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Er war nicht mein Hase, er wohnte nur in meiner Wohnung.

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23.11.2003
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Er war nicht mein Hase, er wohnte nur in meiner Wohnung.

Er war nicht mein Hase...

...er wohnte nur in meiner Wohnung.

Wie jeden Morgen kam ich viel zu spät, für andere vielleicht zu früh, für mich spät, ich arbeitete ja in einer Nachtbar, nach Hause. Ich warf meine Tasche in die Ecke, schlurfte ins Bad, sprang unter die Dusche, das heißt, es war eher ein müder Hüpfer, dann in die Küche, noch was für´n Magen, der Kühlschrank gibt wie immer nur Bier her, also esse ich ein Bier, ab noch auf die Couch, gucken was die Kiste im Morgenprogramm bereit hält, nur so um die Nacht, für mich den Tag, ausklingen zu lassen, auf dem Boden lümmelt ein Hase, RTL wiederholt Birte. Moment, Hase? Auf dem Boden lümmelt ein Hase!
Was macht ein Hase in meinem Wohnzimmer?, wunderte ich mich. Er schien sich ein Nest zu bauen.
Ein Nest? Als Hase? Seltsam.

-piep-

-Hä?

-piep-

-Was piept da? War das der Hase?

-pieppiep-

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, der Hase hält sich für einen Vogel. Der Spinner. Und mein Haus womöglich für seinen Baum. Ha, welch absurder Gedanke!

-piep-

Was mache ich mit so einem geistesgestörten Viech? In freier Wildbahn ist er mit solch offenkundigen Wahrnehmungsstörungen wohl kaum überlebensfähig. Als er mich mit seinen großen treuen schwarzen Knopfaugen anblickte, schob ich den Gedanken, ihn ins Tierheim zu geben, beiseite. Naja, redete ich mir ein, eigentlich wollte ich ja schon immer ein Haustier. Und eigentlich ist er ja auch recht knuffig. Der Hase piepte dankbar.

Tage vergingen. So langsam machte ich mir Sorgen. Der Hase wollte und wollte nicht fressen. Das leckerste Gras und das teuerste Hasenfutter verschmähte er ausnahmslos.

-piep-

Da fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: Ich habe es hier ja mit einem Hasen zu tun, der sich mit einem Vogel verwechselt, erinnerte ich mich. Wahrscheinlich gibt er sich dann auch nur mit Vogelfutter zufrieden. Und tatsächlich, Würmer und Körner verschlang er gierig.

-piep-

So ein Quatsch, ein Hase, der denkt er sei ein Vogel, wo gibt´s denn so was? Amüsiert musste ich immer wieder den Kopf schütteln. Doch mit der Zeit mehrten sich die Zweifel. Was, wenn die ganze Welt verrückt geworden ist, und ich bin der Häuptling? Was, wenn nicht der Hase der Spinner ist? Was, wenn er Recht hat? Ein nur scheinbar schier unlösbares philosophisches Problem. Denn die Lösung lag auf der Hand. Besser gesagt, hinter der nächsten Wohnungstür. Ja klar, sagte ich mir, ich frag meine Nachbarin, die weiß doch immer alles. In kurzen zusammenhängenden Sätzen erklärte ich ihr das Problem. Und tatsächlich, für meine Nachbarin stand es außer Frage: Es kann nur einen Spinner geben, und in dem Fall war es der Hase.
Hocherfreut stolzierte ich beschwingten Schrittes zurück in meine Wohnung, um den Hasen von seinem lächerlichen Irrtum zu befreien.
Doch halt! Hatte ich das Recht, meinen liebgewonnenen Mitbewohner seiner Illusion zu berauben? Wohl kaum. Er schien doch so glücklich und zufrieden zu sein in seinem warmen kuschligen Nestchen. Ich beschloss, ihn weiterhin in seiner Scheinwelt und meiner Wohnung hausen zu lassen...

Ich gewöhnte mich immer mehr an die Eigenheiten meines kleinen Freundes. Aufgeregt piepte er, wenn er andere Vögel im Fernsehen sah. Wütend protestierte er, wenn
er mich dabei beobachtete, wie ich genüsslich beim Frühstück ein Ei aufschlug. Aus Rücksicht auf seine Gefühle verzichtete ich schließlich darauf.

So näherte sich langsam der Winter.

Eines Morgens kam ich, wie jeden Morgen, viel zu spät nach Hause. Ich warf meine Tasche in die Ecke, schlurfte ins Bad, sprang unter die Dusche, das heißt, es war eher ein müder Hüpfer, dann in die Küche, noch was für´n Magen, der Kühlschrank gibt wie immer nur Bier her, also esse ich ein Bier, füttere noch mein Häschen, dann ab auf die Couch, gucken was die Kiste im Morgenprogramm bereit hält. Liebevoll streichelte ich meinen vierpfotigen Freund, der auf meinen Schoß gehoppelt kam.

Da plötzlich breitete er seine Löffel aus und flog davon!
Geradewegs durchs offene Fenster!

Tststs, typisch für den Spinner, dachte ich schulterzuckend. Aber wir sehen uns im Frühjahr wieder, mein Freund, verabschiedete ich ihn mit einem verschmitzten Lächeln.

