vom Einbruch der Nacht bis zum Sonnenaufgang. Wir ließen eine Flasche Apfellikör kreisen und wir rauchten so viel, dass Phil alle zwei Stunden neue Schachteln besorgte.
Unsere Gruppe besetzte den Teppich des Deckflurs, bis das Personal Verstärkung holte und uns verscheuchte. Einer bot seine Kabine an und so drängten wir uns auf die beiden Liegen des Stockbetts.
Ich saß Rücken an Rücken mit Eva. Wir gingen nicht soweit, zu sprechen oder Händchen zu halten, aber wir drückten unsere Rücken aneinander und taten so, als ob die Müdigkeit unsere Köpfe auf die Schultern des jeweils anderen sinken ließ. Ich roch ihre Haare und den milden Duft ihrer Haut.
Das war nicht wenig. Das war mehr, als ich bis dahin erlebt hatte und so kam es, dass nach kurzer Zeit, Minuten vielleicht, oder Stunden, wer weiß das schon, mein Herz einen neuen Rhythmus schlug.

In den Tagen nach der Ankunft zuhause schlief ich, ging in die Schule, aß, duschte, hörte die Smashing Pumpkins im Radio und blieb zugleich immer in dieser Kabine auf dem Schiff.
In mir flackerten beinahe abstrakte Vorstellungen von Nähe auf. Tanzen kam darin vor, gemeinsames Tanzen. Oder mit ihr auf dem Fußboden sitzen. Wie auf der Fähre, Rücken an Rücken gelehnt, ihre Wange an meiner.

Das Problem war, dass ich am Mittag nach der Überfahrt und der Ankunft des Busses in Nürnberg nicht den Mut besessen hatte, nach ihrer Adresse oder Telefonnummer zu fragen. Ich wusste nicht einmal ihren Nachnamen. Einen anderen Reiseteilnehmer fragen kam nicht in Betracht. Wenn meine Freunde davon Wind bekommen hätten, wäre der Spott heftig geworden. Zumindest glaubte ich das. Oder glaubte etwas in dieser Richtung. Oder hatte einfach nur vage Furcht vor Enttäuschung, vor dem Neuen, vor ihr.

Also geschah nichts. Ich hing weiter mit meinen Jungs rum, wir spielten Karten und zündeten Silvesterböller unter Kanaldeckeln oder vor fremden Haustüren.
Meist dachte ich an sie am Morgen, unter der Dusche und am Abend, vor dem Einschlafen. Genauso im Unterricht, wenn es um mäandernde Erdschichten ging oder um Trigonometrie. Nicht zu selten warfen mir Thorsten und Phil, meine Jungs, auch beim Kartenspiel einen Mangel an Aufmerksamkeit vor. Kurz, ich dachte ständig an sie, jede Sekunde, überall.

An einem Mittwoch täuschten Thorsten und ich Übelkeit vor, so dass wir um 11.15 Uhr die Schule verlassen durften. Phil war ohnehin die letzten Wochen nicht gegangen, seine Eltern hatten sich getrennt und mit der Entdeckung von Marihuana schmeckte ihm der Unterricht nicht mehr. So konnten wir uns schon um halb zwölf am Bahnhof im Mc Donald’s treffen. Wir pokerten um Zehnpfennigstücke und ab und zu holten wir uns eine neue Cola.
Gegen zwei ging die Tür auf und Nils betrat das Mac. Er war mit Phil und mir in England gewesen und stammte wie Eva aus Herzogenaurach. Wir schüttelten Hände, „was’n Zufall,“ er holte sich zwei Burger und setzte sich an den Tisch neben uns. „Übrigens,“ sagte er zu mir, „Eva würde dich gern mal wieder sehen. Sie hat mich nach deiner Nummer gefragt, aber die hatte ich ja nicht. Ich geb’ dir mal ihre.“
Er schrieb die Zahlen auf seine Serviette und reichte sie mir. Ich konnte nichts sagen. Ich tat so, als würde ich von meiner Cola trinken, aber das Schlucken war unmöglich geworden. Etwas wuchs in mir, brauchte Raum und schnürte Speise- und Luftröhre ab. Mir war wahnsinnig heiß. Ich senkte den Kopf, damit der Schirm meines Caps mein Gesicht verdeckte. Ein Gespräch zwischen den anderen kam nicht in Gang. Nils verabschiedete sich und stand auf.

