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Erinnerungen der Alten Königin (1122-1204)

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Erinnerungen der Alten Königin (1122-1204)

Die Alte Königin

Die Alte Königin

Schwester Madelón tritt aus dem dunklen Gebäude der Kirche des Klosters Fontevrault. Vor ihr liegt der Kreuzgang, der einen sonnigen Garten umschließt. Einen Moment lang ist sie geblendet und muss sich an einer Säule festhalten, weil der plötzliche Übergang von der Kühle der Kirche in die heiße Mittagssonne sie schwindeln lässt.
Auch die Wut hat ihren Anteil an ihrem Schwindelgefühl: Soeben hat die Äbtissin sie gerügt. Es schicke sich nicht für eine Angehörige des Ordens, und sei sie noch so jung, dem Tratsch der Küchenmädchen zu lauschen, der von Märkten und Festen und -Gott bewahre!- Männern handelt.

Verzweifelt presst Schwester Madelón ihre heisse Stirn gegen eine schattige Säule. Alle weltlichen Dinge, alle Freuden im Leben sind ihr für immer versagt. Das Tanzen, das Trinken, und sogar die Liebe. Vor Allem die Liebe.
"Entsinne dich deines Gelübdes, Tochter! Dein Vater wollte den Schleier für dich, und wer bist du, dich seinem Willen zu widersetzen!" Die Worte der Äbtissin klingen kalt und grausam nach in Madelóns Ohren.
Sie ballt die Hände zu Fäusten und zwingt die Tränen zurück, die hinter ihren Lidern brennen. Die Äbtissin hatte einen Befehl für sie, bevor sie Madelón entlassen hat.

Als sich ihre Augen an das grelle Licht gewöhnt haben, sieht sie die alte Dame auf einer behauenen Steinbank gegenüber der Kirche sitzen. Sie ist gut gekleidet, elegant. Nicht prunkvoll, das wäre auch unpassend für eine Bewohnerin des Klosters. Helles Leinen und weiße Spitze schmiegt sich weich um die hochgewachsene Gestalt.
Der Schnitt natürlich ist gewagt, denkt Madelón, für eine Frau ihren Alters sogar unerhört. Doch diese Dame hat sich noch nie um die Meinung anderer Leute geschert.
Schwester Madelón kennt natürlich die Geschichte dieser Frau. Jeder kennt sie. Und Schwester Madelón ist beeindruckt. Ehrfürchtig nähert sie sich der gebeugten Dame, die gedankenverloren welke Blumen in den Händen zerrupft. „Majestät. Die Äbtissin bittet Euch zu Tisch.“ Schwester Madelón spricht mit scheu niedergeschlagenen Augen und fragt sich, woher die Mutter Äbtissin den Mut nimmt, dieser Frau eine Aufforderung zukommen zu lassen. Denn diese Frau ist die „doppelte Königin“, wie Schwester Madelón sie insgeheim nennt.

***

Die alte Königin schaut überrascht auf. So spät schon? Wohin fließt nur die Zeit, fragt sie sich. Sie war in Gedanken versunken gewesen, hatte die Sonne auf ihrem faltigen Gesicht genossen und sich gefragt, wie es kommt, dass sie sich so wohl fühlt hier in diesem Kloster, das sie nicht mehr verlassen wird. Sie ist doch immer ein Zugvogel gewesen ... Von Poitiers nach Toulouse nach Bordeaux ... schon als Kind hat sie an der Seite ihres Vaters all ihre Burgen und Schlösser kennen gelernt, und jedes Jahr ist sie mit ihm von Burg zu Schloss zu Stadt gezogen.
Das war natürlich vor ihrer Hochzeit mit Louis, dem späteren König Louis VII von Frankreich.
Vor meiner ersten Hochzeit... Ich war so jung, so naiv. Erst fünfzehn. Oh, ich bin schnell erwachsen geworden am intriganten französischen Hof! Im Gegensatz zu Louis, dem armen, lieben, frommen Louis. Immer in der KIrche, immer betend und Gottes Gnade erflehend. Ich habe ihn schrecklich an der Nase herumgeführt. Die alte Königin lächelt verschmitzt.

