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Epilog
Epilog
Der Schlaf steht ihm gut. Ihn ewig so schlafen zu sehen, ist, was ich mir wünsche. Sein Kopf auf dem Kissen, ruhend und still. Die Flammen erleuchten sein Haar. Sie spielen über die sanften Züge seines Wesens und verzehren den Schmerz. Das Leiden findet ein Ende auf seine eigene Weise. Er hat es verdient. So wohl verdient! So kann es nicht weitergehen. Zerfressen von Schlechtem und Neid. Von Enttäuschung und Wut.
Bis ins Mark. Bis hinein.
Ihn ewig schlafen zu sehen, ist das, wovon ich träume. Nie wieder ein böses Wort, alles fortgewischt und vergessen allein durch den Schlaf. Im Traum die Szenen zu vergessen, die das Leben schrieb. Ist ein Traum, den ich mir erlaube, heut Nacht. Die Wunden heilen, mit der Zeit und nach und nach. Das sagen mir alle. Aber ich bin überzeugt, allein sein Schlaf wird es vermögen, sie zu verschließen. Noch klaffen sie, offen und roh. Geschnitten von Worten, gesprochen im Zorn.
Bis aufs Blut. Bisher nie.
Selig sind die, die vergessen. Und Vergessen will ich ihm schenken. Und damit auch mir. Versinken in der Welt des Feinen und des Guten. Verletzt durch den Verstand. Ohne Ausweg. Es waren Schnitte tief ins Fleisch. Es gibt Heilung allein durch den Schlaf. Durch Ruhe und Schweigen. Er lächelt im Schlaf und alles wird gut. Sein Verstand, gespiegelt auf seinem Gesicht.
Geschliffen und fein.
Einen Schwur habe ich mir geleistet. Dass es ein Ende haben muss. Dass nichts es mehr wert ist. Keine weitere Wunde, kein Vergießen von Blut. Niemals mehr nach heute nacht. In mein Herz hat es sich gebohrt und hineingerissen, wie ein hungriger Wolf.
Eiskalter Stahl.
Ich habe gefleht und gebettelt. Nicht mit Worten. Nicht ein einziges Mal. Aber mit Blicken. Mit der Seele aus voller Kraft. Und doch so gänzlich ohne Erfolg. Das Lachen mischt sich in den Chor der anderen. Zerreißt mich und verbindet sie. Zu einer ewigen Einheit. Zu einem Bund fürs Leben. Zu Scherben des Ganzen. Für diesen einen Augenblick. Ein Lachen, das ich nie wieder hören will. Ich habe ihn gebeten. Und er hat nichts gesagt. Nicht ein einziges Wort.
Unerbittlich und hart.
Der Schlaf steht ihm gut. Und nun werde auch ich mich zur Ruhe begeben. Ein wenig noch. Einen Moment noch hier ausharren, dicht neben ihm. Die Klinge noch in der Hand. Bin erhitzt vom Feuer ringsum. Noch Minuten werden uns bleiben. Und dann nur noch die Ewigkeit. Sein Schlaf steht ihm gut. Und er hat mich geheilt.
Unnachgiebig und tief.