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Eiseskälte

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03.10.2019
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Anmerkungen zum Text

Ich bin mir noch unsicher, wann ich einen Zeilenumbruch, bzw. einen ganzen Absatz einfügen soll. Es wäre nett, wenn ihr mir auch da helfen könnt. :-)

Eiseskälte

„Halt die Fresse!“, schreie ich, „komm mir bloß nicht näher!“ Das Blut schießt in meine Wangen, die Verzweiflung ist verschwunden. Nun ist es Wut, die durch die Tiefen meiner Selbst zum Leben erweckt wird. Der Muskel, der meinen Geist aufrecht hält scheint nur so vor Kraft zu strotzen. Wie ein unbändiger Hengst galoppiert er in meiner Brust. Die Zügel sind strapaziert, spröde von der Last dieser gottverdammten Welt. Seichter Nebel umzingelt die grauen Hochhäuser der Stadt, als wolle er die Wildnis zurückerobern. Einzelne Sonnenstrahlen lassen den nassen Asphalt glitzern, die noch kürzlich herrschende Nacht gerät in Vergessenheit. Antennen der starren Giganten ragen in die Unendlichkeit der Lüfte. Über alles wollen sie herrschen, großkotzige Banditen, auch wenn sie sich damit selbst einzäunen, die Freiheit aussperren und sich in einer riesigen Blase der Egozentrik verirren. Genauso aufgeblasen sind sie, wie ihre dicken Bäuche.
Das Hupen der Autos von der Straße ist zu vernehmen. Unscheinbar schieben sich die bunten Flecken voran, nahezu niedlich sehen sie aus. Ich traue keinen Niedligkeiten, in ihnen befinden sich Monster, die am liebsten alles Geld der Welt auf einmal fressen würden, stände ihnen ihr begrenzter Horizont nicht im Wege. Scheußliche Roboter ohne Gefühle, die dem Rest erklären wollen, wie die Dampfer der Zeit zu laufen haben. Gebeutelt werden wir, zertreten und unterdrückt.
„Wir wollen dir nur helfen, Alia“, versucht er mich zu beschwichtigen. Seine Stimme klingt ruhig, als unterscheide er sich in einer bestimmten Weise von den anderen.
„Du hast doch alles, was du brauchst! Bist glücklich verheiratet, hast drei wundervolle Kinder und willst mir in deinem Beamtendeutsch erklären wie die Welt funktioniert?“ Eine warme Träne entrinnt meinen Augen, die Beine zittern, als bestände dieses Flachdach, auf dem mein Gewicht lastet, aus Watte; oder bin etwa ich zu weich für diese Welt? Mein Leben ist ein unausweichlicher Waschgang, bei dem Steine wie Weichspüler verwendet werden. Bomben statt Honig.
Nur noch ein kleiner Schritt liegt vor mir. Ein Schritt, dessen zwingende Folge Erlösung bedeutet. Etwas, was ich mir so lange wünschte, nun ist es Realität. Ich habe ein besseres Leben gesucht, doch ich kannte die Welt nicht.
Meine Haare werden vom Wind erfasst, als wolle er mich hinfort tragen. Hinfort in eine bessere Welt, eine Welt voller Menschen. Die Illusion meines Traumes zerplatzt und taumelt den unendlichen Abgrund hinunter, während sich die quälenden Erinnerungen wie Maden in mein Bewusstsein fressen. Wut kocht auf, brodelt über. Es ist kalt. Sehr kalt. Eiseskälte.

Ich bin Alia und Mensch, deshalb bin ich gezwungen zu handeln.

Der Nebel wich, mein Verstand wurde klarer. Das Schlucken fiel mir schwer. Jedes Mal, wenn ich versuchte den zu Stein gewordenen Schleim herunterzuwürgen, fühlte es sich an, als durchquere eine Bleikugel meinen Hals. Ich schlug meine Lider auf, um sie sofort wieder aus Reflex zu verschließen. Die Sonne brannte ohne jegliche Vorsicht Narben in meinen Körper. Meine Kleider waren vollkommen nassgeschwitzt, Gestank von Schweiß, Angst und Unsicherheit erfüllte den Raum. Dicht an dicht kauerten wir in unserer Brutbox, irgendwo im Norden Libyens. Wir hatten keine Identität mehr, sie wurde uns weggenommen, nachdem wir aufgeschnappt wurden. Nur noch eine Etappe hatten wir vor uns, die übers Mittelmeer. Am anderen Ende des Gewässers begann für uns die Welt der Menschen, doch bisweilen waren wir in einer Umgebung voller Haie gefangen. „Flüchtlingslager“, nannten die Kaltherzigen diesen Zustand hier, mit ihren Tötungsmaschinen vor der Brust.
Es war nicht die Zeit, um in Selbstmitleid zu verfallen, man musste versuchen der harten Realität ins Auge zu blicken und dem stählernen Blick, der einem erwidert wird standzuhalten. Es war nicht einfach, es war unmöglich. Meine Gedanken drehten sich im Kreis, allerdings nicht auf einem mit Lichtern versehenen Karussell, sie tigerten stets vom einen Ende des Käfigs zum anderen. Gefangen in der Welt. Mägen knurrten, Babys schrien, Frauen weinten.
Wie Könige auf ihrem Thron blickten Wesen in braunen, einheitlichen Anzügen auf uns herab und begehrten nach uns. Nicht nach uns als Mensch, sondern nach uns als Objekt. Einer der Könige trat hervor, nahm mich beiseite. Angsterfüllt gehorchte ich seinen Zeichen, Staub wühlte sich unter seinen sicheren Schritten auf. Ich folgte seinem autoritären Geleit in einen Nebenraum. Ein Tisch mit massig Papier, welches unordentlich darauf verstreut war, befand sich darin. Ebenfalls ein Bett an der gegenüberliegenden Wand, offensichtlich schliefen sie hier. Mit zwei Personen schien der Raum schon an sein Kapazitätsmaximum zu stoßen. Warum führte er mich hier herein? Zu meinem Unbehagen drehte er einen alten Messingschlüssel im Schloss und steckte ihn in eine Schublade, die er vor lauter Last nur mit Müh wieder schließen konnte. Es dämmerte mir bereits, was mich erwarten würde, gefallen würde es mir auf jeden Fall nicht. Gierig wie einer, der sein Maul nicht vollbekommt, griff er um meinen Körper, presste mich an sich heran. Beißender Geruch von Schweiß überkam mich und einen leichten Würgereflex verspürte ich in meiner Kehle. Schweiß war ich zwar gewöhnt, doch dem einer so widerwertigen Person konnte ich nicht standhalten. Aller Entrinnungsversuche zu Trotz gelang es mir nicht, mich aus seinen Fängen zu befreien. Voller Kraft stieß er mich auf das Bett, welches voller Flecken war und den Anschein machte, als sei ich nicht die erste, die die Federn beanspruchen musste. Stürmisch knöpfte er sich seine Uniform auf, zwang mich in seine Augen zu schauen. Ich sah nichts als Dunkelheit. Dunkelheit, die sich blitzartig im Raum ausbreitete und mich vollkommen überkam. Die Klauen des Tigers hinterließen tiefe Narben, entwürdigt wurde ich, zertreten und unterdrückt.
Alles war klar, nur an der Umsetzung mangelte es: Wir mussten den Raubtieren entfliehen, über stürmische See, koste es, was es wolle. Das was zählte war die erträumte Menschwerdung meines Bruders und mir.

