Er und sie
Still saß sie auf einer roten Bank und wartete auf ihre U-bahn. Hier unten war immer viel los. Sie liebte es an Orten zu sein an denen viele Menschen sind, und sie diese Menschen beobachten kann. Manche sind ungeduldig, laufen nervös auf und ab, andere haben Angst vor etwas, andere sind zufrieden. Sie kennt die Gesichter der Menschen und weiß was sie bedeuten. Sie weiß das dass Mädchen, das zu der Musik aus dem Ghettoblaster tanzt, Mutter ist und in einem Asylheim lebt. Sie weiß, das diese Frau gerade ihren Job verloren hat und das dieser Mann seine Frau wegen einer anderen verlassen hat, das dieses kleine Mädchen im Kindergarten einen Schmetterling gesehen hat und der Junge heute Geburtstag hat. Sie weiß, das diese Frau, die tagtäglich am Eingang sitzt und bettelt, einen reichen Mann hat ud das der kleine Junge drogen verkauft.
Die Rote S-bahn kommt, die Türen öffnen sich und Menschen strömen rein und raus, jeder mit sich selbst beschäftigt, kaum einer beachtet seine Mitmenschen. Mingnon setzt sich auf einen der roten Sitze, neben einen Mann. Sie weiß das dieser Mann in dem alter von fünf jahren einen Unfall hatte und nun blind ist. Der alte Mann sitzt schweigend auf seinem platz, die viel zu große Sonnenbrille sieht in dem kleinen faltigen Gesicht lächerlich und fehl am Platze aus. Hilflos klammert er sich an seinen Stock, der seinen unachtsamen Mitmenschen seine Behinderung signalisieren soll. Angestrengt lauscht er der Ansage aus dem Lautsprecher um seine Haltestelle nicht zu verpassen. Er will das am Postplatz aussteigen. Er ist schon viel zu weit gefahren, die Blechstimme aus dem Lautsprecher spricht schnell und undeutlich, und die Gruppe der Jugendlichen ist laut. Plötzlich fasst in jemand am Arm, und führt ihn aus der S-Bahn, steigt in eine andere mit ihm ein und fährt bis zum Postplatz. die Hand führt ihn die Treppen hoch und riecht nach Vanille, nach wilder Vanille. Sie führt ihn über den Postplatz in das kleine Cafe an der Ecke, dort will er einen Cappuccino trinken und den leuten zuhören. Er liebt es, den leuten zuzuhören, und erkennt an ihrem stimmen die Menschen.Er weiß nicht wie ihm geschieht, er weiß nur, das sich die zarten Frauenhände weich anfühlen, das sie nach wilder Vanille duften und er hört, wie Mingnon ein milchshake bestellt. Sie lacht und redet auf ihn ein, erzählt ihm über die Personen im Cafe, beschreibt ihm jede einzelne, was sie denkt, fühlt und tut. Er sitzt da und lauscht ihrer Stimme, ihren Geschichten. Noch lange nachdem Minginon das Cafe verlassen hatte, saß er dort und lauschte ihrer Stimme. Und er war glücklich. Mingnon wusste das er glücklich war.