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Ersatzkanüle
Leiden Sie unter Krebs, Diabetes oder Depressionen? Wir hatten über die Frage gelacht, als wir den Fragebogen ausfüllten. Aids hatten wir auch nicht. Und weiter als nach Spanien war bisher nur Arnd gekommen. Malaria, Hepatitis - no chance.
Wir waren vier Jungs zwischen 19 und 27 Jahren.
Und alle ziemlich pleite. Nur Sören hatte genug Geld – er war kein so faules Studischwein wie wir und besorgte sich alle paar Tage einen Job im Studentenwerk. Er lud uns öfter zu sich nach Hause ein, meist freitags, dann hockten wir in Socken auf seinem Sofa und schauten uns neidisch um. Allein der Luxus seines weißen, schmutzempfindlichen Teppichs...
"Könntet ihr auch haben - müsstet nur mal früher aufstehen als sonst." Mich nervten seine ständigen Missionierungsversuche, was konnten wir dafür, dass er kein BAföG bekam?
"Nö, keine Lust. Solange das Geld fürs Bier reicht." Ich schaute nach den anderen. Arnd spielte mit den Salzstangen und Benedikt hatte - wie meistens - nicht zugehört. Unser zeichnender Philosoph hockte im Schneidersitz auf dem Boden und beschäftigte sich mit seinen komischen Skizzen. Wobei ich nicht wußte, ob man in seinem Fall von Kunst sprechen konnte. Es waren eigentlich immer die gleichen geometrischen Gebilde, winzige Konfigurationen von Kreisen, die er später akribisch mit Zirkel und Tusche vergrößerte. Ich machte mir Sorgen um ihn, er sah in letzter Zeit ziemlich müde aus.
Heimlich bewunderte ich Sörens Elan. Ich hätte sein Pensum nie geschafft: Vorlesungen, Klausuren, Pizzen ausfahren. Ich hatte nicht mal einen Führerschein. Am liebsten jobbte Sören als Wachmann in der Hochschule. Da saß er im Pförtnerkabuff und ackerte seine BWL-Skripte durch. Seinen bequemen Lese-Arbeitsplatz hatte er leider nur einmal im Monat, so dass er ständig auf der Suche war - nach weiteren Optimierungsmöglichkeiten. Diese Woche war er fündig geworden, ein Tip von einem Pizzakollegen. Die Sache schien wirklich lukrativ. Leichtes Geld, schnell verdient. Und Lesen konnte man dabei auch. Man musste gar nichts tun, nicht telefonieren, keine Schlüssel austeilen, keine Schließrunde drehen, man musste nur den Ärmel etwas hochkrempeln, den Arm freimachen und eine wahrscheinlich hübsche Schwester würde einen kleinen Pieks machen.
"Also, Jungs, was ist? Wer traut sich?", fragte Sören ganz aufgeregt, dabei schien er selbst am meisten Angst zu haben. Sonst war er der Wehleidigste. Eine Grippe, ein Schnupfen, das haute ihn für Tage um. Arnd und Benedikt schwiegen, so dass es wieder an mir lag zu antworten:
"Weiß nicht. Ich brauch noch ein paar Infos." In der Theorie hörte sich alles gut an. Aber ich hatte ehrlich gesagt keine Lust, mir freiwillig eine Nadel in den Arm jagen zu lassen. Die Betäubung beim Zahnarzt, die Tetanusspritzen vorm Urlaub - mein Pieks-Soll für dieses Jahr war erfüllt.
Ich bekam mehr Infos als ich wollte. Arnd, die Hände in der Chipstüte, fing an zu dozieren. Über Blutplasma und Medikamentengewinnung, allsommerliche Blutkonservenknappheit und Unfallopfer. Ich wußte gar nicht, dass er sich als Tiermediziner auch in solchen Gebieten auskannte. Vielleicht hörte er nur viel Radio.
Ich ließ mir von Arnd ein schlechtes Gewissen machen. Millionen Diabetiker mussten sich früher sogar selbst spritzen! Benedikt sagte nichts. Ich hätte gern gewußt, was er von der Sache hielt. Vielleicht hätte es zwei gegen zwei gestanden. So ließ ich mich breitschlagen am folgenden Dienstag statt bei Loenze im Blutplasmazentrum zu sitzen. Statt herrlicher Muffins im Bauch ein kaltes Stück Stahl im Unterarm. Ich sah eine Schwester eine Kanüle auspacken - am einen Ende eine Nadel, am anderen Ende ein Schlauch. Arnd hatte alles bestens erklärt.
Ich staunte nicht nur über die Pünktlichkeit der anderen, als wir am Dienstag im Plasmazentrum aufs Spenden warteten: es sah keineswegs nach Wartezimmer aus, eher wie in einem Seminarraum. Grüppchen von kunststoffbeschichteten Tischen. Drum herum orangefarbene Hartschalenstühle. Obendrauf Boxen mit Stiften.
Ich sagte zu den anderen:
"Ist doch nett hier. Fast wie bei Loenze."
"Nur, dass man hier den Kaffee erst nach getaner Arbeit kriegt." Arnd hatte schnell bemerkt, dass der Automat im Behandlungszimmer stand. Belohnung für die blasswangigen Jungs und Mädels, die mit zitternden, weißbandagierten Armen ihre Ration ins Wartezimmer balancierten. Benedikt schaute neidisch auf die dickflüssige Brühe im Plastikbecher seines Nachbarn. Beinahe schwappte alles über die Zeitschriften. Über die sowieso schon kaffeefleckigen, ausgeweideten Teile. Omalektüre. Die meisten Leute lasen mitgebrachte Bücher. Sören war wohl nicht der Einzige auf dem Optimierungstrip, ich blickte mich um: blauweiß gestreifte Medizinlehrbücher, Gemanistenzeugs, ein unhandlicher Architekturatlas in den pummeligen Händen eines lernenden Mädchens.
Die kleine Süße neben mir las einen Roman. Aber bevor sie weiterschmökern durfte, musste auch sie erst ihren Fragebogen ausfüllen. Wir hatten unsere Pflicht schon getan. Was die nicht alles wissen wollten! Aber ich fand´ s ok, ich hätte wenig Lust, nach einem Unfall eine Hepatitiskonserve zu kriegen. Frauen mussten drei Dinge mehr beantworten. Mich interessierte, was die Kleine gerade ankreuzte. Es gelang mir ohne Verrenkung zu lesen, dass sie Jahrgang 81 war. Vielleicht ein bißchen jung. Oh, ihre Tage hatte sie heute auch. Und ihre Pille erst vor zwei Stunden eingenommen. Schade, dass nicht drauf stand, ob sie heute schon gebumst hatte.
Sie schien meine Gedanken zu erraten und lächelte herausfordernd. Nur nicht Rot werden! Um mich abzulenken, dachte ich an den Pieks. Sie würden mir die Nadel reinjagen wie einem Ochsen. Musste an Arnds Tiermedizinerstories denken und meine Knie wurden ziemlich weich. Das Mädel schien Mitleid zu haben: "Erstes Mal heute?" Aber leider wurde sie in dem Moment reingerufen. Ich sah nur noch ihren wippenden Zopf über ihrem kleinen Hintern, bis die weiße Schwingtür uns trennte. Wie es dahinter aussah? Ich stellte mir meine arme Kleine an einer schrecklichen Maschine vor, ihren zarten Arm entblößt, ihr Blut in einen Plastikbeutel fließend.
Ich konnte sie nicht entdecken, in dem Gewirr von Liegen, das ich eine halbe Stunde nach ihr erblickte. Ich hätte nie gedacht, dass so viele Leute gleichzeitig spenden würden. Es gab schon eine Schlange vorm Waschbecken: Ärmel hochkrempeln, Arm waschen, trocknen, desinfizieren.
Wir wurden aufgerufen wie in der Grundschule. Mein Name hallte durch den weiten, hohen Raum. Aber niemand schaute mich an, alle waren mit sich selbst beschäftigt, mit ihren sich rhythmisch öffnenden und schließenden Fäusten.
Man teilte mir eine Liege am Fenster zu. Hinter dem Nackenkeil lag eine Papierrolle und ich rollte etwas davon über den grünen rutschigen Kunststoff, bevor ich mich ausstreckte. Es hätte mir gefallen, Sören als Nachbarn zu haben, dann hätte ich wenigstens quatschen können. Arno lag auf der entgegengesetzten Zimmerseite, Benedikt in meiner Reihe, aber neun Plätze entfernt. Krankenschwestern in weißen Hosen bewegten sich flink durch die Reihen, zogen Wägelchen mit Verbandstoff und anderem Zeugs, setzten Kanülen, entfernten Kanülen, die hoch gereckten Arme der Glücklichen, die mit der anderen Hand den Tupfer auf die Einstichstelle drückten, bevor sie verbunden wurden.
Von den Leuten gegenüber sah ich zunächst nur die Schuhunterseiten, ich hätte ganze Schuhprofilstudien machen können, in meiner endlosen Wartezeit, aber ich war nicht so kreativ wie Benedikt. Ich hörte, wie er darum bat, in den linken Arm gestochen zu werden, er wollte wohl später noch zeichnen. Ich konnte nicht sehen, ob er Angst hatte oder Schmerzen. Der breite Rücken der schweren Krankenschwester nahm mir die Sicht.
Auch Sören und Arno waren schon an ihre Maschinen angeschlossen. Bei Arno sah es ziemlich cool aus, relaxt hörte er Walkman, eine Zweiliterflasche Cola im Arm. Sein Beutel füllte sich schnell, Sportlerherz. Ich hoffte, der Kleinen ging es gut.
Mich schien man in meiner Ecke vergessen zu haben. Ich wartete, wartete, wartete. Ich sah die Angst der anderen schon vor dem Auspacken der Kanüle. Ich beobachtete, wie sie munter plaudernd Einstich und Schmerz ignorierten, wie danach ihr Blut in transparente Plastikschläuche einschoss. Winzige, blutgefüllte Schlangen wanden sich durch Heftpflaster gesichert, über behaarte und unbehaarte Arme. Rot floss es in die Maschine, Gelb aus ihr heraus.
"Machen Sie eine Faust." Fingernägel mit nachgemalten weißen Monden strichen über meinen Arm. Routiniert suchten sie nach einer passenden Einstichsstelle. Ein baumelndes Kreuz im Ausschnitt des Schwesternkittels, ein freundliches Lächeln, Parfum, die Kühle der Nadel auf meiner Haut, dann der Schmerz. Das metallene Hohlröhrchen lag sperrig in meiner Vene.
"Vorsicht, Sie dürfen Ihren Arm nicht bewegen." Die Krankenschwester erschrak. Man könnte sich leicht von innen zerstechen.
Ihre schwere Kollegin erlöste mich eine Stunde später. Die Pflaster entfernt, schwebte mein Arm horizontal in der Luft. Sie beugte sich beim Verband-Anlegen so weit vor, dass meine Hand ihre Brust berührte. Der Verband saß straff, ich konnte den Arm kaum beugen, jetzt würde auch ich den Kaffee ungelenk balancieren. Ich füllte noch zwei Becher für Sören und Benedikt. Sören grinste mich breit an, ansonsten hatte er wenig Grund zur Freude, sein Beutel war erst zur Hälfte gefüllt.
"Du brauchst nicht auf mich zu warten. Ich hänge hier noch Stunden fest."
Benedikt ging es nicht besser. Eine Schwester tadelte ihn, er solle stärker pumpen, sonst säße sie noch nach Dienstschluss hier. Wir beschlossen, uns am Abend zu treffen, ein Bier auf unser tapfer verdientes Geld.
Ich freute mich, die Kleine im Wartebereich wiederzuentdecken. Hatte sie etwa auf mich gewartet? Jedenfalls lächelte sie so mitfühlend:
"Alles gut überstanden? Warte, ich hab noch etwas für Dich." Sie kramte in den Tiefen ihres Rucksacks. Eine Blechdose mit Fliegerschokolade.
