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Entschuldige bitte, Laura

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Entschuldige bitte, Laura

Das ist eine dieser Geschichten, zu lesen in 5 Minuten, die so schlecht geschrieben sind, weil sie wirklich passiert sind. Eigentlich ist es noch nicht mal das, eine Geschichte. Das hier ist ein Bruchstück. Noch weniger. Das hier ist ein blasses Bild eines Bruchstücks meiner Geschichte mit Laura. Eigentlich ist es eine Bitte um Hilfe.
Die meisten von euch werden Laura schon mal gesehen haben. Nicht die metaphorische Laura, die Petrarca in seinen Sonetten besang, nein die wirkliche Laura, die jetzt immer noch an manchen Orten von zweitrangigen Plakatwänden herunterlächelt. Ich weiß nicht, inwieweit ich mich hier vielleicht strafbar mache, wenn ich hier ihren vollen Namen angebe, aber im Grunde kann mir das jetzt egal sein. Ich hab’s eh vermasselt.
So sehr vermasselt wie man nur irgendwas vermasseln kann. Und das nicht nur einmal. Viele Male. So oft habe ich mich wie ein kompletter Idiot verhalten, bis ich eigentlich nur noch patzig werden konnte, um sie mir vom Hals und vom Herz zu schaffen. Nur das erste hat geklappt. Dabei wollte ich sie nicht verletzen. Ich wollte sie lieben. Ich wollte von ihr lernen. Ich wollte… zu viel. Ich wollte zu wenig.
Ich, das war jemand, der weder eine Ahnung von sich selbst noch von Laura hatte. Aber wer ist nun Laura? Laura ist ‘Jule’, Laura ist das ‘Ocean Girl’, Laura ist ‘My Girl’ und so weiter und so fort. Laura ist eine Schauspielerin. Eine Schauspielerin, die im Leben besser spielt als vor der Kamera. Eine Schauspielerin, die ihr eigenes Drehbuch braucht. Laura Maire.
Ich werde nicht beschreiben, was ich ihr vorgeworfen habe, oder warum ich es ihr vorgeworfen habe, aber ihr könnt mir glauben, dass ich mich dafür hasse. Wirklich hasse. So sehr, dass kein Schmerz und keine Freude diesen Selbsthass zum Verstummen bringen kann… mit einer Ausnahme, aber das gehört jetzt nicht hierher, auch wenn es gerade hierher gehört.
Ich habe Laura aus den Augen verloren. Ich habe alle Telephonnummern durchprobiert, die ich von ihr hatte, alle Post- und Mailadressen. Ich habe meine Freunde gefragt und die Ämter, den Fernsehsender und die Telekom, aber bis jetzt habe ich keine Antwort auf meine Frage bekommen wo Laura ist, ob sie mir jemals sagen kann „Ich verzeihe dir, Sebastian." und ob die Trauer in ihren Augen nur eine Reflexion meiner eigenen Gedanken ist.
Und auch ihr seid nur ein weiterer Strohhalm, an den ich mich zu klammern versuche. Früher oder später werde ich mein Ziel erreichen, denn das Glück ist auf lange Sicht immer auf meiner Seite gewesen, aber meine persönliche Todsünde ist die Ungeduld. ‘Das Kind mit dem Bade ausschütten’ beschreibt es ganz gut.
Und da ich euch schon um Hilfe bitte, bei der Suche nach Laura, will ich euch wenigstens ein blasses Bild eines Bruchstücks meiner Geschichte mit Laura erzählen. Lacht, spottet, wendet euch ab, kritisiert, macht was ihr wollt, aber haltet bitte die Klappe, wenn ihr keine Vorschläge zu bieten habt, die mich weiterbringen.
Ich verliebte mich in Laura wahrscheinlich genau in dem Moment als sie durch die Klassenzimmertür trat und es sollte ein paar Jahre dauern, bis ich ihre Augen sehen konnte. Bis dahin waren sie immer hinter den Lichtreflexen auf ihrer Brille verborgen. Ich handelte unüberlegt. Ich begann ein Spiel, das ich von Anfang an nicht kontrollieren konnte. Vielleicht wollte ich sie verführen, aber das war so als ob ein Esel ein Einhorn verführen wollte. Außerdem war ich noch jung. Schwamm darüber, so was soll vorkommen, wenn man verliebt ist.
Und dann oszillierte sie durch meine Welt. War mal hier, mal in Amerika, mal in München, mal in Frankfurt, mal in der Bank hinter mir und quietschte mit ihrem Ordner - sie hatte einen Ordner, während sich alle anderen noch brav an Hefte hielten - und schließlich blieb sie in München. Trotzdem unerreichbar weit weg. Bis ich diesen Liebesbrief schrieb. Ein dämlicher Brief im Grunde, aber er hat seinen Zweck erfüllt. Sie rief mich an, denn sie hatte etwas gegen Reliquien. Und ich war ein fleißiger Sammler und Verehrer von Reliquien der Heiligen Laura. Bilder. Briefe. Zeichnungen.
Wir telephonierten also - immer wieder. Nichts geschah, abgesehen davon, dass ich mich langsam daran gewöhnte in Laura verliebt zu sein. So sehr, dass ich es irgendwann einmal vergaß.
Und dann träumte ich von Moira, lange bevor ich sie traf und Moira und ich wurde ein Paar. Wir liebten uns. Wir heilten uns. Und Laura? Laura rief mich an und fragte „Willst du mich nicht besuchen kommen?" Und Laura machte mit ihrem Freund Schluss und zog die Matratze aus ihrem Bett, um sie neben die meine zu legen. Und ich wagte es nicht sie anzufassen. Ich wagte kaum sie anzusehen, so sehr fürchtete ich mich davor, meine Treue zu Moira zu brechen. So sehr fürchtete ich mich vor mir selbst. Was passieren könnte. Was weiß ich!
Ich tat es nicht. Ich küsste sie nicht. Ich schlief nicht mit ihr. Ich fragte nicht „Wie geht es dir, Laura?" Und so wurden wir Fremde. Langsam. Immer mehr. Bis ich ihr das vorwarf, was ich ihr vorgeworfen habe. Und ich bin schuld daran. Zur Gänze. Und jetzt, wo ich bereit dazu bin Verantwortung zu übernehmen, wird mir das verwehrt. Wie melodramatisch! Soll er sich halt mehr anstrengen, der Herr Keller!
Kennt ihr Laura Maire? Könnt ihr mir sagen, wo ich sie finden kann? Sie muss noch irgendwo hier in der Gegend von München sein, aber wo? Könnt ihr Laura sagen, dass es mir leid tut?
Nein, das könnt ihr wahrscheinlich nicht. Egal. Entschuldigt, dass ich euch damit belästigt habe. Wieder einmal habe ich mich zum Idioten gemacht. Vielleicht könnt ihr ja daraus lernen. Oder darüber lachen. Was auch immer.

