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- 28.04.2016
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Emma und der kleine Hoppelhase
Unsere Familie besteht aus vier Mitgliedern, Papa Wolf, Mama Wolf, meinem großen Bruder Emil und mir. Ich heiße Emma und bin noch ganz klein. Meine Mama nennt mich deshalb immer Nesthäkchen. Am liebsten tobe ich mit Emil durch den Wald und spiele mit ihm Verstecken. Das macht soooo viel Spaß, denn in unserem Wald gibt es so viele tolle Versteckmöglichkeiten. Heute ist für mich ein besonderer Tag, denn wir wollen heute einen Ausflug zum großen Fluss machen. Mein Papa hat gesagt, irgendwann ist es für mich an der Zeit mich auf die Gefahren des täglichen Lebens vorzubereiten. Die Welt besteht nämlich nicht nur aus gut, sondern leider gibt es auch das Böse. Deshalb ist heute dieser Tag für mich gekommen. Ich bin schon sehr gespannt was mich alles erwarten wird und ob meine Eltern am Ende des Tages mit mir zufrieden sein werden. Das wünsche ich mir so sehr. Das sie stolz auf mich sind und froh sind, mich zu haben. Die Sonne geht langsam am Horizont auf. Es scheint ein schöner, wolkenloser Tag zu werden. Gott sei Dank! Den Regen mag ich gar nicht, davon wird mein schönes Wolfsfell immer total struppig!
Mein Bruder Emil ist auch schon sehr aufgeregt, das erkenne ich daran, dass er die ganze Zeit von der einen Seite unseres Wolfsbaus zur anderen Seite läuft. „Alles ok bei dir, Emil?“ Überrascht schaut er mich an. „Natürlich, und bei dir? Bist du schon gespannt was dich heute erwartet?“ „Oh ja, allerdings habe ich auch ein bisschen Angst vor dem Leben und was mich irgendwann erwartet, wenn ich groß bin und eine eigene Familie haben werde“, antworte ich. „Das wird schon, pass einfach gut auf und nimm dir die Ratschläge von Mama und Papa zu Herzen, dann kann nichts mehr schiefgehen“, antwortet Emil mir voller Zuversicht. „Na gut, dann mal los!“
Langsam und zaghaft schleiche ich Mama Wolf hinterher, nach oben und raus aus unserem gemütlichen Wolfsnest. Die Sonne strahlt bereits vom Himmel und ich fühle mich rundum wohl im Kreise meiner Familie. Wir laufen ein kurzes Stück als wir plötzlich einen lauten, ohrenbetäubenden Knall wahrnehmen. „Oh neiiiin, Kinder, bleibt direkt hinter mir, der Jäger ist wieder unterwegs!“. In dem Moment wird mir klar, dass das Leben dort draußen sehr gefährlich ist. Eine falsche Bewegung und es kann etwas Schlimmes passieren. Ich weiß dass die Jäger böse sind, sie machen Jagd auf alles Lebendige in unserem schönen Wald. Als Trophäe, Pelz oder was auch immer. Warum tun die das? Ich bin noch zu klein, um das wirklich verstehen zu können. Die Schüsse werden immer lauter, der Jäger scheint nicht weit weg zu sein. Meine Wolfsnase ist sehr fein und ich nehme war, dass der Jäger nicht alleine ist. Er hat einen Jagdhund bei sich, der ihn auf die Fährte führen kann. Wird er es auch tun? Ich dachte immer wir Tiere müssen zusammenhalten, aber hierbei handelt es sich um eine Ausnahme. Der Hund gehört nicht hierher, das ist unser Wald! Papa Wolf läuft noch ein Stückchen weiter. „Seht mal, da vorne befindet sich ein ausgehöhlter Baumstamm, schnell rein mit euch! Ich werde in der Zwischenzeit draußen stehen und Wache halten, damit euch nichts passiert!“ „Sei vorsichtig Papa, wir brauchen dich!“ Ich habe tierische Angst dass meinem Papa etwas zustößt. Gleichzeitig bin ich aber auch sehr stolz und froh darüber, dass er sich so schützend vor mich und meine Familie stellt. Mein Papa ist der Beste! Nacheinander robben wir in den Baumstamm, der ziemlich eng ist. Aber es funktioniert. Wir schaffen es, alle darin Platz zu finden. Bis auf Papa natürlich, der immer noch draußen Wache hält. Plötzlich höre ich ein dünnes Stimmchen zitternd flüstern „Bitte, bitte tu mir nichts! Der Hund hat mich erwischt, doch ich konnte mich gerade noch rechtzeitig hier verstecken!“ Ein kleiner Hase, achherrje! Er scheint noch sehr jung zu sein, das erkenne ich an seinem dünnen Stimmchen. Meine Mama liegt ganz vorne im Baum und hat noch nichts davon mitbekommen. Soll ich ihr davon berichten? Doch dann kommt mir plötzlich der Gedanke, dass Hasen ja als Futter angesehen werden von uns Wölfen. Schnell verwerfe ich den Gedanken. Er ist doch noch so klein und ganz alleine? Wo wohl seine Familie steckt? „Hey Kleiner Hase, wie ist denn dein Name?“ „M-m-mein N-n-name i-ist Ch-Chester. Ich habe mich verlaufen! Ohje, der arme Kleine, er tut mir so verdammt Leid! „Ich werde dir helfen, folge mir!“ Vorsichtig nehme ich den Kleinen in mein Maul, um ihn auf keinen Fall zu verletzen. Den Blick nach vorne gerichtet rufe ich meiner Mama zu, „Mama, ich bin ganz kurz mal für kleine Mädchen!“. „Emma, sei vorsichtig, du weißt der Jäger ist noch da draußen.“ Langsam laufe ich den Baumstamm weiter entlang. Es ist ziemlich dunkel, wo der Weg wohl hinführen mag? Er scheint kein Ende zu nehmen, es kommt mir so vor als würde ich schon eine Ewigkeit laufen. Der kleine Chester wird auch schon ganz unruhig. Doch plötzlich erkenne ich ein Ende des Tunnels. Oder kann man es so überhaupt bezeichnen? Es ist eher ein kleiner Schacht, sieht aus wie eine Rutsche. Mutig wage ich den Sprung, ohne die Gewissheit zu haben in die Freiheit zu gelangen. „Boaaah, das macht Spaß!“, der kleine Hoppelhase scheint sich langsam besser zu fühlen. Nach einer gefühlten Ewigkeit landen wir auf einem gepolsterten Etwas. Naja, wenigstens sind wird heil unten angekommen! Chester ist schon ganz wild darauf, alles zu erkunden. „Wooooooow, sieht dir das an Emma, wird sind im Paradies gelandet!“ Ich schaue mich um und entdecke einen Haufen grünes Zeugs und allerlei komische Wurzeln. Was soll denn daran jetzt so toll sein? Dann wird mir klar, dass Hasen ja vegetarisch leben und sich von diesem ganzen Zeugs ernähren. Wems schmeckt, für mich wäre es nix. An den Wänden entdecken wir viele Bilder und überall sind Hasen drauf. Chester ist auf einmal ganz aufgeregt, „Das ist es, das ist es. Das ist unser neuer Hasenbau. Hier wollten Papa Hase und Mama Hase mit mir und meinen fünf kleinen Geschwistern hinziehen! Sieh nur, das auf dem Bild ist unsere ganze Familie!“ Der Kleine scheint sichtlich zufrieden zu sein und auf einmal hat er den ganzen Stress von eben vergessen zu haben. Ich bin glücklich dass ich ihm helfen konnte und was für ein Zufall dass wir genau hier landen! Im angrenzenden Raum sehe ich die ganze Familie Hase, alle rufen wild durcheinander. Jetzt weiß ich auch warum. Sie haben den kleinen Chester bereits vermisst. Dem Gespräch kann ich entnehmen, dass er sich einfach aus dem Nestchen geschlichen hat, um die Welt dort draußen auf eigenen Füßen zu erkunden. Sehr mutig, aber auch gewagt. Jetzt weiß ich wie Mama, Papa und Emil sich damals gefühlt haben als ich das versucht habe. Sie müssen vor Angst doch fast gestorben sein! In dem Moment wird mir klar, dass die drei das Wichtigste auf der Welt für mich sind. Ich muss schnell wieder zu ihnen zurück, damit sie wissen dass es mir gut geht! Also verabschiede ich mich von meinem neuen Freund Chester, dem kleinen Hoppelhasen, der ohne mich wahrscheinlich nie zu seiner Familie zurückgefunden hätte. Meine Arbeit ist hier getan und liebe Kinder denkt daran, Familie ist das Wichtigste auf der Welt, Geborgenheit und Liebe macht das Leben erst lebenswert!