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Einstürzende Mauern

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08.08.2002
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Einstürzende Mauern

Carmen saß in einem finsteren Verlies, ganz tief in eine Ecke geduckt. Dieses lag in einem dunklen Gemäuer aus einer Zeit stammend, in welcher Bücher noch von gelehrten Klosterbrüdern mit der Hand geschrieben wurden. Seltsame Geräusche drangen durch die Ritzen. Als würden die Mönche in geheimen Kammern verborgen, im spärlichen Licht einer Fackel mit ihren Federn über das Pergament kratzen. Es mit wundersamen Zeichen beschreiben und mit schwarzer und goldener Tinte zu einem vollendeten Kunstwerk gestalten.

Carmen hatte die Beine eng an sich gezogen. Mit ihren Armen umschlang sie ihre Knie, machte sich ganz klein, wollte keine Angriffsfläche bieten, unverletztlich sein. Als müsste sie sich, trotzdem sie völlig allein und verlassen war, in diesem klammen Gefängnis eine Nische aufsuchen um sich noch tiefer zu verkriechen. Es roch nach Moder und die Nässe der Wand drang durch den groben Stoff ihres Kleides. Ihr Körper schaukelte sacht hin und her, leise, fast unhörbar für die Ratten die im dreckigen Stroh hausten, summte sie ein Kinderlied.

Ein Knauern und Quietschen verriet ihr, dass sich jemand näherte. Sie kroch tiefer in die Ecke des kalten und schaurigen Raumes, beobachtete die schwere Holztüre. Angespannt und in plötzlicher Erwartung des Unvorstellbaren, kauerte sie mit aufgerissenen Augen an die Wand gepresst. Dann vernahm sie vertraute schlurfenden Schritte und entspannte sich. Ein alter Mann trat ein, in eine dunkle Kutte gehüllt. Er brachte ihr Suppe und ein Stück feuchtes Brot. Sein Gesicht war verwittert von den Jahreszeiten eines Menschenlebens. Seines hatte die Mitte des Winters bereits überschritten und wie schmutziger Schnee fielen seine bleichen Haare auf die wegen der grausamen Kälte hochgezogenen Schultern. Seine Augen, hell und wässrig, blickten ihr voll Mitgefühl, aber auch anklagend ins Gesicht.

„Carmen. Was bist du nur so unklug, so leidenschaftlich versessen darauf? Komm doch mit hinaus. Über vierzig Jahre harrst du hier schon aus. Möchtest du nicht die Wiesen sehen, das Wild, wenn es morgens über die Felder läuft. Den Duft der Veilchen trinken und des Jasmin?“ Bitter sah er auf sie hinunter. Sie lehnte mit geschlossenen Augen an der Mauer, wollte nichts hören. „Ach Carmen. Erinnerst du dich eigentlich noch, wie es sich anfühlt, wenn ein Mensch zärtlich dein Gesicht berührt und dein Bett weich und sauber mit flauschiger Wäsche bezogen ist?“

Sie öffnete die Augen, nahm die Suppenschale aus der zittrigen Männerhand, stellte sie unbeachtet aber fest, sodass das irdene Geschirr ein seltsam hohles Geräusch erzeugte, neben sich auf den Boden. Staub wirbelte auf. Der Alte musste husten. „Danke" sagte sie schuldbewusst. Sie lächelte ihn sanft an. „Ich danke dir für deine Treue. Ich weiß, du meinst es gut. Aber es geht nicht.“ Sie rollte sich wieder ein und starrte, durch das in den Stein gehauene, vergitterte Fensterloch hinaus in die Nacht.

Mühsam setzte er sich zu ihr auf den Boden. Wollte sie aus ihrer Einsamkeit reißen, schütteln bis sie aus ihrem Starrsinn erwachte. Sie blickte ihm in seine vorwurfsvollen Augen. "Ich kann hier die Vögel sehen weißt du? Ich höre den Wind der mir wundersame Geschichten erzählt. Kann das Rascheln im Laub der Pappel hören, sehe wie sich ihre Blätter im Tanz bewegen." Sie setzte sich auf und erzählte nun leidenschaftlicher. "Und manchmal, wenn es Sturm gibt, dann streicht er auch über mein Gesicht, zerrt an meinem Haar, verflechtet es mit Leben. Dann verfärbt sich der Himmel. Orange und schwarz ziehen dann die Wolken wie feurige Heerscharen über den Horizont". Die Rede hatte sie entflammt und ihre Augen flackerten bei dem Gedanken an die schweren Gewitter, die das alte Gemäuer herausforderten zum Kampf. Sie riss mit ihren Zähnen einen Bissen aus dem Brot. Ihr Mund zeigte plötzlich zuvor kaum wahrnehmbare Energie und Sinnlichkeit in seinen kauenden Bewegungen.

Sie aß eine Weile stumm und der Alte sah ihr zu. Leise prasselte Regen gegen die eisernen Stäbe. Lief in dünnen Rinnsalen an den Steinblöcken entlang, ins darunter aufgehäufte Stroh. „Wielange willst du denn noch warten? Hast es fast ein Leben lang getan und wozu? Sie sind nicht gekommen. Keiner." klagte er sie bitter an. Ächzend erhob er sich, konnte nicht sitzen bleiben. Er schlurfte unter das Fenster zeigte mit fast drohender Gebärde nach oben.

„Wo sind sie denn alle?“ bebte seine zornentbrannte Stimme. „Auf ihre Liebe hast du gewartet. Immerzu du Närrin. Begreifst du nicht, dass sie nicht kommen!" Zittrig und von einem neuerlichen Hustenanfall geschüttelt, ließ er kraftlos die Hand wieder niedersinken. „Weder Vater noch Mutter. Dein Vater hat sich vom Leben bereits abgewandt, seinen Frieden schon gemacht. Und deine Mutter? Sie ist eine vergrämte und sture Frau die den Frust des Lebens auf dir ablud wie auf einer Müllhalde. Und die Männer? Deine Männer? Die draußen vorbeigingen? Die hereinsahen durch die Gitterstäbe?“ Ein kurzes spöttisches Lachen ließ seine schlaffen Wangen beben. "Ich liebe dich, Carmen, aber ich bin so schwach" hämte er ihre Stimmen nach. „Dich, dich Carmen baten sie gar um ein Stück von deinem Brot! Wahnsinnige, du musstest ihnen auch noch geben davon."

Voll Unverständnis blickte er hinab zu der Frau mit den dichten, verfilzten Haaren. Das Leben hier herunten hatte sie gezeichnet, aber trotzdem hat sie sich ein seltsames Strahlen erhalten. Ungebrochen trotz der Hiebe der Zeit. „Haben sie dir jemals gegeben wonach es dich verlangte? Nein, oh nein. Gestärkt durch deine Nahrung, durch deine Hingabe sind sie weitergezogen! Du bist zurückgeblieben, allein und beseelt von Hoffnung auf Licht, das in dein Dunkel bricht. Dein Dunkel, hier Carmen, diese Finsternis, ist deine frei erwählte Einsamkeit.“

Er setzte seine Kapuze auf und schneuzte sich lautstark in ein verschmutztes Tuch. Wischte zerfahren über seine Augen. „Nun denn, seis drum. In zwei Tagen muss ich wieder hier vorbei. Ich werde nach dir sehen und dir vielleicht frisches Obst bringen, ein wenig Kuchen, möglicherweise. Mal sehen.“ Dann ging er durch die Tür, drehte sich nochmals nach der Frau um, schüttelte den Kopf und stapfte die steinernen Stufen hinauf, ließ die Zelle, in düstere Gedanken versunken, hinter sich.

Carmen seufzte tief. Vielleicht hatte er ja recht. Sie kannte nichts als das Warten hier im Dunkel. Ein ziehender Schmerz machte sich breit. Zerfloss, kaum aus der Quelle des Herzens entsprungen, als goldenener Bach ihrer ungestillten Sehnsucht unter ihrer Haut dahin. Sie blickte durch die Enge des vergitterten Fensters, suchte verträumt die Weite welche sich dahinter an den Himmel verlor. Die breite Sichel des Mondes ließ blasses Licht in ihr Gesicht fallen. Die Tränen rannen längst über ihre Wangen. Tropften lautlos auf ihre Brust. Schwer hob und senkte sie sich beim Atmen.

Wollte dieser Wahn denn niemals enden? Musste sie das Schicksal immer wieder herausfordern? In der Stille der alten Burgmauern verzehrte sie sich nach Geborgenheit und Wärme. Ob sie es jemals wagen würde die unversperrte Türe aufzustoßen und das vertraute Gefängnis zu verlassen? Die Mauern hier waren kalt und dick, von Feinden uneinnehmbar. Doch wer waren ihre Feinde? Jene, die ihr vorenthielten wonach sie suchte?

Ihre Hand streichelte über die nassen, kalten Steine. Würden sie jemals einstürzen? Sie vielleicht gar unter sich begraben, just im Moment der Befreiung. Sie fröstelte und war gleichsam erregt. Ein Knirschen und leichtes Beben hatte sie bemerkt. Rieselte da vorne nicht Sand herab? Brach neben dem Fenster nicht ein erster Stein aus der Mauer? Ein jähes Brechen der Gitterstäbe ließ sie hochfahren. Sich schützend barg sie ihren Kopf in den abgewinkelten Armen und sehnte sich gleichsam nach dem Licht der Sonne. Sie dachte an liebevolle Hände die ihren Körper streicheln, zärtliche Augen die ihrem Blick standhielten, einen Mund der das Salz ihrer Tränen trinkt. Und eine Mutter die sie sanft in den Schlaf schaukelt.

 

Liebe Schneeeule!

Eine trostlose Geschichte, schon der erste Satz verrät es. Selbstgewählte Einsamkeit, die Sehnsucht nach Liebe, die Angst vor dem Leben. Eindringlich geschildert. Für mich unverständlich. Ganz zum Schluss nocheinmal all ihre Sehnsüchte... vielleicht schafft sie es ja doch? Und ein alter Mann, der Mut macht, der helfen will... was muss diese Frau erlebt haben, dass sie so reagiert? Ich glaube, ich will es gar nicht hören...

"verlechtet es mit Leben" der Ausdruck ist mir unbekannt...

ganz liebe Grüße, Eva... Anne

 

Hi,

Du hast wirklich eine ganz intensive Stimmung erzeugt. Sie lebt von den klasse Bildern und den wirklich schönen Methaphern, die Du immer wieder in Deine Geschichte einstreust. Darin kann man beinahe baden.
Über den 'rationalen' Hintergrund der Geschichte vermag ich im Moment wenig zu sagen. Was sie auf ihre Eltern hoffen und warten lässt, ist - wie ich nur vermuten kann - ein Gefühl der Zuneigung, ein Zeichen der Innigkeit, mit der sie ihre Tochter beschenken sollten.
Aber was an dieser Geschichte wichtig - und vollständig gelungen ist - ist die Möglichkeit, sich in Carmen zu versetzen und ihre Gedanken, ihre Trostlosigkeit und auch das kleine Stückchen Hoffnung zu erleben, dass sie in sich trägt. Die schwache Ahnung von den vielen, vielen Jahren, die sie hier erlebt hat rundet das ganze irgendwie ab und lässt es stark und intensiv werden.

Gefällt mir sehr gut...die Geschichte lebt.

Gruß, baddax

 

Hallo schnee.eule,

Carmen will schon lange spüren, was hinter diesen Mauern ist. Wie es dort weitergehen wird mit ihr. Sie ahnt, dass das Licht irgendwo dort draußen sein muss, wartet jedoch weiter ab.
Zum Einen, weil sie der alte Mann in regelmäßigen Abständen besucht. Und sie will da sein, wenn er wieder kommt. Auch, weil sie seine Worte braucht, weil sie seine Besuche herbeisehnt.
Zum Anderen hat sie Angst, draußen dieser Mutter zu begegnen. Dann würde sich das ersehnte Licht wieder zum trügerischen Licht umkehren. Und das hatte Carmen schon. Sie legt auf Wiederholungen keinen Wert. Sie wartet. Sie wartet auf das Bersten der Steine. Sie geht das Risiko ein, von diesen erschlagen zu werden, im Moment der Befreiung dies als einzige Wahrheit zu erkennen.

Sehr schöner Text mit einer großen Hoffnung dahinter, endlich an das Licht glauben zu dürfen.
Carmen kennt ihren Weg, erkennt die Isolation nicht als Lösung, hat jedoch große Angst vor einer Begegnung mit der Mutter.

Ich hoffe, meine Interpretationen gereichen diesem Text. Er hat es verdient.

Liebe Grüße - Aqua

 
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Liebe Maus!

Trostlos? Einsamkeit? Liebessehnsucht? Ja.
Lebensangst? Nein, sie lebt es ja, anders eben. Angst hat sie nur davor, dass das Licht nicht zu ihr findet. Sie selbst ist ihm ja auch ferngeblieben. Der Mann der helfen will? Über dessen Rolle musste ich selbst erst nachdenken als ich mit dem Schreiben fertig war. Er würde nicht bei ihr bleiben, wenn sie ihm hinauf folgen würde. Er ließe sie oben allein.

Wieso dir etwas unverständlich ist weiß ich jetzt nicht. Meinst du, dass Menschen in diesen Gefühlszuständen leben oder irgend eine Aussage der Geschichte?

Lieben Gruß an dich - Eva




Lieber Baddax!

Es ist wunderbar für mich, wenn meine Metaphern und Bilder dich einladen, darin zu baden. Ehrlich, das freut mich. Die Eltern hast du gut eingereiht.

Du hast dich sehr gut eingefühlt in die Trostlosigkeit, aber das Entscheidende, die Hoffnung die sie in sich trägt, auch gesehen. Die Geschichte lebt, ein schöner Gedanke – weil die Frau lebt, trotz allem, stark und intensiv in all der vermeintlichen Inaktivität.

Lieben Gruß an dich - Eva


Lieber Auqalung!

Carmen weiß was hinter diesen Mauern ist. Die weiß ganz genau, dass dort die Sonne scheint. Sie selbst zeigte denen am Fenster wo das Licht zu finden ist. Aber sie blieb dabei im Dunkel.

Die Gespräche mit dem alten Mann sehnt sie herbei. Das stimmt schon, aber es reicht nicht. Sie legt auf Wiederholungen keinen Wert. Das hatte sie schon. Das hast du sehr schön erkannt.

Diesmal will sie einfach zulassen, dass das Licht kommt. Ohne Brot anzubieten. Noch harrt sie halt im Finstern aus, aber das Licht wird sie erreichen. Und wenn sie den Preis dafür zahlen muss, erschlagen zu werden.

Lieben Gruß an dich - Eva

 

Liebe Eva...

"Nein, sie lebt es ja, anders eben" genau das ist es, was mir so unverständlich ist. Was muss passiert sein, dass jemand so leben kann?

liebe Grüße!

 

Liebes Mauserl!

Diese Frage wird mich jetzt eine ganze Weile beschäftigen. Ich danke dir dafür.

Lieben Gruß nochmals - Eva

 

Hallo schnee.eule,

ich glaube, die Frage ist nicht, warum sie so leben kann, sondern warum sie so leben muß. Trotz allen Begehrens ist dieses Leben im Moment für sie der einzige Weg. Sie würde sonst, denke ich, noch viel mehr als ihr kärgliches Brot weggeben.
Der Alte könnte die Erinnerung an das Leben da draußen sein, sie kehrt (in seiner Gestalt) immer wieder, unfreiwillige Gedanken, doch Hoffnung machend.
„Hiebe der Zeit“ - haben mir besonders gefallen.
„Frust des Lebens“ - Frust ist ein zu jugendlicher Ausdruck für den Alten.

Liebe Grüße,

tschüß... Woltochinon

 
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Servus Woltochinon!

Ich habe gestern über Annes Frage nachgedacht und kam über den Satz "dass sie so leben kann" einfach nicht drüber. Immer wieder purzelte ich über dieses "kann".
Du hast mich aus der Denkspirale befreit. Es geht nicht ums können, sondern sie muss sich so verhalten um ihr eigenes Ich zu schützen. Sie möchte ja alles geben. Aber erst, wenn ihr gegeben wird - das Licht, die Sonne, die Liebe.

Dass dir die Hiebe der Zeit gefallen haben, freut mich sehr. Du findest wirklich alles was mir wichtig scheint. Der Frust ist heute so ein geflügeltes Wort, dass mir gar nicht auffiel, dass es hier unpassend ist.

Ganz lieben Gruß an dich - Eva

 

Hallo schnee.eule!

Eine schwermütige Geschichte. Auch mir gibt sie Rätsel auf. Mit Hilfe der Kommentare interpretiere ich sie in die Richtung, dass sie das Licht meidet, weil sie Angst hat, etwas zu verlieren. Nur im finsteren Keller ist sie sich zumindest dessen sicher, was sie hat. Was hat sie eigentlich? Seelenfrieden, Unverletzlichkeit, "sich selbst"? Hat sie Angst, wenn sie hinaus geht, dass sie eben dieses verliert?

Wieder einmal eine nachdenklich stimmende, tiefsinnige Geschichte. Es ist sehr schwierig, die Prot. zu verstehen. Sie verzichtet aus Angst vor Entäuschung auf ein Leben. Einerseits möchte man beim Lesen auf sie einreden, so wie der alte Mann, andererseits wählt sie diesen Keller freiwillig und bewusst. Vielleicht ist es für sie der richtige Weg. Schwierig für mich diesen Gedanken zu akzeptieren.

lg
klara

 

Hi eule,

du erzählst da keine Alltagsgeschichte, sondern eher ein Märchen oder eine Parabel. Märchenhaft ist auch dein Stil:

"Über vierzig Jahre harrst du hier schon aus. Möchtest du nicht die Wiesen sehen, das Wild, wenn es morgens über die Felder läuft. Den Duft der Veilchen trinken und des Jasmin?"
Das ist für mich nicht Literatur aus diesem Jahrhundert, sorry. Ich hab kürzlich von jemand gehört, der immer nur Balladen schreibt. Märchen sind zwar nicht ganz so schlimm wie Balladen, aber trotzdem...

Es muss ja nicht alles cool, hipp und up to date sein, aber Märchen auf diese Art zu erzählen ist in meinen Augen seit den Gebrüdern Grimm ziemlich out.

Da hab dich jetzt ziemlich hart angefasst. War aber gar nich so bös gemeint. In seiner Art ist dein Text ja nicht schlecht - vielleicht nur nicht mein Fall.

Grüße,
dein leixoletti

 
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Liebe Klara!

Es ist natürlich eine Geschichte die Interpretation zulässt und auch verlangt. Wenn ich eine Geschichte wie diese hinschreibe, dann weil sie rausfließt und erst nach Tagen formiert sie sich für mich.

Sie hat nicht Angst vor draußen. In Wahrheit wünscht sie sich nichts anderes, als dass jemand den Mut hat das Licht zu ihr in den Keller zu tragen. Wodurch kann das wohl sein? Natürlich, mit Liebe. Der alte Mann kommt und gibt ihr Zuneigung, aber niemals würde er ihr zu Liebe unten bleiben. Auch die, denen sie das Licht gezeigt hat, zogen immer irgendeine, ihr unbegreifliche Art von Sicherheit, vor.

Sie braucht keinen Retter - sie kümmert sich ohnehin ganz gut um sich. Aber dort im Verlies ist sie in ihrer Einsamkeit zu Hause. Und wenn keiner sie genug liebt, ihrem Anspruch gerecht wird? Dann können immer noch die Mauern einstürzen und das Licht findet sie.

Vielleicht zu verworren für den Leser. Aber mir tat es beim Schreiben gut. Lieb, dass du es trotz der Länge und des für dich Ungereimtseins gelesen hast.

Lieben Gruß an dich - Eva

Liebe/r Leixoletti!

Ja du hast mich ganz gern im Würgegriff, genießt das langsame Zudrücken hm? Es mag sein, dass diese Art von Sprache dir märchenhaft erscheint. Vielleicht ist es eines.

Es ist möglich, dass diese Art zu erzählen seit den Gebrüdern Grimm out ist. Gott sei Dank ist mir das aber herzergreifend wurscht. Ich schreibe ja nicht für eine Modezeitschrift.

Es ist völlig ok, wenn du lieber trendige Ausdrücke hast, oder alles gerne lockerer siehst.

Womit du vielleicht tatsächlich recht hast, ist, dass meine Geschichten gewohnheitsmäßig in Alltag stehen und dort nicht immer hinpassen mögen. Vielleicht merke ich das nicht, weil sie aus meinem Alltag und dem was um mich herum ist, entspringen. Darüber werde ich dir zuliebe nachdenken ok?

Lieben Gruß an dich - Eva

 

Liebe Schnee.eule,
die Worte haben mich mitgenommen, auf eine Reise in die Zeit aber auch in die Windungen der Gehirne hinein. Wenn auch nicht ganz spontan, weil ich zweimal lesen mußte. Carmen stagniert,wartet darauf, dass ihr die Entscheidung abgenommen wird, sich der Welt und den Menschen zu stellen.
Ich finde, dass die Geschichte auch aktuellen Stoff aufgreift, es klingt für mich nach Depression und allem was da dranhängt.
Deine Sprache ist weich, löst Vorstellungen aus und klingt lange nach.
Schöne Worte
*********Merlinwolf**********

 

Lieber Merlinwolf!

Ich freue mich sehr, dass du die Geschichte gelesen hast. Die Aktualität in der Zeitreise, mit allem was dran hängt, hast du erkannt. Aber - gerade weil sie die Entscheidungen keinem anderen abgibt, selbst durchmuss und will, stellt sie sich ihrer eigenen Dunkelheit. Dafür nimmt sie auch einstürzende Mauern in Kauf. Das ist ein Teil von ihr, neben all der Sonne die ja auch in ihr ist, wenngleich hier nicht miteinbezogen. Die Liebe zu ihr, darf nicht nur nehmen was angenehm ist und gebraucht wird, sondern muss alles umfassen was Carmen darstellt. Auch ihre Finsternis.

Lieben Gruß an dich und einen schönen Sonntag - Eva

 
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Lieber Merlinwolf!

Du hast es zwar vielleicht nicht so gemeint - aber ich las jetzt nochmal den Anhang - schöne Worte - und bildete im Kopf nach - allein wo bleiben die Taten.

Carmens Taten nämlich, endlich all diese Lebensfeiglinge und Zauderer hinter sich zu lassen - von denen kommt das, was sie braucht, sicher nicht. Gerade wegen ihnen sitzt sie überhaupt in diesem dämlichen Verlies!!! Jetzt kann sie aufstehen und einfach den Schritt durch die Mauer machen.

Danke, bekommst dafür einen virtuellen Schmatz :kuss:

Lieben Gruß Eva

 
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Überwältigend! Das war das erste Wort, das mir zu deiner Geschichte eingefallen ist.
Ich konnte das alles richtig vor mir sehen. Wunderbar erzählt und aufgebaut. Ganz dickes Lob (mal wieder :))

Lieben Gruß,
Eittirf

 

Servus Eittirf!

Überwältigend - welch wunderbares Wort um meinen Tag schön ausklingen zu lassen. Danke, es ist toll für mich, wenn du das Erzählte auch bildhaft sehen konntest.

Lieben Gruß an dich - schnee.eule

 

Hallo schnee.eule,

irgendwie fühlte ich die Atmosphäre aus der "Name der Rose"; natürlich ist das Literatur von heute, der Stil unterstützt dabei jedoch eindrucksvoll die Zeit, die geschildert wird. Bei leixoletti würde Carmen den Alten beim Eintritt fragen: " Hey Alda, was gehdn ab outside?" :D

Ich war gefesselt von der Geschichte und - im Nachhinein - fasziniert, dass ich ohne Hintergrundwissen mich derart in die Situation der Carmen versetzen konnte. Die freiwillig gewählte Klausur akzeptiert man als gegeben nur aufgrund der intensiven Bilder. Ohne diese würde die Frage nach dem Wieso und Warum dominieren und von der Geschichte ablenken. So jedoch: Spitzenmäßig!

Ach ja, "Knauern" = wasndas? (3.Absatz)

Gruß vom querkopp

 
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Servus Querkopp!

Hey Alda was gehdn ab outside? Klingt ja irre.
Das hätte schon auch was, das geb ich gerne zu.

Was du über meine Geschichte selbst schreibst freut mich wirklich sehr. Sie ist wie viele aus einem Bild entstanden und es ist das Schönste für mich, wenn meine Worte in anderen wieder Bilder entstehen lassen. Dann weiß ich, dass ich etwas tief drinnen ansprechen konnte. Das Warum und Wieso es zu der Lebenssituation der Prot. kam ist dabei unwichtig. Den Moment, die augenblickliche Situation möchte ich greifbar, spürbar machen, Empfindungen hervorholen, Reaktionen auslösen. Danke dir.

Knauern? Ich könnte dir das Geräusch vormachen, aber beschreiben????? Quietschen, Knattern weiß nicht, passt alles nicht wirklich.

Ein lieben Gruß auch an dich - Schnee.eule

 

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