Phil wartete bis er weg war und blickte mich an: „Die ist doch viel zu jung.“
„Wie alt isse denn?“, fragte Thorsten.
Phil zuckte mit den Schultern. „Zwölf glaub’ ich, oder jünger.“ Er drehte den Kopf wieder zu mir. „Des kannst net bringen. Schmeiß das Ding lieber gleich weg.“

Thorsten sah Phil an, dann mich und hob die Augebrauen: „Soll ich’s für dich machen?“

Ich hatte nach wie vor keine Stimme. Ich fühlte nicht, was die beiden sagten, aber von der Logik überzeugte es mich irgendwie. Ich versuchte meine Hand mit der Serviette zu heben und nach einer Weile gelang es mir. Thorsten nahm mir das Papierstück ab und steckte es in das große Maul des Mc Donald’s Mülleimers.

Ich hab sie dann nie wieder gesehen.


Ich blicke von dem Bild auf zu Phil. „Ihr Arschlöcher habt damals gesagt, sie sei zu jung für mich. Ihr Spinner.“
Phil sagt nichts und nimmt einen Zug von seinem Bier. Vielleicht denkt er, das ist alles nur Gerede. Und vielleicht ist es das auch.
Wir sprechen über die anstehende Silvesterparty. Und wie die letztes Jahr gewesen ist.
Nur das Foto, das halte ich noch fest und als Phil nach neuen Bieren greift, schiebe ich es in meine Jackentasche.

 

Hab diese Dezembertage etwas von Hemingway gelesen und er schreibt, dass man die eigenen Geschichten nicht gut erzählen kann.
Nur die erfundenen Sachen – plausibel gemacht durch eigenes Wissen – ergäben gute Stories.
Insofern ein kleiner Test, diese Sache ist mir genau so passiert.

 

Hallo TAnin,

wo Hemingway recht hat ... ;)

Du nacherzählst. Das wirkt etwas trocken und langweilig. Es gibt auch Möglichkeiten, zu beschreiben, wie es ist, wenn man verliebt ist, anstatt zum schreiben: stand ich morgens unter der Dusche, lauschte den Smashing Pumpkins aus dem Badradio und war verliebt.

Verliebt sein kann bedeuten, dass er das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommt, dauernd mit den Gedanken abwesend ist, Wichtiges vernachlässigt etc. , also bitte Zeigen und nicht Beschreiben.


Auch die zwei Zeitsprünge finde ich nicht so gelungen. Geschickter fände ich, mit dem Absatz anzufangen, dass der Protagonist den Besuch nach 15 Jahren macht und dann in die Rückblende zu gehen.

Einen Dialog mit Name: blabla ist wie ein Drehbuch, aber keine Kurzgeschichte. Die Aussagen müssen in den Text eingearbeitet werden, damit das fließt.
Also nun mal viel Spaß bei der Arbeit :)
bernadette

 

Hallo T Anin!

Wir waren noch zu jung, um uns schlimm zu betrinken,
DAS ist definitiv vor Schülervz, Facebook usw. :P
Was für eine schüchterne Verliebtheit das noch war. In mir flackerten regelrecht abstrakte Vorstellungen von Nähe auf. Tanzen kam darin vor, gemeinsames Tanzen. Oder mit ihr auf dem Fußboden sitzen. Wie auf der Fähre, Rücken an Rücken gelehnt, ihre Wange an meiner.
Ich würds auch ohne die Wertungen begrüßen, lass das den Leser beurteilen, ob das eine schüchterne Verliebtheit war, oder nur Verknalltsein, oder sogar die große Liebe.
Bahnhof im Mac Donalds treffen.
Ist das bewusst falsch geschrieben? Weil: McDonald's

Als Nils das Mac Donalds verlassen hatte, sagte Phil’: „Die ist doch viel zu jung.“
Thorsten war nicht mit uns in England gewesen und fragte: „Wie alt isse denn, hm?“
Phil’: „Zwölf glaub’ ich, oder jünger.“
Thorsten, zu mir gewandt: „Des kannste net bringen, hm!“

Phil’: „Schmeiß die Serviette lieber gleich weg, sonst kommst du nur auf dumme Gedanken.“
Thorsten: „Soll ich’s für dich machen?“

Mann, was sind das für Spießer-Freunde? :) Er ist 14, sie ist 12, Romeo war 17 und Julia 15 - glaub ich.
Zwei Jahre Unterschied, das ist perfekt. Hmm, gut, bei denen Protagonisten ist es wohl auch vorherbestimmt, dass sie sich nicht bekommen. :P

Ich würd die Rückblende an das Ende stellen, weil es ja darum geht, dass er sie bis heute nicht vergessen hat und sie möglicherweise ja die EINE sein könnte. :P So mitten drin störts.