***

„Mein Kind, lasst Euch noch einen Augenblick neben mir nieder, bevor Ihr mich zur Äbtissin bringt. Die Sonne tut mir gut.“ antwortet die „doppelte Königin“ der Nonne. Sie lächelt verträumt, stellt Schwester Madelón fest, wie ein junges Mädchen, dass beim turteln erwischt worden ist. Die junge Frau fühlt sich geehrt. Schweigend nimmt sie neben der alten Dame Platz. Sie muss daran denken, dass diese Frau nicht nur eine „doppelte Königin“ ist, sondern auch schon neben einem Kaiser gesessen hat. Kaiser Manuel von Byzanz. Gesessen und was nicht sonst noch alles, Schwester Madelón kennt auch diese Geschichten, die hier im Kloster natürlich flüsternd und hinter vorgehaltener Hand erzählt werden. Und nicht nur von den Küchenmägden!denkt sie trotzig.
Aber wie es dazu gekommen ist, dass sie neben dem Kaiser saß, das wird oft und laut erzählt. Dann starrt man sie an wie ein Wesen aus einer anderen Welt: Die Königin von Frankreich, die an der Seite ihres Gatten am Kreuzzug 1146 teilgenommen hat, reitend und kämpfend wie ein Mann. Und dann in Antiochia fast mit ihrem Halbonkel Raymond durchgebrannt wäre ... Schwester Madelón schüttelt dann immer pflichtbewußt den Kopf, wie es sich gehört, aber des Nachts denkt sie sich atemlos aus, wie es gewesen sein muss, fremde Länder zu sehen und Abenteuer zu bestehen.
Wie er wohl aussah, dieser Raymond ... Oh, wenn sie diese Geschichten hören könnte, sie könnte sich jede Nacht davonträumen, weg von diesem Käfig, der das Kloster für sie bedeutet.
Endlich wagt sie es, die alte Königin anzusprechen: „Majestät, ihr müsst die Ruhe hier sehr genießen, nach allem, was Ihr erlebt habt.“ Sie glaubt das nicht wirklich, aber vielleicht entlockt sie der alten Königin damit ein paar Geschichten...

***

Die Dame runzelt die Stirn. Ja, das tut sie, wunderlicher Weise. Niemals hätte sie sich träumen lassen, dass sie eines Tages ein geschlossenes Kloster als angenehm empfinden könnte. Wie entsetzlich war ihr das Klosterleben vorgekommen, ein Gefängnis.
Ja, ein neues Gefängnis nach dem, das Henry mir bereitet hat. Nach all den Ehejahren und all den gemeinsamen Kindern, der gemeinsamen Thronbesteigung in England - König Henry I von England und Königin Eleanor, wie man mich dort genannt hat – nach alldem hat er mich betrogen und belogen und weggesperrt. Er hat mich meiner Privilegien beraubt, hat andere Frauen als Königin von England behandelt. Andere als mich! Ich wurde gesalbt, zweimal, ich habe ihm zu seinem Ruhm verholfen: Was wäre er denn gewesen ohne mich? Ein kleiner Graf von Anjou mit zweifelhaftem Thronanspruch. Ein Nichts.
Wut steigt in ihr auf. Doch dann glättet sich die Stirn, wieder erscheint ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Es ist ein Lächeln wie man es lächelt, wenn man an alten Schabernack denkt. Sie hat nämlich versucht, ihrem Mann Aquitanien in einem Aufstand zu entreißen, als er sie immer häufiger und schamloser betrogen hat. Mit Hilfe seiner eigenen Söhne, und beinahe hätten sie es geschafft. Das führte auch zu ihrer Inhaftierung als Verräterin, die anhielt bis zu Henry’s Tod. Zug um Zug, Rache um Rache, das war das Ende ihrer großen Liebe gewesen.
Das ist Jahrzehnte her... Wozu noch wütend sein. Er ist ja tot. Und ich habe meinen Söhnen auf den Thron geholfen, erst Richard, mit seinem „Löwenherz“, dann nach seinem Tod dem jungen John, denkt sie stolz.
Unsere Söhne.

Nachdenklich betrachtet sie die blasse junge Frau auf der Bank, deren Augen rot sind vom Weinen und die den Zugvögeln am Horizont mit solcher Sehnsucht nachsieht. Sie denkt an ihre eigene Zeit in Gefangenschaft und die unerträgliche Sehnsucht nach Leben, nach Märchen und Abenteuern.

Schließlich antwortet sie der jungen Nonne. „Ich hatte ein bewegtes Leben, Kind, ich habe immer getan, was ich wollte und dann die Konsequenzen getragen. Ich war für die Menschen Heilige, Hure, Muse und gewiefte Intrigantin. Ich habe mich nie darum geschert. Jetzt bin ich alt, uralt, Mädchen, und habe zwei Ehemänner und sieben meiner neun Kinder überlebt. Ich habe die Liebe in allen Facetten erlebt, den edlen, tapferen Raymond, den armen, scheuen Louis, den ich verlassen habe für meinen geliebten, gehassten Henry.
Jetzt genieße ich den Frieden, denn der ist das Einzige, was ich noch nicht erlebt habe. Du siehst, ich vergeude keine Minute,“ jetzt blitzt es verschwörerisch auf in ihren alten Augen, „ und ich habe eine lange Geschichte zu erzählen. Sie sollte aufgeschrieben werden. Wenn du ab und zu ein wenig Zeit für eine alte Frau findest, versteht sich.“

Schwester Madelón nickt überrascht. Sie ist schockiert und geehrt von der offenen Rede der alten Königin. Aber mehr noch ist sie aufgeregt und dankbar: Eine Aufgabe erwartet sie, endlich einmal eine Aufgabe, die ihr Freude bereiten wird. Königliche Chronistin! Vergessen sind Wut und Verzweiflung.
Die junge Nonne weiß, dass das Leben für sie selbst nicht viel Bereit hält. Vor ihr liegt das entsetzlich langweilige Leben in einem Kloster. Aber jetzt wird sie von den Abenteuern der Königin zehren. Sie braucht das Leben der Königin, um das ihrige besser ertragen zu können. Madelón beschließt, heute Abend ein besonderes Gebet für sie zu sprechen.
Jetzt hilft sie der alten Dame auf und führt sie zur Äbtissin. Außerdem möchte sie versuchen, ihr schon an diesem Abend mehr von ihrer Vergangenheit zu entlocken.

Zur Laudes beginnt sie ihr Gebet kniend vor dem Altar der Kirche: „Herr, ich erbitte Deine Gnade für die unsterbliche Seele der Alienor von Aquitanien, Königin von Frankreich, England, Aquitanien, Anjou, Toulouse......“

 

Hy ardandwi

Wollte mir mal ansehen, was du sonst noch für Sachen schreibst. Dies hier ist leider nicht so mein Fall und ich weiß auch nicht wirklich, was du damit zu sagen versuchst. Sorry. :(
Vielleicht nur, dass die Königin trotz ihres Alters innerlich jung geblieben ist?

Das letzte Gebet der Nonne ist mMn der interessante Teil der Geschichte. Da wird für jemanden, der sich in Geschichte nicht so auskennt (like me) erst deutlich, wie mächtig diese Frau wirklich war.

Wie gesagt, ist nicht mein Thema, aber trotzdem gut geschrieben.

Gruß, Reddayk :smokin:

 

Hi.

des Klosters Fontevrault.
Von Poitiers nach Toulouse nach Bordeaux
Diese Namen machen durchaus neugierig, ebenso dein Detailwissen über diese Zeit. Auch dein Stil paßt recht gut zur Würde der Königin. Aber meines Erachtens hast du da nur den Anfang einer Geschichte aufgeschrieben. Dein Manuskript könnte etwa als Rahmenhandlung für eine längere Geschichte dienen.
Nicht prunkvoll, das wäre auch unpassend für eine Bewohnerin des Klosters. Nicht, dass diese Bewohnerin in ihrer Jugend viel auf das Urteil anderer Leute gegeben hätte ...
Das paßt meines Erachtens nicht so ganz zu dem "würdigen" und "getragenen" Stil des übrigen Manuskripts. Klingt eher wie Umgangssprache.
Gruß
marquee

 

hi Marquee!

Danke für die Antwort ;-)

Ja, das war mal ursprünglich als Prolog für was längeres Gedacht, ist dann aber nie was draus geworden. Mal sehen ob ich es noch hinbekomme, da eine "echte" KG draus zu mechen ;-)


hi Reddayk,

Danke auch für Deine ehrliche Antwort.
Das ganze war einfach eine Szene, dir mir im Kopf steckte nachdem ich einiges über diese Frau herausgefunden hatte. Inhaltlich muss da tatsächlich was dran getan werden.

Liebe Grüße
ardandwen

 

Hallo ardandwen,

ich habe gerade deine Geschichte gelesen und fand sie sehr gut. Du hast auch den Sprachstil der damaligen Zeit getroffen, so weit ich mich im Mittelalter auskenne. Vor allem den ruhigen Ton, der wohl in einem Kloster herrschte.

Zuerst war ich etwas verwirrt, als ich las, dass dein Prot zweifache Königin sei. Aber das hast du dann weiter unten aufgeklärt.

Deine Art über die mittelalterliche Epoche zu schreiben gefällt mir sehr gut.

Mach weiter so.

Viele Grüße
bambu

 

Danke Bambu,

Danke für das Lob, hat mich sehr gefreut!

Liebe Grüße
ardandwen

 

Hallo ardandwen,
ich hatte beim Lesen so ein bisschen das Gefühl, als sei die Rekapitulation der Lebensgeschichte von Alienor von Aquitanien mehr eine Zusammenfassung als eine wirkliche Geschichte. Es mag an der sehr gerafften Darstellung liegen, vielleicht auch am Plusquamperfekt, aber das Ganze ist eigentlich eine Inhaltsangabe, wo die dritte Person Singular durch die erste Person Singular ersetzt und wertende Attribute hinzugefügt wurden :D

Es gibt ein Buch von Tanja Kinkel, die Löwin von Aquitanien, das ist zwar nur bedingt gut, schildert aber wesentlich langsamer das, was du in zwei Absätze gequetscht hast. Ich finde die Rahmenhandlung schön, du hast die Atmosphäre gut eingefangen, nur diese Flashbacks sind mir zu rekapitulativ. Wenn ich an irgendwas Bestimmtes zurückdenke, dann denke ich doch nicht "meine liebe Katze", sondern mir fallen dazu irgendwelche Ereignisse ein... wie wäre es, wenn du solche Ereignisse einbaust?

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo ardanwen,
mir ging es beim Lesen ähnlich wie Vita, hab es auch eher wie eine Zusammenfassung empfunden. Ich hätte es interessanter und spannender gefunden, wenn du vielleicht ein oder zwei bestimmte Ereignisse in einer Rückblende ausführlich erzählt hättest.
"Endlich wagt sie es, die alte Königin anzusprechen: „Majestät, ihr müsst die Ruhe hier sehr genießen, nach Allem, was Ihr erlebt habt.“ Sie glaubt das nicht wirklich, aber vielleicht entlockt sie der alten Königin damit ein paar Geschichten...
Die Dame runzelt die Stirn. Ja, das tut sie, wunderlicher Weise. Niemals hätte sie sich träumen lassen, dass sie eines Tages ein geschlossenes Kloster als angenehm empfinden könnte. Wie entsetzlich war ihr das Klosterleben vorgekommen, ein Gefängnis... Ja, ein Neues Gefängnis nach dem, das Henry mir bereitet hat."
Hier ist zum Beispiel eine wunderbare Stelle, an der du eine detailliertere Rückblende einfügen könntest. Ich bin mit diesem Teil der französischen Geschichte leider nicht so bewandert, aber diese Königin scheint ja einiges in ihrem Leben erlebt zu haben.:D

Dein Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, und ich denke, wenn du die Geschichte bezüglich der Rückblenden noch mal überarbeitest, wird daraus eine gute, spannende historische Kurzgeschichte. :)

LG
Blanca :)

 

Ich habe diese Geschichte gerne gelesen, ein netter Snack für zwischendurch, leider nicht mehr. Was soll mir die Geschichte nun sagen? Vergeblich habe ich auf eine Pointe, eine Wende oder etwas erhellendes gewartet.

 

Holla ardandwen,

die gedankenverloren einige welke Blumen
das "einige" streichen

Sie war in Gedanken versunken gewesen, als die junge Nonne sie angesprochen hatte, hatte die Sonne auf ihrem faltigen Gesicht genossen und sich gefragt
"als die junge Nonne sie angesprochen hatte," würd ich streichen.

wei ein junges Mädchen,
wie

dass beim flirten erwischt worden ist.
Das Wort "flirten" erscheint mit unpassend. Wie wäre mit "turteln" oder sowas... :D

dass diese Frau neben ihr nicht nur eine „doppelte Königin“ ist,
hier wiederholst du dich:
"neben ihr" streichen.

nach Allem
allem

Ja, ein Neues Gefängnis nach dem
neues

nach Alledem hat er mich betrogen
alldem

häufiger und schamloser betrogen hat.
betrogen hatte.

ich habe immer getan was ich wollte
getan, was

später Köigin von England
Königin

Ich finde den Gedanken interessant. Eleonore von Aquitanien, die ein Leben führte, wie es wirklich kein Abenteuer- Autor sich besser ausdenken könnte. Da gabs ja wirklich alles: Schlachten, Liebe und Intriegen.
Und dann eine der mächtigsten Frauen aller Zeiten sich da in dem Kloster voruzstellen, in das sie an ihrem Lebensabend eingsperrt worden ist... schon seltsam.
Also mir hat dieser Gedanke gefallen, ebenso wie die Geschichte.
Sie erzählt so unspektaulär von diesem spektakulären Leben. Ich finde, du hättest vielleicht ein wenig weniger Fakten, dafür mehr Handlung hereinbringen können... aber das ist nicht so schlimm.

Eike

 

Eha, da schau her... Antworten in meiner zweiten Geschichte hier...
Danke! @Starsailor und Gaius Julius!

Ich werde mich eurer Verbesserungsvorschläge noch heute annehmen. Vielleicht überarbeite ich es glaich mal ganz, hatte schon aufgegeben und mich fortan im Fantasy Forum verewigt... Aber wenn ihr sie gelesen habt, und sogar geantwortet nach so langer Zeit, dann werd ich mich bemühen, euch gerecht zu werden. ;-)

Liebe Grüße
ardandwen

 

Menno... :D
Ist doch jetzt schon ein Futzelbisschen selber Geschichte, oder? Ich erflehe Gnade! :huldig:
Außerdem gibts da schon einige über die Dame, denk ich.

PS: Ich schreib auch manchmal echte Geschichten, wirklich. Siehe Fantasy ...


Liebe Grüße
ardandwen

 

Wut steigt in ihr auf. Doch dann glättet sich die Stirn, wieder erscheint ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Es ist ein Lächeln[,] wie man es lächelt, wenn man an alten Schabernack denkt.
[…]
Ich war für die Menschen Heilige, Hure, Muse und gewiefte Intrigantin. Ich habe mich nie darum geschert. Jetzt bin ich alt, uralt, Mädchen, und habe zwei Ehemänner und sieben meiner neun Kinder überlebt.

PS: Ich schreib auch manchmal echte Geschichten, wirklich. Siehe Fantasy ...

hastu,

liebe @ardandwen,

am 25. 11. 2005 geschrieben und das gilt im doppelten Sinn, denn das Wort „Geschichte“ (ahd. gisciht) ist vom Verb „geschehen“ (ahd. giskehan) abgeleitet und meint zunächst „Begebenheit / Ereignis Geschehnis“, um bereits im mhd. die Folge(n) des Ereignisses und so im 15. Jh. in seiner Bedeutung auch die Erzählung / den Bericht über dieses Geschehen einzubeziehen und „historia“ zu werden. Erst mit Herder wird Geschichte zur Wissenschaft und erst mit dem Durchbruch des Geschichtsbewusstseins der Romantik(er) entsteht die „historische“ Erzählung von der kleinsten Form, der Kalendergeschichte und Anekdote über die Novelle bis zum Geschichtsroman - im deutschsprachigen Raum verknüpft mit den Namen Arnims, Hauff und Novalis mit einem Höhepunkt in C. F. Meyer, der auch ein Problem auf schlichte Art gelöst hat, indem sein Personal die Sprache der Jetztzeit spricht, was aber genug Fußfallen birgt in Dingen, die es „früher“ nicht gab und mit der Gruppe 47und den 30jährigen Kriegen auf ewig mit dem "Treffen von Telgte" und dem Namen Grimmelshausen und Grass' verknüpft.

Das Schicksal der E. dessen Blütezeit mit den Staufern (von Konrad bis Konradin) verbunden ist und zu deren Zeit nicht nur der Minnesang (der Vater der Eleonore hat übrigens fleißig „mitgesungen“) in höchster Blüte stand, sondern auch der erste Antikriegsroman deutscher Sprache entstand – das Nibelungenlied, das – nebenbei sei es erwähnt – den Kreuzzug Barbarossas (nebenbei, auch der des Richard Löwenherzes) in die ältere Form der mehr als ¾ Jahrtausend älteren, von Mund zu Mund weitergereichten burgundisch-fränkischen Mythen und Sagen verarbeitete – eine ähnlich Differenz, wie zwischen der historischen Eleonore und Deiner feinen Niederschrift besteht, die ich übrigens für durchaus gelungen halte, wenngleich noch einige Flusen aufzulesen sind (in der Reihenfolge ihres Auftritts):

Soeben hat die Äbtissin sie gerügt. Es schicke sich nicht für eine Angehörige des Ordens, und sei sie noch so jung, dem Tratsch der Küchenmädchen zu lauschen, der von Märkten und Festen und -[...]Gott bewahre![...]- Männern handelt.

Neben angezeigter Leerstellen solltestu die indirekte Rede (Konj. I) durchalten, also statt Indikativ „handelt“ „handele“. Nun weiß ich nicht, wie weit Du an Deinen Anfängen hängst, ich aber meine, dass die Erzählung es wert ist, bearbeitet zu werden.

Verzweifelt presst Schwester Madelón ihre heisse Stirn gegen eine schattige Säule.
Du hast doch das wie ich finde – auch grafisch hübsche „ß“ auf der Tastatur, wie hier
Helles Leinen und weiße Spitze schmiegt sich weich um die hochgewachsene Gestalt.
bereits belegt

Der Schnitt natürlich ist gewagt, denkt Madelón, für eine Frau ihren Alters sogar unerhört.
Ja, so spricht man wohl – aber muss man den Genitiv auch so schreiben? „Ihres Alters“ klingt doch auch ganz gut ...

Schwester Madelón spricht mit scheu niedergeschlagenen Augen und fragt sich, woher die Mutter Äbtissin den Mut nimmt, dieser Frau eine Aufforderung zukommen zu lassen.
s. o., besser Konj. I, „den Mut nehme“

Sie war in Gedanken versunken gewesen, hatte die Sonne auf ihrem faltigen Gesicht genossen und sich gefragt, wie es kommt, dass sie sich so wohl fühlt hier in diesem Kloster, das sie nicht mehr verlassen wird.
Das „gewesen“ klingt schon sehr nahe am „Verwesen“

Was nun die indirekte Rede (sie fragt ja „gedanklich“) anbelangt, so würd‘ ich sie durchziehen („komme, fühle“) und strandete dann vor dem, was wirklich werden wird, dass sie das Kloster nimmer verlässt (was ja nicht bedeutet, dass sie „hinter Mauern“ verbannt ist.
Der Grammatikduden lässt übrigens in manchen Fällen – wie eben dem lausigen „dass“ den Indikativ zu

Von Poitiers nach Toulouse nach Bordeaux ... schon als Kind hat sie an der Seite ihres Vaters all ihre Burgen und Schlösser kennen gelernt, und …
„kennenlernen“ wie seine Partizipien ein Wort

Das war natürlich vor ihrer Hochzeit mit Louis, dem späteren König Louis VII[.] von Frankreich.
Ordinalzahl, nie den Punkt vergessen, sonst wird es Ludwig sieben ...

