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El Caudillo del Sur

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18.04.2021
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El Caudillo del Sur

50 Männer ließen ihr Leben für diesen Tag.

50 am Boden zerstörte Mütter, ähnlich viele Witwen und wer weiß wie viele Waisen würden nun mit dem Trauma des Krieges leben müssen. Ihre Tage werden sie fortan doppelt so schwer bestreiten. Mit diesen Gedanken begann der Coronel Jesus Guajardo den 19ten April. Er war bekennender Frühaufsteher um die Morgendämmerung zur Reflexion vergangener und der Planung folgender Tage zu nutzen. Von Zeit zu Zeit mischte sich leiser Schwermut, fast schon ein schlechtes Gewissen, in seine morgendliche Routine. Dann glaubte er, dass die Jahre der immer neuen Konflikte ihn langsam, aber sicher aufzureiben begannen.

„Nicht heute!“, murmelte er leise vor sich hin, schob die dunklen Gedanken von sich weg und richtete sich auf. Einen Moment lang hielt er inne und blieb auf der Bettkante sitzen. Er atmete tief und ließ die Schultern fallen, dann sprang er aus dem Bett. Er ging auf das Fenster zu, riss die Gardinen an Seite und blickte kurz über das Gelände des Landguts, auf dem sie sich befanden. Das erste zarte Licht des Tages füllte den Raum und legte sich auf sein Gesicht. Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und schloss die Augen.

Die 50 Soldaten waren natürlich nicht irgendwelche. Sie waren frühere Überläufer von den Revolutionären in die Reihen der Konstitutionalisten. In seine Reihen. Die armen Teufel wurden vom Caudillo persönlich bestimmt. Eine Art späte Abrechnung. Ihr Leben war der Preis für sein Vertrauen.

Vor 10 Tagen kam die Anordnung den Ort Jonacatapec für die Rebellen einzunehmen. „Ein leichtes!“, dachte er mit grimmiger Freude zurück. Er war im Begriff die Seite zu wechseln nach dem Menschenopfer war die Einnahme der finale Beweis, dass er und seine Männer fortan auf der Seite der Rebellen kämpfen würde. Eine Art Vorschuss für zukünftige glorreiche Feldzüge. Die Schlussrate waren 240.000 Schuss Munition, die er mit einbringen wollte und natürlich die freie Verfügbarkeit über ihn, Coronel Jesus Guajardo, und seine Männer.

Um 10:00 Uhr würde auf den Caudillo treffen, um die ersten gemeinsamen Schlachtpläne zu schmieden. Am heutigen Vormittag würden sie in die Geschichtsbücher eingehen. Er sahen vor seinem inneren Auge schon die Kinder kommender Generationen wie sie die Daten seiner Heldentaten auswendig lernen mussten. Die Ewigkeit war zum Greifen nah.

Die Wärme der Sonnenstrahlen verleitete ihn dazu die Augen zu öffnen. Blinzelnd trat er vom Fenster weg und wandte sich zum Schrank. Nachdem er in seine Uniform gestiegen war, ließ er das Zimmer hinter sich und schritt zum Frühstück. Die Aufregung brachte ihn um seinen Appetit und so gab er sich mit Kaffee und etwas Obst zufrieden.

Nach dem kargen Frühstück tigerte er nervös über das Gelände der Hacienda. Sein Blick glitt an den Mauern entlang und immer wieder in Richtung des Torbogens am Eingang. Immer wieder lugte er auf das weite Gelände, dass sich vor der Farm ausbreitete. Er sollte stundelang so weiter umherstreifen. Es gab sonst nichts weiter zu tun. Sie waren in das gottverlassene Chinameca gekommen um heute nichts weniger als den Verlauf der mexikanischen Geschichte zu ändern.

Endlich!

Dort kam er. El Caudillo, el Atila, Emiliano Zapata! Die Namen den sie ihm gegeben hatten schossen ihm durch den Kopf. Der Revolutionsführer kam in Begleitung 10 seiner Männer. Sie ritten auf den Torbogen zu und Zapata wies seine Leibwächter an, dass er zuerst passieren wollte.

Die Blicke der beiden militärischen Führer trafen sich für einen kurzen Moment. Als Zapata durch das Tor trabte bliesen Guajardo’s Truppen in die Hörner. Eine Ehrenbekundung.

Sie stießen ein zweites Mal ins Horn.

Und ein drittes Mal. Das war das Signal!

Der erste Schuss löste und schlug in die Brust des Rebellenführers. Dann brach ein die Hölle los. Guajardo‘s Männer entleerten ihre Magazine in den Körper von Emiliano Zapata. Der Widerstand seitens der kleinen Rebellengruppe konnte schnell niedergeschlagen werden.

Der Triumph war sein! Er hievte den Leichnam des Befehlshabers auf ein Pferd, sattelte sein eigenes und gab den Befehl zum Abrücken. Die Leiche sollte dem Vorgesetzten als Beweis der geglückten Mission dienen.

 

Hi Morphin!
Vielen Dank für deinen Kommentar! Du hast natürlich recht damit, dass die Begebenheit wesentlich mehr zum Schreiben hergibt. Da ich blutiger Anfänger bin war mein primäres Ziel eine kurze Geschichte zu schreiben und, vor allem, zu Ende zu bringen. Ungewollt zum Nachteil der eigentlichen Geschichte. Dein Kommentar hat mich dazu ermutigt die Geschichte weiter auszuschmücken.

Viele Grüße
Pascal

 

Hi @PascalOe,

ich finde deine Geschichte wirklich interessant! Nicht nur weckt sie die Neugier für dieses Thema und die tatsächliche Geschichte dahinter, die ja in deutschen Schulen nicht durchgenommen wird, ich finde sie auch schön geschrieben, teilweise wirklich eindrucksvoll!
Einzigen richtigen “Kritikpunkt“ den ich habe, ist, dass ich mir eine Art innere Handlung gewünscht hätte. Das Ende, wie es ist, wirkt irgendwie leer, weil ich die Gedanken der Figur dazu nicht wirklich kriege, nur das, was vorher gesagt wurde. Da hätte ich gerne noch irgendeine Reflexion am Ende, oder vielleicht, dass du die Gedanken, die er hat, die du aber vor dem Ende schon klärst, als letzten Absatz machst. Ich hoffe du verstehst was ich meine.

Der Triumph war sein! Er hievte den Leichnam des Befehlshabers auf ein Pferd, sattelte sein eigenes und gab den Befehl zum Abrücken. Die Leiche sollte dem Vorgesetzten als Beweis der geglückten Mission dienen.
Dieser letzte Absatz hat halt fast nichts mehr mit der Figur zu tun. Was denkt er, wie fühlt er sich, was kommt als nächstes? Das ist es, was mir beim Lesen wichtig war. Die Mission ist nur interessant, weil sie für die Figur wichtig ist.

50 Männer ließen ihr Leben für diesen Tag. 50 am Boden zerstörte Mütter, ähnlich viele Witwen und wer weiß wie viele Waisen würden nun mit dem Trauma des Krieges leben müssen.
Fand ich super.

leiser Schwermut
leise würde ich streichen

riss die Gardinen an Seite
riss die Gardine zur Seite?

dass er und seine Männer fortan auf der Seite der Rebellen kämpfen würde
würden

Um 10:00 Uhr würde auf den Caudillo treffen
würde er auf

Er sahen
Er sah

Er sollte stundelang so weiter umherstreifen
Ich finde das klingt komisch. Vielleicht: So streifte er noch Stunden weiter umher.

Die Namen den
Die Namen, die

hatten schossen
hatten, schossen

Begleitung 10 seiner Männer
Zahl noch ausschreiben

kurzen Moment
kurzen würde ich streichen.

trabte bliesen
trabte, bliesen

Hier die Regel aus dem Duden:
Stehen zwei Vollverben in einem Satz, in dem kein „und“ vorkommt, werden sie mit einem Komma getrennt.

Dann brach ein die Hölle los.
ein streichen

Die Leiche sollte dem Vorgesetzten als Beweis der geglückten Mission dienen.
Statt geglückt, würde ich hier “erfolgreichen“ nehmen, für mich passt das irgendwie besser

Ich habe deine Geschichte gerne gelesen und freue mich auf mehr von Dir!

Viele Grüße!
Max

 

Hoppela - immer noch reitet Zapata, wenn auch ohne seinen Kumpel, dem schlitzohrigen Pancho Villa, beide hat Hollywood - natürlich - filmisch "verewigt" und meine Vorredner haben eigentlich schon alles gesagt, was nicht bedeutet, dass ich nix mehr sagen werde,

lieber @PascalOe -

und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!

Was mir natürlich als erstes auffällt, ist die Verwendung des "würde" (Konj. irrealis des "werden") fürs einfache Futur - als wäre das nicht schon in seiner binären Wertigkeit unbestimmt genug, entweder es wird oder es wird eben nicht (oder auch ganz anders als erwartet).

Das zwote ist die Zeichensetzung, die ja nicht erfunden wurde, den Schreibenden zu quälen, sondern Sätze zu strukturieren (es wird sich jetzt einiges mit @Max88 überschneiden)

Er war bekennender FrühaufsteherKOMMA um die Morgendämmerung zur Reflexion vergangener und der Planung folgender Tage zu nutzen.
in aller Regel werden Infinitvsätze mit "um" durch Komma vom Hauptsatz getrennt.

Hier verwechselstu das grammatische Geschlecht

Von Zeit zu Zeit mischte sich leiser Schwermut, fast schon ,,,
denn "die" Schwermut hat wenig mit "dem" Mut zu tun (also korrekt "... leise Schwermut ...")

„Nicht heute!“, murmelte er leise vor sich hin, schob die dunklen Gedanken von sich weg und richtete sich auf.
Dreimal das Reflexivpronomen in einem Satz wirkt nicht so elegant - ginge es nicht ohne den Sinn des Satzes eleganter
"„Nicht heute!“, murmelte er leise ..., schob die dunklen Gedanken ... weg und richtete sich auf."

Hier nun

Er ging auf das Fenster zu, riss die Gardinen an Seite und blickte kurz über das Gelände ...
fehlt was, mutmaßlich der Artikel ...,
alternativ geht auch ein zusammenfassendes "zur Seite"

Vor 10 Tagen kam die AnordnungKOMMA den Ort Jonacatapec für die Rebellen einzunehmen.
In der schönen Literatur werden gemeinhin Zahlen ausgeschrieben. Natürlich darf man jede Zahl ausschreiben. Ich empfehle nur bis "zwölf" (die ja auch noch im Dutzend und seinen Steigerungen - etwa dem Schock - fortlebt) und von da an sinds nur mehr Zusammensetzungen, die mit wachsender Zahl nur Zeilen fräßen ...
Weiter unten kommt es nochmals zur "zehn"!

Er war im BegriffKOMMA die Seite zu wechseln nach dem Menschenopfer war die Einnahme der finale Beweis, dass er und seine Männer fortan auf der Seite der Rebellen kämpfen würde.
Hier ist der Inifinitv von einem Substantiv abhängig ... darum ein Komma!

Hier rutscht Dir zunächst der Plural in die Zeile

Er sahen vor seinem inneren Auge schon die Kinder kommender GenerationenKOMMA wie sie die Daten seiner Heldentaten auswendig lernen mussten.
Komma - denn aufs wie folgt ein vollständiger Satz.

Und hier ist der Infinitv wieder von einem Substantiv abhängig

Die Wärme der Sonnenstrahlen verleitete ihn dazuKOMMA die Augen zu öffnen.

Die NamenKOMMA den sie ihm gegeben hattenKOMMA schossen ihm durch den Kopf.
Relativsatz,
zudem passt der Plural der Namen nicht zum singulären "den"!

Als Zapata durch das Tor trabteKOMMA bliesen Guajardo’s Truppen in die Hörner. Eine Ehrenbekundung.
Neben dem Komma stößt mir der Genitiv auf - der im Deutschen mit dem -s direkt am Wort (und sei's ein Name) steht. Im engl. z. B. muss der Gentiv (wie etwa "mother's little helper") vom Plural (mothers' little helpers) unterschieden werden ...
Kommt nochmals vor!

Der erste Schuss löste und schlug in die Brust des Rebellenführers.
Da fehlt was - mutmaßlich ein "sich", "sich lösen"

Dann brach ein die Hölle los.
ein?

Kein Grund, den Kopf hängen zu lassen. Vieles lässt sich durch schlichtes Korrekturlesen vor der Veröffentlichung vermeiden,

findet der

Friedel

 

Hi @PascalOe

Ich finde es toll, dass es eine kurze Kurzgeschichte ist. Denn ich mag das und wenn jemand mehr will kann er sie ja noch öfters lesen, oder sich mit den Hintergründen in Büchern befassen. Sie ist geschickt aufgebaut. Sie hat mich gleich eingenommen und schnell war ich mit deinem Protagonisten vertraut, obwohl ich ihn kaum kannte.
Und es ist ein Appetit die Geschichte besser kennen zu lernen entstanden. Und für mein empfinden sind Kurzgeschichten genau für das da, uns zu wecken, uns für neues zu interessieren. Dein Schreibstil ist ausgezeichnet, der Aufbau der Geschichte der erst langsam den Verrat preisgibt ist geschickt.
Ich habe sie mit Freude schon zweimal gelesen, denn ich habe mich noch einmal sammeln wollen um mich besser auf sie einzulassen.

danke für das Lesevergnügen Pascal

G.

 

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