Ende und Anfang
Die Hand meines Freundes fühlt sich immer noch weich an. Unter seinen Fingernägeln kann ich Dreck und Blut erkennen. Ich halte sie fest und ich spüre mein Herz, das in mir pocht. Die andere Hand wird mit einem Schlauch an einen Tropf verbunden. Ich höre ein schnelles Piepen aus einem Gerät das sich neben ihm befindet. ,,Wir können ihm nicht mehr helfen", war ihre Antwort. Ein Satz, der alles verändert. Ich atme schnell und spüre den salzigen Geschmack meiner Tränen. Auf dem weißen Bettbezug sehe ich rote Flecken. Ich schaue auf sein Gesicht.Auf der rechten Seite seiner Stirn sehe ich die Wunde. Sie sieht nicht schlimm aus, doch wie viele Dinge im Leben erscheinen einige harmloser als sie sind. Erst jetzt wird mir erst richtig bewusst wie sehr ich ihn liebte. Wieviel schönes wir erlebten. Dass sich das Leben so schnell und einfach wenden kann. Mir wird klar, wie schön das Leben doch ist. Das Geschenk erhalten zu haben, leben zu dürfen. Sich an den wunderschönen Dingen der Welt zu erfreuen. Der kalte Wind an Wintertagen, die warmen Sonnenstrahlen sie einen kitzeln, die Blumen wie sie im Frühling anfangen zu blühen. All das wird er nicht mehr erleben können. Wie ist das Leben doch ungerecht. Wer entscheidet darüber, wer leben darf und wer nicht? Wer holt mich an meiner Geburt auf die Welt und entreißt mich später dieser? Warum? Warum leben wir? Kommen wir auf die Welt um zu sterben? Ich sehe nochmal auf sein Gesicht. Wie oft habe ich es schon lachend, wütend und verzweifelt gesehen... Und all das werde ich nie wieder erleben können. Nie wieder. Ein langanthaltender hoher Ton reißt mich aus meinen Gedanken. Ich stocke beim Atmen. Ich schaue aus dem Fenster. Weit hinter den Bergen geht die Sonne auf. Sie ist dunkelrot und noch voller Geheimnisse, was dieser Tag wohl bringen mag. Sie weiß nicht, dass einige auf dieser Welt sie nie wieder sehen. Doch die Nacht ist vorbei und vielleicht kommt man durch den Tod nur auf einen anderen Weg.