Erntedank
Schon früh am Morgen summte sie „Wir pflügen und wir streuen“ vor sich hin. Sie ging in den Garten, sah sich die Herbstastern an. Späte Herbstfarben, rostrot, ockergelb, dunkellila.
Heute ging sie zur Kirche. Erntedankfest, saß dort auf der Holzbank, schön weich auf Kissen, bestickt von Frauen aus der Gemeinde.
Erntedank. Die Kirche erschien ihr in goldenem Licht. Goldenes Licht, woher? Draußen tobten Sturm und Regen.
Wir pflügen und wir streuen, geschmückter Altar, Erntekrone bestückt mit rotbackigen Äpfeln aus der Region. Gut besuchte Kirche, Dankbarkeit.
Erntedank, Kindheit.
Am Tag vor Erntedank kamen Frauen aus der Gemeinde in ihr Elternhaus. Die Erntekrone wurde gebunden. Jedes Jahr, Tradition.
Sie ging mit ihrer Mutter in die Kirche, direkt gegenüber, am Tag vor Erntedank. Ihr Vater, Bäckermeister, backte besonderes Brot für diesen Ehrentag. Schwarzbrot in Ährenform, Zopfstuten, vor dem Backen mit Eigelb bestrichen, schön goldbraun gebacken. Man traf sich in der Kirche. Bauersfrauen. Sie brachten Herbstastern in rostrot, ockergelb, dunkellila und prächtige Sonnenblumen. Der Altar wurde geschmückt.
Am nächsten Tag Gottesdienst, goldenes Herbstlicht, „Wir pflügen und wir streuen“, geschmückter Altar, Erntekrone, gut besuchte Kirche, Dankbarkeit