Mehr Handlung und weniger Erzählung wären schön gewesen. Ansonsten finde ich die Geschichte okay, mehr aber auch nicht.

JoBlack

 

Hallo Bernadette,

vielen lieben Dank für Deinen Kommentar!!

Habe den Dialog KG-konform umgestaltet und in dem Absatz, den Du besonders hervorgehoben hast, das Nacherzählen gegen „Zeigen“ ersetzt. Ich hoffe, nun ist es besser.


Hi Jo Black!!

„Okay, mehr aber auch nicht.“ Shit, da wünsch ich mir ja fast, Du hättest geschrieben, die Geschichte sei brunzlangweilig, würde Deinen Hass auf die Welt vergrößern und Du läsest noch lieber Goebbels Tagebücher als solche Texte.

Quatsch, ich dank Dir sehr für Deinen Kommentar. Jede kritische Äußerung ist interessant und hilft mir sehr. Und „okay“ ist ja schon mal ein Anfang :)

Hab etwas von dem Wertenden herausgenommen... „was für eine schüchterne Verliebtheit das noch war..“..

Und das Mac Donalds ist ausgebessert, peinlich.. Einmal hab ichs drin gelassen, wo es nur Mac heißt, weil Mc im Text komisch aussah..

Tja, ja, die Spießerfreunde.. Keine Ahnung, worum es damals wirklich ging. Es ist nur so verrückt und albern, wenn ich daran zurückdenke, wie beeinflussbar ich in diesen jungen Jahren war. Was für ein Quatsch und ich hab darauf gehört. Vielleicht lag’s daran, dass sie selbst noch keine Freundin hatten, wer weiß..

Rückblende:
Hm, jetzt hab ich 3 unterschiedliche Meinungen, einmal da wo sie steht, einmal am Anfang, einmal am Ende. Da lass ich sie lieber erst mal noch, wo sie ist und denk weiter drüber nach. Ich mochte sie eigentlich gerade dort, wegen dem Verzögerungseffekt..

Hey, vielen Dank Euch beiden für’s rasche Lesen und Kommentieren!!

 
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Hey, T Anin,

erstmal möchte ich sagen, daß ich Hemingways Ansicht nicht teile. Es ist nur schwierig mit erlebten Geschichten. Um zu wissen, ob sie gute Stories abgeben, wenn man nicht dabeigewesen ist, muß man sie von außen betrachten, und manchmal kann man das erst, nachdem man sie oft erzählt oder einmal aufgeschrieben hat. Aber das lohnt sich.

Deine Geschichte ist kein Hockerhauer. Das ist auch schwierig, wenn Handlung im Vordergrund steht, die gleichzeitig durch enorme Distanz abgeschwächt wird. Ferne, weil alle Gefühle und deren Intensität und Wichtigkeit in der Vergangenheit liegen, der Erzähler aber jetzt erzählt. Dabei lohnt die Geschichte ja nur, wenn sie noch aktiv ist. Wenn z.B. der Erzähler auch jetzt noch dazu fühlt, auch, wenn er es 15 Jahre vergessen hatte. Davon merkt man hier nichts, kann es nur vermuten, aber das trägt nicht durch 15 Jahre.

Hier, subjektiv und hoffentlich konstruktiv: Zwei Sachen, die Du machen könntest, um die Geschichte mit wenig Aufwand zu stärken.

1. Den Erzählrahmen anders anbringen, ohne was an der Handlung zu verändern.

Stell doch mal den Text um, so daß die Geschichte mit diesem Absatz anfängt:

Gestern, ziemlich genau 15 Jahre nach diesem Tag, war ich bei Phil’ zu Besuch. Er wühlte (alte) Fotos von Parties heraus, blasse Gesichter neben umgestürzten Bongs, Leute, die aussahen als gehörten sie dringend ins Krankenhaus. Dann öffnete er eine Bildertasche und nach zehn oder zwanzig Londoner Sehenswürdigkeiten tauchte ein Foto von Eva und mir auf.
Dieses schüchterne Aneinanderlehnen auf dem Stockbett der Kabine. Ich hatte nicht mal gewusst, dass Phil’ das (damals) fotografiert hatte. Ich sah so verdammt jung aus. Nicht wie vierzehn, sondern wie acht oder vielleicht neun Jahre. Eva schaute an der Kamera vorbei, eigentlich zwölf, aber auf dem Bild schon eine junge Frau. Braune Haare, braune Augen und ein viel zu weites Leinenoberteil unter dem sich ihre Brüste abzeichneten.

Das Unterstrichene könntest Du weglassen und dafür zB irgendso ein lange-her-Wort einbauen, ich hab zwei ganz heißnadelmäßige mal in Klammern reingemacht, zu Demozwecken.

Dann diese Schwächer streichen:

Wir waren noch zu jung, um uns schlimm zu betrinken
Google, Facebook und SchülerVZ waren noch ferne Geister

So weiß der Leser am Anfang: Die Geschichte ist passiert, als der Held 14 war.
Dann kann er in Ruhe in die Geschichte einsteigen, ohne dauernd daran erinnert zu werden, daß (und wie lange schon) sie vorbei ist, dadurch ist sie schonmal nicht mehr ganz so vorbei, das erleichtert Assoziationen und Mitgefühl.
Das alles kannst Du probehalber machen, ohne einen Buchstaben neu schreiben zu müssen, und Dir dann das Ding nochmal durchlesen.

2. Die Serviette anders anbringen. Darin nämlich liegt die stärkste Möglichkeit, die Geschichte mit Erfundenem aufzupeppen.
Du Held hast die Serviette damals weggeworfen. Und das war's. Da Gedanken wie Hätte ich die doch nicht weggeworfen offenbar nicht Kern der Geschichte sind, hat es wenig Zweck, ein Wiedersehen der beiden in der Vergangenheit zu erfinden. Aber Phil könnte die Serviette nachher wieder herausgeholt haben, um selbst das Mädchen anzurufen. Vielleicht war es gar nicht das Kiffen, das ihn damals vom Unterricht abgehalten hatte. Oder er nahm sie, um sie einfach aufzubewahren, für einen guten Augenblick, der nie kam, bis er es selbst vergessen hatte. Sie könnte aus Versehen zwischen Phils Fotos dem Helden in die Hände gefallen sein, und in den nächsten 15 Minuten könnte er erfahren, daß Phil und Eva ein uneheliches 12jähriges Kind haben. Oder sie war einfach da, huch, sowas, ich dachte, die hätte ich weggeworfen etc, der Held nimmt jetzt die Serviette mit, geht in den McDonald's, in dem er damals saß, grübelt und grübelt und denkt an Eva und Phil, hat vielleicht eine Frau zu Hause, denkt an seine glückliche/unglückliche/frisch geschiedene/nie geschlossene Ehe, seinen Charakter, die Sterblichkeit oder seine frischentdeckte Homosexualität und schmeißt jetzt die Serviette weg. Oder nicht. Und das wäre das Ende der Geschichte.

Dringendst würde ich den Apostroph bei Phil wegmachen, der sieht scheiße aus. :D

Lieben Gruß!
Makita.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Makita! Ich dank Dir sehr für Deinen eingehenden Kommentar..
Ich teile H’s Ansicht auch nicht, muss aber gerade die Erfahrung machen, dass es zumindest für mich persönlich viel schwerer ist, tatsächlich Erlebtes gut zu erzählen, was mir für ein geplantes großes Projekt Sorge bereitet..

Ich hab Deine Vorschläge umgesetzt,
erstens den Rückblick an den Anfang gestellt; bisher hat sich jeder an der alten Position gestört, ich seh’s ein. So könnte es wirklich besser sein.

Die beiden Sätze die Dich störten sind rausgeflogen.

Phil statt Phil’ :)
Auch sonst hab ich versucht, es noch ein wenig zu glätten.
Mit der Serviette hast Du recht, all Deine Vorschläge hätten Potenzial.
Aber das kann ich nicht machen. Will ja gerade versuchen, wie es ist, es genau so wiederzugeben, wie es passiert ist, nichts dazu, nichts anders. Notfalls nehm’ ich den Text wieder raus, wenn er zu lasch ist, aber inhaltlich will ich ihn nicht ändern. Sonst komm ich mir wie ein Ergebnisseschönfärbeforscher vor :)

Vielen Dank Dir und feier schön morgen!!