Ich bin Alia und Mensch, deshalb bin ich gezwungen zu handeln.

Am ganzen Körper zitternd verschwinden die Maden, das morgendliche Leben der Großstadt tritt in den Vordergrund.
Ich habe es geschafft, bin über das Mittelmeer geflohen, in einem Schlauchboot, zusammengepfercht mit hunderten von anderen Menschen, die sich entschieden haben, den Menschen in sich zu entdecken. Einige verloren das Spiel und ertranken. Einer dieser Verlierer ist mein Bruder, ohne den ich nicht die wäre, die ich jetzt bin. Er hat keine Sechs gewürfelt, und nun stapeln sie ihn, zusammen mit den unzähligen Leichen, die den Berg der Schande bilden. Ein Schritt und ich bin ihm so nah wie lange nicht.
„Wir können über alles reden, das weißt du doch, Alia. Es gibt bessere Lösungen als sich neunzig Meter in die Tiefe zu stürzen.“ Die Stimme des Besserwissers nimmt erneut Raum meines Bewusstseins ein. Ich drehe mich um. Ruckartig bleibt er stehen, als existiere eine unsichtbare Barriere zwischen uns. „Bleib dort stehen wo du bist, warum sollte mich jemand von der lang erhofften Erlösung fernhalten?“, frage ich panisch. Zu groß ist die Angst jetzt einen Fehler zu machen und sich erneut in die endlose Bahn der Verzweiflung zu begeben. Ich sehe, wie blau blinkende Lichter unten vor dem Gebäude stoppen und Punkte, gleich eines Nichts, aus den Lichtern hervortreten.
Wie konnte es so weit kommen? Ich habe die Welt kennen gelernt, in Gesichter mit feuerartigen Augen geblickt. Nur wegen meiner dunklen Hautfarbe werde ich beachtet, sonst trifft der Speichel Fremder mein Gesicht. Ich werde nicht einem Menschen gleichgesetzt, ich bin für sie eine dunkle Gestalt, die die Gassen entlang huscht und den nächsten Mord im Schilde führt. In Wahrheit aber bin ich eine Pilgerin, auf dem Weg nach Frieden und Freiheit, und doch werde ich als Verbrecherin verachtet. Wohin ist eure Menschlichkeit verschwunden? In euch ist sie nicht verblieben, sie wurde euch genommen, als ihr versuchtet Mensch zu sein. Doch ihr versperrt frommen Pilgern die Sicht auf das Licht im dunklen Tunnel. Ich bin zu schwach, doch ich, nein wir müssen kämpfen, um der Menschlichkeit willen.
Dunkle Wolken schieben sich vor die Sonne. Flüsse aus Salz fließen meine Wangen hinunter. Ein Flimmern zieht sich über die Netzhaut, Schwindel macht sich breit. Das Stimmengewirr hinter mir wird immer leiser. Schwebend gleite ich davon.

 

Hallo Achim02,

und willkommen hier.

„Halt‘ die Fresse!“, schreie ich, „Komm‘ mir bloß nicht näher!“
Halt die Fresse!“, schreie ich, „komm mir bloß nicht näher!“
oder: schreie ich. „Komm mir bloß nicht näher!“

Apostrophe kannst du dir sparen, wenn das Verb auf e endet. (Gibt sicher Ausnahmen.)

Genauso aufgeblasen sind sie, wie ihre dicken Bäuche.
Tja, was soll ich sagen.

Ich finde den ganzen Schreibstil ebenso aufgeblasen. Bei den Worten, Formulierungen, Aufgebauschtem geht m.E. der Inhalt gänzlich unter. Habe das Ende nur noch überflogen, weil ich mich von den Worten erschlagen fühlte.

Metaphergewitter
Kahasimir nennt es Metaphergewitter, und ich kann das nur unterstreichen. Passen würde es vielleicht, wenn es rüberkommen sollte, dass da ein Wahnsinniger spricht. Doch diesen Eindruck habe ich nicht.

Fakt ist, dass ich es besser fände, du würdest hier zurückschrauben. Ist meine persönliche Meinung. Vielleicht gibt es ja Leser, die dem Stil mehr abgewinnen können.

Viel Spaß hier und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hola @Achim02,

in Kahasimirs Komm zu Deiner Geschichte fand ich diese Stelle:

Seichter Nebel umzingelt die grauen Hochhäuser der Stadt, als wolle er die Wildnis zurückerobern, die noch vor einiger Zeit die Gegend dominierte, ...

Die Wildnis zurückerobern? Ein Ding der Unmöglichkeit – etwas, das es nicht mehr gibt, kann nicht zurückerobert werden.

Das war’s schon ganz auf die Schnelle.

José

 

Danke @Kahasimir für deine konstruktive Kritik, es freut mich ein so ausführliches Feedback zu bekommen.
Zunächst muss ich sagen, dass dieser Text für den Schülerwettbewerb des Landtags von BW gedacht ist, bei dem wir mit unserem Gemeinschaftskunde-Leistungskurs mitmachen.
Ich gebe zu, der Text enthält viele Metaphern und ist damit vielleicht sogar überladen. Mit der Textstelle, die du genannt hast habe ich auch so meine Probleme, ich denke ich streiche einfach den zweiten Teil des Satzes. Ebenfalls ist es richtig, dass ich die Protagonistin sehr allgemein gehalten habe und natürlich ist der Inhalt sehr reißerisch, und deckt Klischees. Das sollte es nicht, danke, dass du mir das noch einmal vor Augen geführt hast. Ich hoffe, dass es zwar reißerisch und provokant ist, allerdings in einem höheren Niveau wie die BILD :-).
Ich wollte die Protagonistin als psychisch labil und nur schlecht denkend darstellen.
Der Schluss ist eigentlich eher ein offenes Ende, man muss den Text nicht so lesen, dass sie stirbt, sie wird evtl. nur ohnmächtig.
Nichtsdestotrotz werde ich deine Kritik beim Verbessern und beim Schreiben neuer Geschichten, z.B. zur Koffer-Challenge im Hinterkopf behalten und hoffentlich auch anwenden.

Vielen Dank und dir noch einen schönen Tag!

Achim :-)

Danke @GoMusic für deine Kritik, deshalb bin ich ja hier bei den Wortkriegern. Wenn man jung ist, muss man noch lernen. In diesem Text habe ich, zugegeben mit zu vielen, Metaphern gespielt. An manchen Stellen ist er noch holbrig, deshalb habe ich ihn hochgeladen, da er für einen Wettbewerb des Landtags bestimmt ist, an dem wir mit dem Gemeinschaftskunde-LK teilnehmen. Deshalb die politische Aussage des Textes. Ich pauschalisiere im Text ebenfalls, ob das von mir gut war, sei dahingestellt.
Ich hätte da noch eine Frage an dich: Warum findest du den Stil generell zu aufgeblasen? Bist du eher ein Leser, dem der Inhalt wichtiger als die Sprache ist oder hat das objektive Gründe, das ist natürlich schon eine harte Kritik, denn den Schreibstil ändert man als Autor nicht unbedingt schnell.

Danke und noch einen schönen Tag,

Achim :-)

Hola zurück @josefelipe und danke für deine Kritik.
Ich finde man kann die Wildnis, die von Menschen mit ihren Häusern zerstört wurde sehr wohl wieder zurückholen, dass das eigentlich nicht passiert ist klar. Ich wollte damit das negative Denken der Protagonistin gegenüber den Menschen deutlich machen. Ich denke nochmals darüber nach, ob dieses Bild wirklich so passend war.

Danke und einen schönen Tag

Achim :-)

 
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Hey Achim02

Du scheinst es ernst zu meinen, und setzt dich mit den Kommentaren auseinander. Gerne hinterlasse ich dir ebenfalls einen Kommentar. Ich beschränke mich aus Zeitgründen auf Hinweise zum Stil.

Zunächst zu deiner Frage in den Anmerkungen zum Text: Ich würde einen neuen Abschnitt beginnen, wenn eine Szene, ein Gedanke zu Ende erzählt ist. In deinem Text würde ich zum Beispiel nach: "gottverdammten Welt" einen Abschnitt einfügen, denkbar wäre auch nach: "Unendlichkeit der Lüfte". Insgesamt hast du für meinen Geschmack die Absätze gut gesetzt. Eine Leerzeile wird eingefügt, wenn Zeit und Ort wechseln.

das ist natürlich schon eine harte Kritik, denn den Schreibstil ändert man als Autor nicht unbedingt schnell.
Da bin ich anderer Meinung. Mit Übung und bewusster Auseinandersetzung wird sich dein Stil sehr schnell entwickeln, da bin ich mir sicher.

Ich sehe da auch richtig viel Talent. Du bist sechzehn? Das ist sehr vielversprechend, was du in den Teilen zwei und drei lieferst!

Im ersten Abschnitt gibt es noch Luft nach oben: Insgesamt scheinst du mir noch etwas "über deinem Niveau" schreiben zu wollen. Ich finde das grundsätzlich gar nicht so schlecht, denn nur so eignet man sich sprachliche Rafinesse an. Just do it! Allerdings läuft man dann immer auch Gefahr, die Sprache zu überdehnen, falsche Begriffe zu verwenden, unnötig kompliziert zu schreiben. Das geht auf Kosten der Eleganz. Meine Empfehlung: Versuche etwas einfacher zu schreiben, klarer, direkter. Übe aber gleichzeitig (vielleicht in kleineren Texten) elaboriert und ausgefeilt zu schreiben, wie du dir das vorstellst. Irgendwann, wenn du dranbleibst, wird sich auch das Elaborierte und Ausgefeilte flüssig und elegant lesen.

Um das Ganze etwas zu konkretisieren:

die durch die Tiefen meiner Selbst zum Leben erweckt wird
Puh. Dritter Satz der Geschichte, und schon sind wir in den Tiefen ihrer Selbst. :D Das ist eine recht lange und umständliche Formulierung. Jeder "normale" Erzähler würde einfach sagen: "Wut steigt in mir hoch."
Diese zusätzliche Formulierung leistet hier wenig. Sie tut ein wenig als ob, wenn du verstehst, was ich meine. Als ob hier etwas ganz Gewaltiges und eben Tiefes geschähe.
Der Muskel, der meinen Geist innehält scheint nur so vor Kraft zu strotzen.
Komma nach "innehält". Du verwendest das Wort hier m.E. falsch. Innehalten heisst: pausieren. (Oder einhalten, z.B. eine bestimmte Distanz innehalten, aber das macht hier keinen Sinn) Ist es das, was du sagen willst: Das Herz lässt den Geist pausieren? Dann müsstest du schreiben: "... der meinen Geist innehalten lässt, scheint nur so ..." Oder meinst du: "... der meinen Geist am Leben hält / aufrecht erhält"?
Der Schein trügt, die Zügel sind strapaziert, spröde von der Last dieser gottverdammten Welt.
Du entwirfst folgendes Bild: Zwischen der Erzählerin und ihrem Herz, das wie ein wilder Hengst galoppert, gibt es Zügel. Diese Zügel sind strapaziert von der Last der Welt. Hm. Also liegt die Welt auf diesen Zügeln, oder wie? Nicht auf ihr, nicht auf dem Herz, sondern auf den Zügeln (wobei ich nicht genau verstehe, was damit gemeint sein soll). Und weshalb trügt der Schein? Das Herz galoppiert ja tatsächlich, daran ändert auch die Last der Welt nichts. Also, das ist alles etwas quer und schief, diese Bildsprache.
Du vermischst zwei Bilder. 1. Mein Herz will, was mein Kopf nicht will, es reisst ständig aus und lässt sich kaum zügeln. Auf die Dauer werden die Zügel spröde. Schönes Bild. Kennt man von Platon. 2. Die Welt lastet auf mir. Du kannst nicht beide Bilder miteinander vermischen.
Seichter Nebel umzingelt die grauen Hochhäuser der Stadt, als wolle er die Wildnis zurückerobern.
Die Wildnis lässt sich nicht zurückerobern, die ist weg. Zurückerobert werden kann nur das Gelände, da hat josefelipe schon einen guten Punkt gemacht.

Das zieht sich so durch den ersten Teil. Ich würde dir tatsächlich raten, einfacher, klarer zu schreiben, weniger Anspruch, ein Herz darf auch mal ein Herz sein und muss nicht zum Muskel, der mich innehält, poetisiert werden.

Nach "Ich bin Alia und Mensch ..." wird der Stil deutlich besser! Ich glaube, es könnte helfen, dir Gedanken darüber zu machen, was du hier anders gemacht hast. Warst du schon so im Text drin, dass du vergessen hast, möglichst "literarisch" zu schreiben? Hier erzählst du viel freier, eleganter, auch die Dichte an Bildern nimmt etwas ab, was dem Text gut tut.

Soviel mal fürs Erste.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Vielen Dank @Peeperkorn auch für dein Feedback!
Du hast recht, am Anfang musste ich mit Müh und Not in die Geschichte finden, was dann ab dem zweiten Absatz besser geklappt hat. Ab diesem Moment habe ich angefangen mit dem Computer zu schreiben, im ersten Absatz noch per Hand (ich dachte, dass das vielleicht besser sei xD). Ich musste beim Durchlesen deines Kommentars kurz lachen, da mir meine anfängliche "Poesie" naiv vorkam. Ich werde mich nochmals an den erste Absatz setzen und die Metaphern passender gestalten.
Bei einer Sache stimme ich dir allerdings nicht zu: Die Protagonistin befindet sich auf einem Hochhaus, weshalb "seicht" meiner Meinung nach stehen bleiben kann, ich finde es dennoch bewundernswert, wie du als Leser Wörter entdeckst, die semantisch falsch sein könnten bzw. sind.
Deine Verbesserung für "innehalten" nehme ich sehr gerne an, ich hätte es tatsächlich auch für etwas in sich halten benutzt, was wahrscheinlich nicht geht. Könnte hier mein schwäbischer Dialekt eine Rolle spielen? Auf jeden Fall ist es mein Fehler.
Ich werde versuchen deine Tipps zu beherzigen und beim nächsten Text anzuwenden, immerhin steht die Koffer-Challenge an:-).

Herzlichen Dank nochmals und einen schönen Abend

Achim :-)

 
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Freut mich, dass du mit meinem Kommentar etwas anfangen konntest. Mit dem "seicht" hast du recht. Ich habe mich auf einmal unbehaglich gefühlt mit diesem Einwand und habe ihn wieder gelöscht. Aber da hattest du ihn offensichtlich schon gelesen. ?

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Danke nochmal @Kahasimir für deine ehrliche Meinung. Der BILD-Vergleich war ein kleiner Spaß, kommt nicht wieder vor, werde mich davor hüten. Der Wettbewerb hat keinen hohen literarischen Anspruch, generell nicht unbedingt viel Anspruch. Mir ist klar, dass ich mit meiner Geschichte polarisiere und Leute gegen mich aufstachele, das ist Ziel an der ganzen Sache. In der Flüchtlingsfrage geht es viel um Emotionen und ich versuche die politische Meinung des Lesers quasi herauszukitzeln.
Danke, jede Meinung gibt einen neuen Denkanstoß, auch wenn ich deine nur teilweise nachvollziehen kann :-).

Dir noch nen schönen Abend und einen guten Start ins Wochenende

Achim :-)

 

Hallo Achim,

danke für deine Rückmeldung.

Ich hätte da noch eine Frage an dich: Warum findest du den Stil generell zu aufgeblasen? Bist du eher ein Leser, dem der Inhalt wichtiger als die Sprache ist oder hat das objektive Gründe, das ist natürlich schon eine harte Kritik, denn den Schreibstil ändert man als Autor nicht unbedingt schnell.
Habe gesehen, dass Peeperkorn dazu schon etwas gesagt hat.
Dem ist nichts hinzuzufügen, sehe es auch so, dass sich der Schreibstil noch ändert/ändern kann.
Hier im Text hast du ja "bloß" einen Metapher-Overkill gestartet, das läßt sich ja schnell ändern :)

Mir persönlich ist der Inhalt verhältnismäßig wichtiger als die Sprache. So 70:30. Wenn der Inhalt nichts taugt, kann die Sprache noch so toll sein ... Andersherum lässt sich bei einem tollen Plot sicher noch gut an der Sprache feilen, wenn es da Ungereimtheiten gibt. Nur meine persönliche Ansicht.

Viel Spaß noch und liebe Grüße,
GoMusic

 
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Hey @Achim02,

zunächst mal vorab: Ich kommentiere deinen Text im speziellen deshalb, weil ich deine Art, andere Texte hier zu kommentieren, sehr gut finde, Für mich ist es erstaunlich zu lesen, dass du erst sechszehn Jahre alt bist, denn deine Textanalysen deuten auf etwas anderes.

„komm mir bloß nicht näher!“
ohne wär knapper, direkter.

Der Muskel, der meinen Geist aufrecht hält(Komma) scheint nur so vor Kraft zu strotzen
Der Geist wird nicht durch einen Muskel aufrecht gehalten, das Bild ist schief. Es ist Mut, eine innere Haltung, die uns Dinge tun lässt, die dem Selbstschutz widersprechen.

Wie ein unbändiger Hengst galoppiert er in meiner Brust. Die Zügel sind strapaziert, spröde von der Last dieser gottverdammten Welt.
Holla, da trieft der Pathos, manchmal ist weniger mehr, vor allem, da ich noch gar nicht weiß, worum es eigentlich geht. "Mein Herz pocht wild", würde es auch tun, den Rest bräuchte ich nicht.

Seichter Nebel umzingelt die grauen Hochhäuser der Stadt, als wolle er die Wildnis zurückerobern.
Beim Überfliegen der Kommentare habe ich gesehen: Da haben schon andere was zu gesagt. Dennoch sehe auch ich das schiefe Bild, das nicht passt.

Seichter Nebel umzingelt die grauen Hochhäuser der Stadt, als wolle er die Wildnis zurückerobern. Einzelne Sonnenstrahlen lassen den nassen Asphalt glitzern, die noch kürzlich herrschende Nacht gerät in Vergessenheit. Antennen der starren Giganten ragen in die Unendlichkeit der Lüfte. Über alles wollen sie herrschen, großkotzige Banditen, auch wenn sie sich damit selbst einzäunen, die Freiheit aussperren und sich in einer riesigen Blase der Egozentrik verirren. Genauso aufgeblasen sind sie, wie ihre dicken Bäuche.
Sorry, Achim, aber damit kickst du mich aus dem Text, bevor ich überhaupt weiß, worum es geht. Mir persönlich ist das zu schwurbelig, puh, Hochhäuser als großkotzige Banditen ..., ich würde konkrete Handlung vorziehen.

Niedligkeiten
Niedlichkeiten

Dampfer der Zeit
was ist das?

als bestände dieses Flachdach
bestünde

Mein Leben ist ein unausweichlicher Waschgang, bei dem Steine wie Weichspüler verwendet werden. Bomben statt Honig.
Du reihst Behauptung an Metapher und zurück, bevor ich weiß, was los ist. Aber warum kleckern, wenn man auch klotzen kann, scheint ein wenig das Motto.

Nur noch ein kleiner Schritt liegt vor mir.
Okay, hab´s, es geht um Suizid.

Es war nicht die Zeit, um in Selbstmitleid zu verfallen, man musste versuchen(Komma) der harten Realität ins Auge zu blicken(Komma) und dem stählernen Blick, der einem erwidert wird(Komma) standzuhalten.

Mit zwei Personen schien der Raum schon an sein Kapazitätsmaximum zu stoßen.
Solche Begriffe entfernen mich von deiner Prota. Wenn sie Todesangst hat, denkt sie nicht an das Kapazitätsmaximum des Raumes. Versuch lieber, das Innenleben deiner Figuren darzustellen, sie dem Leser nahezubringen, statt durch Wortkapriolen abzuschrecken. Nimm die Figuren ernst und benutze sie nicht, um deine Fähigkeiten im Gebrauch der deutschen Sprache zu präsentieren.

einer so widerwertigen Person
widerwärtigen. Ich denke, dass in solch einer Situation der Schweißgeruch nicht das vorrangige Problem darstellt und dass da mehr ausgelöst wird, als ein "leichter Würgereflex".
Auch hier:
als sei ich nicht die erste, die die Federn beanspruchen musste
sorry, das fällt völlig aus der Situation. Niemand denkt über Flecken auf dem Laken oder die Beanspruchung von Bettfedern(?) nach. Das ist Nonsens. Dabei kannst du es doch so viel besser:
Ich sah nichts als Dunkelheit. Dunkelheit, die sich blitzartig im Raum ausbreitete und mich vollkommen überkam. Die Klauen des Tigers hinterließen tiefe Narben, entwürdigt wurde ich, zertreten und unterdrückt.
bisschen dick alles, aber es kommt was an.

Einige verloren das Spiel und ertranken.
Sorry, Achim, das ist kein Spiel. Trotz aller Betroffenheit, die du vorgibst, bist du nicht genügend emotional involviert. Kannst du - ohne diese existenzielle Erfahrung gemacht zu haben -vermutlich auch gar nicht sein. Betroffenheit alleine wird den Opfern nicht gerecht.

Zu groß ist die Angst(Komma) jetzt einen Fehler zu machen und sich erneut in die endlose Bahn der Verzweiflung zu begeben.

Die Stimme des Besserwissers nimmt erneut Raum meines Bewusstseins ein.
besser: drängt sich erneut in mein Bewusstsein.

Flüsse aus Salz fließen meine Wangen hinunter
far too much, wie das heulende Emoji.

@GoMusic schreibt: Mir persönlich ist der Inhalt verhältnismäßig wichtiger als die Sprache. So 70:30. Wenn der Inhalt nichts taugt, kann die Sprache noch so toll sein ... Andersherum lässt sich bei einem tollen Plot sicher noch gut an der Sprache feilen, wenn es da Ungereimtheiten gibt.

Ich sehe das ein wenig anders, für mich ist die Sprache, die textliche Darstellung genauso wichtig wie der Inhalt. Wenn es anders wäre, würde ich Zeitung lesen, oder eine Doku zum Thema schauen.
Bei deinem Text kommt es mir so vor, als würdest du über das Waldsterben berichten wollen und zeigst uns einen Weihnachtsbaum, der so mit Lametta und glitzernden Kugeln überladen ist, dass ich die Tanne nicht mehr sehe. Da gehe ich mit GoMusic d'accord, die Sprache kann den Inhalt nicht kaschieren.
Mein Tipp wäre: Specke bei den Formulierungen ab, hinterfrage alle Bilder, Metaphern und Beschreibungen auf ihren Gehalt und ihre Notwendigkeit, mach aus dem Text-Popanz eine glaubwürdige Darstellung, die dem Schrecken, der horriblen Realität der Flüchtlinge gerecht wird.

Peace, linktofink

ps. Die Kritik mag jetzt hart klingen, aber meiner Erfahrung nach ist der offene, direkte Weg der ehrlichste. Und wie du Geschichtenwerker geschrieben hast, sehe ich auch bei dir Potential, sonst würde ich mir die Mühe nicht machen.

 

Guten Mittag @GoMusic , nochmals danke für deine Erläuterung, freut mich, dass du dir die Zeit genommen hast.

Auch einen schönen Mittag dir @linktofink und vielen Dank für deine offene Kritik, deshalb bin ich ja hier.
Auch danke, dass du mir meine kleinen Grammatik- und Rechtschreibpatzer verbessert hast.

was ist das?
Dampfer der Zeit bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Menschen ihr vorschreiben, wie das Leben läuft und sie dann weniger Freiheiten hat. Sagt man bei uns so als Redewendung, weiß nicht ob das in ganz Deutschland gebräuchlich ist.

Du reihst Behauptung an Metapher und zurück, bevor ich weiß, was los ist. Aber warum kleckern, wenn man auch klotzen kann, scheint ein wenig das Motto.
Ich wollte dem Leser viele Fragen am Anfang aufwerfen, was mir für dich nicht gelungen ist. Ob du es nicht magst, oder ob ich es einfach schlecht gemacht habe weiß ich nicht. Aber danke, ich werde es mir nochmals anschauen.

Solche Begriffe entfernen mich von deiner Prota. Wenn sie Todesangst hat, denkt sie nicht an das Kapazitätsmaximum des Raumes. Versuch lieber, das Innenleben deiner Figuren darzustellen, sie dem Leser nahezubringen, statt durch Wortkapriolen abzuschrecken. Nimm die Figuren ernst und benutze sie nicht, um deine Fähigkeiten im Gebrauch der deutschen Sprache zu präsentieren.
Das stimmt, mir ist in diesem Moment nichts besseres eingefallen. Ich dachte schon, dass es problematisch sein kann. Es ist natürlich nicht der Sinn, jemanden von meiner Prota wegzubringen. Vielleicht kommt es sogar daher, dass ich am gleichen Tag Physik gelernt habe :-).

Ich denke, dass in solch einer Situation der Schweißgeruch nicht das vorrangige Problem darstellt und dass da mehr ausgelöst wird, als ein "leichter Würgereflex".
Gebe ich dir recht, ich sollte das mehr ausbauen. Dankeschön.

Niemand denkt über Flecken auf dem Laken oder die Beanspruchung von Bettfedern(?) nach.
Ja, da wusste ich nicht wie ich eine Vergewaltigung beschreiben soll und hab einfach mit kruden Raumbeschreibungen weitergemacht. Das war nicht gut von mir, das gebe ich zu.

Trotz aller Betroffenheit, die du vorgibst, bist du nicht genügend emotional involviert. Kannst du - ohne diese existenzielle Erfahrung gemacht zu haben -vermutlich auch gar nicht sein. Betroffenheit alleine wird den Opfern nicht gerecht.
Das habe ich so noch nie betrachtet. Ich glaube nicht, dass ich die Gefühle der Personen verunglimpfe. Meine Protagonistin soll mit Absicht verfremdet werden. Sie ist selbst in einer Blase gefangen, pauschalisiert alles und befindet sich in einer Negativspirale. Sie sieht sich als Opfer, was sie sicherlich in gewisser Hinsicht auch ist, allerdings nicht in der extremen Form, wie in der Geschichte dargestellt. Sie soll nicht zu ernst genommen werden, denn sie ist ein psychisches Wrack und sieht im Leben keinen Sinn mehr, deshalb ist es ein Spiel. Auch die Menschen machen au dem Leben mit ihrer Migrationspolitik ein Spiel.

Specke bei den Formulierungen ab, hinterfrage alle Bilder, Metaphern und Beschreibungen auf ihren Gehalt und ihre Notwendigkeit, mach aus dem Text-Popanz eine glaubwürdige Darstellung, die dem Schrecken, der horriblen Realität der Flüchtlinge gerecht wird.
Ich glaube das ist das größte Problem hier im Bild. Ich habe den Text mit Metaphern überflutet, was zu manch schiefen Bildern geführt hat.
Vielen Dank für dein Feedback, es freut mich sehr, wenn sich jemand für meinen Text Zeit nimmt.

Grüße und ein schönes Wochenende

Achim :-)

 

Hallo Achim II.!

Freut mich, dich hier begrüßen zu dürfen, und Glückwunsch zu dem Mut, deinen Text der Kritik auszusetzen! Aber da kommt man nicht drum herum, wenn man es mit dem Schreiben ernst meint.

Heikles Thema, dem du dich da widmest. Aber ist ja quasi auch eine Art "Auftragsarbeit". Zum Thema Metapherngewitter und opulente Bildsprache brauche ich glaub ich nichts mehr sagen, da schließe ich mich der Kritik meiner Vorredner an. Aber mach dir nix daraus, so ähnlich klang das bei mir in meinen ersten Texten auch. Das kommt mit der Zeit (wobei man auch bewusst daran arbeiten muss).

Dass du aus der Sicht einer Frau, und dann auch noch eines Opfers von Vergewaltigung und Flucht schreibst, ist schon nicht gerade einfach. Da muss man als Autor erstmal emotional reinkommen (falls das überhaupt möglich ist). Ich finds gut, dass du dich der Herausforderung stellst, aber leider wirst du der emotionalen Last für meinen Geschmack nicht so ganz gerecht. Die Vergewaltigung und der Verlust ihres Bruders (was du erschreckend beiläufig erwähnst!) waren extrem traumatisierende Erlebnisse, die Alia, in Verbindung mit den Erfahrungen hierzulande, schließlich in den Suizid getrieben haben. Das kann ich objektiv betrachtet als Kausalität nachvollziehen, aber emotional kam das bei mir nicht an, sorry. Wenn du schon Flashbacks benutzt, um ihre Situation zu erklären, dann musst du da konkreter werden. Denn an sich ist die Handlung der Geschichte ja sehr begrenzt. Du musst bei der Vergewaltigung nicht in irgendwelche Obszönitäten und Perversitäten abdriften, aber zeig mir ihre Verzweiflung, ihre Hilflosigkeit! Und vor allem: Zeig mir ihren Bruder, wie er ums Überleben kämpft! Zeig mir, wie er hilferufend in den Wogen versinkt! Zeig mir auch hier Alias Verzweiflung und Hilflosigkeit! Das ist sehr hart und geht an die Substanz (ich denk da gerade an diesen einen Wahlwerbespot der PARTEI mit dem ertrinkenden Kind), aber das muss es bei dem Thema auch, denn so ist die Realität. Gut möglich, dass Alia die Traumata durch Überbilderung und Abstraktion zu verdrängen versucht, aber gewisse Bilder werden sich ihr so tief in die Seele gebrannt haben, dass sie sie nie mehr vergessen kann. Zeig mir diese Bilder!

