Was ist neu

Erdbeerlimes

Lau

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15.07.2013
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Erdbeerlimes

Immer, wenn ich an sie denke, habe ich den Geschmack von Erdbeerlimes auf der Zunge.
Selbst heute noch.

Ich kannte ihren Namen, ehe ich sie zum ersten Mal sah.
Lucie.
Lucie. Lucie. Lucie.
Ich habe ihren Namen so oft ausgesprochen. Habe mich in seinen Klag verliebt, in dieses Flüstern in der zweiten Silbe.
Lucie. Ich sage ihn noch immer gerne.

Eines Tages hieß es im Dorf, dass eine junge Frau in eines der Wochenendhäuser am Waldrand eingezogen war. Niemand wusste genau, was sie hierher verschlagen hatte.
Sie war schon über einen Monat lang da, als ich sie zum ersten Mal zu Gesicht bekam.
Ich war auf meinem Rad durch den Wald gerast um meinen Ärger loszuwerden. .
Scheiß Schule. Scheiß Mathe. Meine Eltern hatten mich für das kommende Wochenende zum Büffeln verurteilt. Kein Baggersee. Keine Party. Verdammt, ich würde Rebeccas Geburtstagsparty verpassen.
Ich trat in die Pedale. Scheiße. Scheiße. Scheiße.
Es hatte zu regnen begonnen und ich war völlig durchnässt. Mir war eiskalt, aber ich fühlte mich gut dabei. Und dann sah ich sie.
Ich würde gerne sagen, dass ich ihre braunen Augen und die dichten Wimpern zuerst bemerkt habe. Oder ihr langes, rotes Haar. Oder die Grübchen auf ihrer Wange.
Aber in Wahrheit habe ich zuerst auf ihre Brüste gestarrt. Sie hatte wunderschöne Brüste, die sich unter ihrem nassen Sommerkleid so deutlich abzeichneten, als wäre sie nackt. Ich war schon fast an ihr vorbei gefahren, als ich endlich in ihr Gesicht sah.
Ich wusste sofort, dass das Lucie war. Sie musste es sein.
Sie zitterte, die Wimperntusche war über ihre Wangen gelaufen und ihre Lippen hatten einen bläulichen Schimmer.
Ich hielt an. „Kann ich dir helfen?“, fragte ich ihre Brüste.
„Nein, ich bin gleich zu Hause. Danke.“
Ein kurzes Lächeln huschte über ihr Gesicht. So schnell, das ich mir danach gar nicht sicher war, ob ich es wirklich gesehen hatte.
„Ok, bis bald mal.“

***
„Es regnet schon den ganzen verdammten Sommer lang“, sagte Danny und seufzte. „Das kotzt mich so an.“ Er ließ sich auf mein Bett fallen und starrte an die Decke.
„Sollen wir in die Stadt oder so?“, fragte ich ihn.
„Keine Kohle.“ Wir hatten nie Kohle und deshalb konnten wir nicht die Hälfte der Sachen machen, die wir gerne gemacht hätten. Normalerweise fiel uns trotzdem irgendwas ein. Aber nicht bei diesem Wetter.
„Aber weißt du was? Am Wochenende gehen wir auf eine Party.“
„Hä? Rebeccas Party war doch schon“, sagte ich.
„Und du warst nicht da.“ Danny grinste.
„Arschloch!“
„Komm schon! Scheiß auf Rebecca. Morgen gehen wir auf eine richtige Party. Auf eine Party mit Alkohol. Bei Rebecca war da nicht viel los. Ihre Eltern waren ständig in der Nähe.“
„Welche Party denn?“
„Du hast bestimmt von dieser Neuen gehört, von Lucie?“
Ich nickte.
„Lucie hat morgen Geburtstag und hat meine Schwester eingeladen und gesagt, sie soll jemanden mitbringen.“
„Und Alice möchte uns mitnehmen? Was ist denn in die gefahren?“
„Sie hat einfach keinen Bock allein durch den Wald zu laufen.“
„Lucie sieht echt gut aus“, sagte ich.
Danny zuckte mit den Schultern. „Aber sie ist doch schon uralt. Fast Dreißig. Gammelfleisch.“
Ich hätte ihm gerne gesagt, dass Lucie schön war. Wunderschön. Schöner als Rebecca. Aber ich hielt meinen Mund.

***

Die Party fand am Samstag statt und ich überlegte mir die ganze Zeit, was ich anziehen soll. Natürlich probierte ich nicht tausend Sachen an, aber ich dachte eben intensiv darüber nach.
Normalerweise schlüpfte ich einfach in irgendein T-Shirt oder einen Kapuzenpulli. Jeans dazu. Fertig.
Aber das schien mir für Lucies Party irgendwie nicht angemessen.
Schließlich entschied ich mich für ein schwarzes Hemd und eine Jeans. Ich war zufrieden mit meinem Spiegelbild, vor allem, weil auf meiner Wange endlich ein paar Bartstoppeln zu sehen waren.
Ich sah älter aus. Mindestens wie 19 oder so.

Gerade als ich fertig war, klingelte mein Handy. Ich konnte Rebeccas Namen auf dem Display sehen.
„Hey Rebecca.“
„Hallo Adam. Alles klar?“
„Ja, sicher. Und bei dir?“
„Alles gut.“
Wir schwiegen beide ziemlich lange und ich war verwirrt. Ich war verwirrt, weil sie anrief. Und ich war verwirrt, weil es mich so kalt ließ. Und ich war verwirrt, weil sie nichts mehr sagte.
Sie räusperte sich. „Hast du vielleicht Lust ins Kino zu gehen?“
„Nett, dass du fragst. Aber ich kann leider nicht. Ich bin auf einer Geburtstagsparty.“
„Ach so?“, fragte sie. „Haben deine Eltern sich wieder eingekriegt?“
„Ja, so einigermaßen.“
Sie schwieg wieder und ich überlegte, was ich sagen konnte. Aber mir fiel nichts ein.
„Ok“, sagte sie schließlich leise. „Vielleicht wann anders mal. Bis bald.“

Danny fing an zu lachen, als er mich sah. „Sag mal, spinnst du? Seit wann trägst du Hemden?“
„Ich dachte, ich ziehe mal was anderes an. Weil die ja alle schon älter sind und so.“
„Das sieht so scheiße aus, Adam.“
Schließlich tauschte ich das Hemd gegen meinen grünen Kapuzenpulli. Immerhin hatte Rebecca einmal gesagt, dass ich darin gut aussehe. Oder hatte sie süß gesagt? Gut war gut. Süß nicht.
Ich überlegte, ob ich mich nochmal umziehen sollte, doch Danny runzelte schon die Stirn, als er mein Zögern bemerkte und deshalb ließ ich es sein.

***
Lucie öffnete Danny, Alice und mir die Tür.
Ich nahm mir fest vor, in ihr Gesicht zu sehen und starrte wieder … auf ihre Brüste.
Sie umarmte Alice und die zeigte auf uns. „Mein kleiner Bruder und sein Freund. Sie wollten unbedingt mit.“ Sie verdrehte die Augen.
„Hallo Lucie, alles Gute zum Geburtstag. Ich bin Danny, der kleine Bruder.“ Er zwinkerte ihr zu und sie lächelte.
„Dich habe ich schon einmal gesehen“, sagte Lucie zu mir.
Ich sollte ihr zum Geburtstag gratulieren. Oder wenigstens Hallo sagen. Aber ich brachte kein Wort heraus und nickte nur.
Lucie und Alice gingen in die Küche und Danny schob mich von hinten an.
„Was ist eigentlich mit dir los?“, flüsterte er. „Sag mal, hast du was genommen? Du bist echt peinlich.“
Peinlich war genau das richtige Wort. So kam ihr mir vor. Den ganzen Abend lang. Während die anderen locker plauderten, bekam ich meinen Mund nicht auf. Wenn mir zu einem Thema endlich etwas eingefallen war, sprachen sie längst wieder über etwas Anderes.
Aus Angst auf Lucies Brüste zu starren, sah ich bald nur noch auf den Tisch.
Danny schien die Situation besser zu meistern. Sogar ganz hervorragend. Danny war selten verlegen und die Leute fanden ihn meistens ziemlich witzig. An diesem Abend war es nicht anders. Danny erzählte, die anderen lachten.
Später holte Lucie eine Flasche Schnaps aus dem Schrank und stellte vor jeden von uns ein Glas.
„Du trinkst doch auch mit, oder?“, fragte sie mich.
„Klar“, sagte ich. Mein erster Schnaps. Ich sagte auch zum zweiten und dritten nicht nein, obwohl sich in meinem Kopf schon alles drehte.
Irgendwann hing ich kotzend über der Kloschüssel.
„Der verträgt nichts“, hörte ich Danny sagen. Irgendjemand lachte.
„Ich sterbe“, murmelte ich. Ich spürte eine Hand, Lucies Hand, die über meinen Kopf strich.
„Du stirbst nicht“, sagte sie. „Versprochen.“

***
Bald kannte jeder in der Schule die Kotzgeschichte. Danny erzählte sie allen. Das war so seine Art. Er meinte das nicht böse, aber er machte eben aus allem eine Geschichte.
„Ich sterbe, ich sterbe“, äffte er mich gerade nach. Eine Gruppe von Mädchen, Rebecca war auch dabei, stand um ihn herum. Sie lachten.

Nach dem Unterricht holte Rebecca mich ein.
„Du hattest ja echt Spaß am Wochenende“, sagte sie.
„Klar“, antwortete ich.
„Dann ist´s ja gut“, sagte sie. Sie sah mich von der Seite an und ich spürte, das sie irgendetwas von mir erwartete. Aber was. Ich starrte auf den Boden.
„Tschüss dann", sagte sie und eilte davon.

