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Er ermordete sie und beerdigte sie im Wald.

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05.06.2017
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Er ermordete sie und beerdigte sie im Wald.

"Lebt dein Bruder noch?"

Ich weiß nicht mehr, wann genau es passierte.
Dass ich ihn auf „Steam“ gefunden und geaddet habe, meine ich.
Auf seinem Profil hatte er sehr viele Informationen über sich aufgelistet, die vor meinem inneren Auge das Bild eines gutherzigen und niedlichen Menschen entstehen ließen.
Ich fügte ihn meiner Freundesliste hinzu.
Wie schrieben wochenlang und irgendwann gab ich ihm meine Nummer.

Und obwohl wir über „WhatsApp“ hätten schreiben können, ging's auf „Steam“ weiter.
Ich betrachtete lange sein Profilbild.
Ein Selbstportrait, ein Foto, keine Zeichnung oder dergleichen.
Er sah wirklich liebenswert aus.

Selten spielten wir zusammen, da er immer „Cs:Go“ spielte.
Ich war eher der „Gmod“- Fanatiker.
Trotzdem begrüßten wir und jeden Tag, schrieben und verabschiedeten uns auch immer.
Doch dann kam der Tag, ab dem er kaum noch antwortete.
Ich fürchtete, wie immer, einen Freund durch meine Aufdringlichkeit vergrault zu haben.
Doch er versicherte mir knapp, dass es nichts damit zu tun habe.
Aber er strafte mich weiter mit Schweigen.
Ein Jahr oder so verging und ich erzählte ihm, dass ich in naher Zukunft zwei Wochen allein zu Hause sein würde.
Er war sehr daran interessiert mich zu besuchen.
Ich rückte mit der Adresse raus, nachdem er mich sehr lange damit nervte.

Ich spielte „Kingdoms of Amalur: Reckoning“, als er es mir mal wieder schrieb.
Kein „Hallo“ oder dergleichen.
Er fragte:„Hast du eine Schwester?“
ich entgegnete, dass ich einen jüngeren Bruder habe und schob die Frage hinterher, warum er sich nicht nach Geschwistern erkundigte. Ich weiß nicht, ob jemand meine Verwunderung über die Frage nachvollziehen kann, aber ich hatte dieses ungute Gefühl, dass er auf etwas hinaus wollte.
Seine Antwort lautete:„Lebt er noch?“
Diese Frage traf mich wie ein Tritt in die Eier...
Erneut erkundigte ich mich, warum er mir so komische Fragen stellte und er erzählte mir, dass seine Schwester tot sei.
Er habe sie umgebracht.
Ich fragte ihn in verblendeter Gutgläubigkeit, ob, oder eher, was für ein Unfall passierte.
Im Unglauben an einen Mord redete ich mir das ein.
„Es war kein Unfall.“ fuhr er fort, „ Ich und mein Bruder töteten sie und beerdigten sie im Wald.“
Ich festigte meinen Standpunkt, dass ich ihm nicht glaube, da ich keinen Grund für so eine Tat sähe.
Ich dachte, er sei einfach nur so ein hobbyloser, abgefuckter Wichser, der Leuten im Internet Angst machen will.
Auf jeden Fall wollte ich das denken.

Also erzählte er mir, dass sie sie hassten.
Und als ich weiter bohrte, antwortete er nicht mehr.
Mein Instinkt glaubte ihm jedes Wort.
Mein Verstand wollte mir einreden, dass er mich nur auf eine zugegeben kreative Weise abschrecken wollte, damit ich aufhörte, ihn mit meinem endlosen Getexte zu nerven.
Am nächsten Tag fand ich ihn nicht mehr auf Steam und meine Nachrichten in WhatsApp kamen nicht mehr an.
Er hatte mich überall geblockt.
Und ich bekam es mit der Angst zu tun und der Instinkt fraß den Verstand.
Ich hatte einem potentiell Wahnsinnigen meine Adresse gegeben.
Und er wusste, dass ich allein sein würde.
Und ich hatte dieses Gefühl...
Die schreckliche Gewissheit, dass er zu mir kommen würde.

Ich sagte aber kein Wort. Warum? Keine Ahnung. Ich hätte es meinen Eltern erzählen können. Es der Polizei sagen. Ich habe es nicht gemacht.