"Das hilft gegen Unterzuckerung. Gegen das Grau im Kopf". Was wusste sie schon vom Grau im Kopf, aber ich nahm gern ein Stück Depressionsprophylaxe.
"Ich glaube, ich brauche unbedingt frische Luft." Ich hatte das Gefühl, dass mir sonst auf der Stelle schlecht würde. Ich würde am liebsten gleich im Treppenhaus das erste Fenster aufreißen.
"Hast Du etwas dagegen, wenn ich mitkomme?", fragte sie mich. Wir zogen unsere Jacken an, rannten aus dem Gebäude, in der Straßenbahn saßen wir dicht nebeneinander. In der Stadt wussten wir nicht, was wir machen sollten, irgendwann landeten wir im secondhand-Kleider-Kaufhaus, wühlten in Kisten voll Mützen und Badeanzügen, eine Stange mit aufgereihten BH' s brachte sie auf die Idee, tatsächlich etwas kaufen zu wollen. Ich hatte bisher nie eine Frau kennengelernt, die gebrauchte Dessous anzog.
Sie streckte ihren Kopf aus dem Vorhang der Umkleidekabine:
"Willste mal gucken?"
Ihre Klamotten lagen auf Hocker und Boden verteilt Ich wunderte mich, dass man so wenig auszuziehen brauchte, um so ein Chaos zu veranstalten, aber dann fiel mir auf, dass die Garderobenhaken fehlten.
Jetzt verstand ich auch , warum sie mich dabei haben wollte.
Es gab keinen Spiegel.
Sie drehte sich vor mir.
"Na, sieht' s ok aus?"
Der rosafarbene BH wirkte leicht vergraut, vielleicht lag es an der schäbigen Beleuchtung.
"Möchtest Du auch die anderen sehen?"
Auf kleinen Bügeln baumelten sie zwischen den Falten des Vorhangs. Anscheinend wollte sie sich umkleiden, obwohl ich dabei war.
"Such dir einen aus."
Da gab es ein Seventies-Relikt mit Sonnenblumen, was für ein Kitsch, sah aber geil aus, einen Schulmädchenweißen, ein komisches Spitzenteil und ein lustiges Etwas mit Snoopies. Ich konnte mich nicht entscheiden.
Sie fing mit den Snoopies an, dabei drehte sie sich mir etwas zu. Von der Seite sah ich ihre Brüste, sie wirkten mager und irgendwie traurig und brauchten trotz ihrer Winzigkeit tatsächlich einen BH.
"Ich seh' beinah aus wie ein Junkie, guck mal", sagte sie und hielt mir plötzlich ihren nicht verbundenen Arm vors Gesicht. Ihre Haut so durchscheinend, bläuliche Adern, in der Armbeuge ein ganzes Nest winziger Narben, weiß schimmernd, tapfere Zeugen wohl eines ganzen Spenderjahres. Es rührte mich. Ich hatte Lust, ihren Arm zu küssen.
Da kam dieser Anruf. Es klingelte in meiner Jackentasche. Es war Arnd.
"Hast du´ s gut überstanden?", wollte ich von ihm wissen.
Was Arnd wohl denken würde, wenn er mich in der Kabine sähe:
Mit einem Mädchen, dessen Namen ich nicht einmal wusste. Das im Snoopie-BH vor mir stand mit weißbandagiertem Arm und häßlichen braunen Pflastern.
Arnd war schon beim Sport gewesen, aber das war bestimmt nicht der Grund, warum er sich bei mir meldete. "Da ist was mit Bene. Wir sollen heut nachmittag bei seinen Eltern vorbeikommen."
"Nun erzähl schon, was ist mit ihm?"
"Tut mir leid, ich weiß auch nichts Näheres."
Ich machte mir größte Sorgen. Bene, der in seiner unterzuckerten Schusseligkeit vors Auto gelaufen war. Bene, der vor den Bücherregalen in der Seminarbibliothek umgefallen war.
Wir wollten uns zur Lagebesprechung bei Karstadt treffen.
Im Selbstbedienungsrestaurant hatte ich Probleme mein Tablett gerade zu halten. Arno würde bestimmt nicht in zehn Minuten da sein. Beim Anblick der Salate bekam ich Hunger, als hätte ich drei Stunden Squash gespielt. Die Kleine stand neben mir und füllte Kakao in ihren Becher.
"Bene, das war doch der Blonde, der unbedingt im Schneidersitz auf der Liege sitzen wollte oder?"
Benedikt hatte wieder mal ziemlich genervt, manchmal fragte ich mich, was wirklich in ihm vorging.
Sein Zeichenfimmel, seine verbissenen Jogging-Runden, er sah alles viel zu ernst.
Nachdem wir bezahlt hatten, sahen wir Arnd an einem der Tische. Seine Sporttasche neben sich. Er wollte nichts essen. Jule, wie die Kleine sich an der Kasse vorgestellt hatte, trank in winzigen Schlucken. Neidisch schaute sie auf meinen Salat, bis mir einfiel, dass sie vielleicht nicht genug Geld dabei hatte. Sie lehnte meine Einladung nicht ab und Arnd und ich waren für Momente ungestört, während sie zum Buffet eilte.
Mittlerweile wusste Arnd Genaueres. Bene war im Krankenhaus, aber nicht, weil er vor ein Auto gelaufen war. Seine Mutter hatte ihn zum Mittagessen holen wollen, aber er hatte nicht aufgemacht. Auch später nicht, als für ihn jemand anrief. Zunächst hatte sie geglaubt, Benedikt wollte einfach nur seine Ruhe. Nach dem dritten Anrufer ging sie in den Garten. Bene wohnt im Souterrain, Terrassentür zum Garten. Sie hatte Glück. Die Glastür war nur zugefallen und ließ sich von außen aufdrücken. Sie fand Bene am Schreibtisch, an seinem kleinen Sekretär, den er schon als Kind besaß, - den Rest brauchte mir Arnd nicht zu erzählen.
"Scheiße. Verdammt! Und was jetzt?"
Arnd schaute mich fragend an.
"Wie geht es ihm denn wenigstens?"
Eine Stunde später standen wir in Benedikts Kellerzimmer. Seine Mutter ließ uns allein, um Kaffee zu kochen. Ich war schon ein dreiviertel Jahr nicht mehr da gewesen. Wir trafen uns lieber in der Stadt oder bei Sören, da waren wir ungestörter. Ich verstand nicht, wie Bene mit seinen 27 Jahren noch immer hier wohnen konnte. Allein der Anblick aus dem Fenster: der Rasen wölbte sich direkt hinter der Terrasse. Wollte Bene den Himmel sehen, musste er den kleinen Hang hochlaufen, dann stand er in einem düsteren Tannenwäldchen. Für jedes Weihnachtsfest ein Baum.
Seine Mutter hatte den Schreibtisch so hinterlassen, wie sie ihn vorgefunden hatte, ein Chaos von Papier und Zeichenzubehör, sogar eine Spritze fand sich darunter – zum Farbe aufziehen. Zirkel in unterschiedlichen Größen hingen übereinander an der Wand, die Schenkel geöffnet, der größte bestand aus zwei Kanthölzern mit einer Flügelschraube. Unter der Zirkelsammlung das Regal mit dem Strohhalmglas. Strohhalme in den verschiedensten Farben. Ich konnte seine Mutter schlecht fragen, welche Farbe ihr Sohn ausgesucht hatte, nachdem er mit der Zirkelspitze die Einstichstelle wieder geöffnet hatte, um sich danach eine "Ersatzkanüle" in den Arm zu stecken. Immerhin hatte er Sinn für Ästhetik bewiesen. Vielleicht war er doch ein Künstler. Er hätte eine riesige Sauerei verursachen können, so gab es nur etwas Blut in einem Schüsselchen, das vielleicht schon gespült wieder im Schrank stand.