Erinnerungen
Dieser Geruch, dieses Gefühl, diese Ansicht.
Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen.
Ein Freitag nachmittag, wie jeder andere auch.
Ich spielte Fußball mit meinen Freunden, außerhalb unseres Dorfes, dort wo wir immer spielten, dort wo es so viel Platz gab.
Doch an jenem Tag entstand ein Loch im Kreislauf meine Lebens.
Ich lief den Hügel hinunter, zum Fluss um den Ball zu holen.
Ein Fluss so dünn, das selbst Ameisen davon trinken könnten.
Ich wünschte ich würde mich nicht so detailliert erinnern, doch ich tu es.
An jenem Tag rutschte ich aus und stieß mein Kopf.
Es dauerte nicht lang, bis meine Freunde auftauchten um nach mir zu sehen.
Ich griff nach dem Ball und erst als ich ihn in der Hand hielt bemerkte ich es, die erschrockenen Gesichter meiner Freunde, das pochen in meinem Kopf, das piepen in meinen Ohren, das kitzeln an meiner Nase.
Ich verstand nicht, was los war, es war als vergehe die Zeit in Zeitlupe.
Erst als ich mich an der Nase kratzen wollte sah ich es, den Grund warum sie überhaupt juckte.
Es war Blut, so viel und so dunkel, dass es schon schwarz war.
Doch ich, ich spürte nichts ich hörte nichts, ich realisierte nichts.
Bevor ich mir im klaren war, was überhaupt passierte kippte ich um.
Alles war schwarz vor meinen Augen.
Dunkel, dunkel, dunkel und immer dunkler, bis ich plötzlich einen Lichtstrahl sah.
Er war so winzig, dass er bestimmt Lichtjahre von mir entfernt war und trotzdem machte ich einen Schritt auf ihn zu und noch einen und noch einen.
Ohne es zu bemerken erhöhte ich das Tempo, mittlerweile war ich schon am sprinten, ob ich die Quelle jemals erreichen werde?
Der Lichtstrahl wurde immer klarer und heller.
Es wurden immer mehr Strahlen und plötzlich stand ich in einem Raum so hell, dass ich die Augen schließen musste.
Ich sah und erkannte nichts.
Schon ironisch oder, ohne Licht kann man nichts sehen, doch ohne Schatten genau so wenig.
Man braucht beides um klar sehen zu können.
Ich rannte immer weiter, bis ich auf einmal das Schreien eines Babys hörte.
Ich brauchte nicht lange, um herauszufinden, dass ich das war, ist das mein Ende, zieht mein Leben ab mir vorbei?
Sterbe ich oder bin ich schon Tot?
Erst als auch das letzte Bild mit hoher Geschwindigkeit an mir vorbeizog realisierte ich, dass ich jetzt nicht mehr rannte.
Ich stand da, wie angewurzelt.
Es brauchte nur einen Wimpernschlag und alles hell verschwand, ich sah mich in einer tiefen dunkelheit wieder ohne jegliche Hoffnung.
Ich setzte mich hin, aus dem sitzen wurde liegen und schließlich schlief ich ein.
Ich wachte erst auf, als ich etwas hörte noch war es verschwommen, Töne, als wäre ich unter Wasser.
Doch jede Sekunde wurde es klarer, die Stimme, diese Stimme.
Ich weiß, dass ich sie kenne, allerdings noch nicht woher.
Ich befand mich immer noch in dunkelheit, allerdings konnte ich jetzt die Worte verstehen, die mir diese Stimme zu brüllte.
Sie sagte:“Er hat seinen Finger bewegt, Aichii,Aichii!
Bist du wach?
Hörst du mich?“
Jetzt weiß ich es wieder, dass ist doch die Stimmer meiner Mutter.
Ganz plötzlich spürte ich wieder was, ich spürt wie sich ihr Hand auf meinem Arm stütze, wie sie sich nach vorne zu mir beugt und mir ins Gesicht brüllte.
Ich sah auch wieder was, aber etwas war anders.
Ohne, dass auch nur eine Minute verging stürtzten Ärzte hinein.
Ich war noch nicht soweit zu realisieren, was gemacht wurde.
Ich weiß nur, dass meiner Mutter gerade neben mir ist und ich sah ihr Gesicht, ihre Gefühle waren wie ein offenes Buch, man erkannte ihr die erleichterung an und mir war auch bewusst, dass die Tränen in ihren Augen Tränen der freude waren.
Mittlerweile habe ich einiges mitbekommen, mir war bewusst, dass wir im Krankenhaus waren.
Als die Ärzte das Zimmer verließen rannte meine Mutter auf mich zu und fragt sofort wie es mir ginge.
Doch, dass einzige was aus meinem Mund kam war:“Was ist passiert?“
An ihrem Gesichtsausdruck war zu erkennen, dass sie diese Frage erwartet hatte.
Sie fing an zu erzählen und nahm sich nicht einmal eine Pause zum atmen.
So ist das also, ich lag wohl im Koma, Sieben Jahre.
Das bedeutet, dass ich also 16 Jahre alt bin, Sieben Jahre in einen Traum in der länge von zehn Sekunden, sieben Jahre ohne eine einzige Erfahrung, ohne ein einziges Wort, ohne ein Kuss an einem Mädchen, sieben Jahre für nichts.
Ich habe ganze sieben Jahre meines Lebens verloren und weiß nicht wo und was ich jetzt anfangen soll muss ich wieder in dir Grundschule obwohl ich jetzt 16 bin?
Ich weiß es nicht, was ich allerdings weiß ist, dass ich jetzt zwei Optionen habe.
Entweder sorge ich dafür, dass ich nach dem Tod nichts bereue oder ich gebe jegliche Hoffnung und motivation auf.
Ich war schon immer ein fauler und demotivierter Mensch, sollte das ein Zeichen sein, etwas anders zu machen?
Ich weiß es nicht, ich weiß vieles nicht.
Ich werde gucken, wohin mich mein Weg führt.