Was ist neu

Eric

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27.09.2009
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Eric

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"Acht mal sieben?"
"56. Weiß ich doch."
"Konzentrier‘ dich einfach! 11 mal 12?"
"132."
"Gute Connection, sehr gut."
Der Vater war starr über den Monitor gebeugt und drehte sachte an einer Stellschraube.
"Und jetzt paß auf: 86 mal 94?"
Eric blickte erschrocken auf. Er wollte etwas sagen, doch das Gesicht seines Vaters erschien ihm so abweisend und verschlossen, daß er stumm blieb.
"86 mal 94?" Die Aufgabe, erneut ausgesprochen hing jetzt wie eine Drohung im Raum.
Eric dachte.

Dann, aus einem Nebel heraus, kam eine Antwort. Er wußte nicht einmal, ob er sie sah oder hörte, doch formten sich Ziffern im trüben Bewusstseinsbrei. Eine Acht. Eine Null. Eine Drei - oder noch einmal eine Acht. Noch eine Ziffer, nur welche?
"Denke die Aufgabe noch einmal! Mit Nachdruck!"
86 mal 94! Eric schrie die Zahlen in Gedanken, als würden sie etwas bedeuten. Und dann, nur einen Augenblick später, kam ein klares Echo.
Acht- zack - Null - zack - Acht - zack - vier.
Er murmelte: "Acht - null - Acht - vier"
"Sprich sie richtig aus - und deutlich!"
"Achttausendvierundachtzig."
Die Zahl stand in seinem Hirn, in ihrer schlichten Vierstelligkeit, als wollte sie sich bewundern lassen.
"Bravo."
Der Vater schaute zu seinem Sohn herüber, lächelte für eine Sekunde.
"Gute Parameter. Nicht schlecht fürs erste Mal. Jetzt wird's leichter, bleib aber konzentriert."
Er starrte wieder auf den Monitor.

"96 mal 78?"
?
"Verkrampfe nicht. Denke die Aufgabe und entspanne Dich!"
Entspannen.

Dann sah Eric die Zahlen. Kaum verborgen, schienen sie auf den leisen Ruf zu warten um hervorzutreten. Sie waren leicht, quecksilbrig. Er hatte einen bisher unbekannten Bereich seines Gehirns betreten (in dem die Zahlen herrschten).
Kommt herbei, ihr kleinen perlenden Wesen! Schiebt euch übereinander, verarbeitet Euch!
96 mal 78 war 7488.
"Siebentausendvierhundertachtundachtzig." sagte er.
Andere Zahlen. 112 mal 322. 36064. Die Zahl prangte fett vor seinem geistigen Auge, wurde verdrängt von 877 mal 555.
Wumm, kam das Echo, 486735. Hatte er überhaupt gerufen?

Dann kamen die X-se. Erst verschämt und zögernd, doch bald traten sie überall hervor.
"Siehst Du ein X?" fragte der Vater.
"Ich sehe tausende X-se!" schrie Eric, ausser sich. Sie marschierten in Reihen entlang, begannen miteinander zu tanzen. Verketteten sich zu Termen.
Differenzier mich! riefen sie.
Differenziere! dröhnte es in ihm, hallte leiser und leiser nach.
Das Licht ging aus.
Ein klebriger Stumpfsinn blieb zurück. Keine Zahlen mehr. Das Hirn, ein erschöpftes Gelände. Es war ohne Fähigkeiten.

"Gut." Die Stimme seines Vaters, vertraut und beruhigend.
"Das ist für heute genug."
Er schaltete das Gerät ab.

Eric fasste sich auf den Kopf, seine Glatze war feucht. Er betastete zart die silbrige Metallkuppe, die über der Stirn seine Schädeldecke durchstieß.
Der Wurzelknoten des Neuronenbaumes, verquickt mit ein paar Schaltkreisen.
Und Sendern, Antennen - das Vorhirn.
Bei seinem Vater wirkte die Kuppe der Transpersonalen edel. Sie vergeistigte ihn. Er dagegen fühlte sich wie ein Einhorn. Zur endgültigen Lächerlichkeit verurteilt.
Eric ging zu seinem Vater hin.

„Du hast jetzt eine ganze Menge Möglichkeiten.“ dozierte dieser. „Ich an Deiner Stelle würde sie jetzt eruieren. Die Mathe-BEM ist für den Anfang nicht schlecht.“
„Wie geht sie weiter?“
„Fürs Erste bist Du nicht mehr als ein besserer Taschenrechner. Du hattest kurz Chapter 2 gestreift, aber Du konntest nicht damit umgehen. Ohne Anstrengung wird da gar nichts. Du musst üben und üben.“
Eric schluckte. Er hatte diese Rede schon zu oft gehört.
„Komm!“ sagte der Vater. „Machen wir Abendbrot. Ich haue uns ein paar Eier in die Pfanne. Dann können wir uns in Ruhe unterhalten.“


18
Das Ding ähnelte einem komischen Pinsel. Der massige Kopf verjüngte sich rasch und ging in ein filziges Geflecht über, das sich immer mehr zerfaserte. Die Härchen waren um die zwanzig Zentimeter lang und sie waren unzählig. Kaum sichtbar, flimmerten sie unablässig, vor allem wenn man sie ins Licht hielt. Sie blieben nie still. Ließ man sie nach unten hängen, dann synchronisierten sich die zitternden Bewegungen und das Büschel begann zu pulsieren. Drehte man die Transe dagegen nach oben, begannen die Fasern zu tanzen. Sie schienen sich aneinander festhalten zu wollen und sie blieben für etliche Sekunden himmelwärts gerichtet, bis sie schliesslich an allen Seiten des Stieles herunterfielen, dann aber heftig ausschlugen und sich manchmal bis zur Filzmatte hochkringelten.

Jetzt krochen diese Fasern durch sein Gehirn. Ein Baum aus Millionen von Neuronen auf der Suche nach Symbiose. Zuckende Würmer mit kleinen Saugnäpfen, Synapsen der anderen Art.

Eric zog sich die Kapuze über seinen Kopf, denn es war kalt.
Die Gedanken jagten sich in einem Kopf und kein angenehmer war dabei.
Gute Connection.
“Ich bin ein Interface“, murmelte er.

Nach kurzem Zögern betrat er den Club.
Die meisten hier waren Jungs in seinem Alter. Sie lungerten herum – auf Sesseln, dem Fußboden, an der Bar. Sie wirkten nicht lässig und sprachen nicht viel.
Ein Junge kam aus dem Klo, sah Eric und ging direkt auf ihn zu.
Er hatte ein dreckiges und löchriges T-Shirt an, das wahrscheinlich roch.
Retro-Sahel Style.
Das Einzige, was Eric an dem Anderen vertraut erschien: dass der genauso ein gehörnter Glatzkopf war wie er selbst.
„Du bist neu hier?“ sagte der Andere.
„Ja. Sieht man das?“
„Ich merk‘ so was gleich. Hi, ich bin Igor.“
„Eric.“
„Warte, ich hol mein Trinken.“ Igor huschte zur Bar und kam mit einer Flasche zurück.
„Kannst‘ trinken.“ sagte er und reichte Eric das grüne Gesöff.
„Wozu ist das gut?“
„Für manches. Es öffnet. Die Verbindung wird besser, die Synapsen tanzen. Schmiere für das Vorhirn.“
„Nein.“ Eric sprach tonlos. Er fühlte sich steif wie ein unglücklicher Idiot.
„Dann nicht.“ Igor nahm einen kräftigen Schluck und rülpste.
„Setzen wir uns.“ bestimmte er und Eric trottete seinem neuen Bekannten hinterher. Sie liessen sich auf einem molligen Sofa nieder, Igor nuckelte an seiner Flasche.
„Machen wir eine Transe?“ fragte er
„Ich weiss nicht.“ murmelte Eric. Er schaute sich um.
„Was ist in dem Raum da hinten?“ fragte er.
„Da läuft eine Session. Seit gestern Morgen. Kommst‘ du nicht rein. Fünfundzwanzig Löhrlis hängen dran.“
„‘Ne ganze Menge.“
„Ach was! Guru-Scheiss.“
„Wieso?“
Der Weg zu einem höheren Bewusstsein und solcher Dreck. Und einer macht den Obermacker. Eh‘ komm.“ Er trank die Flasche leer. „Ich hab‘ keinen Bock mehr zu reden. Machen wir ‘ne Transe!“
„Na gut.“
Igor warf ihm eine Haube zu.
„Setz sie auf! Du wirst mit meinen Augen sehen.“
Eric gehorchte, er sah nichts mehr.
„OK.“ Igor sprach jetzt gedämpft. „Die Basisconnection steht. Ich hab‘ deinen Sender. Response OK, phantastisch.“
Er schien zufrieden.
„Ich fick‘ Dich.“ murmelte er.

