Eisengel
Lius sah sich um. Heute würde er sehr viel zu tun haben. Das Lokal war bis an den Rand gefüllt. Vollgestopft mit den Singles, die hier nette Bekanntschaften(oder einfach nur Bettbekanntschaften) machen wollten. Luis war manchmal total genervt von diesen vielen Frauen, die sich verzweifelt jedem an den Hals warfen. Aber nur manchmal. Meistens genoss er es, wenn er eine, oder mehrere(war auch schon vorgekommen), so leicht abschleppen konnte.
Er arbeitete in dieser Singlebar als Barkeeper. Ein cooler Job und gutbezahlt dazu. Für den Anfang brauchte es nicht mehr. Heute war Samstag, Wochenende war immer Hochbetrieb. Im Augenblick wünschte sich Luis nichts mehr, als Zuhause geblieben zu sein. Die Frauen die sich hier tummelten, waren allesamt total aufgetakelt. Vor Schminke sah man das Gesicht gar nicht mehr. Sogar in dem schummrigen Licht konnte er das erkennen. Und jetzt war einer dieser Momente, in denen er all diese Frauen einfach abstossend und widerwärtig fand. Die Männer waren noch viel schlimmer. Sie schlichen um die Frauen herum, sabberten wie Hunde(weil sie ihre Zungen auf dem Boden schleiften) und glotzten wie blöde. Luis schämte sich schon beinahe zu diesem Geschlecht zu gehören. Da hörte er plötzlich eine rauchige Stimme neben sich. Er verstand die Worte nicht, dazu war die Musik zu laut. Aber der Klang der Stimme jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Er drehte sich um und sah in ein Paar dunkler Augen. Die Frau war eine exotische Schönheit, Spanien oder Portugal schätzte er. Ihre langen dunklen Haare fielen ihr locker über die Schultern. Sie hatte ein hübsches Gesicht mit ausdrucksstarken Zügen.
„Was ist?“ fragte er begierig ihre rauchige Stimme noch mal zu hören.
„Wann kannst du hier weg? Ich hätte da etwas für dich...“ Sie sah ihn vielsagend an. Ihre kleine Hand fuhr über ihre Brüste eine gerade Linie nach unten. Luis war schon mehrmals so direkt angemacht worden. Trotzdem spürte er, wie etwas in seiner Hose regte. Die Frau hatte einen Wahnsinnskörper. Und diese Stimme!
„Wenn du willst, komme ich gleich mit dir.“ Er wusste, dass sein Chef- eigentlich eine sie, die total auf ihn abfuhr- ihm zwar die Hölle heiss machen würde, aber dass er den Job behalten würde. Es gab keinen Grund zu zögern. Sonst käme ihm jemand anders zuvor.
„Das wäre toll.“ Sie lächelte ihn an. Ihre Zähne waren perfekt. Sie hätte Werbung für irgendeine Zahnpasta machen können, so weiss und ebenmässig waren sie.
„Warte draussen auf mich. Bin gleich da.“ Schon hatte sie sich umgedreht und spazierte zum Ausgang. Ihr Gang hatte etwas Katzengleiches, Elegantes. Sie schien mehr zu schweben, als wirklich zu gehen. So eine erotische, anziehende Frau war ihm noch nie begegnet. Er wollte sie haben, unbedingt.
„Dina? Ich muss kurz weg, ok?“ Dina sah ihn ungläubig an.
„Jetzt? Spinnst du? Es ist total voll und Anton ist nicht da. Wer mixt die verdammten Drinks, Luis?“ Dina war wütend. Normalerweise störte es sie nicht, wenn Luis wegging. Wahrscheinlich hatte sie die Frau gesehen.
„Schatz, ich bleib ja nicht lange weg. Ausserdem kann das ja Leo machen, die kann das. Sei unbesorgt.“ Er lächelte sie an und berührte leicht ihre Wange. Diese Masche zog immer.
„Vielleicht sollte Leo deinen Part ganz übernehmen...“ Dina klang ernst. Luis musste etwas schwereres Geschütze auffahren.
„Dina, bitte. Sei mir nicht böse. Ich bleib auch hier und helfe dir aufräumen...ich versprech´s.“ Jetzt grinste er sie an. Da musste sie anbeissen.
„Na dann...“ Dina grinste auch. Luis atmete erleichtert auf und verabschiedete sich von ihr. Natürlich kam er sich gemein vor, weil er etwas versprach, was er nicht halten würde. Das hatte er wirklich nicht vor. Aber darüber würde er später nachdenken. Im Moment zählte nur die Frau. Die wunderschöne Frau, die auf IHN wartete.
„Komm...“ Sie lächelte und zog ihn mit sich. Erstaunlich kräftig. Dabei sah sie so zierlich aus. Sie führte ihn durch Gassen und Gänge, die er nicht kannte. Es war ihm egal. Solange er nur ihren Duft riechen und ihre Nähe spüren konnte. Plötzlich drehte sie sich zu ihm um und presste sich an ihn. Er keuchte erstaunt auf. Das hatte er nicht erwartet.
„Ich will dir etwas zeigen.“ Sie fuhr mit den Fingern über ihr enges Kleid. Er wollte sie küssen, doch sie hinderte ihn daran.
„Nein, hier unten, Luis.“ Sie nahm seine Hand und führte sie nach unten. Luis fragte sich eine Millisekunde lang, woher sie seinen Namen kannte, dann spülte die Erregung alle Gedanken davon. Sie knöpfte sein Hemd auf und fuhr mit ihren Lippen über seinen Oberkörper. Luis war machtlos. Wie eine Schaufensterpuppe stand er da und konnte sich nicht rühren. Wo er doch normalerweise der war, der bestimmte.
Er spürte ihre Zunge auf seiner Haut, die mittlerweile brannte und nach mehr schrie. Plötzlich bohrten sich ihre Fingernägel in seine Seite und er schrie auf vor Schmerz. Sie presste ihm ihre Hand auf dem Mund und er brachte ein klägliches „Mpf“ von sich. Er wollte sie wegstossen und ihr zeigen, wo’s lang ging. Doch er konnte sich nicht aus ihrem Griff befreien. Sie war zu stark für ihn. Egal wie unglaubwürdig es klang, sie war stärker als er. Obwohl er mindestens anderthalb Köpfe grösser war als sie. Sie drückte ihn an die Wand und öffnete den Mund. Luis schrie auf, d. h. er versuchte aufzuschreien. Sie hatte ein riesiges Raubtiergebiss, das vorhin nicht dagewesen war.
"Ich feige dir jeft, waf ich für dich habe..." Sie lispelte, wahrscheinlich weil ihre Zunge gespalten war. Luis schüttelt wild den Kopf und versuchte erneut, sie wegzustossen. Doch sie grinste nur ein schreckliches Raubtiergrinsen und biss ihm in den Arm! Sie biss wirklich in seinen Arm! Und es tat höllisch weh. So fühlte es sich wahrscheinlich an, wenn man von einem Löwen gebissen wurde. Noch hatte sie nicht begonnen, das Fleisch herauszureissen. Das war nur eine Frage der Zeit. Im Moment bewegte sie ihren Kiefer hin und her. Luis wimmerte, er brach langsam zusammen. Er war keine solchen Schmerzen gewohnt. Und diese Frau...dieses Monster spielte nur mit ihm, sie folterte ihn. Plötzlich hielt sie inne und lauschte. Die Hand auf seinem Mund wurde etwas lockerer. Er biss mit aller Kraft hinein, was nicht wirklich stark war. Doch sie fauchte und schüttelte ihn ab, wie man ein lästiges Insekt abschüttelt. Ihre Hand traf seine Wange mit der Kraft einer Abrissbirne. Luis Kopf knallte nach hinten, gegen die Wand und er versank in Dunkelheit. Das letzte, was er sah, waren die Augen in dem absurderweise noch immer schönen Gesicht. Die Pupillen waren weiss- himmel war das möglich?- und die Iris war schwarz. Die Schwärze übermannte ihn. Gnädigerweise spürte er nichts mehr.
Er wachte auf, der Schmerz setzte stärker ein. Wie lange war er weg gewesen? Er hörte Kampfgeräusche. Die Frau... oder das was sie geworden war, stiess einen schrillen Schrei aus. Er konnte noch nichts sehen, vor seinen Augen waren immer noch Schatten und Schemen und etwas tropfte ihm ins Auge. Aber er sah deutlich ihr rotes Kleid sich bewegen. Auf der anderen Seite war etwas Weisses, Strahlendes. Das muss ein Engel sein, dachte er. Danach versank er wieder.
"Luis, wach auf. Wach auf." Mühsam öffnete er die Augen und sah mitten in das strahlende Weiss von vorhin. Er erkannte eine menschliche Gestalt mit Auswüchsen- Flügeln?- in diesem Weiss. Aber die Helligkeit liess ihn blinzeln. Das weisse verschwand mit diesem Blinzeln und vor ihm stand Dina. Seine gute alte Dina. Wie hatte er sie für einen Engel halten können. Dunkel erinnerte er sich, das gedacht zu haben. Doch Moment mal, was war mit dieser Frau? Die ihn gebissen hatte. Hatte Dina sie in die Flucht geschlagen. Er blinzelte, etwas tropfte ihm noch immer ins Auge. Da wurde ihm klar, dass sein eigenes Blut ihm ins Auge tropfte. Alles war wirklich passiert. Er stöhnt laut auf vor Schmerz.
"Du siehst grässlich aus, aber keine Angst. Sie ist tot." Dina lächelte ihn beruhigend an.
"Sie hat mich gebissen...ihre riesigen Zähne..."
"Ich weiss." Luis setzte sich ruckartig auf und schrie, denn sein Arm brannte höllisch.
"Dina, sie hatte weisse Pupillen! Weiss, was war sie? Was hast du getan?"
"Ja, es ist nicht wichtig, was sie war. Sie ist tot. Ich habe sie getötet. Sie wollte dich, weil du...." Luis dämmerte wieder davon. Dinas Stimme wurde schwächer und er hörte nichts mehr.
Zum dritten Mal wachte er in seiner Wohnung auf. Er trug einen Verband um den linken Arm, der frisch aussah. Etwas Blut befleckte ihn trotzdem. Er fasste sich an die Schläfe, wo auch ein Pflaster war. Hatte ihn Dina versorgt? Wo war sie jetzt? Er musste wissen, was da geschehen war. Denn es war geschehen, seine Verletzungen waren der Beweis.
"Ah, du bist wieder wach. Ich habe dich verbunden." Dina lächelte. Er sah sie erstaunt an. Das war seine Dina, aber sie war ihm fremd. Etwas Neues war an ihr, dass er nie zuvor gesehen hatte. Er konnte es nicht in Worte fassen. Als wäre diese Oberschicht abgekratzt und er könnte ihr wahres, ganzes ich sehen.
Da merkte er, dass er keine Schmerzen mehr hatte.
"Was hast du mit mir gemacht? Ich habe keine Schmerzen mehr."
"Das ist unwichtig. Ich habe dich geheilt, schon bald wird nichts mehr dasein."
"Was soll das? Es ist wichtig! Ich will sofort wissen, was hier vorgeht. Dina!" Dina lächelte ihn traurig an. "Der Tag musst ja kommen. Ich bin dir eine Menge Erklärungen schuldig. Diese Frau, sie war eine Art Dämon, so nennt man sie wohl heutzutage. Aber sie haben viele Namen. Wir nennen sie Damnati, die Verdammten. Sie sind so zu sagen, das Böse. Damit meine ich aber nicht, dass sie für alles Böse verantwortlich sind. Sie animieren euch nur dazu. Aber in gewisser Weise sind sie das Böse. Sie wollen die Macht. Bitte höre jetzt genau zu, denn ich erkläre es nur ein einziges Mal. In 14 Stunden stehen die Planeten in einer bestimmten Position. Das passiert jedes Mal an diesem Tag, alle 2000 Jahre. An diesem Tag wird sich das Tor öffnen, zwischen unserer und eurer Welt. Die beiden verschmelzen sozusagen. Und alle 2000 Jahre wird ein Schlüssel geboren. Er allein kann das Tor wieder schliessen. Fällst du in ihre Hände, sind wir verloren und ihr seid es auch. Deshalb wurde ich geschickt, um dich zu beschützen. Wir sind die Hüter der alten Ordnung. Du musst das Tor schliessen. Ich muss dich hinbringen." Dina lächelte. Luis hatte ihr kein Wort geglaubt. Aber als sie ihn nun ansah, wusste er, dass es die Wahrheit war.
"Bist du ein Engel?" Eine absurde Frage, es gab keine Engel oder Dämonen. Aber was hatte ihn denn sonst gebissen? Was war dann diese Frau und Dina...?
"Auch wir haben viele Namen. Engel trifft schon zu. Du hast meine wahre Gestalt gesehen. Wenn so für dich ein Engel aussieht. Dann bin ich einer." Dina nahm seine Hand. "Du hast einen harten Weg vor dir, aber ich bin da."
"Du wurdest nur geschickt, um mich zu beschützen?"
"Ja, du darfst ihnen nicht in die Hände fallen. Wenn du das Tor nicht schliesst, wird die Welt, wie du sie kennst, nicht mehr existieren."
"Was muss ich tun?"
"Das werden wir sehen. Ruh dich noch ein bisschen aus, du musst bei Kräften sein." Luis war verwirrt. Er verstand nicht alles. Hätte er nicht schon längst etwas gemerkt, wenn er ein "Schlüssel" wäre? Hatten die Dämonen nicht schon vorher versucht ihn zu holen?"
"Das haben sie, ich sagte doch, dass ich dich beschützen soll. Ich tue es schon seit du geboren wurdest. Das ist meine Aufgabe." Er sah sie an, ihre Augen waren so schön. Nie vorher war ihm das aufgefallen. Sie war wunderschön. Er hatte in ihr nur Dina, den Kumpel gesehen. Er war oft nicht sehr nett zu ihr gewesen.
"Dina, ich danke dir. Du weisst, dass ich dich liebe." Zum ersten Mal meinte er dieses Wort ernst. Er liebte sie wirklich. Er hatte sie immer geliebt, hatte es nur nicht gesehen. Jedenfalls hatte er noch nie jemanden so sehr geliebt wie sie.
"Ich liebe dich auch." Luis küsste sie. Durfte man Engel überhaupt küssen, er fuhr zurück. "Ich bin nicht dafür geschaffen, Luis. Ich werde es nicht sein. Ich kann lieben, mehr nicht."
"Ich verstehe." Engel durfte man nicht küssen. Dina legte ihm eine Hand auf die Stirn und Luis schlief ein. Er fühlte, wie er hochgehoben wurde. Er wollte die Augen öffnen, um zu sehen, ob sie flogen. Denn Engel haben Flügel.
Diesmal erwachte er nicht langsam. Er erwachte plötzlich. Dina sass neben ihm. Sie waren irgendwo, es kam ihm bekannt vor. Aber er war noch nie dagewesen. Es war ein kleines Dorf.
"Wo sind wir?"
"In einem kleinen Dorf, Thorn, in einem längst vergessen Land. Hier wird es geschehen. Der Kampf, das Tor. Siehst du es?"
Luis sah sich um, zunächst fiel ihm nichts auf. Da waren Häuser, Bäume... dann entdeckte er die Schatten. Sie waren überall. Hinter den Bäumen, um sie herum... überall. Das waren die Dämonen. Er fühlte sie mehr, als er sie sah. Ihre Stimmen zischten und fauchten in seinem Kopf. Schrill und laut. Aber es gab nicht nur Dämonen. Dinas Leute, die Schar der Engel, waren auch da. Hie und da sah er ein Licht aufblitzen, gleissend weiss. Die Schatten wichen davor zurück. Bald würde es soweit sein. Er sah zum Himmel, denn dort erwartete er das Tor. Aber der Himmel war in ein postkartenblau getaucht.
"Noch eine Stunde, Luis, und das Tor öffnet sich. Aber der Kampf wird gleich beginnen. Ich werde bei dir bleiben. Aber zur Sicherheit- hier." Sie gab ihm etwas. Zuerst dachte er es wäre ein Kruzifix, aber es war eine Art Schwert.
"Kein Kruzifix,ich dachte, das braucht man." Er stammelte verwirrt.
"Nein, du siehst zu viel Fern." Einen Augenblick lang war sie wieder seine alte Freundin Dina. Die, mit der er stundelang Fern gesehen hatte und die mit ihm Chips gefuttert hatte. Dann war es vorbei und sie war wieder, was sie schon immer gewesen war.
Da begann der Kampf, es kam plötzlich. Das Licht und die Finsternis prallten aufeinander und es tat weh zuzusehen. Er hörte Schmerzensschreie, Wutgeschrei und Kriegsgeräusche. Er hörte sie nur in seinem Kopf. Neben ihm kämpfte auch Dina. Die Schatten versuchten zu ihm durchzudringen, aber Dina wehrte sie ab. Sie war verflixt schnell. Sie schien schier unerschöpfliche Energiereserven zu haben. Luis stand nicht nur herum, auch er versuchte zu kämpfen, wofür auch immer. Er half Dina, wo er nur konnte. Überall kämpften die Gestalten. Er konnte keine Gestalt wirklich erkennen. Die Guten strahlten zu grell, aber die Schemen und Schatten schienen ihn in diese Finsternis zu ziehen. Auf jeden Fall wusste er, wenn er zu lange hinsah, würden sie ihm die Augen verbrennen und er würde blind werden. Er wusste, dass er keine grosse Hilfe war. Trotzdem versuchte er alles. Er wusste ja erst seit einigen Stunden, was er war und warum er auf dieser Welt war. Er fand, dass er sich dafür sehr gut zurechtfand.
Er sah die Schatten fallen, er sah wie weisse Lichter schwächer wurden. Erstaunlicherweise sahen diese verblassenden Gestalten sich ähnlich. Sie waren alle schön. Er sah auch kein Blut, wahrscheinlich hatten sie gar keins. Beide hatten Flügel, die einen aus Federn die anderen aus Haut. Wie Vögel und Fledermäuse, obwohl das ein lächerlicher Vergleich war. Dieses Bild gaukelte ihm nur sein Verstand vor. Ihre Schreie hallten in seinem Kopf und brachten ihn fast zum platzen. Er weinte, bemerkte es nicht. Er sah, dass auch Dinas Licht schwächer zu werden begann. Das machte ihm unheimliche Angst. Dina durfte nicht sterben. Den anderen hatte er mehr oder weniger gefühllos beim Sterben zugesehen. Es war doch Dina.
Da sah er es. Das Tor. Weder öffneten sich die Wolken noch war es die Erde. Es war ein grosses Portal, mitten auf der Wiese. Schmucklos, bronzefarben. So als wäre es schon immer dagewesen. Die Tür schwang auf und einen Moment lang sah er in diese andere Welt. Er hielt es nicht lange aus und schloss die Augen.
"Das Tor! Geh zum Tor!" schrie ihm Dina zu. Inzwischen leuchtete sie nur noch wie gedimmtes Licht. Luis rannte los, stiess mit einem Schatten zusammen, fiel hin. Der Schatten war eiskalt und genau so hart. Luis holte sich blaue Flecken. Dina erledigte den Schatten.
"Lauf schon!" Die Worte gingen im Kampflärm unter. Er las es von ihren Lippen ab. Er rappelte sich auf und rannte, trotz Schmerzen, weiter. Er erreichte das Tor und versuchte es zu schliessen. Es hatte keine Klinke und er brachte es nicht zu. Er war doch der SCHLÜSSEL! Oder hatten sie sich geirrt? War er es gar nicht?"
"Es geht nicht. Dina, was soll ich tun?" Dina kam keuchend bei ihm an, sie sah ramponiert aus ohne Blutspritzer und blaue Flecken.
"Luis, das Tor...es wird mit Blut geschlossen. Mit deinem." Dina weinte. Konnten Engel wirklich weinen?
"Nein, bitte, tu mir das nicht an!" Luis schrie. Er wollte nicht sterben, nicht mal für das Wohl der Welt. Der Kampf starb ab, alle Gestalten starrten die beiden an. Keiner bewegte sich. "Tu es!" Diese beiden Worte schwirrten in der Luft. Luis spürte alle Augen auf sich gerichtet. Es war unerträglich von diesen Wesen angesehen zu werden. Der Blick war kalt wie flammendes Eis und er erfror ihn. Dina hob das Schwert, Tränen verschleierten ihren Blick.
"Verzeih mir!" Sie stiess zu, der Schmerz war auf beiden Seiten kaum zu ertragen. Das Tor schloss sich.
Stille erhob sich, die Welt war gerettet. Sie wusste es nicht einmal.
Irgendwo auf dieser Welt, in einem kleinen Dorf sah ein Mann zum Himmel und fragte sich, wie der Sturm sich so schnell verzogen hatte.