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erst in fünf jahren liebe ich dich

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21.04.2002
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erst in fünf jahren liebe ich dich

‚Sag mir, dass du morgen noch da bist !’

Ihre dunklen, braunen Augen funkeln aus der Dunkelheit hervor. Ihr Blick hält mich, wartet . Auf eine Antwort - die richtige Antwort.

‚Sag mir, dass ich morgen nicht aufwachen muss, um dich nicht mehr zu sehen !’

Eine Träne klammert sich an ihre Brust, bevor sie den Kampf verliert und langsam eine salzige Spur zieht , bis sie auf ihrem sanften Bauch liegen bleibt. Es ist keine ihrer Tränen - es ist eine meiner.

Ich sehe sie an, meine Augen begleiten die Kurven ihres Körpers, streifen die Spannung ihrer Haut.Ich sehe sie an, ihre Augen , ihre Wangen, ihre Lippen, die ich immer noch spüren kann.´Eine weitere Träne will von mir, will zu ihr.
Ihr Duft ist überall. Meiner wohl auch, aber den rieche ich kaum. Aber ihr Duft schwimmt in der Luft, riesige Wellen, die nach Salz schmecken . Und nach ihr.

Sie sieht mich an, und die Antwort kommt nicht.
Was soll ich ihr sagen ? Dass ich sie liebe und dennoch morgen allein sein werde. So wie sie ? Ich möchte nichts sagen, will sie nur ansehen, ihren Geruch in mich aufnehmen, ihr Relief in mich einbrennen.

Ich liebe sie. In diesem Moment liebe ich sie. Das werde ich auch morgen tun , hunderte Tage wird sie mich begleiten. Und dann ?

Ich weiss es nicht.

Und darum werde ich morgen nicht hier sein. Nicht, weil ich ein mieses Stück bin. Nicht weil ich sie nicht liebe. Nicht weil ich sie seit 4 Wochen in jedem Atemzug fühlen kann. Nicht weil ich ihren Körper nächtelang augenlos, mit meinen Fingern und Händen in mich aufgenommen habe. Nicht weil mir der Sauerstoff fehlt, wenn sie sich nicht im selben Raum bewegt wie ich.

Ich gehe, weil ich wissen will, ob sie in meinen Träumen bleiben wird, wenn ich schon lange fort bin, wenn sie schon lange fort ist.

Sie ist einzigartig für mich. Nie werde ich vergessen , wie sie riecht, wenn sie mich ansieht, wenn sie voller Lust ist, voll Schmerz , voll Liebe. Hunderte Nuancen von ihr, die ich immer erkennen würde. Das kann die Zeit nicht ändern. Doch die Zeit lässt ein Bild verblassen. Ganz gleich, ob ich jetzt das Gegenteil behaupte. In fünf Jahren wird ihr Duft in meinem Kopf derselbe sein. Ihr Bild wird es nicht mehr sein. In fünf Jahren wird sie irgendwo sein, mit irgendwem , weit weg von mir oder ziemlich nah.
Die Zeit ist ein Killer. Millionen Liebesschwüre binden sich an die Zeit, ohne jemals eine Chance zu haben, den Kampf zu gewinnen. Niemand wird zugeben, jemanden vergessen zu können. Und doch versteckt die Zeit deine Erinnerungen, verschiebt sie, vermischt sie, und wartet . Wartet darauf, dass sie gewinnt.
In fünf Jahren werde ich zu träumen beginnen. Und warten. Darauf warten, dass diese Frau - die jetzt in meinem Bett liegt, die für mich sterben würde, wenn ich es verlangen würde, für die ich sterben würde, wenn sie es verlangen würde - dass diese Frau in meine Träume tritt. Ohne dass ich sie gerufen hätte.
Dann, wenn ihr Bild verblasst ist, wenn die Zeit sich schon als Sieger fühlt, trotz all meiner Gegenwehr, dann, wenn tatsächlich Tage und Wochen an mir vorübergehen , in denen ich nicht an sie denke.Dann werde ich zu träumen beginnen.
Ich werde nicht von ihr träumen, werde sie nicht einladen. Aber vielleicht , vielleicht wird sie dennoch kommen, und ich werde aufwachen, und sie überall spüren, ihr Geruch wird in der Luft schwimmen. Ich werde ihre Kurven auf meinen Bauch zeichnen. Mein Herz wird hetzen und Tränen werden fallen. Wenn sie kommt.