Den Teil, in dem du ihre Situation nach der Flucht schilderst, könntest du auch noch etwas konkretisieren. Ablehnung, Vorurteile, Ausgrenzung - das sind Allgemeinplätze. Gib mir eine konkrete Situation! Zeig mir den "Patrioten", der ihr ins Gesicht spuckt und sie beschimpft! Zeig mir die Leute, die daneben sitzen und nur betreten weg gucken! Zeig mir die "Ausländer raus!"-Schmiererei bei ihr an der Flüchtlingsunterkunft! Dann wäre es ein rundes, wenn auch recht dunkles und klischeehaftes Bild. Also zeig mir auch diejenigen, die sich konkret für sie einsetzen (und nicht nur den klischeehaften Beamten), ihr gebrochenes Selbst jedoch einfach nicht mehr retten können! Ich weiß, du musst keinen differenzierten Essay zu dem Thema schreiben, doch auch in einer fiktiven Geschichte sollte es nicht nur Schwarz oder Weiß geben.

Wie ich dem bisherigen Kommentarverlauf zu deinem Text entnehmen konnte, kannst du mit Kritik gut umgehen, weswegen ich auch versucht habe, so ehrlich wie möglich zu sein, um dir so gut es geht zu helfen. Ich bin sicher, dass du dich davon nicht entmutigen lassen, sondern es eher als Ansporn begreifen wirst. Du hast einen kritischen Blick auf viele Dinge, das spürt man, und du hast den Drang, diese Missstände mit deinen Texten anzusprechen. Also bleib auf jeden Fall dran! :)

 

Hallo @PleasureToGrill !
Vielen Dank für dein Feedback! es freut mich sehr, wenn sich Menschen Zeit für meinen Text nehmen.

Dass du aus der Sicht einer Frau, und dann auch noch eines Opfers von Vergewaltigung und Flucht schreibst, ist schon nicht gerade einfach. Da muss man als Autor erstmal emotional reinkommen (falls das überhaupt möglich ist).
Ja, das ist die große Frage. Ich denke, dass man das niemals als unbeteiligter Mensch kann. Man kann nur versuchen, den Gefühlen so nah wie möglich zu kommen. Ich den Text noch einmal auf Emotionalität prüfen.

[Aber] gewisse Bilder werden sich ihr so tief in die Seele gebrannt haben, dass sie sie nie mehr vergessen kann. Zeig mir diese Bilder!
Du willst also mehr Rückblenden? Ein Autor, der ziemlich erfolgreich publiziert hat, hat mich gewarnt, nicht zu viele Flashbacks zu benutzen, deshalb habe ich die Situation im libyschen Flüchtlingslager ausgewählt. Ich könnte tatsächlich noch eine Rückblende einbauen, das wäre nicht das Problem. Es stellt sich nur die Frage: Wann wird es zu viel?

Den Teil, in dem du ihre Situation nach der Flucht schilderst, könntest du auch noch etwas konkretisieren. Ablehnung, Vorurteile, Ausgrenzung - das sind Allgemeinplätze. Gib mir eine konkrete Situation!
Stimmt, gebe ich dir recht. Das klingt bei mir alles noch so trüb. Also noch mehr Rückblenden :confused:?
Ich werde die Geschichte dieses Wochenende überarbeiten.

Vielen Dank für deine Kritik!

Grüße und einen schönen Samstag

Achim:)

 

Hey @Achim02 ,

hab ich schon Willkommen gesagt? Glaube nicht. Also, Willkommen hier :D.

Ich habe die anderen Kommentare nicht gelesen, springe blind hinein.

Der Muskel, der meinen Geist aufrecht hält scheint nur so vor Kraft zu strotzen.

Welcher Muskel? Muskel auf einer bildlichen Ebene? Dann fände ich den Begriff "Muskel" leicht irritierend.
Außerdem ein Komma nach hält.

Seichter Nebel umzingelt die grauen Hochhäuser der Stadt, als wolle er die Wildnis zurückerobern.

Finde ich ein schwieriger Begriff. Der Nebel könnte ja nur die Stadt zurückerobern und dann die Wildnis ermächtigen, denn die Wildnis selbst existiert ja nicht, kann also nicht erobert werden. Vielleicht ein Verb, dass deine Aussage eher auf den Punkt bringt.

Genauso aufgeblasen sind sie, wie ihre dicken Bäuche.

Komma nach sie weg.
Edit: Ich bin mir nicht sicher, vielleicht muss es sogar so stehen bleiben. Würde den Satz ändern, um es deutlich zu machen: "Sie sind genauso aufgeblasen wie ihre dicken Bäuche." Hat für mich weniger Stolper-Potential.

Das Hupen der Autos von der Straße ist zu vernehmen.

Ist mMn ein ungelenker Satzbau. "Von der Straße ist das Hupen der Autos/Autohupen zu vernehmen." Natürlich sehr subjektiv, aber ich schreibe dir einfach mal die Stellen auf, die mich aus dem Geschehen werfen. Vielleicht kannst du ja damit was anfangen.

Scheußliche Roboter ohne Gefühle, die dem Rest erklären wollen, wie die Dampfer der Zeit zu laufen haben. Gebeutelt werden wir, zertreten und unterdrückt.

Ich finde die Gewichtung noch schwierig. Ich steige nicht richtig in die Handlung ein. Du gibst mir Bild über Bild über Bild, aber ich habe noch keine Ahnung, was eigentlich Sache ist.

Seine Stimme klingt ruhig, als unterscheide er sich in einer bestimmten Weise von den anderen.

Warum Konjunktiv? Die Stimme unterscheidet sich doch.

Bist glücklich verheiratet, hast drei wundervolle Kinder und willst mir in deinem Beamtendeutsch erklären wie die Welt funktioniert?“

Komma nach Erklären.