[ 02.07.2002, 08:59: Beitrag editiert von: Sebastian Keller ]

 

hi!
irgendwie schräg. Ich weiß gar nicht, welchen Stempel ich dem Text aufdrücken sollte.. also am besten gar keinen.
Bei der Art, in der Du geschrieben hast, frage ich mich allerdings ehrlich, ob das Deine Gedanken sind, oder, ob Du es erfunden hast. Im 2. Fall fände ich es sehr viel gelungener, aber auch schon sonst, hat der Text irgenwie etwas.. :D
nee, im Ernst: trotz aller Mühe, die Du Dir gibst, glaube ich, daß es sich hier um Fiktion handelt.

Und irgendwie ist sie auch in R/E gut aufgehoben, auch, wenn sie für mich sehr humorvolle Züge hatte.

Anmerkungen:

mit einer Ausname,
Ausnahme

Und da ich euch schon um Hilfe dabei bitte, mir bei der Suche nach Laura zu helfen,
2 mal hilfe / helfen, ... hier ein Mal zuviel
ein Spiel, dass ich von Anfang an
Spiel, das ich
dass ich mich langsam daran gewöhnte in Laura verliebt zu sein. So sehr, dass ich es irgendwann einmal vergaß.
cool! klasse beschrieben!

sagen, dass es mir Leid tut?
leid, kleingeschrieben

Fazit: mir hat das Lesen Spaß gemacht, auch, wenn ich ein wenig skeptisch rangegangen war...

Frauke

 

Ja, war nett, ich fand es gut geschrieben, wenn es einem auch schwerfällt sich in die Geschichte hineinzulesen und hat man das dann gepackt, wird man schon wieder vom Ende überrascht.
Für mich klingt das aber schon nach ner wahren Begebenheit, denn die Gedankenstränge sind entsprechend ungeordnet niedergeschrieben.

Gruß

Joy

 

Für mich ist die Geschichte wahr, egal ob sie Fiktion ist oder nicht. Schnell, atemlos, tief, chaotisch - ein Stil, der mir wirklich total gut gefällt. Ich habe das Gefühl, dass die Geschichte mir erzählt wird, in einer Kneipe, im Zug, egal wo. Die Emotionen stehen Schlange, um sich endlich durch die Haut drängeln zu können. Einfach schön :-)

Nightmare

 

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