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Elternliebe....
>>Hol mich hier raus, bitte, hol mich hier raus, ich bekomme kaum noch
Luft. Bitte rette mich, bitte! Ich kann nicht mehr!! Ich habe doch gar nichts getan!<<
Sie klopfte mit einer Mischung aus Wut und Verzweiflung gegen die Schranktür.
Sie wusste nicht genau wie lange sie bereits in diesem dunklen Loch hockte, doch es kam ihr unendlich lang vor, als wären es Stunden gewesen. Ihr Vater hatte sie an den Haaren gepackt und über den Boden geschleift. Er hatte sie angeschrien, ohne dass sie ein Wort verstehen konnte. Sie war in diesem Moment von solcher Angst erfüllt gewesen, dass keines seiner Worte sie wirklich erreicht hatte. Ihre Mutter hatte ihr nicht helfen können, das einzige was es ihr eingebracht hatte, war eine saftige Ohrfeige. Danach war sie weinend und schreiend ins Badezimmer geflüchtet und hatte sich eingeschlossen. Wie eigentlich jedesmal, wenn Vater besoffen war und ihm irgend etwas nicht gefiel. Diesmal waren es, seiner Meinung nach, zwei dumme Fragen gewesen. Es waren die Aufforderung gewesen, zum Abendbrot in die Küche zu kommen. Doch er wollte nicht, er musste ja Fußball schauen. Und als sie dann erwähnt hatte, dass er Mutti damit eine Freude machen würde, war er ausgerastet.
Ja sie störte ihn!
Ja, sie nervte ihn!
Ja, sie war Schuld, dass in seinem Leben alles schief lief! Es war und würde immer dasselbe bleiben! Und sie....Nein, sie würde es wohl nie verstehen. Jetzt zumindest fühlte sie sich verloren und verlassen, doch dass sie an gar nichts Schuld hatte, wusste sie. Ihre Mutter hatte es ihr erklärt. Sie hustete gequält und begann schwer zu atmen. Ihr kam es so vor als würde ihr Gefängnis immer kleiner und die Luft immer weniger werden.
Sie starrte ins Dunkel und versuchte nach draußen zu lauschen. Doch nichts tat sich. Sie war allein und gefangen. Ein letztes Mal schrie sie nach Hilfe und klopfte verzweifelt gegen die Innenwand des Küchenschrankes. Sie zwar eingezwängt zwischen den Schläuchen des Wasserabflusses und der Wasserzufuhr. Dazu kamen die Spülmittelflaschen auf denen sie saß. Wie lange würde sie es noch durchhalten? Ihre Versuche, den Schlauch des Abflusses abzumontieren, um eine Luftzufuhr herbeizuführen, waren gescheitert. Der Abfluss war zugestöpselt worden. Aber was machte es schon, nichts hatte mehr einen Sinn.
>Ich schließe jetzt meine Augen und versuche einzuschlafen. Dann würde bald alles
vorbei sein.<
Sie hörte Schritte und schöpfte neue Hoffnung. Sie verwarf sämtliche Ideen
die sie gehabt hatte und schrie um Hilfe wie schon so oft zuvor. Zunächst hörte sie nur ein Wispern, dann schien jemand den Draht zu entfernen. Sie wurde befreit und sie wusste dass es nur ihre Mutter sein konnte. Ihr Atem ging schneller. Die Schranktüren öffneten sich, frische Luft strömte in ihre Lungen. Sie krabbelte aus ihrem Versteck heraus und sah ihre Mutter, die in der Ecke des Raumes stand Raumes und sich die Hand vor den Mund hielt. Sie schluchzte und sah sie schuldig an, dann fiel der Blick ihrer Mutter auf etwas das hinter ihr lag. Sie drehte sich herum und sah ihren Vater über sich stehen. Er hielt seinen alten Eishockeyschläger in den Händen und grinste schäbig.
>>Na, bist du doch auch wieder da!<<
Er schlug auf sie ein, immer und immer wieder. Zuerst hatte sie versucht auf allen Vieren davon zu kriechen, doch schnell gab sie es auf. Sie lag am Boden, rollte sich ein, versuchte ihren Kopf zu schützen und ließ Schlag für Schlag über sich ergehen. Ihre Mutter stand regungslos in der Ecke und weinte.
Die Schläge hörten auf und Stille kehrte ein. Sie hörte wie der Eishockeyschläger zu Boden geworfen wurde.
Ob er wohl ging?
Alle Hoffnung darauf erstarb, als sie an den Haaren gepackt und in die Höhe gezogen wurde. Sie sah nur noch die weiße Wand auf sich zu kommen, spürte den Ansatz von Schmerz der durch ihren ganzen Körper fuhr und verlor das Bewusstsein.