Nachtrag: je länger ich über die Veränderungsmöglichkeiten nachdenke, desto besser gefallen sie mir; Vorsatz fürs neue Jahr: Skrupelloser werden, nur noch behaupten, die Wahrheit zu sagen, Serviettenvorschläge umsetzen.

 

Hey T Anin! :)

Ich habs vor Tagen schon gelesen und mir Ähnliches gedacht wie Makita: Der Rahmen passt nicht. Jetzt hab ich gesehen, dass du es geändert hast und lese sie nochmal. Der Anfang gefällt mir jetzt sehr viel besser.

Er wühlte Fotos längst vergangener Parties heraus, blasse Gesichter neben umgestürzten Bongs, Leute, die aussahen(Komma) als gehörten sie dringend ins Krankenhaus.

Dieses schüchterne Aneinanderlehnen auf dem Stockbett der Kabine. Ich hatte nicht mal gewusst, dass Phil das fotografiert hatte. Ich sah so verdammt jung aus. Nicht wie vierzehn, sondern wie acht oder vielleicht neun Jahre.

Das müsste man entwirren. Der erste Satz gleich, schreib doch einfach: Wir saßen Rücken an Rücken auf dem Stockbett, ich wusste nicht einmal, dass Phil uns fotografiert hatte.

Eva schaute an der Kamera vorbei, eigentlich zwölf, aber auf dem Bild schon eine junge Frau. Braune Haare, braune Augen und ein viel zu weites Leinenoberteil unter dem sich ihre Brüste abzeichneten.

Und dann springst du zu Eva und kommst wieder zurück zum Alter. Baue es um: "Eva dagegen sah aus wie eine junge Frau, dabei war sie selbst erst zwölf."
Braune Haare, braune Augen und ein viel zu weites Leinenoberteil unter dem sich ihre Brüste abzeichneten.

Das Leinenoberteil reicht eigentlich, dagegen wirkt die Erwähnung der Brüste wie ein Klecks.
Die Rückfahrt, Dover – Rotterdam dauerte vom Einbruch der Nacht bis zum Sonnenaufgang.

Hier weiß ich erstmal nicht, wann ich bin. Erzählt er noch von den Fotos? Dann mach keinen Absatz, sondern pappe das an das Evaportrait dran. Ist dann auch von den Zeiten her eleganter. Und die Einleitung im Präsens?

So irgendwie:

Das Bier bei Phil ist billig, aber dafür kostet es nichts. Er kramt Fotos raus, auch eins von Eva und mir. Damals war ich vierzehn und sah aus wie blabla, Eva sah dagegen schon aus wie blabla. Wir waren auf der Rückfahrt von Dover nach blabla und wir tranken Apfellikör und wir saßen Rücken an Rücken auf dem Stochbett.

Unser Gruppenlager war auf dem Teppich des Deckflurs, bis das Personal Verstärkung geholt hatte und uns verscheuchte.

Da verhedderst du dich mit den Zeiten.

"Unser Lager war auf dem Teppich, bis das Personal Verstärkung holte und uns verscheuchte."

Ich roch ihre Haare und den seltsamen Duft ihrer Haut.

Seltsam? Wenn du etwas nicht beschreiben kanns/magst, dann beschreibe, was es in dir auslöst. Bekommt er Herzklopfen? Wir die Hose eng? Wünscht er sich einen Kuss? Wie auch immer, aber ein Bild wäre hier sehr stark.

In mir flackerten beinahe abstrakte Vorstellungen von Nähe auf. Tanzen kam darin vor, gemeinsames Tanzen. Oder mit ihr auf dem Fußboden sitzen. Wie auf der Fähre, Rücken an Rücken gelehnt, ihre Wange an meiner.

Das ist süß und gefällt mir. :)

Das Problem war, dass ich am Mittag nach der Überfahrt und der Ankunft des Busses in Nürnberg(kein Komma) nicht den Mut besessen hatte, nach ihrer Adresse oder Telefonnummer zu fragen.

Einen anderen Reiseteilnehmer fragen, kam nicht in Betracht.

Auch hier nicht.

