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Entscheidung

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26.06.2015
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Da stand sie nun vor dem Haus. Was hatte noch in dem Flyer gestanden, der vor fünf Wochen in ihrem Briefkasten gesteckt hatte ? " Sie sind jederzeit willkommen. Anmeldung muss nicht sein. Wir treffen uns jeden 1. Montag im Monat". Gestern war ein Montag. Sie hatte den Flyer zu den anderen Werbeprospekten gelegt, die man andauernd in der Post fand und erst beim Aufräumen wieder in die Hand genommen. Sollte sie ? Sie wusste es nicht. Vielleicht wäre es eine Möglichkeit. Mit ihren Freundinnen wollte sie nicht darüber reden. Sie trug immer alles mit sich alleine aus. So war sie und sie glaubte nicht, dass sich das jemals ändern würde. Ihr Freund verstand sie. Manchmal. Aber nicht immer. Schon als sie kleines Kind war, kam eigentlich niemand an sie richtig ran. Sie war verschlossen und lebte in ihre eigenen kleinen Welt. Freundinnen hatte sie trotzdem, aber eben nicht viele. Das musste eben passen. So viele brauchte sie nicht. Nicht wie andere. Ohne ein ganzes Geschwader waren die nicht glücklich. Ihr war das egal.


Was stand da noch? " Um 19.00 beginnt das Treffen". Nebeneingang, Treppe hoch, zweite Tür links. Sie könnte mit der S-Bahn fahren, dann noch ca. fünf Minuten zu Fuß und nach dem Ende der Veranstaltung würde auch zeitgleich eine S-Bahn wieder zurückfahren. Alles kein Problem. Wenn, ja wenn. Hatte sie den Mut? Alle wollen alles wissen. Wildfremde Menschen. Nein, dachte sie, das ist nichts für mich und war schon dabei den Flyer mitsamt der anderen Werbung in die Abfalltonne zu stecken. Überlegte es sich aber dann doch anders und legte ihn wieder zur Seite, vielmehr steckte ihn an die Pinnwand in der Küche. Es stand ja da, man könne jederzeit kommen. Musste also nicht jetzt sein. Aufgeschoben war nicht aufgehoben. Und so steckte der Flyer dann an der Pinnwand und nur wenn sie dort Staub wischte ,kam ihr wieder der Gedanke, ob sie da hin sollte.


Dieser erste Montag im Monat war also vorbei, es blieben jetzt noch zwei Wochen bis zum nächsten Treffen. Sie überlegte hin und her und so vergingen die Tage. Und wieder war ein neuer erster Montag im Monat da. Diesmal war sie sich sicher. Es war ein Wink des Schicksals, es sollte so sein. Rechtzeitig machte sie sich auf den Weg, um ja pünktlich sein. Sie wollte es nicht riskieren, die Letzte zu sein. Ihren ganzen Mut hatte sie zusammengenommen, um da hinzufahren. Es dürfte nicht daran scheitern, dass sie nicht reingehen würde, wenn sie wusste, sie sei die Letzte und alle würden sie beim Eintreten anstarren. Das Gebäude kannte sie gut, zu oft kam sie auf dem Weg zur Arbeit daran vorbei, wobei es jetzt natürlich dunkel war. Den Seiteneingang fand sie sofort. Es war ein wenig schmuddelig, der Türgriff war klebrig und die Treppe war auch lange nicht mehr gefeudelt worden. Das war ihr erster Eindruck, denn im Gebäude selbst war sie vorher noch nie gewesen. Als sie die Treppe hochging, wurde sie fast von einem Pärchen angerempelt, das eiligst die Treppe hochlief und sie dabei überholte. War sie zu spät dran ? Sie sah auf ihre Armbanduhr. 18.45 Uhr . Also nicht zu spät. Warum beeilten die sich so? Das Pärchen war außer Sichtweite und so drehte sie sich am Ende der Treppe nach links um , zählte die Türen, drückte den Türgriff runter und stellte fest, dass die Tür verschlossen war. Wieso war die Tür zu? Sie war doch nicht soviel zu früh. Wo war das Pärchen denn geblieben? Vielleicht fanden ja zeitgleich verschieden Veranstaltungen in diesem Gebäude statt. Gab es noch einen zweiten Nebeneingang ? Sie war sich nicht sicher, und vor allen Dingen verlor sie den Mut die richtige Tür zu suchen, denn nun wäre sie in jedem Fall die Letzte. Das, was sie unbedingt vermeiden wollte.


Sie holte den Flyer aus ihrer Tasche, Gott sei Dank hatte sie ihn mitgenommen. Sie hatte sich verlesen, statt links, hätte sie nach der Treppe sich rechts wenden sollen. Schnell ging sie den Weg zurück und sah die offene Tür, wo das Treffen stattfand. Das Pärchen, dass sie so schnell auf der Treppe überholt hatte, war auch da. Der Raum war so groß wie ein Klassenzimmer und in einem Halbkreis waren die Stühle angeordnet . Auf die Schnelle konnte sie sechs Personen ausmachen, ein paar Plätze waren noch frei. Schüchtern rief sie "Hallo" in den Raum, bevor sie sich schnell auf einen Stuhl setzte, der am Ende stand. Die schon Anwesenden grüßten verhalten zurück, irgendwie schienen alle nur mit sich selbst beschäftigt zu sein. Nur das Pärchen diskutierte lebhaft mit Händen und Füßen und stimmlich so laut, das alle der Diskussion folgen konnten. Ob die Anderen auch zum ersten Mal hier waren konnte sie nicht ausmachen. Jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Die Frau neben ihr beschäftigte sich mit ihrer Hand. Es sah so aus, als sei ein Fingernagel eingerissen . Dann war da noch ein junger Mann, der mit seinem Smart-Phone spielte und wie gebannt auf sein Display starrte. In diesem Moment kam mit eiligen Schritten noch ein älterer Herr hereingestürmt, der sich , nachdem er leise "Schönen guten Abend" schnell hinsetzte und dabei ordentlich schnaufte. Sie sah auf ihre Armbanduhr, noch fünf Minuten bis zum Beginn. Von der Kursleiterin war noch nichts zu sehen, wahrscheinlich kam sie immer auf die letzte Minute.


Endlich wurde die Tür geschlossen, von einer kleinen, ziemlich hektisch wirkenden jungen Frau. Sie stellte sich als Dagmar vor und begrüßte alle mit Namen. Also war sie der einzige Neuzugang. Kurz sah Dagmar ihr in die Augen, als sie begann "Wie schön es sei, dass jemand Neues den Weg hierher gefunden hatte. Bevor denn alle berichten würden, wie es ihnen im letzten Monat so ergangen sei, wäre es doch schön, wenn die Neue sich vorstellen würde und mit ein paar Sätzen ihr Problem schilden würde". Da war es, sie hatte es geahnt. Jetzt kam genau das, wovor ihr graute. Sich wildfremden Menschen öffnen. Sie spürte, wie ihr Gesicht eine tiefrote Färbung annahm, bevor sie mit den Worten anfing: " Ich heiße Andrea, bin 32 Jahre alt und leide unter Zwangshandlungen wie ständiges Händewaschen ".

 

Hallo KrPetersen!

Nimm's mir nicht übel, aber vom Aufbau her gefällt mir dein Text gar nicht. Der ganze Text ist nur darauf ausgerichtet, die Pointe ja nicht zu verraten und zu eben dieser Pointe zu führen. Und die Pointe ist dann nur das, was der Erzähler die ganze Zeit nicht verraten hat, weshalb die Protagonistin so nervös ist.
Inhaltlich ist das nicht so der Bringer. Geht sie halt das erste Mal zu 'ner Selbsthilfegruppe.

Dabei könnte das Thema, ihre Erkrankung, doch irre spannend sein.

Es wäre gut, wenn man etwas über deine Protagonistin erfahren würde, Stichwort "Charakterisierung" (Mehr als: sie ist nervös, weil sie zum ersten Mal zu 'ner Selbsthilfegruppe geht. Wer wäre da nicht nervös?) Das "Wer" ist das Wichtigste an einer Geschichte. Darauf kann man dann aufbauen, mit Plot, Konflikten ...

Und übrigens, bei der Zeichensetzung solltest du noch mal drübersehen. Da sind oft Leerzeichen, die da nicht hingehören oder verschoben sind. Sieht beim Lesen nicht so schön aus.

Grüße,
Chris

 

Liebe KrPetersen,

Als ich vor einigen Jahren ein Studium in einer Schreibschule begann, musste ich als erstes lernen, wie man eine Geschichte mit gerade einmal 80 Zeilen schreiben kann. Diese Erinnerung kam zurück, als ich deinen Text gelesen habe. Vollgestopft mit lauter unnützen Dingen, die nicht geeignet sind, die Handlung voran zu bringen. Du hast viel Text, doch wenig, bis keine Handlung. Es passiert rein gar nichts und einen Plot kann ich nicht erkennen.

Versuch es noch einmal, streiche jeden zweiten Satz und konzentriere dich auf deine Protagonistin und auf das Ende.

Viel Erfolg!
Amelie

 

Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich nehme nichts übel, da ich hier bin um zu lernen. Worte zu Papier zu bringen, daran versuche ich mich erst seit 2 Monaten. Wenn ich die vielen tollen Kurzgeschichten hier lese, Wahnsinn. Bin sehr beeindruckt. Werde meine Geschichte überarbeiten und neu einstellen.

Schönen Abend noch

Karin von der dänischen Grenze

 

Hallo Karin!

Ich bin's noch mal. Da du die Geschichte überarbeiten willst - willst du die Pointe beibehalten? Weil, wenn deine Protagonistin eine zwanghafte Händewascherin ist - warum wäscht sie sich in dem Text dann nicht ein einziges Mal die Hände? So nervös wie sie ist, müsste sie das doch andauernd machen. Und einen klebrigen Türgriff anfassen ohne einen Panikanfall zu bekommen? Ich glaube nicht.
=> Pointen müssen stimmig sein und gut aufgebaut werden. So, dass sich der Leser am Ende vor die Stirn schlägt und denkt: Warum bin ich nicht selbst raufgekommen? Ist nicht einfach, sowas.

Grüße,
Chris

 

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