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Erinnere Dich!

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27.11.2016
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Erinnere Dich!

In der deutschen Sprache, gibt es nur eine Frucht, die ein männliches Geschlecht führt. Der Apfel. Alle anderen Früchte sind immer weiblich. Früchte sollen weiblichen sein. Sie tragen Leben in sich. Sie umgeben es. Sie ernähren es. Und irgendwann, wenn es soweit ist, dann bricht es aus ihnen heraus, das neues Leben.

Man mag argumentieren, der Apfel sei ein Symbol der Macht. Aber das ist nicht wahre Grund, warum wir der und nicht die Apfel sagen. Der wahre Grund mag in Vergessenheit geraten sein. Aber wenn ich die Augen schließe und mich erinnere, dann überschwemmt es mich. Das Gefühl der Erkenntnis. Ohne zu begreifen woher der Zauber kommt, bin ich eins mit der Welt, erlebe einen Moment in dem die Zeit stillsteht. Voller Glück, voller Wärme und erfüllt von Zufriedenheit.

Sie liegt, den Oberkörper an den kräftigen Stamm eines Baumes gelehnt da. Ihre Augen sind geschlossen und ich kann fühlen, wie die Sonnenstrahlen warm unter ihre Haut dringen. Sie hält einen Apfel in der Hand und reibt ihn an ihrem Kleid glänzend. Als sie hineinbeißt, durchbricht das knackende Geräusch die Stille. Der Saft spritzt zu den Seiten weg, rinnt aus den Mundwinkeln über das Kinn und tropft auf ihre Brust.
Wenn Du einen Bissen willst, dann musst Du mir versprechen, dass Du von jetzt an immer der Apfel sagst, nie wieder die Apfel, versprochen?
Irritiert schaue ich sie an. Warum soll ich statt die Apfel denn der Apfel sagen?
Nun, antwortet sie schmatzend. Du hast sie doch sicher erzählen hören, von diesem Jesus und seinen Aposteln?! Besonders niederträchtig ist die Geschichte, in der die Frau dem Manne von der Frucht des verbotenen Baumes zu essen gibt. Durch diese Niedertracht wurde die arme Apfel zum Symbol für "die Vertreibung des Menschen aus dem Paradies".
Ihr Lächeln konterkariert den Sarkasmus in ihrer Stimme.
Die Römer haben es nicht geschafft, uns mit Gewalt zu ihren Sklaven zu machen. Jetzt aber legen sie unsere Gedanken in Ketten, locken uns mit Versprechen, die sie nicht einmal halten müssen und vergiften unseren Geist, unser Gefühl mit ihrer Gier nach Macht.
Während sie sprach war ihre Stimme immer fester geworden, ihr Blick beinahe stechend.

Wir werden von Angst getrieben Dingen hinterherlaufen, die wir nicht erreichen können.
Wir werden Dinge als von Gott gegeben hinnehmen, die kein aufrechter Mensch je würde akzeptieren können.
Wir werden Menschen quälen, und das nur, weil sie nicht rechten Glaubens sind und wir werden das gottgefällig nennen.

Wann immer Du von nun an eine Apfel ist, sollst Du daran denken:
Mit Ketten kann man einen Menschen für eine gewisse Zeit in seiner Bewegungsfreiheit einschränken. Eine gut erzählte Geschichte hingegen, kann viele Menschen für sehr lange Zeit in den Wahnsinn treiben. Diese Momente sind kurz und schnell vergessen. Aber sie wirken nach...
Und lachend fügt sie hinzu: Weil ich weiß, dass Du im Grunde deines Herzens an das Gute glaubst, wirst Du von nun an der Apfel sagen.
Du bist verrückt, sage ich lachend und beiße in die saftige Frucht. Die Menschen lieben Geschichten, das ist alles.

Aber wenn ich jetzt die Augen öffne, dann erkenne ich, dass ich der Apfel sage. Jedes Mal. Jeder tut das. Jeder hat vergessen warum.

 

Hallo Nolo und Herzlich Willkommen bei den Wortkriegern.

Nach meinem netten Begrüßungswort fahr ich dir dann direkt mal in die Parade:

In der deutschen Sprache, gibt es nur eine Frucht, die ein männliches Geschlecht führt. Der Apfel. Alle anderen Früchte sind immer weiblich.

Dann geh doch bitte mal kurz auf's Klo, lieber Pfirsich, denn der Pfirsich ist dann wohl ab heute die Pfirsich ... kann mal einer bei Duden anrufen? Die 2017-Edition muss umgeschrieben werden.


Früchte sollen weiblichen sein. Sie tragen Leben in sich. Sie umgeben es. Sie ernähren es. Und irgendwann, wenn es soweit ist, dann bricht es aus ihnen heraus, das neues Leben.
Früchte tragen "Leben" in sich? Ich nehme an, du meinst damit deren Kerne und Samen, und das soll eine Anspielung auf das weibliche Geschlecht und den Prozess der Zeugung und Geburt sein, nicht wahr? In diesem Fall würde ich allerdings nicht das Leben aus dem Weibe "herausbrechen" lassen - das klingt so nach Alien-aus-der-Brust-platz-Nummer.

Auch habe ich nicht so ganz verstanden, inwiefern ein maskuliner Apfel mich daran erinnern soll, dass man mit gut erzählten Geschichten viele Menschen für sehr lange Zeit in den Wahnsinn treiben kann.

Du referierst des Weiteren über die Bibel und den Sündenfall - kann man dadurch "fühlen, wie die Sonnenstrahlen warm unter ihre Haut dringen"?

Apropos "Bibel" - ich zitiere:

... diesem Jesus und seinen Aposteln?! Besonders niederträchtig ist die Geschichte, in der die Frau dem Manne von der Frucht des verbotenen Baumes zu essen gibt. Durch diese Niedertracht wurde die arme Apfel zum Symbol für "die Vertreibung des Menschen aus dem Paradies".

"Dieser" Jesus ist so ziemlich Neues Testament, wenn mich nicht alles täuscht. Die "besonders niederträchtige Geschichte" vom Appel ist hingegen quasi noch das Intro der Bibel, das erste Buch und damit recht alt - das Alte Testament sozusagen. So, wie du das hier jedoch formulierst, klingt das so, als hätte Jesus nebst Aposteln was mit der Genesis zu tun.

Ich kürze das jetzt mal ab, Nolo - so leid es mir tut, dein Text hat für mich eine ganze Menge von "gewollt und nicht gekonnt", insbesonders, was die philosophischen und biblischen Anwandlungen angeht. Das passt alles nicht so richtig, ob's jetzt um das Weibliche, die Vertreibung aus dem Paradies oder Obst-Grammatik geht.

Fazit für mich - das war nix! Better luck next time!

EISENMANN

 

Zuächst mal vielen Dank.
Ich weiß auch nicht, wie der Pfirsich das gemacht hat, aber irgendwie hat er es geschafft. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Eine Geburt ist, in Unwissenheit um deine Erfahrungen mit diesem Prozess, ziemlich brachial.

Wer die Niederträchtigkeit in der Geschichte des Sündenfalles nicht erkennen und nachfühlen kann, dem bleibt auch die Wirkung einer guten Geschichte auf die Zuhörerschaft ebenso verschlossen wie der Unterschied zwischen der und die Apfel.

Die Geschichten der Bibel folgen sicher in zeitlicher Reihenfolge anders aufeinander, als hier dem ein oder anderen vielleicht suggeriert wird. Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, dass die Jesus-Geschichte sicher diejenige ist, mit der sich eine neue Religion, von Rom ausgehend, verbreiten konnte. Eine Geschichte, die das Denken über Jahrhunderte prägte.
Um das hier mal abzukürzen. Ich danke dir für den Pfirsich, dessen Vernachlässigung auf keinen Fall daran liegt, dass ich seinen Geschmack nicht zu schätzen wüsste...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Nolo!

Eisenmann kritisiert diese Stelle:

Du hast sie doch sicher erzählen hören, von diesem Jesus und seinen Aposteln?! Besonders niederträchtig ist die Geschichte, in der die Frau dem Manne von der Frucht des verbotenen Baumes zu essen gibt. Durch diese Niedertracht wurde die arme Apfel zum Symbol für "die Vertreibung des Menschen aus dem Paradies".

Wenn ich seine Kritik richtig verstanden habe, bemängelt er, dass Jesus und seine Apostel, die mit dieser Geschichte vom Apfel die Menschen missionierten, indoktrinierten und ihnen ein schlechtes Gewissen als Quelle für Angst vor göttlicher Strafe einredeten, ins Neue Testament gehören, die Geschichte vom Sündenfall aber ins Alte Testament.

Das spricht meiner Meinung nach nicht gegen deine Geschichte, da Altes und Neues Testament zusammengehören - sie bilden eine Einheit: Die Bibel oder Heilige Schrift.

So indoktriniert der Apostel Paulus in seinem Römerbrief 5,12 die Menschen mit dieser Geschichte vom Sündenfall:

Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, weil alle sündigten.

Jesus und die Apostel haben also durchaus viel mit dem Alten Testament zu tun; es gehört zu ihrer Ideologie.

Mir gefällt es, wie du in deiner Erzählung Eva rehabilitierst, nachdem sie als Repräsentantin des Weiblichen von der christlichen Männerreligion zum Sündenbock gemacht wurde.

Gut gefällt mir auch diese Stelle:

Ihre Augen sind geschlossen und ich kann fühlen, wie die Sonnenstrahlen warm unter ihre Haut dringen.

Dieses Bild hat erotische Ausstrahlung. Die Sonne steht für das männliche Prinzip, den männlichen Himmelsgott, der ursprünglich die Sonne war und mit seiner Wärme und seinem Licht befruchtend und wachstumsfördernd auf Mutter Erde, für die in deiner Geschichte Eva steht, einwirkt - wie sich das in den Worten des naturfrommwen Indianers Sitting Bull äußert:

Seht Brüder, der Frühling ist da. Die Sonne hat die Erde umarmt. Bald werden wir die Kinder dieser Liebe sehen. Jeder Same, jedes Tier ist erwacht. Diesselbe Kraft hat auch uns geboren. Darum gewähren wir auch unseren Mitmenschen und unseren Freunden, den Tieren, die gleichen Rechte wie uns, auf dieser Erde zu leben.

Das gemeinsame Verzehren des Apfel steht ja symbolisch für einen Liebesakt. Und in dieser vorchristlichen Naturreligion sind männliches (Sonne) und weibliches Prinzip (Erde) gleichberechtigt. Diese Gleichberechtigung hat das Christentum beseitigt, wogegen deine Erzählung protestiert - in guter emanzipatorischer Tradition, die bei und seit 68 wirkt; solcher Protest ist auch heute noch wichtig, da abrahamitische patriarchalische Religiosität ihren Herrschaftsanspruch nicht aufgibt.

Grüße
gerthans

 
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Eine Geburt ist, in Unwissenheit um deine Erfahrungen mit diesem Prozess, ziemlich brachial.

Und da ich im Zweifel von Geburten keine Ahnung habe und noch an Bienchen und Blümchen glaube, ist deine Belehrung darüber, dass Geburten brachial sind, auch der Beleg dafür, dass meine Meinung über diese herausbrechendes-Leben-Formulierung voll daneben ist.

Wer die Niederträchtigkeit in der Geschichte des Sündenfalles nicht erkennen und nachfühlen kann, dem bleibt auch die Wirkung einer guten Geschichte auf die Zuhörerschaft ebenso verschlossen wie der Unterschied zwischen der und die Apfel.

Dann liegt es an meiner "Unwissenheit um meine Erfahrungen mit diesem Prozess", dass sich mir der Zusammenhang zwischen Jesus und seinen Aposteln, Adam und Eva und wahnsinnig gewordenen Zuhörern nicht erschließt und ich diese Niedertracht nicht erkennen und nachfühlen kann.

Ich kürze das jetzt nicht ab, sondern beende es:
Eine interessante Reaktion auf Kritik stellst du hier zur Schau. Du hast recht, ich hab Unrecht und bin nur zu dämlich, das zu erkennen - darauf läuft deine Antwort hinaus. Spar dir die Antwort, ich kann sie mir denken.

Wie dem auch sei, dann mach mal. Allerdings weiß ich nicht, ob du mit einer allzu mimosenhaften Attitüde (insbesonders in Bezug auf Kritik) hier auf Dauer richtig aufgehoben bist.

 

Hallo Nolo


In der deutschen Sprache, gibt es nur eine Frucht, die ein männliches Geschlecht führt.
Mit diesem Grundgedanken verabschiedet sich bereits im ersten Satz das philosophische Element der Geschichte.
Was bleibt, ist ein Märchen.

Irgendwie ist es mit „die“ Pfirsich auch wirklich dumm gelaufen. Die Frucht kam aus Persien über China zu uns und wurde zunächst wohl als persischer Apfel bezeichnet. Und so wurde (meine Vermutung) dem armen Pfirsich das „der“ angepappt.

Gruß

Asterix

 
Zuletzt bearbeitet:

Eisenmann,

wenn man dieser Community betritt, wird man bereits darauf hingewiesen, dass hier ein direkter und teilweise harscher Ton gepflegt wird.
Wie schnell sich doch der Charakter der Menschen herausstellt, wenn man eigene Geschichten der Kritik durch andere aussetzt. Du hast recht, ich bin in gewisser Weise eine Mimose. Im Bezug auf deine Kritik muß ich jedoch sagen, ich kann deiner Argumentation so wenig folgen, wie Du der meinen. Was auch in Ordnung ist.
Ich danke dir für deine sehr persönlichen Anmerkungen und wünsche dir auch weiterhin viel Vergnügen.

gerthans,

vielen Dank für deine Worte. Nach der ersten, doch recht harschen Kritik, waren sie sehr wohltuend. Ich fühle mich tatsächlich von dir verstanden.

Asterix,

leider hast Du recht. Es bleibt das Problem mit dem Pfirsich, welches meiner Geschichte zugegebenermaßen den philosophischen Aspekt und damit einen großteil seiner Wirkung raubt. Immerhin, ich habe einiges über den Pfirsich gelernt. Allein dafür hat es sich bereits gelohnt, die Geschichte hier reinzustellen.

 

An wen richtet sich dieser Beitrag?

Wenn man dieser Community betritt, wird man bereits darauf hingewiesen, dass hier ein direkter und teilweise harscher Ton gepflegt wird.
Wie schnell sich doch der Charakter der Menschen herausstellt, wenn man eigene Geschichten der Kritik durch andere aussetzt. Du hast recht, ich bin in gewisser Weise eine Mimose. Im Bezug auf deine Kritik muß ich jedoch sagen, ich kann deiner Argumentation so wenig folgen, wie Du der meinen. Was auch in Ordnung ist.
Ich danke dir für deine sehr persönlichen Anmerkungen und wünsche dir auch weiterhin viel Vergnügen.

 

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