Was ist neu

Erinnerungen der leeren Stadt

Mitglied
Beitritt
24.06.2017
Beiträge
14

Erinnerungen der leeren Stadt

Leichter, kühler Regen prasselte auf mein Gesicht nieder, durchnässte meine Kleidung und meine Haare. Mein Körper fing unweigerlich an, langsam zu zittern und kurze Momente der Wachsamkeit unterbrachen meinen tiefen und traumlosen Schlaf. Ich wachte endlich ganz auf und meine Augenlieder fühlten sich verklebt und angeschwollen an, als ich versuchte, in dem immerzu breiter werdenden Lichtstreifen die Details meiner Umgebung zu erhaschen. Meine Kehle war trocken und rau.

Wie nach einem Alptraum, an dessen Inhalt ich mich nicht mehr genau erinnern konnte, war in meinem Inneren nur eine seltsame Unruhe zu spüren - dieses Gefühl war jedoch fast zu real, um nur erträumt worden zu sein. Auch diese Worte, welche, fast gebetartig in meinem Kopf nachhallten…. <<Bitte komm her, komm zurück… Ich bin so einsam…>>

Diese weibliche Stimme hörte sich so vertraut und so verzweifelt an. Doch wessen Stimme war es eigentlich? Nein, ich kam einfach nicht drauf…

Überhaupt: wo war ich hier gelandet? Mein Kopf schmerzte, als ich versuchte, mich aufzusetzen. Die Gliedmaßen waren schwer und kalt – so würde ich mir bestimmte eine Erkältung holen. Was war eigentlich passiert und wie bin ich hergekommen? Ich war ich – doch wer war ich denn nun eigentlich…? Alle meine Erinnerungen schienen von diesem Traum geschluckt worden zu sein. Hastig suchte ich meine Kleidung nach etwas ab, um irgendwelche Anhaltspunkte für meine Identität zu finden und – siehe da – tatsächlich: im meiner Hosentasche war ein Geldbeutel, welcher neben einigen Geldscheinen und Münzen auch einen Führerschein mit den Daten einer mir unbekannten Person enthielt. <<Alexander… Meyer…>> las ich mit gedämpfter Stimme vor – ja, es war definitiv meine Stimme oder zumindest sagte es mir das Gefühl – doch auch diese hörte sich ungewohnt – ja gar etwas fremd an. <<…Geboren am 30.12.1976…>> Was für ein scheußliches Foto, dachte ich – der Typ auf dem Bild sah mit seiner schlecht gebundener Krawatte und den auf die Seite gekämmten Haaren wie ein typischer, braver Büroangestellter aus.

<Wie spät ist es eigentlich?>> dachte ich mir – doch leider hatte ich keine Uhr dran und mein Handy wurde mir, vermutlich als ich hier meinen Mittagschlaf abhielt, auch geklaut… Oder besaß ich vielleicht weder das eine noch das andere?

Als ich mich umsah, musste ich feststellen, dass ich mitten auf dem Hauptplatz einer kleinen Stadt lag. Diese Kulisse wirkte jedoch so bedrückend und fast beängstigend, dass mir ein kalter Schauer über den Rücken lief, als ich die Häuserfassaden und die kleinen Gassen um mich herum flüchtig betrachtete. Nun fiel es mir endlich auf: es gab hier keine Menschen. Der Tageszeit nach war es sicher noch nicht spät genug, um davon ausgehen zu können, dass alle Bewohner dieses Ortes schon schliefen oder gemütlich den Abend gemütlich vor dem Fernseher verbrachten. Auch waren keine Autos auf den Straßen unterwegs und, bis auf das Geräusch der auf den Pflastersteinen aufkommenden Regentropfen, fehlten sämtliche Geräusche der Zivilisation vollkommen. Die Fenster der Häuser waren alle dunkel und ich konnte keine Details hinter den Scheiben erkennen, als ich versuchte, in einige von ihnen hineinzusehen – fast so, als wären sie alle verdunkelt gewesen, schien die Finsternis die Räume dahinter vollständig auszufüllen. Und noch ein seltsames Phänomen fiel mir bei genauerer Betrachtung der Häuserfronten auf: es gab keine Türen. Weder Haustüren, noch Garageneinfahrten – so, als ob die Fassaden allesamt gar nicht dafür errichtet worden waren, um von Menschen bewohnt zu werden….

Ein starkes Empfinden von Einsamkeit breitete sich in meinem Inneren aus. Fast erschrak ich, als in einem der Fenster plötzlich ein Gesicht auftauchte, als ich versuchte, hineinzublicken – doch schnell wurde mir klar, dass es sich nur um mein eigenes Spiegelbild handelte. Na ja – wenn ich mich nun so betrachtete, hätte ich mein Aussehen auf dem Führerscheinbild dem aktuellen Zustand gerne vorgezogen…

Wo war ich hier nur gelandet? Was war das für eine Stadt, welche nur ein einziger Fake zu sein schien? Vielleicht träumte ich ja immer noch – doch der klassische Versuch des Sich-Selbst-Zwickens führte nicht zu dem gewünschten Erfolg. Auch fühlte sich alles zu real an, um nur ein Auswuchs meiner Phantasie zu sein. Zudem wirkte diese falsche Kulisse in aller ihrer Primitivität auf mich doch irgendwie vertraut, als ob ich schon viele Male diesen Ort zuvor besucht hatte. Die Gedanken wollten einfach nicht zur Ruhe kommen und diese Erinnerung versteckte sich tief in meinem Kopf und verspottete mich jedes Mal, als ich versuchte, sie wieder einzufangen, indem sie, wie ein Vogel einfach wieder aufflatterte und davonflog.

Jetzt war ich hier – ganz alleine. In dieser verregneten, menschenleeren Stadt, in der es keine Zuflucht für mich gab. Fast musste ich lachen, als ich mich auf den Weg machte, um diese Stadt zu erkunden und – nach einigen Häuserblocks – wieder auf demselben Stadtplatz herauskam. Egal, in welche Richtung ich ging oder welche Straße ich wählte – dieses verfluchte Labyrinth führte mich immer wieder zurück an den Ort meines Erwachens zurück. Sicherlich waren es einige Stunden, die ich damit verbrachte, einen Weg daraus zu finden, doch alles war vergebens – ein Ausweg schien einfach nicht zu existieren. Verzweiflung durchfuhr mich wie ein Blitz, denn die Wahrscheinlichkeit, dass ich hier jemals rauskommen würde, war unter den aktuellen Umständen, recht niedrig. Also würde ich hier vermutlich verhungern oder verdursten, ohne diese triste und traurige Kulisse jemals hinter mir lassen zu können….

In dieser Verzweiflung schoss mir, wie auch dem Nichts, eine Erinnerung durch den Kopf – sie war zwar verschwommen, doch es war die erste richtige Erinnerung an etwas in dieser seltsamen Welt, was ein Gefühl der Hoffnung verliehen hatte. Es war ein Ort, ein Haus – irgendwo auf einem Hügel, hinter dem sich ein Wald erstreckte und der Geruch von Gras und Sommer kitzelte meine Nase. Der Sonnenuntergang tauchte die Wolken am Himmel über dem Haus in ein rosafarbenes Licht und der warme Sommerwind streifte zärtlich meine Haut. Es alles fühlte sich sehr real an – wie die Sehnsucht nach einem Ort, welcher mein Zuhause zu sein schien. Vielleicht auch nur eine Traumvorstellung, doch ich vermisste diesen Ort tief in meinem Inneren – so sehr, dass es fast wehtat, als ich an diese wunderschöne Szene dachte.

Ein Donnergrollen erschallte in der Ferne, der Himmel über mir nahm noch eine dunklere Farbe an und der Wind blies stetig stärker und peitschte die größer werdenden Regentropfen gegen meine Kleidung - fast so, als wäre diese Welt erbost über meine schöne Erinnerung gewesen und sie mich hätte dafür bestrafen wollen.

Müde und verbittert über meine bedauernswerte Situation gab ich schlussendlich die Versuche auf, vom Stadtplatz wegzukommen. Es machte wenig Sinn, meine Kräfte daran zu verschwenden, sinnlos in der Gegend herumzulaufen. Auch nach einigen erfolglosen Versuchen, manche der dunklen Fensterscheiben einzuschlagen, welche wie aus etwas sehr harten und massiven – jedoch sicherlich keinem Glas - gefertigt zu sein schienen, resignierte ich nun vollkommen. Außerdem wurde ich sehr müde und so suchte ich mir, nachdem ich aus dem Stadtplatzbrunnen etwas Wasser getrunken hatte, ein trockenes Versteck unter einem der wenigen Bäume. Die kühlen Windböen durchdrangen die nasse Kleidung und meine Haut fühlte sich stellenweise eiskalt an. Es wurde immer dunkler, jedoch war ich mir nicht sicher, ob es an der hereinbrechenden Dämmerung oder an der stetig dunkler werdenden Wolkendecke lag. Doch zu meiner Erleichterung gingen nach und nach die Laternen am Stadtplatz an und tauchten die sie umgebenden Gehsteige in ein warmes, gelbliches Licht. Ob diese Laternen jemand eingeschaltet hat? Vielleicht auch nur für mich? Was musste das für eine Person sein, welche sich hinter einer dieser dunklen Fensterscheiben versteckt und sich meines Elends erfreut? Aber auch, wenn es diese Person wirklich geben sollte, war ich ihr in diesem Augenblick doch dankbar, die kommende Nacht nicht in völliger Dunkelheit verbringen zu müssen.

Schlussendlich schlief ich, zusammengekauert unter dem Kastanienbaum, ein. Mein Schlaf war traumlos und unruhig – oft wachte ich plötzlich auf, als mich diese unbekannte Stimme wieder aus dem Traum riss. Auch meinte ich ab und zu, dass irgendwo in diesen dunklen Gassen, hinter den Häusern des Stadtplatzes, jemand herumlaufen würde, doch ich versuchte mir einzureden, dass dies nur die Geräusche des Regens waren. Ja, ich hatte richtig Angst und mein Gehirn interpretierte in dieser, bis auf die Geräusche der vom Wind gepeitschten Regentropfen, sonst völlig stillen Umgebung jede Menge verrückte und beunruhigender Dinge hinein und so reagierte ich fast panisch auf die Bewegungen der Schatten von Bäumen und jedes, mir unbekannt erscheinende Geräusch. Aber was jagte mir mehr Angst ein: der Gedanke, dass jemand oder etwas außer mir noch dort hätte sein können oder dass ich wirklich ganz alleine dort war? Beide Varianten waren gleichermaßen unheimlich.

Und so erstarrte ich vor Angst als ich ein weiteres Mal aufwachte und etwas Ungewöhnliches aus dem Augenwinkel bemerkte. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich einen Schatten - oder besser gesagt eine Figur - unter einer der Laternen. Ich versuchte, mich nicht zu bewegen, um keine Aufmerksamkeit dieses Wesens auf mich zu lenken, doch trotz aller meiner Anstrengungen, möglichst ruhig zu atmen, pochte mein Herz wie wild und es hätte mich nicht gewundert, wenn die Figur dieses Pochen sogar über die Entfernung hinweg gehört hätte. Doch die Silhouette bewegte sich nicht und auch schien mich das Wesen – was auch immer es war – im Schatten des Kastanienbaumes nicht zu bemerken. Was nun? Ich wusste nicht, wie spät es war und so hätte es ein mühsames Unterfangen werden können, in dieser Position bis zum Morgen auszuharren. Weglaufen war auch keine Option – egal, wo ich auch immer hingelaufen wäre, hätte mich diese verfluchte Stadt wieder hierhergeführt…

<<Reiß dich zusammen!>> dachte ich mir und versuchte, mich möglichst leise aufzurichten, um den Schatten besser sehen zu können. Und tatsächlich half dieser Wechsel der Perspektive, denn nun erkannte ich, dass es sich bei dem Schatten auch um einen Menschen handelte. Ein kleiner und schmächtiger Mensch – es müsste eine Frau, ein Teenager oder gar ein Kind gewesen sein. Behutsam tat ich die ersten Schritte in Richtung der Laterne. Je näher ich herankam, desto deutlicher wurde es: es war jemand mit schulterlangen, dunklen Haaren, dessen Kleidung wie ein helles Kleid wirkte. Die Person saß auf dem Boden, die Knie umarmend und hatte den Kopf gesenkt, fast so, als ob sie auch schlafen würde. So schien sie mich nicht zu bemerken, als ich immer näher langsam an sie herankam. Es waren vermutlich nur noch einige Meter zwischen uns, als mir klar wurde, dass es sich wirklich um ein Mädchen handeln müsste – doch war die ganze Situation immer noch sehr surreal und unheimlich. Unweigerlich stellte ich mir vor, dass das Mädchen den Kopf heben würde und ich etwas Schreckliches erblicken könnte – vielleicht war es ein Geist dieser dämonischen Welt, welcher mit leeren Augenhöhlen und blutverschmiert meinen Blick erwidern würde…

<<Hör auf, dir so etwas einzubilden. Denke rational – Geister existieren nicht!>>

Und doch wäre ich an diesem Ort bereit gewesen, alles zu glauben und machte mich innerlich auf das Schlimmste gefasst.

<<Was machst du hier?>> fragte ich zaghaft mit zitternder Stimme.

Das Mädchen hob den Kopf und sah mich verdutzt an. Für einen kurzen Augenblick sah ich in ihre Augen, welchen vor Tränen glänzten und die feuchten Wangen – sie musste geweint haben! Nach dem Augenblick erstaunter Verwirrung über mein plötzliches Erscheinen schrie sie überrascht und verängstigt auf und fiel rückwärts hin, als sie versuchte, schnell aufzuspringen.

<<Hey, warte mal! Keine Angst – ich tue dir nichts!>>

Ich gab mir größte Mühe, trotz dieser überraschenden Wendung, meine Angst, welche ruckartig einem Gefühl unermesslicher Aufregung und Freude wich, nicht nach außen dringen zu lassen und meine Stimme konstant und ruhig zu halten, um das arme Geschöpf nicht noch mehr zu erschrecken.

Auch das kleine Fräulein machte langsam den Eindruck zu bemerken, dass von mir keine Gefahr ausging und nun saß es, zitternd auf dem kalten Boden und sah mich mit großen Augen an.

Es war verständlich und vermutlich hätte ich an ihrer Stellte genauso reagiert, wenn plötzlich aus der Dunkelheit heraus ein zerzauster, älterer Mann vor mir aufgetaucht wäre… So nahm ich ihr ihre Reaktion keinesfalls übel.

<<Wer bist du und was machst du hier?>> fragte ich erneut und wurde mir, aus meiner eigenen Situation heraus der Komik dieser Frage bewusst – denn ich hätte diese, wie in diesem Augenblick auch, nicht beantworten könnten.

<<Wie ist dein Name? Ich heiße Alex.>>

Ich war mir gar nicht sicher, ob das Mädchen mich verstand, denn es starrte mich nach wie vor mit riesigen Augen an.

<<Ich… Ich weiß es nicht…>> flüsterte sie und brach erneut in heftigem Weinen aus.

<<Hey, hey, nicht weinen… Komm her, lass mir dir erst mal aufhelfen.>>

Um ihr aufzuhelfen ging ich in die Hocke und dann passierte etwas Wundersames: sie schmiss sich mir um den Hals und presste ihr Gesicht gegen meine Brust. Die arme – was sie wohl durchgemacht hat? Unweigerlich musste ich an meine bisherigen Strapazen denken – für mich war es schon schwierig hier, doch sie war fast noch ein Kind…

<<Ich hatte solche Angst…>> flüsterte sie und ich konnte ihre warmen Tränen spüren, als sie durch meine Kleidung hindurch meine Haut berührten.

Langsam schien sie sich zu beruhigen. Diese Umarmung erinnerte mich wieder an das rosarot gefärbte, mollig warme Gefühl des Ortes, an den ich hingehörte, denn es fühlte sich irgendwie wahnsinnig vertraut an….

Der Wind wurde stärker und so versteckten wir uns beide wieder unter dem Kastanienbaum, welcher uns vor dem direkten Regen schützte. Ich versuchte noch eine Zeit lang, Fragen zu stellen aber es schien aussichtslos zu sein. Das Mädchen konnte sich an nichts erinnern. So wie ich, wachte sie in dieser Stadt auf und irrte ziellos und planlos durch die Straßen, ohne aus dem Labyrinth entkommen zu können. Als ich sie bemerkte, suchte sie gerade, verzweifelt und angstvoll Schutz vor der Dunkelheit im Lichtkegel der Straßenlaterne.

<<Als ich hier ankam, hatte ich immerzu das Gefühl, dass mich jemand rufen würde. Warst du es?>>

Denn die weibliche Stimme aus meiner Erinnerung ähnelte durchaus der Stimme des Mädchens. Aber es hätte auch genauso gut jede andere weibliche Stimme sein können – wer kann schon die Stimmen aus dem Traum realen Personen zuordnen?

<<Ja, ich habe gerufen – nach jemandem hier, egal wem… Ich bin so froh, dass du mich gehört hast und gekommen bist…>>

Das erste Mal seit unserer Begegnung sah ich so etwas wie Freude in ihren Augen aufblitzen.

<<Ich weiß nicht warum, aber ich habe das Gefühl, dass ich jemanden verloren habe. Er ist einfach eingeschlafen… Verschwunden… Und ich weiß nicht einmal, wer das sein soll. Aber ich spüre, dass mir dieser jemand sehr wichtig ist und so habe ich nach ihm gesucht… Es klingt total blöd, oder?>>

<<Nein…>> erwiderte ich nachdenklich. <<Wo auch immer wir hier sind – es ist ein sehr seltsamer Ort. Wir beide können uns an nichts erinnern und doch habe ich auch die eigenartige Empfindung – genauso wie du – etwas wichtiges hier zu suchen… Und genauso wie du, weiß ich nicht, was es überhaupt sein soll.>>

Als wir redeten, merkte ich, wie mich die die Müdigkeit überkam. Das Mädchen lehnte sich seitlich an mich an und ich spürte zum ersten Mal in dieser kalten, verregneten Stadt etwas Warmes und sehr zerbrechliches, was ich um jeden Preis beschützen musste. Unsere Unterhaltung endete in einem Monolog meinerseits, als ich merkte, dass sie nun auch, erschöpft von all den Geschehnissen und Anstrengungen des Tages, nun endlich einschlief. Zum Glück hatte ich eine leichte Jacke an, welche ich auszog und ihre Beide damit zudeckte. Es war fast bewundernswert, dass sie in dem leichten Kleidchen dem kühlen Sommerregen und dem Wind trotzte, ohne vor Kälte zu zittern. Kurz bevor ich einschlief, sah ich mir nochmals ihr Gesicht an. Sie schien im Traum zu lächeln und so machte auch ich, glücklich die Augen zu.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schlief sie noch und so lehnte ich sie behutsam gegen den Baumstamm, um meine eingeschlafene Schulter vom Gewicht ihres Kopfes zu befreien. Mir tat alles weh, denn der kalte Boden und die unangenehme Schlafposition ließen meinen Körper in dieser eigenartigen Stellung erstarren und ich hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, herumzulaufen, um den Bewegungsapparat wieder in Schwung zu bringen.

Mir fiel außerdem auf, dass ich seltsamerweise weder Hunger noch Durst verspürte – was am Vortag auch schon der Fall war. Das Wasser aus dem Brunnen half wunderbar gegen die sich trocken anfühlende Kehle, doch ich hatte nicht das Gefühl, dass ich es wirklich zum Überleben benötigen würde. Die erdrückende Atmosphäre der leeren Stadt war immer noch allgegenwärtig präsent, doch nun hatte ich aus der nächtlichen Begegnung heraus wieder Zuversicht geschöpft gehabt und so entschloss ich mich, an diesem neuen Tag erneut einen Versuch zu unternehmen, dieser Atmosphäre zu entkommen.

<<Es muss einen Weg heraus geben! Du hast bestimmt nur etwas übersehen!>> versuchte ich mich innerlich zu motivieren.

Der Realist in mir war jedoch einer anderen Meinung – doch dieser hatte nun zu schweigen und die Anstrengungen zu akzeptieren. Denn es gab hier auch nichts, absolut nicht, wofür es sich lohnen würde, an Ort und Stelle zu bleiben. Entweder unter dem Kastanienbaum im Regen und der Kälte verrotten oder wenigstens versuchen, diesen verdammten Ort hinter uns zu lassen. Innerlich musste ich schmunzeln, als ich feststellte, dass ich „uns“ statt „mir“ gedacht habe – aber irgendwie fühlte ich mich nun für das Mädchen mitverantwortlich.

Ja, bei Tageslicht sah ich es nun deutlich – sie war vielleicht so um die zwölf bis dreizehn Jahre alt, von schmaler Statur und mit schulterlangen, kastanienbraunen Haaren. Das knielange, weiße Kleid mit Spaghettiträgern war an einigen Stellen dreckig geworden und an den Füßen trug sie schwarze Stiefeletten. Ein ganz normales Mädchen also. Unweigerlich musste ich an meine Angst bei unserer Begegnung denken und in diesem Augenblick wäre ich innerlich vor Scham am liebsten im Boden versunken…

<<Guten Morgen.>> begrüßte sie mich noch schlaftrunken und gähnte.

<<Guten Morgen auch! Hast du gut geschlafen?>>

<<Nein… Ich bin oft aufgewacht und ich denke, dass ich etwas Seltsames geträumt habe… Aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern…>> sagte sie nachdenklich und sah hinunter auf ihre Beine. <<Danke, dass du mich zugedeckt hast – mir war davor wirklich kalt aber so war es viel besser.>>

<<Kein Problem.>> erwiderte ich und dachte zurück an die vergangene restliche Nach, in der ich meine Entscheidung, die Jacke abgegeben zu haben zitternd innerlich bitter bereut hatte. <<Nein, ich habe eigentlich ganz gut geschlafen.... Komm, lass uns heute nochmal nach dem Ausgang suchen – was hältst du davon?>>

Der Blick des kleinen Fräuleins wurde nun ganz unglücklich.

<<Weißt du, ich glaube, es gibt hier keinen Ausgang…>>

<<Lass den Kopf nicht so hängen!>> versuchte ich sie mit einer entschlossenen Stimme zu motivieren <<Wir werden schon etwas finden – wenn wir hier reingekommen sind, müssen wir hier auch wieder rauskommen können!>>

<<Na gut, von mir aus… Ich habe sowieso nichts Besseres zu tun…>>

Und so brachen wir erneut auf, alle Straßen, welche vom leeren Stadtplatz weggingen, zu durchlaufen und bogen auch wieder in deren Seitenstraßen ein – doch das Ergebnis war immer das gleiche: jedes Mal begegneten wir uns wieder – am Stadtplatz. Irgendwie hatte ich an diesem Tag aber das Gefühl, dass sich das begehbare Areal rund um unseren Ausgangspunk erweitert hätte – zumindest konnte ich mich an einige der Straßenzüge nicht erinnern. Um effizienter zu sein, beschlossen wir, uns aufzuteilen, sodass jeder für sich den Ausgang suchen sollte. Fall – weder unserer beider Erwartungen – ihn jemand von uns fände, versprachen wir, uns wieder am Platz zu treffen, um gemeinsam aus der leeren Stadt hinaus zu spazieren.

Es vergingen wahrscheinlich Stunden, an denen ich durch sämtliche Straßenzüge und Gässchen der Stadt wanderte und, wie erwartet, kam ich immer wieder zu dem Hauptplatz zurück. Das Mädchen war nicht zu sehen – wahrscheinlich verpassten wir uns immer wieder und sie bog jedes Mal wieder in das Straßenlabyrinth ein, als ich diesen wieder verließ. Irgendwann beschloss ich, auch mal eine Pause einzulegen und setzte mich auf eine Bank in der Nähe des Brunnens. Seltsamerweise tauchte das Mädchen selbst nach einer längeren Wartezeit nicht auf und ich begann, mir langsam Sorgen zu machen.

<<Es ist unmöglich – sie kann sich nicht verlaufen haben, denn alle Straßen führen unweigerlich früher oder später hierher…>> versuchte ich mich innerlich zu beruhigen.

Doch mich beschlich ein ungutes Gefühl und so entschloss ich mich, wieder aufzubrechen, um sie zu suchen. So lief ich planlos durch die gleich aussehenden Straßen und überquerte gefühlte tausend Mal den Platz, nur um im nächsten Augenblick erneut in das Labyrinth aufzubrechen… Langsam wurde es immer dunkler und aus dem anfänglichen Gefühl der Sorge wuchs in mir die Panik, dass dem Mädchen etwas zugestoßen hätte sein können.

<<Mädchen! Mädchen, wo bist du!? Kannst du mich hören?>> schrie ich, als ich durch die Gassen lief. Seltsamerweise bildete ich mir ein, jedes Mal ein Pochen oder gar ein leichtes Beben der Erde unter mir zu spüren, wenn ich nach ihr rief.

Plötzlich hörte ich etwas, neben dem Geräusch des Regens und dem Wind, welcher gegen die Häuserfronten peitschte – es war eine menschliche Stimme!

<<Hilfe! Ich bin hier! Hört mich jemand!? Hilfe!>>

Die Quelle der Stimme schien hinter einer der Häuserfassaden zu befinden.

<<Mädchen! Bist du das!? Hörst du mich!?>> schrie ich und klopfte gegen die Mauer, hinter der ich die Stimme vermutete.

<<Ja, ich bin hier!>> erklang es gedämpft, so als ob die Mauer mindestens einen bis zwei Meter dick wäre.

<<Wie bist du da rein gekommen!?>>

<<Nein, nicht rein – ich habe mich nur an eine Wand angelehnt und plötzlich war ich hier draußen!>>

<<Wo draußen!?>> fragte ich verwundert. <<Im Haus?>>

<<Nein, hier draußen, auf der Wiese! Es ist wirklich schön hier und ich wollte wieder zurück, um dich zu holen aber ich finde den Weg nicht mehr – es ist wie eine unsichtbare Wand…>>

Ich konnte es anfangs nicht glauben aber es konnte ja durchaus gut sein, dass sich hinter der Wand etwas anderes als das Innere eines Hauses befand. Diese Realität war eine andere und das, was wir von unserer Welt erwarteten, schien hier nicht zwingend auf die uns umgebenden Dinge zutreffen zu müssen.

<<Wo genau hast du dich dagegen angelehnt?>>

Vielleicht gab es ja einen geheimen Mechanismus – eine Falltür oder ähnliches…. Doch selbst nach dem Abtasten der Wand konnte ich nichts dergleichen finden.

<<Ich weiß es nicht – ich habe mich eben einfach nur angelehnt…>> erwiderte das Mädchen verzweifelt.

<<Hast du sonst noch etwas gemacht? Erinnere dich bitte!>>

<<Nein… Nichts mehr… Ich war müde und dann musste ich an dieses Haus auf dem Berg denken und als ich anfing, mich an Details zu erinnern, fiel ich plötzlich hierher auf die Wiese…>>

Überrascht hielt ich inne. Von welchem Haus sprach sie? Gestern noch konnte sie sich an nichts erinnern, doch diese Erinnerung schien in dieser Welt etwas ausgelöst zu haben.

<<Was war es für ein Haus? Denke bitte nochmal daran und lehne dich gegen diese unsichtbare Barriere!>> vielleicht hätte diese Erinnerung wieder den Weg zurück hierher ebnen können?

<<Es passiert nichts…>> schrie sie enttäuscht. <<Bitte hol mich hier raus! Es wird hier sehr schnell dunkel und ich habe Angst.>>

Sie schien so nah und doch so fern zu sein – und ich fühlte mich völlig hilflos in dieser Situation und auch irgendwie schuldig, sie alleine auf die Suche geschickt zu haben.

<<Ganz toll hast du dich um sie gekümmert…>> machte ich mir selbst Vorwürfe.

Ich verzagte ja selbst langsam – an der Fassade gab es nichts, aber wirklich nichts Ungewöhnliches: weder geheime Knöpfe, noch Hebel oder sonstiges, was einen Durchgang hätte öffnen können.

<<Bist du noch da!?>> fragte die Stimme hinter der Wand verzweifelt. <<Bitte gehe nicht weg… Bitte lass mich hier nicht alleine…>>

<<Keine Angst – ich bin und bleibe hier, bis ich dich wieder hierher zurückgeholt habe!>> versuchte ich das Mädchen auf der anderen Seite zu beruhigen. Ich musste mit ihr weiterreden, damit sie wenigstens keine Angst hat, dachte ich mir. Alleine auf einer Wiese in der Nacht zu sein – umgeben von unbekannten Geräuschen und der Dunkelheit war für sie sicherlich nicht einfach zu ertragen und meine Stimme schien das einzige zu sein, was ihr noch Kraft verlieh, um durchzuhalten.

Auch auf meiner Seite der unsichtbaren Mauer wurde es dunkel und es machte keinen Sinn mehr, nach dem Ausgang zu suchen. Ich setzte mich hin und lehnte mich an die Mauer – ich fing an, mich mit der Tatsache, hier übernachten zu müssen, langsam anzufreunden.

<<Erzähle mir bitte von diesem Haus… An das du dich erinnert hast.>>

<<Ich weiß nicht… Es kam einfach so, wie aus dem nichts – plötzlich sah ich es vor mir. Klar und deutlich.>>

<<War es dein Zuhause?>>

<<Weiß nicht… Aber es war noch jemand da bei dem Haus. Ich glaube, es war er, den ich hier anfangs gesucht habe… Ich kann mich nicht an sein Gesicht erinnern. Er hat mir zugewunken und ich wollte in meinen Gedanken hinlaufen und dann fiel ich in die Wand hinein…>>

<<Willst du zu diesem Haus hin? Ich verspreche dir, dass ich dir helfen werde, dahin zu kommen, OK?>> ich log sie an, denn dafür mussten wir erst mal wieder zusammenkommen und dann wäre da noch das klitzekleine Problem gewesen, dass dieses Haus nur in ihrer Fantasie zu existieren schien und auch wenn es real gewesen wäre, hätte ich keine Ahnung, wie man hätte dorthin gelangen sollen…. Aber ich wollte ihr in diesem Augenblick nur etwas Hoffnung geben.

<<Danke…>> erwiderte sie leise, so als ob sie meine kleine Notlüge herausgehört, sich jedoch auf sie eingelassen hätte. <<Weißt du – der Mann, der gewunken hatte, sah fast wie du aus. Aber wegen der untergehenden Sonne konnte ich sein Gesicht nicht sehen… Der Himmel war dort so schön rosafarben und der Sommerwind so angenehm… Ich wäre gerne dorthin gegangen….>>

Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und etwas durchfuhr meinen Kopf wie ein Blitz. Ich sah das Haus im Sonnenuntergang – ich stand da, nun vor dem Haus und meine Hand bewegte sich, jemandem zuwinkend… Es war ein in Mädchen in einem weißen Kleid.

Etwas zerbrach in mir in diesem Moment und ein heftiger Stoß erschütterte die Erde unter meinen Füßen.

<<Mädchen! Mädchen!>> schrie ich verzweifelt. Eine unerklärliche Sehnsucht packte mich und ich verspürte in diesem Augenblick eine unglaubliche Kraft in mir. Ich schlug mit der Faust gegen die Wand und rief verzweifelt nach ihr.

<<Mädchen!>> und dann brach es plötzlich aus mir heraus: <<Lisa! Lisa, halte durch!>>

Ein Blitz leuchtete auf und wie ein Erdbeben ließ eine unsichtbare Energie riesige Risse in der Fassade des Hauses. Wie Glas zerbarst die meterdicke Mauer und dahinter zeichnete sich ein klarer, wolkenloser Sternenhimmel ab – unter dem, im Schein des Mondes das Mädchen saß und auf mich wartete. Ihr weißes Kleid leuchtete magisch.

<<Endlich bist du gekommen.>> lächelte sie und umarmte mich erneut. <<Danke.>>

Ich presste sie fest an mich und musste vor Freude fast weinen.

<<Lisa… Du heißt Lisa. Ich weiß nicht, warum ich deinen Namen kenne aber auch ich kenne das Haus und ich glaube, dass ich der Mann vor dem Haus war, der dir zugewunken hat… Bitte frage mich nicht, woher ich das habe – ich weiß es einfach. Ich spüre es irgendwo ganz tief in mir…>>

Sie lächelte wieder.

<<OK, ist ja gut… Ich glaube es dir. Irgendwie. Und Lisa ist auch OK – irgendetwas sagt mir dieser Name auch. Und ich habe ja keinen… Also ist Lisa OK… Es ist schön, dass du da bist. Danke, dass du mich hier nicht alleine gelassen hast. Ich wusste, dass du einen Weg findest…>>

Ein neuer Tag brach an und unsere Umgebung wurde in die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne getaucht. Wir saßen auf einer, von Morgentau bedeckten Wiese, umgeben von mit Wald bewachsenen Hügeln. Der Himmel war klar und fast wolkenlos und von der leeren, verregneten Stadt war weit und breit nichts zu sehen. Auch kam mir diese Umgebung irgendwie bekannt – ja fast vertraut vor.

<<Hey, ich habe das Gefühlt, dass wir hier richtig sind, wenn wir unser Haus suchen…>>

Und so brachen wir auf, über die weite Wiesenfläche in Richtung der Hügel, denn irgendwie spürte ich es, dass sich das Ziel unserer Reise dort hätte sein müssen.

Im Wald war es kühler, doch immer noch angenehm warm und über unseren Köpfen und den Baumkronen erstreckte sich ein grenzenloser blauer Himmel. Wir folgten einem kleinen, von Wurzelwerk überzogenen Wanderpfad und der Wald fing nach einigen Stunden der Wanderung an, sich langsam zu lichten. Es ging leicht bergauf, sodass wir unser Tempo unfreiwillig drosseln mussten.

<<Glaubst du, dass wir bald aus dem Wald rauskommen?>> fragte Lisa mit einer erschöpften Stimme.

<<Ja, von der Wiese aus hat es so ausgesehen, als ob auf der Hügelspitze keine Bäume gewesen wären. Aber sicher bin ich mir nicht. Zur Not müssen wir irgendwo auf einer Lichtung übernachten. Aber wir sind ja zu zweit…>> und wieder versuchte ich meine Feigheit und meine Sorgen hinter einer falschen Fassade der Zuversicht zu verstecken – denn ich wusste nicht einmal, wo wir hinliefen, ganz geschweige davon, ob sich auf unserem Weg irgendwo eine Lichtung befinden könnte. Vielleicht war es auch so wie in der Stadt und der Wald gar kein Ende hatte? Schnell versuchte ich diesen Gedanken abzuschütteln. Aber besonders scharf auf eine Übernachtung im dunklen Wald war ich wirklich nicht gewesen….

<<Halte noch ein wenig durch – ich denke, dass wir bald da sind…>>

Während wir gingen, dachte ich immer wieder über diese seltsame Welt nach: was war eigentlich das Ziel unserer Wanderung – oder gar unserer Existenz hier? Die menschenleere, verregnete und kalte Stadt, die nur aus sinnlosen Fassaden und Straßenzügen bestand, die unsichtbare Barriere, die sie von der Wiese und dem Wald trennte, dieses unerklärliche Gefühl der Sehnsucht in uns beiden nach dem Haus im Sonnenuntergang und auch wir beide – Lisa und ich – welche ihr blind zu folgen schienen, als wäre es unsere einzige Bestimmung gewesen… Außer uns gab es hier keinen – auch keine Insekten oder Tiere. Nur die Erde, das Gras, die Bäume und der unendliche Himmel umgaben uns – die beiden Wanderer auf ihrem Weg in das Ungewisse. Manchmal glaubte ich jedoch etwas zu spüren – wieder diese Impulse, wie auch in der Stadt, die - fast wie ein Beben, welches jedoch nicht nur die Erde unter uns, sondern diese ganze Welt um uns herum - zu erschüttern schienen.

<<Der Herzschlag dieser Welt..>> kam mir spontan in den Sinn.

Wir gingen weiter und endlich schien der kleine Weg uns auf eine Wiese aus dem Wald herauszuführen. Dort angekommen machte mein Herz einen Freudensprung: dort, am andere Ende war es wirklich da: das Haus aus unseren Träumen! Lachend vor Freude liefen wir los – über die feuchte Wiese auf das Haus zu. Die Sonne ging langsam unter und tauchte die kleinen Wolken am Horizont in ein rosa Licht. Eine leichte, warme Brise ging über das Gras und verbreitete den unverkennbaren Geruch des Sommers. Endlich waren wir am Ziel angekommen…

Im Gegensatz zu den Häusern der Stadt war dieses hier echt – es hatte Fenster und Türen, die sich öffnen ließen und sonst war es komplett – und wie ich fand - nach meinem Geschmack eingerichtet. Lisa lachte und quiekte vor Freude, als sie durch das Haus lief und alle Zimmer begutachtete.

<<Guck mal, Alex: das ist jetzt mein Zimmer!>> schrie sie aufgeregt und zeigte stolz auf einen gemütlich – aber meines Erachtens etwas zu mädchenhaft eingerichteten Raum, in dem ein bezogenes Bett stand.

Natürlich war ich auch über diese Umstände verwundert und der Situation gegenüber auch etwas misstrauisch eingestellt, nachdem ich jedoch aufgehört hatte daran zu glauben, dass in dieser Welt andere Menschen außer uns existierten, konnte ich keine Argumente gegen einen Verbleib in diesem Haus finden. Zudem waren wir beide erschöpft von den Strapazen der letzten Tage und so freute ich mich vor allem auf ein warmes, gemütliches Bett.

Um nachts den die Eingangstür im Auge zu behalten, beschloss ich, auf der Wohnzimmercouch zu übernachten. Lisa hätte in dem Mädchenzimmer auch nichts zustoßen sollen – denn es war im ersten Stock gelegen und das Haus war – wie alles um uns herum – menschenleer.

<<Gute Nacht!>> verabschiedete ich mich und schlief sofort ein.

Trotz aller meiner Sorgen passierte in der Nacht nichts Ungewöhnliches – die absolute Stille der Nacht wurde nur von dem seltsamen Pochen gestört. So schlief ich wieder sehr unruhig und wachte immer wieder auf – doch im Großen und Ganzen bei weitem besser als auf dem feuchten Boden unter dem Kastanienbaum am Stadtplatz. Dieses unerklärliche Gefühl der inneren Unruhe und der Angst wollte aber einfach nicht verschwinden…

Und so fiel ich vor Schreck fast von der Couch, als ich wieder aufwachte und im Licht des Vollmondes, welches durch das Fenster hineinfiel und den ganzen Raum in einem bläulichen Schimmer leuchten ließ, die Lisa vor mir stehen sah. Etwas stimmte nicht, denn sie weinte. Ihre Augen glänzten und Tränen kullerten über die Wangen und hinterließen dunkle Flecken auf dem weißen Kleid.

<<Hey, was ist denn los? Kannst du nicht schlafen?>> frage ich, noch schlaftrunken.

<<Bitte nimm mich in den Arm…>> flüsterte sie durch die Tränen. <<Ich weiß nun alles… Ich kann mich an alles erinnern…>>

Behutsam umarmte ich sie und so saßen wir einige Minuten lang auf der Couch und sagten nichts. Denn ich hatte plötzlich – wie Lisa vermutlich auch – ein seltsames Gefühl, dass etwas Schreckliches passieren könnte, wenn wir etwas aussprechen würden. Doch dann brach Lisa unser Schweigen…

<<Weißt du…>> flüsterte sie und presste sich noch fester an mich heran. <<Ich wünsche mir so sehr, dass wir für immer hierbleiben können… Aber das geht nicht… Das darf nicht sein.>>

<<Warum nicht?>> fragte ich verwundert. Gut, ich hatte mir bisher keine Gedanken über die Zukunft gemacht, doch hier angekommen schien es mir auf einmal irgendwie selbstverständlich zu sein, dass wir – Lisa und ich – hier bleiben würden. Ich würde sie beschützen und für sie sorgen, denn das musste ich – etwas in mir verlangte es fast.

<<Diese Welt hier ist nicht real und wir sind auch nicht real…>> ihre Stimme klang plötzlich sehr ernst und besorgt. <<Du kannst es doch auch hören, oder? Den Herzschlag…>>

<<Ja – ich dachte aber, dass es nur eine Einbildung ist! Kannst du dieses Pochen auch etwas hören?>>

<<Das bist du… Das ist dein Herz. Das Pochen ist dein Herzschlag…>> erwiderte sie traurig. <<Wir beide – du und ich – sind nur Erinnerungen in dieser Welt. Deshalb haben wir selbst keine Erinnerung, an das was zuvor geschah… Aber nun müssen wir zurückkehren und dir diese Erinnerungen wieder schenken. Sonst bleibst du für immer in diesem Traum gefangen… Ich hätte mir nichts sehnlicher gewünscht, als für immer hier mit dir zusammen zu leben… Auch in dieser Welt. Doch auch das – dieses Haus und alles andere um uns herum haben wir bereits erlebt und nun ist es an der Zeit aufzubrechen. Sonst bleibst du für immer hier gefangen.>>

Erneut kullerten einige Tränen ihre Wangen hinunter. Lisa umarmte mich noch fester.

<<Bitte wach auf, Papa…>>

Ein stechender Schmerz brachte meinen Kopf fast zum Zerplatzen. Denn nun konnte ich mich auch an alles erinnern - und diese Erinnerung brach mir damit das Herz….

Ein Ruck ging durch die ganze Welt und zerriss alles um das Haus herum in Stücke. Wie die Mauern der leeren Stadt, sah ich durch das Fenster, wie alles um uns herum – die Wiese vor dem Haus, der Wald, die Hügel und selbst der Himmel – Risse bildete und wie Glasfragmente zerbarst, um ein dunkles, leeres Nichts zu hinterlassen. Ich schloss die Augen und als ich sie erneut öffnete, waren wir von lodernden Flammen des brennenden Hauses umgeben.

Es war wie damals… Ich hielt Lisa, meine Tochter, in den Armen und alles um uns herum brannte lichterloh.

<<Es ist schön, dass du dich wieder erinnerst…>> sagte Lisa leise und liebevoll. <<Bitte verspricht mir etwas…>>

<<Nein, es darf nicht wieder passieren!>> schrie ich verzweifelt. <<Ich lasse es nicht zu…! Ich lasse dich nicht los!>>

<<Bitte versprich es mir…>>

Ich kämpfte gegen die Tränen und die Ohnmacht – denn ich wusste nun alles – alles was bisher geschehen ist und das, was passieren wird…

<<Ich verspreche dir alles, Liebling… Bitte bleibe nur bei mir… Bitte gehe nicht…>>

<<Das ist schön…>> auf ihrem Gesicht war ein Lächeln zu sehen. <<Bitte versprich mir, weiterzuleben. Bitte wache auf und lebe weiter – für alles von uns…>>

Die Hitze der Flammen und der Rauch wurden langsam unerträglich.