Dann werde ich mich auf die Suche nach ihr machen. Es wird zu spät sein, ihr Herz wird in anderen Fesseln liegen. Aber ich werde sie nicht mehr los werden. In fünf Jahren, wenn sie in meine Träume tritt, dann werde ich sie immer in mir tragen.Immer. Vielleicht nur als Erinnerung, aber ihr verblasstes Bild wird hell sein

Dann werde ich zurückkehren, und vielleicht werde ich sie sogar wiedersehen.

‚Sag mir, ob du eines Tages zurückkommen wirst !’

Sie lächelt mich an, küsst mich auf meine Lippen , legt ihre Hände auf meine Brust. Ich presse ihren nackten Körper an mich.

’In fünf Jahren. In fünf Jahren werde ich aufwachen und nach dir riechen.’

 

Hi Enay,

meiner Meinung nach ein beeindruckendes Debüt auf kg.de! Deine Art, die Dinge und Sinneswahrnehmungen zu beschreiben hat mich wirklich fasziniert und gefesselt! Die Fragen, die dein Text aufwirft, stellt sich glaube ich jeder einmal und deswegen konnte auch ich mich wiederfinden! Sehr schön geschrieben.
Zum Inhalt: Ich verstehe nicht so ganz, warum der Protagonist nun seine Freundin verlassen will/muß? Nur, weil er sehen will, wie er die Zeit in 5 Jahren aus einer anderen Perspektive sieht!? Nun ja, ich werde mir deine Geschichte nochmal in Ruhe durchlesen, vielleicht sehe ich dann was, was mir jetzt entgangen ist!
Ansonsten, kannst du auch schon mal gerne anfangen, mir die Fragen zu beantworten! :D
Ansonsten, Daumen hoch für dein Erstlingswerk! :thumbsup:

Gruss, Gam.

 

Hallo Enay

Ein schöner, alltäglicher Gedankengang den Du dort beschreibst.
Für mich riecht der Inhalt, d.h. die Aussage dahinter aber nach jemanden der zu feige ist, eine Beziehung durch alle Höhen und tiefen durchzuhalten, und sich deshalb in diesen Romantikverbrämten Vorstellungen suhlt...
(damit meine ich den Protagonisten dieser Geschichte)
Schön be-und geschrieben ist es aber allemal und auch ich möchte Dich mit :thumbsup: auf Kg.de willkommen heißen.

Lord ;)

 

Interesting.
Aber die Geschichte hat schon einen wahren Kern, der über die Erzählung hinausgeht.
Setzt euch vors Fenster am Abend , und lasst die tausenden Gesichter , die euch schon begleitet haben, an euch vorüberziehen. Je länger die Zeit, desto verschwommener ist das Bild. Und dann schiesst euch wieder jemand in den Kopf, an den ihr seit Jahren nicht mehr gedacht habt. Und die Erinnerung daran kippt euch dermassen um.

Und der Rest ist eine Geschichte dazu :)

Thanks for the feedback. Erstlingswerk ist es aber nicht, weder auf kg.de noch in real life.

Aber Enay redet zuviel :)

 

by the way,
alltäglich find ich den Gedankengang ganz und gar nicht, aber eine Geschichte ist ja dazu da, seine eigenen Gedanken zu bilden und nicht meine.

Aber Enays eigene Meinung ist, dass Verliebtheit und Liebe nicht dasselbe sind. Und dass nur die Zeit den Unterschied lehrt. Und diese Zeit kann lang sein.

ride the waves

 

Danke, Enay, für Deine Story. Du hast alles "naturgetreu" dargestellt - obwohl ich den Titel nicht mag, weil er ein Widerspruch zu einigen Textstellen ist, in der der Protagonist die Liebe gesteht.

Ein anderer Widerspruch:

"Ich werde nicht von ihr träumen, werde sie nicht einladen."

und

"In fünf Jahren, wenn sie in meine Träume tritt..."

Ein wenig schwammig wirkt auch die Stelle mit "verblasstes Bild" und "hell sein". Kein Übergang?

Zitat: "Die Zeit ist ein Killer. Millionen Liebesschwüre binden sich an die Zeit, ohne jemals eine Chance zu haben, den Kampf zu gewinnen. Niemand wird zugeben, jemanden vergessen zu können. Und doch versteckt die Zeit deine Erinnerungen, verschiebt sie, vermischt sie, und wartet . Wartet darauf, dass sie gewinnt." Schön. Obwohl ich "die Zeit ist ein Killer" und "...wartet darauf, dass sie gewinnt" auch wieder als Widerspruch empfinde, aber ich denke, Du willst auch den inneren Kampf, das langsame Begreifen, darstellen.

Aber, wie Du schon sagst, die Zeit ist nicht immer ein Killer, manchmal ist sogar eine Hilfe.

Die Zeitperiode, die Du nennst, ist eigentlich unwichtig. Ist die Erzählung rückwärts oder vorwärts geschrieben worden?

[ 28.04.2002, 00:51: Beitrag editiert von: Roswitha ]

 

So gesehen macht es für mich mehr Sinn, als ich aus der geschichte herauszulesen vermochte... ;)
Lord

 

Hallo Enay!

Auch von mir ein herzliches Willkommen auf kg.de! Und egal ob Erstlingswerk oder nicht, die Geschichte ist auf jeden Fall lesenswert! Auch wenn ich (aus dem, was ich schon erlebt habe) mich der "Meinung" des Protagonisten nicht anschliessen kann. Sicher, die Menschen (von den Gesichtern her) werden verblassen, aber gewisse Dinge, wie bei Dir der "Duft" werden bleiben. Aber wenn sich die beiden so lieben wie es klingt, wird man sich 2mal ueberlegen, den anderen gehen zu lassen.

Du sagst, man erkennt den Unterschied zwischen Verliebtsein und Liebe erst aus der "Distanz". Auch hier hast Du Recht. Wenn Du allerdings einmal jemanden in dem Glauben, Du bist verliebt, gehen hast lassen, und Du merkst, dass Du ihn geliebt hast, gibt es in der Realitaet meist keine Weg zurueck.

So, soweit meine Gedanken, aber ich will ja auch nicht so viel quatschen :)

Dany

 

@ Dany:

Zitat: "Wenn Du allerdings einmal jemanden in dem Glauben, Du bist verliebt, gehen hast lassen, und Du merkst, dass Du ihn geliebt hast, gibt es in der Realitaet meist keine Weg zurueck."

Doch, denn Zeit kann manchmal positiv sein. Man sieht Dinge plötzlich in einem ganz anderen Licht, "reifer" vielleicht. Und manchmal ist es doch noch nicht zu spät. Believe me!

 

@Roswitha:
Hm, Du magst vielleicht recht haben. Aber ich weiss, wie lange man braucht, um wenigstens mit der Situation zurueckzukommen. Ohne dass man noch gross versucht hat, aufzuhoeren ihn zu lieben (wenn dass denn jemals klappen sollte)

Dany

 

Ich denke, wenn man gehenlassen muß, muß man gehen lassen. Das ist nun mal eine Tatsache, mit der sich wohl jeder Mensch abfinden muß. Ob man wieder zusammenfindet (und sei es nach sage und schreibe zehn Jahren ;) ), dann ist das vielleicht mehr ein Zufall als die Norm, aber es ist möglich. Das Gute daran: in der Zwischenzeit hat man gelernt, daß man ohne einander zurechtkommt und das kann auch gut sein für das spätere Miteinander.

 

Ich glaub, darueber koennten wir beide stundenlang diskutieren, vielleicht sollten wir nen Thread dazu aufmachen? ;)

 

Hi Ihr beiden...Gute Ideee das mit dem Thread..da werd ich gerne meinen (Lebensweisheitstriefendenphilosophischen) Senf dazugeben... :D :D
euer Lord ;)

 

ernsthaft? gibts ne moeglichkeit, nen thread aufzumachen, den nicht jeder ankucken kann? *g*

 

Höchstens als Mod...im inner modthread, oder wie das Dingens heißt...ansonsten bliebe bloß die private mailerei...

Lord :D

 

Ebent... und selbst als Mod, kann es jeder andere Mod mitlesen :)

Gruss
Dany

 

falls der Thread wirklich aufgemacht wird, und ich auch "zugelassen" werde, dann erzähl ich vielleicht auch die Geschichte hinter dieser Geschichte :)

Auf jeden Fall tx for the feedback . Ich bin ja immer froh darüber, wenn den Protagonisten nie völlig zugestimmt wird, denn dann würd ich an mir zweifeln (enay + eindeutige Weisheiten vertragen sich nicht so ganz) ;)

 

Hallo, ich nochmal...
Enay, ich war vorhin auf deiner Homepage (siehe PM)... ihr anderen, ich wuerd Euch das auch empfehlen. Ich zumindest hab immernoch keine Worte gefunden.. Und in der halben Stunde danach hab ich sogar angefangen eine weitere KG zu schreiben.. Aber jetzt ist die Stimmung wieder verflogen, und ich weiss auch nicht so recht, ob ich sie zurueckholen soll.. ist immer ein Drahtseilakt...

Gruss
Dany

 

@ Dany,

dann geh' eben nochmal drauf... ;) Obwohl ich zu dumm für die Webpage bin, erscheint mir alles ein wenig durcheinander... :p :cool:

 

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