Einsame Nächte
Lange sah er sie an, ohne ein Wort zu sagen. Das Kerzenlicht schimmerte rötlich in ihrem dunklen Haar und es schien warm zurück und wärmte seine Seele. Ihre dunklen Augen sahen ihn glänzend an. Magie steckte hinter ihnen. Magie, die von einem Wesen ausging, das auf Erden nicht existieren konnte. Wie ein Engel so vollkommen, das Wunder eines Menschen, so liebevoll und sanft. Von ihrem süßen Mund strahlte ein leichtes Lächeln, das ihre Backenknochen hob und leichte Fältchen um ihre Augen erscheinen ließ. Ihre Haut war leicht von der Sonne gebräunt und gab einen Duft von sich, der ihn beinahe vor Begierde betäubte. Es war ihr Geruch. Von Millionen anderen Gerüchen würde er ihren Duft erkennen. Ihr Duft, der zu ihm gehörte. Um den Hals hatte sie eine feine Goldkette. Im Kerzenlicht konnte er die winzigen Härchen an ihm erkennen, die entlang der Kette auf die Haut gedrückt wurden. Ein Medaillon in Form eines seltsamen Zeichens hing an ihr, ein Zeichen, das genauso mystisch war, wie sie selbst und die Anziehung, die sie auf ihn ausübte. Sie hatte eine weiße Bluse an, deren ersten beide Knöpfe geöffnet waren und einen Hauch ihrer Weiblichkeit erkennen ließen. Der Kragen, der Ansätze ihres Schlüsselbeins verriet, führte v-förmig hinunter und schloss an jener Stelle, die unverborgen, seinen Verstand geraubt hätte. Die Bluse wölbte sich dort, wo die Brusttaschen mit den roten Knöpfen geschlossen waren.
Wieder roch er ihren Duft tief ein, inhalierte ihn und es war ihm, als ob ein Teil des wunderbaren Wesens in ihn eindrang und eins mit ihm wurde. Die Bluse schmiegte sich eng an ihre Taille, so als ob auch sie die Vollkommenheit dieses Menschen begriff und ihn nicht mehr los lassen wollte. Der leichte Rock klammerte sich an ihre weiblichen Hüften, erschloss ihren Leib und endete erst kurz vor ihren Knien.
Seine Nase sog ihren Duft ein und ihm wurde etwas schwindelig. Ihre Beine waren einfach wunderbar. Es waren nicht die Beine, die zum Gehen erschaffen worden waren. Sie waren geschaffen, um zu zeigen, dass es auch Menschen gibt, die wunderschön sind. Sie waren braungebrannt, glatt und dünn. Keine Strumpfhose musste je diese Beine schmücken, sie waren von Natur aus perfekt. Dort wo das Bein schmäler wurde und der Fußknöchel anfing, zierten rote Stöckelschuhe ihre schlanken Füße. Sie hatte elegante Füße und die Art und Weise wie sie ihren großen Zeh leicht hin und her wippte, ließ sie noch schöner wirken.
Wieder sah er ihr in die dunklen Augen. Sie musste seine Blicke verfolgt haben, den sie atmete etwas deutlicher als zuvor. Es schien ihr gefallen zu haben, denn auch ihr Lächeln war ausgeprägter und noch mehr Fältchen betteten ihre Augen. Langsam näherten sich ihre Köpfe und er nahmen immer mehr Details in ihrem Gesicht wahr. Er verfolgte den Lauf ihrer dünnen Augenbrauen, bewunderte ihre langen Wimpern, die ihm verstohlen zublinzelten. Ihre Nase war klein und rund und einfach wunderschön. Ihre Lippen waren leicht geöffnet.
Kurz bevor sich ihre Nasen berührten, hielten sie. Er konnte ihren Atem jetzt hören. Sie gab ihn schon beinahe stoßweise von sich und er stellte fest, dass auch er vor Erregung gepresster atmete. Er roch ihren Duft intensiver als je zuvor und als er in ihre Augen eintauchte, verschwand seine Umwelt im Nichts und es gab in diesem leeren Raum in dem sie sich nun befanden, nur noch sie beide und die Ewigkeit.
Das muss wohl Liebe sein, dachte er und es war für lange Zeit das letzte, das er bewusst dachte. Seine Hände zogen langsam hoch und berührten vorsichtig den Kragen ihrer Bluse. Der Stoff war weich und zart und es war, als würde er ihre Haut berühren. Er ließ den Kragen durch seine Finger wandern. Seine Fingerspitzen erfassten jede Faser der Bluse und als er den v-förmigen Ausschnitt hinunter glitt, berührten seine Finger plötzlich ihre Haut. Es war nur ein kurzer Moment, doch plötzlich schoss eine Wärme in sein Herz, die er noch nie gespürt hatte. Auch sie hatte die Berührung gemerkt, denn sie stöhnte, erhob sich leicht und senkte sich dann wieder. Ihr Atem wurde in sein Gesicht getragen und er versuchte soviel wie möglich davon aufzunehmen. Es war etwas, das sie erschaffen hatte, die Luft, die in ihr geboren worden war; und somit war es das Kostbarste auf der Welt.
Seine Finger hielten kurz an der Stelle, an der er sie das erste Mal berührt hatte und nun legte er seine andere Hand auf ihre und berührte sie bewusst. Er streichelte mit seinem Daumen über ihren Handrücken und - wirklich wahr - ihre Haut war so, wie er sie sich vorgestellt hatte. Warm und sanft.
Ihre Lippen kamen sich nun näher. Zuerst glaubte er, ihre Lippen zu spüren, dann wurde es zu Gewissheit und ihre Lippen berührten sich. Sein Herz sprang, seine Nackenhaare stellten sich auf und es rann ihm eiskalt den Rücken hinunter, doch gleichzeitig brannte seine Brust. Sie pressten ihre Lippen immer fester aneinander und dann berührten sich ihre Zungen.
Er umfasste ihre Hüften und beide sprangen sie in die Tiefe der Liebe. Er öffnete mit einer Hand die Knöpfe ihrer Bluse, während er sie mit der anderen fest an sich drückte. Er roch ihren Duft und er vergrub sich in ihrem Hals. Er küsste ihn, erforschte ihn mit seinen Lippen, währen sie ihn mit ihren wunderschönen Beinen umklammerte und ihre Becken aneinander presste. Sie begannen zu schweben während er sich in ihr vergrub. Es war ihm, als ob sie eine Tür wäre, eine Tür zu einem Land in dem es nur Leidenschaft gab. Sein Herz pochte wie wild und er spürte ihres dicht an seinem und bald fanden sie in den gleichen Rhythmus. Ihre Hände wanderten seinen Rücken hinunter und pressten ihn an sich. Er spürte ihren Körper, und all seine Rundungen, die ihre Geheimnisse verrieten und seine Seele mit warmer Geborgenheit und heißer Liebe erfüllte. Er verschwand in einem See voll Samt und tauchte ein in ein Meer voll Sonne, die seine Haut streichelte. Die Luft war von etwas erfüllte, das sich bei jeder Bewegung an seine Haut schmiegte, oder war es die Luft selbst, die er zum ersten Mal in seinem Leben wahrnahm. Er spürte sie, er spürte alles was sie tat. Er spürte ihre salzige Haut auf seiner, ihre rufenden Lippen auf seinen und er inhalierte ihren rosigen Atem. Er schloss die Augen und seine bunte Erregung ließ ihn noch tiefer in sie eindringen. Es war ihm, als wäre er in ihr. Als wäre sie in ihm. Als wären sie eins. Ein einziges glühendes Wesen, das alles was es bestrahlte zum Blühen brachte. Er flog mit ihr davon. Er flog über Wiesen und Bäche und Weiden, die voll Kühen und Schafen waren, die ihnen zuwinkten. Sie flogen über das Meer, das aus Watte bestand und auf dem ein kleines Boot schwamm, hilflos und einsam, doch zusammen mit der Welle auf der es schwamm plötzlich riesengroß wurde. Sie flogen gemeinsam über dunkle, kalte Wälder, doch wo sie auftauchten begann der Wald zu singen. Dornen begannen zu blühen. Eine Mauer trug plötzlich Blumen und ein Einsiedlerkrebs ging mit seiner Partnerin auf ihr spazieren, zeigte ihr den Mond, dessen orangenes Licht die Raupe zum Schmetterling verwandelte. Sie Welt begann zu tanzen...
Irgendwann am Morgen wachte er auf. Neben ihm war das Bett leer. Er stand auf und ging zum Fenster. Der rote Sonnenaufgang kündigte einen wunderschönen Tag an. Ein gewisser Duft war in seiner Nase, doch er schien langsam zu verblassen. Er sah hinunter auf die Stadt. „Es gibt doch so viele Menschen...“, dachte er. Doch führte er den Satz nicht zu Ende, da er den Tag lieber mit positiven Gedanken beginnen wollte.