Was ist neu

Engel haben keine Namen

Mitglied
Beitritt
23.07.2003
Beiträge
93
Zuletzt bearbeitet:

Engel haben keine Namen

Engel haben keine Namen


Wir saßen gemeinsam auf den Stufen vor der Kleiderreinigung, welche zwei Eingänge neben dem meiner Wohnung lag. Es war Samstag Vormittag, die Reinigung hatte geschlossen und so war niemand da, der uns stören konnte. Hin und wieder kam ein Passant vorbei, schaute flüchtig zu uns herüber und ging dann weiter seiner Wege. Ich rauchte eine Zigarette und meine Hände zitterten. Ich ahnte schon, was jetzt kommen würde. Die letzte Woche hatte sie sich komisch benommen, mich gemieden, sich nie bei mir gemeldet. Wenn ich ihr etwas vorschlug, dann meinte sie, sie hätte schon etwas anderes vor, traf sich mit Freundinnen und ließ mich links liegen. Es tat weh, so von ihr behandelt zu werden. Es tat weh, zu sehen, wie sie sich immer weiter von mir entfernte und am meisten schmerzte mich das, was jetzt kommen würde.
Sie sah mich aus großen hellblauen Augen an. Ich liebte diese Augen, die so verträumt und liebvoll blicken konnten. In wolkenlosen Nächten schienen sich tausende Sterne in ihnen widerzuspiegeln. Wenn ich in ihrer Nähe war und in ihre Augen sah, dann blieb die Zeit für mich stehen. Ich versank in andere Welten, aus denen ich mich nie wieder erheben wollte. Es war wie das Paradies, ein Ort völliger Glückseeligkeit, wie auf einem Dauerhoch im Drogenrausch. Ein nie enden wollendes Gefühl machte sich in mir breit und zwang mich so zu handeln wie ich es tat. Ich machte mich zum Affen, spielte den Idioten und es war mir egal was andere Leute dachten oder sagten, denn ich war verliebt. Egal was ich machte, ich dachte dabei nur an sie. Mein ganzes kleines Universum drehte sich um sie und die Welt schien besser, wenn sie bei mir war.
Der Wind umschmeichelte sanft ihr Gesicht, ließ ihr Haar auf seinen Wogen reiten, als wäre es frei und wild. Eine Strähne ihres braunen Haares hing ihr kurz ins Gesicht, ich wollte sie beiseite wischen, doch sie zuckte zurück. Sie verweigerte mir, sie zu berühren. So etwas hatte es noch nie zuvor gegeben. Sie mochte meine Liebkosungen, liebte es ihren Körper an den meinen zu pressen und wenn wir uns küssten hätte die Welt aus den Fugen geraten können, keinem von uns wäre es aufgefallen.
Wir sahen uns lange an. Keiner sagte etwas. Jeder wartete darauf, dass der andere den Anfang machte, doch im Endeffekt war sie es, die mir etwas zu sagen hatte, nicht ich ihr. Und dann sagte sie es.
„Es ist aus.“
Für einen Moment schienen die Worte in der Leere des Augenblicks zu schweben, weit über mir, bevor sie tonnenschwer auf mich herabstürzten und mein Herz unter sich begruben. Ein glühender Dolch wurde zwischen meine Rippen gestoßen und obwohl ich genau mit diesem Satz gerechnet hatte, wollte ich ihn nicht wahrhaben. Wut brannte in meiner Seele wie ein loderndes Feuer, doch nicht auf sie, sondern auf die Ungerechtigkeit des Seins war ich wütend. Wir waren wie für einander geschaffen, doch unser einstiges Glück wurde jäh durch die Ketten des Schicksals entzwei gerissen und ich war ohnmächtig dies zu verhindern.
Sie war die Liebe meines Lebens. Jede Faser und jede noch so kleine Zelle in meinem Körper verzehrten sich nach ihr wenn sie nicht in meiner Nähe war. Sie war die Erfüllung all meiner Wünsche und Träume und war mit Leib und Seele das Reinste, was ich in meinem ganzen Leben gesehen und erlebt hatte. Wenn es eine perfekte Welt gäbe, dann wäre sie würdig, auf ihr zu wandeln. In meinem ganzen Leben, habe ich nie wieder jemanden so sehr geliebt, wie sie.
Einen kurzen Moment blieb sie noch an meiner Seite sitzen, dann stand sie auf, drehte sich noch einmal zu mir um und blickte mich mitleidvoll an. Ich saß da wie ein Häufchen Elend, unfähig zu Denken oder zu Handeln. Allein!
Einen Grund für diese Trennung habe ich bis heute keinen bekommen. Nur Spekulationen, vage Vermutungen und Trugschlüsse.
Warum? Ich weiß es nicht!
Ihr wollt wissen wie ihr Name war?
Nun, Engel haben keine Namen.

 

Hallo Dreamcatcher,

erst mal: eine schön formulierte Geschichte. Der Stil mit dem du deinen Engel beschreibst, ist ebenso so passend und einfühlsam widergegeben, wie die Verzweiflung deines Prot.

Der Schluss wirkte allerdings für mich etwas aufgesetzt – er kommt zwar schön an, weil der Satz „Engel haben keinen Namen“ gut wirkt – aber der Bezug zur Geschichte fehlt irgendwie. Als offenes ende lässt er aber natürlich auch die ein oder andere Deutungsmöglichkeit offen.

In der Kürze liegt und so...:) ... schön geschrieben.

Viele Grüße, Streicher

 

Engel haben ja wohl Namen...

Trotzdem sehr schön... traurig.

bis denne

 

Wirklich wunderschön traurige Geschichte. Positiv finde ich, dass er es vorher geahnt hat, sich irgendwie darauf vorbereiten konnte - na ja, das kann man eigentlich nicht - aber halt irgendwie doch, wenn du verstehst...
Einen Engel sehe ich nicht so richtig, nur durch die Augen des Protagonisten scheint sie einer zu sein.
Na ja, toller Stil, sehr realitätsnah geschrieben.
Gut! WibiB

 

moin, Ausdruckskraft besitzt du, zweifelsohne, dennoch gibt es Kritik.
Die trennungsstriche bei einigen Wörtern sind eher unnötig und stören den Lesefluss, auch erschließt sich mir der Sinn des Titels nicht innerhalb der Geschichte. Wäre da noch ein anderes Wesen, welches ihn wortlos "rettet", dann würde es eher passen. M.E hast du da noch Verbesserungsarbeit vor dir.
Nix für ungut...
Lord

 

Hi an alle!

Zuerst mal danke für die Lorbeeren. Über Verbesserungsmöglichkeiten mache ich mir zur Zeit noch Gedanken, habe mir aber eure Kritik sehr zu Herzen genommen - was mich jetzt vor die Aufgabe stellte, subjektiv Erlebtes objektiv darzustellen, da die Geschichte doch auch gewisse "autobiographische" Handlungsstränge beinhaltet.
Auf jeden Fall hoffe ich, euch bald die überarbeitete Version präsentieren zu können.

Mfg, Dreamcatcher

P.S. Die Trennungsstriche rühren von der Word Formatierung her, werden aber auch behoben.

 

So, die Trennungsstriche habe ich jetzt, glaube ich, alle entfernt. Wenn noch welche im Text sein sollten, die ich übersehen habe, teilt es mir bitte mit. Am Schluss, vor allem an der Darstellung meines Engels, muss ich noch etwas arbeiten. Werde vermutlich das Wochenende dazu nützen.

Mfg, Dreamcatcher

 

So! Ich habe den Schluss noch einmal überarbeitet, allerdings hat sich nicht sehr viel geändert. Ein paar Sätze wurden hinzugefügt, die sie mehr als Engel darstellen sollen. Ich hoffe ich habe jetzt nicht übertrieben, aber wenn es jetzt noch nicht passt, bin ich mit meinem Latein (oder Deutsch?:D ) am Ende.

Viel Spass beim Lesen!

 

Hi Dreamcatcher!

Deine Geschichte fand ich ziemlich gut. Man merkt richtig, wie sehr der Protagonist seine Ex)Freundin immer noch liebt und wie sehr es ihm weh tut, sie zu verlieren!

Gruß,

*ferni*

 

Tolle Geschichte, wie die anderen schon gesagt haben. Man kann sich hierbei eigentlich nur wiederholen, und doch...

können Engel den so grausam sein?

In den Augen des Protagonist ist sie (s)ein Engel, dennoch würden Engel nie die Herzen anderer brechen ;)

Nur meine Meinung ^^

Liebe Grüße

(klein) BJey

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom