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Erich von Däniken

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30.05.2002
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Erich von Däniken

Erich von Däniken ist - tja, was soll man sagen, also... Ägyptologe? Weltenbummler? Ufologe? Einfach dreist? Aber, meine Damen und Herren, es geht hier ja nicht um Haarspalterei, nein, Sie werden schon sehen, manchmal muss man auch ein bisschen über seine engen Grenzen hinaus denken können.

Vor ein paar Jahren hatte Erich von Däniken mal eine Sendung auf RTL, die geben ja in Hoffnung auf gute Quoten jeder Bratwurst eine Sendung, in der ging es um die immergleiche Däniken-Super-These, die er auch in all seinen mit knallbuntem Covern und Hetztiteln verpackten Büchern durch die Konspirationsmühle dreht: Wir, also die Menschen ganz allgemein, alle, auch du und ich, wir stammen also vom Außerirdischen ab.
Das hätte mal jemand zur Zeit der Kreuzzüge sagen sollen: Zack, kurzer Prozess. Däniken ist da toleranter. Ein sehr offener Mensch, muss man wissen. Und irgendwie auch auf einer Art Kreuzzug. Mission, die Ungläubigen zu bekehren.

Nun wirkt Däniken zwar wie ein verkappter Wanderprediger, gibt sich aber einen wissenschaftlichen Anstrich, in dem er die Thesen anerkannter Wissenschaftler uminterpretiert, neu deutet oder mit seinen ganz eigenen Methoden ad absurdum führt. Seine Außerirdischen sind natürlich keine lahmen Meteoritenanhalter in Mikrobenform, nein, viel spektakulärer, unglaublicher, unfassbarer, aber, das sehen Sie ja selbst, meine Damen und Herren, doch nicht von der Hand weisbar: Handfeste Allbesucher mit allem pi pa po: Helm, Telleraugen, Raumanzug.

Um diese gewagte, aber doch beweisbare!, Aussage zu untermauern, reist Däniken pausenlos um die Welt, findet verbotene Räume in Aztekentempeln, fliegt riesenhafte, nur aus der Luft zu erkennende Zeichnungen in Perus Hochebenen ab (Wofür, meine Damen und Herren, machen die Zeichnungen, die man nur aus der Luft erkennen kann? Waren die bekloppt?) und schickt Roboterkameras durch längst vergessene Gänge der Cheops-Pyramide (Wozu, in Herrgotsnamen, bauen die einen Gang und machen ihn dann wieder zu? Damit sich ne Seele in diesem sogenannten Seelengang den Kopp stößt?). Was er dabei findet, ist unfassbar und, ohne falsche Bescheidenheit, ganz einfach: das größte Rätsel der Welt.

Mittlerweile ist seine Fernsehserie eingestellt und man findet ihn auf nerverending Tour durch deutsche (Klein-) Stadthallen, um den noch nicht bekehrten seine Thesen einzutrichtern. Einziges Problem: Zu einer Däniken-Veranstaltung kommen keine Ungläubigen, höchstens solche die Freikarten ergattert haben und während des ganzen Vortrags immer wieder in lautes Gelächter ausbrechen. Als ich von einem quietschbunten Plakat mit Dänikens aufdringlich grinsenden Konterfei angeschrieben werde, dass der Meister, wie ihn einige seiner inbrünstigen Verehrer einfallslos nennen (und diese Verwandtschaft mit Guildo Horn ist gar nicht so weit her geholt), im Bonner Brückenforum einen Vortrag über "die größten Geheimnisse dieser Welt" hält, will ich natürlich auch erfahren, was seine Lehrlinge schon längst wissen.

Im nicht ganz ausverkauften Saal haben es sich bereits unzählige Nerds, ein paar jetzt schon kichernde Freikartler und recht unscheinbare ältere Menschen (um so älter man wird, um so bereitwilliger möchte man offenbar jeden noch so abstrusen Schmarrn glauben) bequem gemacht. Dann betritt von Däniken den Saal und leuchtet ihn in einem, autsch, knallblauen Anzug mühelos aus.

Applaus brandet auf und schnell wieder ab, denn der von Däniken beginnt ohne zu zögern, ist auf Ruhm ja nicht bedacht, sondern versteht sich selbst eher als Aufklärer. Zwischendurch blickt er immer wieder verschwörerisch in die Runde: Ihr, also die Gläubigen, nein, Wissenden, hattet ja schon mit viel gerechnet, sagt der Blick, aber jetzt kommt es ganz dicke.
Der Vortrag selbst erinnert dann auch sehr an eine Predigt, die dazu gezeigten Bilder (keine Dias, alles PC-gesteuert, die Aliens kamen ja auch nicht in der Kutsche) hat man alle schon mal gesehen, meist prangt noch dummdreist das RTL-Logo oben rechts in der Ecke. Man erkennt alte Grabkammern und Zeichnungen und, besonders nachdem Däniken sie "mal ein wenig nachcoloriert" hat, natürlich Aliens und deren Fortbewegungsmittel. Es wird nicht an billigen Tricks gespart, einmal fliegt ein nachcoloriertes Raumschiff auf Knopfdruck vollanimiert aus seiner paartausend Jahre alten Maya-Steinplatte los. Feuerschweif inklusive.

Als er dann nie gesehene Bilder der Cheops-Robot-Cam zeigt, kann man leider nicht viel erkennen, weil über die Sequenz so groß NICHT ZUR VORFÜHRUNG eingeblendet ist, dass vom Bild nicht viel übrig bleibt. Trotzdem wissen alle Bescheid, was da Sache ist: Das haben die verzapft, denn die wollen nicht, dass man die Wahrheit rausbekommt. Zum Glück gibt es Däniken, der die Sache mal selbst in die Hand genommen hat und deren profane Lügen eiskalt enthüllt.

Und wenn sich aus "unerklärlichen Luftaufnahmen" Dank Dänikens spezieller Nachbearbeitung ein Alienkopf rauspellt oder auch eine Wurst, die ein bisschen wie ein DNA-Strang aussieht, setzt er wieder seinen Verschwörerblick auf und nennt die Erklärung der Wissenschaftler für dieses Phänomen (mit einem, nun ja, Anflug von Sarksamus in der Stimme): Kultstätte der Azteken.
Pause.
Großes Gelächter.
Jaja, Kultstätte! So ne Art Azteken-Woodstock oder wie?
Ist doch riesengroß, kann doch nur eine Alien-Landebahn sein. Tsts - diese Wissenschaftler!
Sieht man doch alles, ganz klar. Damit lumpen die uns nicht, uns nicht und Erich von Däniken schon gar nicht.
Dabei beteuert er immer wieder dass "es hier nicht um Rechthaberei geht." Vielmehr um einen "Denkanstoß, wie man die Fakten neu interpretieren könnte." Ein Denkanstoß mit Feuerschweif.

Denn schließlich, so belehrt er gleich weiter, sind es "die Phantasten, die die Welt verändern!" Da applaudieren wieder alle, denn hier ist mal einer der die sonst nur müde belächelten versteht.

Es verwundert, dass er einem nicht auch gleich die Wahrheit über das Kennedy-Attentat, Elvis Tod und den 11. September verklickert. Die meisten Anwesenden würdens ihm wohl glauben, so eifrig wie sie ihn später bei der kleinen Autogramm-Privataudienz umlagern und mit eigenen Theorien bombardieren.

Vorher artet sein Vortrag jedoch in eine skurrile Verkaufsshow a la QSC aus, als er plötzlich und ohne Vorwarnung ein Video aus der Tasche zieht, was es natürlich "eigentlich gar nicht geben dürfte."
Warum es das jetzt doch gibt, dass ist (ähnlich wie die Periode) eine lange Geschichte voller Mißverständnisse:
Immer wieder nein gesagt, sollen die Leute doch zu einem Vortrag kommen, aber so große Nachfrage, immer weiter drängende Leute, jetzt doch noch breit schlagen lassen, einmalige Gelegenheit, nie gesehenes Material, alles noch mal Revue passieren lassen, ganz in Ruhe.
Auf Wunsch mit Widmung.

Man möchte ihm ein OB ins Maul stopfen.

Doch Verständnis: Auch ein Erich von Däniken will ja schließlich Geld verdienen, um weitere Reisen nach Ostperu und sonst wohin unternehmen zu können. Zur Aufklärung der Menschheit, Pardon, um Denkanstöße zu geben. Aber es geht ja hier nicht um Haarspalterei.

[ 03.06.2002, 21:42: Beitrag editiert von: angla ]

 

Ok, sei es nun eine Satire oder nicht, an einigen Stellen zum Schreien komisch.

Zitat

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die geben ja in Hoffnung auf gute Quoten jeder Bratwurst eine Sendung,

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oder auch

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die Aliens kamen ja auch nicht in der Kutsche)

UND:

Warum es das jetzt doch gibt, dass ist (ähnlich wie die Periode) eine lange Geschichte voller Mißverständnisse

Man möchte ihm ein OB ins Maul stopfen
_________________________________________________

So, ich hab es nicht bereut, die Story zu lesen,

ich fands lustig,

Rub.

 

Als ehemaliger Däniken-Fan musste ich den Text natürlich lesen!
Du hast weitgehend sicher recht mit deiner Kritik - der Text liest sich gut und in einem Zug, dafür ein großes Kompliment. Auch dafür, dass du ohne fürchterliche Kalauer auskommst und dich auf die Wirkung des Texte verlässt, anstatt irgendwas an den Haaren herbeizuziehen um eine "Pointe" oder so zu landen.

Was mir nicht gefällt:

Man möchte ihm ein OB ins Maul stopfen
Warum? Weil "man" nicht mit seinen Theorien einverstanden ist? Das halte ich für etwas übertrieben, wozu gibt es Meinungsfreiheit? Schließlich schaden seine Theorien ja niemandem. Niemand wird in den Selbstmord getrieben oder zu irgend was gefährlichem bekehrt. Warum ihn also nicht gewähren lassen?

Natürlich sind seine Theorien Unfug, aber in einem gebe ich ihm recht: Die Wissenschaft müsste sich immer wieder kritisch selbst hinterfragen und vor allem müssten ALLE Wissenschaftsbereiche zusammenarbeiten, anstatt "jeder für sich selbst".

 

Hallo Angla,

während des Textes, der zum Schmunzeln anregte, hab ich immer gedacht, dass das alles eine verdammte Ähnlichkeit mit einer Verkaufsveranstaltung für Rheumadecken hat.
Leichtgläubigkeit rulez.

Wie auch immer, deine Geschichte ist keine Satire.
Tja, weil du letztendlich mit ironischem Blick so eine Veranstaltung schilderst, hier und da mal eine kleine Spitze verteilst, aber im Grunde es so darstellst, wie halt so eine Veranstaltung bei von Däniken abläuft.

Eine Reportage oder Dokumentation, sei sie auch noch so launig dargestellt, ist aber keine Satire. Es bedarf der Verfremdung, des Überziehens, der Verzerrung. Und die erfolgt hier nun mal nicht.
Ich schlage vor, dass du überlegst, ob die Geschichte nicht in Gesellschaft, Sonstiges oder gar Alltag verschoben werden sollte. Ich plädiere für Gesellschaft.

Gruß lakita

 

hallo angela, es hat mir spaß gemacht diese Geschichte zu lesen, hab mich schon als Kind gefragt, ob es Erwachsene gibt, die disem Menschen glauben.

Liebe grüsse archetyp

 

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