<<Ich verspreche es dir! Bei allem, was mir heilig ist, verspreche ich es dir…>>

Ich presste meine Tochter noch stärker an mich heran.

<<Ich liebe dich, mein Schatz…>>

Die Flammen verschlangen das Haus und dessen einstürzendes Dach begrub nun auch die letzten jämmerlichen Reste dieser falschen Welt unter sich…

Als ich aus dem Koma erwachte, teilte man mir mit, dass bei einem Hausbrand meine Tochter ums Leben gekommen sei und ich verletzt worden bin, als ich versuchte, sie aus dem brennenden Haus zu retten….

Nein, ich hätte es nicht wissen können, dass sie tot war. Aber ich spürte es tief in mir, dass etwas fehlte – Lisa, meine Tochter fehlte auf dieser realen und unbarmherzigen Welt.

Meine Verbrennungen verheilten nur langsam und hinterließen hässliche Narben auf meinem Körper. Doch all diese Schmerzen und die Narben waren nichts im Vergleich zu den Narben in meinem Herzen. Doch stets dachte ich an das Versprechen, welches ich in den letzten Minuten dieser wundersamen Welt der leeren Stadt meiner Tochter gegeben hatte. Ich musste leben – auch für sie und auch für meine Frau, welche vor einigen Jahre inmitten dieser leeren Häuserfassaden, welche mich über die Jahre wie in einem Labyrinth gefangen hielten, bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war… Als wir aus dieser verdammten Stadt aufs Land, in dieses Haus unserer Sehnsucht und unseres Glückes gezogen waren, half es uns beiden – Lisa und mir – mit dem Verlust der Mutter und Ehefrau – besser zurechtzukommen. Wir hatten uns und mehr brauchten wir nicht auf dieser Welt.

Und nun war es wie ein Fluch – sie waren weg – einfach für immer weg und nicht mehr da… Es fühlte sich so unfair an – ich musste ohne sie, die Menschen, die ich über alles geliebt habe, mein Leben weiterleben. Doch ich musste es machen - denn es war Lisas letzter und innigster Wunsch an mich.

Nachdem ich wieder laufen konnte, ging ich zuallererst zum Friedhof. Die Sonne schien und die Vögel zwitscherten über den Grabsteinen…

<<Hey, Kleines… Danke, dass du mich in meinem Traum gefunden und mich aus ihm geweckt hast… Aber weißt du, diese Tage mit dir in unserer kleinen Welt habe ich richtig genossen. Bitte habt noch etwas Geduld – denn ich bin mir sicher, dass wir uns eines Tages wiedersehen werden. Bitte wartet auf mich dort – bei unserem Haus auf dem Hügel…>>

Es roch nach Sommer und eine warme Brise streifte sanft über meine Wange.

 

Hallo Vadym,

herzlich willkommen bei den Wortkriegern.

Ich habe deine Geschichte gelesen und fand sie sehr gut. Insbesondere die Wendung, mit der dein Prota wieder in die Realität zurückkehrt, fand ich sehr ergreifend. Ich habe gerade nicht allzu viel Zeit, aber ein paar kleine Hinweise würde ich dir gern jetzt schon geben.

Du müsstest nochmal nach Rechtschreibung, Orthografie und Grammatik schauen. Da sind noch einige Unebenheiten.
Ich bin bei meinen eigenen Sachen auch immer etwas Betriebsblind, aber ich würde dir heute oder morgen nochmal etwas dazu schreiben. Wenn du willst.

Außerdem fände ich " besser als << - das ist etwas dezenter und stört nicht so den Lesefluss.;)

Wenn du die Muße hast noch weiter daran zu arbeiten - was ich hoffe - gib mir Bescheid, dann lese ich gern nochmal drüber und schaue mal, ob ich dir inhaltlich noch ein paar tips geben kann. Also nur wenn du willst.

Lieben Dank für deine schöne Geschichte, bleib dran:thumbsup:
johair

 

Hallo Vadym, der Text hat eine Menge Probleme.

Leichter, kühler Regen prasselte auf mein Gesicht nieder, durchnässte meine Kleidung und meine Haare. Mein Körper fing unweigerlich an, langsam zu zittern und kurze Momente der Wachsamkeit unterbrachen meinen tiefen und traumlosen Schlaf. Ich wachte endlich ganz auf und meine Augenlieder fühlten sich verklebt und angeschwollen an, als ich versuchte, in dem immerzu breiter werdenden Lichtstreifen die Details meiner Umgebung zu erhaschen.

Nach diesem Start würde ich unter normalen Umständen nicht mehr weiterlesen. Hier gibt es nicht einen Satz ohne Fehler oder Schwächen.

1) Wenn es leichter Regen ist, prasselt er nicht.
2) unweigerlich und langsam sind überflüssig
3) tiefer und traumloser Schlaf ist eine abgegriffene Wendung, die man schon tausend Mal gehört hat
4) endlich und fühlten sich sind überflüssig
5) der immer breiter werdende Lichtstreifen ist eine schwerfällige und unelegante Formulierung
6) erhaschen ist ein Wort für Schüleraufsätze

Diese grundlegenden sprachlichen Mängel ziehen sich durch den gesamten Text.

Meine Empfehlung lautet: Schreibe einfacher, klarer, präziser. Reduziere. Alles schmückende Beiwerk (z.B. unweigerlich) sollte raus aus dem Text. Weg mit den vielen Adjektiven. Die machen Deinen Text blumig und unecht. Ein Tisch ist ein Tisch. Es ist kein schöner Tisch, kein vollendet gearbeiteter Tisch, kein hübsch anzusehender Tisch. Weg mit dem ganzen überflüssigen Plunder. Ein guter Text ist keine Modenschau, bei dem Adjektive und Adverbien ihre schönsten Kleider präsentieren.

Noch ein paar Beispiele:

- seltsame Unruhe
- irgendwelche Anhaltspunkte
- schlecht gebundene Krawatte (furchtbar)
- kalter Schauer (dito)
- gemütlich den Abend gemütlich vor dem Fernseher verbrachten
- ein starkes Empfinden

In der Summe hat Dein Text etwas Schwülstiges. Das liegt an den ausgesuchten Formulierungen. Diese Formulierungen wollen schön klingen, wollen gefallen. Man könnte sagen, sie biedern sich an. Aber: Du bist der Autor, der eine Geschichte zu erzählen hat. Du brauchst und sollst den Leser nicht umgarnen, ihm nicht bei jedem Substantiv ein erläuterndes Beiwort anbieten. Der Leser hat seine eigene Phantasie, er braucht die Hilfestellung der überflüssigen Adjektive nicht.

Etwas anderes. Bedenkt man die sprachlichen Mängel des Textes, ist seine Länge eine Zumutung. Ich sage das hier im Forum immer mal wieder Einsteigern: Beginne mit kurzen Texten. Wenn dann die Kommentatoren jubeln, kannst Du weiter ausholen.

Ein letzter Punkt: Ich halte es nicht aus, wenn Ich-Erzähler absätzelang in ihren Gefühlen schwelgen und haarklein jede noch so triviale Empfindung ausbreiten. Vielleicht liegt das Problem bei mir. Mag sein. Aber bei Innenleben und Handlung sollte es eine Balance geben. Dein Protagonist tut sich selbst so leid, er jammert und leidet. Das nervt unheimlich.

Müde und verbittert über meine bedauernswerte Situation gab ich schlussendlich die Versuche auf ...

Genau.

Beste Grüße
Achillus

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Hallo Achillus,

SUPER!!! Vielen Dank für das ehrliche und gnadenlose Feedback! ;)

Ich interpretiere Deine Bewertung als eine "5" (*autsch*) :D

Ohne mich rechtfertigen zu wollen: du hast Recht. Ich werde mir Deine Verbesserungsvorschläge zu Herzen nehmen und verspreche, dass die nächsten Werke besser werden!

Ehrlich gesagt, bin ich genau aus diesem Grund hier: ich möchte dazulernen.

Viele Grüße
Vadym

Hallo johair,

super - freut mich, dass es Dir gefällt!
Ehrlich gesagt, bin ich um jeden Tipp dankbar (besonders nachdem Achillus die Story so "zerlegt" hat ;) )

Die Anführungszeichen sind ein "Artefakt" aus meiner Vergangenheit: ich kenne diese Schreibweise noch von meiner Muttersprache. Und ja: ich sollte dies ändern :)

Viele Grüße
Vadym

 

Huhu Vadym,

ich bin es nochmal.

Ich habe mir die Mühe gemacht deine Geschichte nochmal zu lesen, weil ich die Handlung wirklich gut finde und glaube, dass sie Potenzial hat.

Kann es sein, dass du den gleichen Fehler gemacht hast wie ich? Ich habe meinen noch nicht fertigen Text einfach reingestellt, ohne weiter darüber nachzudenken und jetzt bin ich Stück für Stück dabei, daran rum zu feilen:Pfeif:

Ich glaube das hatte Achillus oben schon angesprochen, dass deine Geschichte ziemlich lang ist.

Das liegt daran, dass der Erzähler zu nah an den Figuren klebt. Bei solchen Sachen kannst du eine Raffung einbringen, indem du einfach nur den Fokus auf die Handlung legst.

Z.B. die Stellen:
- wo Alex in der Stadt aufwacht und versucht sich zu orientieren. Die erzählte Zeit in Geschichte geht über einen Tag und eine Nacht. In der Erzählzeit müsste das ungefähr 3 Seiten umfassen. Das erscheint mir für die Einführung, in der vorerst wenig Handlung ist, etwas lang.

- wo sich Alex und Lisa auf die Suche nach dem Ausgang aus der Stadt machen

- und als sie sich auf den Weg über die Wiese, durch den Wald zum Haus.

Ich glaube, dass das zwei Vorteile hätte:
1. Du vermeidest Wiederholungen in deiner Wortwahl.
2. Die eine Schlüsselszene, in der sich Alex und Lisa durch die Hauswand unterhalten wird deutlicher.

Du könntest den Schluss sprachlich noch etwas von der magischen Welt absetzen. Du kannst ja mal probieren, ob es funktioniert, wenn du das in die Gegenwart setzt, also ins Präsenz. Dann wäre das pointierter.

Der Teil am Ende, wo dein Erzähler auf den Tod der Frau und die Zeit mit Lisa im Haus zurückblickt, könntest du vielleicht auch noch etwas einkürzen.

Ich weiß, dass es schwer ist sich von einigen Formulierungen zu verabschieden. Du musst sie ja nicht wegwerfen, villeicht finden sie in einer anderen Geschichte einen besseren Platz.

Also, das sind nur Vorschläge. Es ist ja Deine Geschichte. Aber ich glaube es lohnt sich.

Hoffentlich ist das hilfreich. Ich muss zumindest zugeben, dass ich dadurch mehr gelernt habe, als wenn ich selbst schreibe. :lol:

Beste Grüße johair

 

Hallo Vadym,

um ehrlich zu sein, tat ich mich mit deinem Text eher schwer. Das hat zumindest 3 Gründe:

1. Dein Text hat, verglichen mit seinem Inhalt, eine enorme Länge. Diese Länge ist ein Resultat aus einer Vielzahl unnötiger Beschreibungen und Erklärungen, die sich deutlich präziser und lebendiger auf den Punkt bringen lassen. Gleichzeitig erscheint dein Setting eher vage.

2. Deine Geschichte behandelt im Zentrum ein Geheimnis - eine menschenleere Stadt - und deine Hauptfigur erkundet selbige. Jedoch macht dein Charakter kaum etwas, was zur Auflösung des Geheimnisses beiträgt, außer von Ort zu Ort zu laufen. Vieles geschieht praktisch von alleine. Am Ende ist es dann einfach das Mädchen, welches erzählt, was Sache ist.

3. Das Traum-Setting ist generell eine sehr schwierige Angelegenheit. Idealerweise sollte man in diesen Fällen den Schein waren, dass man sich noch immer in einer möglichen Realität befindet. Denn ansonsten befindet man sich in einer Welt, die keinen klaren Regeln mehr folgt. Das führt dann schließlich dazu, dass es in deiner Geschichte zu Situationen kommt, in denen ohne erkennbaren Grund von einem Moment zum nächsten neue Gegenden deiner Welt erkundbar sind. So etwas hinterlässt tiefe Fragezeichen beim Leser und dieser schreitet dann zähneknirschend mit deiner Geschichte voran, in der Hoffnung, dass es eine gute Erklärung für all das am Ende gibt. Leider lautet diese hier einfach: "Es war alles ein Traum".

Generell, bevor ich auf einzelne Passagen deiner Geschichte eingehe, würde ich noch empfehlen, den internen Konflikt deiner Hauptfigur stärker zu betonen. Da du dich in einem Traumsetting befindest, wo sich alles jeden Moment ändern kann, solltest du auf jeden Fall nah an den Charakteren und ihren Innenwelten bleiben. Deine Geschichte ist letztendlich eine über Verlust und Trauer. Durch diese Phasen geht deine Hauptfigur, nachdem sie Frau und Kind verloren hat. Ich sehe da gerade zwei Möglichkeiten, wie du das einbauen kannst:
1. Gehe auf besondere Details in deinem Setting ein. Lass zum Beispiel den Protagonisten in eines der Häuser gehen und darin Spuren von Familienleben entdecken (das Zimmer einer Dreizehnjährigen mit den Postern von Bands, die solche Gören in dem Alter hören; der Anblick einer Küche, die in ihm zunächst den Duft der Lieblingsgewürze seiner Ehefrau wecken und plötzlich wehmütige Verlustgefühle auslösen). Den Part mit den Häusern, die sich nicht betreten lassen, würde ich generell komplett weglassen und stattdessen ein oder zwei Paragraphen über die Erkundungstouren dieser menschenleeren Innenräume verfassen.
2. Lasse deine Hauptfigur Erinnerungsfragmente haben. Bilder, Düfte, Geschmäcker, Geräusche; Fetzen von Szenen, die er erst nach und nach zusammensetzt. Idealerweise führen diese erfolgreich zusammengesetzten Erinnerungen dazu, dass er in dieser mysteriösen Welt weiterkommt. Er könnte beispielsweise ein Auto durchsuchen, welches genau dasselbe ist, in welchem seine Frau in der realen Welt gestorben ist. Dieses weckt erneut Assoziationen mit seinem tatsächlichen Leben. In dem Auto könnte er dann einen Schal finden, den seine Frau im Winter immer getragen hat. Er hält ihn fest an sich und dieser dient später als Schlüssel, um etwa zur sonnendurchfluteten Wiese vorzudringen.

Was du auf mindestens eine dieser beiden Weisen erreichen würdest, ist dass du relativ schnell dem Leser vermittelst, dass mit der Hauptfigur und seiner Vergangenheit etwas los ist. Auf eine noch nicht erkennbare Weise ist diese seltsame Umgebung, in welcher er aufwacht, mit ihm verbunden und der weitere Verlauf setzt die Puzzleteile dieser Verbindung Stück für Stück zusammen. Außerdem wird das Setting so relevanter. Dass sich die Hauptfigur in einer surrealen Welt befindet, die irgendwie merkwürdig ist, ist im Kontext deiner Geschichte nicht wirklich wichtig. Wichtig ist vor allem, wie diese Welt als Spiegel für die Situation der Hauptfigur dient, für seine emotionale Lage. Idealerweise sollte seine Erkundungstour darauf zugeschnitten sein, dass sie ihn mit seinen inneren Dämonen konfrontiert, ihn aufmerksam macht auf den Verlust, den er erlitten hat und den Schmerz, den das mit sich bringt. Er kann zunächst auch versuchen, ihn zu verdrängen, was dazu führt, dass er nicht weiter kommt oder das Mädchen nicht retten kann; schließlich stellt er fest, dass er nur Fortschritte macht, wenn er der Wahrheit ins Auge sieht.

Das sind jetzt alles Gedanken, die mir durch den Kopf kamen, nachdem ich deine Geschichte einmal so gelesen habe. Im Folgenden werde ich noch einmal auf spezifische Stellen eingehen und schauen, ob ich Verbesserungsvorschläge leisten kann. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, wenn ich bisher (und auch im Folgenden) mitunter sehr tief in deine Geschichte eingreife. Insbesondere deine erste Hälfte würde ich am liebsten deutlich zusammenkürzen. Es sind letztendlich nur meine persönlichen Gedanken und Bekrittelungen an deinem Text:


Leichter, kühler Regen prasselte auf mein Gesicht nieder, durchnässte meine Kleidung und meine Haare. Mein Körper fing unweigerlich an, langsam zu zittern und kurze Momente der Wachsamkeit unterbrachen meinen tiefen und traumlosen Schlaf. Ich wachte endlich ganz auf und meine Augenlieder fühlten sich verklebt und angeschwollen an, als ich versuchte, in dem immerzu breiter werdenden Lichtstreifen die Details meiner Umgebung zu erhaschen. Meine Kehle war trocken und rau.

1. Du beschreibst, wie er durchnässt wird, im ersten Satz, und im Zweiten teilst du mit, wie er langsam aus einem traumlosen Schlaf erwacht. Insofern du chronologisch in deinen Beschreibungen vorgehen möchtest, müsstest du es genau anders herum machen: Er wacht langsam aus seinem Schlaf auf und stellt währenddessen fest, dass es regnet und er nass wird.
2. Ist der Regen schon eine Weile im Gange oder hat er gerade erst angefangen? Im ersteren Fall wäre die Phase des 'Durchnässens' längst abgeschlossen. Er ist durch den Regen nur noch nass und feucht.
3. Traumloser Schlaf? Ähm... durch das Ende der Geschichte wissen wir, dass deine Figur sich in einem Traum befindet. Kann sie in einem Traum also einen weiteren traumlosen Schlaf haben? Mit dem Wissen um die Auflösung würde mich diese Passage verwundern.
4. Ich denke, den Nebensatz mit dem 'immer breiter werdenden Lichtstreifen' kannst du weglassen. Dabei handelt es sich um ein eher abstraktes Bild. "als ich versuchte, die weiteren Details meiner Umgebung zu erhaschen". Darüber hinaus würde ich die zweite Hälfte ein wenig umbauen, sowie den längeren Sätz in mehrere einzelne aufsplitten:

"Ich wachte endlich ganz auf. Meine Augenlieder fühlten sich verklebt und geschwollen an; auch meine Kehle war trocken und rau. Ich versuchte, einen näheren Blick auf meine Umgebung zu erhaschen."

In deiner ursprünglichen Fassung beschreibst du zunächst, wie er die Augen aufmacht und dann seine nähere Umgebung in Augenschein nehmen will. Der Folgesatz sagt dann, seine Kehle fühle sich rau und trocken an. Das ist kontraintuitiv, da man als Leser in diesem Moment erwartet, eben genau eine Beschreibung seiner Umgebung geliefert zu bekommen.

Darüber hinaus würde ich den 'traumlosen Schlaf' ersetzen, weil die Idee von einem Schlaf im Schlafe etwas seltsam ist. Alternativ könnte die Geschichte mit einem wirren Bilderstrom beginnen, der unter anderen eben auch Erinnerungsfetzen und Szenen von seinem früheren Leben enthält. Oder aber er macht, ohne jede Erklärung die Augen auf und befindet sich an diesem fremden Ort.

Wie nach einem Alptraum, an dessen Inhalt ich mich nicht mehr genau erinnern konnte, war in meinem Inneren nur eine seltsame Unruhe zu spüren - dieses Gefühl war jedoch fast zu real, um nur erträumt worden zu sein. Auch diese Worte, welche, fast gebetartig in meinem Kopf nachhallten…. <<Bitte komm her, komm zurück… Ich bin so einsam…>>

Diese weibliche Stimme hörte sich so vertraut und so verzweifelt an. Doch wessen Stimme war es eigentlich? Nein, ich kam einfach nicht drauf…


1. Der letzte Absatz endet damit, dass er die Augen aufmacht und seine nähere Umgebung begutachtet. Anstatt uns jedoch ein Bild von der Umgebung zu liefern, setzt sich deine Hauptfigur ersteinmal mit seinen Erinnerungen auseinander und hört eine mysteriöse Stimme. Wie schon anhand des vorangegangenen Absatzes ist es kontraintuitiv, wenn eine Figur beschrieben wird, wie sie sich vornimmt, etwas zu machen, dann aber plötzlich etwas ganz anderes tut.

2. Spätestens ab hier würde ich versuchen wollen, die vielen Beschreibungen zusammenzukürzen und alles treffender auf den Punkt zu bringen. Ich versuche es mal:

"Als wäre ich aus einem Albtraum erwacht, spürte ich eine seltsame Unruhe in mir. Nur fühlte sich diese deutlich realer an, als dass ich sie lediglich im Traum erlebt hätte. Und dann war da noch diese Stimme in meinem Kopf, die immerzu rief: <<Bitte komm' her, komm zu mir zurück!>>"

Das "ich bin so einsam" ist ein Gesprächszeile, die für mein Empfinden sehr dick aufgetragen wirkt und mich innerlich erschaudern lässt.

Überhaupt: wo war ich hier gelandet? Mein Kopf schmerzte, als ich versuchte, mich aufzusetzen. Die Gliedmaßen waren schwer und kalt – so würde ich mir bestimmte eine Erkältung holen. Was war eigentlich passiert und wie bin ich hergekommen? Ich war ich – doch wer war ich denn nun eigentlich…? Alle meine Erinnerungen schienen von diesem Traum geschluckt worden zu sein. Hastig suchte ich meine Kleidung nach etwas ab, um irgendwelche Anhaltspunkte für meine Identität zu finden und – siehe da – tatsächlich: im meiner Hosentasche war ein Geldbeutel, welcher neben einigen Geldscheinen und Münzen auch einen Führerschein mit den Daten einer mir unbekannten Person enthielt. <<Alexander… Meyer…>> las ich mit gedämpfter Stimme vor – ja, es war definitiv meine Stimme oder zumindest sagte es mir das Gefühl – doch auch diese hörte sich ungewohnt – ja gar etwas fremd an. <<…Geboren am 30.12.1976…>> Was für ein scheußliches Foto, dachte ich – der Typ auf dem Bild sah mit seiner schlecht gebundener Krawatte und den auf die Seite gekämmten Haaren wie ein typischer, braver Büroangestellter aus.

Uff. Genau das ist Teil der Schwierigkeiten, die ich generell mit deiner Geschichte habe. Deine Hauptfigur meandert sehr viel herum und braucht deutlich länger, um dem Leser zu vermitteln, dass er nicht weiß, wo und wer er ist. Es ist sicherlich eine Frage des Geschmacks, jedoch würde ich hier die wesentlichen Informationen auf den Punkt bringen:

"Mein Kopf schmerzte, als ich versuchte, mich aufzusetzen. Die Gegend war mir völlig fremd. Ich hatte keine Ahnung, wie ich hierher gekommen bin. Verdammt noch mal, ich konnte mich noch nicht einmal an meinen Namen erinnern! Ich durchsuchte meine Kleidung nach Hinweisen. In meiner linken Manteltasche war ein Portemonnaie. Ich holte es hervor. Neben etwas Geld war auch ein Führerschein darin. "Alexander Meyer" las ich darauf, "geboren am 30.12.1976". Das Lichtbild auf der Karte sah scheußlich aus. Schlecht gebundene Krawatte, seitlich gekämmte Haare. So ein typischer Bürofuzzi halt.

Das die Gliedmaßen schwer und kalt sind, braucht nicht noch einmal erwähnt zu werden, weil wir den ersten Paragraphen noch frisch in Erinnerung haben, in denen Regen ihn durchnässte. Auch die 'Erinnerungen, die vom Traum geschluckt werden', solltest du streichen, da diese erneut dieses merkwürdige Traum-in-Traum-Element ansprechen. Generell sollte die Hauptfigur vielleicht nicht groß darüber philosophieren, dass sie vielleicht träumen könnte. Sie tut es zwar, aber damit sprichst du die Auflösung am Ende fiel zu direkt an. Die Kunst bei solchen Geschichten besteht darin, den Leser sachte auf die Auflösung vorzubereiten, sodass die finale Auflösung zwar überrascht, aber sich nachvollziehbar aus dem vorangegangenen ergibt. Wenn Alex offen darüber spekuliert, ob er träumt oder nicht, schmälert das den Effekt, weil es direkt angesprochen wurde und durch die surreale Umgebung als sehr naheliegende Möglichkeit im Raum schwebt.

<Wie spät ist es eigentlich?>> dachte ich mir – doch leider hatte ich keine Uhr dran und mein Handy wurde mir, vermutlich als ich hier meinen Mittagschlaf abhielt, auch geklaut… Oder besaß ich vielleicht weder das eine noch das andere?

1. Da du aus der Ich-perspektive schreibst, solltest du sämtliche Passagen wie "<Wie spät ist es eigentlich?>> dachte ich mir" umschreiben in lediglich "Wie spät war es eigentlich?". Jeder einzelne Satz des Ich-Erzähler spiegelt seine Gedanken wieder und das Denken muss daher nicht noch einmal betont werden.

2. Erneut spekuliert dein Erzähler unnötig herum. Alternativ könntest du das ganze zusammenstauchen und schreiben:

"Wie spät war es eigentlich? Ich überprüfte meine Handgelenke. Eine Uhr befand sich nicht dort. Auch ein Handy konnte ich in meinen Taschen nicht finden."

Du könntest natürlich auch hinzufügen, obwohl es nicht nötig ist: "Wurden sie gestohlen? Oder besaß ich nichts dergleichen?"

Als ich mich umsah, musste ich feststellen, dass ich mitten auf dem Hauptplatz einer kleinen Stadt lag. Diese Kulisse wirkte jedoch so bedrückend und fast beängstigend, dass mir ein kalter Schauer über den Rücken lief, als ich die Häuserfassaden und die kleinen Gassen um mich herum flüchtig betrachtete. Nun fiel es mir endlich auf: es gab hier keine Menschen. Der Tageszeit nach war es sicher noch nicht spät genug, um davon ausgehen zu können, dass alle Bewohner dieses Ortes schon schliefen oder gemütlich den Abend gemütlich vor dem Fernseher verbrachten. Auch waren keine Autos auf den Straßen unterwegs und, bis auf das Geräusch der auf den Pflastersteinen aufkommenden Regentropfen, fehlten sämtliche Geräusche der Zivilisation vollkommen. Die Fenster der Häuser waren alle dunkel und ich konnte keine Details hinter den Scheiben erkennen, als ich versuchte, in einige von ihnen hineinzusehen – fast so, als wären sie alle verdunkelt gewesen, schien die Finsternis die Räume dahinter vollständig auszufüllen. Und noch ein seltsames Phänomen fiel mir bei genauerer Betrachtung der Häuserfronten auf: es gab keine Türen. Weder Haustüren, noch Garageneinfahrten – so, als ob die Fassaden allesamt gar nicht dafür errichtet worden waren, um von Menschen bewohnt zu werden….

1. Nun erst ereignet sich eine Beschreibung der Umgebung, obwohl sich die Hauptfigur bereits 4 Absätze zuvor umgesehen hat.
2. Die Beschreibung der Umgebung mit den Häuserfassaden ist verbunden mit dem Ende, wo du schreibst, dass seine Frau in einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Eins vorweg, bevor ich es nachher vergessen sollte: Du solltest auf jeden Fall ausführlicher auf die Umstände eingehen, wie seine Frau und seine Tochter ums Leben gekommen sind. Schließlich handelt es sich hierbei um die Schlüsselereignisse, welche die gesamte Geschichte motivieren und für die Reise deines Protagonisten elementar sind. Darüber hinaus stört mich im Nachhinein diese Beschreibung aus folgendem Grund: Der Schauer, den Alex beim Anblick der Häuserfassaden empfindet, resultiert daher, dass die Gegend menschenleer und unwirklich erscheint, und nicht daher, dass der bloße Anblick dieses Ortes tiefe traumatische Erlebnisse in ihm weckt. So, wie es in der Geschichte rüberkommt, empfindet er in etwa genau dasselbe wie jede andere Person, welche sich plötzlich in einem menschenleeren Ort wiederfindet. Allerdings ist der Anblick der Häuserfassaden ja gerade speziell auf sein persönliches Verlusterlebnis zugeschnitten.

Vielleicht könntest du in etwa ein paar Sätze hinzufügen wie: "Jedoch rührte der Anblick dieses Platzes ein noch tieferes Unbehagen in mir hervor. Ich konnte meinen Finger nicht darauf legen. Diese Gegend wäre mit Sicherheit ein schöner Ort, wenn sie nicht so menschenleer wäre. Doch selbst dieser Gedanke, der etwas Normalität in diese Strassen zurückbrachte, konnte dieses drückende Gefühl in meinem Herzen nicht bändigen."

Ein starkes Empfinden von Einsamkeit breitete sich in meinem Inneren aus. Fast erschrak ich, als in einem der Fenster plötzlich ein Gesicht auftauchte, als ich versuchte, hineinzublicken – doch schnell wurde mir klar, dass es sich nur um mein eigenes Spiegelbild handelte.

1. Aus dem ganzen vorangegangenen Paragraphen geht hervor, dass er einsam und allein ist. Das Empfinden von Einsamkeit ist hier offensichtlich. Alternativ könntest du schreiben: "Die Einsamkeit war erdrückend."
2. Kann man sich 'fast' erschrecken? Ich würde den Satz obendrein ebenfalls ein wenig zusammenstauchen:

"Ich erschrak, als in einem der Fenster plötzlich ein Gesicht auftauchte. Doch handelte es sich nur um mein eigenes Spiegelbild."

Gerade, wenn du aus der Ich-Perpektive schreibst, kannst du viele Formulierungen wie "wurde mir klar", "dachte ich" etc. einfach streichen. Meistens geht aus seinen Beobachtungen und Gedanken schon hervor, was er tut.

Na ja – wenn ich mich nun so betrachtete, hätte ich mein Aussehen auf dem Führerscheinbild dem aktuellen Zustand gerne vorgezogen…

Ha, den Satz mag ich.

Wo war ich hier nur gelandet? Was war das für eine Stadt, welche nur ein einziger Fake zu sein schien? Vielleicht träumte ich ja immer noch – doch der klassische Versuch des Sich-Selbst-Zwickens führte nicht zu dem gewünschten Erfolg. Auch fühlte sich alles zu real an, um nur ein Auswuchs meiner Phantasie zu sein. Zudem wirkte diese falsche Kulisse in aller ihrer Primitivität auf mich doch irgendwie vertraut, als ob ich schon viele Male diesen Ort zuvor besucht hatte. Die Gedanken wollten einfach nicht zur Ruhe kommen und diese Erinnerung versteckte sich tief in meinem Kopf und verspottete mich jedes Mal, als ich versuchte, sie wieder einzufangen, indem sie, wie ein Vogel einfach wieder aufflatterte und davonflog.

Oh ha! Erneut nimmst du die Auflösung viel zu direkt vorweg und lässt den Protagonisten darüber philosophieren, dass all das gar nicht real ist, was am Ende auch genauso aufgelöst wird. Dass die Gegend ihm vertraut wirkt, habe ich in meinem Vorschlag weiter oben quasi miteingearbeitet, in welchem er beim Anblick ein Unbehagen verspürt. Vielleicht brauchst du den Absatz gar nicht bzw. er könnte umfassend umgeschrieben werden.

Zwei Dinge:
1. Dein Protagonist stellt fest, dass er sich in einer seltsamen, menschenleeren und unwirklichen Umgebung befindet, sich jedoch alles sehr real anfühlt. Er stellt sich viele Fragen, jedoch ist seine Reaktion auf diese völlig unglaubliche Umgebung eher kühl. Ich kann mir vorstellen, dass wenn ich mich an einem solchen Ort befinden würde, mindestens sehr nervös werden würde oder gar an den Rand des Wahnsinns oder der Hysterie stehe, weil ich mich in dem Moment frage, ob ich ernsthaft den Verstand verliere. Das wäre eine deutlich heftigere Reaktion als sich ledichlich zu fragen "Hah? Ist das ein Traum?".
2. Dies wäre vielleicht auch der Moment, genaue Details über den Platz etc. zu beschreiben und ein individuelles Bild zu zeichnen. Dies ist der Ort, wo seine Frau starb und wo ihn sein Unterbewusstsein in Form eines Traumes zurückgebracht hat. Anstatt dass er sich wundert, ob er sich in einem Traum befindet oder nicht, könnte er sich stattdessen wundern, warum ihm diese Gegend mit all ihren kleinen Details so vertraut vorkommt, als wäre er hier schon zig Male gewesen.

Jetzt war ich hier – ganz alleine. In dieser verregneten, menschenleeren Stadt, in der es keine Zuflucht für mich gab.

Schon wieder die verregnete, menschenleere Stadt. Das Bild ist frisch in unseren Köpfen und muss nicht erwähnt werden. Außerdem, vor wem oder was sollte er Zuflucht suchen wollen? Bisher ist er sich keiner Gefahr bewusst.

Fast musste ich lachen, als ich mich auf den Weg machte, um diese Stadt zu erkunden und – nach einigen Häuserblocks – wieder auf demselben Stadtplatz herauskam.

So, wie du es beschreibst, lacht er auf, bevor er sich daran macht, die Stadt zu erkunden.

Sicherlich waren es einige Stunden, die ich damit verbrachte, einen Weg daraus zu finden, doch alles war vergebens – ein Ausweg schien einfach nicht zu existieren. Verzweiflung durchfuhr mich wie ein Blitz, denn die Wahrscheinlichkeit, dass ich hier jemals rauskommen würde, war unter den aktuellen Umständen, recht niedrig. Also würde ich hier vermutlich verhungern oder verdursten, ohne diese triste und traurige Kulisse jemals hinter mir lassen zu können….

1. Ich kann meinen Finger nicht drauf legen, woran das liegt, aber die Formulierung "Sicherlich waren es einige Stunden" klingt sehr merkwürdig. Als Alternative würde ich vorschlagen:

"Mehrere Stunden musste ich damit verbracht haben, einen Weg hier raus zu finden, doch alles war vergebens - ein Ausweg schien nicht zu existieren."

2. Überraschenderweise handhabst du diesen interessanteren Aspekt deiner Geschichte in einem einzelnen Absatz ab. Im Grunde beschreibst du, wie der Weg ihn immer wieder zu diesem schicksalhaften Ort zurückführt, an dem seine Frau gestorben ist. Das ist für das Geheimnis, das seinen Charakter betrifft und für das Mysterium der Geschichte generell relevant. Dies könnte ein guter Moment sein, dass er sich wundert, warum ihn diese Stadt immer wieder hierher zurück führt. Er ist noch nicht in der Lage, zu verstehen, was ihn an diesem Ort so bedrückt, aber er könnte langsam erkennen, dass dieser für ihn persönlich irgendwie wichtig zu sein scheint...

3. ...stattdessen rechnet er sich Wahrscheinlichkeiten aus, ob er jemals lebend hier herauskommt und dass er vermutlich verhungern würde. Jedoch würde man, bevor man sich seine Chancen ausrechnet, ersteinmal den Versuch unternehmen, zu verstehen, was an diesem Ort überhaupt vor sich geht. Deine Hauptfigur weiß allerdings überhaupt nichts über diese Gegend oder wie sie funktioniert. Und obwohl er mehrere Tage Zeit hat, etwas über diesen Platz herauszufinden, gibt er schon nach ein paar Stunden auf und sagt, dass er bald verhungern wird. Insofern würde ich diesen Part mit den 'Wahrscheinlichkeiten ausrechnen' streichen.

In dieser Verzweiflung schoss mir, wie auch dem Nichts, eine Erinnerung durch den Kopf – sie war zwar verschwommen, doch es war die erste richtige Erinnerung an etwas in dieser seltsamen Welt, was ein Gefühl der Hoffnung verliehen hatte. Es war ein Ort, ein Haus – irgendwo auf einem Hügel, hinter dem sich ein Wald erstreckte und der Geruch von Gras und Sommer kitzelte meine Nase. Der Sonnenuntergang tauchte die Wolken am Himmel über dem Haus in ein rosafarbenes Licht und der warme Sommerwind streifte zärtlich meine Haut. Es alles fühlte sich sehr real an – wie die Sehnsucht nach einem Ort, welcher mein Zuhause zu sein schien. Vielleicht auch nur eine Traumvorstellung, doch ich vermisste diesen Ort tief in meinem Inneren – so sehr, dass es fast wehtat, als ich an diese wunderschöne Szene dachte.

Wie in vielen Absätzen zu Beginn deiner Geschichte schwadroniert dein Charakter auch hier unnötig lange vor sich hin. Bedenke, dass in den allermeisten Fällen Sätze besser wirken, wenn sie präzise auf den Punkt gebracht werden und in der Lage sind, mit wenigen Worten soviel wie möglich auszudrücken. In diesem Fall brauchst beispielsweise nicht erwähnen, dass es sich um eine 'wunderschöne Szene' handelt, da dieser Eindruck sich schon aus der Beschreibung der Szenerie ergibt. Ich versuche es mal:

"Inmitten meiner Verzweiflung schoss mir wie aus dem Nichts eine Erinnerung durch den Kopf. Sie zeigte mir vage das Bild von einem Haus, welches nahe an einem Wald auf einem Hügel lag. Der Geruch von Gras und Sommer kitzelte meine Nase. Der Sonnenuntergang tauchte die Wolken am Himmel in ein rosafarbenes Licht und eine sanfte Brise streichelte meine Haut. Es war so ein starker Kontrast zu diesem kalten und unheimlichen Ort. Doch er fühlte sich genauso real an. War es mein Zuhause? Ich vermisste diesen Ort."

Müde und verbittert über meine bedauernswerte Situation gab ich schlussendlich die Versuche auf, vom Stadtplatz wegzukommen. Es machte wenig Sinn, meine Kräfte daran zu verschwenden, sinnlos in der Gegend herumzulaufen. Auch nach einigen erfolglosen Versuchen, manche der dunklen Fensterscheiben einzuschlagen, welche wie aus etwas sehr harten und massiven – jedoch sicherlich keinem Glas - gefertigt zu sein schienen, resignierte ich nun vollkommen. Außerdem wurde ich sehr müde und so suchte ich mir, nachdem ich aus dem Stadtplatzbrunnen etwas Wasser getrunken hatte, ein trockenes Versteck unter einem der wenigen Bäume. Die kühlen Windböen durchdrangen die nasse Kleidung und meine Haut fühlte sich stellenweise eiskalt an. Es wurde immer dunkler, jedoch war ich mir nicht sicher, ob es an der hereinbrechenden Dämmerung oder an der stetig dunkler werdenden Wolkendecke lag. Doch zu meiner Erleichterung gingen nach und nach die Laternen am Stadtplatz an und tauchten die sie umgebenden Gehsteige in ein warmes, gelbliches Licht. Ob diese Laternen jemand eingeschaltet hat? Vielleicht auch nur für mich? Was musste das für eine Person sein, welche sich hinter einer dieser dunklen Fensterscheiben versteckt und sich meines Elends erfreut? Aber auch, wenn es diese Person wirklich geben sollte, war ich ihr in diesem Augenblick doch dankbar, die kommende Nacht nicht in völliger Dunkelheit verbringen zu müssen.

Spätestens ab hier funktioniert die Traumhandlung für mich nicht mehr. Eines der zentralen Probleme, welches ich habe, ist folgendes: Deine Geschichte ist weder Fisch noch Fleisch, wenn es darum geht, ein stimmiges Traumszenario zu entwerfen. Du wirfst deine Figur in ein Setting, welches definitiv nicht den Regeln der realen Welt folgt. Gleichzeitig aber macht er sich ständig Gedanken ums Überleben, was für deine Geschichte eher irrelevant ist, da er erstens im Traum nicht verhungern kann und zweitens diese Elemente für den Ausgang deiner Geschichte irrelevant sind.
Ich habe es oben bereits einmal angesprochen. Idealerweise lässt sich ein Traumszenario auf zwei Weisen umsetzen, welche mir gerade bekannt sind:
Entweder, der Traum spiegelt die reale Welt so glaubwürdig wieder, dass der Leser der Illusion verfällt, er befinde sich gar nicht in einem Traum. In diesem Fall hättest du eine eher bodenständige Darstellung, eine Handlung mit Figuren, also alles in allem eine normale Geschichte. Diese Geschichte würde dann unterbrochen werden von Ereignissen, die nicht in diese Welt passen und beim Leser dazu führen, dass er sich Gedanken macht, was genau eigentlich vor sich geht und wie diese Phänomene einzuordnen sind. Am Ende stellt sich dann heraus, dass es sich um einen Traum, eine Komafantasie oder eine Nahtoderfahrung handelt. Dieser Ansatz funktioniert in deiner Geschichte deswegen nicht, weil die Welt, die du beschreibst, von Anfang an merkwürdig und unreal erscheint, als das jemals die Illusion aufkommt, der Leser lese gerade eine Geschichte, die in der echten Welt spielt.
Oder, wie oben bereits erläutert, die Welt und die Handlungen der Hauptfigur sind ein Spiegel für seinen inneren Zustand. In diesem Fall haben viele Details und Szenen, die sich in der Umgebung abspielen, symbolischen Charakter und repräsentieren die emotionale Verfassung und Entwicklung, welche deine Hauptfigur im Laufe seiner Traumreise durchmacht. Entsprechend hebt sich das Geschehen deutlicher von der Realität ab und wirkt von Anfang an unwirklich. Darüber hinaus würde sich die Hauptfigur nicht groß Gedanken machen, wie sie in dieser Welt überleben würde. Wenn du diesen Realismus-Part gar nicht erst ansprichst, würde sich der Leser zunächst auch nicht groß Gedanken darüber machen.

Insofern mache ich bei dem Zitat mal wieder einen Radikalschnitt und versuche, die wesentlichen Dinge zusammenzuschreiben:

"Schlussendlich gab ich jeden Versuch auf, vom Stadtplatz wegzukommen. Ich sah keinen Sinn darin, endlos und vergeblich in der Gegend umherzulaufen. Stattdessen versuchte ich, einige der Fensterscheiben einzuschlagen. Doch auch diese widersetzten sich meinem Willen. Das Glas war massiv und hart und durch nichts zu zerbersten. Keuchend vor Erschöpfung zog ich mich schließlich zurück. Ich suchte Schutz vor dem Regen unter einem der Bäume, die auf dem Platz standen. Viel nützte es nicht. Mir war kalt, die Feuchtigkeit drang in meine Knochen und die Dämmerung verwandelte diese Szene in einen immer dunkleren Ort. Plötzlich schaltete sich die Strassenbeleuchtung ein und tauchte den Platz in ein warmes Licht. Na wenigstens etwas. So muss ich die kommende Nacht nicht in völliger Dunkelheit verbringen."