Die Wochen vergingen und ehe ich es bemerkte, standen die Herbstferien vor der Tür.
Zwei Wochen alleine.
14 Tage.
Und jeden Tag mochte er kommen.
Und natürlich mussten meine idiotischen Freunde, die mich eigentlich besuchen wollten, doch alle auf den letzten Drücker in den Urlaub zu fahren.
Ich war also wirklich alleine.

Ich entschied mich, die mir gegebenen Mittel zur Selbstverteidigung nicht außer Acht zu lassen.
Mein Vater war nämlich Zeit seines Lebens Dachdecker.
Also standen mit wenigstens zig Äxte, Hämmer, Messer und dergleichen zu.
Dann vergingen die Tage und Nächte.
Die Nächte eher langsam.
Fürchterlich langsam.
Mir war ständig, als hörte ich Schritte, Poltern, Knarzen und Kratzen.
Meine Angst und die lebhafte Fantasie verwandelten die Schatten der Dunkelheit am Rande meines Blickfeldes in die Monster der Nacht.

Dann war es so weit.
Es gewitterte heftig und der Platzregen vertrieb die Hitze des Spätsommers endgültig.
Ein Bus, und das mitten in der Nacht, hielt vor meinem Haus.
Die Frontscheibe war vollkommen zerschmettert.
Die Lampen erhellten die Nacht und die Vorderseite des Hauses, schienen direkt in mein Zimmer.
Ich griff mein Messer und die kleine Spaltaxt, mit der man Anmachholz hackt.
Dann zog ich mich so schnell wie ich konnte an, streifte mir den alten Ledermantel aus den Jungen Tagen meines Vaters über und stieg in die festen Stiefel.
Ich versteckte die beiden so gut es ging unter dem Mantel.
Ich wollte ihn etwas überraschen.
Dann ging ich raus in den Regen, um meinen Freund gebührend zu begrüßen. Etwas trieb mich. Der Instinkt. Ich musste es beenden. Jetzt oder nie.

Als ich den Bus erreichte, bemerkte ich einen Geruch. Als hätte ich eine Centmünze in den Mund genommen.
Dieser Geschmack... Kupfer. Nur als Geruch.
Ich weiß nicht genau, wieso mir der Geruch bevor dem bizarren Bild auffiel, das sich mir darbot.
Der Boden des Busses war mit Blut besudelt.
Niemand zu sehen.
Die Tür stand weit offen.
Meine Hand war schon längst zum Stil der Axt gewandert, doch ließ ich sie immer noch versteckt.
Ich schaute mich um und ließ den Instinkt Überhand gewinnen.
Es hieß mit größter Wahrscheinlichkeit „Er oder ich“.
Ich bemerkte seine Fußabdrücke, die in den Wald führten.

Ich hatte keine Taschenlampe mitgenommen.
Er würde mich wahrscheinlich eh beobachten, aber ich musste meine Lage ja nicht noch mit blinkenden Schildern preisgeben.

Wie vorher mit der Axt, ließ der Instinkt meine Hand zur Axt fahren und befreite dieses aus seinem Gefängnis.
Senkrecht nach unten zeigte dessen Spitze als ich den Griff fest in meiner Faust umschloss.

Da! Ein Rascheln!
Ich stürmte hin, aber es wartete natürlich nicht auf mich.
Es versuchte, Distanz aufzubauen.
Ich hörte etwas einrasten, zurückschnellen und klicken.
Ein Schuss folgte und ein lähmender Schmerz ließ mein linkes Bein erschlaffen.

Und dann kam er auf mich zu.
Das feige Stück.
Diese verdammte Pussy!
Ich fragte ihn mit angestrengter Stimme, wieso er diese Scheiße mit mir abziehe, aber er antwortete nicht.
Aber ich glaubte, ein Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen.
Er zielte auf meinen Kopf, doch als er abdrückte, ertönte nichts als ein Klicken.
Leider hatte ich das Messer fallen gelassen.
Aber ich hatte noch die Axt!