Vor meiner ersten Hochzeit[...]...
Auslassungspunkte besser mit Leerzeichen nach dem Wort, direkt am Wort behaupten sie, dass wenigstens ein Buchstabe fehle, was nicht der Fall ist – ich seh‘s zumindest nicht. Aber wäre es der Fall, wäre doch die Ästhetik des Apostrophs viel reizvoller und sparsamer … - Da musstu noch mal ganz durch (Vorschlag: Überlass es unter „Bearbeiten“ der Suchfunktion, die auf dem von mir verwendeten LibreOffice natürlich… daherkömmt)

Immer in der KIrche, immer betend …
Erste offensichtliche Flüchtigkeit ...

Und nicht nur von den Küchenmägden![n...]denkt sie trotzig.

Schwester Madelón schüttelt dann immer pflichtbewußt den Kopf, wie es sich gehört, …
Der Ausgleich zum Start … „bewusst“!

Endlich wagt sie es, die alte Königin anzusprechen: „Majestät, ihr müsst die Ruhe hier sehr genießen, nach allem, was Ihr erlebt habt.“
Gleiche Behandlung für alle Anreden – wobei ich mir sicher bin, dass der Pluralis Majestatis – mit der Phrase „Ihro Gnaden dero Sohn“ und der dreiseitigen Anrede der Habsburgischen Majestäten in Barock und Rokoko – erst mühsam vom frz. Hof überschwappte, wie ja auch der Minnesang im frz. seine Wurzeln findet

Hier nun

Sie hat nämlich versucht, ihrem Mann Aquitanien in einem Aufstand zu entreißen, als er sie immer häufiger und schamloser betrogen hat. Mit Hilfe seiner eigenen Söhne, und beinahe hätten sie es geschafft. Das führte auch zu ihrer Inhaftierung als Verräterin, die anhielt bis zu Henry’s Tod. Zug um Zug, Rache um Rache, das war das Ende ihrer großen Liebe gewesen.
Find ich eine schwache, viel zu aufwendige Konstruktion, wobei es mit dem „Mann“ eher ein Ausdruck späterer Jahrhunderte ist, dem dann die „Frau“ entspricht. Ich hoff, ich überrasch Dich nicht zu sehr, wenn ich verrate, das die „Frau“ aus dem ältesten deutschen Wort für „Herr“ (ahd. „fro“, immer noch enthalten im „Frondienst“ = Herrendienst und sogar feiertäglich festgelegt zu „Fronleichnam“), ahd. „frouwa“ = Herrin, in den romanischen Sprachen von der domina zur Dame ...
Versuch mal selbst mit geringerer Zahl von Hilfsverben, wobei Du direkt hinten anfangen kannst ...

Du siehst, ich vergeude keine Minute,“ jetzt blitzt es …
Passiert mir auch (nicht nur) gelegentlich, dass Komma besser hinter die auslaufenden Gänsefüßchen

Die junge Nonne weiß, dass das Leben für sie selbst nicht viel Bereit hält.
„bereithalten“

Sie braucht das Leben der Königin, um das ihrige besser ertragen zu können.
Da wolltestu mit aller Gewalt wie älteres Deutsch klingen, warum nicht schlicht „um ihr eigenes“ oder noch schlichter „ihres besser ertragen zu können.“ "Schlicht" bedeutet keineswegs nur "schlecht", sondern auch schon mal dessen Gegenteil ...

„Herr, ich erbitte Deine Gnade für die unsterbliche Seele der Alienor von Aquitanien, Königin von Frankreich, England, Aquitanien, Anjou, Toulouse......“
Freude, dass es vorbei ist? …

Ich hab‘s auf jeden Fall gern gelesen. Manchmal lohnt es sich richtig, in der Vergangenheit herumzuwühlen.

Bis bald

Friedel

 

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