 

Hallo gosi!

Herzlich willkommen auf kg.de! :)

Also einen Hasen der ein Nest baut, Vogelfutter frißt, piept und dann auch noch in den Süden fliegt (oder fliegen will, ich denke, er kommt nicht allzu weit :D), hätte ich mir eher in Seltsam erwartet als in Alltag. :shy:

Aber es gibt natürlich alle möglichen Haustiere, die sich ihrer Art nicht mehr bewußt sind und sich für etwas anderes halten als sie sind. Mir gegenüber wohnt zum Beispiel eine Frau, die hat einen Papagei, der glaubt, er sei eine Ente. Und so hört es sich auch an, wenn sie das Fenster offen hat... :D

Irgendwie fand ich Deine Geschichte aber sehr unterhaltsam. Recht umgangsprachlich zwar, was aber wiederum zum Protagonisten paßt, und flüssig zu lesen ist sie auch. :)

Und irgendwie frag ich mich auch, ob Du die Geschichte vielleicht im übertragenen Sinn gelesen haben willst, also zum Beispiel Menschen, die sich als etwas anderes ausgeben als sie eigentlich sind. Aber das wäre dann wohl zu weit hergeholt, nehm ich an. ;)

Zwei Kleinigkeiten noch (korrigieren kannst Du, indem Du rechts unterhalb Deiner Geschichte auf "Bearbeiten" klickst):

"...er wohnte nur in meiner Wohnung."
- würd ich killen. Ist außerdem ein alter Spruch und nicht mehr sehr originell - ich benutze den seit zwanzig Jahren in Form von "Ich bin kein Wiener, ich wohne nur hier"... - Und es fehlt der Geschichte überhaupt nichts, wenn Du das wegnimmst. ;)

"mein Haus wohlmöglich für seinen Baum"
- womöglich

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo,
als ich den Anfang deiner Geschichte gelesen habe, fand ich das Ganze etwas merkwürdig, wobei ich nicht wirklich sagen kann woran es lag.

Als ich aber weiterlaß wurde ich immer neugieriger auf das Ende der Geschicht. Erstens weil du dich auf das Wesentliche konzentrierst und zweitens weil du mir in deiner Geschichte Platz läßt zu eigenen Interpretation.

Vielleicht soll der Hase das Verstellen von Menschen aufzeigen, oder aber -und das ist meine Auslegung- soll der Hase uns deutlich machen, wie manche Menschen in Rollen gezwungen werden.
Warum darf "ein Hase" sich kein Nest bauen, wieso darf er nicht Vogelfutter essen???

Aber das ist alles Auslegungssache!!!

Meiner Meinung nach eine wirklich gelungene Geschichte!!

vlg Meggy

 

@ Häferl: Danke für die herzlichen Willkommensgrüße :)

Und auch danke für das Lob und die Korrekturvorschläge.
Wobei den ersten Satz kann ich gar nicht weglassen. Mag zwar abgedroschen sein, mag sein, dass der Geschichte auch ohne diesen Satz nichts fehlt. Aber: Ohne diesen Satz würde die gesamte Geschichte fehlen. Denn diese ist dadurch ins Rollen gekommen, dass bei einem Gespräch genau dieser Satz fiel.
Also war für mich klar, dass der Satz nicht fehlen darf.

@Meggy: Dir auch lieben Dank für dein Lob.

@Meggy & Häferl: Eure Interpretationsansätze finde ich beide sehr interessant. Hab ich noch gar nicht so gesehen.

 

@gosi, wie wär´s, wenn Du den ganzen Satz als Titel nimmst, statt ihn zweizuteilen?
"Er war nicht mein Hase, er wohnte nur in meiner Wohnung" (würde dann "in meiner Wohnung" allerdings auf "hier" kürzen ;))

 

@Häferl:

Gute Idee, direkt umgesetzt. Wobei "in meiner Wohnung" bleibt, weil ich Zitate ungern verfälsche. ;)

 

hi gosi,

*smile*, diese geschichte, so schräg sie ja ist, hat mich zum schmunzeln gebracht, und das obwohl ich ja nie schmunzel *hehe*!
bitte verzeih mir, dass ich mal nicht den tieferen sinn in der geschichte suche, ich möchte sie so nehmen, wie ich sie gelesen habe, als schmunzler!
die geschichtenklammer finde ich sehr gelungen, und die art und weise, wie du erzählst, gefällt mir ausserordentlich.

eine überlegung noch:

Tage vergingen. So langsam machte ich mir Sorgen. Der Hase wollte und wollte nicht fressen. Das leckerste Gras und das teuerste Hasenfutter verschmähte er ausnahmslos.

Tage??????? der hase ist tot!!

schön gemacht!

bis dann

barde

Als er mich mit seinen großen treuen schwarzen Knopfaugen anblickte

hinter "großen" und hinter "treuen" jeweils ein komma

 

Hallo Barde!

Schön dass dich die Geschichte dazu angeregt hat, eine leider von dir offenbar nur selten ausgeübte Tätigkeit wieder aufzunehmen. ;)

Dass du keinen tiefern Sinn suchst, sei dir verziehen. Vielleicht findet er ja dich!

Der Hase war halt von vornherein sehr wohl genährt und auch ausdauernd. Er war für Kampfeinsätze so trainiert, mehrere Tage ohne Futter auszukommen. Naja. So ähnlich vielleicht. Oder auch nicht. Wer weiß...

 

Der Hase war halt von vornherein sehr wohl genährt und auch ausdauernd. Er war für Kampfeinsätze so trainiert, mehrere Tage ohne Futter auszukommen.
:shy: :rotfl:

Sollte sich Deine Geschichte etwa noch als Science Fiction herausstellen? Kriegführung mit Kampfhasen, denen man das Fliegen beibringt? War er am Ende gar ein Spionagehase?

Und wer weiß, was der in der Zwischenzeit gefressen hat, was bloß der Protagonist noch nicht bemerkt hat... :D

 

Ja, wer weiß? Aber, würd der Hase, wenn er ein Spionagehase wär, sich nicht lieber bei James Bond oder so einrichten statt bei einem so langweiligen Kellner?

Vielleicht hat sich der Hase ja in der Zwischenzeit von RED BULL ernährt... :D

 
Zuletzt bearbeitet:

Wollte nur mal anmerken, dass diese "Geschichte" der größte Schwachsinn ist, der mir je untergekommen ist. Ich mein, ein Hase, der sich für nen Vogel hält? Was soll das? Soll das irgendeine Botschaft haben? Hat der Hase zu viel Red Bull getrunken? Oder hat der Typ, der Protagonist vielleicht Hallus? Im Prinzip egal. Du machst dir auch keine Mühe, eine Richtung vorzugeben. Alles in allem eine äußerst schwache Leistung.

 

Ich halte diese Geschichte allein deshalb für keine schwache Leistung, weil ich sie sehr unterhaltend fand. Das ist schon was ;-)
Den Anfang finde ich wirklich lustig

..im Morgenprogramm bereit hält, nur so um die Nacht, für mich den Tag, ausklingen zu lassen, auf dem Boden lümmelt ein Hase, RTL wiederholt Birte. Moment, Hase? Auf dem Boden lümmelt ein Hase!
=)
Naja, danach geht der Idee für mich ein bisschen die Luft aus. Zwischendurch kamen mir ähnliche Interpretationsgedanken wie Meggy, aber auch nachdem ich deine Antworten hier gelesen habe, hab ich das Gefühl, dass der Hase kein Symbol ist. Sondern einfach nur ein Hase, der sich für einen Vogel hält. Insofern ist die Geschichte wirklich Schwachsinn. Aber netter Schwachsinn, finde ich. ;)

 

Hi Gosi,

die Geschichte mag Schwachsinn sein, aber sie ist unterhaltsam, flüssig geschrieben und brachte mich zum Grinsen.
Und solchen Schwachsinn lasse ich mir zwischendurch gerne gefallen!

Aragorn

 

Ich finde die Grundidee ja auch nicht schlecht. Ein bekloppter Hase, der sich für einen Vogel hält. Aber ich glaub, das hätte man auch in 5 Sätzen erzählen können, ohne dass die Geschichte an Substanz verloren hätte.

 

Hallo, gosi.

Am besten hat mir gefallen, dass die Tage, an denen der Hase kommt und geht, für den Protagonisten gleich ablaufen. Ohne den Hasen geht er doch vor Langweile ein ;)

Gut gemacht
Liebe Grüße, Anja M

 
Zuletzt bearbeitet:

@Provo: Wenn du denkst, die Grundidee ist ein bekloppter Hase, der sich für einen Vogel hält, hast du die Geschichte leider nicht ganz verstanden.

@Anja M: Ja, das ist wohl so. Deswegen wartet er ja sehnsüchtig auf den Frühling. Ob er da zurückgeflattert kommt?

 

Hallo gosi!
Klasse Geschichte, witzige Idee, liest sich flüssig. Allein den letzten Satz finde ich holprig, vielleicht wären ein paar Anführungs-/Schlußzeichen nicht schlecht...
Aber vielleicht ist es nur mein persönliches Problem, daß ich keine Sätze mag, die mit "aber" beginnen.
;-)
Viele Grüße
Karin

 

@ kingofloss: Mich interessiert dein Interpretationsansatz! Und er gefällt mir gar nicht schlecht... Nicht allzuweit von der Ursprungsidee, die hinter der Geschichte steckt, entfernt.

@ Karin: Aber was hast du denn gegen Sätze, die mit "aber" beginnen?

@ Arminius: Wenn alle Hasen ein Ziel im Leben hätten, würden sie dann wohl zu Vögeln mutieren? Oder nur, wenn das Ziel im Süden läge?
Und ist Geflunkere auch Geflunkere, wenn der Flunkerer von seinem Geflunkere gar nichts weiß? Und wer definiert überhaupt, was Geflunkere ist? Aber so lange man solcherlei Verdachte hegen kann, gibt es auch noch Hoffnung. Bis sich der Verdacht bestätigt hat.

 

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