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Ende

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Ende

„Ist es dir auch wirklich nicht zu kalt?", fragte ich sie. „Das fragst du jetzt schon zum dritten Mal! Danke, aber es ist alles in Ordnung, so wie es jetzt ist.", antwortete sie, sah mich aber nicht dabei an. Sie starrte einfach weiter hinauf in den unendlichen Sternenhimmel und ich tat es ihr gleich. Ich hatte sie an meinen Lieblingsplatz geführt und er hat ihr auf Anhieb gefallen. „Tut mir Leid, dass ich es dir am Anfang so schwer gemacht hab, aber..." - „Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen. Nicht jetzt und auch nicht in Zukunft. All unsere Entscheidungen haben diesen Moment erst ermöglicht und wir sollten ihn jetzt genießen.", unterbrach ich sie. Jetzt drehte sie ihren Kopf zu mir rüber und ich sah gerade so, wie sie mich anlächelte. Es war wieder genau dieses Lächeln, in das ich mich vor langer Zeit verliebt habe. Es war etwas schüchtern, aber gleichzeitig so faszinierend. Ich wusste, weshalb sie sich entschuldigen wollte. Wir hatten wirklich keinen leichten Start. Und dann jetzt noch so ein Ende, fast verrückt.

Es war eine laute Nacht, unten in der Stadt. Viele Autohupen, laute Musik und zerbrechendes Glas störten die Ruhe, uns aber kaum. Wir hatten uns. Endlich. „Aber die Aktion vorher war schon irgendwie genial.", sagte sie lachend und ich antwortete ihr:„Ich find‘s schön, dass du mitgemacht hast, obwohl es so spontan war." Ich hatte das Auto meiner Mutter „geliehen" und sie damit abgeholt. Meine Eltern waren wie viele Andere in der Kirche, ich hielt davon aber nicht viel. „Ich hatte Glück, dass du noch zuhause warst.", sagte ich. „Schon, aber ich hatte einfach keinen Plan was ich machen sollte.", antwortete sie. Ich parkte vor ihrem Haus. Wie überall waren auch hier die Weihnachtsdekoration zerstört und ganze Straßen verwüstet worden Ich erzählte ihr meinen Plan und sie kam mit. Es war plötzlich alles so einfach. „Oh, hast du das gesehen? Das war doch eine Sternschnuppe, oder?", sagte sie plötzlich ganz aufgeregt. „Tut mir Leid, ich habe sie nicht bemerkt. Aber du darfst dir jetzt was wünschen." Ich konnte ihr ja schlecht sagen, dass ich eigentlich schon die ganze Zeit zu ihr rüber schielte und lieber sie beobachtete. „Oh, ich weiß schon ganz genau was ich mir wünsche.", sagte sie immer noch ziemlich aufgeregt.

Ich muss sagen, dass ich insgeheim auf das alles gehofft habe. Genau so hatte ich mir das Ende nämlich immer gewünscht. Es fehlte nur noch eine Kleinigkeit. Ich atmete ein paar Mal tief ein. Sie starrte immer noch in den Nachthimmel. Ich begann zu zittern, obwohl auch mir nicht kalt war. Wenn jetzt noch die Worte richtig rauskommen, dürfte eigentlich nichts schief gehen. „Du Steffi.", sagte ich leise, bevor ich nochmal durchatmete. Sie spitze die Ohren und wartete gespannt auf meine nächsten Worte. Aber ich war selbst immer eher schüchtern gewesen. Ich habe sie durch glückliche Umstände im Internet kennengelernt, obwohl wir eigentlich zur selben Schule gingen. „I-ich glaube, i-, nein, ich weiß, i-ich liebe dich." Ich machte eine kurze Pause und dann schloß ich die Augen. „Und ich weiß, ich hätte das jetzt nich sagen sollen und..." - „Hey." - „... das wird jetzt den ganzen Moment zerstören, aber..." - „Hey." - „... ich musste das einfach vor dem Ende noch loswerden und ..." - „Hey!", sie wurde kurz etwas lauter. Ich bemerkte, dass sie ihren Kopf zu mir gedreht hatte, während ich eben kurz die Augen geschlossen hatte. „W-was?", fragte ich sie vorsichtig. „Ich dich auch.", sagte sie leise und lächelte wieder. „W-was?", wiederholte ich meine Frage. Doch statt zu antworten schloß sie nur ihre Augen. Plötzlich merkte ich wie sehr mein Herz raste. Das kann nicht sehr gesund sein, dachte ich mir, aber das wird jetzt auch keinen Unterschied mehr machen. Ich drehte mich auf die Seite. Es war soweit.

Ich küsste sie. Sie presste ihr Lippen auf meine. Stefanie und ich küssten uns. Es war ein langer erster Kuss. Niemand von uns beiden wollte aufhören, beide aus dem selben Grund. Ich fuhr mit meiner Hand durch ihre kurzen, roten Haare. Oh, ihre Haare. Sie waren nur ein Teil ihres makellosen Aussehens. Sie trug heute alles, was ich ihr so oft gesagt habe, dass es mir gefallen würde. Ihre roten Chucks, die schwarze Jeans und die graue Weste mit den grünen Sternen darauf. Aber das war nur das I-Tüpfelchen zu ihrer Persönlichkeit, in die ich mich letztendlich verliebt hatte. Ich drückte ihr Lippen noch etwas stärker auf meine. Endlich konnte ich sie richtig spüren. Endlich mehr als nur diese kurzen Umarmungen. Endlich, so kurz vor dem Ende, war es so, wie ich es von Anfang an wollte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hörten wir kurz auf damit. Wir waren beide keine Profis und wussten nicht, wie „anstrengend" das auf Dauer ist. „Endlich lächelst auch mal du.", sagte sie und strahlte dabei selber, wie die Sterne am Himmel. Mir kam eine Träne und sie sagte sofort:„Oh nein! Ach, wie süß!" und fing dann selber an. Ich nahm sie in den Arm, so gut das halt im liegen ging, und drückte sie fest an mich. Sie hatte wieder das eine Parfüm benutzt, dass mir damals so gefallen hatte. Als wir uns wieder gefangen hatten, legte sie sich wieder auf den Rücken, blieb dabei aber in meinem Arm. Mit meiner anderen Hand begann ich ihre zu halten, und ich lies sie nicht mehr los.

In der Stadt wurde es nun lauter. Wir bekamen aber nur am Rand mit, dass sich jetzt auch vermehrt Schreie unter den Lärm mischten. Dort unten muss das totale Chaos geherrscht haben, während hier oben, auf dem kleinen Pumphäuschen auf dem Berg, die Welt noch in Ordnung schien. Es war erstaunlich wie ruhig wir blieben. So ist das, wenn man endlich findet, wonach mein sein Leben lang gesucht hat. Für uns gab es nichts wichtigeres als den anderen und bei ihm zu bleiben. „Möchtest du das wirklich machen?", fragte ich sie schließlich. „Auf jeden Fall. Oder höre ich da bei dir Zweifel heraus?", entgegnete sie. „Nein. Ich möchte nur sicher gehen-" Plötzlich wackelte das ganze Gebäude. Es war nur ganz kurz, aber trotzdem wartete ich kurz um zu schauen, ob es nicht gleich nochmal passieren würde. „...Sicher gehen, dass wir uns hier auch wirklich einig sind.", antwortete ich ihr. Da stand sie auf und zog an meiner Hand, bis ich es ihr gleichtat. Wir blickten auf die Stadt. Sie lag im Dunkeln, nur hier und da loderten Flammen in die Nacht hinein.

„Es ist gerade alles wie ein Traum für mich. Aber kein schlimmer, nein, im Gegenteil, der schönste Traum den ich je hatte ist das. Ich hatte oft schöne Träume, aber am liebsten waren mir die mit dir. Und das beste an dem hier ist, dass er real ist.", sagte sie und ich nahm in den Arm. Ich drückte sie fest an mich, damit sie nicht fällt, falls es wieder wackelte. „Ich hätte nie gedacht, dass ich das jemals zu dir sagen könnte. Aber du hast es heute möglich gemacht, weil ich mich nie getraut hätte. Ich liebe dich, wie ich noch nie jemanden oder etwas geliebt habe." Sie unterbrach kurz um mich nochmal zu küssen. Wir wussten beide, dass es jederzeit soweit hätte sein können. „Danke. Danke, dass ich dich lieben darf, danke, dass du mich liebst und danke, dass es dich ... nein, dass es uns noch geben darf!" Ich schwieg einfach. Sie wusste, dass ich genauso dachte. Ich genoss ihre Stimme, noch mehr wie zuvor. Sie half jetzt umso mehr, alles andere auszublenden. „Ich liebe dich auch, Stefanie."

Am Ende küssten wir und nochmal. Lang, innig, ungestört. Ich fuhr ihr nochmal durch die Haare. Die Zeit schien ein letztes Mal still zu stehen. Es gab nur noch uns und keine Welt mehr um uns herum. Und als sich unsere Lippen trennten, öffnete sich die Erde. Wir verloren gemeinsam den Boden unter den Füßen und fielen lächelnd in die Tiefe. Ende.

 

Hallö!
Erstmal: Süße Romanze, gefällt mir ganz gut. Geht in Richtung 21.12.2012, nehm ich an? Kam mir zumindest doch so vor. :)
Ich mag Romanzen, ja, sehr sogar, aber hier ist es alles ein wenig zu flach. Es ist schön dass die beiden sich lieben, aber ich finde mit so einem einfachen 'Ich liebe dich-und-fertig' geht immer ganz ganz viel Spielraum verloren.
Die Idee mit den Drei Worten vor dem Ende der Welt ist nicht neu, aber in meinen Augen gut. Nur, wie erwähnt, da kann man mehr rausholen! Kleine Fehlstarte beim Küssen, mehr Rumgedruckse und drum-herum-Gerede. ;)

Es liest sich leider etwas schwer, weil da ein Gänsefüsschen dem anderen folgt. Ich setze die gesprochenen Sätze immer gern an den Zeilenanfang, dann kommt man bei Wortwechseln viel besser mit als Leser.

Ich drückte sie fest an mich, damit sie nicht fällt, falls es wieder wackelte.
Hier bin ich ein bisschen über die Zeiten gestolpert, du benutzt drückte-fällt-wackelte. Ich würde 'fällt' eventuell in 'fiel' verwandeln.

Sonst nichts mehr zu bemängeln!
Liebe Grüße
Slice

 

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