Was ist neu

Er!

Mitglied
Beitritt
27.06.2001
Beiträge
592

Er!

Wie sehr meine Glieder und Gelenke schmerzen, vermag ich schon seit ewigen Stunden nicht mehr zu verspüren. Die Pein verschlingt meine Gefühle, verdirbt meine Gedanken. Ist mir jetzt kalt oder heiß? Läuft mir der Schweiß von meinem Körper oder ist meine Haut trocken?Steckt mir ein Knebel zwischen den Zähnen oder trinke ich? Ist mein Penis hart oder schlaff? Atme ich? Schlägt mein Herz noch oder bin ich schon tot? Es gibt nichts schlimmeres, grausameres, als mir widerfahren ist. Doch ich will nicht klagen, will nicht jammern.
Ich kann nur noch eines tun. Ich kann es genießen!

„Wo willst du hin Jonas?“ Die Frau die diese Frage stellte, stand im Flur und sah zu, wie ihr zwölfjähriger Sohn verzweifelt versuchte in seine Gummistiefel zu schlüpfen.
„Hinauf in den Wald Mami!“ antwortete er mit vor Anstrengung gepresster Stimme. „Jakob und ich wollen nachsehen ob unser Baumhaus noch steht. Ah endlich!“ mit einem leisen Plopp war auch der Rest von Jonas Fuß in den Stiefel gerutscht und zufrieden stand er nun auf um seine Jacke anzuziehen. Doch seine Mutter war schneller. Sie nahm die Jacke vom Hacken und hielt sie fest als wäre sie ein kostbarer Juwel.
„Du wirst doch nicht die teure Daunenjacke anziehen um damit in den Bäumen herumzuklettern? Weißt du was die gekostet hat?“
Jonas verdrehte genervt die Augen. Jetzt kam also wieder die „Arme Kinder wären froh, wenn sie so eine Jacke hätten“ Masche. Trotzdem versuchte er ihr klarzumachen, dass seine alte Jacke ihm zu klein geworden war und er darum diese anziehen müsse.
„Dann zieh eben den alten Parka von deinem Vater an!“ antwortete seine Mutter und ihr Blick sagte ihm, dass sie keine Widerrede duldete. „Er ist zwar etwas zu groß für dich, aber im Wald wird dich ja keiner sehen. Ach ja, und noch eines. Du musst Niklas mitnehmen!“
Das war zuviel für Jonas. Zuerst wurde er gezwungen, die alten übelriechenden Sachen seines Vater aufzutragen und dann musste er auch noch den Babysitter für seinen sechsjährigen Bruder spielen.
„Nein Mama, dass geht nicht!“ widersprach er energisch. „Wir haben bestimmt jede Menge Arbeit an unserem Häuschen und dann keine Zeit um auf die kleine Nervensäge aufzupassen. Außerdem kann er ja noch nicht auf Bäume klettern.“
„Jonas!“
Das war es! Dieses eine Wort in dem bestimmten Tonfall reichte aus um den ältesten Sohn der Schmidtners umzustimmen. Denn Jonas wusste, dass ein Wort von ihm reichen würde und er könnte den ganzen Tag damit verbringen in seinem Zimmer zu sitzen und Englischvokabeln zu pauken.
„Na gut Mama!“ sagte er leise.
Zehn Minuten später sah Frau Schmidtner wie drei Jungen, davon zwei heftig gestikulierend, das Grundstück verließen. Lächelnd wandte sie sich ihren Aufgaben zu, die der Haushalt mit einem kindischen Mann und zwei Kindern so aufwarfen.

Diese Tortur nimmt kein Ende! Ich weiß nicht, wie lange ich schon flehe sterben zu dürfen.Doch sie tun mir nicht den Gefallen. Im Gegenteil! Ich bekomme zu Essen und zu Trinken. Zwar nicht so viel, dass mein Verlangen nach Nahrung gestillt ist, aber es reicht um zu überleben.
Leben! Tod! Leben! Tod!
Immer das gleiche!
Wieviele Menschen wollen den Tod gegen das Leben eintauschen und die Natur will sich nicht auf diesen Handel einlassen?
Wie oft habe ich diese Geschöpfe verurteilt?
Doch jetzt gehöre ich zu ihnen.
Bitte, Bitte lasst mich sterben!

Die Sonne schien an diesem Märzmorgen so stark wie noch nie in diesem Jahr. Pfarrer Klarus zog die Jalousien im Badezimmer hoch, öffnete das Fenster, schloss die Augenlieder und atmete tief durch.
Er roch das herrliche Aroma des schmelzenden Schnees und verspürte die Wärme die sich über seine Haut ausbreitete. Der Frühling war unmittelbar vor ihm und aller Ärger und Stress der vergangen Wochen war für diesen Moment vergessen. Heute war Samstag. Das bedeutete für den praktizierenden Katholiken, dass er bis zum späten Nachmittag nichts zu tun hatte. Es sei denn, es käme etwas Unerwartetes dazwischen. Doch daran wollte Klarus nicht denken. Die Schulen waren geschlossen, Religionsunterricht musste er an diesem Tage nicht geben. Auch war keines seiner „Schäfchen“ seines Wissens nach so kränklich, dass sein Beistand von Nöten wäre. Kurzum, er konnte sich heute einen richtig schönen Tag leisten. In Gedanken malte er sich schon aus, was er alles unternehmen würde. Zuerst käme natürlich nur ein Frühstück auf der Terrasse in Frage, dann ein ausgedehnter Spaziergang, dabei konnte er gleich nachsehen, ob die kleine Kapelle im Wald irgendwelche Schäden aufwies. Und Nachmittags würde er sich bei offenen Fenster ein Schläfchen genehmigen, bevor es daran ging, die Vorabendmesse vorzubereiten.


Eben kamen sie wieder zu mir und haben mich von meinen Fesseln befreit. Zu erst dachte ich, dass sie doch so etwas wie Mitleid mit mir empfinden, doch das sollte sich schnell als Trugschluss herausstellen. Ich kann nicht sagen, wie lange ich an den Ketten hing, aber das lösen der Schlösser lies mich wie einen Sack in mich zusammenfallen und der Gegenstand, der schon eine halbe Ewigkeit in meinem After steckt, bohrte sich so tief in meinen Unterleib, dass mich die Schmerzen fast in die Ohnmacht brachten.
Ohnmacht!
Ach wie sehr sehne ich diesen Zustand herbei!
Was würde ich dafür geben, endlich alles hinter mir zu lassen.
Die Schmach.
Die Einsamkeit.
Die Stille.
Die Schmerzen, die ich zwar kaum mehr verspüre, die mich aber von Zeit zu Zeit derart befallen, dass ich schreie. Ja, ich schreie, doch nicht mal ich kann mich mehr hören!
Ich weine, doch ich verspüre keine Tränen.
Ich lache, doch mein Zwerchfell ist wie abgestorben.
Ich verzweifle, doch ich werde nicht wütend

„Gib mir mal die zwölfer Ratsche Achim!“ sagte Robert Schmidtner und streckte eine Hand aus der Montagegrube seiner Garage. Über ihm stand ein alter Fünfziger Audi, Baujahr Neunzehnhunderteinundsechzig und war schon seit mehreren Monaten die Lieblingsbeschäftigung, der beiden Freunde. Tag und Nacht hatten Achim Holzer und sein Nachbar in Roberts Garage verbracht und haben oft krampfhaft versucht, die Geduldsfäden nicht reißen zu lassen. Wieviele Schimpfwörter und Flüche sie in den letzten Monaten über den Wagen und Bier in ihre Kehle geschüttet haben, konnte keiner der beiden Männer mehr sagen. Doch aufgeben wollten sie auch nicht. Sie wollten sich den Traum des selbst restaurierten Wagen nicht nehmen lassen und schufteten wie die Maurer.
Heute sollte es endlich soweit sein. Ihr Wagen sollte zur ersten Spritztour genötigt werden.
Die Bedingungen waren wie dafür erschaffen. Die Sonne schien, die Strassen waren trocken und es war nicht so warm, als das der Motor Gefahr lief zu überhitzen.
„Danke!“ sagte der Vater von Jonas und Niklas, nachdem ihm das Werkzeug gereicht wurde und zog nochmals die Schrauben der Schelle an, die den Auspuff halten sollte.
Nach etwa zwei ein halb Umdrehungen und ein paar vor Anstrengung ausgestoßenen Seufzern, kletterte Robert aus der Grube nahm einen alten schmutzigen Lappen und versuchte die Finger von dem Schmieröl zu befreien.
„Endlich fertig!“ frohlockte Achim, der es kaum mehr erwarten konnte, sich in die Ledersitze zu setzen, den Motor vorglühen zu lassen und endlich das Gefühl der Freiheit auf der Landstrasse zu genießen.
„Ja, Endlich!“ stimmte Robert mit seinem Freund überein. „Ich zieh mir nur schnell die dreckigen Klamotten aus, dann kann es losgehen.“
Er wollte gerade die Garage verlassen, als ein nervenzerrendes Piepen aus seiner Tasche ertönte. Robert der von Beruf Feuerwehrmann war, wusste das aus seiner Spritztour an diesem Tage nichts mehr wurde. Trotzdem sah er auf die Nummer im Display seines Piepers.
„Tut mir leid Achim!“ sagte er mit enttäuschter Miene. „Die Pflicht ruft! Du musst die Einweihungsfahrt ohne mich machen!“
„Nein Robert!“ antwortete sein Nachbar. „ Wir haben zusammen an diesem Wagen gebaut, also weihen wir ihn auch zusammen ein. Wir warten eben, bis du Zeit dazu hast.“
„Wer weiß wann wieder das passende Wetter dafür da ist. Außerdem steht er in meiner Garage und ich kann ihn immer dann bewegen, wann ich will. Also fahr du los, wir sehen uns spätestens heute Abend in der Kneipe!“
Nach diesen Worten eilte Robert hinaus zu seinen Wagen und fuhr so schnell er konnte zum Feuerwehrhaus.
Auch Achim setzte sich in den Wagen, stellte vorsichtig den Fahrersitz in die richtige Position, lies den Motor vorglühen, startete ihn, legte den Gang ein und fuhr langsam aus der Garage.
Mein Leben war bisher eigentlich frei von Wünschen. Materielle Dinge haben sich nie einen wichtigen Platz in meinem Gehirn erarbeitet. Auch was mein privates Dasein anbelangt war ich zufrieden.
Doch jetzt macht sich ein Wunsch in mir breit. Nicht der Wunsch nach Freiheit.
Nein, die werde ich bald erleben.
Die endgültige Freiheit!
Dessen bin ich mir sicher, denn meine Peiniger machen sich nicht mal die Mühe ihre Antlitze vor mir zu verbergen.
Also werde ich die Freiheit wohl bald genießen dürfen. Mein Körper wird diese Folter wohl kaum noch lange erdulden.
Mein Wunsch ist die Sonne, der Himmel die Wolken, der Duft der Natur.
Ich will diese Dunkelheit, den Modergeruch und die Feuchtigkeit nicht als meine letzte Erinnerung mitnehmen, wohin es auch geht.
Ja wohin eigentlich?
Wohin geht meine letzte Reise?
In die Ewigkeit?
In den Himmel?
Oder bin ich schon angekommen?

„Warum muss uns deine Mutter immer diesen Hosenscheißer aufdrängen?“ schimpfte Jakob während die drei Jungen sich auf den Weg zum Wald machten. Wütend trat er gegen einen der letzten Schneebatzen die auf dem Trampelpfad lagen. Schnee- und Matschtropfen flogen bis zu einer Höhe von zwei Metern.
„Sag mal spinnst du?“ Fragte Jonas, dem ein Paar Matschbrocken ins Gesicht gefallen waren? „Was kann ich denn dafür? Du tust doch gerade so als wäre ich schuld daran, dass ich ihn mitnehmen muss!“
„Wer denn sonst?“ fragte Jakob ungeniert. „Wenn du ein Kerl mit Schneid wärst, würde der Quälgeist jetzt am Rockzipfel seiner Mama hängen und wir hätten unsere Ruhe!“
„Mann redest du einen Mist!“ schimpfte Jonas und trat nun selbst gegen einen Schneebatzen.
„Lass jetzt dieses Gesülze, wir können nichts mehr daran ändern.“
Er warf einen Blick zurück auf seinen Bruder der angestrengt versuchte mit den Beiden Schritt zu halten.
„Wir müssen uns etwas einfallen lassen, wie wir ihn loswerden!“ sagte er mit gedämpfterer Stimme. „Wenn meine Mutter erfährt, dass wir das Baumhaus benutzen um mit Mädchen zu knutschen, ist für mich die Hölle los!“
„Es wird doch auch schon die Hölle los sein, wenn die Mädels sehen was du anhast!“ sagte Jakob grinsend und freute sich als Jonas’ Gesicht puterot anlief. „Aber Scherz beiseite!“ fuhr Jakob fort. „Ich wüsste da schon eine Möglichkeit!“
„Und die Wäre?“ fragte Jonas, dessen Wangen allmählich die gewohnte Farbe annahmen.
„Kleine Kinder haben doch Tiere sehr gerne, oder?“ erklärte Jakob mit der Miene eines Professors. „Und hier in der Gegend gibt es einen Verschlag, in dem verletzte und ausgestoßene Tiere gehalten werden. Also führen wir den Quälgeist dorthin und lassen ihn mit den Viechern allein. Wir gehen zum Baumhaus und zeigen den Mädels wie gut ein richtiger Mann sein kann!“
Jonas war begeistert. Die Idee war spitze. Die Hütte, die nur etwas mehr als fünfzig Meter vom Wegrand entfernt war, war das ideale Spielparadies für Niklas. Dort waren kleine Rehe, Dachse, Fasane, Hasen und so weiter. Und Ärger würden sie auch nicht bekommen, da erst wieder am Abend jemand von der Forstverwaltung zu dem Verschlag kommen würde um die Tiere zu füttern.
Hervorragend gelaunt änderten die Knaben die Richtung und liefen auf den Verschlag zu.

Welchen Hass muss ein Mensch empfinden um Jemanden das anzutun, was mir geschieht. Gerade waren sie wieder hier und die Augen meiner Peiniger sagten mir, wie sehr ich gehasst werde. Ich glaube am liebsten hätten sie mich zu Tode geprügelt, doch der Hass muss stärker sein. Darum fügten sie mir dass Schlimmste zu, dass ich mir je hätte träumen lassen.
Zuerst lösten sie meine Fesseln und transportierten mich in einen anderen Raum, in dem an der Decke eine Wasserleitung verlief, an der sie meine Hände fesselten. Danach löste einer der Beiden die Muffe, die als Verbindung der Rohre dient und ein kleiner Wasserschwall ergoss sich über mich.
Nun verstand ich aber die Welt nicht mehr. Für mich war diese Dusche eine Wohltat. Aber der Hass den ich in ihren Augen erkannt habe, hätte nie zugelassen, dass mir in dieser Hölle gutes widerfahren würde. Trotzdem dankte ich den Männern in meinem Innersten.
Ich fand diese Dusche so erquickend, dass ich gar nicht bemerkte wie einer meiner Peiniger den Raum verließ.
Erst als ich das Quietschen von Rädern hörte, achtete ich wieder darauf was sie mit mir
vorhatten. Der Dunkelhaarige schob einen kleinen Wagen mit einer Lastwagenbatterie herein und ich erstarrte. Dass sollte also meine Befreiung werden. Tod durch Stromschlag. Natürlich würden sie mich nicht sofort töten. Nein, Sie würden mich leiden lassen. Doch das war mir nicht wichtig. Ich dachte nur daran, dass in ein paar Stunden alles vorbei sein Würde.
Doch wieder habe ich mich getäuscht.

Sie zeigten mir zu was ein Mensch fähig sein kann.Sie konnten einem anderen Menschen die Schlimmsten Schmerzen zu fügen, die man sich vorstellen kann und lachen auch noch dabei.
Denn der Schwarzhaarige nahm die beiden Pole und hielt sie mir an die Hoden.
Als sich der Stromkreis gebildet hatte, erfuhr ich, dass meine Stimme noch funktionierte. Denn ich schrie! Ich schrie so laut wie noch nie in meinem Leben.

