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Endspiel

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25.01.2002
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Endspiel

»Schachmatt. Ich hab Sie schon wieder geschlagen, amigo!« Barrett grinste und lehnte sich so weit zurück, dass der Klappstuhl auf den sandigen Bodenbrettern gefährlich weit nach hinten kippte. Er strahlte übers ganze Gesicht.
Gilbraith starrte durch seine dicken Brillengläser ungläubig auf die Spielfiguren, als müsse er sich davon überzeugen, dass alles mit rechten Dingen zuging. Doch sein neuer Kamerad hatte nicht gemogelt.
»Herrgott noch mal«, brummelte er grimmig. Seine Stirn legte sich in steile Falten. »Wie machen Sie das nur?«
»Talent, mein Lieber. Ich hab eben Talent.« Barrett nahm einen Kräcker in den Mund und stellte die Spielfiguren für die nächste Partie in die Grundstellung.
»Ärgern Sie sich nicht. Wie heißt es: Pech im Spiel, Glück in der Liebe.« Er zwinkerte Gilbraith zu.
»Sie wissen ganz genau, dass der Zug für mich längst abgefahren ist, Sie verdammter Idiot!«, schimpfte Gilbraith. »Meine Haut ist runzelig wie der Blasebalg eines Akkordeons, in meinen Händen steckt die Arthritis – ich bin froh, wenn ich überhaupt noch die Figuren halten kann, ohne dass sie mir aus den Fingern gleiten!«
Barrett lachte, aber es war ein gutmütiges, herzhaftes Lachen. »Ja, wir sind beide alt und schrullig geworden. Ein Jammer, aber so ist es – Sie sind dran, mein Freund!«
Gilbraith rückte den weißen Läufer diagonal auf das Feld A4. Erneut nahm er sich fest vor, seinen Kontrahenten zu schlagen. Doch er musste sich eingestehen, dass er bei weitem nicht über eine Strategie verfügte, die Barretts spielerischem Können gewachsen war. Letztendlich würde er wieder auf sein Glück vertrauen müssen.
»Erst vor zwei Wochen hab ich mich bei meinem Neffen über den lauten Verkehr beklagt. Heute sehne ich mich beinahe danach.« Er lachte humorlos. »Kaum zu glauben, nicht wahr?«
Ein zustimmendes Nicken.
Barrett und Gilbraith, die im Schatten der Palmen auf der Terrasse saßen, hatten die Bar im Tidelands Park für sich alleine. Die Halbinsel im Herzen der San Diego Bay war ebenso leer wie die Downtown am anderen Ufer, wo entvölkert und dunkel die Skyline empor ragte. Die gesamte Südwestküste ruhte still am Fuße des Pazifiks.
»Noch können wir gehen«, erinnerte Gilbraith und dachte an die in Massen nach Osten geströmten Autos. In der gesamten Stadt hatte der Ausnahmezustand geherrscht, es war kein Durchkommen mehr gewesen. Jeder hatte sich als Erster in Sicherheit bringen wollen.
»Wenn wir sofort aufbrechen und uns beeilen, schaffen wir es vielleicht noch rechtzeitig. Die I-8 Richtung Arizona dürfte ab Alpine inzwischen wieder frei sein.«
Barrett schüttelte den Kopf. »Seit ich denken kann, lebe ich in San Diego. Die Stadt steckt voller Erinnerungen. Nein, das ist nichts mehr für meine alten Knochen. Ich würde eingehen wie ein Gewächs, das man verpflanzt.« Er dachte an die monatliche Behandlung im UCSD Medical Center und nahm einen kräftigen Schluck Tequila. »Hier bin ich geboren, hier werde ich sterben.«
Gilbraith deutete ein Nicken an. »Geht mir ehrlich gesagt ähnlich. Auch ich bin müde geworden. Mein Neffe lebt in Europa, bis dahin ist es ein weiter Weg. Außerdem hab ich mehr als fünfzig Jahre Ehe überlebt – was soll mich jetzt noch erschüttern?«
Einen Moment lang lachten beide. Die San Diego Bay glitzerte im Schein der untergehenden Sonne, sanfte Wellen schlugen immer wieder gegen die Uferpromenade.
Die erste Begegnung lag nur wenige Tage zurück, als sich ihre Wege in einem Wal-Mart gekreuzt hatten. Beide Männer waren auf der Suche nach Essbarem und zunächst überrascht gewesen, in der toten Stadt noch auf einen anderen Menschen zu treffen. Aber schnell hatten sie Vertrauen zueinander gefasst. Inzwischen verfestigte sich der Eindruck, sich schon ewig zu kennen.
»Wie war sie so, Ihre Frau?«, wollte Barrett wissen.
Gilbraith antwortete nicht gleich.
»Sie war ein Juwel«, meinte er schließlich. »Sie brachte mich selbst dann zum Lachen, wenn es mir hundeelend erging, und sie machte die besten Hotdogs der ganzen Stadt. Ich hätte alles getan für diese Hotdogs, das können Sie mir glauben!« Er dachte an die alten Zeiten, dann kramte er ein Foto aus seinem Portemonnaie und zeigte es ihm. »Sie hätten sich bestimmt gut verstanden, Sie und Melinda.«
Barrett, nie verheiratet, sah das Bild an und lächelte. Er hatte fasziniert zugehört. Beinahe beneidete er seinen Kameraden um diese Erinnerungen.
Der Wind strich über die Coronado-Halbinsel, die Flammen der beiden Kerzen auf dem Tisch begannen zu zucken. Es war bemerkenswert kühl für die Jahreszeit, die Tage wurden kürzer. Am Himmel zogen graue Wolken vorüber.
Nach einer Weile konzentrierten sich die Männer wieder auf das Spiel. Gilbraith schlug mit dem Bauern einen schwarzen Springer. Barrett zog überrascht die Augenbrauen hoch.
»Manchmal denke ich, wir sind selbst solche Spielfiguren«, philosophierte er. »Zug für Zug gehen wir einen steinigen Weg. Ob es der richtige ist, erfahren wir erst im Nachhinein.« Er hielt inne und griff zum Tequila-Glas. »Wenn Sie Ihr Leben noch einmal leben könnten, amigo, würden Sie etwas ändern?«
Gilbraith sah auf. Er musste darüber nachdenken und ließ sich reichlich Zeit.
»Nein«, antwortete er schließlich.
Barrett nickte nach einem Zögern.
»Das heißt, wenn ich’s mir recht überlege, eine Sache wäre da vielleicht doch.«
»Ja?«
»Ich würde einen Schachkurs belegen.«
Ein schwaches Lächeln. Barrett rückte die Dame in Angriffsposition und wartete auf Gilbraiths nächsten Zug, doch sein Kamerad starrte stattdessen zur Bucht.
»Die Wellen. Sie sehen so friedvoll aus«, murmelte Gilbraith. »Kaum zu glauben, was sie anrichten werden, nicht wahr?« Er räusperte sich. »Müsste man nicht schon irgendwas mitbekommen?«
Barrett zuckte die Achseln. »Vielleicht drüben, an der Westküste. Zunächst dachte ich, die Medien würden das aufbauschen, nur um der Schlagzeilen willen. Inzwischen befürchte ich das Schlimmste.«
Gilbraith fröstelte. Dann stand er schwerfällig auf und trabte zum Innenbereich der Bar. Auf dem Tresen befand sich eine Vielzahl von Spirituosen, an der Wand hingen verschiedene Gläser.
»Wie möchten Sie Ihren Drink, Mister Bond?« Er imitierte einen britischen Akzent. »Geschüttelt oder gerührt?«
»Gehaltvoll!«, rief Barrett. »Sehr gehaltvoll! Ich hätte es kaum für möglich gehalten, aber inzwischen habe ich einen Narren an diesen Cocktails gefressen!«
»Sie sollten trotzdem auf Ihre Leberwerte achten«, mahnte Gilbraith und kam mit zwei vollen Gläsern zurück. Er setzte sich und zog kräftig am Strohhalm.
»Papperlapapp.« Barrett winkte ab. »Wenn der Alkohol mich nicht umbringt, dann mein Arzt Dr. Gale, wüsste er, wie ich mit meiner Gesundheit umgehe. Als ob es darauf noch ankäme! Soll ich Ihnen was sagen? Es ist mir scheißegal!«
Wieder brachen die Männer in Gelächter aus.
»Ich wünschte, wir hätten uns eher kennen gelernt, amigo
»Ja, das wünschte ich auch«, stimmte Gilbraith zu.
Nach und nach verschwanden die Spielfiguren vom Schachbrett. Am Ende blieben nur noch die Könige und Bauern übrig. Das Brett war so leergefegt wie die einstige Millionenstadt. Es war eine spannende Partie, bei der Gilbraith diesmal überraschend aufgeholt hatte.
»Verraten Sie mir eines: Warum hat es uns ausgerechnet hierhin verschlagen? Ich meine, wir könnten genauso gut im Ritz-Carlton in Champagner baden!«
Gilbraith verzog angewidert das Gesicht. »Was hab ich davon, in ein goldenes Klo zu scheißen?«, brummelte er. »Und von Schampus krieg ich Kopfschmerzen! Nee, hab mir nie viel aus Luxus gemacht. Hier hingegen hab ich die Bucht, den Park, die frische Luft ... Ist das nicht herrlich?«
»Ja, das ist es«, stimmte Barrett zu. »Das ist es in der Tat.«
Während sich die Nacht über die Halbinsel legte, schwelten beide Männer erneut in Erinnerungen. Der Wind wurde nun stürmischer, er ließ die Palmenblätter erzittern, und die herannahenden Wellen schlugen so heftig gegen die Promenade, dass es zischte und brodelte. Eine eisige Kälte fuhr in Barretts und Gilbraiths Glieder. Am Boden raschelte eine achtlos weggeworfene Alufolie.
»Connery«, murmelte Gilbraith. »Connery war der Beste.«
Barrett drehte irritiert den Kopf. Er hatte zunächst Mühe, dem Gedankengang seines Kameraden zu folgen.
»Ja«, bestätigte er schließlich. »Connery war der Beste.«
Irgendwann spielten die Männer weiter, im Bewusstsein, dass jedes gemeinsame Spiel ihr letztes sein konnte. Sie spielten selbst dann noch, als lange nach Mitternacht der Pazifik sich auftürmte, um die Millionenstadt zu überrollen.
Barrett starrte in Richtung Westküste. »Hätten wir doch surfen gelernt!«

Copyright by Michael Elflein 2008/2010

 

Hallo Michael.
und meterhohe Flutwellen die Millionenstadt zu überrollen drohten.
Bei dieser 'Gefahr' würde ich nicht abhauen ;-)
Da solltest Du ein bisschen mehr 'auftürmen' …
Beide Männer hatten zunächst geglaubt zu träumen, nie und nimmer hatten sie damit gerechnet, in der toten Stadt auf einen anderen Menschen zu treffen.
Das in einer Millionenstadt nur zwei Menschen zurückbleiben, finde ich etwas konstruiert.
Ein klassisches Thema: Was macht 'man' im Angesichts des Untergangs? Das bietet unendlich Möglichkeiten …
Um beim Schach zu bleiben: Diese Geschichte ist eine klassische Eröffnung dieses Themas, aber noch kein Endspiel.
Mit freundlichem Gruß
kinnison

 

Hallo Michael,

ein interessantes Setting. Schön, wie du nur allmählich mit deinen Andeutungen kommst. Das finde ich sehr gelungen. Allerdings finde ich deine Dialoge an manchen Stellen doch zu erklärend. Unnötig, finde ich, weil da die Authentizität verloren geht. Vielleicht fallen dir andre Themen an, oder eben eine andere Weise, wie die Alten darüber sprechen (beides wäre optimal ;) ).

Barrett grinste und lehnte sich so weit zurück, dass der Klappstuhl auf den sandigen Bodenbrettern gefährlich weit nach hinten kippte. Er fand großen Gefallen an seinem Sieg.
ach was! ;) Unnötig, kommt schon durch
Diesmal nahm er sich fest vor, seinen Kontrahenten zu schlagen, doch er musste sich eingestehen, dass er bei weitem nicht über eine Strategie verfügte, die Barretts spielerischem Können gewachsen war. Letztendlich würde er erneut auf sein Glück vertrauen müssen.
Dieses Mal, ja? Die Spiele vorher nicht? Gedöns, das weg kann.
Ich ging hier zur Highschool, und im Abschlussjahr lernte ich Mary-Ann kennen. Ich fand meine Liebe und verlor meine Unschuld. Die Stadt steckt voller Erinnerungen.
Das klingt sehr gestelzt und ales andere als authentisch. Der Absatz danch ist gelungen.
Und dann noch Mary Ann, also wirklich ...
»Sie wissen, dass Sie mit jedem Rausch zwanzig- bis dreißigtausend Gehirnzellen weniger in der Birne haben?
Das klingt nicht mehr wie zwei alte Herren. Ebenso das Gespräch über "wer keine Kinder bekommen konnte". Bei alten Herren, die sich nioch Dutzen wohl eher kein gesprächsthema

SCHEISSEGAL
weswegen das? Traust du deinem Text nicht? Kursiv reicht vollkommen

und bei der keiner der beiden Kontrahenten den Kürzeren ziehen wollte.
gna

und meterhohe Flutwellen die Millionenstadt zu überrollen drohten.
drohten? Hm, das ist nicht der richtige Ausklang. Weswegen nciht das Bild einfrieren, als sich die Wellen auftürmen? Das ist viel bedrohlicher

Wenn die Schwächen noch rauskommen, würde ich den Text als sehr stark empfinden. So ist das noch insgesamt zu gewollt in meinen AUgen. Das Thema ist es wert, daran zu feilen! :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo ihr zwei,

vielen Dank fürs Lesen meiner Kurzgeschichte sowie für die hilfreichen, konstruktiven Anmerkungen! :)

@ kinnison:

Die beiden von dir aufgeführten Sätze hab ich wie folgt geändert:

Sie spielten selbst dann noch, als der Pazifik sich auftürmte, und verheerend hohe Flutwellen die Millionenstadt zu überrollen drohten.
Beide Männer waren zunächst überrascht gewesen, in der toten Stadt noch auf einen anderen Menschen zu treffen.
Ich hoffe, so liest es sich nun besser.

Um beim Schach zu bleiben: Diese Geschichte ist eine klassische Eröffnung dieses Themas, aber noch kein Endspiel.
Aus meiner Sicht passt der Titel sehr gut. Als "Endspiel" bezeichnet man im Schach genau genommen die Endphase einer Partie, wenn nur noch wenige Figurenarten auf dem Brett sind, insofern passt der Begriff zum Schachspiel. Im übertragenen Sinne trifft das außerdem auch auf Barrett und Gilbert zu, die sich als übrig gebliebene "Figuren" in der Millionenstadt, sozusagen "auf dem Brett" befinden. Außerdem sind sie während der gesamten Geschichte ja mit dem "Spiel" beschäftigt, und die Vorsilbe "End-" passt aus meiner Sicht schon deswegen, da es sich hier um eine Endzeit-Science-Fiction-Geschichte handelt. ;)

@ weltenläufer:

Zitat:
Barrett grinste und lehnte sich so weit zurück, dass der Klappstuhl auf den sandigen Bodenbrettern gefährlich weit nach hinten kippte. Er fand großen Gefallen an seinem Sieg.
ach was! Unnötig, kommt schon durch
Möglicherweise. Allerdings empfinde ich den kleinen Satz nicht unbedingt als störend.

Ich hab noch ein paar kleine Änderungen vorgenommen, die liste ich hier einfach mal auf:

»Seit ich denken kann, lebe ich in San Diego. Ich ging hier zur Highschool. Die Stadt steckt voller Erinnerungen. Nein, das ist nichts mehr für meine alten Knochen. Ich würde eingehen wie ein Gewächs, das man verpflanzt.«
Den "gestelzten" Teil hab ich hier gestrichen. Finde, so kann man es lassen.

»Haben Sie Kinder?«, fragte er weiter.
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Nun ... Es hat nicht sein sollen. Melinda und ich, wir hatten es jahrelang versucht, aber ... Lassen wir das Thema.«
Betretenes Schweigen setzte ein
Gilbert geht nicht näher auf die Frage ein. Dürfte sich aus meiner Sicht authentischer lesen.

»Sie wissen, dass Sie mit jedem Rausch weniger Gehirnzellen in der Birne haben?«
Wenn man die "zwanzig- bis dreißigtausend" weglässt, liest es sich meines Erachtens gut so. Okay, die beiden kennen sich noch nicht allzu lange. Aber sie haben den Eindruck, sich schon lange zu kennen, wie ich an anderer Stelle geschrieben hab, und angesichts ihrer außergewöhnlichen, brenzligen Lage in der sie sich befinden, erscheint mir der Satz nicht allzu abwegig. (Nicht zu vergessen, dass die beiden schon ein bisschen was getrunken haben, was die Stimmung lockert.) ;)

Zitat:
und bei der keiner der beiden Kontrahenten den Kürzeren ziehen wollte.
gna
Was meinst du mit "gna"?

Zitat:
und meterhohe Flutwellen die Millionenstadt zu überrollen drohten.
drohten? Hm, das ist nicht der richtige Ausklang. Weswegen nciht das Bild einfrieren, als sich die Wellen auftürmen? Das ist viel bedrohlicher
Ich hab mich hier bewusst für "drohten" entschieden. Das Ende ist ungewiss.
Diese Ungewissheit ist es ja, die die beiden Protagonisten während der gesamten Kurzgeschichten spüren. Daher wollte ich auch den Leser in dieser Ungewissheit lassen, damit er sich besser in die Lage der beiden hineinversetzen kann.

Allgemein lasse ich meine Kurzgeschichten gern mit einem halb-offenem Ende enden. Sie bieten dem Leser Spielraum, sich hinterher selbst noch Gedanken zum Inhalt zu machen.

Danke noch mal und viele Grüße
Michael :)

 

He Michael noch mal :)

Möglicherweise. Allerdings empfinde ich den kleinen Satz nicht unbedingt als störend.
Ich sehe schon, wir arbeiten da anders. Wenn etwas nur nicht stört und möglicherwese überflüssig ist - würde es definitiv aus meinem text rausfliegen.

und angesichts ihrer außergewöhnlichen, brenzligen Lage in der sie sich befinden, erscheint mir der Satz nicht allzu abwegig. (Nicht zu vergessen, dass die beiden schon ein bisschen was getrunken haben, was die Stimmung lockert
mit der Argumentation habe ich gerechnet. Finde, das ändert trotzdem nichts dran, weil es schlicht aus dem sonstigen Ton kippt. Würde da mehr in die Richtung gehen, oder sich der Ton allmählich zum lapidaren hin verändern, dann käme es gut, so ist es in meinen Augen schlicht unpassend.

Was meinst du mit "gna"?
was ich auch schon zu Beginn meinte. Das ist unnnötiges Gefasel. Wollte einer von beiden etwa vorher den Kürzeren ziehen? Wenn Ehrgeiz hier eine Rolle spielen würde, dann müsste das anders transportiert werden. In dieser Form kann es aber ganz weg.

Ich hab mich hier bewusst für "drohten" entschieden. Das Ende ist ungewiss.
Diese Ungewissheit ist es ja, die die beiden Protagonisten während der gesamten Kurzgeschichten spüren. Daher wollte ich auch den Leser in dieser Ungewissheit lassen, damit er sich besser in die Lage der beiden hineinversetzen kann.
das habe ich schon verstanden. Dennoch finde ich, dass das Wort drohen hier abschwächt. Wenn sich die Flutwelle auftürmt, ist auch ungewiss was passiert. Die "Bedrohung" sollte beim Leser aber selbst entstehen - nicht vom Autor aufgezwungen werden.

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo weltenläufer,

na schön, einverstanden. Ich hab mir deine Anmerkungen noch einmal durch den Kopf gehen lassen und die Erzählung leicht modifiziert. ;)

Der Satz "Er fand großen Gefallen an seinem Sieg" ist rausgeflogen, stattdessen steht da nun "Er strahlte übers ganze Gesicht". Ihn ersatzlos zu streichen erweckte bei mir den Eindruck, als würde da was fehlen.

Im bisher "gestelzten" Teil erwähnt Barrett nun kurz was über seine berufliche Karriere, anstatt Mary-Ann.

Der Satz mit den Gehirnzellen ist ersatzlos rausgefallen, an dieser Stelle geht es nun gleich mit den Leberwerten weiter.

Gestrichen hab ich nun auch die Frage nach den Kindern. Im Prinzip würde aus meiner Sicht nichts dagegen sprechen, dass Barrett sie stellt, aber Gilbert würde, realistisch betrachtet, nicht viel mehr als "Nein" zu diesem Thema sagen. Du hast recht: Da die beiden sich kaum kennen, wäre das "Keine Kinder bekommen können" kein Gesprächsthema, schon gar nicht unter Männern. Insofern hab ich nun komplett darauf verzichtet und nur Melinda erwähnt.

Am schwersten fiel mir die Änderung am Ende, da ich wollte, dass der Leser genauso ungewiss wie die beiden Protagonisten bleibt. Aber bedrohlicher liest sich der Schlusssatz so nun auf alle Fälle. In der Hoffnung, dass die Geschichte so länger nachwirkt, hab ich das "drohte" also weggelassen. (Und auch der Titel ist dadurch evtl. noch zutreffender geworden.)

Hoffe, die Änderungen machen sich positiv bemerkbar. Danke noch mal und ein schönes Wochenende!

Viele Grüße
Michael

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Michael,

ich fand's schööön. :) Natürlich weiß man, was passieren wird, aber hierbei kommt's dann wohl eher aufs "Wie" an ... und das haste gut hingekriegt.

Jo.

Dante

 

Hallo Michael!

Klassisches Thema, ja, und auch ganz treffend umgesetzt. Ich hätte mir gewünscht, die beiden alten Männer noch etwas weiter kennenlernen zu können, vor allem die Motive wurden mir nicht klar. Warum bleiben sie da und fliehen nicht?

Das Ende ist mir so, wie es dort steht, zu lau, weil es nicht mit einem BÄM endet. Da könnte wirklich gleich die Welle kommen, die beiden sehen sie, sagen sich noch Salute! und etwas wie: "Stimmt, Amigo. Sie ist wirklich groß, das ist vielleicht das erste Mal, dass sie in den Medien nicht übertrieben haben."

Und die Selbstcharakterisierung im Dialog ... das ist wie in den Büchern, in denen die Leute sich im Spiegel betrachten und dann selbst beschreiben und der Leser weiß ... aaah, okay, jetzt will mir der Autor die Figur näher bringen.

"Er stand auf und streckte sich, sein Rücken war nach all den Jahren nicht besser geworden und er dachte kurz daran, dass er demnächst wohl einen Spazierstock brauchen würde. Dann lächelte er. Zumindest das würde ihm erspart bleiben."

Irgendwie so ... dann wird auch klar, dass sie alt sind und gebrechlich, ohne dass sie sich das erzählen müssen.

Gern gelesen. :)

yours

 

Hallo Michael,

yep, feines Dingens. Schön unaufgeregt und doch knackig. Allerdings stimme ich yours zu, ein knackigeres Ende wäre besser. Vielleicht, wie weltenläufer anmerkte, das Bild im Angesicht der Welle einfrieren. Oder einen Schlussgag.
Gilbert:"Hätte ich doch Surfen gelernt"
Oder so.

Richtig cool -aus meiner ganz persönlichen Sicht- wäre als Setting das El Coronado gewesen.

lg
Dave

 

Hallo Dante, yours truly und Dave Nocturn,

vielen Dank schon mal für euer recht positives Feedback! Freut mich sehr! :)

Ich denke über eure Anmerkungen nach und werde die kommenden Tage noch ein paar Modifizierungen/Ergänzungen vornehmen, insbesondere am Ende. Auch über die Selbstcharakterisierung im Dialog mach ich mir noch mal Gedanken, sowie zu den Motiven, warum die beiden Männer nicht verschwinden.

Viele Grüße
Michael

 

Hallo zusammen,

ich habe das Manuskript überarbeitet und würde mich noch einmal riesig über Feedback freuen! :)

Insbesondere interessiert mich,wie euch die letzten vier Absätze gefallen, die neu hinzugekommen sind. Ist das Ende nun bedrohlicher und/oder knackiger? - Dave Nocturn, vielen Dank für die Anregung mit dem Schlusssatz! Ich hoffe, ich darf deinen Vorschlag, der mir sehr gut gefällt, so verwenden?

Nun dürften außerdem die Beweggründe, weshalb Barrett und Gilbraith (vormals Gilbert) in der Stadt geblieben sind, nachvollziehbarer sein.

Nur geringfügig geändert hab ich die Selbstcharakterisierung. Die Dialogsätze gefallen mir hier persönlich sehr gut.

Und, ach ja, ich hab die Location geändert: Anstatt an der Westküste halten sich die beiden Männer nun auf der Coronado-Halbinsel im Tidelands Park auf; in der Nähe der Coronado Bay Bridge, die sie am Ende der Geschichte überqueren.

Viele Grüße
Michael

 

Hallo Michael!

Das neue Ende lässt nichts mehr offen. Schade um die beiden. Ich hatte die Illusion, sie könnten noch in die Berge, direkt an San Diego‘s Ostflanke, flüchten. Von dort hätten sie das Spektakel aus 1300m Höhe betrachten können.
Das Bild der Beiden, wie sie in sinnloser Panik über die Brücke rennen, wollte mir nicht gefallen. Realistisch ist es durchaus. Niemand bleibt beim Anblick einer Riesenwelle stehen. Da versiegt alle coolness. Der lockere Spruch am Ende hat mich wieder versöhnt.
„Dann überspülte die Flutwelle die Balkenbrücke.“ Kann raus, weil »Hätten wir doch surfen gelernt!« ist ein passender Abschluss.

Gern gelesen.
Gruß
Asterix

 

Hallo Michael,

fühle mich geehrt, dass du meinen Vorschlag aufgegriffen hast. Ich gebe Asterix recht, der letzte Satz kann raus. Es würde das Ende minimal offenlassen.

lg
Dave

 

Hallo Asterix,

vielen Dank für dein Feedback! Ich bin noch mal in mich gegangen, du hast recht: Das Bild, wie die beiden zur Brücke rennen, mag mir auch nicht recht gefallen, obwohl es realistisch ist.
Nach einer weiteren Änderung bleiben die beiden nun im Park sitzen. Das Ende ist wieder ein wenig offener, obwohl man durch den aufkommenden Sturm durchaus davon ausgehen kann, dass die Flutwelle kommt.

Hallo Dave,

vielen Dank, dass ich den Satz verwenden darf! Ich hab mir zwar selbst auch noch einmal Gedanken gemacht, aber dein Vorschlag gefällt mir bislang am besten. Der letzte Satz ist rausgeflogen.

Viele Grüße
Michael

 

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