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Eis

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27.09.2002
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Eis

Eis

Daniel und Martina waren erst vor kurzem in diese einsame Gegend gezogen.
Das junge Ehepaar hatte das hektische Stadtleben satt. Sie kauften sich ein kleines Holzhaus am Rande eines großen Waldgebietes weit draußen, fern von all dem Lärm und Gestank. Schnell hatten sich die Beiden mit einem alten Mann, der alleine am Rande des Waldes lebte, angefreundet. Oft verbrachten sie gemütliche Abende zusammen, spielten Karten und redeten über Gott und die Welt.
So war es auch diesem Abend. Aber der Alte wirkte irgendwie beunruhigt. Immer wieder wandte er seinen Blick von den Karten ab und starrte für einige Sekunden abwesend in das knisternde Kaminfeuer. Der rauhe Herbstwind rappelte an den Fensterläden und der alte Mann zuckte erschreckt zusammen.
Martina sah von ihren Karten auf und fragte ihn: „Was ist los mit dir?“.
“Bald kommt die kalte Zeit.“ flüsterte der Alte mit zittriger Stimme. “Was meinst du damit?“ fragte Daniel. „Nun„, antwortete der Alte und legte seine Karten beiseite, “ich will euch etwas erzählen.
Als ich vor vielen Jahren mit meinen Eltern in diese Gegend zog, behaupteten die Menschen aus der Umgebung dieser Ort sei verflucht.
Irgendwo tief im Wald liegt eine längst vergessene, alte Opferstätte. Mit geheimen Ritualen haben dort unsere Urväter Naturgeister und Dämonen heraufbeschworen. Regelmäßig wurden Menschenopfer erbracht, um die Dämonen milde zu stimmen.
Aber einer von Ihnen, so behaupteten die Leute damals, zöge immer noch durch diese Gegend. Da ihm aber keine Opfer mehr gemacht wurden, würde er sich selbst regelmäßig Menschen aus dieser Gegend holen.“
Ein kalter Schauer fuhr Martina über den Rücken. Sie fragte neugierig: “Was war es denn für ein Dämon und wie sah er aus?“
Der Alte machte eine kurze Pause und erzählte schließlich weiter: „Die Menschen nannten ihn einfach „Eis“.“ „Eis?“ fragte Daniel verwundert. „Ja, denn wie gesagt vergötterten unsere Vorfahren die Geister der Natur. Wenn der Winter kam und der erste Frost da war, dann kam auch er, Eis.
Gesehen hat ihn niemand aber er hat viele Menschen aus dieser Gegend verschleppt. Nur selten fand man seine Opfer, von denen meist nur ein Haufen blanker Knochen übrig blieb.
„Konnte man sich nicht gegen ihn wehren?“ fragte Martina. „Die Menschen verließen ihre Hütten nur bei Tag, wenn die Sonne schien. Sie sorgten immer für ein kräftiges Feuer im Kamin. Nur mit Wärme konnte man sich vor ihm schützen.
Meine Eltern glaubten damals diese Geschichten nicht und mein Vater baute unsere Hütte ganz in die Nähe des alten Opferplatzes. Schließlich kam der Winter. Nach einem besonders kalten Tag war unser Kaminholz ausgegangen und Vater musste bei Einbruch der Dunkelheit noch mal in den Wald, um für die Nacht neues Holz zu schlagen. Meine Mutter und ich hüllten uns in warme Decken und warteten auf ihn.
Es wurde immer später. Wir warteten die ganze Nacht, doch Vater kam nicht zurück.
Am nächsten Morgen gingen meine Mutter und ich in den Wald um ihn zu suchen. Wir kamen nur mühsam voran, da es über Nacht kräftig geschneit hatte.
Nach einiger Zeit gerieten wir auf eine Lichtung in deren Mitte sich ein kleiner Hügel befand. Um diesen Hügel herum lag ein Kreis aus Steinen. Das musste der Opferplatz sein, von dem uns die Leute erzählt hatten!
Als wir darauf zuliefen, viel uns auf, dass etwas aus diesem Hügel herausragte. Es glänzte im Sonnenlicht und meine Mutter meinte, es wäre die Axt meines Vaters.
Doch als wir den Hügel erreichten, erkannten wir die schreckliche Wahrheit. Dieser Hügel war nichts anderes als ein Haufen schneebedeckter Knochen. An den Resten zerfetzter Kleidung, die in der Nähe lagen, erkannten wir sofort, dass es sich um meinen Vater handelte. Das Glitzern, das wir gesehen hatten, war Vaters knochige, vereiste Hand, die wie zur Mahnung in den Himmel ragte. Eis hatte sich sein Opfer geholt!
Seit diesem schrecklichen Ereignis sind wir im Winter nur bei Sonnenlicht vor die Hütte gegangen und haben stets dafür gesorgt, dass der Kamin immer brannte.“

„Du bist wirklich ein guter Geschichtenerzähler.“ sagte Daniel lächelnd zu dem Alten, als er bemerkte wie Martina sich fröstelnd die Oberarme rieb.
“Nun, ich kann verstehen, wenn ihr mir nicht glaubt. “antwortete der Alte und stand auf, um seinen Mantel zu holen. “Aber ich warne euch! Seit auf der Hut!“ Mit diesen Worten schwang er sich den Mantel über, nickte den Beiden zum Abschied zu und verließ wortlos die Hütte.

Einige Wochen später musste Daniel zu einer Geschäftsreise in die Stadt.
Es war ein kalter Morgen, als er sich von Martina verabschiedete. Über Nacht hatte es gefroren. Martina war es nicht so recht, dass sie für einige Zeit alleine in der Hütte verbringen musste. Aber Daniel tröstete sie damit, dass sie jederzeit zu dem alten Mann gehen konnte, falls sie sich nicht wohl fühlen sollte. Er kratzte die vereisten Autoscheiben frei und fuhr schließlich los.
Martina sah ihm winkend nach, bis der Wagen hinter der leichten Anhöhe am Ende der Einfahrt verschwunden war.

Gegen Abend wurde es wieder kälter und es begann zu schneien. Als es draußen dunkel wurde, verriegelte Martina alle Türen. Sie warf noch ein Stück Holz in das Kaminfeuer, setzte sich auf das Sofa und las in einem Buch. Sie fror trotz des Feuers und beschloss deshalb nach kurzer Zeit, sich einen starken Grog zu machen. Erst als sie sich in eine dicke Wolldecke gehüllt und die ersten Schlucke getrunken hatte, kam eine wohlige Wärme in ihrem Körper auf. Zufrieden vertiefte sie sich wieder in ihr Buch.
Plötzlich schreckte Martina auf. Sie musste über ihrem Buch eingeschlafen sein. Es war empfindlich kalt in dem Zimmer. Das Kaminfeuer war verloschen. Schlaftrunken stand Martina auf, um die letzte Glut zu schüren und das Feuer mit neuem Holz wieder in Gang zu bringen. In diesem Moment hörte sie hinter sich ein Geräusch. Erschreckt drehte sie sich um, atmete aber erleichtert auf als sie bemerkte, dass es nur paar Eiskristalle auf dem Fußboden waren, die der Wind durch einen Spalt unter der Türe hindurch geblasen hatte. Sie bildeten sich zu einem kleinen Wirbel. Aber plötzlich rieselten immer mehr Eiskristalle unter der Türe hindurch in den Raum. Martina sah mit Entsetzen wie sich der Wirbel rasch vergrößerte und sich daraus schließlich eine Gestalt bildete! „Eis“ ging es ihr durch den Kopf, während sie wie angewurzelt dastand und das Unfassbare seinen Lauf nahm. Der Dämon kam schweigend und mit ausgestreckten Armen auf Martina zu. Sein Körper bestand aus Millionen wirbelnder, messerscharfer Eiskristalle. In Sekunden hatten sie Martinas Kleidung zerfetzt und scheuerten nun ihre Haut auf. Martina schrie vor Schmerz laut auf und versuchte Eis von sich zu stoßen. Blut spritzte, als sie ihn berührte und ihre Hände dabei aufgescheuert wurden. Sie sank vor Schmerz auf den Boden, drehte sich um und versuchte vor ihm wegzukriechen. In diesem Moment sah sie die Flasche Rum, die sie nach dem Zubereiten des Grogs auf dem Kaminsims abgestellt hatte.
Mühsam richtete Martina sich auf, während Eis ihren Rücken aufscheuerte. Mit letzter Kraft griff sie danach, ließ sich zu Boden fallen und warf die Flasche in die Glut des Kaminfeuers. Als die Flasche zerbrach, zuckte eine Stichflamme über Martinas kopf hinweg und versengte dabei ihre Haare.
Hinter sich hörte sie das laute Zischen verdampfenden Wassers.
Betäubt vor Schmerz stand Martina auf. Von ihrem Gegner war nur eine Pfütze auf dem Boden übriggeblieben. Benommen warf sie sich die Wolldecke über ihren blutenden Rücken und lief aus der Hütte.
Sie wollte weg von diesem schrecklichen Ort und schleppte sich die Auffahrt hoch, um Schutz bei dem alten Einsiedler zu suchen. Dabei bemerkte sie nicht mal die rote Spur, die sie im Schnee hinterließ. Als sie endlich die Anhöhe am Ende der Zufahrt erreicht hatte, traute sie ihren Augen nicht. Hinter dem Hügel stand am Straßenrand Daniels Wagen!
Schockiert ging Martina darauf zu. Durch die zugeschneiten Scheiben konnte zunächst Nichts erkennen. Sie öffnete die Fahrertüre. Auf dem Sitz saß Daniels Skelett! Ein heißer Stich ging durch Martinas Herz. Sie war zu schwach um zu schreien. Wimmernd versuchte sie Daniels sterbliche Überreste vom Sitz zu stoßen. Es gelang ihr nicht, da das Gerippe am Polster festgefroren war. Tränen schossen ihr in die Augen, während sie sich auf die Knochen setzte um den Wagen zu starten. Zu ihrer Erleichterung sprang der Motor sofort an. Wie betäubt betätigte Martina die Scheibenwischer und schaltete das Gebläse ein.
Sie legte den Gang ein und fuhr los. Das rieselnde Geräusch aus der Lüftung bemerkte sie erst gar nicht.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Ivmin,

Deine Geschichte hat ein paar gute Ansätze - vor allem die Idee mit "Eis" finde ich nicht schlecht. Allerdings ist sie wirklich viel zu kurz geraten... Es passiert wahnsinnig viel auf vielleicht 2 Seiten... Du hättest die Geschichte ruhig an einigen Stellen ausschmücken können... Sie in einem breiteren Zeitraum spielen lassen können... Verstehst Du, was ich meine? Dann wäre die Story ganz sicher ein bißchen packend - so liest sie sich leider wie eine "Nacherzählung"... Ist demnach nicht wirklich gelungen... :(

Das nächste Mal wird's besser! :)

Gruß,
stephy

 

Hallo Stephy !
Vielen Dank für deine Kritik. Ja, ich tue mich ein bisschen schwer die Dinge genauer zu beschreiben bzw. auszuschmücken. Aber ich arbeite daran !:-)
Gruß
Ivmin

 

Hallo Stephy !
Vielen Dank für deine Kritik. Ja, ich tue mich ein bisschen schwer die Dinge genauer zu beschreiben bzw. auszuschmücken. Aber ich arbeite daran !
Gruß
Ivmin

:)

 

Hallo lvmin,

mir hat die Geschichte an sich ganz gut gefallen. Die Idee mit dem Eisdämon fand ich nicht schlecht – recht originell eigentlich.

Allerdings muss ich stephy zustimmen: Die Geschichte ist zu kurz geraten. Den Teil mit der Erzählung des Alten fand ich OK, aber der zweite Teil ist meiner Ansicht nach ausbaufähig. Du hast die Spannung gut ansteigen lassen, als Martina alleine war. Aber ab dem Zeitpunkt, als der Dämon auftaucht, ging es mir zu flott. Damit hast du einiges an "Horror-Potential" verschenkt. Ich denke, dass du hier mehr rausholen könntest.

Den Schlusssatz fand ich gut, weil er andeutet, wie es weiter- bzw. ausgeht.

Ein Tipp noch: Bei den Dialogpassagen würde ich eine klarere Absatzgliederung machen. Jeder Sprecher sollte einen eignen Absatz bekommen.

Der Alte machte eine kurze Pause und erzählte schließlich weiter: „Die Menschen nannten ihn einfach „Eis“.“ „Eis?“ fragte Daniel verwundert. „Ja, denn wie gesagt vergötterten unsere Vorfahren die Geister der Natur.
Hier hast du das nicht gemacht.
Außerdem würde ich schreiben:
"Die Menschen nannten ihn einfach 'Eis'."
Also innerhalb der Anführungszeichen nur ein einfaches Anführungszeichen bei 'Eis'.

Ein paar Fehlerchen haben sich noch eingeschlichen, aber insgesamt fand ich es sprachlich gelungen.

Viele Grüße

Christian

 

Hallo Christian !
Vielen Dank für deinen Tip mit den Absätzen und den Anführungszeichen. Ich überarbeite gerade eine weitere Geschichte, um sie hier zu veröffentlichen (ich habe in den letzten Jahren ein paar Geschichten geschrieben und gesammelt)und werde diese Sachen dabei berücksichtigen.
Gruß
Ivmin

 

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