Einsam
Einsam
Wie oft in den letzten Wochen wartet ein hungriger Jack hinter ihrer Haustür. Sie schmeißt ihre Schultasche auf das Sofa und begibt sich in die Küche, um dem Hund Futter zu machen.
Suchend blickt sie durch die Wohnung und muss enttäuscht feststellen, dass sie auch diesmal alleine ist. Traurigkeit überkommt sie und nun gilt es sich abzulenken: Sie nimmt die Fernbedienung in die Hand und zappt durch das Programm.
Punkt 14 Uhr klingelt das Telefon. Mama! Termin! Wird spät! Das Übliche...
Abwesend hört Sarah über die Ratschläge ihrer Mutter hinweg und widmet sich dem Hund, welcher sie aus treuen Augen anbettelt, ausgeführt zu werden. Mit leerem Magen lässt sie ihr noch leereres Zuhause hinter sich und läuft in Richtung „Elkes Blumenstübchen“, wo die letzten Euros Taschengeld für ein grünes Gesteck geopfert werden.
Nachdenklich überquert sie die Straße und erst ein hupendes Auto holt sie zurück in die Realität. Der wild gestikulierende Fahrer wirft ihr ein paar böse Blicke zu, bevor er fluchend weiterfährt. Sichtlich unbeeindruckt setzt die Kleine ihren Weg fort, verwirrt durch tausend Gedanken, die sie seit jenem Tag nicht mehr loslassen.
Der Hund wird festgebunden, ein großes, knarrendes Tor aufgeschoben. Lähmende Stille, der Wind pfeift ihr um die Ohren. Ohne einen Blick nach links und rechts zu werfen, steuert sie auf ihr Ziel zu. Am Ende des Weges angelangt, ein kurzes Zucken, ein Blick nach links, Tränen sammeln sich. Sie legt die Blumen nieder, zögernd wandert die Hand in die Tasche und findet ihn…
Den Brief mit der Aufschrift „für Papa dein Engel“.
© LL