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Serie Electra Heart

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17.06.2018
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Anmerkungen zum Text

Dieser Text ist inspiriert vom Album Electra Heart von Marina. Am Ende wird die Serie drei oder vier Kurzgeschichten umfassen, die sich alle um die Person der Electra Heart drehen, sonst aber nicht wirklich eine Verbindung zueinander haben.

Electra Heart

Die Dunkelheit gibt mir Leben.
Ich sitze vor meinem Spiegel und sage mir: »Electra, heute ist die Nacht. Heute findest du deine Liebe. Heute findest du den einen. Du bist makellos. Wer sollte dich nicht wollen? Eine Figur wie ein Pin-Up-Girl, wie eine Puppe. Niemanden interessiert, wie es in dir aussieht. Du, Electra, bist wunderschön.«
Noch ein bisschen Rouge auf die Wangen. Und wo sind meine Wimpern? Nichts macht Männer so schwach wie der Aufschlag langer Wimpern. Ich setze mir die blonde Perücke auf. Dunkelblaues Kleid, schulterfrei.
»Electra«, sage ich und mein Spiegelbild lächelt. »Du bist wunderschön. Wie eine Braut an ihrem großen Tag.«
Noch ein Spritzer Parfum auf das Dekolleté, die Handgelenke, hinter die Ohren. Das Taxi wartet.

Der Fahrer kann seine Augen kaum auf die Straße richten. Im Rückspiegel sehe ich seinen Blick. Ich fühle sein Verlangen. Er vergöttert mich.
»Und heute gehst du feiern?«, fragt er irgendwann.
»Vielleicht«, sage ich und lächle unschuldig.
»Ich würde auf jeden Fall sagen, du hast es darauf angelegt. Im MARINA ist samstags immer die Hölle los. Warst du dort noch nie?«
»Nein.« Ich bin jeden Samstag dort.
»Es wird dir bestimmt gefallen – wenn du auf Feiern stehst.« Er lacht. »Du bist fast ein bisschen overdressed für die Location.«
»Danke«, sage ich süßlich und spüre, wie die Funken zwischen uns ihn dahinschmelzen lassen. »Wie heißt du?«
»Tommy«, sagt er und zeigt auf seine Taxilizenz. »Eigentlich Thomas, aber so nennt mich niemand, nicht mal meine Mutter.«
»Sehr erfreut, Thomas«, sage ich und schon bin ich etwas Besonderes in seinem Leben.
»Verrätst du mir auch deinen Namen?«
»Electra.«
»Wie ungewöhnlich«, sagt er und will im Rückspiegel wieder meinen Blick mit seinem einfangen. Ich wende mich ab, sehe aus dem Fenster. Schweige.
Sofort wird er unruhig. Sofort ist er auf Entzug. Ich sehe im Augenwinkel, wie er immer wieder den Kopf dreht, sich nach mir umsieht. Er rutscht hin und her, räuspert sich. Er sucht nach Worten, die unser Gespräch fortführen können und hofft, dass ich sie finde.
Aber schließlich sagt er: »Das ... das ist jetzt vielleicht unprofessionell, aber … hast du Lust, Nummern auszutauschen und vielleicht mal mit mir auszugehen?«
Und nicht mehr wollte ich hören.
»Du denkst, du bist gut genug für mich?«
Kurz ist er verwirrt. Dann lacht er.
»Klar! Ich bin lustig, gewitzt –«
»Du siehst vielleicht gut aus, aber Kunstwerk bist du keines.«
Wieder schaut er verdutzt, beinahe skeptisch. Und wieder wischt er es mit einem Lachen weg.
Dann fahren wir noch ein paar Minuten in Stille, ehe wir ankommen, er sich umdreht und sagt:
»Wenn du mir deine Nummer gibst, lade ich dich auf die Fahrt ein.«
Für 20 Pfund will er mich kaufen. Natürlich. Wenig geben und viel nehmen.
Ich sage nichts, steige aus. Er sieht mir nach. Ich gehe zu seinem Fenster und deute ihm, er solle es herunterlassen.
Er gehorcht.
»Du … du bist wirklich hübsch«, sagt er verlegen. Jetzt, wo ich direkt vor ihm stehe, kann er meinen Körper in voller Pracht genießen.
Ich lehne mich in den Wagen, werfe ihm das Geld in den Schoß. Und bevor er enttäuscht sein kann, küsse ich ihn.
»Auf Wiedersehen«, sage ich und gehe.
»Moment, warte!«
Aber die Nacht hat mich schon verschlungen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Alveus Jekat, in Deiner Geschichte geht es um Verführung und die Frage, ob Frauen Macht durch Verführung ausüben können. Als Methode der Verführung wählt Deine Protagonistin (Electra) beim Zurechtmachen für eine Party klassische Mittel: blonde Perücke, lange Wimpern, aufreizendes Kleid. Und tatsächlich scheint der Plan bereits beim Taxifahrer (Thomas) aufzugehen, der nicht lange fackelt, sondern sofort beginnt, Electra anzugraben. Im Bewusstsein ihrer vermeintlichen Macht erfreut sich Electra ein wenig an dem spielerischen Hin und Her und lässt Thomas abblitzen.

Interessant sind in dieser Geschichte die mannigfachen Täuschungen und Selbsttäuschungen: Da ist der auf Oberflächlichkeit beruhende Irrglaube von Electra, sie müsse wie eine Pin-Up-Puppe erscheinen, um die Liebe ihres Lebens zu finden. Genau genommen ist bereits das Liebe-des-Lebens-Konzept nicht mehr als ein romantischer Mythos. Und auch die Macht der Schönheit ist ein zweischneidiges Schwert.

Zwar haben schöne Menschen (und Schönheit liegt eben nicht im Auge des Betrachters, sondern ist – was die grundlegenden Merkmale betrifft - ein evolutionär bedingter Konsens) belegbare Vorteile: Schöne Menschen auf der Anklagebank werden in Gerichtsverfahren signifikant häufiger freigesprochen, als unattraktive oder durchschnittlich attraktive Menschen. Im Allgemeinen gehen Menschen auch davon aus, das äußere Schönheit mit inneren Werten korreliert. Wir halten schöne Menschen für klüger, anständiger, rundum besser, als die anderen. Die Kehrseite der Medaille ist aber, dass schöne Menschen sich auch häufiger Neid und Missgunst ihrer Mitmenschen einhandeln. Nichts ist befriedigender, als eine Ikone straucheln zu sehen.

Was die angebliche Macht der Frau als Objekt männlicher Begierde betrifft, das ist insofern Täuschung, als dass dieser Umstand, also Sehnsuchtsobjekt zu sein, den Frauen in vielen Tausend Jahren kulturellen Geschlechterkampfes eher Ausbeutung, Unterwerfung und Elend eingebracht hat, als Verehrung, Respekt und Anerkennung. Die Gleichberechtigung der Frauen ist nicht durch weibliche Verführungskunst erstritten worden, sondern durch den Kampf um Rechte. Eine Frau die sich auf ihre Attraktivität als Mittel zur Durchsetzung ihrer Ziele verlässt (Mythos »Die Waffen einer Frau«) zieht letztlich meist das kurze Streichholz.

Interessant wird der Text für mich auch dadurch, dass Thomas von den gleichen Irrtümern getrieben wird, nur eben auf der männlichen Seite des Narrenspiels. Er engagiert sich, weil da eine aufgedonnerte Puppe zu ihm in den Wagen steigt. In diesem Flirt macht er sich vollends zum Deppen, als er ihre Telefonnummer erkaufen will.

Ich finde das schön dargestellt. Gerade für die Kürze des Textes gibt es hier eine ganze Menge zu entdecken. Dass die Frau ihren Persönlichkeitswert aus ihrer Attraktivität für Männer ableitet, ist der erste Schritt in eine Falle, die dann zuschnappt, wenn die Frau ihren Persönlichkeitswert schließlich auf ihre Mutterschaft bezieht.

Sprachlich habe ich an dem Ganzen nichts auszusetzen, denn ich finde, die gewählte Tonart passt zum Inhalt. Gern gelesen.

Man kann jetzt natürlich noch Bezüge zu Elektra (Tochter des Agamemnon) aufstellen, die den Mord an ihrem Vater rächt, aber das überlasse ich gern anderen Kommentatoren.

Gruß Achillus

 

Hallo @Alveus Jekat

haha, Electra Heart. :D Mein erster Gedanke beim Titel war: »das ist doch von Marina!« Und dann hab ich deine Infobox gelesen, da lüftet sich ja das Geheimnis.

Ich nehme an, dass du als inhaltliche Basis "Bubblegum Bitch" genommen hast, oder? Ich hab grad die Lyrics angesehen, da kommen ja ein paar Stellen vor, die du auch hier in deinem Text verarbeitet hast. Leider finde ich, dass die besondere Ambivalenz der Figur in deinem Text nicht so stark hervorkommt, wie im Lied selbst.

Es gibt ja zum Beispiel diese Stelle:

Oh, dear diary, I met a boy
He made my dull heart light up with joy.
Oh dear diary, we fell apart
Welcome to the life of Electra Heart.

Diese innere Traurigkeit, die Leere des Herzens, dieses Suchen nach Bestätigung an den falschen Stellen, das fehlt mir. Sie macht sich schön, weil sie glaubt, dass das der einzige Weg ist, Bestätigung zu bekommen. Und es klappt. Sie bekommt die Bestätigung, die sie gesucht hat. Dann geht sie. Da findet keine Überraschung statt. Sie vergöttert sich selbst, der Taxifahrer vergöttert sie auch.

Ich hätte es interessanter gefunden, wenn sie glaubt, unwiderstehlich zu sein und dann direkt beim Taxifahrer scheitert, den sie zudem noch für nicht sonderlich attraktiv hält. Ein harter Schlag für ihr Ego.

Ich finde die Geschichte gut geschrieben. Generell mag ich die Stimmung, dieses Femme Fatale-mäßige, das funktioniert gut. Aber ich finde eben, das die Erwartungen, die man zu Beginn hat, direkt erfüllt werden, ohne große Umwege. Da würde ich mir als Leser mehr Spannung wünschen, irgendetwas Überraschendes. :)

Danke dir und viele liebe Grüße, PP

 
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Hola @Alveus Jekat,

klein, aber fein – passt. Ein Kleinod? Nicht unbedingt.
Mir geht’s nicht ums Mäkeln, doch durch das Lesen Deiner Kommentare hab ich mich mit hoher Erwartung Deinem Text genähert – und dann fehlte mir doch Literarizität, wenn ich’s mal so sagen darf.
Auch zwischen den Zeilen – was bei einem sehr kurzen Text wahrscheinlich sein könnte – hab ich nichts gefunden: Ein eitles Püppchen lässt sich zur Disko fahren und testet ihre Wirkung gleich mal am ersten Kerl.
Sie scheint auch doof zu sein, sagt sie doch zu sich:
‚Eine Figur wie ein Pin-Up-Girl, wie eine Puppe.’ Sie könnte nochmals prüfend über ihre Höckerbrüste, gestrafften Arschbacken und mongolisch-gespritzten Wangenknochen streichen, und über die Extensions (von Rapunzel) >mein Fehler, sie bevorzugt Perücke (was aber nicht soo aufregend ist).

Die Handlung hält sich im sehr bescheidenen Rahmen, kein Grund zum Verwundertsein. Bei Deinem Nick hatte ich auf feinere Feder gehofft. Neue psychologische Erkenntnisse gab’s auch nicht, das Beschriebene wusste ich schon.
Ich glaube, dass Du mit mehr Feinschliff die Sache zum Glänzen bringen könntest.

Viele Grüße!
José

PS:

Samstags
bin ich etwas besonderes
wenn du auf feiern stehst

deute ihm, er soll es herunterlassen.
solle

Aber die Nacht hat mich schon verschlungen.
Hier hapert’s für mich mit der Perspektive. Schaut sich Electra zu, wie sie von der Nacht verschlungen wird?

 

Der Fahrer kann seine Augen kaum auf die Straße richten.
Na, das klingt aber ganz schön gefährlich im STRAßENverkehr! Aber vorweg

Hi, @Achillus ,

diese Electra ist leider nicht die Schwester des Orestes, eher eine Schwester der männerverschlingenden Salomé(s), deren ältestes Modell, Enkelin Herodes des Großen, dem Kindermörder, nach einem wohl gefälligen Tanz von ihrem Stief-Vater Herodes Antipas den Kopf des Täufers verlangt und – man weiß ja, wie das Neue Testament für diesen Propheten ausgeht, oder zuletzt die Intellektuelle verschlingende Intelligenzbestie.

Entschuldige diese kleine Abweichung,

liebe Alveus Jekat,
(schöner geheimnisvoller Name, schon allein der verführt ...)

denn Du beschreibst dieses narzistische Nachtschattengewächs

Die Dunkelheit gibt mir Leben
sehr schön
Eine Figur wie ein Pin-up-Girl, wie eine Puppe.
in ihrer auf Äußerlichkeit abgestimmtes Leben, außerhalb der Privatspäre, zu dem sie sich maskiert. Da wäre Adornos (hier nun verkürztes) Bonmot, dass es kein richtiges Leben gebe im falschen, diskutabel. Aber viel mehr interessiert mich derzeit die wörtl. Rede des Fahrers
»Es wird dir bestimmt gefallen – wenn du auf feiern stehst.«
, dem meine Gelaber gleich ziemlich egal sein wird, denn ich meine, dass das da eher ein substantiviertes „feiern“ stehe als Tun und Ereignis/Feierlichkeit. Schließlich kann man nur auf ETWAS stehn, wie man wohl schwimmen kann, aber nur auf dem Schwimmen stehen kann (natürlich kann man - falls fest genug – auch auf gefrorenem Wasser, einem Brett oder Schiff stehn und auch aufs Schwimmen.

Übrigens, Alveus, hab ich eigentlich den Antipoden hierzu auch in meiner Anfangszeit geschrieben. Falls es Dich interessiert, wie es mit Electra im Alter ausgeht -
(http://www.wortkrieger.de/showthread.php?36711-Jeannetigone) - da aber klassisch, was wäre wenn beide zusammengedampften Frauen alt geworden wären ...

Gern gelesen vom

Friedel

 

Meine Lieben, vielen Dank für eure zahl- und facettenreichen Kommentare. Wie immer sauge ich jedes Wort auf und fühle, wie mein kreativer Geist genährt wird (: Heute Abend/Nacht sollte ich genug Zeit finden, auf jeden individuell einzugehen.

Bis dahin!
Alveus

 

Hallo @Alveus Jekat

ein paar sprachliche Anmerkungen von mir.

Du hast mich anfangs mit den Possessivpronomen verwirrt und wollte erst anmerken, dass sie gestrichen werden müssten.

Ich sitze vor meinem Spiegel und sage mir
Ich setze mir die blonde Perücke auf.

Aber dann sagt Electra zu sich

Heute findest du deine Liebe.
Nicht: Heute finde ich ... Insofern finde ich es schon gut gemacht, dass hier die „Perspektive“ gewechselt wird, denn es zeigt, dass Electra verschiedene Stimmen im Kopf, verschiedene Gesichter hat. Das macht sie geheimnisvoll und etwas zerstörendes schwingt später mit. Jedoch ziehst du das nicht bis zum Ende durch. Vielleicht war es auch gar nicht deine Absicht. Weiß nicht.

Aber schließlich sagt er: »Hör mal, das ist jetzt vielleicht unprofessionell,
Das Fette könnte gestrichen werden. Etwas gestelzt in meinen Augen.
Die Dialoge könnten insgesamt etwas knapper daher kommen.

»Danke«, sage ich süßlich und spüre förmlich, wie die Funken zwischen uns ihn dahinschmelzen lassen.

Würde ich streichen.

Insgesamt finde ich, dass du mehr aus der Geschichte herausholen könntest.

Lieben Gruß
Aurelia

 

Hallo @casa.ndra,

Bin nämlich nicht sicher, ob ich sie richtig verstehe. Und Schreiben hilft mir oft beim Denken. ;)

Deine Protagonistin scheint mir eine sehr zerrissene, unglückliche Person zu sein. Auf der Suche nach dem einen Wahren tut sie alles, um sich zu verstecken, legt eine möglichst Männer-niederknien-lassende Maske auf, weil das Innere eh niemanden interessiert.


Schreiben hat dir scheinbar wirklich geholfen :P Genau so, wie du sie beschreibst, wollte ich sie haben. Freut mich, dass du sie so wahrgenommen hast (:

Und ich kann mir nicht helfen, ich hab den Eindruck, als sie ins Taxi steigt, hat sie tatsächlich kein konkretes Ziel.

Ich glaube, ich verstehe, was du meinst. Es gibt zwar diesen Klub, wohin das Taxi sie bringt, aber auch ich habe schon beim Schreiben gemerkt, dass sie zwar ein örtliches Ziel haben mag, aber kein, wie soll ich sagen, persönliches.

Also etwas Mieseres, als Männern den Kopf zu verdrehen und sie hilflos zurückzulassen. Hier hast du (bei mir) eine Erwartungshaltung erzeugt, die sich im weiteren Verlauf der Geschichte dann jedoch nicht bestätigt hat.

Tut mir Leid :P Aber auch das verstehe ich sogar. Electra, wenn sie auch aus ihrer Sicht erzählt, bleibt mysteriös und unnahbar und man hat immer das Gefühl, da ist irgendwas, was sie unbedingt verstecken will.

Gefällt mir, wie nur ihr Spiegelbild lächelt (schneidet aber auch ins Herz).

Gut so! :D

Alveus Jekat schrieb:
aber Kunstwerk bist du keines
Fehlt da nicht ein „ein“?

Na ja, ich könnte schon ein ein einfügen, aber dann müsste ja das "keines" einem "nicht" weichen :P

Sie hat also Erfahrung damit. An dieser Stelle kam mein anfänglicher Verdacht, dass sie vielleicht Serienkillerin auf der Suche nach ihrem nächsten Opfer ist o. ä. wieder auf bzw. formierte sich recht klar. Tja ...

In gewisser Weise ist sie auch eine Serienkillerin. Nur sind Electras Opfer die Herzen der Männer, nicht ihre Leben ;)

Alveus Jekat schrieb:
Jetzt, wo er mich nicht mehr spiegelverkehrt sieht, erkennt er das volle Potential meiner Schönheit.
Hm, das ist die eigentlich einzige Stelle, an der ich gestockt und mich gefragt hab, ob es wirklich das ist, was du sagen willst? Ich finde den Satz in sich nicht rund, denn das Potential hat er ja eindeutig schon im Spiegel erkannt, während ihre Schönheit jetzt doch umso stärker zur Geltung kommen müsste. Oder nicht?

Ich stimme zu, die Stelle hat mir auch nicht gefallen, aber ich dachte, ich lasse sie erst mal drinnen und schaue, wie die Reaktionen hier ausfallen. Und jetzt da ich bestätigt bin, denke ich, ich habe ein Lösung dafür.

Der Schluss hat mich ein bisschen - ja, wie? Unbefriedigt, haha, zurückgelassen, aber wenn ich’s jetzt so geschrieben sehe, ist es genau das Ende, was deine Prota heraufbeschworen hat. Von daher also super!

Hahaha schön, dass Electra auch dich verführt hat, nur um dich einfach sitzen zu lassen. So ist sie halt :P

Ja, wow, ich danke dir vielmals für deine Kritik! Ich freu mich, dass es dir gefallen hat (:

Liebe Grüße,
Alveus

Hallo @Achillus,

ich hab deine Kritik, und ich möchte sie eigentlich lieber Textinterpretation nennen, mit großem Interesse gelesen. Ich freue mich, dass du so viel Inhalt gefunden hast. Ich weiß nicht, ob du die Infobox gelesen und gesehen hast, dass Electra keine Figur ist, die meiner Feder entsprungen ist. Die Sängerin Marina hat Electra Heart auf ihrem gleichnamigen Album erschaffen als eine junge Frau, die in eben jene Falle tritt, die du so wunderbar beschreibst. Und als Resultat zieht sie, wie du es ebenfalls so schön gesagt hast, das kürzere Streichholz. Und diese Figur fasziniert mich seit langem und seit langem wollte ich sie in meine eigenen Geschichten setzen, um zu sehen, was passiert. Umso wohler tut es mir zu lesen, wie du Electra empfunden hast, denn es bestätigt mir, dass ich der Figur gerecht geworden bin. Daher ein umso größeres Dankeschön, dass du diese Gedanken mit mir geteilt hast.

Sprachlich habe ich an dem Ganzen nichts auszusetzen, denn ich finde, die gewählte Tonart passt zum Inhalt. Gern gelesen.

Und natürlich auch vielen Dank für dein technisches Feedback (:

Liebe Grüße,
Alveus

Hallo @PlaceboParadise,

haha, Electra Heart. :D Mein erster Gedanke beim Titel war: »das ist doch von Marina!« Und dann hab ich deine Infobox gelesen, da lüftet sich ja das Geheimnis.

Ja, das musste ich auf jeden Fall dazusagen. Ich möchte keinesfalls, dass man glaubt, dass die geniale Electra Heart meine Schöpfung ist. Aber sie verfolgt mich schon so lange und ich hatte schon so lange vor, Electra aufzunehmen und zu schauen, was ich mit ihr machen kann. Nur wusste ich nicht, wie ich das angehen soll. Und als ich am Wochenende ein paar der Songs als Akustikversion gehört habe, hat es plötzlich Klick gemacht.

Ich nehme an, dass du als inhaltliche Basis "Bubblegum Bitch" genommen hast, oder?

Ja auch, natürlich vor allem den Punkt mit ihrem Körper. Aber tatsächlich habe ich versucht, einiges mehr einzubauen. Sowohl direkte Zitate als auch Motive.

»I'm Electra Heart, only livin' in the dark« aus Electra Heart

»Give little get a lot, that's just how you are with love
Think you're funny, think you're smart
Yeah, you may be good looking, but you're not a piece of art« aus Power & Control

»Rule number four, gotta be looking pure,
Kiss him good bye at the door, and leave him wanting more« aus How to be a Heartbreaker

Um nur ein paar zu nennen.

Diese innere Traurigkeit, die Leere des Herzens, dieses Suchen nach Bestätigung an den falschen Stellen, das fehlt mir.

Da hast du natürlich recht, das fehlt in diesem Text weitgehend. Aber das habe ich auch bewusst nicht hineingenommen. Mir war klar, dass ich die vielen Facetten, die Marina in Electra verpackt hat, nicht in einen Text quetschen kann. Deswegen habe ich mich auch entschieden, eine Kurzgeschichtenserie zu schreiben, damit ich Electra von verschiedenen Seiten betrachten kann.

Ich finde die Geschichte gut geschrieben. Generell mag ich die Stimmung, dieses Femme Fatale-mäßige, das funktioniert gut.

Dankschön, mein Schriftstellerherz hat einen kleinen Sprung gemacht :P

Aber ich finde eben, das die Erwartungen, die man zu Beginn hat, direkt erfüllt werden, ohne große Umwege. Da würde ich mir als Leser mehr Spannung wünschen, irgendetwas Überraschendes.

Ich bin ein Freund vom Gerade-Heraus-Schreiben, einfach deshalb, weil ich das am besten kann. Leider treffe ich verständlicherweise damit nicht jeden Geschmack – auch ich mag Spannung und Überraschungen beim Lesen. Aber beim Schreiben habe ich da noch einiges zu lernen, dein Kommentar unterstreicht das.

Auch dir natürlich ein großes Danke fürs Lesen und für deine Worte. Ich kann nicht oft genug betonen, wie viel mir das bedeutet und wie sehr es mich stärkt.

Liebe Grüße,
Alveus

Hallo @josefelipe,

Mir geht’s nicht ums Mäkeln

Das weiß ich doch ;) Ich kenne deine Art zu kritisieren und weiß, dass du sehr genau und anspruchsvoll bist. Ich schätze das und würde mich nie bemäkelt fühlen.

dann fehlte mir doch Literarizität, wenn ich’s mal so sagen darf.
Auch zwischen den Zeilen – was bei einem sehr kurzen Text wahrscheinlich sein könnte – hab ich nichts gefunden: Ein eitles Püppchen lässt sich zur Disko fahren und testet ihre Wirkung gleich mal am ersten Kerl.

Nein, ich wollte auch bestimmt nichts zwischen die Zeilen setzen. Electra erzählt hier aus ihrer Sicht und ist, zumindest im Kontext dieser Geschichte, eine sehr oberflächliche Figur. Entsprechend hat es für mich Sinn gemacht, dem ganzen wenig Tiefe zu verleihen.

Bei Deinem Nick hatte ich auf feinere Feder gehofft.

Tut mir Leid :P Meine Feder ist definitiv noch lange nicht so fein geschliffen, wie ich sie gerne hätte. Aber es ist schon gut, wenn man das ab und an gesagt bekommt. Sei versichert, ich arbeite daran und die Wortkrieger sind mit eine riesen Hilfe (:

Aber die Nacht hat mich schon verschlungen.
Hier hapert’s für mich mit der Perspektive. Schaut sich Electra zu, wie sie von der Nacht verschlungen wird?

Für mich ging da der Gedanke mehr in die Richtung, dass sie sich in der Nacht auflöst. Wobei "Nacht" hier als Metapher für Party oder den Klub gedacht war. Vielleicht ist die Stelle zu bedeutungsschwanger, um sie verstehen zu können, wenn man außerhalb meines Kopfes sitzt :P

Die Orthographie Fehlerchen werde ich natürlich gleich beheben – danke für dein scharfes Auge!

Und natürlich auch ein allgemeines Danke fürs Lesen und deine Kritik.

Liebe Grüße,
Alveus

Hallo @Friedrichard,

Der Fahrer kann seine Augen kaum auf die Straße richten.
Na, das klingt aber ganz schön gefährlich im STRAßENverkehr!

Ich denke, Electra lebt sehr gerne gefährlich. Vielleicht gibt es ihr einen zusätzlichen Kick, selbst der Grund für die Gefahr zu sein.

Du beschreibst dieses narzistische Nachtschattengewächs
Die Dunkelheit gibt mir Leben
sehr schön
Eine Figur wie ein Pin-up-Girl, wie eine Puppe.
in ihrer auf Äußerlichkeit abgestimmtes Leben, außerhalb der Privatspäre, zu dem sie sich maskiert.

Vielen Dank! Ich finde, dass "Nachtschattengewächs" eine äußerst passende Bezeichnung für Electra ist. Denn selbst, wenn sie sich abends außer Haus traut, verdunkelt sie ihre Identität, um sich sicher zu fühlen.

Aber viel mehr interessiert mich derzeit die wörtl. Rede des Fahrers
»Es wird dir bestimmt gefallen – wenn du auf feiern stehst.«
, dem meine Gelaber gleich ziemlich egal sein wird, denn ich meine, dass das da eher ein substantiviertes „feiern“ stehe als Tun und Ereignis/Feierlichkeit.

Absolut richtig! Substantivierungen – meine größte orthographische Schwäche.

Übrigens, Alveus, hab ich eigentlich den Antipoden hierzu auch in meiner Anfangszeit geschrieben. Falls es Dich interessiert, wie es mit Electra im Alter ausgeht -
(http://www.wortkrieger.de/showthread.php?36711-Jeannetigone) - da aber klassisch, was wäre wenn beide zusammengedampften Frauen alt geworden wären

Eine Einladung, die ich sehr gerne annehme!

Ich danke dir fürs Lesen, fürs Gefallen Finden und für die Worte.

Liebe Grüße,
Alveus

Hallo @Aurelia,

Insofern finde ich es schon gut gemacht, dass hier die „Perspektive“ gewechselt wird, denn es zeigt, dass Electra verschiedene Stimmen im Kopf, verschiedene Gesichter hat.

Schön, dass sich das gleich für dich geklärt hat. Tatsächlich hat Electra viele Gesichter, viele Identitäten, mit denen sie spielt, die sie jedoch manchmal auch heimsuchen.

Jedoch ziehst du das nicht bis zum Ende durch. Vielleicht war es auch gar nicht deine Absicht. Weiß nicht.

Nein, das war nicht meine Absicht. Das ganze soll eine Serie von Kurzgeschichten werden, die sich um Electra Heart und ihre Seiten drehen. Ich möchte auf jeden Fall noch andere Gesichter von ihr zeigen, wollte aber keinesfalls schon alles in der ersten Geschichte (die tatsächlich die zweite aus der Reihe ist, die ich geschrieben habe) verballern.

Aber schließlich sagt er: »Hör mal, das ist jetzt vielleicht unprofessionell,
Das Fette könnte gestrichen werden. Etwas gestelzt in meinen Augen.

Da stimme ich dir zu, das werde ich machen. Danke!

»Danke«, sage ich süßlich und spüre förmlich, wie die Funken zwischen uns ihn dahinschmelzen lassen.
Würde ich streichen.

Das "förmlich" werde ich tatsächlich streichen. Das "süßlich" aber nicht. Ich möchte schon, dass Electra ein bisschen was von ihren Manipulationstechniken offenlegt.

Insgesamt finde ich, dass du mehr aus der Geschichte herausholen könntest.

Zumindest aus der Figur Electra Heart werde ich noch einiges herausholen (:

Auch dir ein Dankeschön fürs Lesen und fürs Schreiben.

Liebe Grüße,
Alveus

 

Hallo @Alveus Jekat ,

also mich hat Deine Geschichte wenig berührt. Deine Protagonistin erweckt in mir eher Mitleid. Frag ich mich doch, wie weit muss Frau in ihrem Stolz gesunken sein, sich so Marlene-Dietrich-mäßig aufzudonnern, um einen Taxifahrer heiß zu machen. Die klassische Femme Fatale - was man auch von ihr halten mag - sucht sich jedenfalls betuchtere Opfer. Und selbst das ist für eine europäische Frau der Neuzeit doch eher erbärmlich.

Nichtsdestotrotz kannst Du aus Deinem Talent sicher mehr machen. Sprache beherrschst Du. Fehlt nur noch eine mitreißende Geschichte dazu.

Liebe Grüße
Mae

 

Hallo @Maedy,

also mich hat Deine Geschichte wenig berührt. Deine Protagonistin erweckt in mir eher Mitleid.

Ich denke, Electra hat durchaus Mitleid verdient. Von dem her, auch wenn dir die Geschichte nicht gefallen hat, hat sie doch irgendwie ihren Zweck erfüllt.

Frag ich mich doch, wie weit muss Frau in ihrem Stolz gesunken sein, sich so Marlene-Dietrich-mäßig aufzudonnern, um einen Taxifahrer heiß zu machen. Die klassische Femme Fatale - was man auch von ihr halten mag - sucht sich jedenfalls betuchtere Opfer. Und selbst das ist für eine europäische Frau der Neuzeit doch eher erbärmlich.

"Erbärmlich" finde ich da fast etwas hart, nicht? Ich meine, es gibt nach wie vor viele, vor allem junge Frauen, die das Gefühl haben – denen von der Gesellschaft das Gefühl vermittelt wird – nur durch derartiges Verhalten soziales Ansehen gewinnen zu können. Und diese Frauen stecken in diesem Bild fest. Das ist in einer Welt, in der die Rechte der Frauen so ausgeprägt sind wie nie (auch wenn noch Tonnen und Tonnen an Arbeit vor uns liegen) eher bedenklich und traurig als erbärmlich. Und eben gerade weil wir gesellschaftlich schon so weit sind, finde ich es wichtig, einen Schritt zurück zu machen und zu schauen, wo diese Tonnen Arbeit zu finden sind. Ich denke, der Mensch tendiert dazu, sich auf Lorbeeren auszuruhen.

Nichtsdestotrotz kannst Du aus Deinem Talent sicher mehr machen. Sprache beherrschst Du. Fehlt nur noch eine mitreißende Geschichte dazu.

Vielen Dank! Es freut mich, dass du meine Technik schätzen kannst, obwohl dir der Inhalt der Story nicht zugesagt hat. Vielleicht kann ich dich ja ein andermal mitreißen (:

Vielen Dank fürs Lesen und für deine Gedanken.

Liebe Grüße,
Alveus

 

Hallo @Alveus Jekat

ich komme noch mal zurück, weil du „süßlich“ in dem Dialog nicht streichen möchtest.

Das ist natürlich deine Entscheidung, deine Story. Aber ein Dialog, wenn er gut aufgebaut ist, braucht das Erklärende mMn nicht. Der Leser sollte es ohne die verratenden Einschübe verstehen. Das ist schwierig, aber in meinen Augen wäre der Text stärker, wenn du darauf verzichtest und ihre Stimme, ihren Klang beschreibst, statt „süßlich“ zu schreiben.

