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Ende Juli

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03.07.2021
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Ende Juli

Ich war dafür bekannt, meine Opfer unauffällig und lautlos in den sicheren Tod zu schicken. Geduldig wartete ich im Garten, einem Eldorado für Insektenliebhaber wie mich. Die Vorräte gesichert, der Winter in weiter Entfernung. Und die Konkurrenz? Sie schlief offenbar. Glücklich saß ich an der Hauswand, sinnierte über jugendliche Flatterhaftigkeit, nächtliche Exzesse, beste Freunde ... All das kannte ich nur aus Erzählungen von jenen, die sich zufällig mal in den Garten verirrten. Um wen es sich bei den Gästen im Einzelnen handelte, vermochte ich aufgrund meiner hochgradigen Kurzsichtigkeit nicht genau zu sagen. Mein Hörvermögen war ebenfalls recht eingeschränkt. Besucher mussten sich schon in unmittelbarer Nähe zu mir aufhalten, damit ich sie verstand, doch die meisten kamen ohnehin sehr nah an mich heran, weil sie nicht die geringste Notiz von mir nahmen. Es schien ihnen egal zu sein, welch tödliches Risiko von mir ausging.
Ich genoss die Sommersonne im Schatten eines blühenden Gewächses. Was war das? Konturen? Geräusche? Beides? Störenfriede kreuzten auf! Ihr respektloses Getrampel brachte die Umgebung zum Beben. Eine ganze Armada durchschritt mein Revier. Die reinste Provokation! Ich wartete auf den richtigen Zeitpunkt, um wie gewöhnlich zuzuschlagen.
Zu spät erkannte ich die Gefahr, in der ich schwebte. Vom Täter zum Opfer, hatte ich mal gehört. Jetzt wurde mir klar, was damit gemeint war. Entgegen meiner kurzzeitigen Annahme, es könnte sich um ein Versehen handeln, liefen die Eindringlinge direkt auf mich zu.

Benommen beobachtete ich die Umgebung. Welches Gift hatten sie mir verabreicht? Flucht, schoss es mir durch den Kopf. So schnell wie möglich flüchten. Aber wie? Alles um mich herum klebte, meine Beine gehorchten nicht.
Ihre dunkle Hautfarbe, ihre fremde Sprache, ihr eigenartiges Verhalten. Das sind die Folgen der Vergiftung, beschloss ich. Ganz klar. Was auch sonst? Keine Vergiftungserscheinungen. Realität. Eine schmerzliche Erkenntnis. Ihre Aufgabe erledigte die Dame mittleren Alters gewissenhaft. Der Biss saß. Ich landete auf dem Boden. Dort nahmen zahlreiche Ameisen meinen gelähmten Körper in Empfang.
Bruchstücke. Mehr verstand ich nicht. Lange Reise, Fallschirme spinnen, Australien. Warum töten die mich nicht? Hier und jetzt. Dann habe ich es hinter mir. Ballooning. Was? Eine Leidensgenossin wurde in ihrem Kokon auf einer Parallelstraße der Ameisen befördert. Sie erzählte mir vom Fallschirmnetzwerk der Australierinnen, die europäische Webspinnen entführten, damit ihre Babys und Jungtiere nicht mehr die schwere Webarbeit leisten müssten. Wir? Als Sklaven in Down Under? Tag und Nacht an einem gigantischen Netz weben? Für die nächste Überflutung? Welcher Windstoß? Wovon redet die Weberin nebenan eigentlich?

Von einem Kitzeln auf der Haut wachte ich auf. Eine Spinne krabbelte über mein Gesicht. Vorsichtig setzte ich das Tierchen auf den Boden und träumte kurz darauf weiter.

 

Hola @Friecko,

Friecko: … und träumte kurz darauf weiter.
Ach ja – ein Traum, ein Träumchen.
Dass Träume keine Basis für eine ansprechende Kurzgeschichte sind, hat sich im Forum schon rumgesprochen. Der Leser fühlt sich ein bisschen veräppelt – ist alles gar nicht wahr, ist nur geträumt.
Aber Deine Idee könnte noch Fahrt aufnehmen, indem Du das Erzählte nicht als Traum, sondern
als Begebenheit mit dem tag ‚Seltsam‘ umarbeitest. Denn Deine Art des Schreibens gefällt mir, auch Dein Verzicht auf orthographische Fehler :).

Friecko: Ihre dunkle Hautfarbe, ihre fremde Sprache, ihr eigenartiges Verhalten.
Tja, das ist wohl Ansichtssache, ob der Bezug zu aktuellen Problemen in den Text muss oder kann oder stört. Wir sind mittlerweile im Bilde, wie es steht um die Welt und dass die Probleme garantiert nicht weniger werden. Andrerseits muss uns immer wieder jemand aufwecken, damit wir uns nicht daran gewöhnen.

Jedenfalls hab ich Deinen Text gern gelesen, Du kannst schreiben. Willkommen im Forum!

José

 

Danke! Sowohl fürs Willkommen-Sein als auch dafür, dass Dir meine Art des Schreibens gefällt.

Mit der Hautfarbe und dem eigenartigen Verhalten meinte ich eigentlich das Aussehen und die Verhaltensweise einer Spinne. Das Träume als Kurzgeschichtenbasis eher ungeeignet sind, ist mir zwar bekannt, aber ich dachte, vielleicht geht es trotzdem, weil die Geschichte einer geplanten Sammlung entnommen ist.
Mein Gedanke: Ein Traum innerhalb einer Sammlung kann nicht schaden. Offenbar doch.

Ich versuche also das mit der Hautfarbe wegzulassen, damit kein falscher Bezug entsteht und werde ein anderes Ende erfinden (müssen).

Danke fürs Feedback.

Rosi

 

Hola, ich noch mal:D


Mein Gedanke: Ein Traum innerhalb einer Sammlung kann nicht schaden. Offenbar doch.
Nun mal sachte, liebe Rosi! Lass Deinen Text, wie er ist oder ändere ihn, wie Du lustig bist - meine höchst unmaßgebliche Meinung darf da keinen Einfluss haben.
Es ist lediglich ein Leseeindruck, eine Privatmeinung, weiter nichts.

Ich versuche also das mit der Hautfarbe wegzulassen, damit kein falscher Bezug entsteht und werde ein anderes Ende erfinden (müssen).
Du musst hier überhaupt nichts. Schreib, was Dir gefällt und was Dich bewegt - und wenn irgendein Sauertopf meckert, ignoriere das.

José

 

Es ist lediglich ein Leseeindruck, eine Privatmeinung, weiter nichts.
Aber die ist doch viel wert. Sonst hätte ich mir die Anmeldung hier sparen können. Ich muss es ja nicht sofort ändern. Mal abwarten, welche anderen Meinungen es noch gibt. Eile ist meiner Ansicht nach beim Verfassen und Ändern von Geschichten ohnehin nicht "erlaubt".

 

Hallo @Friecko

ich bin selbst auch noch ganz frisch hier und bis zu mir hat sich das mit den Träumen auch noch nicht rumgesprochen, auch wenn ich den Punkt verstehen kann. Ich persönlich finde es nicht so schlimm, aber ich frage mich, ob deine Geschichte den Traum nötig hat oder ob sie nicht sogar stärker wirkt, wenn du es als tatsächliche Begebenheit hinstellst. Vielleicht ein Vorschlag von mir:

Möglich wäre auch, dass du an Stelle des Erwachens am Ende nur schilderst, wie eine Person die Szenerie beobachtet. Dann hast du auch den überraschenden Perspektivwechsel drin und könntest damit sogar noch etwas spielen. Je nachdem, welchen Ton du der Geschichte geben willst, könnte ich mir einen lustigen Kommentar wie zum Beispiel: Ich beobachtete die Szenerie im Blumenbeet und malte mir aus, wie das Tier gerade gefangen genommen wird. Gibt es sowas im Tierreich?" vorstellen. Oder einen totalen Bruch im Sinne von: Ich konnte meinen Blick nur schwer von dem widerlichen Schauspiel abwenden. Ich schüttelte mich und verteilte das Ameinsengift weiter im Garten.

Ich tue mich - und das ist mein persönliches Problem - immer schwer damit, mich in so sehr abstrakte Welten reinzudenken. Ich bin auch kein Insektenexperte, daher wurde mir auch nicht sofort klar, welches Tier der Protagonist ist und wer nun angreift. Die Spinne? Ist das ein Komplott mit den Ameisen? Arbeiten sie zusammen in einer tödlichen Symbiose?

Ich fände es glaube ich schön, wenn du noch etwas klarer machst, warum das Tier so ein Killer ist (so klang es für mich nach den ersten Sätzen), vielleicht mit seiner Motivation. Und wer wird gekillt? Und was genau ist der Grund, warum es vom Täter zum Opfer wird? Unachtsamkeit? Kurzsichtigkeit? Wenn ja, wie ist das Tier dann so ein guter Killer?

Das waren so ein paar Fragen, die ich beim Lesen hatte. Vielleicht kannst oder willst du einige davon beantworten. Vielleicht hast du es auch schon getan und ich hab es nur nicht verstanden :-)

 

Hallo @Fernschreiber,

deine Vorschläge hören sich gut an.

Wer wird gekillt? Niemand in dem Moment der Geschichte. Spinnen sind nun mal Raubtiere und die töten.
Vom Täter zum Opfer wird das Tier, weil Ameisen "im Auftrag" australischer Spinnen handeln. Entweder töten die australischen Spinnen das europäische Tier oder nutzen es aus.
Alle Spinnen sind recht kurzsichtig und jagen trotzdem hervorragend.

Die Geschichte funktioniert offensichtlich nicht so, wie ich mir das vorstelle. Vielleicht ist die Idee auch einfach doof.

 

Hallo Ihr,

am Wochenende versuche ich vielleicht mal eine Variante. Wenn sie mir nicht gelingt, schmeiße ich die Idee in die Tonne.

LG Rosi

 

Hallo,

ich verwerfe die Geschichte. Es gibt viel interessantere Dinge, die man erzählen kann.

Vielen Dank für eure Meinungen.

 

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