***

„Hey Adam“, hörte ich eine Stimme. Lucies Stimme.
Ich zuckte zusammen und fiel beinahe vom Rad. Eigentlich komisch, dass ich mich so erschreckte, ich fuhr schließlich seit zwei Wochen ständig an diesem Haus vorbei, weil ich hoffte sie zu sehen.
Sie tauchte hinter einer Hecke auf.
„Ich … ich hab dich gar nicht gesehen“, sagte ich lahm.
Sie lächelte. „Wie geht´s?“
„Gut. Dir?“
„Auch gut.“
„Hast du Lust reinzukommen. Ich habe gerade Erdbeerlimes gemacht und brauche jemanden, der mal probiert.“
Ich starrte sie einen Moment lang an.
„Du musst nicht, wenn du nicht willst“, sagte sie.
„Doch, nein … klar… sorry, ich will natürlich.“
Sie grinste mich an. „Dann komm rein.“
Ich folgte Lucie in die Küche. Mein Herz hämmerte und meine Hände waren so feucht, dass sich sie hektisch an meiner Jeans abwischte.
Gleichzeitig musste ich ein Grinsen unterdrücken. Sie hatte mich hereingebeten. Mich.
Mein Blick fiel auf die vielen Flaschen, die auf der Arbeitsplatte standen. Sie waren alle mit einer roten Flüssigkeit, Erdbeerlimes, gefüllt.
„Wow, ganz schön fleißig“, sagte ich. Mein erster normaler Satz. Nicht sehr geistreich, aber immerhin.
„Ich war echt fleißig! Ich habe den ganzen Vormittag dafür gebraucht. Setz dich doch hin, Adam.“
Sie holte zwei Gläser aus dem Schrank und goss sie großzügig voll Limes. Dann nahm sie mir gegenüber Platz.
„Schmeckt lecker“, sagte ich.
„Finde ich auch.“ Sie leckte sich mit ihrer Zunge über die Lippen. Ganz langsam. Mir wurde ganz heiß und in meiner Hose begann sich etwas zu regen. Unwillkürlich wanderten meine Blicke wieder zu ihrem Ausschnitt. Scheiße, dachte ich panisch. Jetzt bloß nicht aufstehen. Woanders hinsehen. Scheiße. Am liebsten hätte ich mich in Luft aufgelöst.
„Erzähl mir was von dir“, forderte sie mich auf.
„Von mir? Ich … keine Ahnung.“ Ich hatte in diesem Moment wirklich andere Probleme.
„In welche Klasse gehst du?“
„In die neunte“, antwortete ich mechanisch.
„Dann hast du ja noch ein bisschen Zeit bis zum Abi. Und Danny?“
„Der ist in meiner Klasse.“
Sie stellte mir ein paar Fragen zur Schule. Welche Fächer ich mochte. Welche Lehrer. Was ich später mal machen wollte.
Allmählich beruhigte ich mich und konnte mich normal mit ihr unterhalten.
„Magst du noch einen?“, fragte sie als mein Glas leer war.
Natürlich wollte ich. Stundenlang hätte ich bei ihr sein mögen. Aber was, wenn ich sie nervte?
„Sorry, ich muss leider weg… Bioklausur.“
„Klar. Das ist wichtiger.“ Sie lächelte und brachte mich zur Tür. „Komm doch mal wieder vorbei.“

***
Drei Tage später fragte ich mich, wann „mal wieder“ war? Konnte ich jetzt schon auftauchen oder war das noch zu früh?
Hatte sie das überhaupt ernst gemeint oder nur so dahingesagt?
Was, wenn sie es schon bereute, die Einladung ausgesprochen zu haben? Aber nein – viel wahrscheinlicher war es, dass sie gar nicht an mich dachte.
Und warum hatte sie mich überhaupt hereingebeten? Welchen Wert konnte sie auf meine Gesellschaft legen? Ich hatte mich schließlich mehr als dämlich verhalten.
Meine Gedanken drehten sich im Kreis.
Sollte ich mit Danny sprechen?
Er war in unserer Klasse eine Art Instanz wenn es um Mädchen ging. Immerhin hatte er schon zwei Freundinnen gehabt. Er wusste, was sie mochten und was gut ankam.
Aber Lucie war anders. Sie war kein Mädchen, sondern eine Frau.
Und wahrscheinlich würde er viel zu viele Fragen stellen. Warum ich sie besuchen wollte. Und warum ich überhaupt dort gewesen war.
Im schlimmsten Fall würde er es ins Lächerliche ziehen. Vielleicht würde er es sogar herumerzählen. Besser ich sagte ihm nichts davon.

Zwei Tage später warf ich alle Zweifel über Bord. Ich wollte sie sehen. Ich musste sie sehen.
„Hallo Adam“, begrüßte sie mich. „Schön, dass du gekommen bist.“
Ich weiß nicht mehr, ob ich mich damals auch schon gefragt habe, was sie von mir wollte.
„Wollen wir uns im Garten ein bisschen sonnen?“, fragte sie mich.
„Klar, gerne.“

Das mit dem Sonnen hatte sie wörtlich gemeint. Mitten im Garten lag eine große Decke. Sie setzte sich hin, zog ihr Kleid aus und klopfte mit der freien Hand einladend neben sich.
Sie trug einen knappen grünen Bikini.
„Komm, setz dich neben mich“, sagte sie.
Ich wusste nicht, wohin mit meinen Augen. Wieder begann es in meiner Hose zu kribbeln. Hastig kam ich zu ihr auf die Decke und drehte mich auf den Bauch.
„Schöner Garten“, sagte ich. Mich hatte noch nie etwas weniger interessiert als dieser Garten.
„Ja, ich weiß. Wunderschön.“
Ich starrte in die Rosenbüsche und in die Tanne als gäbe es nichts Interessanteres auf der Welt. Lucie erzählte irgendwas von Tomatenpflanzen und Blattläusen. Ich konnte ihr kaum zuhören.
Erst als ich mich wieder beruhigt hatte, wagte ich es, sie anzusehen. Sie hatte die Augen geschlossen und ich musterte sie verstohlen. Die schlanken Beine. Ein kleiner Leberfleck auf der rechten Wade. Das knappe, zu knappe, Bikinihöschen. Der flache Bauch. Die Wölbung ihrer Brüste. Die blasse Haut. Das rote Haar, das in der Sonne leuchtete. Die Sommersprossen auf ihrer Nase. Eine kleine Narbe an ihrer Schulter. Sie war so wunderschön.
„Magst du nicht dein T-Shirt ausziehen?“, fragte sie und schlug die Augen auf.
Ich spürte, dass ich rot wurde, fühlte mich ertappt. Und nein, ich wollte mein T-Shirt nicht ausziehen.
Meine Bauchmuskeln waren nicht gerade beeindruckend.
„Klar“, sagte ich und streifte mir mein T-Shirt über den Kopf.
Dann drehte ich mich hastig wieder auf den Bauch, um jedwede verräterische Ausbeulung zu verbergen.
„Ich liebe den Sommer“, sagte Lucie. „Ich mag das so sehr, wenn es warm ist. Und ich liebe es, draußen zu sein. Und ich mag die Geräusche im Sommer. Und die Gerüche. Schließe mal die Augen.“
Ich schloss die Augen und kam mir dabei ziemlich komisch vor.
„Was hörst du?“, fragte sie mich.
„Vögel zwitschern“, antwortete ich. Ich schlug die Augen wieder auf. Komische Übung.
„Nein, zumachen, zumachen! Was hörst du noch?“
Gehorsam schloss ich wieder die Augen.
„Bienen summen.“
Stille. „Der Wind rauscht in den Bäumen. Irgendwo, ganz weit weg, höre ich Straßenlärm.“
„Und was riechst du?“
„Sonnencreme“, sagte ich.
„Das bin ich.“
„Gras. Irgendetwas Süßliches, wahrscheinlich die Rosen. Moos.“
Irgendwie war das ein ziemlich perfekter Moment.
Plötzlich spürte ich ihre Finger auf meiner Wirbelsäule. Sie strich sanft von oben nach unten. Ich riss meine Augen auf und sie lächelte mich an.
„Fühlt sich schön an, nicht?“
Ich konnte nur nicken und sie machte noch ein bisschen weiter.
Dann hörte sie auf und legte sich auf den Rücken. Wir schwiegen. Aber das war in Ordnung.

***
Ich kam wieder. Und wieder.
Sie freute sich jedes Mal, mich zu sehen.
Bald wusste ich alles über sie. Welche Filme sie mochte. Welche Musik sie hörte. Was ihre Lieblingsfarbe war. Ihre Lieblingsstadt. Ihr Lieblingsduft. Ihr Lieblingsessen. Welche Bücher ihr gefielen und welche sie für überschätzt hielt. Dass sie Seen liebte. Dass sie Goldfische ekelhaft fand. Dass sie manchmal rauchte. Dass sie keine Duftkerzen mochte.
Ich sammelte die Informationen über sie und hütete sie wie einen Schatz. Abend für Abend dachte ich daran, was ich schon über sie wusste.
Früher glaubte ich, sie zu kennen. Ich wusste noch nicht, das Lieblingsessen und Lieblingsbücher keine Menschen ausmachen.

Aber eines wusste ich auch damals schon: Lucie war oft traurig.
Manchmal, wenn sie sich unbeobachtet fühlte, schweifte ihr Blick in die Ferne und ihre Augen sahen ganz matt aus. Ihre Schultern hingen nach vorne und ihr Mund war nur noch ein schmaler, kleiner Strich.
Sobald sie meine Blicke spürte, lächelte sie und fing an zu reden. Als wäre gar nichts los.

„Warum bist du eigentlich hierhergekommen?“, fragte ich sie einige Wochen später. Wir lagen wieder auf der Decke.
Sie setze sich auf und sah mich an, dann sah sie in die Ferne. Ihre Nasenflügel bebten leicht.
Minuten vergingen. Sie sah aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.
„Du musst nicht antworten, Lucie. Ist nicht so wichtig.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ist schon gut. Ich habe eine ziemlich anstrengende Zeit hinter mir. Beruflich ist ziemlich viel schief gelaufen. Ich habe in einer Bank gearbeitet und im Winter meinen Job verloren. Und im Privatleben lief es nicht viel besser. Das war so gar nicht mein Jahr.“
Sie schwieg einen Augenblick. „Ich war ziemlich fertig, Adam. Wirklich fertig und total kraftlos. Und dann fragte mich meine Tante, ob ich ein paar Monate in ihrem Ferienhaus wohnen will. Da habe ich nicht lange nachgedacht.“
Sie lächelte mich an. „Und jetzt bin ich hier.“
„Und jetzt geht es dir besser?“, fragte ich.
„Ja. Es geht mir besser. Hier komme ich zur Ruhe.“
Ich spürte, dass sie nicht mehr dazu sagen würde.
„Jetzt guck nicht so ernst“, sagte sie und pustete mir ins Gesicht. Plötzlich war sie über mir und presste ihre Lippen auf meine. Ganz kurz.
Sie schreckte zurück. Wir starrten uns an. Dann sprang sie auf. „Oh Mann. Sorry, Adam. Es tut mir echt leid.“
In meinem Kopf rauschte es. Ich setzte mich auf.
Lucie begann hin und her zu laufen.
„Ist … ist doch kein Problem, Lucie. Ich fand es schön. Ehrlich. Sehr schön.“
„Das hätte nicht passieren sollen, verdammt! Du bist noch ein Kind.“
Du bist noch ein Kind. Diese Worte hämmerten in meinem Kopf. Hämmerten in meiner Brust. Auf meinem Herzen.
„Es ist besser, wenn du jetzt gehst“, sagte sie.

***

Ich war verliebt.
Zum ersten Mal in meinem Leben war ich verliebt.
Lucie. Lucie. Lucie.
Seit diesem verunglückten Kuss konnte ich nur noch an Lucie denken. Nacht für Nacht lag ich schlaflos und meinem Bett. Lucie war überall.
Ich flüsterte ihren Namen und berauschte mich an dessen Klang.
In der einen Sekunde war ich glücklich in der nächsten tat es weh. Sie hatte mich ein Kind genannt. Ihr war ein Niemand für sie.
Und doch hat sie dich geküsst, sagte die andere Stimme in meinem Kopf.
Am meisten litt ich darunter, dass wir uns nicht mehr sahen. Tagelang starrte ich mein Handy an, doch sie schrieb nicht und ich wagte nicht, es zu tun.
Ich verlor meinen Appetit und natürlich merkten meine Eltern, dass etwas los war. Meine Mutter löcherte mich mit Fragen und auch Danny beschwerte sich über meine miese Laune.
Mir war das alles egal, meine Gedanken drehten sich nur um Lucie.
Was sollte ich bloß machen? Sollte ich sie wieder besuchen?

Dann erhielt ich eine SMS von ihr.
„Hey Adam, alles in Ordnung bei dir? Kommst du mal wieder vorbei?“
Ich verzichtete auf eine Antwort, schwang mich auf mein Rad und radelte zu ihr.

„Da bist du ja endlich“, sagte sie. Sie drückte mich kurz.
Einen Augenblick lang starrten wir uns einfach nur an. „Ich habe dich vermisst, Adam.“
Vermisst. Vermisst. Vermisst. Ich spürte, wie sich ein breites Grinsen auf meinem Gesicht ausbreitete.
Sie seufzte. „Ich denke, wir müssen reden.“
Egal, jetzt konnte sie mit mir über alles reden. Sie hatte gesagt, dass sie mich vermisst hatte.
„Klar“, sagte ich. Ich grinste noch immer. Wir gingen in die Küche und sie schenkte mir Erdbeerlimes ein.
„Du bist fünfzehn Jahre alt, Danny. Und ich bin neunundzwanzig.“
Ich wollte ihr sagen, dass das keine Rolle spielte. Für mich nicht. Wenn es nur für sie keine spielte. Aber ich bekam wieder einmal meinen Mund nicht auf.
„Ich habe dich geküsst“, sagte sie. „Und es hat mir gefallen. Es hat mir wirklich gefallen. Und glaub mir, ich hab mich echt nicht toll gefühlt deswegen.“
„Ich mich schon“, platzte es aus mir heraus.
„Oh Mann“, seufzte sie. „Ich mag dich, Adam. Aber dir ist doch klar, dass ich nicht deine Freundin sein kann. Oder?“
„Was … was heißt das?“
Sie schüttelte den Kopf. „Das weiß ich selbst nicht so genau.“
Plötzlich beugte sie sich vor und küsste mich. Ihre Lippen schmeckten süß und kühl. Nach Erdbeeren. Dann spürte ich ihre Zunge in meinem Mund.
Irgendwie landeten wir auf dem Sofa. Ich auf dem Rücken, Lucie auf mir. Sie küsste mich, saugte sich an meiner Lippe fest. Ich spürte meinen Penis hart werden, doch diesmal war es mir nicht peinlich. Ihr schien es zu gefallen und sie presste ihren Körper gegen meinen und ich vergrub meine Hände in ihrem Haar. Es dauerte lange, sehr lange bis sie sich von mir löste.
„Findest du mich schön, Adam?“
„Wunderschön. Wunderschön.“
Sie nickte. „Ich will dir nicht wehtun, Adam! Und ich weiß jetzt schon, dass es passieren wird. Das hier ist verkehrt.
Sagte sie und küsste mich ein weiteres Mal.
„Wir dürfen das niemandem erzählen. Ok? Das ist … das ist wirklich keine gute Sache.“

***

Lucie.
Ich war im siebten Himmel. Irgendwie wusste ich, dass es nicht ewig dauern würde. Ich ahnte bereits den kommenden Schmerz. Aber es war mir egal. Es war mir absolut egal.
Ich war glücklich wie noch nie in meinem Leben. Ich liebte sie.
Alles war perfekt.
Naja, fast alles.
Lucie wollte nicht mit schlafen. Ich wollte es. Unbedingt.
Doch jedes Mal, wenn wir kurz davor waren es zu tun, blockte sie ab.

An diesem Tag lag ich frustriert neben ihr.
„Nicht schon wieder“, seufzte ich und sie lachte.
„Meine kleine Jungfrau“, sagte sie zärtlich.
„Nenn mich nicht so“, fauchte ich sie an.
Beleidigt drehte ich mich um. Sie pustete mir von hinten in mein Haar.
„Findest du es so nicht schön? Auch ohne dass wir Sex haben?“, fragte sie mich.
„Natürlich ist es so auch schön. Aber … ich will eben mit dir schlafen.“
„Dreh dich bitte um“, forderte sie mich auf.
Ich tat was sie wollte und sie sah mich ernst an. „Das können wir nicht tun. Ich mag dich viel zu sehr dafür, Adam. Verstehst du das?“
„Nein“, antwortete ich. „Das verstehe ich überhaupt nicht.“
„Irgendwann wirst du es verstehen“, sagte sie.
Ich war verletzt. Viel verletzter als sie ahnte. Es ging nicht nur um den Sex. Das nicht. Doch solange sie nicht mit mir schlief war das zwischen uns … einfach nur Nichts.
Sie legte ihren Kopf auf meinen Bauch.
„Du bist toll, Adam“, sagte sie. „Du bist viel zu gut für mich.“ Plötzlich begann sie zu schluchzen. Aus heiterem Himmel.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte, aber ich wusste, dass ich irgendetwas machen musste. Und so streichelte ich ihr über das Haar. Und streichelte und streichelte.
Wir lagen lange so da. Sehr lange. Irgendwann kam nur noch ein trockenes Schluchzen aus ihrem Hals. Ihre Stirn fühlte sich so heiß an, als hätte sie Fieber.
„Danke“, sagte sie, als sie sich beruhigt hatte.
Ich wollte etwas sagen, wollte fragen, was sie bedrückte. Doch sie schüttelte nur kurz den Kopf und verschloss meine Lippen mit einem Kuss.

***
„Was ist bloß mit dir los, Alter?“ Danny starrte mich wütend an. „Wieso kommst du nicht mit?“
Er hatte mich gefragt, ob ich Lust hatte mit Klassenkameraden am Baggersee zu grillen.
„Was treibst du eigentlich ständig? Du hast auf nix mehr Bock.“
„Ich hab heute eben keine Lust.“
„Du hast auf gar nichts mehr Lust.“
„Gestern wollte ich mit dir ins Kino.“
„Wann?“, fragte Danny mich.
„Am Abend. Hat deine Mum nichts gesagt? Ich war bei dir zu Hause.“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, hat sie nicht.“
„Dann sag nicht, dass ich auf nichts Lust habe.“
„Ach komm. In letzter Zeit versetzt du mich ständig. Irgendwas ist mit dir los. Bist du verknallt oder was?“
Ich spürte, dass ich rot wurde, doch glücklicherweise sah Danny mich nicht an.
„Rebecca wird auch da sein.“
„Die interessiert mich nicht.“
„Sie hat dich aber interessiert.“
„Jetzt eben nicht mehr.“
„Gibt´s eine Andere?“, fragte er mich.
„Nee. Ich hab einfach nur viel um die Ohren. Muss ständig meinem Dad helfen und so.“
„Klar“, sagte Danny lang gezogen und ich wusste, dass er mir nicht glaubte.

***

Heute weiß ich, dass ich sie damals zwingen wollte, mich zu lieben.
Und die Sache mit dem Sex wurde zum Symbol für all das. Wenn sie nur mit mir schlief, hätte ich gewonnen.
Und so dachte ich andauernd an Sex.
Beim Essen. In der Schule. In der Badewanne. Auf dem Rad. Und im Bett.
Im Bett tat ich deutlich mehr als nur „daran denken“.

Ich musste Lucie überreden. Ich musste.
Dann würde sie unsere Beziehung akzeptieren. Dann würde sie nicht mehr verlangen, dass ich mein Fahrrad in der Garage versteckte.
Dann wären wir ein Paar.

Es war fast so etwas wie ein Spiel, nur dass es für mich verdammt ernst war.
Ich fing ständig damit an. Jedes Mal, wenn ich sie sah. Manchmal waren unsere Gespräche richtig witzig und Lucie hatte ihren Spaß daran.
Aber ich fand es irgendwann nicht mehr besonders lustig.

„Bitte Lucie“, bettelte ich sie eines Abends. „Bitte. Ich liebe dich.“
Ich hatte diese Worte gar nicht sagen wollen. Nicht jetzt. Nicht in dieser Situation. Sie waren einfach aus mir herausgeströmt und jetzt ließen sie sich nicht mehr zurückholen.
Lucie sah mich lange an. Sehr lange. Aber sie sagte nichts.
Mein Inneres fühlte sich an als hätte jemand glühende Kohlen in mich hineingestopft. Jeder Herzschlag tat weh. Jeder Atemzug.
Mühsam setzte ich mich auf. „Dann lass es eben“, sagte ich.
Ich stand auf und zog mich an. Es war ziemlich schwierig nicht einfach loszuheulen, doch irgendwie habe ich es geschafft.
„Ich weiß nicht, was mit dir los ist“, sagte ich plötzlich.
Sie saß zusammengesunken auf ihrem Bett.
„Es tut mir so leid, Adam. Wir sind schon viel zu weit gegangen.“
Ich war zu müde, um noch etwas darauf zu antworten.
„Ich gehe nach Hause.“

***

Es war schwierig, sie nicht anzurufen.
Hundert Mal am Tag nahm ich mein Handy in die Hand, starrte ihre Nummer an und legte es wieder weg. Mein Stolz war größer als die Sehnsucht. Noch.
Mein Kopf tat weh, meine Brust, mein Hals. Alles.
Ich versuchte mich abzulenken, sah mir Filme an, drehte die Musik laut, doch alles was ich sah und hörte war Lucie.
Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht. Ich bin zu jung. Zu langweilig. Sie schämt sich. Sie findet mich nett. Sie ist traurig. Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht. Aber irgendwas musste sie doch empfinden, oder?

Dieser eine Gedanke war es, der mich umtrieb. Der Glaube daran, dass sie etwas für mich empfand.

Und dann, eines Abends, hielt ich es nicht mehr aus. Ich brauchte Gewissheit. Gewissheit war wichtiger als stolz. Ich musste mit ihr reden. Ich musste sie sehen. Sollte sie mir doch ins Gesicht sagen, dass sie mich nicht mehr sehen wollte.
Ich schlich mich aus dem Haus, schnappte mein Rad und fuhr zu ihr. Mit jedem Meter, den ich zurücklegte fühlte ich mich besser. Jeder Atemzug trieb die Schwere aus meinem Herzen.

Ich war erleichtert, als ich sah, dass bei Lucie noch Licht brannte und klingelte.
Die Klingel schien kaputt zu sein, denn ich hörte im Haus kein Geräusch und Lucie kam auch nicht, um mir zu öffnen.
Ich drückte die Türklinke nach unten und ging in das Haus.
„Lucie“, rief ich. Keine Antwort.
Ich stand unschlüssig im Flur herum. Sollte ich besser wieder gehen? Aber sie konnte ja nicht weit sein. Und so lief ich in die Küche. Sie war leer. Zwei benutzte Gläser standen auf dem Tisch. Ich spähte in den Garten hinaus, doch auch dort war sie nicht.

Ich fand sie im Schlafzimmer.
Sie trieb es mit irgendeinem dunkelhaarigen Kerl. Sie lag auf dem Rücken, er war auf ihr und sie stöhnte laut.
Ich wollte wegsehen, doch ich konnte nicht. Ich wollte weglaufen, doch ich konnte nicht. Es dauerte einige Sekunden, ehe sie mich bemerkte.
Ihr Gesicht wurde ganz starr und sie schob den Fremden von sich herunter.
Einen Moment lang starrten wir uns einfach nur an. Erst als Lucie aufsprang und sich hektisch ein T-Shirt überstreifte, kam wieder Bewegung in mich.
„Wer ist das? Scheiße, was ist hier los?“, hörte ich den Fremden sagen.
Ich lief davon, landete in der Küche. Ich riss den Schrank auf und warf alles, was ich in die Hände bekam, auf den Boden. Gläser. Flaschen. Diesen verdammten Erdbeerlimes. Ich schmetterte das Geschirr gegen die Wand.
„Hör doch bitte auf, hör doch bitte auf“, schluchzte Lucie. „Bitte hör auf Adam, es tut mir leid.“
Sie kam auf mich zu.
„Bleib bloß weg“, schrie ich sie an. Meine Hände waren zu Fäusten geballt und ich wusste, dass ich sie schlagen würde, wenn sie noch einen Schritt näher kam.
Sie trat wieder zurück, presste die Hand vor den Mund. Ihr ganzer Körper bebte vom Weinen.
„Und hör auf mit dieser Scheißheulerei“, schrie ich sie an. Dann rannte ich nach draußen

Ich nahm mein Rad und fuhr einfach los. Irgendwohin. Ich weiß nicht, wie lange ich unterwegs war. Irgendwann war ich so erschöpft, dass ich mich auf den Waldboden legte. Es regnete. Ich schluchzte und hämmerte mit meinen Fäusten auf die Erde ein und als all meine Kraft verbraucht war, schlief ich dort einfach ein.

***

Ich wurde ziemlich krank und lag wochenlang mit einer Grippe flach. Mein Fieber stieg und stieg. Wenn ich an diese Zeit denke, sehe ich alles wie durch dichten Nebel. Ich weiß noch, dass meine Mutter oft an meinem Bett saß und mir über das Haar strich. Ab und zu war ein Arzt da. Jede Bewegung schmerzte.

Meine Eltern haben nie erfahren, was passiert war. Sie wussten von der Nacht im Wald. Ich hatte ihnen gesagt, dass ich mich betrunken hatte. Keine Ahnung, ob sie mir glaubten.

Freunde riefen mich an. Danny. Klassenkameraden. Rebecca. Nur von Lucie hörte ich nichts. Ich wollte auch nichts von ihr hören, ich wollte sie nur vergessen.

Irgendwann sank das Fieber und der Schmerz kam zurück. In den ersten Tagen glaubte ich, es würde niemals aufhören weh zu tun. Das Essen schmeckte nicht. Die Musik klang langweilig. Gespräche interessierten mich nicht.
Aber irgendwann wurde es leichter.

„Lucie ist weg“, sagte Danny eines Tages zu mir.
Wir standen uns gegenüber und er sah mich so eindringlich an, dass ich mir sicher war, dass er irgendetwas wusste.
„Irgendwie würde ich gerne die Zeit zurückdrehen“, sagte ich. „Weißt du noch, als du gefragt hast, ob wir zu ihrer Party gehen?“
Danny nickte.
„Dann würde ich nein sagen.“
… und stattdessen mit Rebecca ins Kino gehen

 

Hallo Lau,

und willkommen, falls ich das als quasi Neuling denn sagen darf.


Ich hatte deine Geschichte vorhin gelesen, habe dann grade gesehen, dass du angefangen hast, andere Geschichten zu kommentieren und bin deswegen wieder hergekommen, obwohl ich es schwierig finde, viel dazu zu sagen.


Ganz am Anfang sagt dein Prot., dass er den Namen vor der Frau kannte. Das bestätigt sich danach aber nicht. Vielleicht magst du da nochmal drüber nachdenken, ob das im dritten oder vierten Absatz noch nen kleinen Nebensatz wert ist.


Ansonsten ist mir wenig aufgefallen.
Deine Geschichte liest sich flüssig, ich bin nicht einmal über einen rechtschreib- oder Grammatikfehler gestolpert. Auch nicht über inhatliche/logische Probleme oder sonst irgendetwas.
Dein Prot. ist nachvollziehbar, handelt nachvollziehbar, man kann sich in ihn reindenken, auch da gibts keine Stolpersteine, das ist alles gut gemacht.

Insofern, schreiben kannst du, ich komme jetzt noch zu nem bisschen was Negativem, aber behalt das im Kopf, das ist gut geschrieben!


Die Story, der Plot, ja eigentlich jegliche Handlung, ist vorhersehbar. Um nicht zu sagen, ausgelutscht. Es liest sich zwar ganz nett, ich hatte nicht erwartet, dass der Kerl bei Lucie sein bester Kumpel ist, aber rückblickend, wars irgendwie zu erwarten.
Ich kann aus der Geschichte keine Moral herausziehen, auch sonst nicht viel.

Ich glaube auch nicht, dass man da viel draus machen kann, ich kenne natürlich deine Motivation nicht, ich möchte nicht sagen, dass man sowas nicht schreiben darf/kann/sollte, aber es gibt halt nicht viel her.


Von daher, ich würde dir vorschlagen, lass die Geschichte ruhen, schreib eine andere, ich werd sie lesen, wenn ich darauf stoße, denn ich glaube du hast Potential.

In diesem Sinne,
mach weiter!

Gruß
Niklas

 

Lieber Niklas,

vielen Dank für deine Kritik. Ich habe schon auf glühenden Kohlen gesessen...