Hier finden sich noch ein paar andere Beispiele

»Vielleicht«, sage ich und lächle unschuldig.

»Nein«, lüge ich.

»Du … du bist wirklich hübsch«, sagt er verlegen.


Ich mag das Thema und auch die Art wie du schreibst. Trotzdem glaube ich, dass du dein Potential nicht voll ausgeschöpft hast.

Inhaltlich sage ich nichts dazu, denn ich glaube, das lenkt ab.

Lieben Gruß
Aurelia

 

Hallo @Aurelia,

ich freue mich, dass du wiedergekommen bist, denn das Thema, über das wir da diskutieren, ist durchaus interessant. Ich denke, ich muss es ein bisschen aufdrösseln.

Aber ein Dialog, wenn er gut aufgebaut ist, braucht das Erklärende mMn nicht. Der Leser sollte es ohne die verratenden Einschübe verstehen.

Ich gebe dir grundsätzlich vollkommen recht. Aber: Ich finde, dass das vor allem für die auktoriale Erzählweise gilt. Denn wenn die Figur selbst erzählt, ergibt das eine ganz andere Innenansicht, als wenn der auktoriale Erzähler erzählt. Eine Ich-Erzählerin legt in jedes verwendete Wort eine Bedeutung – soll heißen: Ihr ist es wichtig, extra zu betonen, dass sie etwas (in dem Fall zB) süßlich sagt. Wenn das ein auktorialer Erzähler macht, fühlt sich der Leser womöglich in seiner Fantasie bevormundet. Wenn ein Ich-Erzähler das macht, hat das besonderes Gewicht. Zumindest sehe ich das so.
Aber natürlich ist eines klar: Als Autor muss man mit Adverbien gerade bei der direkten Rede sehr vorsichtig umgehen. Sie sind für einen Text beinahe so giftig wie das Passiv.

Aus den oben genannten Gründen, möchte ich das erste und das dritte Beispiel, die du hier angesprochen hast, auf jeden Fall beibehalten. Natürlich auch das "süßlich".

Aber:

»Nein«, lüge ich.

Da hast du mich auf etwas gebracht. Das ist kein Adverb sondern ein Redezusatz, der mehr aussagt als nur "das wurde gesagt". Und er ist unnötig, denn sie sagt ja gleich danach, dass sie jeden Samstag in diesem Klub ist, wir erfahren also auf diese Weise, dass sie lügt. Entsprechend werde ich das "lüge ich" streichen. Vielen Dank für den Hinweis (:

Liebe Grüße,
Alveus

 

Hallo,

ich kenne den Song nicht, auf dem diese Geschichte basiert. Sollte eben nicht das einzige Element sein, auf dessen ein Text aufbaut, sonst wird es u. U schwierig. Keiner macht den Finger krumm, um sich jetzt auf YT erstmal einen Song anzuhören, um eventuell zu verstehen oder Kontext geliefert zu bekommen.

Ich werde mit dem Text nicht warm. Was soll der hergeben? Attraktive Frau hübscht sich auf, um was genau zu erreichen? Einem random guy einen Boner zu bereiten? Also, da ist ja keine Fallhöhe da, nichts wird riskiert. Den Typ Frau, den du meinst, der sich beeinflussen lässt von Medien und einem bestimmten Frauenbild, aka "Du musst so und so sein", würde die so reflektiert und strategisch an die Sache herangehen? Und überhaupt: Was du, glaube ich, zeigen willst, ist die Oberflächlichkeit, oder das Verharren an dieser Oberfläche. In einigen Kommentaren wird von femme fatale gesprochen. Das Wesen der femme fatale ist aber ein vollkommen anderes - da geht es auch immer um mehr als die reine Attraktivität, um mehr als die reine Oberfläche. Da ist immer noch ein mythisches, mystisches Element dabei, sozusagen ein Urgeheimnis des Weiblichen, auf den die allermeisten Männer nicht hereinfallen, sondern sich dem nicht entziehen können. Dann könnte man von einer Art sirenen-haften Verführung sprechen, aber davon ist deine Elektra einfach weit entfernt, die ist ein Abziehbild davon. Vielleicht sollte sie das ja auch sein, aber was genau willst du dann hier im Text zeigen? Die Szene im Taxi, ich weiß nicht, die kaufe ich nicht. Sprechen Taxi-Fahrer so? Sind die sie drauf?

Ich würde auf jeden Fall sagen, du hast es darauf angelegt.

Das ist halt etwas, was der Text hergeben muss. Dieser Dialog ist einfach extrem konstruiert und wirkt dadurch sehr künstlich. Ich spüre bei jeder Zeile die Gemachtheit. Man kann das machen, aber dann muss es in irgendeiner Art und Weise zielführend sein, es muss mir vermitteln, ah, da möchte der Autor hin. Bei einem so kurzen Text muss wirklich alles passen, und alles sofort passen. Im Grunde bleibt dann nicht viel bei deinem Text. Frau brezelt sich auf, der erstbeste Typ reagiert, auf was genau?, und dann lässt sie ihn abblitzen, bzw zeigt oder gibt ihm ein klein wenig davon ab. Ich weiß nicht. Du könntest da in ihren Kopf rein, um mir zu zeigen, warum sie das tut, und warum sie damit nicht aufhören kann, was sie damit erreicht hat, denn so bleibt diese behauptete Schönheit auch eher eine Behauptung im Text. Wie reagiert denn der Taxi-Fahrer? Er will sie im Grunde kaufen. Ich weiß nicht, da passt was nicht. Es gibt ja atemberaubende Schönheiten, mir geht es jedenfalls so, dass ich Frauen sehe und beeindruckt bin, und dann ist doch die Schwelle, jemanden anzusprechen, viel höher. Du gehst nicht zur heißesten Schnitte und sagst: Lass mal Nummern tauschen, außer du bist eben der Jock, der heißeste Hengst der Stadt, und dann wird das alles zu einem Game, einem Spiel. Hier sind doch die Rollen von vorneherein klar, und ihre Schönheit oder Attraktivität ist ihr persönlicher Pitch, sie macht mit ihm einen Shit-Test, um zu sehen, wie weit er sich herunterlässt, erniedrigen lässt, und dann ist das der bettelnde Mann, der sich nicht anders zu helfen weiß, als ihr dieses billige Angebot zu machen. Aber das passt in dem Text nicht zusammen, da sind die Ebenen verschoben. Ich glaube auch, dass Männer, die auf diese Art von Frau stehen, die sehen sie eher als echtes Objekt, also eher sexuell, rein sexuell, und nicht auf eine wirklich intime Weise. Die femme fatale hingegen ist so ein Zwitterding, man weiß um ihre sexuelle Anziehungskraft, und ist sich dessen nie sicher, sie ist immer umstritten, und die Stelle an ihrer Seite eben auch, Männer sind bereit um sie zu kämpfen.

Mir fehlt hier die Präzision, mir ist das zu flach. Auch diese Beisätze in den Dialogen, wie süßlich oder unschuldig. Das sind Ansichten und Meinungen der Erzählerin, müssen aber nicht deckungsgleich sein. Wenn Ted Bundy etwas unschuldig sagt, dann ist das vielleicht nicht das unschuldig, was du oder ich meine ... da wäre ich an deiner Stelle etwas vorsichtiger.

Gruss, Jimmy

 

Hallo @jimmysalaryman,

ich kenne den Song nicht, auf dem diese Geschichte basiert. Sollte eben nicht das einzige Element sein, auf dessen ein Text aufbaut, sonst wird es u. U schwierig. Keiner macht den Finger krumm, um sich jetzt auf YT erstmal einen Song anzuhören, um eventuell zu verstehen oder Kontext geliefert zu bekommen.

Ich gebe dir absolut recht, das kann auch kein Autor von seiner Leserschaft verlangen, hier alleine schon deshalb, weil es sich nicht nur um einen Song, sondern um ein ca. 1 1/2 stündiges Album handelt. Ich verstehe das Schreiben, das spezifische Charakteristika eines bereits vorhandenen Werkes aufnimmt, als Extension dessen. Folglich muss das neue Werk natürlich für sich alleine stehen können und so funktionieren, da es sonst nichts weiter als ein blasser Schatten des Originals ist – und so etwas möchte ich bestimmt nicht produzieren.

Ich werde mit dem Text nicht warm. Was soll der hergeben?

Sehr schade, umso dankbarer bin ich aber für dein Feedback. Deine Frage kann ich dir natürlich nur schwer beantworten. Zwar gibt es eine Intention meinerseits, nämlich die oberflächliche Lebensanschauung der Electra Heart zu porträtieren. Was ich aber in meinen Arbeiten möglichst vermeide, ist der Versuch, etwas beim Leser auslösen zu wollen – so gut bin ich im Schreiben noch lange nicht, dass ich mir das vornehmen kann. Entsprechend, was meine Geschichten hergeben sollen, ist das, was meine Leserschaft darin findet. Du scheinst nichts gefunden zu haben – und das liegt aber natürlich an mir als Autor.

Sprechen Taxi-Fahrer so? Sind die sie drauf?

Ich würde sagen nicht alle, aber einer bestimmt.

Dieser Dialog ist einfach extrem konstruiert und wirkt dadurch sehr künstlich. Ich spüre bei jeder Zeile die Gemachtheit. Man kann das machen, aber dann muss es in irgendeiner Art und Weise zielführend sein, es muss mir vermitteln, ah, da möchte der Autor hin.

Vielleicht so künstlich und so gemacht wie Electra selbst? Mit ihrer Perücke, den Wimpern?

Ich weiß nicht. Du könntest da in ihren Kopf rein, um mir zu zeigen, warum sie das tut, und warum sie damit nicht aufhören kann, was sie damit erreicht hat, denn so bleibt diese behauptete Schönheit auch eher eine Behauptung im Text.

Ich möchte auf jeden Fall noch in ihren Kopf rein – deswegen habe ich das ganze als Serie konzipiert, weil ich wusste, dass ich nicht alles, was sie ausmacht, in einen Text stopfen kann.

Es gibt ja atemberaubende Schönheiten, mir geht es jedenfalls so, dass ich Frauen sehe und beeindruckt bin, und dann ist doch die Schwelle, jemanden anzusprechen, viel höher. Du gehst nicht zur heißesten Schnitte und sagst: Lass mal Nummern tauschen

Auf gewisse Menschen trifft das bestimmt zu. Aber auf andere nicht. Ich hatte zb einen Freund, der es sich zur Herausforderung gemacht hatte, Mädchen mit den schlechtesten Anmachsprüchen, die als solche anerkannt waren, anzusprechen. Und manchmal hat das funktioniert. Zugegeben – dass er ein ausgesprochen gutaussehender und charmanter junger Mann war, hat sicher nicht geschadet.

Ich danke dir für deine ausführliche Kritik. Ich habe es bestimmt schon einmal hier gesagt, weil dir Reaktionen doch gemischt waren, aber ich wiederhole es gerne: Gute Kritiken sind streicheln das Herz, negative erweitern den Horizont. Also vielen Dank dafür!

Liebe Grüße,
Alveus

 

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