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Endpunkt

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11.10.2009
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Endpunkt

Endpunkt

Ein Knistern erweckt meine Aufmerksamkeit. Ich hebe den Kopf, lege mein Buch beiseite und wende mich dem Geräusch zu. Langsam erhebe ich mich von der Bank in unserem Garten. Es ist ein alter Garten. Mit massigen hohen Bäumen, in dichtem Grün. Zarte Blumen, die verführerisch ihren Duft verbreiten, mit ihren Farben frohlocken, sie wiegen sachte ihre Köpfe im sanften Wind. Genau genommen ist es nur ein Hauch. Insekten summen umher, Bienen scheinen wie magisch angezogen. Schmetterlinge spielen in der westlichen Sonne.
Zwischen den Zypressen stehend sehe ich zum Haus. Erhaben steht es da, mit seinen roten Ziegeln, den weißen geschwungenen Fensterrahmen, den Butzenscheiben im Erdgeschoss.
Knistern, wieder dieses Knistern.

Die Kinder, sie sind noch klein, mit drei und vier Jahren. Sie stehen oben im Fenster. Die Blondschöpfe. Ihre Hände sind erhoben. Sie ist so süß mit ihren wilden Locken. So hübsch in ihrem rosa Kleid. Und er mit seinem freundlichen Gesicht, den lieben Zügen. Die fein geschwungenen Münder weit geöffnet. Sie lachen? Sie rufen mich? Knistern! Sie schreien!
Die kleinen Händchen fest gegen die Scheibe gepresst. Mit aufgerissenen Augen, die so leuchtend blau, sehen sie zu mir herab. Starr! Wie angewurzelt! Unfähig zu denken, zu reagieren! So stehe ich da. Der sanfte Duft der Zypressen weht an mir vorbei.

Ein kurzer Blick zum Swimmingpool. Ich sehe dich im Wasser. Wasser wie das Himmelsblau. Fast ist es wie erwachen. Ich laufe zum Haus. Ich halte inne. Jetzt sehe ichs!
Wie Schlangenzungen leckt, und züngelt es entlang dem knorrigen Efeu. Knistern. Die Kletterrosen lassen ihre Köpfe hängen. Dann schlägt es empor. Rot glühend, heiß und ohne Gnade fressen die Flammen sich durchs Haus.
Risse bilden sich auf den Fensterscheiben. Mein Körper ist schwer. Ich frage mich, wo du bleibst? Du musst es doch sehen! Ein beißender Geruch breitet sich aus. Du musst es doch riechen! Kraftlosigkeit überfällt mich, wie ein Dieb in dunkler Nacht. Erneut wende ich mich um. Du bist im Pool. Du bewegst dich nicht! Ein Schritt zurück, ein Schritt vor.
Funken fallen wie glühender Schnee auf meine Arme. Verglühen auf der Haut.
Kein Knistern mehr. Krachen! Es stürzt etwas vom Dach. Die Schlange kriecht durch alle Ritzen.
Die Körper! Sie sind verschwunden! Mir stockt der Atem. Ein Schrei aus meinem Mund, so tonlos wie ein Atemhauch in eiskalter Winternacht. Meine Arme reiße ich empor, als wollt ich flehen.
Krachend bricht das Dach zusammen. Die schwarzen Balken, gleich einem Gerippe reckt es stinkend in den Himmel. Asche fällt auf mich herab, als wären es längst getrocknete Tränen.

Ich weiß es war nicht so! Doch fühlt es sich so an. Erstarrt saßen wir an euren Bettchen. Rotglühende Gesichter unterstrichen von weißen Decken. Der lange Wimpernkranz verdeckte die dunklen Schatten unter euren Augen. Wie Puppen aus Wachs lagt ihr da. Nacht war es, dunkle Nacht. Ein schwaches Licht erhellte den Raum, gerade soviel das wir uns sehen konnten. Verloren saß ein rosa Hase auf dem Kissen. Ein Feuersturm tobte in den kleinen Körpern. Flehend, betend hielten wir die kleinen Hände, selbst als sie schon schlaff vom Fieber fortgerafft.

Stumm der Zug. Frieren trotz gleißender Hitze. Erstarrt mein Gesicht. Worte, die vielen Worte gleiten an mir vorbei. Sie fliegen, wie Schmetterlinge die spielend um die Blüten, schweben. Sie summen und surren. Wir sehen uns nicht an. Wir sehen niemanden an. Ein sanfter Duft von Zypressen weht an mir vorbei. Und du bist ertrunken in unseren Tränen und nicht im Pool.

Wind kommt auf, fast wie Erlösung. Von fern hört man ein Glockenspiel, es klingt wie helles Kinderlachen. Still halten wir uns an der Hand. Wir sehen in die Ferne, den weißen Ascheflocken hinterher.

Was ist geblieben? Nichts was der Mühe lohnt …

 

Hallo IDee1

Der Anfang liest sich prima, ich höre ein Knistern, sehe und rieche die Umgebung um das (Ferien-)Haus. Auch im zweiten Abschnitt, der stolze Blick auf die Kinder, das plötzliche Erkennen, dass da ein Unglück sich anbahnt, ein weiteres bereits im Pool schwimmt.

Doch ab da wird es mir dann zu pseudo-poetisch und am Ende, als die Feuerwehr naht (Glockenspiel?) bin ich verwirrt, ob der Eindrücke über durch Fieberwahn hinweggeraffte Kinder, war das alles nur ein Traum über die schrecklichen Erlebnisse des nahen Verlusts?

Ich weiss es nicht, zuviele Möglichkeiten stehen offen und so bleibt mir leider nichts von der Geschichte, ausser der Duft der Zypressen und ersticktes Kinderlachen.

Irgendwie traurig.

dot

 

Hallo IDee1,

das ist eine der KGen, bei denen man als Kommentator anfangs zögert. Weil man eben nicht weiß, wie viel tragisches Selbsterlebtes darin steckt. Andererseits befinden wir uns hier in einem Schreibforum, und ich behandele die Story deshalb wie alle anderen auch, die ich analysiere.

Endpunkt
Sehr lapidarer Titel. Mal schau’n, was mich erwartet

Ein Knistern erweckt meine Aufmerksamkeit. Ich hebe den Kopf, lege mein Buch beiseite und wende mich dem Geräusch zu. Langsam erhebe ich mich von der Bank in unserem Garten. Es ist ein alter Garten. Mit massigen hohen Bäumen, in dichtem Grün. Zarte Blumen, die verführerisch ihren Duft verbreiten, mit ihren Farben frohlocken, sie wiegen sachte ihre Köpfe im sanften Wind. Genau genommen ist es nur ein Hauch. Insekten summen umher, Bienen scheinen wie magisch angezogen. Schmetterlinge spielen in der westlichen Sonne.
Zwischen den Zypressen stehend sehe ich zum Haus. Erhaben steht es da, mit seinen roten Ziegeln, den weißen geschwungenen Fensterrahmen, den Butzenscheiben im Erdgeschoss.
Knistern, wieder dieses Knistern.
Startet im Präsens. Nicht unbedingt die von mir bevorzugte Erzählzeit. Klingt für mich so, als ob:
( ) es sich um einen Tagebucheintrag handelt
( ) die beschriebene Angelegenheit gerade zehn Minuten zurückliegt.
Ich mag das (literarische) Präteritum sehr viel lieber. Das ist aber persönliche Geschmackssache.
- 2x (er-) hebe
- 2x Garten
- .. frohlocken (danach m.E. entweder Punkt o. Semikolon)
- … scheinen wie magisch angezogen (von was?)
- Zwischen den Zypressen entdecke/ erspähe/ sehe ich das Haus (ohne zum)
- erhaben gefällt mir nicht. Was soll das sein: Eine Ritterburg?
- … weißen, (Komma) geschwungenen …
- Zypressen: deutet auf Süden hin (da gibt es Butzenscheiben? Dachte immer, die seien ein mitteleuropäisches Phänomen. Nicht zu verwechseln mit Scheiben, auf denen ein weißes Holzgitter angebracht ist. Die nennen sich aber mMn nicht Butzen)

Die Kinder, sie sind noch klein, mit drei und vier Jahren. Sie stehen oben im Fenster. Die Blondschöpfe. Ihre Hände sind erhoben. Sie ist so süß mit ihren wilden Locken. So hübsch in ihrem rosa Kleid. Und er mit seinem freundlichen Gesicht, den lieben Zügen. Die fein geschwungenen Münder weit geöffnet. Sie lachen? Sie rufen mich? Knistern! Sie schreien!
Die kleinen Händchen fest gegen die Scheibe gepresst. Mit aufgerissenen Augen, die so leuchtend blau, sehen sie zu mir herab. Starr! Wie angewurzelt! Unfähig zu denken, zu reagieren! So stehe ich da. Der sanfte Duft der Zypressen weht an mir vorbei.
- im (o. am) Fenster?
- erhaben u. erhoben (weshalb erhoben? Werden sie von jemandem bedroht?)
- .., die so blau leuchten (?)
- 2x stehen
- weht ein Duft? Ist aber okay

Ein kurzer Blick zum Swimmingpool. Ich sehe dich im Wasser. Wasser wie das Himmelsblau. Fast ist es wie erwachen. Ich laufe zum Haus. Ich halte inne. Jetzt sehe ichs!
Wie Schlangenzungen leckt, und züngelt es entlang dem knorrigen Efeu. Knistern. Die Kletterrosen lassen ihre Köpfe hängen. Dann schlägt es empor. Rot glühend, heiß und ohne Gnade fressen die Flammen sich durchs Haus.
Risse bilden sich auf den Fensterscheiben. Mein Körper ist schwer. Ich frage mich, wo du bleibst? Du musst es doch sehen! Ein beißender Geruch breitet sich aus. Du musst es doch riechen! Kraftlosigkeit überfällt mich, wie ein Dieb in dunkler Nacht. Erneut wende ich mich um. Du bist im Pool. Du bewegst dich nicht! Ein Schritt zurück, ein Schritt vor.
Funken fallen wie glühender Schnee auf meine Arme. Verglühen auf der Haut.
- 2x Wasser
- 3x sehen
- .. wie Erwachen
- ich’s
- … überfällt mich (kein Komma) wie …

Kein Knistern mehr. Krachen! Es stürzt etwas vom Dach. Die Schlange kriecht durch alle Ritzen.
Die Körper! Sie sind verschwunden! Mir stockt der Atem. Ein Schrei aus meinem Mund, so tonlos wie ein Atemhauch in eiskalter Winternacht. Meine Arme reiße ich empor, als wollt ich flehen.
Krachend bricht das Dach zusammen. Die schwarzen Balken, gleich einem Gerippe reckt es stinkend in den Himmel. Asche fällt auf mich herab, als wären es längst getrocknete Tränen.

Ich weiß es war nicht so! Doch fühlt es sich so an. Erstarrt saßen wir an euren Bettchen. Rotglühende Gesichter unterstrichen von weißen Decken. Der lange Wimpernkranz verdeckte die dunklen Schatten unter euren Augen. Wie Puppen aus Wachs lagt ihr da. Nacht war es, dunkle Nacht. Ein schwaches Licht erhellte den Raum, gerade soviel das wir uns sehen konnten. Verloren saß ein rosa Hase auf dem Kissen. Ein Feuersturm tobte in den kleinen Körpern. Flehend, betend hielten wir die kleinen Hände, selbst als sie schon schlaff vom Fieber fortgerafft.