Etwas später bemerkte Eric, daß jemand da war. Ein dumpfes, nicht sehr freundliches Bewusstsein wanderte umher.


21
„Hm.“
Die Frau hinter dem Schreibtisch kniff die Lippen zusammen. Sie war nicht viel älter als Eric, keine dreissig. Elegant gekleidet, hübsches Gesicht. Sie strahlte Zufriedenheit aus und fühlte sich offensichtlich wohl in ihrem Leben.
In ihrem Beruf, ihrem Körper, mit ihrem Freund….
Ein Wesen aus einer anderen Welt.

„Das wird leider nichts.“

Trotz seiner einundzwanzig Jahre war Eric noch Jungfrau. Er litt unter dieser sexuellen Misere wie auch unter seiner Unfähigkeit, sich zu verlieben.
Er fühlte sich angeschaut. Der Blick, der auf ihm lag, erschien ihm so mitleidig, daß er sich elend fühlte wie lange nicht.

„Wieso?“ fragte er kehlig.
Die Frau blickte auf die Testunterlagen.
„Du hast einen IQ von 115. Das reicht leider nicht.“
Sie duzte ihn.
„Wieviel muss man denn haben?“
„125.“ sagte sie weich. „Manchmal akzeptieren wir auch schon jemanden mit 120, wenn der Bewerber geeignet scheint.“
„Da fehlen ja nur fünf Punkte.“ rief Eric aus. „Wenn ich den Test wiederhole, schaffe ich es vielleicht!“
Die Frau schüttelte den Kopf.
„Leider sind die anderen Parameter auch nicht so gut. Vor allem bei der Konzentrationsfähigkeit gibt es ein Manko.“
Er starrte auf ihre Brüste.
„Sieh mal Eric.“ fuhr sie fort. „Eine transpersonale Union ist ein Netz, das von den seinen Knoten gespeist wird. Und wenn mit denen nicht viel los ist …“
Die Frau sah, wie Eric errötete.
„Oh, entschuldige.“ sagte sie leise
„Schon gut.“

Eric verabschiedete sich. Durch das Fenster sah er, daß unten ein Verband vorbeiging. Der Anführer mit stierem Blick; eine Mutterglucke, die darauf bedacht war, dass die Meute zusammenblieb. Der Rest des Schwarmes, blind und abwesend, folgte taumelnd.
Zwischen den Teilnehmern, das hatte Eric gelernt, bildeten sich neuronale Bahnen aus, die sich immer mehr festigten. Je länger eine Union bestand und je mehr ihre Bestandteile miteinander harmonierten, desto mehr bekam sie ihre eigene Persönlichkeit. Sie wurde zu einem Bewusstseinspool, in der jedes Hirn seine eigenen Beiträge einspeiste und irgendwann war die mentale Verschmelzung so weit fortgeschritten, dass keiner mehr unabhängig von den anderen denken konnte.
Löste sich die Union, fühlten sich die Betroffenen ausgesetzt und auf eine für andere Menschen nur schwer vorstellbare Weise verlassen.

Eric stand auf der Strasse.
Er fühlte sich nicht nur einsam, sondern unvollständig.
Man endete als ein Knoten im Netz oder man trieb umher.
Brain Extension Modules, Unions, unnötige Menschen.
Er kratzte sich sein Vorhirn. Die Beule war glatt und warm.
Die Sonne schien, weit und breit keine Wolken.
Wenn wenigstens ein Gewitter aufziehen würde. Ein Blitz müsste in ihn einschlagen!
Totale Connection.

Ein Junge stand an einer Hauswand und spielte Fussball mit sich selbst. Eric beobachtete das lustlose Spiel.
„Wo sind deine Kollegen?“ fragte er.
„Wollten woanders hin.“
„Und du?“
„Keinen Bock.“
Der Junge schaute zu Eric, der zu ihm kam.
„Spielst du mit?“
„Ja.“

 
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Cooler Cyperpunk, da frag ich mich warum hat sich da noch kein anderer Kritiker rangemacht, hoffentlich find ich's nicht raus ;)

Also die Settings sind genial, prägnant einfach und wirklich schön beschrieben, was mich jedoch stört ist das Fehlen der Handlung.

Die ganzen Settings bleiben leider nur Pappmaché weil sich vor dieser Kulisse nicht wirklich was abspielt.

Eric jung, dynamisch, erfolglos aber voller Träume nur bleibt dieser potentielle Charakter in der diffusen Andeutung von totaler Vernetzung bei gleichzeitiger Vereinsamung für den Leser ungreifbar. Wir finden keinen Konflikt an dem wir ihn messen und einordnen könnten, da bleibt nur diese jugendliche Melancholie ohne jedoch wirklich zum Stimmungsbild zu werden.

Also Settings sind meiner Meinung nach Phänomenal, der Charakter wirkt lebendig und zeigt einen gewissen Tatendrang nur verpufft das alles. Als Fingerübung und zum Charakter basteln finde ich die Geschichte schon mal gut, nur zur Geschichte selbst fehlt ihr noch was nämlich die Geschichte. Du erzeugst die Spannung durch die Szenenwechsel nur was hilft dir das schöne Bühnenbild und die guten Schauspieler wenn das Stück miserabel ist? Da kommt nur Frust beim Leser auf.

Ein potentiell so guter Charakter (im Sinne von lebendig und glaubhaft nicht das er Mietzekätzchen streicheln muss oder alten Omas über die Straße helfen) braucht eine Aufgabe ein Ziel, einen Konflikt dem er sich stellen muss an dem er scheitert oder den er bezwingt.

Er ist frustriert, das ist doch schon mal ein perfekter Einstieg für einen Konflikt, für eine Handlung. Er ist nicht bedeutend, clever, männlich genug für eine transpersonale Union. Er ist sexuell frustriert und orientierungslos, wunderbar!
Jetzt brauchen wir noch einen Verführer, die kybernetische Einheitskirche die ihm eine Gemeinschaft zeigt in der auch der geringste seinen Platz findet? Eine Gruppe jugendlicher Straftäter die vlt. ein bisschen wie Igor sind (oder gar Igor selbst?) und durch ihre unkonventionelle Regellosigkeit attraktiv wirken (Wen interessiert schon wie gut es um seine Konzentration bestellt ist unter den einfachen Straßenkids kann er als verschmähter einäugiger König werden, da soviel blinde Gewallt ihn umgibt).

Da könnte sich ein Bruch aufzeigen, der dann zum Spannungselement und zur Bewährungsprobe für Eric wird. Tata! haben wir auch schon eine Handlung die sich in das Setting einfügen ließe. Eric der mit alten Übeerzeugungen und Wahrheiten bricht, btw. die Kälte und Entfremdung die in der Beziehung zwischen seinem Vater und ihm durchschimmert eignet sich perfekt dafür. Ist er mit seinem Vater vlt. in einer Art Sekte aufgewachsen in der besonderen Wert auf die Einhaltung von Regeln gelegt wurde? Dann wäre das auch ein Motivationsgrund, die Geimnschaft verstößt ihn, läßt ihn mit dem Gefühl zurück zu dumm für sie zu sein, nicht männlich genug zu sein um Teil dieser Gemeinschaft zu werden, dann sucht Eric ein neues Zuhause und wird vom Rattenfänger eingefangen, entweder geht er diesem dann auf dem Leim und evtl. seinem Untergang entgegen oder aber er begehrt auf und kann sich befreien geht als gestärktes Individuum als Macher aus der Geschichte, die Maus die von Katzen gefangen wurde und sich in einen Löwen verwandelt.

Lange Rede kurz der Sinn ... Du siehst es tun sich zahlreiche Möglichkeiten für eine Handlung auf, die eine Geschichte erzählen. Also laß das schöne Pappmaché und den Schauspieler nicht einfach nur so doof auf den Brettern stehen. Mach aus dem Bühnenbild eine atmende lebendige Welt die in einer Handlung erfahren wird und nicht einfach nur den Leser berieselt und zu unscharf dabei bleibt um zu berühren.

Irgendwie schon witzig, die meisten machen den Fehler andersherum, die haben die coole Idee für die Handlung versauen aber das Setting und lassen ihre Schauspieler nur Stammeltexte sprechen oder degradieren ihre Helden zu einem Teil der Kulisse.

So what, trau dich und bau nen Plot zu diesem Bühnenbild machs wie Tarantino der sucht auch erst die Musik aus und überlegt sich dann die Geschichte (funktioniert also!). Also Musik hast du reichlich in deinem Text jetzt bau die Geschichte!

So what ....
Les' dich
Nice

 

+1
Bin der gleichen Meinung wie Nice.

Eine Anmerkung noch: Die 2. Rechenaufgabe solltest du nochmal auf ihre Richtigkeit überprüfen.

 

Hallo Nice,

eine Kritik zu bekommen ist eine gute Sache, vor allem, wenn sie trifft. Ich spürte schon, dass etwas fehlt, aber was genau es war, war mir gar nicht so bewusst.

Allerdings: Wäre ich mehr in eine Handlung gegangen oder hätte einen Konflikt vertieft, dann hätte die entsprechende Episode die ganze Geschichte für sich beansprucht. Dann hätte sie nicht mehr sein können, als was sie gedacht war: ein Dokument des Scheiterns, der Entwurzelung, einer Entgrenzung im schlechten Sinne.

Dein erster Satz endet für mich rätselhaft.

(...) hoffentlich find ich's nicht raus.
Wie soll das verstanden werden?

Viele Grüsse

Steffen

 
Zuletzt bearbeitet:

Wie soll das verstanden werden?

Nicht böse, deswegen ja auch der ;) .

Ich gesteh' da eine gewisse Schelmerei, mit unbegründeter Furcht bzw. Hoffnung (den ich hoffe es ja nicht herauszufinden) meinerseits als Ursache dieser übereilten Aussage.

Zur Erklärung:
Also es soll ja Menschen geben die nicht so gut mit Kritik können und deren Geschichten dann gerne verwaisen (auch wenn sie gut sind), weil sich dann niemand mehr ran traut (So etwas will man als Kritiker ungerne herausfinden, weils doch auch heißen könnte, dass ein guter Schreiber die Schnauze voll vom Schreiben hat, nur weil er leider nicht mit Kritik kann).

Da ich weiß, das ich selbst bestimmt auch kein einfacher Kritiker für die Autoren bin, (ich falle gerne mit der Tür ins Haus), gesteh' ich freimütig ein, dass ich mir dieses voreilige Augenzwinkern hätte sparen sollen, zumal ich eingestandener Maßen, deine Person nicht kenne (sondern nur eine weitere Geschichte aus deiner Feder).

Das geht also nicht gegen deine Person, sondern darf, wie gesagt, als Schelmerei aufgefasst werden.

Zurück an den Text:

Wäre ich mehr in eine Handlung gegangen oder hätte einen Konflikt vertieft, dann hätte die entsprechende Episode die ganze Geschichte für sich beansprucht. Dann hätte sie nicht mehr sein können, als was sie gedacht war: ein Dokument des Scheiterns, der Entwurzelung, einer Entgrenzung im schlechten Sinne.

Also mal aus meiner Lesersicht:
hmm, also, ich finde du brauchst ein Länge der Kurzgeschichte nicht scheuen, sie darf also durchaus länger werden wenn du Angst davor hast zu viele Zeilen zu belegen, sei diese hiermit aus meiner Sicht abgeschmettert.

Und dann versteh ich nicht ganz wie du ein Gefühl (Scheitern, Entwurzelung), in einem allgemein gehaltenen Plot, über das Bühnenbild (um in meiner begrenzten Symbolik zu bleiben) also, ein Gefühl besser erfassen willst, als über das Erleben und Scheitern, einer Einzelperson, welche einen Bezug zum Leser aufbauen kann.

Wenn ich dich richtig verstehe, scheust du die Handlung und den Konflikt in einer Entwicklung der Figur Eric, weil du befürchtest, diese überzogene negative Individualisierung der Gesellschaft damit nicht darstellen zu können.
Beim Lesen muss ich dir aber sagen ergibt sich genau das Gegenteil. Der Leser kann eine Welt in der die Isolierung des Individuums dargestellt wird, doch wesentlich besser erfahren, wenn er die inneren Kämpfe (den Konflikt) eines Individuums miterlebt.
Du beschreibst recht anschaulich, wie die Denkerkappe funktionopelt.
Du wirfst auch einen Lichtspott auf das Partyleben und zeigst den Schatten einer Unterwelt. Außerdem zeigst du ein Teil der gehobeneren Schicht aber Eric bewegt sich irgendwie nicht richtig in diesen Settings. Wir wissen nicht warum Eric im Club auftaucht, eben war er doch noch bei seinem Vater, ist er in dessen Gemeinschaft gescheitert?
btw:

Retro-Sahel Style.
Formatierungsmurks ;)

Wir Leser können nicht nachvollziehen, welche Ereignisse dazu geführt haben, dass er die unbekannte Frau aufsucht, warum sie? warum keine andere?
Das Bild vom Jungen der mit Eric ne Runde kickt, das eigtl. sehr intensiv vom Leser erfahren werden müsste, taucht völlig aus dem Zusammenhang gerissen einfach als Schlussakkord auf. Verstehst du worauf ich hinaus will?
Dadurch das du keine Handlung bietest, an der sich der Leser orientieren kann, listest du nur einzelne Bilder aus diesem düsteren Utopia auf. Sie sind sehr schön aber eben nur Einstellungen nach denen du ausblendest. So zeigst du von hier und da ein bisschen, kannst aber kein tiefes Gefühl der Entfremdung, Entmenschlichung erzeugen. Die Geschichte wird zu Pappmaché, schön und gut gearbeitet aber leer. Wir erleben das Sehnen Erics nach menschlicher Nähe nicht und damit bleibt das Fehlen dieser, in diesem Utopia unscharf und lasch. Wir sehen schon das Eric keinen Platz findet aber was bedeutet das für Eric? Vlt.merkt er dieses Fehlen menschlicher Wärme nicht einmal bewusst? Gruseliger Gedanke aber nicht greifbar da du uns leider keinen Konflikt bietest, in dem Eric sich selber zu Ausdruck bringen könnte.

Würde er, der Orientierungslose, zum Beispiel auf einen Rattenfänger hereinfallen und enttäuscht werden, wüssten wir was für eine kalte Welt sich dort zeigt. Und würde er stark aber immer noch mit der Sehnsucht nach anderen Menschen auf die Straße treten, (den Konflikt überwinden) dann hättest du ein sehr Stimmungsvolles Bild von Hoffnung, was du wohl durch das letzte Bild mit dem Jungen zu erzeugen versuchst. Dieses Bild (der Junge), wie alle anderen, ließe sich in einer solchen Geschichte durchaus weiterverwenden.
Zwischen den bestehenden Bildern fehlt nur einfach etwas, was diesen Bildern Leben gibt und sie miteinander verbindet.

So ich hoffe ich konnte alle Klarheiten beseitigen ;)

so what ...
Les' Dich
Nice

 

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