Als er fort war, sagte Phil: „Die ist doch viel zu jung.“
Thorsten fragte: „Wie alt isse denn, hm?“
Phil darauf: „Zwölf glaub’ ich, oder jünger.“
Thorsten wandte sich zu mir: „Des kannst’ net bringen, hm!“

Phil sagte: „Schmeiß die Serviette lieber gleich weg, sonst kommst du nur auf dumme Gedanken.“
Thorsten fragte: „Soll ich’s für dich machen?“


Der Dialog ist unschön und er passt auch nicht zum Rest der Geschichte. Bette die Zeilen in die Handlung ein. Auf viele "sagte" und "fragte" kannst du verzichten, wenn eh klar ist, wer gerade spricht. In der Regel ordnet man eine Dialogzeile der letzten handelnden Person zu.

Beispiel:

Nils verabschiedete sich und stand auf. Phil wartete, bis er weg war und blickte in die Runde.
"Die ist doch viel zu jung."
"Wie alt ist sie denn?", fragte Thorsten. Phil zuckte mit den Schultern.
"Zwölf, glaub ich." Dann blickte er mich an und runzelte die Stirn. "Des kannst ned bringen."
Ich fühlte einen Kloß im Hals und konnte nicht sprechen. Phil nickte.
"Schmeiß das Ding weg." Thorsten blickte zu Phil, sah dann zu mir und hob die Augenbrauen.
"Soll ichs für dich machen?"

Sodala. Insgesamt fand ichs jetzt viel besser als in der ersten Fassung. Und ich geb Hemingway auch nur bedingt Recht: Man kann durchaus eigene Geschichten erzählen, man muss sie eben bisschen aufarbeiten, damit sie interessanter werden.

Bis bald!

yours

 

hi yours, wow, ich dank Dir für Deinen Kommentar, der ist so lang wie meine Story, ein richtiges Lektorat.
Praktisch alles, was Du geschrieben hast, erscheint mir richtig und ich konnte nicht bis nach der Feier heute und dem Kater morgen warten, es umzusetzen.

Der erste Absatz ist nun umgebaut und ins Präsens versetzt worden.

Hab dann, das hat sich irgendwie passend angefühlt, auch noch einen kleinen neuen Absatz ins Präsens an den Schluss geschrieben. War ne Spontantat, vielleicht fliegt das wieder raus.

Kommafehler und, äh Brüste, sind draußen.

Unser Gruppenlager war auf dem Teppich des Deckflurs, bis das Personal Verstärkung geholt hatte und uns verscheuchte.
Da verhedderst du dich mit den Zeiten.
In Deinem Sinne abgeändert.

Hm, das mit dem Duft der Haut. Im nächsten Absatz wird ja eigentlich über das geredet, was es in ihm auslöst. Hab aus „seltsam“ „mild“ gemacht. Muss ich mir noch mal Gedanken machen.

Der Dialog!! Das war ne Lehrstunde, man oh man.
Hab ihn neu geschrieben und mich streng an Deiner Lehre orientiert.

Tausend Dank, Du bist ne Sensation

 
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Hallo T Anin,

Im Kg.de Nirwarna geistert eine Geschichte von mir herum mit gleichem Titel und einer Evi, die gleichsam eine erste Liebe ist.

Mir hat die Geschichte gefallen, sie ist teilweise rührend und ich habe sogar den Fall eines Lübecker Schülers assoziert, der mit einer Engländerin unter 14 einvernehmlich geschlafen haben soll und angezeigt wurde.

Daher sehe ich deine Geschichte gegenüber anderen doch als eine Bereicherung. Sex unter Jugendlichen sollte öfters thematisiert werden. ;)

LG
GD

 

Hallo Goldene Dame,

freut mich sehr, dass ich noch einen Kommentar zu der Geschichte von Dir bekomme!!

Mir hat die Geschichte gefallen

Das ist natürlich sehr schön..


Sex unter Jugendlichen sollte öfters thematisiert werden.

Hey, in der Geschichte wird nicht einmal Händchen gehalten :)

Ich hab erst erfolglos nach einer Geschichte von Dir mit dem gleichen Titel gesucht und dann aber die mit dem Titel „Evi“ gefunden. Ist hervorragend. So sehr, dass sie mich eigentlich wieder darin bestärkt, diesen Text von mir herauszunehmen. Habe da viel zu viel erzählt, zu wenig gezeigt, das wurde ganz zu Recht kritisiert…

Ich dank Dir,
liebe Grüße, T.

 

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