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Einmal wie immer
Ian überkam ein piksendes Gefühl von Scham, als er erst durch das Herabsinken seines tonnenschweren Kopfes aus dem ungeplanten Nickerchen vor dem Fernseher erwachte – dem zweiten innerhalb weniger Stunden. Augenblicklich dröhnte ihm die Stimme der attraktiven Nachrichtensprecherin mit präzise surrenden Tiefen entgegen, er justierte hastig die Lautstärke neu und setzte sich auf. Die Tatsache, dass sich im Glas nur noch ein müder Tropfen abgestandenes Leitungswasser befand, quittierte er mit einem resignierten Augenrollen. Sein Nacken schmerzte, außerdem hatte er einen Kater, also legte er sich wieder hin.
Ein verschwendeter Tag in einem verschwendeten Jahr, dachte Ian. Er beobachtete die blonde, wohlgeformte Frau mit den großen blauen Augen, die Nancy Gorman hieß und sowohl jünger als auch erfolgreicher war als er, und die ihn niemals ungeduldig ins gemeinsame King-Size-Bett rufen würde, wie er es sich in seinen Phantasien mehrmals täglich ausmalte. Nein, sie lebte wahrscheinlich mit einem gut gekleideten Strafverteidiger oder Marketingleiter in einem Haus in der Bucht, auf dem Dach eine dieser albernen Solaranlagen, durch die sich die Oberschicht ermächtigt fühlt, über andere zu urteilen, während sie den Porsche Cayenne Turbo zum Supermarkt um die Ecke peitscht. Wahrscheinlich ging Nancy sogar jeden Morgen im Park joggen und hatte ständig Sex, anders waren ihre Figur und ihr souveränes Auftreten nicht zu erklären. Ian schloss die Augen.
Sieben Monate war es nun her, dass ihn seine zweite Frau verlassen hatte. Am Morgen hatte er sie noch zur Arbeit gefahren und mit einem liebevollen See you later, Trace verabschiedet; am Abend hatte sie ihre Tasche gepackt und ihm eröffnet, dass das Umzugsunternehmen am nächsten Mittwoch um sieben Uhr klingeln würde, er solle sich also den Vormittag freinehmen. An diesem Tag war Ian zum letzten Mal im Büro gewesen. Von Tracy hatte er seitdem nichts mehr gehört, abgesehen von dem peinlichen Aufeinandertreffen vor einigen Wochen, als sie heimlich ihre Post abholen wollte – sie hatte ihn höchstwahrscheinlich im Büro vermutet – und gerade ins Haus hineinschlich, als er mit offenem Bademantel im kleinen Bad neben der Eingangstür stand und masturbierte. Hektisch hatte er seinen Bademantel zugeschnürt und gestammelt, es sei nicht so, wie es aussehe, aber sie ignorierte ihn. Etwas bedürftig hatte er ihr einen Kaffee angeboten, gerne auch einen Tee, ganz wie sie mochte, doch sie musste los: Zum Yoga. „Seit wann machst du denn Yoga?“, hatte er gefragt, doch sie hatte nur die Augen verdreht. Vielleicht war es gut gewesen, dass sie sich auf dieses Gespräch nicht eingelassen hatte, sonst hätte sie ihn womöglich noch gefragt, seit wann er um halb elf morgens schon nach Schnaps roch, woraufhin er hätte erklären müssen, dass es sich eher um ein Noch als um ein Schon handelte, was die Situation ein bisschen, aber nicht viel besser gemacht hätte. Auf jeden Fall hätte sie ihn nicht gefragt, seit wann er sich im Bad einen runterhole; dabei hatte sie ihn schon mehrmals erwischt. Nachdem sie die Tür hinter sich zugezogen hatte, hatte Ian die Sache zu Ende gebracht.
Seitdem hatte er keinen nennenswerten Kontakt zur Außenwelt gehabt, abgesehen von seiner Mutter, die hin und wieder anrief, um sich über ihn zu beschweren, und Miguel, dem Lieferburschen der Pizzeria Antonio einige Blocks weiter, der beinahe täglich mit einer Calzone vor der Tür stand. Sie hatten das Spiel umgedreht: Ian musste der Pizzeria telefonisch Bescheid geben, wenn er keine Lieferung erhalten wollte, anderenfalls stand Miguel um Punkt 18 Uhr auf der Matte und lächelte ihn mit seinen schiefen Zähnen an, die neben seinem schwarzen Vollbart extrem weiß wirkten. „Einmal wie immer“, sagte er dann. „Einmal wie immer“, antwortete Ian stets, und ließ sich zwei Dollar zurückgeben, wodurch sich das Trinkgeld auf ganze fünf Dollar belief, mehr als dreißig Prozent. Miguel kam gern zu ihm. Ian lag noch einige Zeit auf dem Sofa und starrte den Deckenventilator an, der seit Wochen stillstand. Genau wie er selbst hatte das Ding von einem Moment auf den anderen aufgehört zu funktionieren und die Arbeit niedergelegt, einfach so, ohne jemanden darüber in Kenntnis zu setzen. Seither war die Luft schwerer geworden, drückender, und der unbarmherzige Spätsommer machte sich schon nach dem Aufstehen bemerkbar. Die Jalousien in Wohn- und Schlafzimmer hielt er daher geschlossen.
Nancy hatte mittlerweile aufgehört zu sprechen, zumindest vor der Kamera, und der dickliche Steve hatte mit dem Wetter übernommen. Die Hitze würde noch bleiben, sagte er freudig, es sei also noch nicht zu spät für einen Kurztrip an die Küste mit der Familie oder einen Angelausflug, man solle die Ferien ruhig ausnutzen, daran sei nichts falsch. Ian schnaubte verächtlich. „Machen Sie einen Kurztrip mit der Familie“, äffte er den Wettermann nach, „gehen Sie angeln, aber natürlich, du fettes Stück Scheiße.“ Er lachte hämisch, was ihm genug Auftrieb gab, dass er sich aufsetzen konnte, griff nach dem Wasserglas und stand auf, um es zu füllen. „Angeln“, rief er verächtlich und watschelte kopfschüttelnd in die Küche. Seine Kehle brannte. Ian leerte das Glas in einem Zug und war gerade dabei, es erneut zu befüllen, als es klingelte. Ding-dong. Er runzelte die Stirn und blickte auf die hässliche Wanduhr in der Küche, die Tracy nicht mitgenommen hatte, obwohl es ihre war – die Zeiger standen auf kurz nach fünf. Zu früh für Miguel, dachte Ian verwundert und stellte das Glas auf der Anrichte ab. Nein, die Calzone konnte es nicht sein, das war unmöglich; Miguel verspätete sich alle paar Wochen mal um einige Minuten, aber zu früh war er noch nie gekommen.
Durch die Milchglasscheibe in der Tür konnte Ian den Umriss eines Kopfes mit langen Haaren erkennen und merkte, wie sein Herz begann, die Frequenz zu erhöhen, bis er sich erinnerte, dass Tracy mittlerweile eine Kurzhaarfrisur trug und außerdem etwas größer und stämmiger war als die Silhouette, die in seinem Eingang stand. Ding-dong. „Äh, ich komme!“, rief Ian etwas unbeholfen und schlüpfte in seine Jeans, die zumeist in unmittelbarer Nähe der Eingangstür lag, damit er schnell handlungsfähig war, wenn Miguel ihn mit der Klingel weckte. Er mochte zwar in gewissem Maße die Kontrolle über sein Leben verloren haben, aber bis er in Unterhose die Tür öffnete, würde noch einiges passieren müssen, und soweit würde er es nicht kommen lassen.
Die junge Frau, die ihm gegenüberstand, strahlte ihn mit großen Augen und einem breiten Lächeln an. Sofort erhöhte sich seine Herzfrequenz wieder. „Hallo“, sagte sie, „ich bin Elliott von DryVac, wir stellen Haushaltsgeräte her, Staubsauger, im Wesentlichen. Ich würde Ihnen sehr gern unser neues Modell vorstellen, den DryVac Power 4S.“ Sie stockte kurz, blinzelte und fragte schließlich: „Darf ich reinkommen? Ich weiß, was Sie jetzt denken – aber ich verspreche Ihnen, danach werden Sie alles vergessen, was Sie über Staubsauger zu wissen glaubten.“ Ian wusste nicht recht, was er sagen sollte. Er war im Besitz eines Staubsaugers, eines guten sogar, wie er glaubte, er hatte ihn allerdings lange nicht benutzt, vermutlich noch gar nicht, seitdem Tracy ausgezogen war. Es hatte keinen Sinn, ein Haus zu pflegen, in dem sich außer ihm selbst niemand aufhielt, fand er. „N-natürlich“, stammelte er schließlich und wich zur Seite. „Kommen Sie rein, ich habe Urlaub, da haben Sie Glück“, sagte er und fühlte sich augenblicklich schuldig. Die Frau formte ihre vollen Lippen zu einem Lächeln, der Einlass schien für Vertreter die größte Hürde zu sein, nahm das Gerät in die Hand, das er gar nicht bemerkt hatte, und huschte an ihm vorbei. Sie roch sehr angenehm, nach Rose oder Tulpe oder irgendetwas anderem, und mochte etwa fünfundzwanzig sein. Auf der Schwelle zum Wohnzimmer blieb sie stehen und drehte sich zu Ian um. Ihr dunkles Haar lockte sich leicht und legte sich wie ein Rahmen um ihr symmetrisches, ja bezauberndes Gesicht, und Ian bereute sofort, sie hineingebeten zu haben. Die Wirkung, die sie auf ihn hatte, besorgte ihn; außerdem war ihm der Zustand, in dem sich sein Haus befand, unangenehm.
„Es ist etwas unordentlich, das tut mir leid“, sagte er, als wollte er ihr zuvorkommen. „Ich war bis gestern Abend noch auf Dienstreise in Jacksonville und bin bisher nicht dazu gekommen, aufzuräumen oder zu saugen.“ Elliott lachte hicksend auf und Ian bemerkte ihr transparentes Oberteil, durch das sich ihr BH abzeichnete. Er bemühte sich, wegzuschauen, was ihm nur einigermaßen gelang. „Das macht doch nichts“, versicherte sie ihm, „dafür bin ich ja da! Wo läge denn der Sinn eines Staubsaugers, wenn schon alles blitzblank wäre?“. Da hatte sie Recht, das musste er zugeben.
Einen kurzen Moment lang sahen sie sich bloß an, dann ergriffen sie beinahe gleichzeitig das Wort und hielten wieder inne. Ian entschuldigte sich verlegen, Elliott lachte. „Möchten Sie etwas trinken?“, fragte er hektisch und überlegte, ob er sich für die Hitze entschuldigen sollte, gelangte dann aber zum Schluss, dass er auf das Wetter keinen Einfluss habe und sie sicherlich auch wisse, dass sie sich dafür bei dem Hochdruckgebiet aus Mexiko bedanken mussten, zumindest hatte es der dicke Steve so erklärt. „Cola Light, wenn Sie haben“, sagte Elliott und strich eine Strähne aus ihrer Stirn. Hatte er nicht, also spülte er ein Glas und füllte es mit Leitungswasser auf. Er hatte einen passablen Vorrat in seinem Kühlschrank, da er ungern in den Supermarkt ging und deshalb immer viel zu viel kaufte, alkoholfreien Getränken konnte er jedoch nicht viel abgewinnen. Er verzichtete darauf, ihr Wodka oder Bud Light anzubieten – sie war schließlich im Dienst. Nicht, dass ihn das jemals abgehalten hätte, doch Elliott schätzte er anders ein.
Sie nahm einen schüchternen Schluck und stellte das Glas auf der Fensterbank ab, um sofort wieder zur Arbeit zurückzukehren. „Ich brauche Strom“, sagte sie und sah ihn fragend an, in den Händen hielt sie eine Konstruktion, die wie das Ladegerät eines Akkuschraubers aussah, bloß etwas größer. Ian ließ den Blick durch den Raum schweifen und zeigte auf eine hüfthoch angebrachte Steckdose neben der Tür, durch die sie gekommen waren. Sie nickte, steckte das Gerät ein und erklärte, es handle sich um eine Dockingstation, in die der Sauger einfach hineingehangen werden konnte. Sie holte aus, um die Funktionsweise zu erklären, doch Ian hörte nicht mehr zu. Er sah sie konzentriert an, nickte zwischendurch, um ihr das Gefühl zu geben, er hänge an ihren Lippen, und stellte sich währenddessen vor, wie sie auf ihn zukommt, langsam ihre Kleidung fallen lässt und ihm ganz nah ist, nur noch in ihrem blauen oder grauen BH, der trotz der spärlichen Beleuchtung im Raum deutlich unter ihrer Bluse zu sehen ist, als sie ihm einen fragenden Blick zuwarf und er das Gedankenspiel unterbrechen musste. Er schüttelte beinahe unmerklich den Kopf, als könnte er seinen kleinen Exkurs auf diese Weise einfach aufschieben, und entschuldigte sich hastig. „Ich fragte, ob ich einfach loslegen soll“, wiederholte Elliott und bewegte den Sauger in ihrer Hand hin und her, um ihr Vorhaben bildlich zu untermauern. „Ja, ja, klar – legen Sie los“, nuschelte Ian. Sie hatte ihn erwischt, doch es schien ihr vollkommen egal zu sein, wahrscheinlich genoss sie es.
Was für ein ekelhafter Kerl, dachte Elliott angewidert, während sie Berge von Krümeln, Staub und Fusseln, die sich scheinbar über Monate hinweg auf dem Laminatboden angesammelt hatten, unter dem leise surrenden DryVac Power 4S verschwinden ließ. Er war das beste Modell, das sie im Sortiment hatten, hatte mit tausendfünfhundert Dollar aber einen stolzen Preis, weshalb die Verkaufszahlen stockten, nachdem die Reichen der Gegend beim Markteintritt bereits zugeschlagen hatten und somit für längere Zeit versorgt waren. Der Power 4S war leiser und effizienter als das Vorgängermodell und hatte zudem eine weitaus längere Akkulaufzeit, es passierte allerdings beizeiten, dass die Halterung aus der Steckdose rutschte, wenn das Gerät zu lange darin hing. Man konnte also von einem Gewichtsverteilungsproblem sprechen oder von einem Versäumnis, einen Stecker mit Lock zu verbauen – da hörten die Kritikpunkte allerdings schon auf. Die Steckdosen in diesem recht modernen Haus, das, so vermutete Elliott, in den Achtzigerjahren errichtet worden war, sahen robust aus, weshalb sie davon absah, den dicklichen, etwas verwahrlost wirkenden Mann darauf hinzuweisen, der offensichtlich glaubte, sie habe seine mickrige Erektion nicht bemerkt.
Er war ihr vom Gebietsleiter als Ian Parsons präsentiert worden, ein neuerdings alleinstehender Mann mittleren Alters, der nur selten das Haus verließ und wahrscheinlich Programmierer oder irgendetwas anderes war, das vom heimischen Computer aus ausgeführt werden konnte. Dass er soeben erst von einer Dienstreise heimgekehrt war, glaubte sie nicht; dafür standen zu viele Bierdosen herum, die er augenscheinlich zu verstecken versucht hatte, außerdem roch es nach frischem Schweiß und die Flecken auf dem Sofa sahen aus, als seien sie nur wenige Stunden alt, wenn überhaupt. Eigentlich wirkte er eher arbeitslos, aber dafür war das Haus eindeutig zu teuer, nein, Geld schien kein allzu großes Problem zu sein. Die Recherche nahm in der Firma einen hohen Stellenwert ein, denn nur wer über die potentiellen Kunden Bescheid wusste, konnte sich auf deren Bedürfnisse einstellen. Und das Bedürfnis von Ian Parsons schien sie zu sein, was den Verkaufsprozess vereinfachte. Sie hätte ihm auch Nadelkissen oder Pfeifenreiniger andrehen können, wahrscheinlich wäre sie alles losgeworden.
Sie saugte das Wohnzimmer, den Flur und die Küche, und durchgehend trabte der Mann hinter ihr her und beobachtete sie. Dass er sie vögeln wollte, widerte sie an, sie musste aber auch zugeben, dass die durchsichtige Bluse zu einem ihrer Verkaufstricks gehörte, wenn sie männliche Kunden hatte. Ian Parsons war ein besonders einfacher Fall, doch es hatte auch sonst immer recht gut funktioniert: Obwohl sie erst seit einem Jahr im Außendienst von DryVac arbeitete, war ihr Umsatz höher als der ihrer männlichen Kollegen Stan, Michael und Rodrigo – und damit auch ihre Provision. Sie bückte sich provokant, um die angetrockneten Speisereste unter dem Ofen zu erwischen, die schon Ewigkeiten dort liegen mussten. Vielleicht hatte er dabei ihren Tanga gesehen, doch es würde keinen Unterschied machen, sie hatte ihn schon von der ersten Sekunde an in der Tasche gehabt, daran gab es nichts zu zweifeln. Rodrigo oder die anderen hätte er niemals hineingebeten, was will ein solcher Typ denn auch mit einem Staubsauger? Trotzdem ließ sie erst vom Boden ab, als die gesamte untere Etage in neuem Glanz erstrahlte. Sie bildete sich ein, dass sogar der süßlich-moderige Geruch, eine Mischung aus traurigem, einsamem Sex und abgestandenem Bier, der sie beim Betreten beinahe erschlagen hätte, zurückgegangen war. Vielleicht hatte sie sich mittlerweile aber auch nur daran gewöhnt. Ian Parsons starrte sie immer noch an, sein Blick bohrte sich von hinten durch sie hindurch, das konnte sie spüren. Er hätte sie am liebsten sofort gepackt und ihr die Kleider vom Leib gerissen, das wollten alle, und ihr wurde übel. Sie würde ihm auf keinen Fall ihre Visitenkarte geben, soviel stand fest.
Ian hatte den Blick nicht von der jungen Frau ablassen können. Sie hätte seine Tochter sein können, aber das war sie nicht, und das war gut so. Das leise Surren verstummte und Elliott hängte den Sauger vorsichtig in die Ladestation, die in der Steckdose wartete. Ian hatte sich schon zuvor gefragt, wie diese Konstruktion halten sollte, ohne auf den Boden zu fallen, immerhin hing sie nur an den kleinen Kontakten und eine Feststellfunktion hatte der Stecker auch nicht, aber er vertraute ihr in dieser Sache vollends. Und er wollte sie unbedingt vögeln, ohne Wenn und Aber, der Schweiß lief ihm schon durchs Gesicht. „Tada“, rief sie euphorisch und riss die Arme nach oben, wobei ihre Brüste fast unmerklich auf und ab wippten. Ihm entfuhr ein leises Grunzen. „Und? Was denken Sie? Ich würde sagen, mittlerweile könnten Sie vom Boden essen.“ Ian stimmte wortlos zu, er konnte sich kaum konzentrieren. „Was soll das Gerät denn kosten?“, fragte er, mehr zur Ablenkung als aus ernsthaftem Interesse. Er hatte erwartet, dass der Preis recht hoch sein würde, doch es stand nicht zur Debatte, dass er einen Rückzieher machen würde, nicht er, nicht heute, nicht vor dieser Frau. „Normalerweise liegt der Power 4S bei knapp unter zweitausend Dollar“, sagte Elliott, „aber für Sie würde ich auf tausendfünfhundert gehen. Weil Sie mir sympathisch sind und wir so eine schöne Zeit hatten.“ Sie zwinkerte ihm zu, Ian zuckte zusammen. Zwei Minuten später unterschrieb er mit unruhiger Hand den Vertrag, der schon fertig aufgesetzt war.
Als sich die Tür hinter Elliott schloss, sah Ian ihrer Silhouette durch das Milchglas dabei zu, wie sie auf ein großes, dunkles Auto zulief und auf der linken Seite einstieg. Er schwitzte am ganzen Körper, seine Erektion schmerzte fürchterlich, das hatte er lange nicht erlebt, selbst bei Nancy nicht, Nancy mit ihrem verschissenen Marketing-Ehemann. Er zog hastig seine Jeans aus, ging zum Kühlschrank und hielt sich mit der linken Hand eine Dose Bud Light an die Leiste, mit der rechten hielt er seinen Ständer fest, er drückte regelrecht zu, doch als er das ausladende, hellblaue Paket mit der Aufschrift DryVac Super 4S – Mehr Saugen geht nicht sah, konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Wie ein Wilder fing er an zu wichsen, breitbeinig auf dem blitzsauberen Fliesenboden, und stieß unkontrollierte Schreie aus. Er schwitzte wie ein Marathonläufer im Hochsommer, in dieser scheiß mexikanischen Hitzewelle, und dachte an Elliott, wie sie ihm ihren Arsch entgegenstreckte, während sie seinen Boden saugte, er hatte sie jetzt genau vor Augen in ihrem durchsichtigen Oberteil mit dem dunklen BH und dem weißen Tanga, und kam sofort. Das laute Grunzen wich einem zittrigen Stöhnen, er atmete schnell und schwer, die Erektion blieb noch eine Weile, er stützte sich an der Wand ab. Der Boden um ihn herum war nass von Schweiß und Ejakulat, vor allem Schweiß, er masturbierte mittlerweile so häufig, dass in den meisten Fällen nichts mehr kam, abgesehen von ein paar kleinen, durchsichtigen Tropfen. Er trocknete die Fliesen halbherzig mit seinem Socken ab, öffnete die Dose und ließ sich keuchend aufs Sofa fallen. Was war das nur für ein Tag gewesen. Ian beschloss, dass er Elliott bald wiedersehen musste. Sie hatte keine Karte dagelassen, vielleicht würde er ihren Namen im Internet finden, notfalls würde er die Auskunft anrufen oder das Sekretariat in der Firma, das würde schon gehen. Zur Not würde er das Gerät reklamieren und sich ein neues vorführen lassen, und dann nochmal, und dann nochmal. Er war beinahe eingeschlafen, als ihn die Türklingel wieder zurückholte. Eilig schlüpfte er in seine Jeans, drückte den letzten Schluck aus der Dose, nahm einen Zwanziger aus dem Glas auf der Anrichte und öffnete.
„Hola, Ian“, sagte Miguel und streckte ihm sein schiefes Grinsen entgegen. „Einmal wie immer.“