Zunächst Mal: Danke für den Hinweis mit dem Namen. Ich habe zwar gewusst, wie ich es meine, aber ich hab´s tatsächlich nicht hingeschrieben. Das werde ich auf jeden Fall ändern. Vielleicht streiche ich den Satz auch ganz.

Es freut mich, dass die Geschichte wenigstens "handwerklich" einen guten Eindruck macht.

Das der Plot nicht superoriginell ist, war mir bewusst. Ich dachte, ich kann das einigermaßen durch den Schreibstil etc. ausgleichen, aber das scheint ja nur halbwegs funktioniert zu haben.
Mit "Liebesgeschichten" ist das sowieso so eine Sache. Es ist nicht ganz einfach, da noch irgendwas Neues zu sagen.
Das hier war - nach einer seeeehr langen Schreibblockade - die erste Geschichte, die ich überhaupt geschrieben habe. Immerhin.

Aber ich denke, dass du - alles in allem - recht hast. Die Story gibt nicht mehr sooooo viel her, selbst wenn ich sie jetzt nochmal in irgendeiner Art und Weise überarbeite.
Dann doch lieber was Neues schreiben.

Vielen Dank für deine Mühe
Lau

 

Hallo Lau,

also, mir hat deine Geschichte bis auf das Ende gut gefallen. Sowohl den Erzähler als auch Lucie fand ich glaubhaft dargestellt und sprachlich stimmig eingefangen. Die zarte erste Liebe für den Teenager, die Gewissenskonflikte der Frau (schließlich könnte sie dafür ins Gefängnis) ... Für mich kam der Schluss dann überraschend, weil es nicht zu dem bis dahin geschilderten Charakter passt. Wenn sie einen erwachsenen Mann gevögelt hätte, hätte ich es verstanden. Oder habe ich irgendwelche Vorzeichen übersehen (bis darauf, dass sie nach Dannys Klasse gefragt hat)?
Ich weiß nicht, ob du von Anfang an diesen Schluss vorhattest oder anch einem dramatischen Ende gesucht hast. Nach der Funkstille bin ich emotional ausgestiegen.

Ich habe eine ziemlich anstrengende Zeit hinter mir. Beruflich ist ziemlich viel schief gelaufen. Ich habe in einer Bank gearbeitet und im Winter meinen Job verloren. Und im Privatleben lief es nicht viel besser. Das war so gar nicht mein Jahr.“
Sie schwieg einen Augenblick. „Ich war ziemlich fertig, Adam.
Wortwiederholung

Sie sah mich von der Seite an und ich spürte, dass sie irgendetwas von mir erwartete. Aber was. Ich starrte auf den Boden.

Ich weiß nicht mehr, ob ich mich damals auch schon gefragt habe, was sie von mir wollte. [Ob ich es normal fand? Die Wahrheit ist, dass ich es heute noch nicht weiß. Wahrscheinlich war sie einfach nur allein.]
Würde ich weglassen

Ich finde, es gibt ein paar "Juwelen" in deiner Geschichte:

Ich folgte Lucie in die Küche. Mein Herz hämmerte und meine Hände waren so feucht, dass sich sie hektisch an meiner Jeans abwischte.
Schönes Show, don´t tell

„Schöner Garten“, sagte ich. Mich hatte noch nie etwas weniger interessiert als dieser Garten.
:thumbsup:

Ich wusste nicht, was ich tun sollte, aber ich wusste, dass ich irgendetwas machen musste. Und so streichelte ich ihr über das Haar. Und streichelte und streichelte.
passt gut zur Unerfahrenheit des Prots

„Finde ich auch.“ Sie leckte sich mit ihrer Zunge über die Lippen. Ganz langsam. Mir wurde ganz heiß und in meiner Hose begann sich etwas zu regen. Unwillkürlich wanderten meine Blicke wieder zu ihrem Ausschnitt. Scheiße, dachte ich panisch. Jetzt bloß nicht aufstehen. Woanders hinsehen. Scheiße. Am liebsten hätte ich mich in Luft aufgelöst.
Toll, besonders mit der Überleitung zu dem banalen Gespräch.

Früher glaubte ich, sie zu kennen. Ich wusste noch nicht, das Lieblingsessen und Lieblingsbücher keine Menschen ausmachen.
:thumbsup:


„Das hätte nicht passieren sollen, verdammt! Du bist noch ein Kind.“
Du bist noch ein Kind. Diese Worte hämmerten in meinem Kopf. Hämmerten in meiner Brust. Auf meinem Herzen.

Also, gern gelesen.

Gruß, Elisha

 

Liebe Elisha,

vielen Dank für deine Kritik. Ich freue mich sehr, dass dir meine Geschichte in großen Teilen gefallen hat.
Dass dir das Ende nicht gefällt, hat mich nachdenklich gemacht. Ich habe zwar von Anfang an geplant, dass Lucie mit Danny erwischt wird, aber ich denke, das habe ich wirklich zu wenig nachvollziehbar dargestellt. Es müsste dann mehr Hinweise geben, vielleicht auch Erklärungen, warum Lucie nicht mit Adam aber mit Danny schläft.
Ich denke, ich werde Danny gegen einen erwachsenen Liebhaber eintauschen. ;) Das ist dann insgesamt stimmiger.

Deine Textanmerkungen werde ich direkt so übernehmen. Besonders für die zweite bin ich dir sehr dankbar. Irgendwas an meinen Sätzen hat mich immer gestört. Einfach weglassen. So einfach wär´s gewesen. ;)

Vielen Dank auch für das Aufzeigen der Textjuwelen.

Viele Grüße
von Lau

 

Hallo Elisha,

so, ich habe den Schluss überarbeitet. Jetzt gefällt es mir besser. Danke für deine Tipps.

Viele Grüße
von Lau

 

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