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Einmal TV mit Gehirnsalat, Bitte!

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07.02.2003
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Einmal TV mit Gehirnsalat, Bitte!

Ein Telefon klingelt. Gedankenversunken hebt er ab ‘hallo……..hallo!?…’ im Hintergrund klingelt noch immer ein Telefon, der Fernseher läuft. Er legt seine Füsse auf den kleinen Glasstisch und lehnt sich zurrück in sein Sofa. ‘Was ist das wieder für ein scheiss Film?!’ Er wechselt den Sender nicht. …Werbung! ‘…Was hab ich falsch gemacht?…’ Er sagt es leise vor sich hin. In seinen Augen spiegelt sich Leere. Die Frage hängt wie ein unagenehmer Geruch im Raum. ‘…das neue Raumspray mit der dreifach-aktiv-formel…’ säuselt eine freundliche Frauenstimme aus den Dolby-Surround Boxen ‘…aufreissen, ausnutzen, wegschmeissen!…ich hab ihr doch alles gegeben was sie wollte!’ Ja, das stimmt tatsächlich! Er hat ihr zum Valentinstag letztes Jahr einen teuren Goldring gekauft, Geschenkidee von Tchibo! Einmal im Monat hat er ihr rote Rosen mitgebracht, sie hat sich immer wahnsinnig gefreut, die ganze Nacht lang! Naja, zumindest am Anfang der Beziehung, später war die Leidenschaft die die Blumen entflammten natürlich normal - und küzer, sie kannten sich ja auch schon so lange und es gab nicht mehr so viel neues zu entdecken. Ein gesundes Maβ an Routine macht das Zusammenleben schliesslich einfacher und reibungsloser! ‘Was macht sie jetzt wohl gerade?…ach.. …scheisse! geht mir doch am Arsch vorbei!…’ denkt er sich und versucht sich gleichgültig zu fühlen. Er schaut mit stumpfen Augen auf die Mattscheibe. Immer noch Werbung. ‘…Sie können es nicht nur sehen und hören, sondern auch fühlen! Alltag raus - DVD rein!….’ im Hintergrund Explosions-geräusche, Reifenquitschen und Eddi Murphey furzt. ’…wiso sollte ich das fühlen wollen?…’ er steht auf und legt einen Film in den DVD-player ein.’…scheisse, dass ich König der Löwen nur auf Video hab!’ Sie hat Zeichentrickfilme geliebt, er konnte sie nie leiden bis er sie mit ihr angeschaut hat. Ihr lachen zu hören war schön. Er mag Zeichentrickfilme. ‘…echt beknackt! Jetz kann ich mir die ganze Disney – Collection auch noch auf DVD kaufen!…’ . Er schaltet noch einmal durch ’…Aah,…TV total..’andauernder Applaus als Stefan Raab die Bühne betritt. Eine Weile später flacht der Applaus ab ’…wir haben doch keine Zeit…’ gröhlendes Gelächter. Er hat es gehasst wenn sie über seine Witze gelacht hat ohne es zu meinen. Er braucht keine Almosen. Er hat immer die neusten Witze aus dem Internet auf Lager. Er konnte genau erkennen wenn sie wirklich lachte, so herzlich, so warm. Wie zum Beispiel als er sich versehentlich auf seinen Geburtstagskuchen gesetzt hat und das erste gesagt hat was ihm eingefallen ist: ‘Der Kuchen ist zu weich!’. Sie hat sich weggeschmissen vor Lachen, das versteht er bis heute nicht, aber es war einer der besten Geburtstage seines Lebens.
Raab hat gerade die Werbepause angekündigt, Zeit aufs Klo zu gehen! Ein sprechender Braunbaer betritt den Bildschirm ‘…ist das softeste sechslagige Klopapier…’ ‘… seit es scheisse gibt!’ knurrt er und geht ins Badezimmer. Er schaut in den Spiegel und wieder fühlt er dieses Bedürfnis. Wasser staut sich in seinen Augen, er ist nicht gerne alleine! Er Atmet tief durch wendet sich der Toilette zu. Zurrück auf dem Sofa fühlt er sich trotz scheinbar erledigtem Bedürfnis nicht besser.

‘…Warum hat sie mich verlassen?…’ er weiss es wirklich nicht. Er hat sie nicht geschlagen, hat nie was mit einer anderen Frau gehabt, er war nie gemein zu ihr. ‘…erreichen sie ihre Traumfigur mit FitForFun…’ klingt es in seinen Ohren und er fühlt eine gewisse Wärme aufsteigen während er die perfekten Körper der knackigen Fitnessmäuse anstarrt. Sie hatte keinen so perfekten Körper, und das hat er ihr auch gesagt, sehr nett natürlich. Er hat ihr angeboten dass sie ihn beim Joggen begleiten darf, weil es ihr ja auch nicht schlecht täte ein paar Kilos zu verlieren. ‘…sie war so still diesem Abend, und Lust auf Sex hatte sie auch nicht…’. Sie wollte mit ihm sprechen, nachdem er an ihrer Figur rumgemeckert hatte. ‘…findet er mich noch attraktiv?…’ sie war sich nicht sicher, und er zeigte ihr auch nicht mehr so oft wie begehrenswert sie ist. Als er ihr das erste mal Rosen mitgebracht hat, das war schön. Und die Nacht war so Leidenschaftlich und er hat sich so viel Zeit für sie genommen. ‘…Warum hat er sich so verändert?…’. Er hat ihr am Anfang stundenlang zugehört und sie haben zusammen gelacht. Sie mochte das glänzen in seinen Augen wenn er gemerkt hat das sie die Konversation geniesst und aus vollem Herzen lacht.’…Er hat so einen wundervollen Sinn für Humor…’ stimmt, er brauchte nur eine Geschichte zu erzählen und sie konnte sich totlachen. Die Art wie er redet, wie er manchmal Dinge umschreibt, so natürlich oft gar nicht als Witz gemeint, aber ihr ist das Herz übergesprudelt vor Freude. Meistens waren es die kleinen Dinge die lustig waren. Ein Versprecher, ein Vergleich oder einfach nur die Ideen die er hatte, die auf ihre Art so rührend und lustig zu gleich waren. Als er zum Beispiel in Gedanken eine Jeepsafari über ihren Körper gemacht hat. ‘…In den Bergen kriegt man neben den Antilopen mit etwas Glück auch einen Weisskopfadler zu sehen…’ er ist die Jeepstrecke mit seinen Lippen abgefahren ’…dann über die Steppe wo Zebras grasen. schau!!! ein Fuchsbau, weiter zum bis zum Wasserloch, hier sind die Löwen die Chefs…’ Es war so schön. Jetzt sitzt sie auf ihrem Sofa und schaut das beknackte Pro Sieben Abendprogramm. Stefan Raab war auch schon mal lustiger. ‘…villeicht ist das so, dass bei Männern der Humor mit wachsendem Alter nachlässt?…’ Irgendwann hat auch er angefangen nur noch abgedroschene Kalauer, die er irgendwo aufgeschnappt hat, zu reissen. Sie hat trotzdem gelacht, so herzlich wie möglich. ‘…ich glaub er hat es gemerkt…’ Es hat schon gereicht, dass sie den Orgasmus, der mit der Zeit eine echte Seltenheit geworden war, vorgespielt hat. Sie hätte das Lachen nicht vorspielen sollen, sie hätte ihm sagen sollen was sie über seinen Humor und den Sex denkt. Aber, da die Aufmerksamkeit die er ihr entgegengebracht hat so abgenommen hat wollte sie ihm das Gefühl von früher geben, das Gefühl das das Funkeln ausgelöst hat. Doch das Funkeln wurde nur noch seltener. ‘…Was hab ich falsch gemacht?…’. ihre Augen bleiben an dem glatten, sonnengebräunten Bauch eines der Models im Fernseher hängen.’…so was will er, ich bin einfach zu fett für ihn…’ Sie hat sich echt angestrengt. Sie ist jetzt vier Kilo unter ihrem idealgewicht, man muss sich ja nach dem Schönheitsideal der Zeit richten. ‘…er hat nie ein Wort gesagt, es ist ihm gar nicht aufgefallen!…’. Ja er hat sie gar nicht mehr genau angeschaut. Sie hat nie daran gezweifelt dass er sie noch liebt. Aber so konnte es nicht weitergehen. ‘…ich vermisse ihn so sehr, es muss doch eine Lösung geben…’ eine Träne rollt über ihre Wange. Sie fängt an bitterlich zu weinen. ‘…er hat mich immer getröstet wenn es mir schlecht ging…’ Sie hebt den Telefonhörer ab und wählt ……tuuuut ……tuuuut … ……………tuuuuuuuuuuuuut…………………………Ein Telefon klingelt!

massimo

 

Hi massimo,

stilistisch mitreißend geschrieben ist Deine Geschichte, finde ich. Man kommt kaum dazu, Atem zu holen. Dass plötzlich die Gedanken der Frau einsickern, fand ich eine interessante Idee. Gleichgültigkeit als Gefühlskiller darzustellen ist angemessen. Nebenbei haust Du noch auf Werbung und Fernsehen mit ihren falschen Idealen.

Das Happy-End (so habe ich es jedenfalls vestanden) ist mir ein bisschen zu kitschig. Natürlich kann es sein, dass er diesmal nicht abhebt, weil er denkt, es klingelt im Fernseher. Dumm gelaufen aber unwahrscheinlich. Sagen wir: Das Ende ist offen.

Machohaft ist das Verhalten des Mannes, indem er erwartet, dass seine Partnerin sich nach seinen Wünschen ändert. Auch wenn er es nett sagt. Die Frau wirkt mir zu sehr wie das liebe, dumme Mädchen, das nun doch endlich getan hat was er wollte und zu ihm zurück kriecht. Ich hoffe, dass das nicht Dein Bild von Frauen ist, denn Du scheinst es im Gegensatz zu den vielen anderen Aspekten nicht zu kritisieren... man könnte also vermuten, dass sich der Autor mit dieser Story als Macho geoutet hat :rolleyes:

Übrigens hat die Geschichte nicht wirklich eine Handlung oder einen Spannungsbogen. Sie bezieht ihren Reiz ausschließlich aus der Situation (die fast jeder kennen dürfte) und der Sprache.

Fazit: sprachlich interessant, inhaltlich diskussionswürdig.

Uwe

 

Moin Massimo,

Kein großer Spannungsbogen, aber tolle Textpassagen!!

... zum Beispiel....

Er hat es gehasst wenn sie über seine Witze gelacht hat ohne es zu meinen. Er braucht keine Almosen. Er hat immer die neusten Witze aus dem Internet auf Lager. Er konnte genau erkennen wenn sie wirklich lachte, so herzlich, so warm. Wie zum Beispiel als er sich versehentlich auf seinen Geburtstagskuchen gesetzt hat und das erste gesagt hat was ihm eingefallen ist: ‘Der Kuchen ist zu weich!’. Sie hat sich weggeschmissen vor Lachen, das versteht er bis heute nicht, aber es war einer der besten Geburtstage seines Lebens.
Ein Versprecher, ein Vergleich oder einfach nur die Ideen die er hatte, die auf ihre Art so rührend und lustig zu gleich waren. Als er zum Beispiel in Gedanken eine Jeepsafari über ihren Körper gemacht hat. ‘…In den Bergen kriegt man neben den Antilopen mit etwas Glück auch einen Weisskopfadler zu sehen…’ er ist die Jeepstrecke mit seinen Lippen abgefahren ’…dann über die Steppe wo Zebras grasen. schau!!! ein Fuchsbau, weiter zum bis zum Wasserloch, hier sind die Löwen die Chefs…’

Psychologisch interessant auf jeden Fall die unterschiedlichen Bewertungen der gleichen Dinge. Er findet die neuesten Internetwitzen cool. Für sie ist es Tiefkühlkost.

Es wäre interessant, wieviel Kilos sie anfangs tatsächlich wiegt. Wahrscheinlich war sie vorher schlank und ist jetzt untergewichtig... ;)
Ich halte die Textstelle, wo er sie "nett" zum Joggen überredet für sehr realistisch + gut beobachtet, auch ihren Frust + ihre Weigerung abends im Bett.

Die Werbeblöcke passen, nerven mich aber, auch die Absatzlosigkeit, die deinen Text zu einer Endloswurst macht.

Aber psychologisch stimmig + berührend ist er auf jeden Fall.

Pe

 

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