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Einkaufsfolgen
Wie jeden Samstagmittag war ich dazu verdonnert, für meine Mutter einkaufen zu gehen. An diesem trüben Tag jedoch, hatte ich so gar keine Lust rauszugehen. Ich zog mir schnell die Jacke an nahm den Zettel und stürmte los, um es möglichst schnell hinter mich zu bringen. Den Bus erwischte ich wie immer in letzter Minute. Im Supermarkt fand ich auf Anhieb nicht alles was ich suchte. Ich hatte von einem Super-Sonderangebot für das leckerste Markeneisprodukt gehört. Also ging ich bedächtig in Richtung Tiefkühltruhe. Als ich nach dem gewünschten Hüftgold suchte bemerkte ich, dass ich wohl nicht die Einzige war, die sich dafür interessierte. Neben mir stand ein großer dunkelhaariger Typ aus meiner Schule. Wenn ich mich nicht irrte war er eine Stufe über mir. Ich hatte gefunden was ich suchte öffnete die Kühltruhe, streckte meine Hand nach der letzten Packung aus und musste mit ansehen, dass er schneller war.Er schnappte sich die Packung grinste mich dreist an und wollte in Richtung Fleischtheke abdüsen. Normalerweise hätte ich mich jetzt total geärgert und verflucht, dass ich so schüchtern war und mir immer alles gefallen ließ. Doch diesmal war es anders. Ich wollte dieses Eis ich hatte mich schon den ganzen Morgen darauf gefreut. Ich würde nicht kampflos aufgeben. Prompt als er an der Theke sein Fleisch bestellte, schob ich meinen Wagen unauffällig an seinem vorbei und als er gerade überlegte ob er noch etwas nehmen sollte und die Verkäuferin damit beschäftigt war das andere Fleisch abzuwiegen, schlug ich zu. Ich nahm die Packung aus seinem Wagen heraus. Dann stahl ich mich schnell davon und raste zur Kasse. Unglücklicher Weise war er derjenige der hintere mir in der Schlange stand und alle Dinge sah die ich auf das Band legte. Als das Eis zum Vorschein kam, geriet er ins Stutzen, sagte jedoch nichts. Nachdem ich bezahlte hatte und einpackte kam er zu mir. „Du hast mir das Eis aus dem Wagen genommen.“ Er sah sehr zerknirscht aus. „Stimmt“, gab ich zu. „Weil du es mir vorher vor der Nase weggeschnappt hast.“ Unsere weitere Unterhaltung beschränkte sich darauf , dass ich ihm erklärte , dass dies kein Diebstahl sei, da er das Eis noch nicht bezahlt hatte. Er murmelte noch irgendwas von wegen ich sei ja ziemlich unverschämt und ob ich immer so unsozial wäre. Ich wurde langsam aber sicher sehr sauer. „Das nennst du unsozial, wenn ich dir das Eis vor der Nase weggeschnappt hätte, wie hättest du das genannt?“Mit einem ziemlich mörderisch aussehenden Blick in meine Richtung packte er seine Sachen ein und verschwand aus dem Laden. Ich ließ mir extra lange Zeit alles zu verstauen um ihm draußen nicht noch mal über den Weg zu laufen. Als ich den Laden verließ und zur Bushaltestelle schlenderte musste ich zu meinem Leidwesen feststellen, dass er auch dort wartete. Er blickte mich aus kühlen Augen an . Wenn er nicht so zornig gewesen wäre ,hätte ich ihn sehr hübsch gefunden. Er war einen Kopf größer als ich, hatte braune verwuschelte Haare und grünbraune Augen. Es ging mir auf die Nerven, dass er so einen Aufstand wegen dem Eis veranstaltete. Ich suchte in meinen Tüten danach und überreichte es ihm. „Bevor du mich jetzt auf ewig hasst…hier, ich hoffe die Sache hat sich damit erledigt.“ Er nahm es, blickte mir kurz in die Augen und gab es mir zurück. „Nein, lass mal….vielleicht habe ich ja doch ein bisschen überreagiert….war halt ein geiles Sonderangebot.“ Ich schaute auf die Uhr und stellte fest, dass der Bus an diesem Tag nur halbstündlich fuhr. Das hieß ich würde hier noch mindestens eine Viertelstunde mit ihm herumstehen. „Gehst du eigentlich in die 12.?“ Er nickte und fuhr sich mit der Hand durch das Haar. Ich fragte mich was ich von ihm halten sollte. Ich verkniff mir die Fragen über seine Profilwahl und schwieg. Aber er kam mir zuvor: „Ich habe das sportliche Profil….und du, weißt du schon welches Profil du wählst ?“ „Ich weiß es nicht…vielleicht das naturwissenschaftliche Profil.“ Eine Weile redeten wir über dies und das an unserer Schule. Irgendwann kam dann der Bus und wir stiegen ein. Wir setzten uns nebeneinander um noch ein bisschen über unsere Lehrer abzulästern. Es überraschte mich, dass wir auf einer Wellenlänge waren. Mit der Weile hatte ich sogar das Gefühl , wir würden uns ewig kennen. Er erzählte von seinem Hobby:“Skaten“ Jetzt musste ich grinsen. Als ich ihn das erste Mal in der Schule flüchtig gesehen hatte, kam er mir wie ein Skater vor. So lässig und leichtfüßig. Er schlug vor, mir ein paar von seinen Tricks zu zeigen. Ich sagte ehrlich, dass ich vom Skaten überhaupt keine Ahnung hatte. Er meinte er könne mir ja ein bisschen was beibringen. Er habe zwei Skateboards, das ginge schon. Insgesamt war es erstaunlich wie viel ich von ihm erfahren habe, an nur einem Tag obwohl es doch erst so aussah als ob wir uns nicht leiden könnten. Als ich aussteigen musste fiel mir noch etwas ein als ich mich verabschiedete: „Wie heißt du eigentlich?“ Er grinste fuhr sich noch einmal durchs Haar und antwortete :,,Ich heiße eigentlich Jonathan aber der Name ist schrecklich also nenn‘ mich lieber John oder Jo.“ Ich lächelte vor mich hin : „Okay, wir sehen uns in der Schule Jo…“. In den nächsten Tagen freundeten wir uns immer mehr an und ich gehe mittlererweile sogar gerne zum Einkaufen- mit Jo.