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Er kann nicht gehen, er schlendert nur

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22.06.2003
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Er kann nicht gehen, er schlendert nur

Mister X führt ein glückliches Leben. Wenn man ihm begegnet, ist er stets freundlich. Natürlich hat er nicht immer Zeit, sich übers Wetter zu unterhalten, denn schliesslich ist er oft in Eile.
Mister X ist ein Mann der Geschäfte, ein Verkäufer. Er liebt Frauen und Frauen lieben ihn. Wenn er nicht gerade mit einem Klienten spricht, ist er für Frauen sehr offen.
Mister X sieht auch ganz gut aus.
In manchen Fällen, vor allem wenn er ein Individuum des anderen Geschlechts kennenlernt, gönnt er sich eine Arbeitspause, er vergisst seine Eile und verschiebt sein Geschäft auf später.
Mister X scheint, obwohl er einem zum Teil etwas nervös und gestresst vorkommt, genügend Freizeit zu haben. Er reist oft mit dem Zug.
Vielleicht auch aus geschäftlichen Gründen.
Mister X hat auch sehr viele Freunde. Gute; wie es scheint, sind es immer die gleichen.
Wenige wissen, wo er wohnt. Er arbeitet in der Stadt.
Er hat alles, was er braucht.

Mister Y geht es äusserst schlecht. Neulich hat er sich in der öffentlichen Toilette übergeben. Er sieht oft ziemlich ungesund aus. Er kann nicht gehen. Er schlendert nur.
Alle wissen, dass Mister Y arbeitslos ist. Sein Geld bezieht er vom Staat. Oder er stiehlt. Das Betteln hat er beinahe aufgegeben; nur in zweiter Linie, weil es demütigend ist. In erster Linie bringt es keinen Ertrag.
Mister Y ist eklig anzusehen, immer gleich gekleidet und zudem unfreundlich.
Er hat die unanständige Gewohnheit, überall seinen Rotz auf den Boden zu verteilen.
Mister Y fährt auch Zug, aber ohne Billet. Meistens sieht man ihn jedoch in der Stadt. Er hat kaum Freunde. Höchstens solche seiner Art.
Mister Y ist dünn, das sieht man ihm auch trotz der dicken, alten Jacke an. Ein Gerüst aus Haut und Knochen, das zudem jähzornig ist – Mister Y ist unbeliebt.

Er kann nicht gehen, er schlendert nur.

Neulich habe ich Mister X mit Mister Y zusammen gesehen.
X hat Y etwas verkauft.

Wie lange dauert es bis Mister Y zusammenbricht?

 

Hallo Van Horebeke,

Ehrlich gesagt kann ich nicht viel mit Deinem Text anfangen. Gut, Du beschreibst 2 Individuuen, die unterschiedlicher nicht sein können, aber wozu?
Mir ist zwar klar worauf Du es abgezielt hast, aber irgendwie kommt es nciht ganz zum Vorschein.

Auch habe ich den letzten Satz nicht ganz verstanden. Wieso sollte Mr.Y zusammenbrechen? Weil er zu sehr vom Neid zerfressen wird? Irgendwie blicke ich nicht durch. Bitte kläre mich auf.

mfg stille Feder

 

Hallo Stille Feder!

Nein, ich habe es nicht auf einen schlichten Gesellschaftsvergleich abgesehen.

Ich hätte auch die Pointe direkt schreiben können, aber so sollte es stärker wirken: X hat Y etwas verkauft.
Weiterer Tip: was konsumiert Mr. Y?

Vielleicht liest du den Text so nochmals durch.

mfg Van

 

oh van Horebeke,

ein Rätsel darüber, dass Mr.X Mr.Y Drogen verkauft?

Der smarte Niceguy als krimineller, von der Gesellschaft akzeptierter Gentleman, sein Opfer als an der Gesellschaft zerbrochener, von ihr gemiedener, aber letzlich auch von ihr bezahlter Penner?

Die Gegenüberstellung ist mir etwas zu berichthaft, zu wenig erzählt, bis auf einige schöne Sätze, wie zum Beispiel den Titelsatz. Unter Schlendern verstehe ich allerdings etwas entspanntes, das mir so gar nicht zu Mr.Y passen möchte.
Vom Ansatz her finde ich deine Geschichte in ihrer Gegenüberstellung gut. Es scheint mir aber zur Zeit eher noch eine Skizze zu sein, denn schon eine richtige Geschichte, daher steht der Rätselaspekt wohl auch so sehr im Vordergrund.

Durch die Benennung machst du deine zwei Protagonisten fast zu mathematischen Unbekannten einer Gleichung. Ich weiß nicht, ob das beabsichtigt war.
Auch die kurzen Sätze empfinde ich in dieser Geschichte als emotionshemmend, fast etwas kindlich.

Da würde ich mich freuen, wenn du uns die beiden noch viel näher bringen würdest, eventuell, indem du die beiden Erzählstränge jeweils völlig aus der Perspektive deiner Prots erzählst.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo v H

Das mit dem Dealen ist mir jetzt auch erst nach deinem Komment klar geworden.
So wirkt deine Geschichte wie ein Fingerzeig, dass wir keine Drogen konsumieren sollen, da es uns sonst wie dem armen Mister Y ergeht. Mit dieser eigenartigen Namengebung ziehst du die Aufmerksamkeit zu sehr darauf und man versteht den Text nicht.

Abscließend: Versprochen, ich verkauf sie nur noch;)
Leider kommt die Pointe nicht an weil man sie einfach schwerlich versteht.
Nenn sie doch Herr Dealer und Herr Konsument;)
Richtig weiterhelfen kann ich dir aber nicht.

Gruß Maniac

 
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Hallo sim und Maniac!:)

Danke fürs kommentieren!
Hier die Sekundärliteratur:D:
Ehrlich gesagt liegt mir nicht viel daran, dies als lange Geschichte zu schreiben, denn dann müsste ich sie vollkommen ändern, einfach in die Länge gezogen, wäre gleich verdünnen.
Allerdings hatte ich auch nicht vor, ein Rätsel zu schreiben, sondern eine kleine Geschichte, mit sichtumkehrender Pointe. Aus diesem Zweck habe ich die Story vor dem Posten drei Kollegen zum Lesen gegeben und die haben sofort verstanden, was Xs Job ist und was er verkauft...
Ursprünglich lautete die Pointe Mr.X verkauft Drogen an Mr.Y, aber das war mir zu deutlich, zu wirkungsverschwendend.
Ich wollte auch nicht einen Fingerzeig, wie du das meinst, Maniac, ich wollte eher darauf hinweisen, dass die Drögler eher zu bemitleiden sind und selbst nicht umbedingt wirklich böse bzw. verantwortlich sind. Die Verantwortlichen sind ganz allgemein Mister X Typen, also Leute, die von den Drogenproblemen kaum betroffen sind.
Die Mr.X Beschreibung sollte unter einem ganz anderen Aspekt verstanden werden, wenn man Bescheid weiss, um was es geht (aus Geschäftsgründen Zug fahren, ist oft in Eile, Mann der Geschäfte, Verkäufer, gute 'Freunde', die immer die gleichen zu sein scheinen...), nur einige Sätze sind unwesentlich, z.B. die über seinen Erfolg bei Frauen.
Mister X ist auch kein Mann hoher Gesellschaft, wie es im ersten Moment erscheinen mag, er ist schlichtwegs ein Mensch, dem es auf Kosten anderer gut geht.
Die Geschichte sollte nur bis zur Pointe, wie eine Gegenüberstellung zweier totaler Gegensätze wirken.

X und Y sind u.U. wirklich nicht so passend, auch wenn ich an der Anonymität(oder wie man dem sagen mag) halten will. Ich könnte ein englisches oder deutsches Adjektiv als Namen verwenden, jedoch ohne bei Mister Xs Adjektiv zu verraten oder zu widersprechen(mit dem Schluss).
Weiter habe ich in den Namen keine Vorurteile haben wollen, das heisst Namen, die auf Nationen schliessen lassen. Jedoch auch keine heimischen Namen, das wäre genausofalsch. Adjektiv wäre wahrscheinlich die beste Möglichkeit gewesen.

Optimal wäre die Geschichte, wenn ich beim Leser vorerst Bewunderung für X und Abscheu/Mitleid für Y erzeugen können - und bei der Pointe wendet sich der Spiess...
Nun muss ich aber nochmals langsam darüber nachdenken, woran meine Absicht gescheitert hat ist.

Nun, ich kann noch nicht sagen, ob ich an der Geschichte was ändere, ob ich sie lösche oder ins Archiv verschiebe, wahrscheinlich lasse ich sie im Groben so, schliesslich ist das mein erster Gehversuch in Gesellschaft(Ausrede). Nun, vielleicht wäre die Geschichte, so wie sie dasteht, schon eher etwas für Seltsam gewesen (aber sie dort zu posten wäre noch die grössere Ausrede)

Nun warte ich noch ab, ob es beim einen oder anderen Leser doch noch beim wichtigen Satz 'klick' macht und anschliessend entscheide ich über die Zukunft dieser kleinen 'Zwischenübung nach einer grossen Überarbeitung (Juliette ;-)).

Durch die Benennung machst du deine zwei Protagonisten fast zu mathematischen Unbekannten einer Gleichung.
:D
shit
Drogen + X = Y umgekehrt Y - Drogen = X
ne, war nicht beabsichtigt...
indem du die beiden Erzählstränge jeweils völlig aus der Perspektive deiner Prots erzählst.
das wäre eine Idee, ob ich dann jedoch den Überraschungseffekt drin haben kann, oder ob er überflüssig wird, weiss ich nicht. Wenn ja, müsste ich X irgendwie misteriös machen, sodass er seine Tätigkeit nicht direkt verrät. Y würde das dann im letzten Satz tun... *Gedankenmach*
Nenn sie doch Herr Dealer und Herr Konsument
monsieur Profiteur et monsieur Encaisseur...

Buah, das war jetzt länger als die Geschichte:D
Nun, bis bald,

mfg Van

 

Hi Van Horebeke noch mal ;)

deine Argumentation leuchtet mir ein, erst recht, was die Anonymität deiner Protagonisten betrifft.
Ganz grundsätzlich ist dir die Gewichtung auch schon so gelungen, wie du es dir vorgestellt hast, die leichte Sympathie für X zunächst, die Abscheu für Y bis zur Pointe.

Auch das viele Bahnfahren als Platz für die Übergabe der Handelsgüter ist durchaus bei mir anbgekommen.

Die Abscheu für Y lässt aber durch deine Pointe nicht wirklich nach. Auf Grund deiner Beschreibung findet sich bei mir nicht wirklich Erbarmen mit ihm.
Insofern weiß ich nicht, ob Verlängern hier wirklich Verdünnen wäre. Aber in dieser Hinsicht bin ich auch ein sehr schlechter Ratgeber ;)

Darauf, wie du mit einem Perspektivwechsel deine Pointe trotzdem sicher und überraschend setzen kannst, werde ich später mit mehr Zeit noch einmal eingehen.
Du brauchst die Tätigkeit von X dazu jedenfalls genauso wenig zu verraten, wie die Sucht von Y.

Das abschließende Verkaufsgespräch könntest du als reinen Dialog sozusagen im dritten Absatz schreiben, sogar ohne zu verraten, was verkauft wird. Sie bräuchten lediglich um den Preis zu feilschen. ;)

Löschen würde ich die Geschichte auf keinen Fall, denn wenn sie nicht gute Ansätze hätte, würde ich nicht so viel dazu schreiben können. ;)

Lieben Gruß, sim

 

Hallo sim,

mag sein, dass du recht hast. Ein bisschen erweitern tut der Story wahrscheinlich tatsächlich gut. Wieso solltest du ein sehr schlechter Ratgeber sein? - ich find dich als Kritiker cool und ehrlich, echt!

Die Idee am Schluss einen Dialog(und Preisfeilschen)als dritten Absatz zu schreiben finde ich sogar sehr gut, werds mir ernsthaft überlegen. Das einzige kleine Problem dabei ist, dass der letzte Satz verlohrengeht und der ist eine Art Fortsetzung des Titelsatzes.
Anderseits könnte ich so um so besser Y sympathisch machen lassen...

Thx und mfg Van

 

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