Was ist neu

Einsamkeit

Mitglied
Beitritt
11.01.2002
Beiträge
7

Einsamkeit

Vorab schon mal sorry, falls die Geschichte hier falsch ist, aber ich denke, sie paßt hier noch am ehesten:

Einsamkeit

Basti B. Bustman

Es ist Ende November und das Wetter zelebriert bereits die Jahreszeit, in der nichts wächst und nichts gedeiht, sowenig wie die Stimmung der Menschen. Es ist kalt, es nieselt ein wenig und irgendwie ist es sehr dunkel für diese Zeit des Tages.

Ich laufe durch die Fußgängerzone, dick eingepackt in meine Jacke, und versuche, aus den Gesichtern der Menschen zu lesen. Etwas Wärme, Freundlichkeit, Nähe. Aber alles was ich sehe, sind gesichtslose, gefühlskalte Egoisten. Jeder ist nur auf sich fixiert und scheint außer sich selbst nichts wahr zu nehmen. Ich sehe sie genau an. Braune Augen, grüne Augen, graue Augen, blaue Augen. Buschige Augenbrauen, keine Augenbrauen, dünne Augenbrauen, gestreifte Augenbrauen, gepiercte Augenbrauen. Aber das ändert nichts an der Leere in den Augen, an der Kälte in ihren Herzen.

Während ich weitergehe, habe ich das Gefühl, dass die herabgefallenen Blätter der Bäume wie die Menschen sind. Irgendwie...tot. Vielleicht liegt es auch daran, dass dauernd jemand auf ihnen herumtrampelt.

Es ist kalt, wirklich kalt.

Aber es ist nicht nur das Wetter, das kalt ist. Es sind auch, und gerade die Menschen, die kalt sind. Liegt es am Wetter? Vielleicht. Natürlich, es wäre einfach, es damit zu erklären. Das Wetter ist schlecht, also sind die Menschen auch schlecht drauf. Aber diese Kälte. Es ist, als würden Eisblöcke zu laufen anfangen und einkaufen.

Ich fühle mich einsam, so allein.

Dann erreiche ich mein Ziel. Hier soll ich meine Freunde treffen. Brauerei Lederer, samt Kneipe. Ich gehe rein und verharre erst mal einen Moment. Plötzlich ist es warm. Meinem Körper zumindest. Der Raum ist natürlich gut geheizt. Ich sehe mich um, suche Blickkontakt zu den Menschen, die bereits hier sitzen. Und es überläuft mich ein Schauer. Nein, irgendwie ist es auch das nicht. Auch diese Menschen hier sind kalt, selbst wenn sie vorgeben, es nicht zu sein. Sie lachen, tratschen und schwatzen miteinander. Aber das ändert nichts daran. Sie sind hohl, leer und kalt. Und auch mir wird kalt. Ich mache mich auf den Weg zu unserem Stammtisch. Dort sitzen meine Freunde. Überschwänglich werde ich begrüßt und erwidere diese Begrüßung. Ich setze mich und sehe mich um. Ich kenne diese Leute. Ich weiß, wie jeder von ihnen fühlt und denkt. Aber das bedeutet nicht, dass sie Wärme in mir erzeugen.

Ich sehe ihnen unauffällig der Reihe nach in die Augen. Da ist kein Feuer, keine Leidenschaft und keine Wärme. Sie sind kalt, genau wie die anderen. Sie sind nicht hohl oder leer, wie die anderen, aber trotzdem fehlt ihnen etwas. Das Feuer eben. Sie strahlen keine Wärme aus.

Ich fühle mich einsam.

Es ist spät in der Nacht, als wir uns voneinander verabschieden und ich meinen Weg nach Hause antrete.
Auf dem Weg zur U-Bahn sehe ich fast keine Menschen. Natürlich, es ist spät und die meisten müssen früh raus. Auch in der U-Bahn-Haltestelle sieht es nicht anders aus. Ein paar Menschen, die meisten von ihnen etwas älter als ich, aber nicht viel. Ich erwarte nicht, Wärme zu finden. Und ich habe recht. Ihre Augen sind so kalt, kälter vielleicht, als die, die ich früher am Abend gesehen habe.

Ich fühle mich einsam.

Als ich in den Bus einsteige, sind insgesamt nur 4 Menschen dort. Ein Pärchen, das kichernd in der hintersten Reihe kuschelt, eine junge Frau, etwa in meinem Alter und ich. Bei dem Pärchen brauche ich nicht zu suchen. Und bei der Frau habe ich keine Lust. Außerdem bin ich zu müde. Mir ist kalt, obwohl der Bus gut geheizt ist. Das Wetter hat mich geschüttelt und die Kälte der Menschen, denen ich begegnet bin, hat meine Seele gekühlt.

Ich fühle mich einsam.

Als ich bei meiner Haltestelle an den Ausgang trete, wende ich der Frau kurz den Blick zu und erstarre. Da ist etwas, etwas gutes, etwas ... Wärme. Sie lächelt und mein Blick folgt ihr, als der Bus bereits wieder davon fährt.

Für einen Augenblick fühlte ich mich nicht einsam.

Kommentare? Bitte? :)

[ 13.07.2002, 01:54: Beitrag editiert von: I3en ]

 

Hallo Basti,

Deine Geschichte ist ansatzweise nicht schlecht - besonders dein einfacher Stil hat es mir angetan - allerdings ist das Thema nicht sonderlich originell. Einsamkeit, und Liebe als Mittel dagegen, mag vielleicht für dich als Autor interessant zu erforschen sein, muss aber für den Leser wesentlich mehr als ein dreifach wiederholtes "Ich fühle mich einsam" bieten. Z.B. frage ich mich, warum der Erzähler überhaupt einsam ist. Liegt es an ihm, oder ist es vielleicht ein gesellschaftliches Symptom? Sollte der Leser für sich irgendwelche Konsequenzen aus dem Text schliessen? Wenn der Text einen ausschliesslich aesthetischen Anspruch besitzt, was ist dann an ihm philosophisch?

Den Link zu deiner Seite, wenngleich interessant, musste ich aus deinem Text entfernen, da in den Geschichtsforen Werbung nicht gestattet ist (beachte hierzu bitte die Forenregeln)

Gruss,

I3en

 

Hi I3en,

Hm, okay, das mit dem Link tut mir sorry, finde nur die Optik meiner Seite etwas schöner und stimmiger als das hier. War gar nicht als Werbung in dem Sinn gedacht...

Nachdem die Geschichte mittlerweile 2 (oder eher 3) Jahre alt ist, tue ich mich auch ziemlich schwer damit, heute einzuschätzen, was ich eigentlich fühlte - und dachte - als ich sie schrieb.

Hintergrund war in erster Linie der Versuch, ein Gefühl des Verlorenseins auszudrücken, das einen sogar in großen Menschenmengen überkommen kann.
"Rein ästhetisch" würde ich auf keinen Fall sagen, Hintergrund hatte das ganze schon. Es ist mir nur eben nicht gelungen, das richtig herauszuarbeiten.

Und was die Konsequenzen für den Leser angeht... Ich denke schon, daß ein geneigter und für derart semi-debile Gedankengänge offener Leser den einen oder anderen Schluß ziehen kann - und evtl. sogar will.

Ich dank Dir auf alle Fälle mal für Deinen Kommentar.

 

Hallo Basti B. Bustman,

das von Dir aufgegriffene Thema ist an sich nicht schlecht- doch es wird leider pauschal abgehandelt. Vielleicht fällt Dir ja nach den erwähnten 2- 3 Jahren noch etwas zusätzlich ein.

Tschüß ... Woltochinon

 

Hallo Bustman,

vielleicht ist das von Dir aufgegriffende Thema nicht besonders orginell. Möglicher Weise wird es von Dir auch pauschal abgehandelt.Für mich beschreibst Du jedenfalls glaubhaft das Gefühl der Einsamkeit und mich hat Deine Geschichte berührt.

 

@Woltichon:
Danke für den Kommentar, aber es ist nicht meine Art, fertige Geschichten zu überarbeiten. In meinem "Gesamtwerk" soll durchaus ein Fortschritt in der Entwicklung erkennbar sein.

@softrunner:
Danke für den Kommentar, im Endeffekt ist es ziemlich genau das, was ich persönlich mittlerweile bei der Geschichte empfinde :)

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom