Danke für die Kritik, die ich nun aber nicht unkritisiert lassen kann.
@Phoenix:
Du hast bei deiner, wie ich zugeben muss, sehr ausführlichen Analyse, den Schwerpunkt leider auf das Sprachliche gelegt.
Ich gebe zu, dass ich vielleicht, sprachlich gesehen, als 50-kg-Mann, versuche, um die Schwergewichtsmeisterschaft mit zu boxen, aber du solltest auch beachten, dass mein Text in der Humorspalte steht.
Meine Absicht bei diesem Text war es, keinen offensichtlichen Humor anzuwenden, sondern einen subtilen, der sich dem Leser nicht auf den ersten Blick zeigt. Wenn man sich beim Lesen nicht nur auf die sprachlichen Attribute fokussiert, könnte man unter Umständen und mit einem Funken Humorverständnis erkennen, dass eine unterschwellige Ironie, den ganzen Text durchzieht. Angefangen mit dem von dir als schlechtesten Einstieg in eine Kg betitelten, dennoch sehr wichtigen, Anfang. Ist es nicht absurd, wenn ein erwachsener Mann nicht badet, weil er nicht schwimmen kann?
Regel Numero uno, für den komiktechnisch blinden Textkritiker: Absurditäten in Texten, welche unter der Rubrik Humor stehen, haben meistens die Intention des Schriftstellers, ein Lachen auf die Lippen des Lesers zu zaubern.
Schauen wir weiter. Du bemängelst, die von mir verwendete Präsenskonjunktiv 2 Form, und fügst hinzu, dass man so im Mittelalter schriebe. Dabei übersiehst du leider, die Wiederholung des Laufmotivs, das schon in der ersten Zeile auftaucht.
Regele Numero due, für den, nach dem Lesen der ersten Regel, vielleicht nicht mehr ganz so blinden Kritiker: Wiederholung von Fakten über den Protagonisten, sollen zu einer Abrundung des Gesamtbildes beitragen und das Hauptmotiv der Geschichte unterstreichen. Das Hauptmotiv ist, dass der Ich-Erzähler zu viel denkt.
Dritter Punkt - Zitat (komisch sich selbst zu zitieren):Spazierend durch die Innenstadt dachte ich weiter nach.
Hier hebe ich wieder das Hauptmotiv hervor, nämlich das Nachdenken.
Nun kommen wir zum Herz der Geschichte. Deine Kritik finde ich hier am schönsten. Kann sein, dass du nach dem sprachlichen Hindernisparcours, durch den ich dich leider ungewollt geschickt habe, keinen Nerv mehr hattest etwas Konstruktives dazu zu schreiben. Ich will hier nicht darüber spekulieren. Lange Rede, kurzer Sinn, du hast den Teil mit einem vielsagenden "Hä?" gewürdigt.
Hier übersiehst du leider den Kern, vielleicht von dem vielen faulen sprachlichen Fruchtfleisch abgelenkt. Der Kern ist der Entschluss des Ich-Erzählers seinem verkorksten Leben, eine Wendung zu geben und das Schwimmen zu erlernen. Hier kommt auch die tragische Komik zum Tragen. Der Nichtschwimmer erkennt nicht, dass sein Problem nicht in seiner Unfähigkeit, sich über Wasser zu halten besteht (Achtung Zweideutigkeit - siehe gutes Einkommen), sondern darin, dass er ein vereinsamtes, verunsichertes Zahnrad, im Laufwerk des kapitalistischen Apparates ist.
Hier wollte ich auch, durch die kurzen Sätze, z.B. "Jetzt werde ich es aber lernen, oh ja, ich zeig's der Welt! Wo ist Wasser? Ah, da ist ein Fluss.", den Dammbruch, im Denken des Hauptcharakters zeigen. Die vielen Gedanken strömen aus ihm heraus.
Und zur Schlussszene.
Hier bekomme ich noch einen imaginären Tritt in den Schritt, mit der Frage, ob ich in Physik nicht aufgepasst hätte. Nach einer kurzen Ausführung über die Erdbeschleunigung schließt die Kritik mit der Feststellung, mein Text sei undurchdacht und nicht witzig.
Das Wichtiges an diesem Schluss, ist nicht die Physik, auch nicht die höhe der Brücke. Das sind alles trockene Fakten. Hier soll mal wieder das Ironische im Vordergrund stehen. Der Ich-Erzähler, in dem Glauben er habe sein Problem erkannt, stürzt sich von der Brücke, um das Schwimmen zu erlernen, dabei erkennt er aber nicht, dass sein Hauptproblem, das Nachdenken ist, womit wir wieder beim Hauptthema wären.
Regel Numero tres, für den erleuchteten Kritiker: Ironie ist witzig.
Ich hoffe ich konnte etwas Licht ins Dunkle bringen und meine Absichten der Leserschaft schmackhaft machen.
Falls noch weitere Fragen bestehen, stünde ich zu einem Dialog zu Verfügung.
PS: Alle Präsenskonjunktiv Formen in diesem Text, waren Absicht, und sollen meinen Faible für das Mittelalter deutlich werden lassen.
Schöne Grüße
DRySchwimmer