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Einsicht kommt meist zu spät.
Das Blaulicht der Rettungsfahrzeuge ließ die dunkle Umgebung hell erleuchten. Nick blinzelte. Jemand sagte etwas, aber er hörte außer dem permanenten Piepsen in seinen Ohren überhaupt nichts. Zu gleicher Zeit verlor er sein Bewusstsein.
Die Sonnenstrahlen weckten ihn. Sie kitzelten auf der Haut. Verschlafen öffnete er langsam die Augen. Neben ihm lag eine wunderschöne Frau. Wer war das? Wo war er? Was war passieret. Die Frau wachte auf und lächelte ihn an. Er kannte sie, aber das war unmöglich! Er war schon seit Jahren in sie verliebt, aber sie hatte ihn immer ignoriert. Sie stieg aus dem Bett und ging ins Badezimmer. Während sie sich fertig machte, kniff er sich öfters in den Arm, aber jedes Mal schmerzte es mehr. Es fühlte sich so echt an, aber wieder auch nicht. Kurz darauf kam sie wieder raus und sagte:,, Komm du Faulpelz. Steh auf! Wir müssen die Kinder fertig machen für die Schule.“ Im gleichen Moment kamen auch schon zwei Kinder in das Zimmer gestürmt. Sie sprangen auf das Bett zu ihm, aber ihre Mutter schickte sie sofort wieder raus. Verwirrt stand Nick auf und ging ins Badezimmer. Beim Händewaschen bemerkte er einen Ring an seinem Finger. Sie waren anscheinend verheiratet, aber wieso konnte er sich an nichts erinnern? Wieso wusste er nichts mehr von der Hochzeit und von der Geburt seiner Kinder?
Unten in der Küche frühstückten sie alle zusammen. Nick beobachtete sie, aber nicht lange, da ein Hupen von draußen sie störte. ,, Los Kinder, hopp hopp. Onkel Monroe ist da, um euch zur Schule zu fahren.“, sagte seine Frau. Die Kinder sprangen auf, nahmen ihre Rucksäcke und rannten hinaus. Sein bester Freund brachte seine Kinder in die Schule? Das konnte doch alles nur ein Traum sein. Von klein auf kannten sie sich und haben sich immer wieder geschworen, dass sie, wenn sie erwachsen sind, abwechselnd ihre Kinder zur Schule fahren. Nick ging mit seiner Frau hinaus und wirklich stand am Auto sein bester Freund, der ihm zu winkte. ,, Nick, vergiss morgen das Bier nicht für unseren Männerabend!“, rief Monroe ihm lachend zu. Nick grinste und nickte. Es konnte nur ein Traum sein.
Als sie wieder im Haus waren, fragte er seine Frau:,, Juliet? Wieso hast du mich geheiratet? Ist das ein Traum oder Realität?“ Seine Frau lachte und kam zu ihm. Um Sie herum verschwand alles. Sie standen in einem endlosen, weißen und leeren Raum. ,, Natürlich ist das nicht echt. Weißt du nicht mehr was passiert ist? Kannst du dich nicht mehr an den Abend erinnern?“, fragte sie ihn. Er verstand nichts mehr. Er hatte keine Erinnerungen mehr an den letzten Abend. Fragen über Fragen häuften sich in seinem Kopf. ,,Versuch dich daran zu erinnern.“, sagte er sich immer wieder selbst und tatsächlich kamen ihm langsam die Erinnerungen zurück:
Es war Freitag gewesen und er war mit seinen Kumpels auf einer Party gewesen. Schon leicht betrunken hatte er mal wieder versucht Juliet anzumachen, aber wie auch die Jahre zuvor ignorierte sie ihn. Daraufhin betrank er sich noch mehr und versuchte sie zu vergessen, aber sie machte es ihm auch nicht einfacher. Am späten Abend sah er sie mit einem Jungen rum knutschen. Er war so wütend gewesen. Was gefiel ihr an diesem Idioten? War das ihr Ernst? Ab da konnte er sich nur noch an einzige Momente erinnern. Er erinnerte sich daran, dass er Blut an seinen Händen hatte und alle ihn ängstlich ansahen. Sie sahen ihn an als wäre er ein Monster. Als er nach unten gesehen hatte, war ihm klar wieso. Er hatte den Jungen brutal zusammen geschlagen. Er rannte so schnell wie er konnte nach draußen und stieg in sein Auto. Er wollte nur noch weg. Er ignorierte alles und somit auch die roten Ampeln. An der nächsten Ecke krachte er mit einem anderen Auto zusammen und nun war er hier.
War das der Tod? War er tot? Waren andere Menschen durch ihn gestorben? Juliet sah ihn ernst an. „ Wärest du nicht immer so betrunken und ein Arschloch gewesen, wäre eventuell etwas aus uns geworden, aber jetzt ist es sowieso zu spät.“ Darauf hin verschwand sie. Er rief nach ihr. Er wollte noch nicht sterben. Er fiel weinend auf die Knie. Er bereute alles, aber sie hatte Recht: Es war zu spät! Um ihn herum wurde alles schwarz und still. Es war vorbei.
Piep ... Piep … Piep… Jemand stellte den Herzmonitor ab. Jemand anders schrieb die Todesuhrzeit auf. Langsam verließen die Menschen den Raum. Eine Studentin, die gerade ihre erste Operation hatte, sah bedrückt auf den Jungen. „Wie wäre wohl sein Leben jetzt, wenn er nicht betrunken Auto gefahren wäre?“, fragte sie. Alle sahen sie an. Niemand sagte etwas, denn keiner wusste die Antwort. Es herrschte Stille im Raum. Traurige Stille.