Mein Leben ist ein unausweichlicher Waschgang, bei dem Steine wie Weichspüler verwendet werden.

Statt unausweichlich eher endlos. Schließlich geht es ja um die Endlichkeit eines Suizids.

Wut kocht auf, brodelt über. Es ist kalt. Sehr kalt. Eiseskälte.

Vielleicht Eiskalt anstatt Eiseskälte. Du beziehst dich durchgehend nur auf das Adjektiv kalt.

Ich bin Alia und Mensch, deshalb bin ich gezwungen zu handeln.

Warum das? Und warum sind Alia und Mensch gleichgestellt? Kann er Alia sein, ohne Mensch zu sein, dass man es deshalb erwähnen muss?

Ich habe mir deine Geschichte ganz durchgelesen. Ich fände es auf einer bildlichen Ebene ganz gut, wenn du zwei Dinge tust:

1) Entschlacken. Schmeiß mal die Hälfte, ach was, 2/3 deiner Metaphern über Bord und guck dann, ob der Text funktioniert. Ich glaube, dass sie in ihrer Masse eher hinderlich als bereichernd sind. Wenn du wenige Bildebenen, aber dafür sehr starke hast, würde das mMn angenehmer zu lesen sein.

2) Werde präziser. Ein Beispiel:

Einige verloren das Spiel und ertranken. Einer dieser Verlierer ist mein Bruder, ohne den ich nicht die wäre, die ich jetzt bin. Er hat keine Sechs gewürfelt, und nun stapeln sie ihn, zusammen mit den unzähligen Leichen, die den Berg der Schande bilden.

Du stellst es als Spiel da. Welches Spiel? Warum muss man da eine Sechs würfeln, um zu gewinnen? Und warum Berg der Schande? Ich finde, es ist keine Schande, für ein besseres Leben Risiken einzugehen. Eine Schande ist es, wenn andere Menschen diese Risiken nicht gering halten.

Eine Sache noch:

Dicht an dicht kauerten wir in unserer Brutbox, irgendwo im Norden Libyens. Wir hatten keine Identität mehr, sie wurde uns weggenommen, nachdem wir aufgeschnappt wurden.

Ich habe gerade gelesen, dass das ein Flashback sein soll. Hätte ich tatsächlich gar nicht gemerkt, dafür ist mir das zu sehr mit einem distanzierten Blick geschrieben. Ein Flashback fängt für mich die Situation immer direkt ein, hautnah, am besten noch im Präsens, wenn du ihn sowieso verwendest.

Hoffe, ich konnte dir helfen.

Liebe Grüße
Meuvind

 

Hallo @Meuvind , danke dass du dir die Zeit genommen hast, um Kritik zu üben. Entschuldige mich bitte, dass ich so spät antworte, habe deinen Kommentar schon länger zur Kenntnis genommen.

Also, Willkommen hier :D.
Danke, ich freu mich auf euch!

Welcher Muskel? Muskel auf einer bildlichen Ebene? Dann fände ich den Begriff "Muskel" leicht irritierend.
Außerdem ein Komma nach hält.
Diesmal ist das nicht bildlich gemeint. Da das Herz ja ein Muskel ist, habe ich Muskel geschrieben. Herz kam mir zu plump vor.

Finde ich ein schwieriger Begriff. Der Nebel könnte ja nur die Stadt zurückerobern und dann die Wildnis ermächtigen, denn die Wildnis selbst existiert ja nicht, kann also nicht erobert werden.
Ja, da hast du recht, vielen Dank, ich habe es in der neuen Version etwas verbessert.

Komma nach sie weg.
Edit: Ich bin mir nicht sicher, vielleicht muss es sogar so stehen bleiben. Würde den Satz ändern, um es deutlich zu machen
Den Satzbau habe ich umgestellt, sonst wäre das Komma korrekt. Danke :-)

Ist mMn ein ungelenker Satzbau. "Von der Straße ist das Hupen der Autos/Autohupen zu vernehmen."
Das stimmt, gebe ich dir absolut recht. Sollte ich noch ändern. Ich finde es gut, dass du solch ein Feingefühl in die Kommentare einbaust.

Ich finde die Gewichtung noch schwierig. Ich steige nicht richtig in die Handlung ein. Du gibst mir Bild über Bild über Bild, aber ich habe noch keine Ahnung, was eigentlich Sache ist.
Das sagten schon alle Kommentatoren, ich denke ihr liegt da richtig. Als Leser mag es verwirrend sein. Soll der Text verwirren? Ich weiß es selbst nicht. Auf jeden Fall: Ich habe zu viele Metaphern.

Warum Konjunktiv? Die Stimme unterscheidet sich doch.
Habe ich es semantisch vlt. nicht richtig getroffen. Alia unterscheidet nicht mehr zwischen Menschen innerhalb der Gesellschaft, deshalb.

Vielleicht Eiskalt anstatt Eiseskälte. Du beziehst dich durchgehend nur auf das Adjektiv kalt.
Ich finde, das hat etwas, wenn man sich nicht immer auf ein Adjektiv bezieht. Danke aber, dass du deine Meinung sagst.

Warum das? Und warum sind Alia und Mensch gleichgestellt? Kann er Alia sein, ohne Mensch zu sein, dass man es deshalb erwähnen muss?
Nein, Alia sieht den Rest der Gesellschaft nicht als Menschen an.

Entschlacken.
Jap, danke. Das muss ich wohl unbedingt.:D

Du stellst es als Spiel da. Welches Spiel? Warum muss man da eine Sechs würfeln, um zu gewinnen? Und warum Berg der Schande? Ich finde, es ist keine Schande, für ein besseres Leben Risiken einzugehen.
Das habe ich in der neuen Version etwas deutlicher gemacht. Danke, denn als Autor ist man tiefer in der Geschichte drin und verkennt die Wirkung auf die Lösung.

Sorry, dass ich mich so kurz gehalten habe. Muss gleich wieder los.Die neue Version habe ich heute in der Schule abgegeben. Mal schauen, was daraus wird.
Recht herzlichen Dank für deine Mühe, bei Gelegenheit werde ich mal bei dir vorbeischauen.

Einen schönen Start in die Woche

Achim:)

 

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