Was ist neu

Einsame Nächte

Mitglied
Beitritt
24.09.2000
Beiträge
521

Einsame Nächte

Lange sah er sie an, ohne ein Wort zu sagen. Das Kerzenlicht schimmerte rötlich in ihrem dunklen Haar und es schien warm zurück und wärmte seine Seele. Ihre dunklen Augen sahen ihn glänzend an. Magie steckte hinter ihnen. Magie, die von einem Wesen ausging, das auf Erden nicht existieren konnte. Wie ein Engel so vollkommen, das Wunder eines Menschen, so liebevoll und sanft. Von ihrem süßen Mund strahlte ein leichtes Lächeln, das ihre Backenknochen hob und leichte Fältchen um ihre Augen erscheinen ließ. Ihre Haut war leicht von der Sonne gebräunt und gab einen Duft von sich, der ihn beinahe vor Begierde betäubte. Es war ihr Geruch. Von Millionen anderen Gerüchen würde er ihren Duft erkennen. Ihr Duft, der zu ihm gehörte. Um den Hals hatte sie eine feine Goldkette. Im Kerzenlicht konnte er die winzigen Härchen an ihm erkennen, die entlang der Kette auf die Haut gedrückt wurden. Ein Medaillon in Form eines seltsamen Zeichens hing an ihr, ein Zeichen, das genauso mystisch war, wie sie selbst und die Anziehung, die sie auf ihn ausübte. Sie hatte eine weiße Bluse an, deren ersten beide Knöpfe geöffnet waren und einen Hauch ihrer Weiblichkeit erkennen ließen. Der Kragen, der Ansätze ihres Schlüsselbeins verriet, führte v-förmig hinunter und schloss an jener Stelle, die unverborgen, seinen Verstand geraubt hätte. Die Bluse wölbte sich dort, wo die Brusttaschen mit den roten Knöpfen geschlossen waren.

Wieder roch er ihren Duft tief ein, inhalierte ihn und es war ihm, als ob ein Teil des wunderbaren Wesens in ihn eindrang und eins mit ihm wurde. Die Bluse schmiegte sich eng an ihre Taille, so als ob auch sie die Vollkommenheit dieses Menschen begriff und ihn nicht mehr los lassen wollte. Der leichte Rock klammerte sich an ihre weiblichen Hüften, erschloss ihren Leib und endete erst kurz vor ihren Knien.
Seine Nase sog ihren Duft ein und ihm wurde etwas schwindelig. Ihre Beine waren einfach wunderbar. Es waren nicht die Beine, die zum Gehen erschaffen worden waren. Sie waren geschaffen, um zu zeigen, dass es auch Menschen gibt, die wunderschön sind. Sie waren braungebrannt, glatt und dünn. Keine Strumpfhose musste je diese Beine schmücken, sie waren von Natur aus perfekt. Dort wo das Bein schmäler wurde und der Fußknöchel anfing, zierten rote Stöckelschuhe ihre schlanken Füße. Sie hatte elegante Füße und die Art und Weise wie sie ihren großen Zeh leicht hin und her wippte, ließ sie noch schöner wirken.
Wieder sah er ihr in die dunklen Augen. Sie musste seine Blicke verfolgt haben, den sie atmete etwas deutlicher als zuvor. Es schien ihr gefallen zu haben, denn auch ihr Lächeln war ausgeprägter und noch mehr Fältchen betteten ihre Augen. Langsam näherten sich ihre Köpfe und er nahmen immer mehr Details in ihrem Gesicht wahr. Er verfolgte den Lauf ihrer dünnen Augenbrauen, bewunderte ihre langen Wimpern, die ihm verstohlen zublinzelten. Ihre Nase war klein und rund und einfach wunderschön. Ihre Lippen waren leicht geöffnet.