- etwas vom Dach (was?)
- 2x Dach
- Dieser Satz funktioniert nicht: Die schwarzen Balken, gleich einem Gerippe reckt es stinkend in den Himmel.
- Asche …, als wäre sie (weibl., Singular)

Stumm der Zug. Frieren trotz gleißender Hitze. Erstarrt mein Gesicht. Worte, die vielen Worte gleiten an mir vorbei. Sie fliegen, wie Schmetterlinge die spielend um die Blüten, schweben. Sie summen und surren. Wir sehen uns nicht an. Wir sehen niemanden an. Ein sanfter Duft von Zypressen weht an mir vorbei. Und du bist ertrunken in unseren Tränen und nicht im Pool.

Wind kommt auf, fast wie Erlösung. Von fern hört man ein Glockenspiel, es klingt wie helles Kinderlachen. Still halten wir uns an der Hand. Wir sehen in die Ferne, den weißen Ascheflocken hinterher.

Was ist geblieben? Nichts was der Mühe lohnt …

- gleiten Worte (?)
- … Schmetterlinge, (Komma) die … Blüten (kein Komma) schweben
- … Glockenspiel (ich würde danach einen Punkt setzen).

Sehr geheimnisvoll. V.a. für die Rubrik Alltag, in der ich eigentlich erdverbundenere Geschichten erwarte. Die Einsortierung ist mir aber nicht so wichtig.

Irgendjemand ist gestorben. Im Pool? Im Haus verbrannt? Aus dem Fenster gestürzt? An hohem Fieber? Nur ein Toter o. mehrere? Nicht Genaues weiß man nicht. Nun gut.

Die Geschichte liest sich sehr melodramatisch, beinahe schon (zu) süßlich. Du formulierst gut; keine Frage. Mit dem hier von dir gewählten Stil erreichst du sicher auch irgendeine Zielgruppe. Mich leider nicht. Wenn ich böse wäre, würde ich sagen, die Story erinnert mich an die Bastei-Romane, die man am Bahnhofskiosk vor einer längeren Zugreise kauft. Herz-Schmerz. Keine Ahnung, ob du bewusst in diese Richtung zielst. Das ist ja durchaus ein Markt; andernfalls gäbe es diese Art von Heften nicht jede Woche neu im Kioskregal. Meins ist es halt nicht.

Habe die KG trotzdem gerne kommentiert, weil ich finde, dass du flott schreibst. Das Genre spricht mich eben nicht an.

Vg sinuhe

 

Vielen Dank für Eure Kritiken. Sie zeigen mir, dass einiges nicht so rüber kommt wie es sollte, auch das Sätze überlesen werden. Da muss ich wohl noch gründlich nacharbeiten. Allesdings habe ich Zypressen gewählt, weil diese in erster Linie für Trauer und Tod stehen und es auch in Alaska welche gibt. Wiederholungen im Text sind durchaus beabsichtigt. Nochmals vielen Dank für Eure Mühe.
Übrigens mir Bastei-Romanen kann man ziemlich gutes Geld verdienen.
Beste Grüße
IDee1

 

Was ist geblieben? Nichts KOMMA was der Mühe lohnt …

Die Geschichte liest sich sehr melodramatisch, beinahe schon (zu) süßlich. Du formulierst gut; keine Frage. Mit dem hier von dir gewählten Stil erreichst du sicher auch irgendeine Zielgruppe

Hier *wink* :D Also ich finde den Stil sehr bombastisch gut und würde gern so schreiben können :) eine sehr gelungene Geschichte..!

Nur der Anfang.. vllt liegt es daran, dass ich ein zu ungeduldiger Mensch bin ;)

Ein Knistern erweckt meine Aufmerksamkeit. Ich hebe den Kopf, lege mein Buch beiseite und wende mich dem Geräusch zu. Langsam erhebe ich mich von der Bank in unserem Garten. Es ist ein alter Garten. Mit massigen hohen Bäumen, in dichtem Grün. Zarte Blumen, die verführerisch ihren Duft verbreiten, mit ihren Farben frohlocken, sie wiegen sachte ihre Köpfe im sanften Wind. Genau genommen ist es nur ein Hauch. Insekten summen umher, Bienen scheinen wie magisch angezogen. Schmetterlinge spielen in der westlichen Sonne.
Zwischen den Zypressen stehend sehe ich zum Haus. Erhaben steht es da, mit seinen roten Ziegeln, den weißen geschwungenen Fensterrahmen, den Butzenscheiben im Erdgeschoss.
Knistern, wieder dieses Knistern.

das mögen schöne Beschreibungen der Umgebung sein, mir waren die zu lang... Ich hab das eher so gelesen:Ein Knistern erweckt meine Aufmerksamkeit. BLABLABLABLA. Knistern, wieder dieses Knistern. Ich wollte endlich wissen, was da nun mit dem Knistern ist und hab mich darum zwingen müssen, den Teil zwischendrin mehrmals zu lesen, da ich ihn erstmals nur überflogen hab... Für meinen Geschmack hätte der kürzer sein können und die restlichen Infos dann später immer wieder noch mit reingeflochten werden können.

Ansonsten: Chapeau! :) Hat mich berührt.

Es grüßt Dich, Eine wie Alaska

 
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Hallo IDee1,

das ist so eine KG, bei der ich nicht genau sagen kann, ob die an mir vorbei geschrieben wurde (ja, auch hier gibt es natürlich Zielgruppen!), oder ob ich an der vorbei lese.

Dabei sind viele Worte drin, die eigentlich in eine KG gehören, aber andererseits macht sich da von Anfang an eine Symbolik breit, die mit jedem Wort, mit jedem Satz immer schwergewichtiger wird. Symbolik frisst Inhalt, und am Ende denkt man ... ähm, ja und?

Also man kann sich da schon was zusammen basteln, wenn man es will, aber mir sind KGs mit solchen Inhalten irgendwie suspekt. Das kommt irgendwo so gewollt daher, jeder Satz maskiert sich bedeutungsschwanger und fühlt sich scheinbar nicht verantwortlich, mal die Handlung voran zu bringen, sondern scheint sich mehr um die Verwirrung des Lesers zu kümmern.

Zu viel ist machmal zu wenig.

Ein Beispiel: Und du bist ertrunken in unseren Tränen und nicht im Pool.

Ja, dann ;-) Da wird etwas Symbolisches noch mal mit neuer Symbolik aufgeladen. Das ist einfach zu viel. Als würde man einem Betrachter eine weiße Leinwand als tiefgründiges Kunstwerk beschreiben, um sie dann mit weißer Farbe zu übermalen, und dann wird dieses Ergebnis wieder als völlig andere Bedeutung verkauft.

Wie du siehst, bei mir ist das nicht wirklich angekommen. Aber auch solche Kommentare braucht eine KG, um hier ihr Kritikprofil zu erhalten ;-)

Viel Spaß noch im Forum, und - willkommen überhaupt!

Rick

 
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Hallo IDee1!


Ein Knistern erweckt meine Aufmerksamkeit.
Der erste Satz gefällt mir, er weckt Interesse an der Geschichte.

Ich hebe den Kopf, lege mein Buch beiseite und wende mich dem Geräusch zu. Langsam erhebe ich mich
2x „hebe“.

Langsam erhebe ich mich von der Bank in unserem Garten. Es ist ein alter Garten. Mit massigen hohen Bäumen, in dichtem Grün.
Das ist ein typisches Beispiel für misslungenen Stil, immer diese unvollständigen Sätze, die durch nachlässige Konstruktion des Textes entstehen. Der Knackpunkt ist hier der unglückliche Einschub: „Es ist ein alter Garten“. Da kann man stilistisch nur entgleisen.

sie wiegen sachte ihre Köpfe im sanften Wind. Genau genommen ist es nur ein Hauch.
„Sachte + sanft = zu viele Adjektive. Und sanfter Wind ist nur ein Hauch? Was sonst?

Bienen scheinen wie magisch angezogen.
Bienen scheinen nicht, sie erscheinen höchstens, und sie sind auch nicht magisch angezogen, sondern tragen gewiss ihren üblichen Bienenpelz.

Die Kinder, sie sind noch klein, mit drei und vier Jahren.
Für einen Ich-Erzähler, der über seine Kinder sinniert, hört sich das befremdlich an. Auch klingt hier an, die Kinder seien kleinwüchsig.

Ihre Hände sind erhoben. Sie ist so süß mit ihren wilden Locken.
Ein Name hätte dieses abrupte Umschalten von dem Geschwisterpaar zum einzelnen Kind abgemildert. Warum keine Namen in der Geschichte? Ich weiß ja noch nicht einmal, wer im Pool dümpelt! Mann oder Frau?

Und er mit seinem freundlichen Gesicht, den lieben Zügen.
Denkt man bei seinem eigenen Kleinkind wirklich an „er“? Und grammatisch wäre ein „es“ erforderlich. Außerdem wird hier zu dick aufgetragen. Freundliches Gesicht und liebe Züge, wo ist da der Unterschied?

Mit aufgerissenen Augen, die so leuchtend blau, sehen sie zu mir herab. Starr! Wie angewurzelt! Unfähig zu denken, zu reagieren! So stehe ich da.
Das muss man zweimal lesen, sonst weiß man nicht, wer starr wie angewurzelt und unfähig zu reagieren ist.

Ich halte inne. Jetzt sehe ichs!
„halte inne“ ist gespreizte Sprachebene und das vernuschelte „ichs“ ist saloppe Sprachebene. Das passt nicht zusammen.

Wie Schlangenzungen leckt, und züngelt es entlang dem knorrigen Efeu
Ohne Komma.

Kraftlosigkeit überfällt mich, wie ein Dieb in dunkler Nacht.
Auch hier muss das Komma weg, sonst ergibt das keinen Sinn.

Funken fallen wie glühender Schnee
Ein unglücklicher Vergleich, da Schnee nicht glüht. „Funken fallen wie Schnee(-flocken)“ ginge zur Not.

Funken fallen wie glühender Schnee auf meine Arme. Verglühen auf der Haut.
2x glühen. Wie so oft, ein unvollständiger Satz. Das mag als Stilmittel gedacht sein, aber wirkt hier nicht, weil die eingesetzte Sprache das nicht hergibt. Das wirkt, insbesondere durch die Wortwiederholung, nur uninspiriert.


Die Körper! Sie sind verschwunden!
Die Körper! Denkt man so an seine Kinder, die gerade in einem brennenden Haus um Hilfe schreien? Die Körper?

Flehend, betend hielten wir die kleinen Hände, selbst als sie schon schlaff vom Fieber fortgerafft.
Die Hände vom Fieber dahingerafft? Bezug stimmt nicht!

Also, ich breche hier mal ab. Von meiner Seite betrachtet, gibt es an dem Text noch einiges zu tun, wie du sicherlich gemerkt hast. Habe sogar bis hier hin einiges ausgelassen.

Nun, es handelt sich um eine Geschichte, immerhin. Das Ziel des Textes jedoch ist, Betroffenheit zu schüren. Diesem Ziel wird alles untergeordnet. Jede Plausibilität wird hier untergehonigt. Jede Echtheit (Authentizität) geht zwischen Erzählton und Geschehen verloren. Auf mich wirkt das Ganze dadurch herzlos. Hast du keinerlei Mitleid mit deinen Protagonisten?

Gruß

Asterix

 

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