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Engel Gabriels letzte Gute Tat
Unzählige gute Taten aus reiner Barmherzigkeit sind dem Engel Gabriel zuzuschreiben. Ihn hat das Leid des Menschen immer berührt. Sein Herz öffnete sich dann und er tat, was in seiner Macht stand. Er konnte nicht anders handeln bis eines Tages ein Ereignis ihn nachhaltig veränderte sollte:
Es war nachts. Engel Gabriel war am Himmel und beobachtete das Weltgeschehen mit einer Bereitschaft, jederzeit einzugreifen. Dann geschah es. Ein Kind schrie um Hilfe. Unverzüglich flog er hin, um die Lage zu erkunden. Das Kind war dabei zu ertrinken. Sofort wollte er es retten, als er plötzlich eine vertraute Stimme hörte: ,,Nein, Gabriel.’’ Gottes Worte waren ruhig und sehr bestimmt. ,,Nein?’’ fragte Gabriel entsetzt. ,,Du hast richtig gehört − nein. ‘’ Gott hatte Gabriel Grenzen gesetzt. Nun konnte der Engel nichts mehr für das Kind unternehmen.
Gabriels Herz zerriss, als er sah, wie das Kind um sich schlug und versuchte an der Oberfläche zu bleiben. Er beobachtete auch, wie es langsam ermüdete und letztendlich unterging. Der Schmerz war unerträglich. Daraufhin fühlte Gabriel Gottes Hand auf seine Schulter, die ihn beruhigen und trösten sollte. ,,Schicksal’’, hörte er ihn sagen und war einen Augenblick später alleine am Flussufer.
Tagelang war er durcheinander, aufgebracht, wütend und verängstigt. Er zweifelte an allem, woran er bisher geglaubt hatte: Dem Guten, der Gerechtigkeit und der bedingungslosen Hingabe. In diesem Zustand war Gabriel nicht mehr fähig, den Menschen beizustehen und zu helfen. Erschöpft schaute er dem Leiden zu. Er sah wie sich die Menschen stritten. Er erlebte wie sie erkrankten und starben. Er sah die Waisen des Krieges. Er beobachtete aber auch die Liebe zwischen den Menschen und empfand ebenfalls die Freuden einer Geburt. Diesmal alles ohne sein Zutun. Es fühlte sich authentisch an, obwohl vieles nicht gut, sondern sogar sehr schmerzhaft war. Es war das menschliche Leben, so wie Gott es geschaffen und der Mensch mitgestaltet hatte.
Gabriel zog daraus den Schluss, dass er für das ganze Geschehen auf der Erde überflüssig war. Seine Selbstzweifel waren gross. Wofür stand sein Engagement, wenn es dies nicht gebraucht hätte? Hatte er alles falsch gemacht, obwohl er in guter Absicht gehandelt hatte? Eigentlich, gestand sich Gabriel ein, war es sogar schön, dem menschlichen Dasein in all seinen Facetten zuzuschauen. Er spürte die Allmacht und die Ganzheit dahinter, die bedingungslose Liebe, welche auch dem Leid und dem Bösen einen Platz gab. Einige wuchsen an den schwierigen Situationen, einige nicht. Dies war aber nicht mehr wichtig. Da wusste plötzlich Gabriel, was er wirklich tun wollte: Er wollte verkünden die Liebe und das Licht des allmächtigen Herrn. Engel Gabriel wurde Gottes Botschafter.
Gabriel suchte sich eine Anstellung einer Zeitschrift. Er wollte seine Botschaften zwischen den Zeilen legen, damit jeder Ungläubige die Möglichkeit hatte, Gott kennen zu lernen. Leider ging sein Plan nicht auf. Der Chefredaktor beharrte auf sachbezogene und neutrale Berichterstattung. Es wäre schön gewesen, die Worte zum Leuchten zu bringen: Zum Beispiel anstelle von ,,Die Kuhherde hat den Zaun niedergetrampelt.’’, ,,Die Kühe wurden von einer Kraft erfasst, welche ihr alltägliches Dasein sprengte und dabei ging der Zaun kaputt.’’ Heutzutage erhalten einige Menschen eindeutig zu viel Macht. Immerhin stand Gottes Wort zuerst! Und so schmiss Gabriel diesen Job. Er musste eine neue Möglichkeit finden, Gottes Botschafter zu leben.
Als nächstes versuchte er sich als Clown. Wenn er die Leute zum Lachen brachte, konnte er die frohe Botschaft verkünden − dachte er sich. Ja, die Zuschauer lachten und wie sie lachten, die Erwachsenen und Kinder. Sie schmunzelten, wenn er hinfiel. Sie grölten, wenn er seine Hosen verlor und sie klopften sich auf die Schenkel, wenn er weinte. Es lief nicht, wie er es sich vorgestellt hatte. Zudem lachten sie nicht, wenn er das Halleluja sang und sie wurden ernst, wenn er sich als Clown Engelsflügel überzog. Im Gelächter muss das Hirn wahrscheinlich ausgeschaltet sein, sie verstanden nämlich den Link zu Gott nicht. Enttäuscht verliess Engel Gabriel den Zirkus.
Gott hatte inzwischen die vergeblichen Bemühungen von Gabriel bemerkt. ,,Du willst mein Botschafter werden?’’ fragte Gott Gabriel. Dieser nickte heftig. ,,Dann gehe zu Maria und verkünde, dass sie bald ein Kind empfangen wird.’’ Freudig machte sich Gabriel auf den Weg. Am 25. Dezember kam dann das Jesuskind in einem Stall zur Welt. Dadurch wurde nicht nur die Erlöser geschickt, sondern es war der Anfang der Dreifaltigkeit. Und das Schöne daran ist, dass Gott sich unseren Bedürfnissen nach verändert hat.
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