Während er noch mehrmals abdrückte, löste ich sie vorsichtig aus der Halterung.
Ich hatte es schnell hinbekommen und bevor er wusste, wie ihm geschah, hatte ich schon ausgeholt.
Mit all meiner Kraft ließ ich das gewetzte Blatt der Axt in sein rechtes Bein fliegen.
Er knickte ein und schrie auf.
Mehrere Hiebe meinerseits folgten, nachdem ich mich trotz des mittlerweile lärmenden Schmerzes hingekniet hatte.
Einer traf ihn in den Arm an dem die Hand, die die Pistole hielt hing und wieder schrie er wie am Spieß.
Die Schuldgefühle die mich schnell plagten, blieben aus.
Das lag wohl am Adrenalin.

Der nächste Schlag traf ihn am Bauch und zerfetzte seine Eingeweide.
Dann beendete ich es mit einem Hieb auf den Kopf.
Er war tot.

Erleichtert und erschöpft vor Anstrengung Schmerz ließ ich die Axt los.
Dann schlief ich ein.
Ich wachte im Morgengrauen auf.
Als mir klar wurde, was passiert war, schreckte ich auf.
Ich konnte sogar aufstehen.
Es war zum Glück nur ein Streifschuss gewesen.

Ich versteckte ihn und rief die Polizei.
Ich ich erzählte ihnen nicht, dass ich jemanden getötet hatte.
Und der Regen hatte die Spuren weg gewaschen.

Ich meinte, ein Wahnsinniger hätte mich angegriffen und wäre dann abgehauen.
Aus irgendwelchen Gründen, die ich nie verstanden habe, glaubten sie das.
Sie gingen nicht in den Wald.

Ich tötete ihn.

Es war kein Unfall.

Ich beerdigte ihn im Wald.

Niemand weiß es.

 

Hallo Qv1st,

in deinen Text haben sich einige Tippfehler eingeschlichen. Zum Beispiel:

"Wie schrieben wochenlang...".

Auch gibt es ein paar Wortwiederholungen wie in diesem Satz:
"Dann zog ich mich so schnell wie ich konnte an und zog mir den alten Ledermantel aus den Jungen Tagen meines Vaters über und zog die festen Stiefel an."

Vor Allem der Begriff "Instinkt" kommt viel zu häufig vor.

Bei den Charaktären handelt es sich um Jungendliche, die gerne zocken und sich per Chat unterhalten. Ich fände es da passend, würde sich das auch in der Sprache der Geschichte niederschlagen.

"Ich fragte ihn in verblendeter Gutgläubigkeit, ob, oder eher, was für ein Unfall passierte.
Im Unglauben an einen Mord redete ich mir das nun mal ein."
Besonders dieser Satz klingt nicht so als wären es die Worte eines Jugendlichen.
Mein Vorschlag:
"Ich dachte erst ich hätte mich verlesen, aber der Spinner hat tatsächlich zugegeben, dass er seine eigene Schwester gekillt hat. Er ist doch nur einer dieser Trolle, die erst einen auf Freund machen, um dann nur Bullshit zu labern. Was soll der Mist? Hält er mich für ein dummes, kleines Kind, dem man mit sowas Angst machen kann?"
Ich hätte anschließend noch ausgearbeitet, wie der Junge zuerst an einen schlechten Scherz glaubt und wie er, so ganz alleine zuhause, langsam immer paranoider wird und anfängt sich sicherheitshalber zu bewaffenen. Hier hättest du auch auf die Shooter, die die beiden gerne zocken, Bezug nehmen können:
"In Cs:Go kann man sich vor jeder Runde eine AK47 kaufen, dumm dass das echte Leben nicht wie ein Computerspiel funktioniert. Wenigsten hab ich das Hackbeil von Papa. Ganz wehrlos bin ich nicht. Soll der Depp nur kommen, wenn er ein Deathmatch will!"

Der Schluß der Geschichte kommt mir so vor, als wolltest du schnell damit fertig werden. Es gibt keine echte Pointe und alles bleibt irgendwie seltsam. Ich finde es ziemlich weit hergeholt, dass da Typen sein sollen, die im Internet willkürlich Leute anquatschen, um sie dann später (mit Ankündigung) umzubringen.

Vielleicht könntest du den Chatverkehr am Anfang der Geschichte etwas ausbauen, so dass der Typ zuerst harmlose, und dann immer merkwürdigere Fragen stellt. "Hast du dir schonmal vorgestellt wie es wohl ist, wenn man jemanden in echt einen Headshot verpasst?" usw. Das würde mehr Tiefe in den Charakter bringen und als Leser könnte man besser nachvollziehen, dass es sich um einen kranken Psychokiller handelt.

 

Hallo Qv1st,

so wirklich in deine Geschichte einsteigen konnte ich nicht. Das liegt zum größten Teil daran, dass der Text eine ganze Reihe von Schreibfehlern enthält, über welche ich beim Lesen gestolpert bin. Ein gründliches Korrekturlesen ist hier definitiv noch einmal empfohlen.

Ich vermute mal, du wolltest deine Geschichte auf eine sehr verknappte Weise erzählen. So gibt es etwa keine Namen oder große Informationen zu den beiden Figuren. Teilweise hat diese Schreibweise seinen Reiz und gelegentlich kam bei mir auch ein Gefühl von Paranoia auf. Konsequent hielt sich dieses Gefühl bei mir allerdings nicht aufrecht und ich hoffe, dir mit den folgenden Anmerkungen helfen zu können, sowohl das Lesegefühl als auch die Stimmung zu verbessern:


Ich weiß nicht mehr, wann genau es passierte.
Dass ich ihn auf „Steam“ gefunden und geaddet habe, meine ich.
Auf seinem Profil hatte er sehr viele Informationen über sich aufgelistet, die vor meinem inneren Auge das Bild eines gutherzigen und niedlichen Menschen entstehen ließen.
Ich fügte ihn meiner Freundesliste hinzu.
Wie schrieben wochenlang und irgendwann gab ich ihm meine Nummer.

1. Der Einstieg gefällt mir. Er ist schnell, effizient und schneidet sofort zentrale Kernpunkte an, z.B. Internet-Kommunikation und Ungewissheit gegenüber Menschen, die man dort trifft.
2. Das "gefunden und geaddet" im zweiten Satz klingt etwas holprig. Wenig später schreibst du, dass er ihn sowieso zu seiner Freundesliste hinzugefügt hat. Insofern könntest du das "geaddet" auch einfach weglassen.
3. "Das Bild eines gutherzigen und niedlichen Menschen" war für mich aus zwei Gründen irritierend.
Erstens gab es mir nichts, wenn es darum ging, mir die Beziehung zwischen diesen beiden Figuren in irgendeiner Weise näher zu bringen. Gerade hier könntest du das Bild seiner Online-Persönlichkeit weiter ausbauen. Gib' ihm einen harmlosen Namen und beschreibe ein paar Details, wie er im Chat herüberkommt oder was den Protagonisten an diesem Kerl fasziniert.
Zweitens bekam ich durch das Lesen "gutherzig und niedlich" den Eindruck, als handele es sich bei der Hauptfigur um ein Mädchen. Auch der folgende Absatz, wo dein Erzähler näher auf das Profilbild eingeht, weckte in mir noch einmal diesen Eindruck. Natürlich kann das mein Fehler sein, aber einerseits dachte ich an diesem Punkt, die Beziehung der Beiden würde sich in eine romantische Richtung entwickeln, und andererseits war ich überrascht, als sich die Hauptfigur letztendlich als Junge herausstellt. (Sollte deine Hauptfigur jedoch homosexuell sein, würde das natürlich wieder passen.)

Trotzdem begrüßten wir und jeden Tag, schrieben und verabschiedeten uns auch immer.

Nicht sicher, wie dieser Absatz gemeint ist. Heißt es, dass die beiden sich jeden Tag nach dem Aufstehen begrüßen, am Nachmittag schreiben und am Abend wieder verabschieden? In diesem Fall würde ich schreiben: "Trotzdem begrüßten wir uns jeden Morgen, schrieben...".
Oder sollte diese Zeile zum Ausdruck bringen, dass sie sich mindestens einmal täglich per Chat unterhalten haben? In diesem Fall klingt dein Satz recht umständlich und könnte auch einfach lauten: "Trotzdem schrieben wir uns jeden Tag." Bzw. "Trotzdem chatteten wir jeden Tag." Das würde auch zu dem verknappten Stil deiner Geschichte besser passen.

Ich fürchtete, wie immer, einen Freund durch meine Aufdringlichkeit vergrault zu haben.
Doch er versicherte mir knapp, dass es nichts damit zu tun habe.

Hier wird es interessant. Die Zeile vermittelt den Eindruck, dass nicht nur der Chatparnter sich merkwürdig verhält, sondern dass auch die Hauptfigur eine klammernde Persönlichkeit sein könnte und Probleme hat, mit anderen Menschen eine normale Beziehung aufzubauen. Soweit ich das mitbekommen habe, bleibt dieses Potenzial in deiner Geschichte eher ungenutzt. Es ist nur ein Vorschlag, aber bei einer Überarbeitung könnte man eine solche Verfassung bei der Hauptfigur weiter ausbauen, um eine Spannung dahingehend aufzubauen, dass der Leser sich zunächst nicht sicher ist, ob die Bedrohung, die vom Chatpartner ausgeht, real ist, oder ob sich die nervöse und sozial unsichere Hauptfigur diese nur einbildet.

Ein Jahr oder so verging und ich erzählte ihm, dass ich in naher Zukunft zwei Wochen allein zu Hause sein würde.
Er war sehr daran interessiert mich zu besuchen.
Ich rückte mit der Adresse raus.
Wie dumm ich doch war, jemandem, den ich kaum kenne, meine Adresse zu geben...
Ich hätte auch direkt mein Grab schaufeln können.
Er hatte auch schon eins geschaufelt, wie sich herausstellte.
Mindestens.

1. Hier bin ich verwirrt. Dein Erzähler erduldet etwa ein Jahr lang minimalen Kontakt zu dieser Person. Die Internet-Bekanntschaft, die die beiden haben, scheint zu diesem Zeitpunkt längst eingefroren zu sein. Gleichzeitig nimmt er es ohne zu Zögern hin, dass dieser Typ ihn besuchen möchte, und gibt ihm auch noch die Adresse. So ohne weiteres nehme ich das nicht hin. Du kannst ihn erzählen lassen, dass er sich zunächst dabei unwohl gefühlt hat, dass es unerwartet plötzlich kommt, oder dass er sich freute, dass es mit ihrer Chat-Beziehung wieder aufwärts geht. Mit anderen Worten, hier solltest du auf jeden Fall mehr Kontext schaffen, um den Leser zu vermitteln, was ihn dazu bewegt, ihm die Adresse zu geben, und wie er sich dabei fühlt.

2. Die letzten 4 Zeilen deuten sehr großzügig ein bevorstehendes Unheil an. Allerdings erscheint mir das ganze viel zu ausgewalzt. Wenn du lediglich schreibst, "Wie dumm ich doch war." oder "Ich hätte auch direkt mein Grab schaufeln können", hätte das als Vorwegnehmen der schließlichen Konfrontation gereicht.

Ich weiß nicht, ob jemand meine Verwunderung über die Frage nachvollziehen kann, aber ich hatte dieses ungute Gefühl, dass er auf etwas hinaus wollte.

Dieser Satz klingt erneut sehr langwierig und passt nicht so recht zum Rest deines Textes. Vielleicht reicht schon, wenn du schreibst:

"Ich wusste nicht, worauf er hinaus wollte." Oder: "Ich hatte ein ungutes Gefühl. Worauf wollte er hinaus?"

Das die Situation in der Tat merkwürdig ist, ergibt sich bereits aus den vorangegangenen Sätzen.

Aus irgendeinem Grund traf mich diese Frage wie ein Tritt in die Eier...

Der "Tritt in die Eier" ist eine schön mächtige Formulierung. Ich mag sie.

Ich fragte ihn in verblendeter Gutgläubigkeit, ob, oder eher, was für ein Unfall passierte. Im Unglauben an einen Mord redete ich mir das nun mal ein.

Ich bin nicht sicher, ob die "verblendete Gutgläubigkeit" so wirklich passt, wenn er gerade eben einen emotionalen "Tritt in die Eier" erfahren hat. Zu diesem Zeitpunkt dürfte er sich bereits Sorgen machen. Alternativ könntest vielleicht diesen ganzen Satz mit dem Folgesatz zusammenführen und schreiben:

"Ich wollte nicht so recht daran glauben, daher fragte ich ihn, was das für ein Unfall war, bei dem sie ums Leben gekommen ist."

Ich festigte meinen Standpunkt, dass ich ihm nicht glaube, da ich keinen Grund für so eine Tat sähe.
Also erzählte er mir, dass sie sie hassten.
Und als ich weiter bohrte, antwortete er nicht mehr.
Mein Instinkt glaubte ihm jedes Wort.

Hier kommt die bedrohliche Stimmung deiner Geschichte sehr gut zum Tragen.

Und ich bekam es mit der Angst zu tun und der Instinkt fraß den Verstand.

Das doppelte "und" im Satz klingt sehr unschöhn. Vielleicht kannst du "Der Instinkt fraß den Verstand." als eigenen Satz formulieren.

Ich hatte einem potentiell Wahnsinnigen meine Adresse gegeben.

Den "potentiellen Wahnsinnigen" kannst du theoretisch weglassen. Der vorangehende Absatz hat das mehr als deutlich gemacht. Es reicht schon, wenn du den Leser noch einmal daran erinnerst, dass der Erzähler ihm seine Adresse gegeben hat.

Die Wochen vergingen und ehe ich es bemerkte, standen die Herbstferien vor der Tür.

Hier stelle ich mir die Frage, warum der Erzähler in der ganzen Zeit nichts unternommen hat. Er hätte mit der Geschichte zur Polizei gehen oder sie aber zumindest seinen Eltern erzählen können. Stattdessen trägt er die Angst mehrere Monate mit sich herum. Außerdem: Warum sollte er sich nur mit einem "Kumpel" treffen wollen, wenn seine Eltern nicht zuhause sind? Oder habe ich beim Lesen etwas übersehen? Das sind einige der Fragen, die mir beim Lesen durch den Kopf gegangen sind.

Ich entschied mich, die mir gegebenen Mittel zur Selbstverteidigung nicht außer Acht zu lassen.

Eine eigenartige Formulierung, insbesonder das "nicht außer Acht zu lassen". Vielleicht:

"Ich überlegte, welche Mittel zur Selbstverteidigung sich mir darboten."

Also standen mit wenigstens zig Äxte, Hämmer, Messer und dergleichen zu.

Ebenfalls eine seltsame Formulierung. Schließlich hat er das Werkzeug ja nicht geerbt. Eher so: "Also standen mir wenigstens zig Äxte, Hämmer, Messer und dergleichen zur Verfügung."

Ein Bus, und das mitten in der Nacht, hielt vor meinem Haus.

Was für ein Bus? Ein Kleinbus? Ein Schulbus? Etwas genauer dürfte die Beschreibung hier schon sein.

Die Lampen erhellten die Nacht und die Vorderseite des Hauses, schienen direkt in mein Zimmer.

Diese Formulierung liest sich erneut etwas holprig. Dass es Nacht ist, wurde zwei Sätze zuvor bereits etabliert. Daher würde es reichen, wenn du schreibst, dass die Lampen lediglich die Vorderseite des Hauses beleuchten. Der anschließende, mit einem Komma abgetrennte Nebensatz ließt sich dann auch besser.

Ich wollte ihn etwas überraschen.

Das "etwas" ist hier unnötig.

Dann ging ich raus in den Regen, um meinen Freund gebührend zu begrüßen. Etwas trieb mich. Der Instinkt. Ich musste es beenden. Jetzt oder nie.

Auf einmal ist der Erzähler sehr kämpferisch und geht auf Konfrontationskurs. Ich hätte eher angenommen, dass er sich innerhalb seiner eigenen vier Wände am besten auskennt. Strategisch erscheint es mir nicht gut, das Haus zu verlassen. Obendrein ist es vielleicht noch nicht zu spät, die Poliziei zu rufen.

Ich hatte keine Taschenlampe mitgenommen.
Er würde mich wahrscheinlich eh beobachten, aber ich musste meine Lage ja nicht noch mit blinkenden Schildern preisgeben.

Erneut. Ich würde einem mörderischen Wahnsinnigen nicht in den Wald folgen, insbesondere, wenn ich unter dem Eindruck stände, dass er jeden meiner Schritte beobachtet. Es kann sein, dass du dem Leser zeigen willst, dass die Hauptfigur selber nicht klar bei Verstand ist und regelrecht darauf versessen ist, jemanden umbringen zu wollen. Allerdings geht dieser Aspekt nicht klar genug aus deiner Geschichte hervor. Der angesprochene und oft erwähnte Instinkt sollte meines Erachtens eher darauf aus sein, am Leben zu bleiben.

Wie vorher mit der Axt, ließ der Instinkt meine Hand zur Axt fahren und befreite dieses aus seinem Gefängnis.

Eine sehr merkwürdige Formulierung. Einerseits wolltest du an einer Stelle wohl das Wort "Messer" anstatt "Axt" verwenden, andererseits klingt die Gefängnis-Metapher seltsam. Bei letzterer bekäme ich nur erneut den Eindruck, dass die Hauptfigur wahnsinnig ist und wirr redet. Dass die Hieb- und Stichwaffen unter dem Mantel quasi 'eingesperrt' sind, passt mir als Formulierung überhaupt nicht. Lass sie m.E. einfach weg.

Ich stürmte hin, aber es wartete natürlich nicht auf mich.
Es versuchte, Distanz aufzubauen.

Äh... was wartete nicht auf ihn? Was versuchte, Distanz aufzubauen? Oder hast du dich verschrieben und meintest in beiden Fällen 'er'?

Ein Schuss folgte und ein lähmender Schmerz ließ mein linkes Bein erschlaffen.

Gerade hier klingt die Formulierung viel zu anteilnahmslos, so als würde er die Handlung einfach nur beschreiben, anstatt sie am eigenen Leib zu spüren. Du könntest ihn vor Schmerz aufschreien lassen, oder aber beschreiben, wie sein linkes Bein plötzlich taub wurde.

Während er noch mehrmals abdrückte, löste ich sie vorsichtig aus der Halterung.

Moment! Hatte er die Axt nicht schon in der Hand? Außerdem, hatte der Angreifer tatsächlich nur eine Kugel im Lauf? Oder eine Ladehemmung?

Ich hatte es schnell hinbekommen und bevor er wusste, wie ihm geschah, hatte ich schon ausgeholt.

Also, er holte eine Axt aus der Halterung, nimmt sie in die Hand und holt aus. Und diese Bewegung geht so schnell, dass ein Angreifer, der direkt vor ihm steht, das nicht mitbekommt?

Einer traf ihn in den Arm an dem die Hand, die die Pistole hielt hing und wieder schrie er wie am Spieß.

Erneut ein sehr umständlich formulierter Satz. Vielleicht kannst du einfach das Wort "Schussarm" verwenden und damit zwei Nebensätze einsparen. Alternativ könnte es so besser klingen:

"Einer traf ihn in den Arm, dessen Hand die Pistole hielt, und wieder schrie er wie am Spieß."

Die Schuldgefühle die mich schnell plagten, blieben aus.

Hä? Eine Reflexion des Erzählers darüber, dass Schuldgefühle ihn schnell plagen, ist in dieser Situation wohl das letzte, woran er denkt. Ich würde entweder den ganzen Satz rausnehmen, oder aber lediglich schreiben: "Die Schuldgefühle blieben aus."

Erleichtert und erschöpft vor Anstrengung Schmerz ließ ich die Axt los.
Dann schlief ich ein.

Äh... schlief er im Wald ein (was bei Gewitter, Regen und Kälte sehr unangenehm ist)? Oder ist er vorher in sein Haus zurückgegangen? Das würde ich etwas genauer haben wollen.


Alles in allem sehe ich eine Menge Überarbeitungsbedarf. Generell mag ich den knackigen Schreibstil, der die Ereignisse auf den Punkt bringt und für ein schnelles Leseerlebnis sorgt. Einige Sätze und Passagen sind allerdings umständlich formuliert, ziehen sich ein wenig und passen somit nicht zum Rest des Textes. Andere Stellen hingegen bleiben zu vage und bedürfen einer genaueren Beschreibung. Außerdem ist es aufgrund der Schreibfehler nicht immer leicht, dein Werk zu lesen oder zu verstehen, was genau vor sich geht.

Ich hoffe, ich konnte dir mit meinen Anmerkungen und Verbesserungsvorschlägen weiterhelfen.

Mit freundlichen Grüßen,

Robot Fireman

 
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Wow, danke für diese ausführliche, konstruktive Kritik! Ich werde mir ihre Worte zu Herzen nehmen!

Ach ja, die Flüchtigkeitsfehler...
Danke für den umfangreichen Kommentar!

Wie wär's hiermit: "Ich dachte, er sei einfach nur so ein hobbyloser, abgefuckter Wichser, der Leuten im Internet Angst machen will."

Dass es etwas mysteriös, surreal und verwirrend ist, war übrigens so gewollt.

 

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