Noch etwas: Du brauchst nicht ständig darauf einzugehen, wie elend sich deine Figur fühlt. Sie ist allein, durchnässt, friert und darüber hinaus völlig ahnungslos über den Ort, an dem sie sich befindet. Ihr Elend ergibt sich praktisch von selbst aus der Situation und muss daher nicht ständig erwähnt werden.

Ja, ich hatte richtig Angst und mein Gehirn interpretierte in dieser, bis auf die Geräusche der vom Wind gepeitschten Regentropfen, sonst völlig stillen Umgebung jede Menge verrückte und beunruhigender Dinge hinein und so reagierte ich fast panisch auf die Bewegungen der Schatten von Bäumen und jedes, mir unbekannt erscheinende Geräusch.

1. Hm. Insofern deine Hauptfigur nicht gerade ein großer Anhänger der Neurowissenschaft ist, solltest du eine Formulierung wie 'mein Gehirn interpretierte' in diesem Kontext besser nicht verwenden.
2. Viel zu langer und aufgequollener Satz, der sich spätestens ab der Hälfte nur noch schwer lesen lässt. Außerdem hat deine Hauptfigur gerade Angst und befindet sich in einem Zustand erhöhter Wachsamkeit. Passend dazu wären eher kurze Sätze. Mal sehen:

"Ich hatte Angst. Der Wind peitsche die Regentropfen heftig über diese totenstille Umgebung. Vermutlich bildete ich mir bei diesem Wetter alle möglichen Dinge ein. Geräusche in der Ferne. Schattenhafte Bewegungen. Doch was, wenn ich tatsächlich nicht allein war?"

Und so erstarrte ich vor Angst als ich ein weiteres Mal aufwachte und etwas Ungewöhnliches aus dem Augenwinkel bemerkte

Er schläft schon wieder? Wie kann er das tun, wenn er gleichzeitig Todesangst hat?

Bei genauerem Hinsehen erkannte ich einen Schatten - oder besser gesagt eine Figur - unter einer der Laternen. Ich versuchte, mich nicht zu bewegen, um keine Aufmerksamkeit dieses Wesens auf mich zu lenken, doch trotz aller meiner Anstrengungen, möglichst ruhig zu atmen, pochte mein Herz wie wild und es hätte mich nicht gewundert, wenn die Figur dieses Pochen sogar über die Entfernung hinweg gehört hätte. Doch die Silhouette bewegte sich nicht und auch schien mich das Wesen – was auch immer es war – im Schatten des Kastanienbaumes nicht zu bemerken. Was nun? Ich wusste nicht, wie spät es war und so hätte es ein mühsames Unterfangen werden können, in dieser Position bis zum Morgen auszuharren. Weglaufen war auch keine Option – egal, wo ich auch immer hingelaufen wäre, hätte mich diese verfluchte Stadt wieder hierhergeführt…

Erneut, dein Charakter schwadroniert ein wenig. Und das inmitten einer Situation, die er als gefährlich einstuft. Daher würde ich allzu ausschweifende Gedankengänge weglassen, wie etwa die Vermutung, dass diese Figur seinen Herzschlag hören könnte. Außerdem ist bei Gefahr in der Dunkelheit ausharren immer eine Option, wenn sie das Überleben desjenigen gewährleistet. Aber ich habe mich ja dafür ausgesprochen, dass diese 'Realismus'-Elemente etwas mehr zurückgefahren werden sollten. Hier eine Möglichkeit meinerseits:

"Bei genauerem Hinsehen erkannte ich etwas. Eine Schatten - oder eine Figur - welche unter einer der Laternen stand. Angespannt, aber regungslos, blieb ich im Schatten des Baumes, um keine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Auch die Silhouette am Ende der Strasse bewegte sich nicht. Sie schien mich nicht zu bemerken. Mein Herz hämmerte wie verrückt. Was nun? Sollte ich die ganze Nacht hier verharren? Oder stattdessen auf Konfrontationskurs gehen? Weglaufen konnte ich ja nicht."

<<Reiß dich zusammen!>> dachte ich mir und versuchte, mich möglichst leise aufzurichten, um den Schatten besser sehen zu können. Und tatsächlich half dieser Wechsel der Perspektive, denn nun erkannte ich, dass es sich bei dem Schatten auch um einen Menschen handelte. Ein kleiner und schmächtiger Mensch – es müsste eine Frau, ein Teenager oder gar ein Kind gewesen sein. Behutsam tat ich die ersten Schritte in Richtung der Laterne. Je näher ich herankam, desto deutlicher wurde es: es war jemand mit schulterlangen, dunklen Haaren, dessen Kleidung wie ein helles Kleid wirkte. Die Person saß auf dem Boden, die Knie umarmend und hatte den Kopf gesenkt, fast so, als ob sie auch schlafen würde. So schien sie mich nicht zu bemerken, als ich immer näher langsam an sie herankam. Es waren vermutlich nur noch einige Meter zwischen uns, als mir klar wurde, dass es sich wirklich um ein Mädchen handeln müsste – doch war die ganze Situation immer noch sehr surreal und unheimlich. Unweigerlich stellte ich mir vor, dass das Mädchen den Kopf heben würde und ich etwas Schreckliches erblicken könnte – vielleicht war es ein Geist dieser dämonischen Welt, welcher mit leeren Augenhöhlen und blutverschmiert meinen Blick erwidern würde…

Hm, das Mädchen stellt sich ja schließlich als seine Tochter heraus. Du beschreibst die erste Begegnung hingegen wie eine Horrorgeschichte, etwa so als handle es sich um ein unheimliches japanisches Geistermädchen. Es könnte funktionieren, weil der Tod der Tochter eines der Erlebnisse darstellt, welche er verarbeiten muss. Einerseits könnte das Mädchen zunächst den Anschein machen, dass Brandwunden über ihren ganzen Körper gesäht sind. Sie ist ja schließlich in einem Feuer verbrannt, oder? Dieser Anblick ist derart schrecklich, dass Alex ihn nicht ertragen kann und die Augen für einen Moment abwendet. Nach erneutem Hinschauen hingegen hat sich der Anblick der Gestalt verändert in das heimelige Bild, dass seine Tochter darstellt und in ihm diese Gefühle von väterlicher Liebe auslöst. Es repräsentiert praktisch die bessere Zeit vor dem tragischen Tod seines Kindes, stellt zugleich aber auch eine innerliche Verweigerung dar, den Verlust wirklich zu akzeptieren, der ihn befallen hat.
Auf diese Weise könntest du die Erscheinung des Mädchens symbolisch relevant machen für den emotionalen Aufruhr, welcher in deiner Hauptfigur vorgeht. Die Begegnung wäre persönlicher auf die Erfahrungen zugeschnitten, die er in seinem Leben machen musste. So, wie du es jetzt beschreibst, reagiert Alex im Grunde wie jeder andere Mensch auf eine unheimliche Gestalt, von der er nicht weiß, ob sie freundlich oder feindlich ist.

<<Hör auf, dir so etwas einzubilden. Denke rational – Geister existieren nicht!>>

Hm, gibt es eigentlich einen Grund, warum du nicht wie jeder andere Gänsefüßchen für Gedanken und wörtliche Rede verwendest? Und warum du zwischen fast jeder Dialogzeile eine Leerzeile setzt? Sicherlich kann man eine Geschichte auch so schreiben. Doch die ungewöhnliche Präsentation lenkt, wenn auch nur marginal, unnötig vom Inhalt deiner Geschichte ab.
Außerdem ist der Gedankenauswurf in dem Zitat in zweierlei Hinsicht merkwürdig: Erstens befinden wir uns schon längst in der Gedankenwelt deiner Hauptfigur, da er alles - wie schon einmal erwähnt - aus der Ich-Perspektive erzählt. Und zweitens ist der Satz "Geister existieren nicht" sehr merkwürdig in einer Welt, in der Häuser keine Türen haben und jeder Weg nach Rom... äh... bzw. zum Strassenplatz zurückführt. Erneut würde ich persönlich auch hier wieder davon ablassen, die Hauptfigur spekulieren zu lassen, was nun real ist oder nicht. Es hindert den Leser eher daran, sich auf die Traumlogik deiner Geschichte einzulassen.

Und doch wäre ich an diesem Ort bereit gewesen, alles zu glauben und machte mich innerlich auf das Schlimmste gefasst.

Ja, ich würde die Sätze in diesem und dem vorangegangenen Zitat einfach streichen.

<<Was machst du hier?>> fragte ich zaghaft mit zitternder Stimme.

Zwar sind zaghaft und zitternd nicht dasselbe. Aber ich würde mich trotzdem für eine der Formulierungen entscheiden. Klingt besser.

Das Mädchen hob den Kopf und sah mich verdutzt an. Für einen kurzen Augenblick sah ich in ihre Augen, welchen vor Tränen glänzten und die feuchten Wangen – sie musste geweint haben! Nach dem Augenblick erstaunter Verwirrung über mein plötzliches Erscheinen schrie sie überrascht und verängstigt auf und fiel rückwärts hin, als sie versuchte, schnell aufzuspringen.

Nachvollziehbarer wäre es, wenn sie sofort aufschreit oder sich erschreckt, sobald sie bemerkt, dass jemand vor ihr steht. Erst, wenn sie realisiert, dass von ihm keine Gefahr ausgeht, kann sie ihn verwundert anblicken.

Ich gab mir größte Mühe, trotz dieser überraschenden Wendung, meine Angst, welche ruckartig einem Gefühl unermesslicher Aufregung und Freude wich, nicht nach außen dringen zu lassen und meine Stimme konstant und ruhig zu halten, um das arme Geschöpf nicht noch mehr zu erschrecken.

Du beschreibst in einem einzigen Satz einen ganzen Prozess, der aus mehreren Abschnitten besteht. Ließt sich sehr umständlich, zumal unnötige Füllfomulierungen noch weiter dazu beitragen.

"Zunächst versuchte ich noch, mein Unbehagen zu verbergen. Ich wollte das kleine Mädchen nicht erschrecken. Doch stellte sich plötzlich ein ganz anderes Gefühl bei mir ein. Irgendwas bei ihrem Anblick weckte in mir eine tiefe Freude."

<<Wer bist du und was machst du hier?>> fragte ich erneut und wurde mir, aus meiner eigenen Situation heraus der Komik dieser Frage bewusst – denn ich hätte diese, wie in diesem Augenblick auch, nicht beantworten könnten.

<<"Wer bist du und was machst du hier", fragte ich erneut.>> Und PUNKT! Alles, was danach kommt, kannst du weglassen. Wir wissen ja, dass Alex weder eine Ahnung von diesem Ort hat und gleichzeitig daran interessiert ist, mehr über diese ganze Situation zu erfahren.

Langsam schien sie sich zu beruhigen. Diese Umarmung erinnerte mich wieder an das rosarot gefärbte, mollig warme Gefühl des Ortes, an den ich hingehörte, denn es fühlte sich irgendwie wahnsinnig vertraut an….

Das 'rosarote mollig warme Gefühl' ist in meinen Augen deutlich zu dick aufgetragen. Du solltest die Formulierung besser abschwächen. Außerdem: Was gibt der Hauptfigur die Sicherheit, dass er zu dem Haus auf dem Hügel hingehört. In dem Abschnitt, wo du diese Erinnerung eingeführt hast, hast du beschrieben, dass er diesen Ort zwar vermisst, allerdings fragte er sich bei dieser Erinnerung nur, ob es sich um sein Zuhause handelt. Sicher war er nicht. Umzu wissen, dass er zu diesem Ort hingehört, sollte er jedoch absolut sicher sein, dass dies SEIN ORT ist und nicht nur eine irgendwie vage und kryptische Erinnerung.

Der Wind wurde stärker und so versteckten wir uns beide wieder unter dem Kastanienbaum, welcher uns vor dem direkten Regen schützte. Ich versuchte noch eine Zeit lang, Fragen zu stellen aber es schien aussichtslos zu sein. Das Mädchen konnte sich an nichts erinnern. So wie ich, wachte sie in dieser Stadt auf und irrte ziellos und planlos durch die Straßen, ohne aus dem Labyrinth entkommen zu können. Als ich sie bemerkte, suchte sie gerade, verzweifelt und angstvoll Schutz vor der Dunkelheit im Lichtkegel der Straßenlaterne.

Du beschreibst das Mädchen wie eine Fremde, welche ebenfalls an diesem Ort gefangen ist. Die finale Auflösung offenbart jedoch, dass es sich hierbei um eine Repräsentation seiner Tochter in einem Traum handelt. Daher würde ich mich nicht unbedingt darauf fokussieren, wie sie ganz allein an diesem Ort erwacht ist und sich durchschlagen muss, sondern stattdessen gerade die Vater-Tochter-Beziehung, welche die beiden haben, andeuten und vielleicht zeigen, wie die Hauptfigur angesichts des Mädchens seltsam vertraute Gefühle hat oder Erinnerungen in ihm aufkommen, die er sich noch nicht ganz erklären kann, aber später immer mehr Sinn ergeben.

Denn die weibliche Stimme aus meiner Erinnerung ähnelte durchaus der Stimme des Mädchens. Aber es hätte auch genauso gut jede andere weibliche Stimme sein können – wer kann schon die Stimmen aus dem Traum realen Personen zuordnen?

Deine Hauptfigur schwadroniert wieder völig unnötig vor sich hin. Am besten lässt du den ganzen Absatz einfach weg.

<<Ja, ich habe gerufen – nach jemandem hier, egal wem… Ich bin so froh, dass du mich gehört hast und gekommen bist…>>

Moment, er ist zu ihr gekommen? Das ist eigentlich nicht richtig, da sie genau genommen zu ihm auf den Platz gekommen ist. Vielleicht könntest du an dieser Stelle einfach die Floskel verwenden:

"Ich bin so froh, dass du mich gefunden hast."

Als wir redeten, merkte ich, wie mich die die Müdigkeit überkam. Das Mädchen lehnte sich seitlich an mich an und ich spürte zum ersten Mal in dieser kalten, verregneten Stadt etwas Warmes und sehr zerbrechliches, was ich um jeden Preis beschützen musste. Unsere Unterhaltung endete in einem Monolog meinerseits, als ich merkte, dass sie nun auch, erschöpft von all den Geschehnissen und Anstrengungen des Tages, nun endlich einschlief. Zum Glück hatte ich eine leichte Jacke an, welche ich auszog und ihre Beide damit zudeckte. Es war fast bewundernswert, dass sie in dem leichten Kleidchen dem kühlen Sommerregen und dem Wind trotzte, ohne vor Kälte zu zittern. Kurz bevor ich einschlief, sah ich mir nochmals ihr Gesicht an. Sie schien im Traum zu lächeln und so machte auch ich, glücklich die Augen zu.

Das ist wieder einer dieser Paragraphen, die sich zusammenstauchen lassen, weil die Hauptfigur erneut viele Dinge sagt, die sich für den Leser schnell selbst erschließen:

"Die Müdigkeit überkam uns beide. Das Mädchen schmiegte sich an mich. Sie wirkte so zerbrechlich, als ich schützend meinen Arm um sie legte. Während ich noch wach lag, schlief die Kleine schnell ein. Ich zog meine Jacke aus und deckte damit ihre Beine zu. Seltsam. So wie wir beide unter dem Baum sitzen und auf ein Ende des Regens warteten, bekam ich den Eindruck, dass wir beide das nicht zum ersten Mal gemacht haben. Trotz der Kälte lächelte sie im Schlaf. Ich musste darauf ebenfalls grinsen und machte trotz allem glücklich die Augen zu."

Ich habe hier ein wenig dazu gedichtet, um ein Beispiel zu geben, wie die Vater-Tochter-Beziehung sachte angedeutet werden kann. Wie gesagt, dieser Aspekt ist relevanter für deine Geschichte als die Frage, wie das Mädchen nur so tapfer in diesen widrigen Umständen durchhalten kann.

Mir fiel außerdem auf, dass ich seltsamerweise weder Hunger noch Durst verspürte – was am Vortag auch schon der Fall war. Das Wasser aus dem Brunnen half wunderbar gegen die sich trocken anfühlende Kehle, doch ich hatte nicht das Gefühl, dass ich es wirklich zum Überleben benötigen würde.

Auf diese Stelle würde ich ebenfalls verzichten. Wie gesagt, versuche nicht, das Setting deiner Geschichte auf Realismus abzuklopfen. Zumindest bei meinen Träumen stelle ich mir selten die Frage, wie etwas möglich sein kann. Stattdessen nehme ich merkwürdige Dinge einfach hin.

Außerdem: Wir befinden uns gerade an der Stelle, in welcher der nächste Tag anbricht. Alex und das Mädchen teilen sich ja schließlich auf und erkunden die Stadt. Du könntest stattdessen aber auch einen dramatischereren Einschub in deine Geschichte bringen und das ganze gleichzeitig kürzer gestalten, wenn du folgendes machst: Alex wird aus seinem Schlaf gerissen (auch wenn die Idee, dass er in seinem Traum schläft, mir immer noch nicht gefällt) und er hört die Hilfeschreie des Mädchens. Er bemerkt, dass sie fort ist und hinter der Wand steckt. Daraufhin muss er einen Weg finden, wieder zu ihr zu gelangen. Idealerweise sollte dieser Weg etwas damit zu tun haben, dass er die Wahrheit dessen konfrontiert, was mit ihm bzw. seiner Familie geschehen ist.

Innerlich musste ich schmunzeln, als ich feststellte, dass ich „uns“ statt „mir“ gedacht habe – aber irgendwie fühlte ich mich nun für das Mädchen mitverantwortlich.

Die Stelle ist nett.

Ja, bei Tageslicht sah ich es nun deutlich – sie war vielleicht so um die zwölf bis dreizehn Jahre alt, von schmaler Statur und mit schulterlangen, kastanienbraunen Haaren. Das knielange, weiße Kleid mit Spaghettiträgern war an einigen Stellen dreckig geworden und an den Füßen trug sie schwarze Stiefeletten. Ein ganz normales Mädchen also. Unweigerlich musste ich an meine Angst bei unserer Begegnung denken und in diesem Augenblick wäre ich innerlich vor Scham am liebsten im Boden versunken…

Hm... das Laternenlicht in der Nacht reichte dafür nicht aus? Komisch!


<<Nein… Nichts mehr… Ich war müde und dann musste ich an dieses Haus auf dem Berg denken und als ich anfing, mich an Details zu erinnern, fiel ich plötzlich hierher auf die Wiese…>>

Überrascht hielt ich inne. Von welchem Haus sprach sie? Gestern noch konnte sie sich an nichts erinnern, doch diese Erinnerung schien in dieser Welt etwas ausgelöst zu haben.


1. Die Frage "Von welchem Haus sprach sie?" impliziert, dass er keine Ahnung von irgendeinem Haus hat. Jedoch die Wiese sowie das Haus sind klare Indizien, die ihn vermuten lassen, dass es sich um das Haus aus seiner eigenen Erinnerung handelt. Er könnte also reagieren mit "Kann es sein, dass sie von dem Haus aus meiner eigenen Erinnerung sprach?"
2. Der Satz "Gestern noch konnte sie sich an nichts erinnern, doch diese Erinnerung schien in dieser Welt etwas ausgelöst zu haben." klingt ebenfalls eher merkwürdig, weil beide Teilsätze nicht zusammengehören. Einerseits wundert er sich, dass sie sich gestern an nichts erinnern konnte, andererseits vermutet er, dass eine spezifische Erinnerung von ihr in dieser Welt etwas ausgelöst zu haben scheint. Der eine Satz hegt Zweifel daran, ob das Mädchen wirklich die Wahrheit gesagt hat, während der andere sich wundert, ob Erinnerungen in dieser Welt bestimmte Mechanismen auslösen. Vielleicht wäre es besser, wenn du so etwas schreibst wie:

"Überrascht hielt ich inne. Kann es sein, dass sie von demselben Haus sprach, an das auch ich mich so deutlich erinnerte? Vielleicht waren es ja die Erinnerungen, die in dieser Welt etwas auslösten."

Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und etwas durchfuhr meinen Kopf wie ein Blitz. Ich sah das Haus im Sonnenuntergang – ich stand da, nun vor dem Haus und meine Hand bewegte sich, jemandem zuwinkend… Es war ein in Mädchen in einem weißen Kleid.

Etwas zerbrach in mir in diesem Moment und ein heftiger Stoß erschütterte die Erde unter meinen Füßen.


Das ist erneut eines der Probleme, die ich mit deiner Geschichte habe. Die Lösung für sein Problem kommt ganz von alleine. Er hat eine plötzliche, aus dem Nichts kommende Reaktion und mit einem Mal befindet er sich auf der anderen Seite der Wand. Für den Protagonisten einer Geschichte ist es wichtig, dass er eine Figur darstellt, welche die Handlung und das Vorwärtskommen deutlich beeinflusst. In deiner Geschichte wird ihm diese Rolle jedoch durch einen 'Geistesblitz' abgenommen, bei dem er selber nicht einmal weiß, was er machen muss. Je aktiver eine Hauptfigur in der Geschichte fungiert, umso mitreißender ist es, diese zu lesen. Das ist der Grund, warum ich darauf poche, dass er selbst die Lösung für die Aufgabe findet und dass diese thematisch relevant ist für seine Konfrontation mit dem Tod seiner Familie.

<<Hey, was ist denn los? Kannst du nicht schlafen?>> frage ich, noch schlaftrunken.

<<Bitte nimm mich in den Arm…>> flüsterte sie durch die Tränen. <<Ich weiß nun alles… Ich kann mich an alles erinnern…>>


Genau dasselbe. Im Grunde wird Alex von dem Mädchen gesagt, was mit ihm geschieht, anstelle, dass es sich hierbei um eine Reise handelt, in welcher er nach und nach sich selbst entdeckt, und was ihm zugestoßen ist. Ich fände es besser, wenn er selber Hinweise sammelt, Gefühle deutet und Erinnerungsfragmente zusammensetzt und schließlich selbst herausfindet, was mit ihm passiert, anstatt dass eine Nebenfigur ihm plötzlich einfach sagt, was Sache ist.
Allerdings lässt du daraufhin einen bittersüßen Abschied folgen. Alex muss loslassen, um aufzuwachen und weiterzuleben. Dieser Moment verlangt ihm eine Entscheidung ab, nicht länger in dieser Welt mit den Erinnerungen an seine Tochter zu verweilen. Das ist klassisch und funktioniert.

Dir ist sicherlich aufgefallen, dass ich durch das letzte Drittel deiner Geschichte schnell durchgesprungen bin. Leider habe ich gerade nicht mehr die Zeit, mich ausführlicher mit deinem Text zu beschäftigen. Ich hoffe allerdings, dir mit diesem Kommentar ein paar Anhaltspunkte vermitteln zu, wo du in Zukunft dein Schreiben und Erzählen noch verbessern kannst.

Dein Text ließ mich eher ratlos zurück. Ich weiß, was für eine Geschichte du erzählen willst, allerdings funktionierte das Ganze aus verschiedenen Gründen, die ich oben angesprochen habe, für mich nicht. Hinzu kommen so einige umständliche Formulierungen und eine ganze Reihe von Fehlern in der Orthographie, die ich gar nicht angesprochen habe. Du solltest deine Texte vor dem Posten auf jeden Fall noch mehrere Male Korrekturlesen und überarbeiten.

Zu der Idee von der Traum-Geschichte, die du hier gewählt hast, würde ich generell noch einen weiteren Hinweis geben:
Einer der Gründe, warum die Geschichte eher blass wirkt, war dass die Familie von Alex kaum irgendwelche individuellen Züge besaß. Was macht Alex, Lisa und seine Frau zu einer individuellen Persönlichkeiten? Haben sie bestimmte Angewohnheiten, Ticks, Vorlieben, Macken. Gibt es bestimmte Ereignisse in ihrem Familienleben, welche der Hauptfigur besonders vertraut sind und in ihm bestimmte Gefühle auslösen etc.?
Du musst dir vorstellen, dass du bei derartigen Mystery-Plots im Grunde zwei Geschichten erzählst: In der einen geht es um die Geschichte dieser speziellen Familie und was ihr wiederfahren ist. Diese Geschichte ist allerdings verdeckt und dem Leser nicht direkt zugänglich. Es bedarf der zweiten Geschichte, nämlich jener, in welcher Alex in seinem Traum unterwegs ist, welche diese erste Geschichte langsam aufdeckt. Je mehr Szenen und Eigenheiten von dieser ersten Geschichte du in Form von Erinnerungen und Charaktermomenten miteinbaust, umso lebendiger wird das Geschehen. Insofern wäre es hilfreich, bei so einer Geschichte sich ersteinmal Gedanken darüber zu machen, wie eigentlich das Familienleben der drei ausieht, sodass man selbiges in die 'Traum'-Handlung besser miteinarbeiten kann. Somit verleihst du deiner Geschichte mehr spezielle Details und Momente, welche das Geschehen greifbarer machen.
Ich sage nicht, dass es einfach ist. Genau genommen ist es eine ziemliche Herausforderung, eine solche Traumhandlung mitreißend und mit dem richtigen Maß zu gestalten. Aber das ist der Bär, den du dir aufgebunden hast.

Ich hoffe, ich kam nicht zu hart rüber und ich konnte dir erfolgreich vermitteln, was ich mit den einzelnen Punkten meine.

Mit freundlichen Grüßen,

Robot Fireman

 

Hallo Robot Fireman,

danke für Dein ausführliches Feedback!
Wenn sich jemand nochmals über die „enorme Länge des Textes“ beschwert, werde ich diese Person sofort auf Deinen Kommentar verweisen. ;)
Nein, ist natürlich nur Spaß - ich habe mich riesig darüber gefreut! Das bedeutet, dass Du dich mit dem Text auseinandergesetzt hast. Und was gibt es Größeres für einen Autor?
Ohne auf die einzelnen Deiner Vorschläge einzugehen (welche ich übrigens allesamt gut finde), habe ich für mich Folgendes mitgenommen:
- kürzer und präziser schreiben (nicht "schwadronieren" :) )
- Charaktere besser gestalten
- Spannung aufbauen, indem ich dem Leser nicht alles "vorkaue"
- Orthographie ;)
Bitte korrigiere / ergänze die Aufstellung noch, falls etwas fehlt oder von mir falsch interpretiert worden ist.
Ja, ich muss zugeben, das Genre ist (noch) größer als ich...
Mein Anspruch war es, dem Leser Gefühle zu vermitteln - jedoch scheint der Wunsch der Vater des Gedanken zu sein. So im Nachhinein finde ich meine Schreibweise auch miserabel und der Geschichte unwürdig.
Muss ich besser machen...
Aber auf eine Passage möchte doch noch gerne eingehen:

Du beschreibst die erste Begegnung hingegen wie eine Horrorgeschichte, etwa so als handle es sich um ein unheimliches japanisches Geistermädchen. Es könnte funktionieren, weil der Tod der Tochter eines der Erlebnisse darstellt, welche er verarbeiten muss. Einerseits könnte das Mädchen zunächst den Anschein machen, dass Brandwunden über ihren ganzen Körper gesäht sind.
DAS IST GRUSELIG!!! :hmm:
Das wollte ich so nicht vermitteln! :)
OK, ich merke schon, dass komischerweise genau diese Geschichte das Interesse anderer Leser geweckt hat (warum auch immer).
Ich versuche mal, eine andere Version einzustellen (unter Vorbehalt: ich weiß nicht, wann ich es mache oder ob mir überhaupt gelingen wird).
Aber nochmals: vielen Dank für deine Mühe und deine Anregungen!

Viele Grüße

Vadym

 

Vadym,

Danke für die Rückmeldung. Es freut mich, dass das Feedback bei dir was angeregt hat. Ja, ich fürchte allmählich, dass die Länge meiner Kommentare sich wohl irgendwann hier herumsprechen wird xD. Du darfst allerdings gerne auf mein eigenes Herumschwadronieren verweisen.

Und mach dich nicht so fertig wegen meiner ausufernden Kritik. Ich fürchte, wenn ich irgendwann mal etwas von mir hier reinstelle, werde ich wahrscheinlich ähnlich auf die Mütze bekommen xD. Wir sind ja schließlich alle Hobbyisten und lernen das ganze Stück für Stück. :)

Gruß,

Robot Fireman

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom