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Endlose Weiten
Es war ein herrlicher Sommertag. Die Sonne hüllte die Welt förmlich in einen warmen Sepia Farbton. Inmitten auf dem karibischen Meer trieben wir auf einer eleganten Motoryacht.
Das Wasser glitzerte in einem wunderschönen blau und reichte soweit das Auge sehen konnte. Wieviele Leute wir auf der Yacht waren kann ich rückblickend nicht mehr genau sagen. Zu House Lieder mit Steel pan Klängen tanzten wir und feierten ausgelassen das Ende unseren gemeinsamens Urlaubs anlässlich meines 30. Geburtstages. Ich zog mir eine leichte Tunika über und band meine blonden Haare zu einem Dutt nach oben bevor ich mich mit meinem Cocktail an die Reling setzte um meine Füße und Seele baumeln zu lassen.
Mein Cousin Philipp gesellte sich zu mir, er hielt eine kleine bunte Rakete in der Hand und erklärte mir, dass wir diese gleich zünden werden um den auf See verschollenen zu gedenken. Und trotz der guten Laune um mich herum überkam mich plötzlich der Gedanke, als ich wieder auf die weiten des Meeres blickte, wie es wohl wäre nie wieder zurück zu kehren. Wie würde es sich anfühlen?
Ich wurde aus meinen Gedanken herausgerissen als die anderen zu jubeln anfingen, ich sah auf. Philipp zählte bis drei und schmiss die kleine Rakete hoch in die Luft, sie platzte auf und Glitzer und Flitter umhüllte uns. Kleine bunte Steinchen verteilten sich auf dem Wasser ringsherum. Es war ein herrlicher Anblick, es wirkte beinahe wie ein Feuerwerk. Die vielen Reflektionen durch die Sonne verschönerten das Spektakel um ein vielfaches. Der Wind drehte, ich lehnte meinen Körper zurück und spürte wie manche von den Steinchen und Glitzerpartikel zart auf meinen Körper prasselten.
Alles fühlte sich sich vollkommen an, wir alle hier, das ganze Leben noch vor uns und so viel Schönheit und Lebensfreude.
Ein Moment der ewig dauern könnte.
Ein Moment den ich nicht vergessen möchte. Niemals.
So dachte ich zumindest. Wir genossen den restlichen Mittag. Einige ließen sich an Deck sonnen und manche kühlten sich in dem Azurblauen Wasser ab.
Ich schlenderte an die Bar um meinen Cocktail nachzufüllen und sah in der Ferne eine größere Welle auf uns zukommen, sie flachte recht früh wieder ab. Ich rief den anderen zu, dass sie sich lieber wieder an Bord begeben sollten. Bei der größe der zweiten Welle erschrak ich allerdings. Sie brach ohne große Vorwarnung auf uns herab. Einige schrien, und als sie vorüber war, bemerkte ich, dass Philipp fehlte. Er war der letzte welcher noch nicht aus dem Wasser draußen war. Die Panik stand allen ins Gesicht geschrieben. Ich überlegte nicht lange und sprang in das Wasser um nach ihm zu suchen. Kaum hinunter getaucht meinte ich ihn in dem klaren Wasser ein Stück unter mir zu sehen.
Mir blieb die Luft weg, so sehr das es schmerzte. Ich musste an die Oberfläche um erneut Luft zu holen, die anderen schrien und suchten ebenfalls nach ihm. Als ich wieder hinunter tauchte sah ich ihn deutlich, seine braunen Haare, hin und her wiegend durch die Bewegung des Wassers. Sein weißes Leinenhemd. Die Augen hatte er geschlossen.
Ich tauchte tiefer um näher zu ihm zu gelangen. Doch plötzlich verschwand er für immer aus meinem Sichtfeld. Adrenalin und Angst überkam mich, ich wollte schreien doch ich konnte nicht. Es war als ob er durch eine unsichtbare Barriere im Meer gegangen wäre ohne Rückkehr und ohne jemals gefunden zu werden.
Wir sahen ihn nie wieder.