jerado
Guest
Enttäuschung
Er wusste gar nicht, dass es so viele verschiedene Sekt-Marken gibt. Mark konnte sich nur schwer für eine entscheiden. Er stieg von einem Fuß zu anderen, fingerte an den Autoschlüsseln herum. Schnell griff er einen aus der mittleren Preisklasse, bevor er es sich noch einmal anders überlegen konnte. Er war richtig nervös. Er wollte sie überraschen.
Er hatte sich vom Hausmeister nach langer Überzeugungsarbeit ihren Wohnungsschlüssel geben lassen. Er schaute kurz auf seine Uhr; er musste Gas geben wenn er noch vor ihr in der Wohnung sein wollte. Er hat sich schon alles ausgemalt: Teelichter brenn im ganzen Schlafzimmer, Rosenblätter liegen auf dem Bett und im Hintergrund singt Whitney Housten leise vor sich hin.
Ihre Beziehung lief seit einiger Zeit nicht mehr so wie er, und wahrscheinlich auch sie, es sich vorgestellt hatten. Immer wieder Streits wegen Kleinigkeiten. Er wollte mit dieser Aktion ihrer Beziehung wieder neues Leben einhauchen.
Endlich bei ihrer Wohnung angekommen, griff er sich den Sekt und den Hunderter-Pack Teelichter, lief die drei Stockwerke zur Wohnung hinauf und schloss hastig die Tür auf. Er freute sich schon unglaublich auf den Abend.
Er hörte kichernde Stimmen; wahrscheinlich hat sie wieder mal vergessen den Fernseher auszuschalten. Er ging gleich Richtung Schlafzimmer, als er die Stimmen aus diesem Raum kommen hörte.
Er öffnete die Tür und sah zwei sich auf dem Bett räkelnde Personen. Sie nahmen keinerlei Notiz von ihm. Sein Plus schellte in die Höhe, Schweiß spritzte aus allen Poren. Er hoffte inständig, dass er sich in der Tür geirrt hatte, dass ihm der Hausmeister den falschen Schlüssel gegeben hat, dass er sich im falschen Haus befindet, in der falschen Stadt....
Kurz konnte er ein Gesicht erblicken. Ein weibliches Gesicht. IHR Gesicht. Er ließ die Teelichter und den Sekt fallen. Die Flasche zersprang in tausend Teile und das Gesöff saugte sich in den neugekauften Teppich, den er ausgesucht hatte. Die Personen erschraken, ließen von einander ab und setzten sich hin. Er sah in ihre Augen und suchte ein schlechtes Gewissen, doch sie waren ausdruckslos. Er drehte sich um und ging. Für immer.