Pfarrer Klarus marschierte gemächlichen Schrittes dahin und genoss die noch schwache Märzsonne. Er liebte die Natur, dass war auch der Grund warum er immer noch der kleine Dorfpfaffe war, wie ihn seine Kollegen aus dem Studienjahr nannten.
Ihm gefiel die Gegend. Er freute sich, wenn er eine Blume sah, die gerade ihre Blüten geöffnet hatte. Er liebte die Sonnenauf- und untergänge. Er war glücklich, wenn er im Wald einen Wildwechsel beobachten konnte. Kurz, er war ein echter Naturbursche, dem wahrscheinlich nichts Schlimmeres geschehen konnte als eine Pfarrei in einer Großstadt zugewiesen zu bekommen.
Ihm war es egal, ob ihm fehlender Ehrgeiz nachgesagt wurde, oder dass er aufgrund seiner Liebe zur Natur, sein Amt vernachlässigte. Was sollte ihm denn schon geschehen? Er war jetzt fünfundzwanzig Jahre Priester und die Leute in seiner Pfarrei schätzten ihn, wenn es auch welche gab, die glaubten man könnte ihm seine Arbeit vermiesen.
Sollten sie doch! Lange würde er diesen Beruf sowieso nicht mehr ausüben müssen. Dann könnte er sich endlich in seine Berghütte verziehen, die er sich vor drei Jahren gekauft hatte.
Wie sehr freute er sich auf dieses Leben!
In Momenten wie diesem, als er stillschweigend durch die brachliegenden Wiesen hinauf in den Wald lief, malte er sich sein späteres Eremitenleben aus und war glücklich.
Er vergaß sogar die schlimmsten Momente. Ja, er dachte nicht einmal mehr an den Religionsunterricht!
Nach einem Fußmarsch von circa einer Stunde hatte er endlich sein Ziel erreicht. Die kleine Waldkapelle. Er war zufrieden mit dem was er sah. Die Wände waren nicht mit Graffitti besprüht, die Türe war auch nicht beschädigt und sogar die Opferbüchse war in tadellosem Zustand. Er kniete sich mit einem Lächeln vor das Gitter, hinter dem eine alte Holzstatue des Franz von Assissi thronte und fing an zu beten. Je länger er da saß und zu seinem Herrn sprach, desto mehr Glücksgefühle breiteten sich in seinem Körper aus. Er verfiel auch diesmal in eine Art von Rausch. Er lies sich in sein Gebet fallen. Er war mit seinem Geist in einer anderen Welt. In der Welt Gottes.
Pfarrer Klarus war in sein Gebet so vertieft, dass er um sich herum nichts mehr wahr nahm. Er bemerkte nicht, was ungefähr hundert Meter von seinem Standort entfernt geschah. Er bemerkte auch nicht, wie er sich wie von Geisterhand von seinem Platz entfernte.
Nur eines merkte er. Er bemerkte, wie sich seine Trance veränderte. Doch wusste er nicht, in welchem Zustand er war. So etwas kannte er nicht. Es war ein Zustand der aus Schmerz und Unfähigkeit bestand. Die Unfähigkeit seinen Körper zu benutzen. Die Unfähigkeit, den Geist zu aktivieren.


Seitdem ich die fürchterlichste Bekanntschaft mit der Elektrizität gemacht habe, die man sich vorstellen kann, weiß ich, dass Hass ansteckend sein kann.
Ja ich hasse. Ich hasse mich! Ich hasse das Leben! Ich hasse Gott!
Doch meine Peiniger kann ich nicht hassen!
Ich empfinde für diese Menschen nur Mitleid.
Ich empfinde für sie dieses Mitleid, das sie nicht mehr Imstande sind zu empfinden.
Falls ich hier lebend rauskommen sollte, werde ich mich nicht rächen.
Ich werde zwar ihnen nicht verzeihen können, doch Rache kommt nicht in Frage.
Diese Menschen leiden schon zu sehr, da muss ich ihnen nicht auch noch Schaden zufügen!

Hauptkommissar Nowak stieg gerade aus der Dusche, als sein Handy Beethovens Fünfte abspielte. Erleichtert griff er nach dem kleinen Telefon und bereits nach dem ersten Wort des Anrufers war er erleichtert.
Dieses Mal würde ihn also nicht die Wochenenddepression befallen können. Langeweile und Wutausbrüche aufgrund des schlechten Fernsehprogramms würden ausnahmsweise nicht sein Leben bestimmen. Für Betätigungen außerhalb seines Berufsbereiches hatte er sich noch nie so richtig erwärmen können. Dies war auch mit ein Grund warum er seit einem Jahr alleine lebte. Beate war immer schon eine lebenslustige und agile Frau, die nichts mehr hasste, als untätig rumzusitzen. Doch Nowak konnte auch nicht zu Hause von seiner Arbeit lassen. Stundenlang saß er auf seinem Sofa und starrte geistesabwesend in die Glotze, was zur Folge hatte, das sich das Paar, das sich doch so geliebt hatte immer weiter von einander entfernte. Dem Polizeibeamten aus Überzeugung wurde dies erst bewusst, als er eines Tages von der Arbeit kommend in seine Wohnung trat und diese leer vorfand. Seine Frau und ihr Liebhaber hatten gute Arbeit geleistet. Außer seinem alten Ledersessel, der Einbauküche, seiner Kleidung und einer Matratze hatten sie alles mitgenommen. Dieser Vorfall war nun schon fast eine Ewigkeit her, doch in der Wohnung hatte sich seitdem wenig verändert. Er hatte zwar jetzt einen Kleiderschrank und eine Wohnzimmercouch, doch ein Bett hatte er sich noch nicht besorgt. Warum, konnte er auch nicht erklären. Vielleicht wollte er immer daran erinnert werden, wie schön sein Leben doch jetzt noch sein könnte.

Je länger das Gespräch andauerte, desto mehr wandelte sich die Erleichterung in Betroffenheit. Genau vor so einem Gespräch hat sich Nowak immer gefürchtet. Er beendete das Gespräch und lehnte sich erst einmal mit geschlossenen Augen an die kalten Badezimmerfliesen. Bilder schossen ihm durch den Kopf. Bilder die er bisher nur aus dem Fernsehen oder dem Internet kannte. Wie sehr hatte er gehofft solche Bilder nie im Realen betrachten zu müssen? Doch nun konnte er sich davor nicht drücken. Es war seine Pflicht!
Und jetzt war der Moment gekommen an dem er seine Pflicht hasste.
„Bestien!“ schrie er wütend, riss plötzlich wieder die Augen auf, betätigte die Mischbatterie seiner Dusche und stellte sich unter den Fluss des eiskalten Wassers.

Liebes Tagebuch!

Ich weiß, dass ich es lange versäumt habe, dir die Neuigkeiten meines Lebens zu erzählen. Doch mein Leben verlief lange Zeit ohne irgendwelchen Vorkommnisse. Ja, ich führte ein ruhiges anständiges Leben. Ruhig ist vielleicht das falsche Wort. Es war schon langweilig. Es war teilweise so langweilig, dass ich mir nichts sehnlicher wünschte, als das Er sich wieder melden würde.
Doch Er blieb verschwunden. Kein Lebenszeichen von ihm.
Irgendwie war ich froh, nichts mehr von ihm zu hören, zu spüren, oder zu lesen. Doch hauptsächlich vermisste ich ihn. Trotz seines Hasses, den er verbreitete. Trotz der Gefahr die er mich aussetzte. Trotz allem was er mir hätte antun können, vermisste ich ihn.
Ich vermisste ihn sogar so sehr, dass ich ihn suchen wollte. Doch ich wusste nicht wo ich damit beginnen sollte. Also wartete ich bis Er mich finden würde.
Und was soll ich sagen.
Er hat mich gefunden.
Und zwar mit solcher Wucht, dass ich die Sehnsucht die ich nach ihm hatte nicht mehr verstehen kann.
Jetzt möchte ich, dass er mich wieder verlassen würde. Doch er ist immer noch da.
Und dafür hasse ich ihn.

Tränen rannten über die Wangen von Robert Schmidtner. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das Letzte Mal geweint hat, doch heute waren es Tränen des Schmerzes. Tränen der Wut. Und Tränen der Unbeholfenheit.
„Wie kann ein Mensch nur so etwas tun?“ fragte er immer wieder. „Er war doch erst sechs Jahre alt und hat noch nie irgend Jemanden etwas getan. Warum muss man dann so etwas mit ihm anstellen?“
Achim saß neben ihm und wusste nicht wie er ihm helfen sollte. Robert war sein bester Freund. Und es tat ihm in der Seele weh beobachten zu müssen, wie er litt.
Seit mehr als zwei Stunden saß der Vater des misshandelten und ermordeten Niklas in seiner Garage und verlangte immer wieder von Achim ihm zu erzählen wie er die Leiche seines Sohnes gefunden hatte.
Und Achim erzählte jedes Mal die gleiche Geschichte;
„Ich bin kurz nachdem du zur Arbeit bist mit dem Fünfziger losgefahren! Nach etwa zwanzig Kilometern fing die Öllampe an zu leuchten. Da ich das Auto nicht einfach so stehen lassen wollte, versuchte ich, auf kürzester Strecke noch nach Hause zu gelangen. Also steuerte ich das Auto durch den Wald. Hin und wieder hielt ich an um den Motor abkühlen zu lassen. Das tat ich auch, als ich an dem Wildverschlag ankam und dachte mir, dass ich mal nachsehen könnte, ob über den Winter nicht noch neue Tiere hinzugekommen sind. Ich ging dann den Trampelpfad entlang und entdeckte im Gebüsch einen roten Schal. Ich wusste sofort, dass es nur der Schal von Niklas sein könnte, da ich ihn heute morgen noch damit gesehen habe. Ich bekam patschnasse Hände. Denn als ich mich nach Stück Stoff bückte entdeckte ich tiefer im Gebüsch auch noch seinen Schuh. Ich drückte die Äste und Zweige auseinander und dann sah ich ihn.
Wie er ausgesehen hat, weißt du ja. Es war der schrecklichste Moment den ich je erlebt habe.“
Robert schluchzte auf, nahm die Flasche Korn die er zwischen seine Knie geklemmt hatte setzte sie an und nahm einen nicht enden wollenden Zug. Nach einer Hustattacke, die einem Erstickungsanfall nicht unähnlich war, schnäuzte Robert in sein Taschentuch und schlug mit der Faust auf die Werkbank.
„Dieses Schwein!“ schrie er. „Wenn ich den in die Finger bekommen könnte. Die Qualen die ich ihm dann zufügen würde, kann sich keiner vorstellen!“
Achim sah seinen Freund aufmerksam an.
„Was würdest du denn dann mit ihm tun?“
„Das weiß ich jetzt noch nicht!“ antwortete Robert. „Aber er würde hundert mal mehr leiden müssen als es Niklas getan hat!“
Achim stand auf, nahm seinen Nachbarn am Arm und sagte mit todernster Miene:
„Na dann komm mal mit!“


Ich weiß nicht, warum ich hier festgehalten werde. Meine Peiniger haben mir bis jetzt noch nicht den Grund genannt. Sie stellen mir zwar hin und wieder Fragen, wie:
„Glaubst du, dass er auch so hat leiden müssen wie du?“ oder „Bereust du endlich was du getan hast?“
Doch was sie mir genau vorwerfen habe ich noch nicht herausgefunden.
Ich weiß aber, dass etwas sehr schlimmes Passiert sein muss. Denn wenn ein Mensch wie Robert Schmidtner zu solchen Taten fähig kann er nur verzweifelt sein. Ich kann mich an Zeiten erinnern, als er noch zu mir mit seinen Ängsten und Sorgen gekommen ist.
Er war zwar damals noch ein Kind, doch immer gottesfürchtig, freundlich und hilfsbereit.
Seit ich hier hänge versuche ich nun darüber nachzudenken, was geschehen sein könnte, nachdem ich an der Kapelle ohnmächtig geworden war.
War ich überhaupt ohnmächtig?
Oder hat mich mein Unterbewusstsein Dinge tun lassen, an die ich mich nicht erinnern kann?
Aber bin ich wirklich zu etwas fähig, dass diese Menschen zu so grausamen Taten verführen lässt?
Ich weiß es nicht!
Ich weiß gar nichts mehr!
Ich weiß nur noch, dass mein Ende bald da sein wird.

Jonas saß nun schon seit mehr als drei Stunden in seinem Zimmer und starrte das Blümchenmuster der Tapete an. Wie oft hatte er sich über das Design der Wandverkleidung aufgeregt? Doch Niklas mochte die Tapete. Niklas mochte eigentlich alles, was Jonas nicht leiden konnte. Niklas mochte Teddybären, die überall in dem gemeinsamen Zimmer der Buben herumlagen. Er mochte die Geschichten von dem Drachen Flitze Feuerzahn, den Jonas nicht ausstehen konnte.
Jonas dachte nach. Konnte er den kleinen Drachen, der nur einen Feuerzahn hatte wirklich nicht leiden? Oder mochte er ihn nur nicht, weil Niklas ihn liebte?
Niklas liebte viel. Er liebte auch seinen großen Bruder, was Jonas in diesem Moment nicht verstehen konnte.
Wie konnte man jemanden lieben, der angestrengt versuchte ihn zu vergraulen. Der ihn piesackte wo es gerade ging. Der ihn Quälgeist, Hosenscheißer und Volltrottel nannte. Der einem Teddybären den Kopf abriss, weil dieser auf seinem Bett lag.
Jonas’ Körper wurde durchgeschüttelt. Konnte es noch einen schlechteren großen Bruder geben als ihn?
Wahrscheinlich nicht!
Tränen flossen an den Wangen herab. Es waren Tränen die er so nicht kannte. Er weinte aus Reue. Er weinte, weil er seinem kleinen Bruder nie gezeigt hatte wie sehr er ihn mochte.
Er vermisste Niklas so sehr wie er noch nie etwas vermisst hatte.
Doch Niklas würde er nie wieder sehen. Er würde sich nie bei ihm entschuldigen können. Und Jonas war daran schuld.
Er war es, der ihn zu dem Gehege führte und ihn dort alleine ließ. Er hatte die Pflicht, die er als großer Bruder hatte nicht wahrgenommen. Er hatte Niklas nicht den Schutz gegeben den er benötigt hätte.
Ja, Jonas hatte seinen Bruder auf dem Gewissen!

Mein liebes Tagebuch!

In meinem Leben hat sich in wenigen Stunden alles geändert. Es gibt keine Ruhe mehr. Es gibt keine Liebe mehr. Es regiert nur noch der Hass, der Gewalt und Ungerechtigkeit mit sich bringt.
Und der Grund dafür ist Er.
Er hat alles zerstört was ich aufgebaut habe. Er hat dafür gesorgt dass ich den Menschen nicht mehr in die Augen schauen kann.
Er hat mich zu etwas gezwungen, was ich verabscheue, aber trotzdem im Innersten meines Körper mag.
Er hat mich gezwungen Menschen zu quälen.
Ihnen das schlimmste anzutun zu dem ich fähig bin.
Doch das, was mich am meisten ängstigt, ist, dass ich dies mit voller Inbrunst tu.
Ich gehe darin auf.
Es ist, als hätte ich endlich den Sinn meines Lebens gefunden. Erst wenn ich mich abreagiert habe und sehe, was ich zerstörte, erkenne ich, dass ich ein Monster geworden bin. Ein Monster dass sich von jemanden leiten lässt, der den wahrhaftigen Teufel im Leib trägt.
Ich muss mich gegen seinen Einfluss wehren.
Aber wie?
Ich habe ihn schon einmal verlassen können.
Doch er hat mich gefunden und wirkt jetzt noch mehr auf mich, als je zuvor.
Wie kann ich ihn nur loswerden?
Sag mir bitte, wie ich mich befreien kann!
Warum sagt es mir denn keiner?

Hauptkommissar Nowak saß in seinem Büro und versuchte angestrengt irgendwelche Indizien auf den Fotos der Spurensicherung zu finden. Doch er konnte einfach nicht den Blick von dem kleinen toten Bündel abwenden.
Er wusste, das es in jedem Beruf Situationen geben kann, in denen man sich wünscht nicht anwesend zu sein. Doch dieser Fall, ging Nowak zu tief. Er schaffte nicht, einen klaren Gedanken zu fassen und sich, was sonst sein Erfolgsrezept war, in die Psyche des Verbrechers hineinzufühlen. Er empfand Abscheu gegen dieses Subjekt. Das Wort Mensch wollte ihm nicht in die Gehirnstränge.
Nowak war so vertieft in seinen Gedanken, dass er nicht bemerkte wie sich die Tür öffnete und sein Assistent hereintrat.
Arthur Wagner war ein dreißigjähriger, erfolgshungriger und gewissenhafter Polizist, dem all Anschein nach kein Verbrechen zu brutal erschien.
Im Gegenteil. Nowak hatte den Eindruck, als würde Wagner darin aufgehen, ein Verbrechen auflösen zu dürfen, dass an Brutalität und Perversität wohl kaum zu übertreffen ist.
„Chef!“ sagte Wagner mit seinem sympathisch anhörenden Bass, der trotz der Ruhe, den er ausstrahlte Nowak hochschrecken ließ. „Gerade kam eine Vermisstenanzeige herein, die sehr interessant klingt und uns vielleicht im Fall Schmidtner Niklas weiterbringen kann.“
Nowak bekam eine Gänsehaut als er das Wort „Fall“ vernahm. Er konnte nicht verstehen, wie man bei dieser bestialischen Tat noch von einem „Fall“ sprechen kann.
Trotzdem versuchte er die Fassung zu bewahren und hielt dem Blick seines Assistenten stand.
„Welche Vermisstenanzeige?“ fragte er.
„Es wird seit gestern Morgen ein gewisser Pfarrer Klarus vermisst, der in dem Ort in dem das Verbrechen geschah der Dorfpriester ist. Die Haushälterin des Vermissten war ziemlich aufgebracht und in Sorge. Nach ihren Angaben ist dieser Klarus ein sehr gewissenhafter Mann, der in seinem Beruf aufgeht. Sie ist seit über zwanzig Jahren bei ihm angestellt und nie kam der Geistliche zu spät zu seinen Gottesdiensten. Doch gestern Nachmittag war er überhaupt nicht erschienen. Sie weiß nur, das er am Vormittag das Pfarrhaus verlassen hat um einen Spaziergang durch den Wald zu unternehmen. Danach hat sie ihn nicht mehr gesehen.“
Wagner ließ den Block auf dem Stichpunkte notiert waren auf den Tisch fallen und setzte sich in den Sessel der gegenüber Nowak stand fallen.
Der Hauptkommissar war jetzt plötzlich wieder voll in seinem Element. Die Gedanken, die noch vor wenigen Minuten sein Gehirn beansprucht hatten, waren wie weggeblasen. Letzt war er wieder mit Leib und Seele Polizist, der nicht von Gefühlen sondern von Tatsachen geleitet wurde.
„Na wenn das keine Spur ist!“ sagte er und kaute auf seinen Kugelschreiber. „Wagner, setzen sie diesen Pfarrer sofort zur Fahndung aus, benachrichtigen sie die Spurensicherung, das sie sofort noch mal den Tatort und den Weg von dort bis zum Pfarrhaus absuchen sollen. Vielleicht finden die ja noch etwas. Und danach fahren wir zwei noch mal in den Ort und sprechen mit der Haushälterin, außerdem möchte ich mir die Wohnung des Priesters genauer ansehen.“
Wagner stand sofort auf und wollte das Büro verlassen. Doch an der Tür blieb er noch einmal stehen.
„Übrigens Chef!“ sagte er. „Ich habe gerade mit einem der Mechaniker des Fuhrparks gesprochen und der hat mir etwas sehr Merkwürdiges erzählt.“

Irgendetwas stimmt da nicht. Robert macht immer mehr den Eindruck, als würde er alles Geschehene rückgängig machen wollen.
Doch sein Freund hat wohl einen sehr starken Einfluss auf ihn. Er war es auch, der mir die Schmerzen zugefügt hat. Er war es auch, der mich hier aufgehängt hat.
Es ist nicht Robert der die Einfälle für die Torturen hatte die sie mir zugefügt haben. Es muss dieser Mann gewesen sein.
Sein Blick ist hasserfüllt und jagt mir jedes Mal eine gehörigen Schrecken ein. So muss man sich fühlen, wenn man dem Leibhaftigen gegenüber tritt.
Ich kann nicht glauben, dass ein gesunder Mensch so grausam sein kann.
Es muss etwas in ihm sein, dass ihn lenkt.

„Achim hör auf damit!“ schrie Robert und verstellte seinem Nachbarn den Zutritt zum Sudkeller des alten Brauhauses. „Er hat schon genug gelitten!“
„Diese Sau kann doch gar nicht genug leiden!“ sagte Achim mit einem Lächeln. „Oder hast du vergessen, was er gestern deinem Sohn angetan hat?“
Robert senkte seinen Blick. Als ob er das je würde vergessen können. Doch die Rache an dem Täter hat ihm über dem Schmerz auch nicht hinweg geholfen. Und was könnte es Niklas helfen? Niklas ist tot und ihn würden auch die Schmerzensschreie seines Mörders nicht mehr lebendig machen können.
„Achim!“ sagte er mit ruhiger Stimme. „Was wir hier getan haben, ist nicht richtig! Ich werde jetzt zur Polizei fahren und sagen wo sie den Mörder von Niklas finden können. Außerdem werde ich mich selbst anzeigen. Von dir werde ich kein Wort sagen. Also pack deine Sachen zusammen und verschwinde von hier!“
Achims Blick wurde glasig und seine Mundwinkel bekamen ein merkwürdiges Zucken.
„Das ist doch nicht dein Ernst Robert!“ sagte er mit tonloser Stimme. „Du willst doch dieses Schwein nicht lebend davon kommen lassen!“
„Doch, das will ich Achim!“ antwortete Robert. „Ich habe kein Recht mich als Richter und Henker aufzuführen. Dafür gibt es Gesetze!“
Robert bewegte sich langsam von der Tür zum Sudkeller weg.
„Ich werde jetzt zur Polizei fahren und du verlässt die Brauerei. Ich weiß nicht wie viele Jahre Gefängnis ich bekomme, aber irgendwann wird es schon möglich sein wieder ein einigermaßen normales Leben zu führen.“
Nach diesen Worten drehte sich Robert um und eilte auf den Ausgang zu. Ihm war nicht wohl dabei. Irgendwie hatte er das Gefühl, als könnte er Achim nicht wieder erkennen. Er hat sich seit sie hier im Gebäude waren sehr gewandelt. Er war nicht mehr der friedfertige, angenehme Mann als den er ihn vor einem Jahr kennen gelernt hatte. Er traute ihm nicht mehr. Er hatte sogar Angst vor seinem Freund. Doch trotzdem drehte er sich nicht um. Er wollte Achim nicht zeigen, dass er sich unwohl fühlte. Er zählte die Meter, die ihm bis zum rettenden Ausgang noch fehlten. Nicht mehr viel und er hätte diesen Ort des Grauens verlassen. Doch das komische Gefühl wurde immer stärker je näher er dem Tor kam. Seine Haare sträubten sich am ganzen Körper.
Da, was war das für ein Geräusch?
Wie vom Blitz getroffen drehte Robert sich um und sah gerade noch wie Achim sich mit einer großen Rohrzange bewaffnet auf ihn stürzen wollte.
Geistesgegenwärtig wich Robert eine Schritt zur Seite und griff nach dem zum Schlag ausgeholten Arm. Doch durch die Geschwindigkeit, mit der Achim auf ihn zugerannt kam stürzten beide zu Boden. Beide Männer wehrten sich heftigst, doch Robert spürte, dass er gegen Achim nicht viel entgegensetzen konnte. Nach einigen Sekunden war es Roberts Nachbarn gelungen seinen Gegner unter seinen Körper zu bekommen.
Achims Pupillen waren so weit wie nur möglich geweitet und seine Mimik glich mehr dem eines zähnefletschenden Wolfes als dem eines Menschen.
Robert bekam Todesangst. Ihm fehlte jetzt die Kraft sich zu wehren. Er war sich sicher, dass er gegen Achim auch keine Chance mehr hatte.
„So musste sich Niklas gefühlt haben.“ Schoss es ihm durch den Kopf.
Niklas!
Jetzt plötzlich wusste er, dass Pfarrer Klarus nichts mit dem Tod seines Sohnes zu tun hatte. Doch Achim war es auch nicht, denn die Person, die über ihm lag und seine Hände um Roberts Hals legte konnte nicht der Freund und Nachbar sein mit dem die Familie Schmidtner so viel unternommen hat.
Mit letzter Kraft versuchte Robert sich von der Umklammerung zu lösen. Doch der Druck an seinem hals wurde immer stärker und er stand kurz davor die Besinnung zu verlieren. Angestrengt versuchte Robert nach Luft zu schnappen, doch mehr als ein japsen schaffte er nicht mehr. Jetzt hatte er nicht mal mehr die Kraft seine Lider offen zu halten. Trotzdem sah er Bilder. Er sah Niklas, wie er lachte. Er sah Jonas, wie er über seinen Hausaufgaben saß und er sah seine Frau, wie sie versuchte einen Streit der beiden Schmidtner Söhne zu schlichten.
Nach wenigen Sekunden wurden aber die Bilder immer verschwommener. Und gerade als sich Robert von allem Verabschieden wollte, schallte ein ohrenbetäubender Knall durch das hohe Gebäude.

Liebes Tagebuch!
Was ich gestern getan habe, ist wohl das Schlimmste, zu dem ein Mensch fähig ist. Ich kann jedoch nichts dafür. Er hat mich dazu gezwungen. Die Macht die er über mich hat ist unglaublich. Er lenkt mich wie von Geisterhand und Widerspruch duldet er überhaupt nicht.
Gestern waren Robert und ich wieder mal in der Garage beschäftigt, als Er bemerkte, wie Niklas, Jonas und ihr Freund sich auf den Weg in den Wald machten. Natürlich wollte er sofort hinterher und sich die jungen Leiber zu Eigen machen. Doch er ist nicht leichtsinnig. Er wusste genau, dass er sofort verdächtigt worden wäre, wenn er mich ihnen nachgeschickt hätte. Als zwang er mich, von der Toilette aus einen Notruf bei der Feuerwehr zu tätigen, wohlwissend, dass Robert an diesem Tag in Bereitschaft war.
Dieser Plan ging auch gleich auf und ich war mit ihm allein. Der Rest war dann nicht mehr schwer. Ich fuhr, wie ich der Polizei geschildert habe zwanzig Kilometer durch die Gegend um dann von der anderen Seite des Waldes auf den Pfad zu gelangen, den die Knaben auch gewählt haben. Am Wildgehege hat Er dann Niklas entdeckt.
Doch der Rausch des Töten reichte ihm nicht. Er suchte nach den anderen Kindern. Nach circa zehn Minuten führte unser Weg an der Kapelle vorbei, an der Pfarrer Klarus kniete und betete. Das war für ihn genau das was er brauchte. Mit einem gezielten Schlag ins Genick führte Er den Priester in die Bewusstlosigkeit, zerrte ihn zum Wagen und fuhr ihn in die alte Brauerei.
Dort konnte er sich seinen Grausamkeiten widmen, ohne Gefahr zu laufen entdeckt zu werden. Jetzt war Er glücklich. Jetzt konnte Er vernichten was Er neben Kindern am meisten hasste.
Ich weiß nicht, was Er als nächstes vor hat.
Ich hoffe nur, dass er mich nicht in das Verderben stürzt!

Es musste nicht mehr viel gesagt werden, nachdem der Leichnam Achims aus dem Gebäude getragen und der geschundene Körper des Pfarrer Klarus in ein Krankenhaus gebracht wurde.
Robert saß zusammengekauert auf einer Treppenstufe und wartete darauf von der Polizei abgeführt zu werden.
Doch weder Nowak noch Wagner machten Anstalten den Befehl zur Festnahme zu erteilen.
Sie standen bei den Leuten der Spurensicherung und erklärten den Kollegen was sie gesehen hatten als sie die Brauerei betraten und warum ihnen nichts anderes übrig blieb als Achim zu erschießen.
Nach circa zehn Minuten kamen die zwei Kriminalbeamten zu Robert und forderten ihn auf, sie zu begleiten.
Jetzt ist also soweit, dachte Robert. Mein Leben als Gefängnisinsasse wird nun beginnen.
Doch wieder täuschte er sich. Denn Nowak lenkte das Fahrzeug direkt zu dem Haus der Schmidtners.
Nachdem sie die Garageneinfahrt hoch gefahren waren und sich die beiden Beamten von Robert verabschieden wollten, fragte dieser ganz verblüfft.
„Warum haben sie mich denn nicht festgenommen?“
„Warum sollten wir?“ kam von Novak als Gegenfrage. „Wir haben das Tagebuch ihres Nachbarn, in dem er sämtliche Taten gesteht. Zudem hat Pfarrer klarus gesagt, dass nur ein Mann ihm diese Qualen angetan hat und in dem Toten den Täter erkannt. Somit besteht gegen sie nicht der geringste Verdacht!“
Robert wusste nun nicht, ob er sich freuen oder ein Geständnis ablegen sollte. Mit seinem Gewissen kämpfend saß er auf der Rückbank des Autos und starrte die beiden Polizisten an.
Als diese doch keine Anstalten machten ihm irgend welche fragen zu stellen, öffnete er die Tür und stieg aus.
Langsam bewegte er sich zu seinem Haus, doch plötzlich hielt er inne, drehte sich um und ging auf die Beifahrertür zu.
Wagner lies die Scheibe herab und sah Robert mit der unschuldigsten Miene an zu der er absichtlich fähig war.
„Ich hätte da noch eine Frage,“ sagte Robert. „Wie sind sie eigentlich darauf gekommen, dass Achim der Täter sein könnte?“
Wagner lächelte.
„Wir wollen ja auch nicht von ihnen wissen, was sie in der alten Brauerei gesucht haben!“
Langsam fuhr die Scheibe der Beifahrertür hoch und Novak lies den Wagen die Einfahrt hinabrollen.
Doch Robert stand noch eine Weile da und wusste nicht, was ihm geschehen war!

 

Hallo Henna!

Das erste, was ich von Dir gelesen habe - und ich muß sagen: absolut perfekter Erzählstil! Die verschiedenen Schauplätze zu einer Handlung zusammenzuführen, ist Dir gelungen! :thumbsup:

Ein paar das/dass-Fehler sind drinnen. (Vielleicht such ich sie Dir noch raus, aber jetzt hab ich gerade keine Lust dazu.) ;)

Liebe Grüße
Susi

 

Hallo Ihr Zwei!
Danke für eure Prompte Kritik!

@häferl!
Es freut mich gewaltig, dass ich dir etwas bieten konnte, was dich unterhalten hat.
das mit den Rechtschreib- und Grammatikfehlern bekomme ich irgendwann auch in den Griff. Auf alle Fälle habe ich mich da schon sehr gebessert! Du musst mal meine alten Storys lesen!

@krristin

Danke für deine suuuuper Kritik!
Genau das sind die Statements, die ich brauche.
Viiiielen dank.
Doch etwas muss ich mich doch rechtfertigen.

Das einzige, was ich etwas unbefriedigend finde, ist das Ende. Es geht so schnell... Polizei weiß irgendwie, dass sie in der Brauerei zu suchen hat, kommt, sieht die Männer kämpfen und - schießt? Auf zwei rangelnde Männer? Das wäre doch lebensgefährlich für beide. Woher wissen sie, dass Achim der Täter ist? Weil sie das Tagebuch gefunden haben? Oder haben sie das erst nach der ganzen Aktion gefunden? Wie haben sie das Tagebuch gefunden?
Zu erst einmal dies:

Nach einigen Sekunden war es Roberts Nachbarn gelungen seinen Gegner unter seinen Körper zu bekommen.

Also konnten die Polizisten den Täter wohl leicht erschiessen ohne den darunterliegenden zu verletzen.

Dann weiter:

Ich habe einen Tipp gegeben, derauf die lösung hinweisen sollte. Ich mag Geschichten nicht besonders in denen dem Leser sämtliche Situationen vprgekaut werden.

„Übrigens Chef!“ sagte er. „Ich habe gerade mit einem der Mechaniker des Fuhrparks gesprochen und der hat mir etwas sehr Merkwürdiges erzählt.“

Dies solte der eindeutige Hinweis darauf sein, dass die Polizei, den Worten Achims nicht glauben Wollten oder konnten. Ich habe ja extra einen Oldtimer miteingebaut, dass sich der Leser denken kann, dass ein Auto mit zu wenig Öl wohl kaum mehr eine Strecke von mindestens zehn kilometern schaffen kann.
Ich hätte es wohl etwas deutlicher betonen sollen.

Lustig finde ich aber, dass du nicht auf die angedeutete Lösung gekommen bist, aber die Fehlker in den Gedankengängen des Opfers entdeckt hast.

Ich muss gestehen, dass ich erst diese Fehler entdeckt habe, nachdem ich die Story das dritte Mal gelesen habe.
Ich lies sie aber trotzdem stehen, da ich finde, dass der Leser dies eher auf die Schmerzen und Qualen zurückführte als auf die Fehlerhaftigkeit des Autors.

War wohl auch wieder Falsch. Aber egal. Mich freut, dass du die Geschichte zumindest fast verschlungen hast.

Luja sog i

 

Vorab: Mir gefiel die Geschichte nicht, darum wollte ich eigentlich auf einen Kommentar verzichten, aber ich denke, wer hier veröffentlicht, hofft auf feedback und da ich keine Probleme hatte, die Story bis zum Ende zu lesen, ist sie vielleicht besser, als ich meine. Außerdem hast du ja bereits Lob eingeheimst, so ist mein statement hoffentlich nicht so schlimm. Sorry.

Zum Stil: Mir kamen manche Passagen vor, als seien sie arg schnell und unreflektiert runtergeschrieben. Da würde ich einiges überarbeiten, obwohl es sich flüssig liest... sind mehr Kleinigkeiten, Kommata, Worte, manche Sätze waren langatmig.

Zum Inhalt: Die Geschichte machte mir Angst. Nicht so sehr wegen des Themas, sondern, weil dieser Psychopath mir Unverständlich blieb. Die kursiven Passagen konnte ich nicht recht zuordnen. Einerseits schien das Opfer zu Worte zu kommen, andererseits passte manches nicht zum Zeitbogen und das >Liebe Tagebuch< irritierte mich vollkommen. Möglicherweise würde beim zweiten Lesen das ganze (mir) verständlicher, aber darauf verzichte ich dann doch... pardon.
An den Kommentaren der anderen sehe ich, was du wohl gemeint hast, aber diese Auslegung blieb mir zu vage beim ersten Lesen.

Die einzelnen Beobachtungen der Agierenden fand ich teils etwas langweilig, aber trotzdem war der Spannungsbogen groß genug, dass ich weiterlas. Schließlich will man wissen, wer so bestialisch ist! Leider blieb mir der Täter unverständlich und das ist eigentlich meine Hauptkritik: Ich hätte gerne erfahren, was in dem Typen vorgeht... falls die kursiven Bereiche auf ihn gemünzt sein sollten, so kapier ich das leider nicht. Umgekehrt ist mir auch die Opferperspektive zu abstrakt geblieben.

Zum Schluss noch was Positives: Der Gegensatz zwischen Alltag und Grauen war interessant, davon lebte die Geschichte.
Und es war gut, dass der Mord an dem Kind nicht beschrieben wurde. Der Teil findet meine Zustimmung! Trotzdem frage ich mich, aus welchem Grunde man solche Geschichten schreiben muß, will oder veröffentlicht. Zumindest in dieser Form erscheint es mir wie reine Effekthascherei, obwohl ich zugeben muß, dass ich sowas auch manchmal mache: Schaurigkeiten oder Übertreibungen einbauen, von denen ich will, dass sie den Leser bei der Stange halten.

Tut mir leid, dass ich Neuling so kritisch bin. delphi

 

hallo kristin
so habe ich mir das zwar auch gedacht, doch das war mir zu abgeschmackt. Sprich: der Er wurde schon so oft zitiert. Klar, daß der herhalten muß, aber ne Erklärung für die Tat ist das nicht.

 

hallo kristin
bist du noch online!
würde gerne mehr schnacken über diese geschichte u.ä.

 

Hallo Franz,

Deine Geschichte ist klasse.
Sie ist zu keinem Zeitpunkt langatmig oder gar langweilig. Über Rechtschreibung sich hier auszulassen, finde ich unpassend. Denn schließlich stehen die Geschichten im Vordergrund.
Sich an solchem Thema zu versuchen ist nicht ganz einfach und Du hast es geschafft, daß ich mich in alle Persönlichkeiten hineinversetzen kann.
Sie ist es wirklich wert, gelesen zu werden. :)

 

Ok, Henna, Du hast Glück, dass die Seite mal wieder zusammengekracht ist, irgendwie jedoch die stories zu lesen sind, obwohl andere threads und Funktionen nur internal server errors produzieren, ich HASSE es nämlich, um Kritiken gebeten zu werden. :mad:

Also ich sehe den Bullen (Walter? Wagner?) als den eigentlichen Übeltäter. Meiner Meinung nach hat er Achim (?) früher missbraucht und somit zu dem Monster gemacht, das er ist/war. Du hast ein paar sehr schöne Anspielungen darauf hingelegt, doch wird jemand, der weniger Erfahrung mit Plots hat, das schwerer erkennen. Tippe mal, dass wenigstens die Hälfte der Leser das nicht kapiert. Noch ein kleiner hint zum Schluss („Warum haben Sie gleich geschossen?“ oder ein fieses, selbstzufriedenes Grinsen), hälfe dem Leser auf die Sprünge. Bin mir selbst nicht ganz sicher mit Walter, denn die Tagebucheintragungen und Handlungssprünge sind z.T. verwirrend.
Kursivschrift sollte man als Stilmittel übrigens vermeiden. Beim Tagebuch noch tolerierbar.
Verwirrend sind auch die Protagonisten. Man kommt mit den vielen männlichen Namen durcheinander, zumal Du Deine Figuren nicht zeichnest. Speziell bei einer Kurzgeschichte kannst Du nicht erwarten, dass der Leser sich die alle merkt und immer weiß, wer wer ist. War Walter der Dunkelhaarige aus dem Tagebuch? War da nicht noch ein zweiter Folterer – vor dem Pfarrer? War das Nowak? (Seine Exfrau? :lol: ) Wieso empfand Nowak dann Walter als gefühlskalt angesichts der Grausamkeiten? Ist er schizo? Wer sonst war der 2. Mann? Waren Walter und Achim ein Team? Zu viele Namen (alle männlich), zu wenig Bilder dahinter. Mir fehlen Beschreibungen und (ganz allgemein) Attribute. Der Leser merkt sich eher einen Dicken, einen Dünnen oder einen Kahlköpfigen, als Achim, Walter und wie sie alle hießen (siehste, Alter, schon vergessen, warte: 2 Bullen, 2 Autoschrauber, 3 Jungs und ein Pfaffe macht 8, wenn ich keinen übersehe). Glaub mir das! Wie sehen die Männer aus? Was haben sie an? Irgendwas! Zu wenige MERKmale!!! Trotzdem tipp ich auf den/die Bullen. Zumindest einer von ihnen (Walter) hat Achim einst missbraucht und wusste nur deshalb, wo er suchen muss, fand so das Tagebuch.
Zu den vielen und zum Teil haarsträubenden Fehlern (Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung) will ich Dir raten, entweder Regeln zu büffeln, oder Dir einen Lektor zu suchen (Familie, Freunde, Schullehrer, Pfarrer), irgendjemand, der Schriftdeutsch beherrscht. Den brauchst Du unbedingt, weil diese ganzen Klöpse das Manuscript entwerten.
Und das hat es nicht verdient, denn das Plot ist genial! Speziell bei einer bayrischen Geschichte tippt man immer gern auf den Pfarrer, hehe, das haste gut hinbekommen.
Obwohl einige Fragen/Handlungsmomente offen/ungereimt bleiben/scheinen. Wenn ich eine Geschichte mehrmals lesen muss, um sie zu schnallen, ist sie entweder von Grass, höchst philosophisch, oder nicht gut genug beschrieben. Das mach ich aber nicht. Ich schreibe bewusst aus dem Gedächtnis, um Dir meinen unverfälschten Eindruck zu vermitteln.
Achte auf Wortwiederholungen (speziell Verben), an einer Stelle übertreibst Du’s mit „Er“, und auf die Tempi! Mal ist das Tagebuch im Präsens, mal im Imperfekt.
Irgendwo hatten sie erst und haben dann im selben Satz, fällt mir noch ein. Aber das fällt unter Grammatik (s.o.).

Der Schluss wirkt ein wenig hingehunzt. Mach dem Leser klar, dass eine (extrem wichtige) Frage offen bleibt! Stecken die Bullen unter einer Decke oder nicht? Wenn Walter das Schwein war, warum macht sich Nowak keine Gedanken über dessen hellseherische Fähigkeiten? Ein Großteil wird denken, Achim wars und aus (siehe die ersten beiden Kritiker, hehe). Füge Adjektive ein, beschreibe mehr! Gute story, überarbeite sie, und es wird ne klasse Kurzgeschichte!

Übrigens schrei ich Dich nicht an, Henna, Imperativen folgt nun mal ein Ausrufezeichen. :lol:

So, jetzt ist es 7.05, die scheiß page funzt immer noch nicht. Ich geh pennen und poste das später.
Und ich erwarte Antworten auf all meine Fragen!
Denn wenn ich nicht total daneben liege, ist die eigentliche Drecksau noch auf freiem Fuß...

P.S.: 16.20, hehe, ich glaub, bis jetzt hats noch keiner meiner Vorredner geschnallt.

 

Also, bevor ich anfange mich zu rechtfertigen, möchte ich allen danken, die sich die, doch nicht gerade kurze Geschichte angetan haben.
Jetzt beginne ich mit der Rechtfertigung.
@Alpha
Warum ich dich gebeten habe meine Geschichte zu lesen ist ganz einfach.
Mein Problem kennt hier ja fast jeder und ich will hier nicht darauf eingehen. Aber wenn ich jemals besser werden will, dann brauch ich die bestmögliche Kritk. Und zu der gehört nun mal deine Meinung. Wenn du es nicht glaubst, dann lies mal meine ersten Geschichte.
Ich habe mich um einiges gebessert. Das sieht man doch auch daran, dass ich mich an Genre gewagt habe, in dem ich noch nie geschrieben habe und in dem man verdammt viel falsch machen kann.
Aber jetzt komme ich zu meiner Story!
Meine Überlegung war ganz einfach. Ich wollte einmal eine Geschichte schreiben, die den Leser beeinflusst.
Ich wollte an die Psyche. Deshalb habe ich die Opfergedanken und die Tagebucheinträge hinzugefügt. Die Handlung war zweitrangig.
Deshalb überrascht es mich auch, das Alpha mir unterstellt, den Politisten Wagner als eigentlichen Täter eingebaut zu haben. Nein Alpha, ich danke dir für das Kompliment, aber so schlau bin ich nicht.
Ich wollte nur herausfinden, ob ich in der Lage bin, durch mein „Geschreibsel“ Menschen zum Grübeln zwingen kann. Deshalb lies ich auch den Teil der Lösung so gut wie offen.
Ich habe auch absichtlich einen Pfaffen als möglichen Täter genutzt, da ich versuchen wollte die Vorurteile herauszukitzeln, ob es mir gelungen ist, kann eigentlich nur derjenige sagen der die Geschichte liest.
Doch der Rest war mehr oder weniger spontan. Der ER!war natrürlich nichts anderes, als das Unterbewusstsein des Täters.
Über meine Rechtschreibung zu diskutieren ist ja wohl nicht mehr nötig. Aber trotzdem will ich hier zugeben, dass ich die Story vor der Veröffentlichung noch drei mal gelesen habe.

Ich gebe auch zu, das es falsch war, so viele Namen zu verwenden. Ich muss nach nochmaligen Lesen zugebe, das Namensgedächtnisse nicht das Beste ist, was das Gehirn zu bieten hat. Ich hätte die Personen doch etwas besser beschreiben sollen/können.
Ansonsten bin ich eigentlich froh, wie die Reaktionen auf die Story ausfallen. Ich war irgendwie beunruhigt.
Einerseits dachte ich, ich könnte für dieses Genre nicht schreiben, andererseits dachte ich, meine Gedankengedänge wären etwas zu Wirr für dieses Forum. Aber das Feedback belehrt mich eines bessere, also nochmals vielen Dank dafür!


Luja sog i

 

Hallo Boa!

Ich will mich gar nicht erst lange mit unnötigen Vorreden aufhalten, sondern gleich meinen Senf dazu geben:

Was mir an der Story am besten gefiel, war, dass du die verschiedenen Handlungsfäden sinnvoll verknüpft hast, was, und ich glaube, da sind wir uns alle einig, ziemlich schwierig ist.
Dafür gebührt dir meine volle Anerkennung!

Der Stil ist akzeptabel oder besser gesagt: Funktional, der Situation angepasst - kann man so lassen!

Die Handlung selbst ist weder originell, noch total abstrus. Auch diese finde ich somit in Ordnung!

Ich könnte die Kritik damit schließen indem ich sage: "Nette Geschichte für Zwischendurch". Aber so einfach möchtest du´s sicher nicht haben, oder?

Woran du UNBEDINGT feilen musst, das sind die Charaktäre! Diese sind nämlich, leider, allesamt Pappkameraden. Und somit passiert das, was Alpha ansprach: Man kommt mit den Namen durcheinander.
Wenn jedem Namen eine eindeutige Charakterzeichnung beigelegt wird, vermeidet man dieses Problem auf sehr elegante Weise, davon abgesehen, dass es eine Geschichte lebendiger scheinen lässt.

Die Anzahl der Rechtschreibfehler fand ich nicht gravierend.

Dagegen ist das Ende wirklich zum Ärgern, entschuldige die harte Ausdrucksweise! In ein paar Zeilen handelst du alles ab!!!
Natürlich sollte nicht jeder so ein Langeweiler werden wie ich :D , aber man kann es mit dem Straffen einer Story auch übertreiben!
Und dass die Polizei zwei Raufende trennt, indem sie einen der beiden abknallt, na ja...

Trotzdem: Alles in allem ein guter, wertvoller Schritt nach vorne! Mach weiter, das wird schon! :)

 

Hier die Antwort bzgl. der Plotfehler:

Ich fand diese Dusche so erquickend, dass ich gar nicht bemerkte wie einer meiner Peiniger den Raum verließ.

Dieser Plural verwirrt total. Der aufmerksame Leser (moi), geht jetzt zwingend davon aus, dass es sich um 2 Täter handeln muss, die einst den armen Achim missbrauchten und so zu dem Monster machten, das er ist. Dass das alles nur Hirngespinste seines Unterbewusstseins seien (Deine Erklärung im private-chat), halte ich für unbefriedigend. Eine falsche Fährte (Pfarrer), die zudem aufgelöst wird, ist gut. Mehrere, die nicht aufgelöst werden, nicht. Deshalb dachte ich, Wagner wäre das Schwein gewesen. Da dem nicht so ist, erklär mir mal, wie die beiden Bullen auf Achim kamen! Da Du dem Leser keine Anhaltspunkte dafür lieferst, muss es sich um Hellseherei handeln. Achim sofort abzuknallen, macht auch keinen Sinn mehr, da dieser nur mit einem Schraubenschlüssel bewaffnet war. Wenn Wagner nix damit zu tun hatte, fällt nämlich auch seine von mir vermutete Motivation weg, einen unliebsamen Zeugen aus dem Weg zu räumen. Das Ende wird dadurch ziemlich platt, davon abgesehen, dass es hingehunzt ist. Du verwendest eine halbe Seite auf Nowaks Privatprobleme (Ehe kaputt, kein Bett etc., alles völlig irrelevant), aber den Schluss hackst Du ab, als sei es schon spät gewesen und Du hättest endlich fertig werden wollen.

 

P.S.: Wenn Du es so umschreibst, dass "Er" der Bulle Wagner ist, ist die story genial und alles macht einen Sinn! Nur ne Idee...

 

@Aufmerksame Leserin

Hehe, direkt nach diesem kursiven Absatz (die stammen alle aus Achims Tagebuch, mein ich) kommt folgender Satz:

Pfarrer Klarus marschierte gemächlichen Schrittes dahin und genoss die noch schwache Märzsonne

Da ahnte der Pfarer noch nicht einmal, was ihm blüht, Kristin!

 

Irgendwie bin ich positiv überrascht!
Das meine Geschichte soviel Diskussionsstoff bietet, hätte ich nicht gedacht.
Traurig macht mich allerdings, dass nicht die Geschichte selbst, sondern mein Schreibstil das Diskussionsthema ist.
Ich will hier nicht alles erklären, sondern werde in den nächsten Tagen oder Wochen die Story umschreiben und so versuchen euch meine Gedanken näher zu bringen.
Ich hoffe ihr könnt damit leben!

Luja sog i

 

Wow, echt gut die Story. Hat mich wirklich gefesselt, Henna.

Das Einzige, was mich wurmt, ist das Ausrufezeichen am Ende der Story. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass sie mir als Leser mehr Ruhe geben würde, wenn da am Schluss ein Punkt wäre. Aber vielleicht ist das ja auch Absicht.

@Alpha und Kristin:
Ich bin bezüglich der Handlungsabfolge der gleichen Meinung wie Kristin. Ich halte die Handlung auch nicht für chronologisch.

 

OK! Ich verrate soviel, bis ich die Story verändert habe. Sie ist nicht chronologisch!
Die ersten kursiven Absätze sind Gedankengänge des Priesters!

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom