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Er nannte sie Laura

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29.01.2010
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Er nannte sie Laura

Der Wunsch Laura wieder zu begegnen, war ihm längst schon zur fixen Idee geworden.
Morgen wird es soweit sein. Mit fahriger Bewegung drückte er nach einigen Zügen die Zigarette wieder aus. Der Aschenbecher war mit nur halb angesengten Stummeln angefüllt. Seit er die Antwort hatte, der Wunsch sich der Realisierung näherte, drehten sich seine Gedanken nur noch um die Begegnung. Der Griff zur Zigarette etablierte sich seither als Handlanger seiner Ungeduld. Das Bild von Laura zog seinen Blick erneut magisch an. Er kannte jede Locke, die sich da lose herab kringelte.
In der Erinnerung schweifte er zurück, wie er damals in Mailand mehr zufällig, er langweilte sich, die Film- und Fotomesse besuchte. Montags hatte er einen Geschäftstermin in der Stadt und war bereits zum Wochenende angereist.
Ein Aussteller bot die Möglichkeit, selbst Aufnahmen von Models zu machen. Die Ausrüstung wurde zur Verfügung gestellt. Als er in den Atelierraum trat, sah er sie auf einem Stuhl sitzen, jedoch nicht so, wie man ihn normalerweise benutzt. Auf einer der Armlehnen hockte sie seitwärts, die Füsse auf der Sitzfläche, in kauernder Stellung. Sie wollte sich erheben, doch er bat sie, diese Position beizubehalten.
Sie wirkt unverstellt, natürlich, als hätte ich sie in einem unbedachten Moment überrascht. Ein Augenblick, der Selbstversunkenheit.
Die Kamera war auf Vollautomatik eingestellt, einzig die Schärfeeinstellung musste er noch wählen. Es war das erste Bild, das nun großformatig gegenüber seinem Schreibtisch einen Blickfang darstellt.
Die anderen Aufnahmen mit ihr erzielten nicht mehr den gleichen Effekt. Ihre Nacktheit ist da zwar augenscheinlicher, doch das Besondere, welches sie in der ersten Pose ausstrahlte, ging verloren. In diesem Aktbild sieht man eigentlich nichts Aufreizendes, da ihr Arm selbst noch die Brüste verdeckt. Es ist, als ob sie imaginär bekleidet wäre, alles offen gelegt und doch die Entblössung verdeckt.
Das Bild zog Gion Cathomen seither in den Bann, wenn sein Blick darauf fiel, und beunruhigte ihn zugleich. Auch nach einem Jahr war die Faszination noch ungebrochen, welche ihr Anblick in ihm auslöste. Ihre Augen von einem durchlässigen Grau wirkten kühl und doch ansprechend. Sie machten den Eindruck ihm zu folgen, wenn er sich bewegte. Der halb offene Mund deutete an, sie könnte im nächsten Augenblick sprechen. Ihr namenloses Dasein ertrug er nicht lange, er nannte sie Laura.

Bei einer neuerlichen Visite an der Messe in Mailand wurde Gion enttäuscht. Laura war dieses Jahr keines der engagierten Models. Der Aussteller erklärte ihm rigoros, dass er die Namen und Adressen von Models nicht bekannt gibt. Nicht einmal ihren Vornamen wusste er.
Doch vielleicht lautet ihr Name wirklich Laura, dachte er, er passt zu ihr.
Gion beauftragte eine örtliche Agentur sie ausfindig zu machen. Nach drei Wochen erhielt er ein Dossier mit einem Bild, das sie in professioneller Ablichtung zeigte, und den gewünschten Daten. Sie hiess Bianca und wohnte in Bologna. Nicht in Mailand. Eine Studentin, die gelegentlich als Fotomodel arbeitete.
Seine schriftliche Kontaktaufnahme mit Terminvorschlag beantwortete sie innert Wochenfrist. Einem Fototermin in Bologna stand nichts entgegen.
Telefonisch vereinbarten sie ihr Treffen auf vierzehn Uhr im Hotel. Für die ersten Aufnahmen hatte sie als geeignete Kulisse die Strassen und Gassen der Stadt vorgeschlagen. Mit keinem Wort hatte er erwähnt, dass dies nicht sein Beruf war. Die Fotoausrüstung, die er sich anschaffte, war dafür von bester Qualität.

Der Portier meldete ihm pünktlich, dass Frau Bianca Orsini, die er in Gedanken noch immer Laura nannte, ihn in der Eingangshalle erwarte.
Als er aus dem Lift trat, fühlte er sich verunsichert.. Die Spannung, mit welcher er diesen Moment herbeigesehnt hatte, löste sich bei ihrem Anblick.
Sie wirkt sehr selbstsicher, jung und ihrer Wirkung bewusst. Die überschlagenen Beine, wie sie da in einem gelben Sommerkleid im Fauteuil sitzt, wirklich rollengerecht.
Seine Aufregung unterdrückend trat er auf sie zu.
Für sie ist es doch nur ein üblicher Modeltermin. Was erwarte ich eigentlich davon? Es war ihm noch weniger klar als bisher.
«Bianca, schön, dass Sie sich die Zeit nehmen konnten.»
Sie reichte ihm die Hand. «Es freut mich Sie kennenzulernen, Gion.»
Sie hat anscheinend keine Erinnerung an mich. Er bedauerte, keinen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben, auch wenn er sich klar war, dass er nur einer unter vielen Amateurfotografen war, die dieses Fotoshooting nutzten.

Die Gassen und Häuser bildeten einen malerischen Hintergrund in dem Quartier, in das sie ihn führte. Als sie eine posierende Haltung annahm, da er keine Anweisungen gab, begann er mit Aufnahmen.
Sie erwartet von mir sicher Regieanweisungen, aber wie macht dies ein professioneller Modefotograf? Vielleicht ab und zu eine Bemerkung, wenn eine Szene als gelungen erscheint?
«Gut so», «Ja behalte diese Stellung» oder «Halte die Hand ein wenig erhoben», warf er ab und zu ein, sich nicht bewusst, dass er sie duzte.
In einem Strassencafé, in dem sie einen Espresso tranken, fragte sie ihn.
«Seit wann fotografieren Sie, Gion?»
Ihre Frage war in normaler Tonlage gehalten, eher neugierig klingend, doch ihm war zumute, als ob sie ihn bei etwas Obszönem ertappt hätte. Er meinte, das Blut aus seinem Gesicht weichen zu spüren und nestelte an seinem Foulard herum, als ob es ihm zu eng geworden sei.
«Seit zwei Jahren, aber eigentlich bin ich Amateur.»
Sie blieb ruhig und schaute ihn nur erwartungsvoll an. Da die Empörung, die er schon befürchtete, ausblieb, vertraute er ihr seine wahren Motive an.
«Das Bild gewann für mich einen Kultwert, es war nicht einfach eine Abbildung. Wäre es dies, hätte ich irgendein anderes Model wählen können. Nein, das Faszinierende an dem Bild ist, dass es Sie in einer Weise darstellt, die über die Pose eines Models hinausgeht, es zum eigentlichen Kunstwerk erhebt. Ich weiss, es klingt beinah übertrieben, ja pathetisch. Es ist die Ihnen eigene Natürlichkeit, die ich nochmals einfangen wollte.
Ihr Gesicht war ernsthaft geworden, doch als er endete, zeigte sie wieder ein Lächeln.
«Dies klingt etwas verrückt. Sie investieren ein kleines Vermögen in Fotoaufnahmen, die Sie dann nicht verkaufen können.»
Ihre Worte liessen ihn hohl schlucken. Er rang nach Worten, überlegte, was er sagen könnte, um nicht, wie ein Idiot dazustehen.
«Wissen Sie Laura, andere leisten sich eine Reise in die Karibik, und was ihnen bleibt, ist eine schöne Erinnerung.»
Er hatte nicht gemerkt, dass er sie mit dem von ihm gewählten fiktiven Namen ansprach. Da sie nicht antwortete, fuhr er mit seiner Rechtfertigung fort.
«Hätte ich nicht versucht Sie zu finden, würde der Gedanke, die Chance verpasst zu haben, Ihnen nochmals zu begegnen, mich wohl ein Leben lang verfolgen.»
«Ich verstehe das. Es gibt Träume, die man im Leben realisieren muss, damit man sie beiseitelegen kann.» In ihrer Mimik spiegelte sich jedoch ein Widerstreit von Verstehen und Ablehnung. Ihr Lippen pressten aufeinander, ihr Blick wirkte kühl und forschend, als zweifelte sie an seinen Worten.
Jetzt habe ich es vermasselt. Ich hätte behaupten sollen, dass ich versuche eine Karriere als Fotograf aufzubauen. Es hätte wahrscheinlicher gewirkt als die Wahrheit. Sie muss jetzt denken, ich hätte unseriöse Absichten. Am besten reise ich heute noch ab.
Ein klirrendes Glas hinter ihm liess ihn zusammenfahren. Einem Kellner war ein Missgeschick passiert.
«Meine Mutter hatte bei einem solchen Anlass jeweils bemerkt, dass Scherben Glück bringen.» Diese Worte entfuhren ihm ungewollt.
Bianca, die ihn beobachtet hatte, während er seinen Gedanken nachhing, lachte.
«Das sagt man bei uns auch. Glauben Sie denn nicht daran?» Ihr Blick hatte jetzt beinah etwas Spitzbübisches.
«Ich weiss nicht. Es wäre schön, wenn es ein Körnchen Wahrheit enthielte.»
«Gion, wenn Sie mögen, zeige ich Ihnen noch einige Sehenswürdigkeiten von Bologna.»
Der Vorschlag verunsicherte ihn.
Sie hat es wohl Leid für einen Amateurfotografen zu posieren, aber ich gab ihr ja Anlass dazu.
«Darf ich Sie dabei weiterhin fotografieren?», fragte er dennoch.
Lachend quittierte Bianca seine Frage. «Selbstverständlich, Sie haben dafür bezahlt Gion, und solange es Ihnen Freude bereitet, bin ich dabei.»
Sie posierte nun nur noch vereinzelt wie ein Model, gab sich locker und machte auch Scherze dabei. Ihm war, als ob das Graziöse des Bildes, welches ihm die Inspiration gab, zum Durchbruch kam. Für ihn überraschend, bat sie auch mal eine Passantin, von ihnen beiden zusammen ein Foto aufzunehmen. Als er mit Blick auf den Monitor der Kamera ein historisches Gebäude anvisierte, um es aus einer fotogenen Perspektive zu erfassen, trat sie einige Schritte beiseite und telefonierte mit ihrem Handy.
Sie lacht. Sicher spricht sie mit ihrem Freund. Eigentlich hätte ich sie ja gerne zum Abendessen eingeladen, doch das kann ich nun vergessen.
«Darf ich Sie zum Abendessen zu mir nach Hause einladen?» Bianca stand wieder neben ihm.
Er war überrascht, dies hatte er nicht erwartet. Als ob sie seine Gedanken erraten hätte.
Soll ich es ihr doch vorschlagen? Nein, die Atmosphäre nur zu zweit ist zweifellos romantischer.
«Ja gerne, da sage ich nicht Nein.»
Um Biancas Lippen kräuselte ein Lächeln, ein anmutiger Gedanke schien ihre hellen, grauen Augen aufblitzen zu lassen.
«Ich habe eine Überraschung für Sie», fügte sie an.

Als sie die Wohnung betraten, rief Bianca: «Mama, wir sind da».
Aus der Tür, hinter der sich die Küche befand, trat eine elegant gekleidete Frau. Er bemerkte sofort ihre Augen. Das gleiche helle Grau wie das von Bianca. Auch sonst stand sie in Attraktivität und Ausstrahlung ihrer Tochter in nichts nach, nur wirkte sie reifer. Sie musste etwa in seinem Alter sein.
Der Tisch war auf einer Terrasse gedeckt, von der man einen Ausblick über die Stadt hatte. Als sie zum Weinglas griffen, sagte Biancas Mutter zu ihm gewandt:
«Ich heisse Laura.»
Vor Verblüffung wäre ihm beinah das Glas aus der Hand geglitten. Laura und Bianca lachten darüber herzlich.
Meine Intuition war doch nicht so falsch, sie Laura zu nennen.
Im Laufe des Abends fiel es Gion je länger schwer, sich an den richtigen Namen von Bianca zu halten. Nicht beide mit Laura anzusprechen, da sie bei seinem Blick auf den Kameramonitor, ihm immer ähnlicher schienen.

 

Hi Anakreon!

Ein paar kleine erste Eindrücke von mir:

von Models nicht bekannt gibt. Nicht einmal ihren Vornamen wusste er.
Doch vielleicht lautet ihr Name wirklich Laura, dachte er, er passt zu ihr.

Das ist stark!

Da es ihn schon wahnhaft beschäftigte, beauftragte er eine örtliche Agentur sie ausfindig zu machen.

Ersten Teil des Satzes könnte man weglassen, Du zeigst genau das ja durch die Handlung

sie innert Wochenfrist.

? innerhalb einer Woche

«Wissen Sie Laura, andere leisten sich eine Reise in die Karibik, und was ihnen bleibt, ist eine schöne Erinnerung.»

Schön…

«Darf ich Sie zum Abendessen zu mir nach Hause einladen.»

Ein "?" am Ende

Eigentlich beabsichtigte er sie in ein Restaurant einzuladen.

er,

«Ja gerne, da sage ich nicht nein.», sagte er deshalb.

sagte er deshalb. weglassen

Laura und Bianca lachten herzlich über die gelungene Überraschung.
Im Laufe des Abends fiel es Gion schwer, sich an den richtigen Namen von Bianca zu halten und nicht beide Laura zu nennen.

Mit dem Ende bin ich mir nicht so sicher… Ich glaube ich hätte eine leise Andeutung schön gefunden, dass sich etwas zwischen ihm und B.s Mutter entwickeln könnte. Und damit alles wieder ins Lot gerät :)

Insgesamt sehr gern gelesen, diesen luftigen italienischen Text…

 

Hallo Anakreon!

Deine Geschichte war diesmal leichter zu lesen. Du hast eine bekömmlichere Sprache gewählt. Schön. Dafür fand ich den Inhalt leider etwas schwach. Das wirkt, als hättest du nicht wirklich an der Geschichte gearbeitet. Das Ende ist auch so konstruiert und glatt... Ich hab irgendwie kein Bild der Personen, die haben keinen Charakter. Sorry, aber mich hat die Geschichte nicht überzeugt, obwohl ich den Anfang interessant fand und den Text auch problemlos in einem Rutsch durchgelesen habe. Das klingt eben nicht nach richtigen Gefühlen, sondern eher nach Schwärmerei und naja da kann ich nicht mitfühlen.

Es war das erste Bild, das nun großformatig gegenüber seinem Schreibtisch einen Blickfang darstellt
den Satz find ich irgendwie krumm.
Ihre Frage war in normaler Tonlage gehalten, eher neugierig klingend, doch ihm war zumute, als ob sie ihn bei etwas Obszönem ertappt hätte
Da hast du ein Gefühl in m kir erzeugt, das hat mir gefallen.

Ich merke gerade, dass mir der Text viel besser gefallen hätte, wenn das Ende nicht so wäre, wie es ist.

Gruß

Herrlollek

 

Hallo T Anin

Danke für deine positive Einschätzung der kleinen Geschichte, worüber ich mich sehr freue, und die Hinweise auf die Mangelleistungen.
Ich sollte einfach nicht in einer schlaflosen Nacht an einem fertigen Manuskript noch herumbasteln. Diese Erkenntnis hatte ich zwar schon früher, dennoch konnte ich es nicht lassen.

Deine Korrekturvorschläge habe ich übernommen. Einzige Ausnahme: innert Wochenfrist. Eine Überprüfung zeigte mir aber, dass es sich anscheinend um eine Schweizer Eigenart handelt. Der Duden führt es nicht spezifisch auf. Es ist aber offizieller Sprachgebrauch, so auch im Vertragsrecht und Behördensprache, was nun ja wirklich kein literarischer Massstab sein kann. :lol: Doch auch Kulturmedien, darunter die NZZ mit ihrem renommierten Feuilleton, verwendeten es an einschlägigen Stellen. Um das helvetische Bild von geldzählenden Gnomen, Kühen und Berge etwas zu retuschieren, lasse ich das Idiom als weiteres Merkmal stehen. :D

Mit dem Ende bin ich mir nicht so sicher… Ich glaube ich hätte eine leise Andeutung schön gefunden, dass sich etwas zwischen ihm und B.s Mutter entwickeln könnte. Und damit alles wieder ins Lot gerät

In den Vorversionen, die ich in den letzten zehn Monaten schuf, hatte es mal ein weiterführendes Ende. Ich hatte es verworfen, da es mich nicht überzeugte. Vor einem Monat dachte ich daran, die KG zu vernichten, überarbeitete sie dann doch in den letzten Tagen, da ich neue Inspiration zu verspüren glaubte. Aber du hast Recht, das Ende lässt zu viel offen, obwohl in andern Erzählungen auch schon bekrittelt wurde, dem Leser bleibe kein Spielraum für eigene Vorstellungen. Eine zu ausschweifende Fantasie hemmt mich in diesem Zusammenhang etwas, da es dieses Bild wirklich gibt. Doch ich habe nun eine kurze Wendung angehängt, eine Anspielung, dass das Fotoshooting nicht beendet ist und beide einbezogen sind. Des Lesers Fantasie sollte damit Anreiz haben seinem Ende eigene Grenzen zu setzen. :D Ich hoffe, es mag als Verbeugung zu deiner Sichtweise angehen.


*​

Hallo herrlollek

Dass die Sprache dir diesmal verdauliche Kost war, freut mich, umso mehr da du daran Gefallen finden konntest. Nun ja, ich hatte es gewollt als eine leichte Romanze gehalten, etwas Italianata, aber nicht Berlusconi‘sch :D, wie das Land und die Leute in solchen Stücken eben assoziiert werden. Dass die Personen nicht vertieft charakterisiert sind, stimmt schon. Ich hatte lange darüber nachgedacht ihnen mehr Profil zu geben und auch die Gespräche ausführlicher zu halten. Doch für mich war es letztlich dann doch wichtiger, diese Leichtigkeit zu bewahren, und die Geschichte auf ihre Zielsetzung, der Prot. muss Laura wieder treffen, zu beschränken.

Zitat:
Es war das erste Bild, das nun großformatig gegenüber seinem Schreibtisch einen Blickfang darstellt

den Satz find ich irgendwie krumm.

Haha, jetzt hast du aber einen zweideutigen Begriff gewählt. Krumm kann als Reverenz gedeutet werden, oder aber als falsch aufgegleist. Ich denke du meinst Letzteres. Nun ja, man könnte es auch anders umschreiben, um das gleiche Ziel zu erreichen. Ich denke aber, im Kontext gelesen erfüllt es seinen Sinn ohne dafür gross ausholen zu müssen.

Ihre Frage war in normaler Tonlage gehalten, eher neugierig klingend, doch ihm war zumute, als ob sie ihn bei etwas Obszönem ertappt hätte

Da hast du ein Gefühl in mir erzeugt, das hat mir gefallen.

Solche Gedanken hegst du? :D Ja, dies sollte auch die Gefühlebene ansprechen, gleichgültig ob Identifikation oder Situationskomik.

Ich merke gerade, dass mir der Text viel besser gefallen hätte, wenn das Ende nicht so wäre, wie es ist.

Die Reverenz an den Leser ist mit einem ergänzenden Satz erfüllt, allerdings eher maliziös-erotisch versteckt. :sealed: Den Leckerbissen für ihre Fantasie müssen die Leser selbst erkennen.

Seid gegrüsst

Anakreon

 

Ja, gefällt mir schon viel besser jetzt, das Ende! Da verschmilzt etwas und vielleicht geht es ja zugunsten der Mutter aus... :)

 

Hieß nicht schon die Liebe Petrarcas Lau(renti)a und war doch bestimmt sehr weiß? Eine Romanze eines alternden Herrn mit einem überraschenden Schluss, in dem Natur & Technik eine interessante Symbiose eingehen, in der gewohnt sperrigen Sprache,

lieber Anakreon,

die freilich anzeigt, dass Du die Zeichensetzung fliehst (Flüchtigkeit).

Der Wunsch dazu, war ihm zur fixen Idee geworden.
Komma entbehrlich, schließlich ist ein einzelnes Adverb kein Satz – selbst wenn es für den vorhergehenden steht. Der Wunsch [dazu,] war ihm zur fixen Idee geworden. Erst durch Zusammenfügung und Ersetzung des Adv. durch den vorhergehenden Satz (etwa: Der Wunsch, Laura morgen wieder zu begegnen, war ihm zur fixen Idee geworden) würde die Kommasetzung erzwingen. Im Grunde aber stellt sich das Adverb als entbehrlich heraus.
Ähnlich hier:
Die anderen Aufnahmen mit ihr, erzielten nicht mehr den gleichen Effekt.

Die eingesparten Kommas könnten dann umgesiedelt werden:
Da er keine Anweisungen gab, er hatte keine AhnungKOMMA wie dies ein professioneller Modefotograf tat, bewegte und posierte sie nach eigenem GutdünkenKOMMA während er still fotografierte.

Infinitvsätze, die des Kommas bedürfen:
Er hatte MüheKOMMA einen klaren Gedanken zu fassen, doch gestand er stammelnd.
(das Verb bezieht sich aufs Substantiv Gedanken – fassen, K 117 Ziff. 2)
während hier Inifinitvsätze aufgezählt werden
…, würde der Gedanke, die Chance verpasst zu habenKOMMA Ihnen nochmals zu begegnen, mich wohl ein Leben lang verfolgen.»

…, trat sie mal kurz wegKOMMA um zu telefonieren.
K 117, Ziff. 1

Gruß

Friedel

 

Lieber Friedel

Welch meisterlich gesteuerte DUDEN-Finger die Klaviatur der Textverarbeitung doch wieder bewegten. Rasteranalytisch hast du die Inhalte der Kennziffern K100 bis K132 durch die Romanze gleiten lassen, aller Sperrigkeit zum Trotz.

Mein Drang, die weibliche Hauptrolle mit Laura zu benennen, stand nicht unter Petrarcas Einfluss. Doch der Anblick, vermutlich der Laura de Noves (auch Laura de Sade), welcher ihm dichterische Inspiration gab, bildet wahrlich eine indirekte Parallele zu dem Stück wie auch zu meiner Namensfindung. Was mich auf solche Abwege führte, war jedoch schlicht und einfach eine Kombination des Anblicks des beschriebenen Bildes und der Erinnerung des maliziösen, inhaltlich aber keinerlei Analogie aufweisenden, Films Malizia, mit Laura Antonelli, den ich 1973 sah.

Herzlichen Dank für deine neuerliche Mühe, meiner Regelwidrigkeit einen Riegel zu schieben. Das Umsiedlungsprojekt hat gefruchtet.

Gruss

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

Was mir an deiner Geschichte auffiel, war der uebermaessige Gebrauch von Tell und die fast voellige Abwesenheit von Show (verzeihe mir bitte das Englisch).
Es gibt natuerlich immer Randinformationen und Ueberleitungen zwischen Szenen, die erzaehlt werden muessen, um den Leser nicht zu ueberfordern, aber die essentiellen Teile der Geschichte sollten unbedingt gezeigt werden.
Auf diese Weise waeren uns der Protagonist und Laura/Bianca viel lebendiger vorgekommen.

Jemand sagte mal zu mir, nachdem er meine ersten Texte gelesen hatte:
"Du sollst nicht schreiben, sondern Realitaet erzeugen."

Allerdings gefaellt mir die Idee zu deiner Geschichte. Die Dialoge sind gelungen, doch waeren sie im Zusammenhang mit mehr Show-Elementen lebhafter ruebergekommen.

 

Hallo Zero

Was mir an deiner Geschichte auffiel, war der uebermaessige Gebrauch von Tell und die fast voellige Abwesenheit von Show (verzeihe mir bitte das Englisch).
Diesen Kritikpunkt hatte ich erwartet. Es stimmt, die Geschichte ist an Show zurückhaltend. Ich hatte lange gezögert, ob die dann publizierte Version der Zweckbestimmung, Leser zu unterhalten, gerecht wird. Letztlich entschied ich mich spontan aber überzeugt dafür.
Nach meiner Erfahrung ist nicht immer jede Idee in einer Kurzgeschichte realisierbar. Im vorliegenden Fall erwies es sich als Grenzfall, den ich in verschiedenen Versionen auslotete. Hierbei wies sich nicht einfach der Umfang als Schwierigkeit, ein Mehrfaches des vorliegenden Textes wäre durchaus als Kurzgeschichte tragbar, aber mögliche Weiterungen lenkten von der Zielsetzung eher ab.

Jemand sagte mal zu mir, nachdem er meine ersten Texte gelesen hatte:
"Du sollst nicht schreiben, sondern Realitaet erzeugen."
Es gibt diverse Regeln, die man beim Schreiben nicht aus den Augen verlieren sollte. Handkehrum kann man keine Geschichten stur nach Regelwerken schreiben. Im vorliegenden Fall kratzt es an Szene versus Beschreibung. Mir scheint es tragbar, den Lesern auch ein Werk vorzulegen, im Wissen hier keiner Superlative nahe zu kommen. Ein gewisses Mass muss es natürlich alleweil erfüllen, um Leser anzusprechen.
In dieser Geschichte sehe ich auch weniger die Realität als solche in Frage gestellt, diese scheint mir gegeben. Es ist die Nähe des Lesers am Geschehen um die Protagonisten, an deren gefühltem Erleben teilzuhaben, das durch die wenigen Dialoge weniger stark ausgeprägt ist. Der Leser ist stärker gefordert, Lücken zu füllen.

Insofern ist es keine starke Geschichte, mehr denn ein leichtes Lesestück.

Dass dir die Idee gefällt und du die Dialoge gelungen findest, freut mich. Für deine Kritik danke ich dir. Ich vestehe deine Bedenken und werde diesem Aspekt bei weiteren Stücken auch wieder mehr Augenmerk schenken.

Gruss

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

zu Beginn muss ich sagen, dass der Titel sehr gut zur Geschichte passt und mich gleich angesprochen hat.

Die Idee der Geschichte finde ich gut, es ist nichts Alltägliches und zugleich nicht zu weit hergeholt. Der Einstieg ist auch gelungen, auch wenn ich die Sätze manchmal umformulieren würde:

Ihre Augen von einem durchlässigen Grau wirkten kühl und doch ansprechend. Sie machten den Eindruck ihm zu folgen, wenn er sich bewegte. Der halb offene Mund deutete an, sie könnte im nächsten Augenblick sprechen.

Die Beschreibung ist toll und schön geschrieben, aber mir kommen die Sätze so abgehackt vor. Vor allem weil das zu den Sätzen davor einen ziemlich argen Kontrast bildet, ...

Ihre Nacktheit war zwar augenscheinlicher, doch ging das Besondere, welches sie in der ersten Pose ausstrahlte, verloren. [...] Es war, als ob sie imaginär bekleidet wäre, alles offen gelegt und doch die Entblössung verdeckt.

... die ich hingegen sehr gelungen finde.

Die Geschichte geht dann fließend weiter und liest sich gut. Das Ende gefällt mir ebenfalls, allerdings würde ich diese Stelle hier ändern:

Laura und Bianca lachten herzlich über die gelungene Überraschung.
Das würde ich einfach weglassen. Die Überraschung versteht der Leser vermutlich von selber, das muss nicht nochmal betont werden.

Was ich jetzt genannt habe, waren Kleinigkeiten. Doch insgesamt finde ich die Geschichte äußerst gelungen!

Liebe Grüße
MoonShine

 

Hallo MoonShine

zu Beginn muss ich sagen, dass der Titel sehr gut zur Geschichte passt und mich gleich angesprochen hat.

Mit den Titelgebungen versuche ich meist Anreize zu schaffen, Leser in die poetischen Texte zu locken, ohne ihn täuschend einzusetzen. Schön, dass dies bei dir klappte.

Die Beschreibung ist toll und schön geschrieben, aber mir kommen die Sätze so abgehackt vor. Vor allem weil das zu den Sätzen davor einen ziemlich argen Kontrast bildet, ...

Ich liess mich dabei vom realen Objekt leiten, die Empfindung des Prot. in seiner Situation nachvollziehend. Es sind ihre Augen, die dominant und lebendig aufscheinen, im Kontrast zum vorgehenden durchaus gewollt.

Zitat:
Ihre Nacktheit war zwar augenscheinlicher, doch ging das Besondere, welches sie in der ersten Pose ausstrahlte, verloren. [...] Es war, als ob sie imaginär bekleidet wäre, alles offen gelegt und doch die Entblössung verdeckt.

... die ich hingegen sehr gelungen finde.

Es freut mich, dass es mir gelungen ist die Eigenart und den Charme dieses Bildes einzufangen, das sich mit zufällig scheinender Natürlichkeit von andern Akten unterscheidet.

Zitat:
Laura und Bianca lachten herzlich über die gelungene Überraschung.

Das würde ich einfach weglassen. Die Überraschung versteht der Leser vermutlich von selber, das muss nicht nochmal betont werden.

Natürlich wird den Lesern der Effekt transparent. Dennoch sehe ich in dieser kleinen Sequenz einen Sinn. Es dämpft zwar den Ansatz an erotischer Spannung, doch birgt es eine Lockerung der Situation, die das erstere durchaus erhöhen kann. – Ach, vielleicht ist es auch nur ein auto[r]kratischer Gedanke. Aber trennen mag ich mich davon im Moment nicht.

Danke dir für deine positive Bewertung dieser Geschichte und deine sachliche Kritik, über die ich mich freue. :)

Liebe Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

ich fand die Geschichte angenehm zu lesen, floss so gemütlich dahin und ja … also es war okay, aber hat mich jetzt nicht begeistert. Das Ganze liest sich sehr alltäglich, da könnte mMn diese Wahnsinnslust/Liebe, die den Prot zu diesen verrückten Handlungen treibt besser durchkommen. Schließlich ist das schon verrückt, was er da treibt, nur wird es nicht so erzählt. Und das Ende ist dann so schön und perfekt … also für mich fast zu perfekt.
Mir fehlt da noch einen stärkeren Konflikt. Ich würde den Prot mehr schwitzen lassen, und zwar zeitnaher, das ist alles ein bisschen reflektiv und angenehm erzählt, man weiß schon, dass es irgendwie gut ausgeht.
Jetzt mal angenommen er wäre eine Serienkiller, der die hübsche Laura als Trophäe haben vor... das schlage ich jetzt nicht vor, aber ich denke so etwas sollte zumindest im Kopf des Lesers länger möglich sein …
Nur so ne Idee..

MfG,

JuJu

 

Hallo JuJu

Du hast schon recht, dass es sich eher wie eine Alltäglichkeit abhandelt, diese kleine Geschichte. Im Prinzip wollte ich es ja stärker am Bild aufhängen, in dem Laura den Prot. über längere Zeit schon imaginär verfolgt. Aber beim Schreiben hat sich dies über mehrere Fassungen zunehmend gewandelt, schon vor Veröffentlichung. Es sollte mehr ein zwanghaftes Verlangen, denn Lust oder Liebe sein, die ihn trieb. Vielleicht hätte es mehr Charakter bekommen, wenn ich einen wirklich alten Knaben genommen hätte, der das kecke Fleisch der Jugend begehrte. Aber nein, dann wäre mir Nabokov mit seiner Lolita zu sehr vor Augen gewesen.

Den Konflikt viel stärker auszubauen, ja das wäre die richtige Lösung gewesen. Es hätte wahrscheinlich die Leichtfüssigkeit, mit der ich Laura verband, beeinträchtigt, dafür aber verstärkte Spannung erzeugt.

Ein Serienkiller, der sich an Laura vergreift? Da müsste ich ja in tiefste Untergründe meiner Fantasie hinabsteigen, unter seelischen Schmerzen sie opfern. In der Rubrik Krimi hatte ich mal eine Dame verbraten, nein sie ihren Mann. Aber als Finte für die Leser, ein solches Bild zu suggerieren, das wäre eine Möglichkeit gewesen. Doch dann hätte es sich eher aus der Perspektive von Laura entblättern müssen, um so richtig zu greifen.

Aber ich werde mir mal überlegen, ob der kleinen Italianata etwas mehr leben eingeheizt werden könnte. Vielleicht kommt mir mal etwas in den Sinn, das sie aus ihrem romantisch faden Dasein herausholt. Aber ein solcher Gedanke braucht Zeit zum Wachsen.

Danke dir für deinen anregenden Kommentar. Es freut mich, dass du es dennoch angenehm zu lesen fandest.

Gruss

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

nette kleine Geschichte. Schön fand ich, als Bianca aus dem Fotomodellverhalten in ein Natürliches kippte. Das ist ein starker Moment, den Du als Autor ruhig etwas auskosten könntest. Also nicht überstrapazieren, aber so ein bisschen, ginge schon. Ansonsten vertraust Du sehr Deinem Erzähler und weniger Dir als Autor, was ich wirklich schade finde, weil ich an den Stellen als Leser auch auf ihn vertrauen muss und dann reißt immer das Kopfkino. Und die Dialoge, die wirken zum Teil wirklich arg künstlich bemüht. Ich versuch mal, so anhand von einigen Beispielen, Dir zu zeigen, was ich meine. Du kannst natürlich ganz anderer Meinung sein :).

Seine Gedanken schweiften zurück, wie er damals in Mailand aus Zufall, er langweilte sich, die Film- und Fotomesse besuchte.

Den Übergang finde ich etwas, naja, so zack. Lass ihn doch noch etwas in der Gegenwart tun und dann abschweifen. Er kann sich ja eine Zigarette drehen, mit dem Finger den Staub vom Locher wischen, was weiß ich, dabei schaut er auf das Foto und dann die Erinnerungen. So eine Überleitung eben.

Ihr namenloses Dasein ertrug er nicht lange, er nannte sie Laura.

Das ist ein schöner Satz :).

Sie hiess Bianca und nicht Laura.

Ich würde den Satz auf: Sie hieß Bianca und wohnte in Bologna. Nicht in Mailand., umschreiben. Ich glaub, das würde stärker wirken, weil der Leser ja weiß, dass, wenn sie Bianca heißt, nicht Laura heißen kann.

Seine schriftliche Kontaktaufnahme mit definitivem Terminvorschlag beantwortete sie innert Wochenfrist.

Hehe. Das klingt nicht gut ... gar nicht gut. "Definitiv" ist oft ein definitiv überflüssiges Wort. Allgemein im Sprachgebrauch, nicht nur in Deiner Geschichte. Es ist ein Unwort von Füllsel. Jawohl. Und wenn es in Nachrichten gebraucht wird, dann möchte ich immer ...

Telefonisch vereinbarten sie, um vierzehn Uhr würde sie ihn im Hotel abholen.

Muss das würde da tatsächlich rein?

In einem Strassencafé, in dem sie einen Espresso tranken, fragte sie ihn unvermittelt.
«Seit wann fotografieren Sie, Gion?»

In einem Strassencafé, in dem sie einen Espresso tranken, fragte sie ihn:
«Seit wann fotografieren Sie, Gion?»

Er hatte Mühe, einen klaren Gedanken zu fassen, doch gestand er stammelnd.
«Seit zwei Jahren, aber eigentlich bin ich Amateur.»

Er räusperte sich und lockerte den Knoten seiner Krawatte, als er sagte: «Seit zwei Jahren. Aber eigentlich bin ich Amateur.»

Jetzt so als Beispiel. Dein Erzähler haut Dir da zu viel dazwischen. Gestand stammelnd - zeig ihn, statt zu behaupten. Fange Mimik und Gestik ein und dann setzt sich der Leser daraus zusammen, wie die Worte ihm über die Lippen kommen. Nicht immer, das würde auch nerven, aber hier bietet es sich ja an.

Sie blieb ruhig und schaute ihn nur erwartungsvoll an. Da die Empörung, die er schon befürchtete, ausblieb, vertraute er ihr seine wahren Motive an. Ihr Gesicht war ernsthaft geworden, doch als er endete, zeigte sie wieder ein Lächeln.

Ruhig auserzählen. Nicht den Erzähler die Arbeit machen lassen ;).

«Ich verstehe das. Es gibt Träume, die man im Leben realisieren muss, damit man sie beiseitelegen kann.» Doch ihre Miene blieb bei den Worten nachdenklich.

Hier auch. Miene. Ja wie sieht solch eine Mimik denn aus? Mach es Dir mal nicht so leicht - schaut sie an ihm vorbei, irgendwo auf einen Punkt, der hinter ihm liegt? Bewegen sich in ihrem Gesicht nur die Lippen und sonst nichts?

Einige Zeit hingen beide ihren Gedanken nach, ehe Bianca sich wieder ihm zuwandte.

Erzähler! Gibt es einen Auslöser dafür, dass die beiden nun wieder an den Tisch zurückkehren. Das Quitschen eines LKWs oder ein Ball eines Kindes, der unter ihren Tisch rollt?

«Gion, wenn Sie mögen, zeige ich Ihnen noch einige ausgewählte Sehenswürdigkeiten von Bologna.»

Mag ich nicht :).

Während sie verschiedene Sehenswürdigkeiten aufsuchten, posierte sie immer wieder mal für Aufnahmen.

"Immer" ist ein Wort was fast immer gestrichen werden kann :).

Er bemerkte sofort ihre Augen, die das gleiche helle Grau wie das von Bianca aufwiesen.

Er bemerkte sofort ihre Augen. Das gleiche helle Grau wie das von Bianca.

«Ich heisse übrigens Laura».

Punkt in die wörtliche Rede. Und das sollte der Schlusssatz sein. Und "übrigens" kann noch weg. Stärker wird es nicht mehr, durch den Anhang.

Ich denke, Du solltest Dich als Autor mehr als Kameramann fühlen und einen Film für den Leser produzieren. Bilder malen, Szenen entwerfen, so halt, den Erzähler nicht so oft zu Wort kommen lassen.

Soviel zu meinen Empfindungen. Wie gesagt, nette kleine Geschichte, auch nicht ungern gelesen.

Lieben Gruß Fliege

 

Hallo Fliege


Schön fand ich, als Bianca aus dem Fotomodellverhalten in ein Natürliches kippte. Das ist ein starker Moment, den Du als Autor ruhig etwas auskosten könntest. Also nicht überstrapazieren, aber so ein bisschen, ginge schon.

Diese leise Kontrastsetzung zwischen Scheinwelt und dem alltäglichen Leben war mir an sich bedeutsam, doch wurde mir dann der Übergang zur Knacknuss. Ich werde da noch etwas Konturen einbringen.

Ansonsten vertraust Du sehr Deinem Erzähler und weniger Dir als Autor, was ich wirklich schade finde, weil ich an den Stellen als Leser auch auf ihn vertrauen muss und dann reißt immer das Kopfkino.

Ja, das ist sicher treffend. Die Bilder liefen während des Schreibens ab, doch fügte ich die Worte dann distanzierter zusammen, als ich es beabsichtige.

Den Übergang finde ich etwas, naja, so zack. Lass ihn doch noch etwas in der Gegenwart tun und dann abschweifen. … dabei schaut er auf das Foto und dann die Erinnerungen. So eine Überleitung eben.

Stimmt schon mit dem Zack. In den ersten Entwürfen hatte das Betrachten des Bildes noch einen stärkeren Stellenwert. Da vielleicht zu sehr. Dem Rotstift fiel dann aber wohl allzu viel zum Opfer. Ich werde den Moment mehr aufleben lassen.

Ihr namenloses Dasein ertrug er nicht lange, er nannte sie Laura.

Das ist ein schöner Satz .

Das war der allererste Gedanke, den ich zur Geschichte hatte, aus dem sich dann diese entwickelte.

Ich würde den Satz auf: Sie hieß Bianca und wohnte in Bologna. Nicht in Mailand., umschreiben. Ich glaub, das würde stärker wirken, weil der Leser ja weiß, dass, wenn sie Bianca heißt, nicht Laura heißen kann.

Logisch. Dies ist einer dieser vermaledeiten Fehler, die man bei sich selbst manchmal einfach übersieht, obwohl es auf der Hand liegt.

Hehe. Das klingt nicht gut ... gar nicht gut. "Definitiv" ist oft ein definitiv überflüssiges Wort.

Einverstanden, es klingt so fast wie nach Amtsschimmel. Weg damit.

Telefonisch vereinbarten sie, um vierzehn Uhr würde sie ihn im Hotel abholen.

Muss das würde da tatsächlich rein?

Auch hier, mit Abstand wieder gelesen erscheint es schon schmerzlich.

In einem Strassencafé, in dem sie einen Espresso tranken, fragte sie ihn:
«Seit wann fotografieren Sie, Gion?»

Ja, das unvermittelt ist entbehrlich, es muss sich aus der Szene ergeben.

Dein Erzähler haut Dir da zu viel dazwischen. Gestand stammelnd - zeig ihn, statt zu behaupten. Fange Mimik und Gestik ein und dann setzt sich der Leser daraus zusammen, wie die Worte ihm über die Lippen kommen. Nicht immer, das würde auch nerven, aber hier bietet es sich ja an.

Doch das ist eine schöne Idee. Wenn sich die Unsicherheit bildlicher ausdrückt als nur in in einem Wort.

… Da die Empörung, die er schon befürchtete, ausblieb, vertraute er ihr seine wahren Motive an. …

Ruhig auserzählen. Nicht den Erzähler die Arbeit machen lassen .

Hier war ich mir wirklich nicht sicher, wie viel es replizierend erträgt. Aber man kann es natürlich in andere Worte fassen. Werde mal sehen, wie es sich dann anhört.

Hier auch. Miene. Ja wie sieht solch eine Mimik denn aus? …

Werde versuchen es mehr bildlich auszudrücken.

Gibt es einen Auslöser dafür, dass die beiden nun wieder an den Tisch zurückkehren

Hier beabsichtigte ich, den Leser sich selbst an solche Situationen zu erinnern, doch wenn es nicht so durchkommt, werde ich es wohl ändern.

Mag ich nicht .

Das ist jetzt aber eine doppelsinnige Meinung. :D Bologna ist nicht so eine attraktive Metropole, aber ich weiss, du meinst das ausgewählte im vorgehenden Satz.

"Immer" ist ein Wort was fast immer gestrichen werden kann .

Stimmt.

Punkt in die wörtliche Rede. Und das sollte der Schlusssatz sein. Und "übrigens" kann noch weg.

Ha, das war ein Vertipper, gefolgt von einem Platzfüller. Etwas viel aufs Mal. Es sollte beiläufig klingen, doch stimmt, tut es so auch nicht.

Tja, ich sehe, es vermag so noch nicht zu befriedigen, ich werde es mir nochmals vornehmen und dann überarbeitet reinstellen. Deine Hinweise sind mir sehr hilfreich, es mit anderer Lupe wahrzunehmen. Auch habe ich inzwischen mehr Distanz zum Inhalt, als während des Schreibens.

Danke, dass du es konkret und umfassend kommentiertest. Das nett und nicht ungern gelesen, werte ich mal dahin gehend, dass ich es nicht gänzlich verkokste.

Lieben Gruss

Anakreon

 

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