Was ist neu

Ende

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25.02.2003
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Ende

Langläufiges Gerede durchflutet mich. Ich bin gefesselt, höre zu, höre weg, bin nicht wirklich da. Die Post kommt, real, das Gerede verstummt, Wunschdenken, ich höre sie, immer. Die Stimmen beherrschen mich, ich wehre mich, aussichtslos.
Es gab eine Zeit, sie ist lange vorbei. Ich konnte weghören, verarbeiten, es war so neu. Hört mich jemand? Es muß mich doch jemand hören, ich rede doch, sie vielleicht? Warum drehen sie sich weg? Bin ich nicht gut genug? Die Worte schießen aus mir heraus, treffen präzise ins Ziel. Prallen aber ab, kommen zurück, zurück zu mir. Bin nicht geschützt, werde getroffen, verletzt, ich brauche Hilfe. Wer hilft mir?
Ich schwitze, es läuft, mir ist kalt, mir ist heiß, ich sterbe. Bin tot. Wache wieder auf, höre die Stimmen, verstecke mich. Sie finden mich, immer. Will laufen, egal wohin, komme aber nie an, komme immer wieder zurück, war nie weg, immer hier, in mir. Ich weine, werde angestarrt, nackt, schäme mich, angewurzelt. Etwas tun, ich muß handeln. Unfähigkeit beherrscht mich, niemand da.
Aufwachen, wach auf, es ist spät, du kommst zu spät, du hast geschrien, hörst du meine Stimme?
Und wie ich sie höre, sie ist immer da, sie rettet mich. Danke.
Und jetzt? Nichts. Das Nichts verklebt mich, ich laufe ein. Sinnlos? Sicher, was sonst.
Noch ein Pils für mich Herbert, dann ist auch genug, muß schließlich noch fahren. Und sie? Nehmen sie noch einen mit mir?
Bin gar keine Russin, stamm´aus Litauen, echt deutsch. Das kenne ich, hab ich mal irgendwo gelesen. Laß mal gut sein, ist so in Ordnung. Noch ein Wodka für die Dame hier, geht auf mich, schreib bitte an. Klar, wie immer.
Ich nehm auch noch einen, das geht schon, muß morgen nicht so früh raus. Sicher doch, bitte schön. Danke Herbert, bist ein Kumpel. Na dann, wie sagt man bei euch? Nastrowije, oder so? Prost! Oder so.
Neblige Gedanken verwirren mich. Ach was. Ist aber so. Wer sagt was? Finde es heraus, folge mir, sei mein Freund. Bin ich, glaube mir. Und du?
Ich sterbe.

 

Ich finde diesen Text äußerst suggestiv,komprimiert,"schnell"-und vor allem fiel mir auf,daß man ihn- um ihm gerecht zu werden (oder überhaupt etwas von ihm zu haben)- zunächst nicht mit dem Anspruch auf rationale Erfassbarkeit lesen sollte.Mit anderen Worten: beim Lesen stellt sich ein Gefühl von Beklemmung und Atemlosigkeit ein-"real wie die Post",gewißermaßen,und das läßt jene hard facts dahinter sofort glaubhaft erscheinen,auch wenn man sie nicht sofort (oder nie) kapiert.Geht es um einen Angsttraum?An die Erinnerung daran?Jedenfalls doch wohl um einen Traum.Daneben erscheint eine Kneipenszene wie ein lichter Bewußtseinsmoment,der den Abgrund des angsterfüllten Befindens keineswegs auslöscht,sondern nur noch unheimlicher macht.Auch riecht das Ganze ziemlich stark nach Alkohol.Die "Melodie" des Monologs klingt in meinen Ohren wie zwischendurch unterbrochenes Trommeln von Indianern,die Schicksalhaftes beschwören,es jedenfalls "todernst" meinen.Dieses deutlich rhythmische Feeling (kurze,kraftvolle Schläge) hat mich doch sehr beeindruckt.Dann noch der Satz: "einen Wodka für die Dame" (eine Finte,die der Saufbruder situativ wohl für sehr angemessen hält) im Hinblick auf ihre ungefähre Identität...das ist an sich pure Komik- aber alles andere als witzig im Kontext.Ich persönlich finde also: ein berauschender Text,surreal,dramatisch,rauschhaft,spontan und daher ehrlich,mitten aus der Seele.Gefällt mir sehr gut!

 

Hallo platonow.

Deine Geschichte ist ziemlich wirr, vor allem am Anfang. Bis zum vorletzten Absatz knallst Du dem Leser unbeantwortbare Fragen, atemlos zerhackte Ellipsen und Angstgefühle vor den Latz. Das funktioniert (zumindest bei mir) nicht, weil es keinen Bezugspunkt gibt. Es existiert nur der Erzähler, und ich weiß weder wo er sich aufhält, wer er ist, in was für einer Situation sich befindet. Angst zu vermitteln, ist ein wichtiges stilistisches Mittel. Aber Angst wovor? Das ist völlig unspezifisch.

Dein innerer Monolog gipfelt in einem inhaltsleeren Tresengespräch zwischen Säufern. Die Konsequenz am Ende ist so unpassend wie banal: Der Säufer kratzt ab.

Viel mehr als das hohle Klagen eines Alkoholikers oder Gewohnheitstrinkers kann ich nicht in Deinem Text erkennen, es fehlen Substanz, Spannung, Bezugspunkte. Es ist nicht mehr als eine hektische Aneinanderreihung von Pseudo-Angstschreien, die ungehört verhallen, weil niemand weiß, ob sie ihm gelten. Du hättest Dir mehr Raum gönnen sollen, um den Leser zu vereinnahmen, so läuft es total an mir vorbei.

Fazit: Sprachlich abgehackt, inhaltlich dünn.

Uwe
:cool:

 

Hallo Danilo, danke für deinen Kommentar.
Du hast die Geschichte so gelesen, wie ich es mir erhofft habe. Du hast hinter die Kulissen geschaut und die sehr "schnellen" Worte nicht oberflächlich analysiert. Alle deine Punkte könnten stimmen, keiner war konkret und bewußt so gedacht, aber möglich. Die Fakten erscheinen mir nicht so wichtig, dies ist keine Geschichte im eigentlichen Sinn, allerdings ist die Grundstimmung festgelegt. Wer spricht ist auch unklar, ein Alkoholiker?, eher nicht, ein verzweifelter Mensch?, vielleicht, ist es ein Traum?, möglich, etc.
Danke für die Reaktion
Gruß


Hallo Uwe, auch dir sei Dank gesagt für deinen Kommentar.
Die Geschichte ist in der Tat wirr, aber ist sie das wirklich? Oberflächlich bestimmt, du fragst nach dem Sinn, du wirst ihn nur mit den Worten nicht sehen. Angst ist in der Tat ein wichtiges Stilmittel, hier aber nicht ausschlaggebend, jedenfalls von mir so nicht geplant.
Ich hatte gehofft, daß der hier vorhandene Raum groß genug ist, größer kann er doch eigentlich nicht sein, oder?
Wie dem auch sei, ich danke dir für die Reaktion, man lernt schließlich nie aus.
Gruß

 

Ich weiß nicht genau, was Du mit Raum meinst.
Du erwartest, dass ich einen Sinn quasi zwischen Deinen Zeilen sehe. Nun, ich gestehe, dass ich selten Zugang zu Geschichten finde, die praktisch nur auf einer abstrakten Ebene funktionieren. Das mag angeboren sein oder Geschmackssache. Tatsache ist, dass ich auch nach zweimaligem Lesen und Nachdenken auf keinen tieferen Sinn gekommen bin. Vielleicht verrätst Du mir mal Deine Erzählabsicht, dann können wir darüber diskutieren, warum sie nicht bei mir angekommen ist.

 

Hallo Uwe,
zuerst möchte ich dir sagen, daß ich nichts erwarte, wie denn auch? Ich denke, die Geschichte trifft einfach nicht deinen Geschmack. Das ist absolut in Ordnung.
Den "Raum" hattest du in deinem ersten Posting selbst angesprochen, und ich denke, daß mehr davon (Raum) nicht geht. Gedacht ist, daß jeder für sich die Situation bewertet. Darum ist der Text relativ allgemein und nennt weder konkrete Personen (Herbert zählt nicht), noch Daten oder ähnliche Dinge, die man erwarten würde bei einer Geschichte. Der Text enthält keinen vorgegebenen tieferen Sinn, ich sehe meinen, wer mag, sieht seinen. Es wird (besser: sollte :) ) eine bestimmte Grundstimmung erzeugt werden, in die man sich reinversetzen kann, oder eben auch nicht.
Ist es ein Traum? Ein innerer Monolog? Ein Monolog im Traum? Eine Vorahnung? Was soll ich sagen, du kannst damit nichts anfangen, und ich kann es dir wahrscheinlich nicht deutlicher machen, weder als Kommentar, noch in der Erzählung. Egal, danke für deine Kommentare.
Gruß

 

Wenn man die Geschichte liest hat man das Gefühl Blade Runner in Fast Forward zu lesen. Nett.

 

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