Kurz bevor sich ihre Nasen berührten, hielten sie. Er konnte ihren Atem jetzt hören. Sie gab ihn schon beinahe stoßweise von sich und er stellte fest, dass auch er vor Erregung gepresster atmete. Er roch ihren Duft intensiver als je zuvor und als er in ihre Augen eintauchte, verschwand seine Umwelt im Nichts und es gab in diesem leeren Raum in dem sie sich nun befanden, nur noch sie beide und die Ewigkeit.
Das muss wohl Liebe sein, dachte er und es war für lange Zeit das letzte, das er bewusst dachte. Seine Hände zogen langsam hoch und berührten vorsichtig den Kragen ihrer Bluse. Der Stoff war weich und zart und es war, als würde er ihre Haut berühren. Er ließ den Kragen durch seine Finger wandern. Seine Fingerspitzen erfassten jede Faser der Bluse und als er den v-förmigen Ausschnitt hinunter glitt, berührten seine Finger plötzlich ihre Haut. Es war nur ein kurzer Moment, doch plötzlich schoss eine Wärme in sein Herz, die er noch nie gespürt hatte. Auch sie hatte die Berührung gemerkt, denn sie stöhnte, erhob sich leicht und senkte sich dann wieder. Ihr Atem wurde in sein Gesicht getragen und er versuchte soviel wie möglich davon aufzunehmen. Es war etwas, das sie erschaffen hatte, die Luft, die in ihr geboren worden war; und somit war es das Kostbarste auf der Welt.

Seine Finger hielten kurz an der Stelle, an der er sie das erste Mal berührt hatte und nun legte er seine andere Hand auf ihre und berührte sie bewusst. Er streichelte mit seinem Daumen über ihren Handrücken und - wirklich wahr - ihre Haut war so, wie er sie sich vorgestellt hatte. Warm und sanft.

Ihre Lippen kamen sich nun näher. Zuerst glaubte er, ihre Lippen zu spüren, dann wurde es zu Gewissheit und ihre Lippen berührten sich. Sein Herz sprang, seine Nackenhaare stellten sich auf und es rann ihm eiskalt den Rücken hinunter, doch gleichzeitig brannte seine Brust. Sie pressten ihre Lippen immer fester aneinander und dann berührten sich ihre Zungen.

Er umfasste ihre Hüften und beide sprangen sie in die Tiefe der Liebe. Er öffnete mit einer Hand die Knöpfe ihrer Bluse, während er sie mit der anderen fest an sich drückte. Er roch ihren Duft und er vergrub sich in ihrem Hals. Er küsste ihn, erforschte ihn mit seinen Lippen, währen sie ihn mit ihren wunderschönen Beinen umklammerte und ihre Becken aneinander presste. Sie begannen zu schweben während er sich in ihr vergrub. Es war ihm, als ob sie eine Tür wäre, eine Tür zu einem Land in dem es nur Leidenschaft gab. Sein Herz pochte wie wild und er spürte ihres dicht an seinem und bald fanden sie in den gleichen Rhythmus. Ihre Hände wanderten seinen Rücken hinunter und pressten ihn an sich. Er spürte ihren Körper, und all seine Rundungen, die ihre Geheimnisse verrieten und seine Seele mit warmer Geborgenheit und heißer Liebe erfüllte. Er verschwand in einem See voll Samt und tauchte ein in ein Meer voll Sonne, die seine Haut streichelte. Die Luft war von etwas erfüllte, das sich bei jeder Bewegung an seine Haut schmiegte, oder war es die Luft selbst, die er zum ersten Mal in seinem Leben wahrnahm. Er spürte sie, er spürte alles was sie tat. Er spürte ihre salzige Haut auf seiner, ihre rufenden Lippen auf seinen und er inhalierte ihren rosigen Atem. Er schloss die Augen und seine bunte Erregung ließ ihn noch tiefer in sie eindringen. Es war ihm, als wäre er in ihr. Als wäre sie in ihm. Als wären sie eins. Ein einziges glühendes Wesen, das alles was es bestrahlte zum Blühen brachte. Er flog mit ihr davon. Er flog über Wiesen und Bäche und Weiden, die voll Kühen und Schafen waren, die ihnen zuwinkten. Sie flogen über das Meer, das aus Watte bestand und auf dem ein kleines Boot schwamm, hilflos und einsam, doch zusammen mit der Welle auf der es schwamm plötzlich riesengroß wurde. Sie flogen gemeinsam über dunkle, kalte Wälder, doch wo sie auftauchten begann der Wald zu singen. Dornen begannen zu blühen. Eine Mauer trug plötzlich Blumen und ein Einsiedlerkrebs ging mit seiner Partnerin auf ihr spazieren, zeigte ihr den Mond, dessen orangenes Licht die Raupe zum Schmetterling verwandelte. Sie Welt begann zu tanzen...

Irgendwann am Morgen wachte er auf. Neben ihm war das Bett leer. Er stand auf und ging zum Fenster. Der rote Sonnenaufgang kündigte einen wunderschönen Tag an. Ein gewisser Duft war in seiner Nase, doch er schien langsam zu verblassen. Er sah hinunter auf die Stadt. „Es gibt doch so viele Menschen...“, dachte er. Doch führte er den Satz nicht zu Ende, da er den Tag lieber mit positiven Gedanken beginnen wollte.

 

Eigenartig, dass du auf diese Geschichte keine Reaktion erhalten hast.
So lange bin ich ja noch nicht dabei, vielleicht war grad Sommerloch an Kritikern? Wie auch immer,jetzt meine Kritik.

Mit jedem weiteren Satz, den du geschrieben hast, ging mir eine Furcht durch den Kopf, dass du dich umdrehst und entdeckst, wie ich euch beobachte. Ich will damit sagen, dass du, obgleich du im langläufigen Sinne ja sehr unverfängliche erotische Handlungen beschreibst, dies mit einer Tiefe machst, dass man sich wie ein direkt danebenstehener Voyeur vorkommt, weil da so viel von der Intimität, die du erlebst zu sehen ist.
Ich werde als Betrachterin ganz nahe rangelassen und genau das macht deinen Text so spannend und läßt einen nicht los.

Aus meiner Sicht sind da zwei Brüche in deiner Geschichte: einer am Ende , einer zu dem Zeitpunkt, indem sich das Paar berührt, küßt.

Die detaillierte Ausführlichkeit in dem Teil der Geschichte bis zum Zeitpunkt dieser Berührungen wird hier unterbrochen. Das wirkt dann ein wenig so, als habe dich deine Vorstellungskraft verlassen.
Daher wäre mein Vorschlag, hier die Geschichte enden zu lassen, dann wäre auch der zweite Bruch, nämlich das abrupte Ende nicht so losgelöst vom Rest der Geschichte.

Ich kann dir für einen gelungenen Schluß keine Ideen liefern, weil sie mir nicht einfallen. Es läuft letztendlich in deiner Geschichte alles darauf hinaus, dass du sie auf jeden Fall so nicht bis zum Ende durchziehen wirst können. Mir ist daher vollkommen klar, dass sie abrupt enden muß, aber ich empfinde es trotzdem als Bruch als zu getrennt vom eigentlichen Teil.
Ich hoffe, ich hab dir ein wenig verständlich machen können, was ich meine und es war nicht allzu <img src="confused.gif" border="0">

 

Sehr geehrte Lakita!

Mit freudiger Überraschung sah ich heute, dass du eine weitere Geschichte von mir gelesen und sogar Kritisiert hast. Danke, endlich sehe ich eine Reaktion auf die vielen Bits und Bytes die versuchen, eine "Liebesnacht" zu umschreiben. Bin froh, dass du sie spannend findest und sie dich als "Voyeur" erscheinen lässt.

Nun zu dem Fortlauf. Die beiden Brüche sind beabsichtigt und sollten auf den Titel der Geschichte hinweisen. Ich habe so etwas noch nie geschrieben und habe bis jetzt nicht gewusst, ob es funktioniert hat oder nicht. Anscheinend nicht.

Wenn ich nicht der AUtor der Geschichte wäre, so würde ich sagen, dass es eine "Und dann ist der sufgewacht"-Geschichte sein könnte. Die brüche deuten darauf hin. Es klingt wie die Gedanken jemanden, der selten oder vielleicht noch nie sexuellen Kontakt mit einer anderen Person außer sich selbst hatte. Vielleicht bin ich ja der einzige, aber ich muss sagen, so ideal, so wunder-bar und fein ist es nicht. Der Vorgang wird zu detailiert beschrieben. Wie ein Wunschtraum. Und genau das könnte er auch sein.
Er beschreibt das aussehen seines gegenübers, den Duft und den Atem. Dinge die einem Tag täglich über dem Weg laufen oder man spät abends im Fernsehen sehen kann. Es sind Dinge, die der Protagonist sich zusammen reimen könnte.
Dann der Kuss - Bruch. Der protagonist flieht, mit der Ausrede, vor Extase davon zu schweben. Er sieht sich nicht mehr als aktive Person, sondern als "Gefangener" der Liebe, gefangen in einem Traum. Das könnte als Ausrede dienen, dass er sich einen Kuss nicht vorstellen kann, weil er gar nicht küsst, sondern allein in einer Wohnung sitzt, und träumt.
Dann entflieht er in einen Traum, Die Welt ist irreal. Sie tanzt.

Am Morgen wacht er auf und stellt fest, dass sein Bett leer ist (bis auf ihn selbst freilich). Er schaut aus dem fenster und der Anblick der vielen Wohnhäuser lässt ihn an die vielen Menschen denken.
Dann kommt ihm ein Gedanke, den er nicht fertigzudenken wagt. "Warum finde ich SIE nicht?", "Warum kommt SIE nicht zu mir?" könnten diese Gedanken lauten, die er aber aufgrund des schönen Wetters, oder aber auch aufgrund seines schwachen Selbst nicht fertigzudenken wagt.

Das wäre eine interpretation, wenn ich nicht der Autor der geschichte wäre. :rolleyes:

Vielleicht ist mir dieses Gedankenexperiment nicht sonderlich geglückt, aber dass dirch mein Schreibstil ggefesselt hatt... Damit habe ich eine besondere Freude, wo man das als Noname sooo gerne hört!!! :)

Sodale, dann werd ich mich mal auf deine geschichten stüzen.
Noch viel Spaß beim lesen und einen wunderschönen Tag,
dein Peter Hrubi

 

Genauso hab ich es mir gedacht Peterle *fg*, exakt so, wie du es eben als Eigeninterpretation dargestellt hast. Wenn es dir gelingt, noch besser herauszuarbeiten, dass deine Hauptperson eigentlich ein unerfahrener vor Sehnsüchten vergehender Mann ist, der ab einem gewissen Punkt seiner Träume bzw. Wunschträume mangels eigener selbst erlebter Erfahrungen ungenau wird, dass es ihm also nur gelingt, seine träumerische sinnliche Seite gut darzustellen, dann wäre es zudem eine tragische Gestalt, ein Einsamer. Himmel, das könnt eine Geschichte werden...wow!!!

 

Tja, stimmt. so hätte ich sie mir auch gewünscht. Aber ich wüsste ehrlich gesagt nicht, wie ich das anstellen sollte. Es ist eine Gradwanderung, zwischen einer klaren Darstellung dieses Charakters und einer pointierten Geschichte. Wusste damals nicht genau, wie ich dies schaffen sollte, und jetzt immer noch nicht! :(
Naja, aber das ist mein Problem. So gehts mir mit vielen geschichten.

Aber hey! Shit happens! :)

 

Ich bitte dich, nicht deswegen deprimiert zu sein. Immerhin möchte ich erwähnen, dass ich als Kritikerin das hervorragende Erlebnis haben darf, dir vorzugeben, was ich für wünschenswert hielte.
Also kann ich in meiner allmächtigen Fantasie dir ein Ziel vorgeben, das kaum erreichbar ist, ohne mir große Gedanken darum machen zu müssen, was draus wird.

Ich merke grade, dass ich wohl besser in eine wohldosiertere Form des Kritisierens umschwenken sollte, damit ich nicht lauter gefrustete Autoren niedergevotet habe.
Wer soll mir dann noch Möglichkeiten verschaffen, mich als Kritikerin zu betätigen? ;)

Wie sagt man so schön: die Flasche ist halbvoll, nicht halbleer und das gilt auch in deinem Ländle.

 

Hey Beau, danke fürs Lesen dieser alten Geschichte.

Werde über die Fehler noch einmal drüberfliegen.

Liebe Grüße aus Wien, Peter Hrubi

 

Wunderschön, ich war beim Lesen richtig mitgerissen, konnte gar nicht mehr aufhören. Du hast alles so ausführlich und tief beschrieben, man fühlte sich wie die Hauptperson. Ich muss gestehen, ich habe de Mann die ganze Zeit über ungemein beneidet. Ich hab keine Freundin, hätte aber gern jemanden dem ich auf diese Art meine Liebe beweisen kann.

Und an Beau: Du immer mit Deinen Rechtschreibfehlern, so schlimm ist das doch nun wirklich nicht und wenn man nicht ganz so besserwisserisch wäre, würde das auch "den Lesefluss" nicht stören! ;)

 

@ Hquadrat!

Danke für deine lobenden Worte! Darf ich deiner Antwort entnehmen, dass du die Geschichte mit einem positiven Gefühl gelesen und den Schluss als "HappyEnd" interpretiert hast?

LG, Peter Hrubi

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom